04 Juli 2007

They’re tryin to make me go to rehab

... I say no, no, no.
Also, prinzipiell will ich ja schon, im Gegensatz zu Amy Winehouse. (Obwohl die's sicher noch nötiger hätte als ich.) Deswegen hab ich ja auch eine Kur beantragt, genauer gesagt eine stationäre medizinische Rehabilitation. Mein Arzt hat mir das empfohlen, und mich aufgeklärt, dass man da nicht nur in der frischen Seeluft rumsitzt, Minigolf spielt und sich 'nen Kurschatten zulegt, sprich eine langweilige Variante von richtigem Urlaub macht. Statt dessen stelle ich mir das ganze jetzt als so eine Art Intensiv-Therapie-Trainingscamp vor, 'ne Juku für Psychos sozusagen.
Das war vor ca. 4 Monaten und ca. 2 Tonnen Papier. Diverse Formalitäten zogen sich immer länger hin, so dass ich schließlich etwas nervös wurde. Laut meinem Arzt sollte die Kur 4 Wochen dauern, im Antrag stand was von 3 Wochen - das würde etwas knapp werden mit den Hochzeitsvorbereitungen. Dann kam völlig überraschend der Bewilligungsbescheid. Danach sollte die Kur am 5.7. beginnen und 6 Wochen dauern. Wer den Counter auf unserer Hochzeitswebsite konsultiert kann unschwer die Kollision erkennen.
Also klemmte ich mich ans Telefon, stellte einen Verschiebungs-Antrag (für sowas gibt's tatsächlich kein Formular!), wartete wieder. Und plante fortan in zwei Schienen. Einmal die normale Timeline: Vorbereitung - Hochzeit - Flitterwochen - Kur. Und einmal die Worst-Case-Timeline: Kur/Vorbereitung parallel, Kur abbrechen um zu Heiraten, danach Rechtsstreit mit der Rentenversicherung.
Übrigens müßt ihr euch um eure Renten keine Sorgen mehr machen, die Deutsche Rentenversicherung ist mittlerweile allein durch die Hotline-Gebühren meiner vielen Anrufe saniert. ("Sie sind verbunden mit der Deutschen Rentenversicherung Bund. Drücken Sie die Null.") Nach vielen tausend Anrufen wurde mir schließlich heute (am 4.7., also einen Tag vor Kur-Antritt) mitgeteilt, dass die Verschiebung genehmigt ist. Vor lauter Erleichterung kann ich mich gar nicht mehr richtig ärgern, dass die sich so Zeit gelassen haben.
Tryin to make me go to rehab, I won't go, go, go... yet.

29 Juni 2007

Kulinarische Erfolgserlebnisse

Eigentlich muss ich mich jetzt erstmal beschweren.
Ich habe für unsere Hochzeit bei mehreren Caterern ein Angebot angefragt. Ein einziger davon ist entschuldigt, weil er schon einen Termin an dem Tag hatte. Nummer zwei hat sich auf meine Anfrage überhaupt nicht mehr gemeldet. Nummer drei verspricht mir regelmäßig am Telefon, sich 'sofort als nächstes' darum zu kümmern, dass ich ein Angebot bekomme. Und Nummer vier hat sich erstmal komplett geweigert, mir ein Angebot zu machen, ohne mich vorher persönlich zu treffen. Was ein bisschen schwierig ist, wenn ich in HH bin und der in München. Nach viel gutem Zureden hat er mir dann Unterlagen zugeschickt. Da stand 1:1 das gleiche drin wie auf seiner Website. Ein erneutes Telefonat und eine ausführliche Email mit unseren Wünschen brachten dann schließlich ein Angebot. Da stand alles mögliche drin. Nur nicht das, worum ich in der Email explizit gebeten hatte. Das bekäme ich erst angeboten, wenn wir uns persönlich kennengelernt hätten. Tja, irgendwie zweifle ich ganz stark daran, dass das passieren wird.
Zum Glück hat mich meine Mutter gerettet, die grade für ihre Kollegen ein großes Fest veranstaltet hat. Der Caterer, den sie dafür engagiert hat, ist total nett und zuvorkommend, klingt, als hätte er jede Menge Erfahrung, und hat mir versprochen, mir bis Montag ein Angebot zu schicken - obwohl er selbst am Wochenende heiratet und wahrscheinlich ganz andere Dinge im Kopf hat. Das ist Service. Das Abendessen scheint gerettet!
Außerdem habe ich heute ganz in der Nähe einen Laden entdeckt, bei dem es Gelbwurst gibt.
Ich weiß, das kennt hier oben kaum einer, weswegen ihr auch nicht ermessen könnt, wie sensationell diese Entdeckung ist, weil ihr ja nicht wisst, was ihr verpasst. Da der Laden auch noch original bayrischen Leberkäs und im Winter sogar frische Weisswürst führt, gibt es jetzt kulinarisch nichts mehr, was ich in Hamburg vermissen könnte, außer vielleicht ordentliche Brezeln, aber die kann man sich immer noch aus der Tiefkühltruhe selber aufbacken.
Keine Sorge, das bedeutet nicht, dass wir jetzt seltener nach München kommen. Wir werden nur zukünftig mit leichterem Gepäck (also ohne Kiloweise Gelbwurst im Koffer) wieder zurückreisen...

27 Juni 2007

Wut

Nein, diesmal ist nicht die Schreibwut gemeint, die mich offenbar immer noch reitet. Sondern ganz normale Wut. Aber wann ist Wut eigentlich normal?
Als Kind war ich oft wütend. So mit 5 oder 6 Jahren war ich so richtig jähzornig, habe rumgeschrien, Sachen geworfen, ganze Regalbretter leergefegt (das hatte ich im Fernsehen gesehen und fand es unheimlich effektvoll). Außerdem war ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit furchtbar beleidigt. Irgendwann habe ich mitbekommen, dass das bei Gleichaltrigen nicht so gut ankommt, und mich keiner mehr so richtig ernst nahm. Also habe ich mich zusammengerissen und mir das abgewöhnt.
Später, als Teenager, hatte ich nochmal eine Phase, in der ich meine Wut so richtig ausgelebt habe. Obwohl, "richtig" in dem Zusammenhang kein gutes Wort ist, denn ich steckte in einer Beziehung, an der einfach alles grundfalsch war. Entsprechend viel haben wir gestritten, das volle Programm mit Schreien, Szenen in der Öffentlichkeit, und gelegentlich auch Gewalttätigkeiten (von beiden Seiten). Alles sehr hässlich. Aber mit dem Ende der Beziehung ist das völlig verschwunden. Mangels Gelegenheit, und auch weil ich mir geschworen hatte, sowas nie wieder durchzumachen, und mir nichts sehnlicher wünschte als Ruhe und Frieden.
Seither gibt es wenige Gelegenheiten, wo ich meine Wut nach außen dringen lasse. Was keineswegs bedeutet, dass ich nicht wütend bin. Ich habe den Verdacht, dass ich meine Wut (aus verschiedenen Gründen) so gut unterdrücken gelernt habe, dass ich sie oft selber nicht mehr wahrnehme. Und selbst wenn, es oft nicht wage, sie zu zeigen. Was zum einen feige und unehrlich ist, und zum anderen furchtbar ungesund. Seit ich in Therapie bin, arbeite ich daran, meine Wut, und alle abgeschwächten Varianten wie Unmut, Verletztsein oder Empörung (in hoffentlich sozialverträglicher Form) auszudrücken. Aber wie sehr ich diese Gefühle vor mir selber verstecken gelernt habe, hat mir erst ein Gespräch mit meiner Schwägerin Bine klargemacht. Sie hat mir ein paar schlaue Fragen gestellt, von denen ich überhaupt nicht kapiert habe, worauf sie abzielten, von denen ich aber im Nachhinein glaube, dass es darauf nur eine richtige Antwort gibt: Wut.
In so vielen Situationen, in denen mir jemand Unrecht tut, denke ich nicht einmal daran, wütend zu werden. Ich ärgere mich, klar, aber das führt nie soweit, dass ich den anderen wissen lasse, dass er was falsch macht. Im Gegenteil, je wütender ich bin, desto weniger will ich mir die Blöße geben, dem anderen zu zeigen, dass er mich verletzt. Dann würde ich ihn ja an mich ranlassen, und das geht nicht, weil ich ja wütend auf ihn bin. Eigentlich eine sehr kindische Form von Stolz.
Da sitzt meine Wut dann also in mir drin, und anstatt dem ins Gesicht zu springen, der sie verursacht hat, bleibt sie eingesperrt und verwüstet mein Innenleben, komplett mit Sachen werfen und Regalbretter leerfegen. Und ich merk nicht mal was davon, weil ich sie ja so gut verdrängt habe.
Und auch noch nach einem Jahr Therapie komme ich nicht mal auf die Idee, dass ich mit Fug und Recht und völlig legitim über so vieles stinkwütend sein müßte. Hm. Kennt vielleicht jemand einen guten Amok-Läufer o.ä., bei dem ich in die Lehre gehen könnte?

25 Juni 2007

Nochmal zum Thema Bräute

Ich muss es einfach wiederholen: Bräute sind komisch. Erstens mutieren wir alle durch eine kleine Frage (und deren bevorstehende Bejahung) zu Rollenspielerinnen. Sprich wir tragen auf einmal Dinge, die kein vernünftiger Mensch auf der Straße anziehen würde (oder habt ihr schon mal jemand im Supermarkt mit Reifrock rumlaufen sehen?), beschäftigen uns mit Ritualen und Bräuchen, die ihre Bedeutung für uns längst verloren haben, oder die direkt über Hollywood importiert wurden und somit nicht wirklich als Traditionen bezeichnet werden können. Letzteres wäre nicht schlimm, wenn sie wenigstens irgendwie Spaß o.ä. bringen würden, aber was haben ich oder meine Gäste davon, wenn ich ein blaues Strumpfband oder einen Penny (bzw. Cent) im Schuh trage?
Was aber noch viel seltsamer ist: alles in unserer Existenz fokussiert sich auf einmal auf diesen einen Tag. Wir machen Diäten, um zum Stichtag eine gute Figur zu machen, absolvieren Termine bei Kosmetikern und Nageldesignern, lassen Prozeduren über uns ergehen, die bei Amnesty International Alarmstufe Rot auslösen würden, wenn sie in einem irakischen Gefängnis stattfänden, geben Unsummen aus, um diesen einen Tag perfekt zu machen. Und das alles, weil er sein Interesse bekundet hat, für immer der unsere zu sein.
Was wir da tun, ist aus Marketing-Gesichtspunkten nicht sinnvoll. Der Kunde hat sich ja bereits zum Kauf verpflichtet. Sicher, bis zum Vertragsabschluss kann noch einiges passieren, d.h. wir sollten in unseren bisherigen Werbe-Bemühungen nicht nachlassen. Aber das Produkt, das der Kunde haben will, von der Willenserklärung bis zum Vertragsabschluss auf einmal radikal verbessern zu wollen, ist bestenfalls Verschwendung, wenn nicht risikoreich (wer weiß, ob der Kunde unsere Veränderungen überhaupt als Verbesserung empfindet). Sicher, die Regel ist, dass jeder Kunde gerne die Bestätigung bekommt, das richtige gekauft zu haben. Viele Firmen verwenden sehr viel Aufwand darauf, in Form von aufwendigen Verpackungen, Kundenservice und schick aufgemachten Unterlagen wie Bedienungsanleitungen (ich spreche nicht vom Inhalt, nur vom Design). Das geschieht aber hauptsächlich, um den Kunden an die Firma zu binden, und sicherzustellen, dass er wieder etwas da kauft. Und das kann ja wohl nicht im Interesse einer Braut sein.
Fazit: die ganze Verschönerei, die tollen Kleider und Frisuren, sowie das Gefeiere ist nicht nur sinnlos, sondern kontraproduktiv. QED.
Schluck.
Hab ich schon mal erwähnt, dass ich nie nie wieder im Marketing arbeiten möchte?

Von Steckdosen und Nebensonnen

Vorsicht, ich hab heute Schreibwut. Hab noch mindestens zwei weitere Beiträge auf Lager.
Also, erstmal zu obigem Thema: in vielen Rollenspielen gibt's die Fähigkeit "Sachen finden". Wenn ein Spielcharakter über sowas verfügt, fällt es ihm leicht, nicht ganz offensichtliche Dinge zu entdecken, was der Spielleiter (wenn's ihm in den Kram passt) im Hinterkopf behalten und entsprechend in die Handlung einbauen kann. Eigentlich sollte man meinen, zum "Sachen finden" braucht's hauptsächlich gute Augen und eine erhöhte Aufmerksamkeit. Beides kann ich von mir wirklich nicht behaupten, mit knapp 7 Dioptrien sind meine Augen eher Zierde als irgend was anderes (wenn überhaupt), und Aufmerksamkeit, naja... neee. Trotzdem kann ich gut Sachen finden. Verlegte Schlüssel und Portemonnaies, dringend benötigte Kleidungsstücke, zu lange liegengelassene Überweisungsscheine für Strafzettel, Fehler in Softwarekonfigurationen und kaputte Kabel...
Oder zum Beispiel die wirklich gut versteckte Steckdose (etymologischer Zusammenhang ausgeschlossen) zwischen/unter unseren Sitzen im Zug zurück nach HH, die es uns erlaubte, die endlos lange Fahrt mit so unterhaltsamen Dingen wie Robot Chicken zu verbringen (Danke Felix! Die Star Wars Folge war echt zum Schießen), was unser Laptop ohne Stromzufuhr nicht lange durchgehalten hätte. Allerdings konnten wir erstmal gar nicht auf den Bildschirm gucken, weil ich draußen schon wieder eine Sache gefunden hatte, nämlich eine Nebensonne. Das ist, in Leos Worten, ein wolkeninterner Regenbogen, etwas, das ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe, und wahrscheinlich auch nie gesehen hätte, wenn mein Bruder mir nicht mal davon erzählt hätte. (Bei Wikipedia ist das Phänomen gut erklärt, außerdem schöne Fotos!).
Jedenfalls glaube ich, das mit dem Sachen finden, ist reine Übung: jemand, der dauernd was verlegt (Schlüssel oder Kabel, letzteres mit viel Dilettantismus, was übrigens von delectare kommt, d.h. Spaß ist auch mit dabei), muss einfach gut im Wiederfinden sein, oder er ist aufgeschmissen (bzw. ausgesperrt bzw. offline, letzteres die größte Katastrophe).

Hotline Support

Neulich wollte ich per Internet was aus Australien kaufen. Und per PayPal dafür bezahlen. Aber irgendwie ging das nicht. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen habe ich mich dann per Mail an den Support gewandt. Die haben noch am gleichen Tag geantwortet, und mit der Beschreibung, die sie mir geschickt haben, konnte ich das Problem sofort lösen.
Das hat mich gefreut, also hab ich auf die Email geantwortet und mich mit drei kurzen Worten für die schnelle Hilfe bedankt.
Daraufhin bekam ich eine weitere Mail vom Support-Team, in dem sie sich über sicher 20 Zeilen hinweg dafür bedankten, dass ich mich bedankt hatte.
Ich weiß, Kundendienst-Hotlines sind meistens nervig, nicht erreichbar und oft wenig hilfreich. Aber dass ein einfaches Dankeschön bei den Jungs so eine Begeisterung auslöst, läßt befürchten, dass die nur ganz schlimme Dinge von ihren Kunden gewöhnt sind. Guter Vorsatz also: öfters mal bedanken, vielleicht bringt das ja auch gutes Karma für andere Hotlines.

Sometimes they come back

Unter diesem (von Stephen King geklauten) Titel erwartet euch wieder einmal eine kleine Filmszene.
Szene 1
Intro-Musik.
Close-up auf Tanjas Gesicht, etwas geistesabwesend, sehr resigniert. Die Kamera fährt zurück, man sieht, dass sie ein Handy am Ohr hat, aber offenbar mit niemandem spricht. Die Musik drückt ebenfalls Resignation und Enttäuschung aus. Dann plötzlich kommt Bewegung in ihre Gesichtszüge, die Musik wird lebhafter, sie schreit etwas in den Hörer, läßt das Telefon fallen, springt ihn ihre Schuhe und schnappt ihre Handtasche.
Ihre nichtsahnende Schwiegermutter, die grade vorbeikommt, wird am Ärmel gepackt, zum Auto gezerrt, und mit vorgehaltener Waffe zum losfahren gezwungen.
Szene 2
Man sieht einen Mercedes A-Klasse mit unsinniger Geschwindigkeit über Rote Ampeln rasen, und schließlich am Pasinger Bahnhof vorfahren.
Szene 3
Tanja sitzt in der S-Bahn, ungeduldig Fingernägel kauend und mit dem Fuß wippend. Eine Durchsage erzählt etwas von Verzögerung wegen Bauarbeiten.
Szene 3
Tanja hechtet aus der kaum haltenden S-Bahn, sieht sich gehetzt um, entdeckt das U-Bahn Schild, rennt zur Rolltreppe. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend hechtet sie die Treppe herunter und will zwei Männer, die die Treppe nebeneinanderstehend blockieren, mit einem vollen Bodycheck aus dem Weg räumen. Im letzten Moment bemerkt sie, dass es sich um zwei Körperbehinderte handelt und bremst halsbrecherisch ihren Lauf. Sie bleibt hinter den Männern stehen, guckt schuldbewußt, kaut weiter Fingernägel. Aufzugsmusik.
Am Fuß der Treppe rennt sie wieder los, kommt abgehetzt auf dem Bahnsteig an.
Close-up auf die Anzeigentafel: der nächste Zug kommt erst in 8 Minuten, und er fährt nur bis Fröttmaning. Musik aus Psycho (Duschszene).
Szene 4
Tanja springt in Fröttmaning aus der U-Bahn, rennt die Treppe hoch, über die Brücke - da, auf der Straße steht ein Taxi, ein einziges! Sie rennt schneller, stolpert die Treppe runter, hechtet über die Straße auf das Taxi zu, bleibt kurz davor stehen. Der Fahrer hat eine Zeitung vor sich ausgebreitet, den Kopf tief gesenkt - schläft er? Das Taxi-Licht ist aus. Close-up auf Tanjas panischen Gesichtsausdruck.
Dann hebt der Fahrer den Kopf, klappt gemütlich die Zeitung zusammen, öffnet die Tür und fragt in breitestem Bayrisch:
Taxifahrer: Grüß Gott. Wo möchten's denn...
Tanja: Schnell, nach Hochbrück, ich muss da sofort hin!
Szene 5
Ein Taxi rast über die Autobahn, überholt andere Autos rechts, schwenkt in einem halsbrecherischen Manöver in eine Ausfahrt ein.
Szene 6
Tanja springt aus dem Taxi, noch bevor das richtig hält, und wirft eine Handvoll Geldscheine durchs Fenster hinein. Sie fängt an zu rennen.
Szene 7
Close-up: Tanjas Finger auf einem Klingelknopf, neben dem "Underworld" zu lesen ist. Sie klingelt Sturm. Die Tür öffnet sich, sie hetzt eine Treppe hinunter, öffnet eine Tür.
In dem Raum steht eine Frau, über eine andere, reglos daliegende Frau gebeugt.
Tanja: Konny... Was hast Du gemacht?
Die Frau blickt auf. Ihre Hände, genau wie die Haare der Frau, über die sie sich beugt, sind tiefrot und nass...
Tanja: Wo bist Du gewesen? (holt tief Luft, um wieder zu Atem zu kommen) Total egal. Viel wichtiger: kannst Du mir heute noch die Haare schneiden?
Cut.

Ihr habt's erraten: meine Friseuse ist wieder aufgetaucht. Eine Verkettung unglücklicher Umstände hat bedingt, dass sie seit Anfang Mai nicht erreichbar war. (Floh, bitte schlag Deine Kollegen von mir, die sind auch mit verantwortlich.) Jetzt bin ich mit diversen neuen Telefonnummern sowie Email-Adressen ausgestattet, damit sowas nie wieder passieren kann.
Konny is back.
Meine Haare sind bunt.
Die Welt ist... na ihr wisst schon.

20 Juni 2007

Hochzeitsgewurstel

So langsam wird's ernst. Weniger als zwei Monate sind es jetzt noch bis zu unserer Hochzeit, und ich bin voll im Orga-Stress. Während bisher eigentlich alles ganz gut lief, kommen jetzt die ersten Mini-Katastrophen und mittelgroßen Hürden, die das ganze so... interessant machen.
Am allerschlimmsten ist, dass meine Leib- und Magenfriseuse verschwunden ist. Geht nicht ans Telefon, Handy ist aus, im Salon ist keiner, und das schon seit Anfang Mai. Der Ersatzfriseur, den anzurufen ich mich jetzt endlich durchgerungen habe, hat natürlich kurzfristig keine Zeit, so dass ich wahrscheinlich nochmal extra deswegen nach München muss. Die Caterer haben sich auch gegen uns verschworen, der eine meldet sich gar nicht, der andere will mir kein Angebot machen, ohne mich vorher persönlich zu treffen (!!), hat aber keine Zeit, wenn wir in München sind.
Außerdem wird das Fest mittags zu groß, d.h. in den Garten passen alle rein, aber wenn's regnet, bringen wir die Leute nicht im Haus unter. Da werden wir unsere Planung evtl. nochmal komplett umschmeißen. Und die blöde Zeit vergeht so schnell.... Panik! Immerhin gibt's auch ein paar positive Dinge zu vermelden: die Einladungen sind endlich raus, und die dazugehörige Homepage steht auch schon: Tadaaaa! (Flash Player nötig, ansonsten hier) Und morgen geh ich wieder mal das Kleid probieren, das mir - ich kann's nicht anders sagen - einfach rasend gut steht... :-)

16 Juni 2007

5 Mädels, 2,5 Tage, 1 Stadt

Und 0 Paar Schuhe. Tatsächlich, wir (mein Literaturclub und ich) waren über ein langes Wochenende in Istanbul. Wir haben sogar im Schuh- und Lederviertel gewohnt. Und trotzdem keine gekauft. (Nicht, dass wir's nicht versucht hätten, aber es war einfach nix dabei für uns.)
Aber egal, es gab ja auch viel interessantere Dinge. Um euch einen Eindruck zu geben, wie weh meine Füße immer noch tun, zähle ich einfach mal auf, was wir in die zweieinhalb Tage gequetscht haben: Hagia Sophia, Blaue Moschee, Galata-Brücke und Turm, Beyoglu-Spaziergang, Suleyman Moschee, Topkapi Palast, unterirdische Zisternen, Bosporus-Rundfahrt, großer Basar, Gewürzbasar, diverse Restaurantbesuche und zum Schluss noch 'ne Wasserpfeife. Das waren mindestens so viele Eindrücke wie aus 1001 Nacht, und alles in so kurzer Zeit... Um das adäquat zu beschreiben, bräuchte man mindestens eine Sheherazade. Mal sehen, ob ich sie überreden kann, hier was zu veröffentlichen.
Die Reise war einfach toll. Istanbul ist einerseits viel moderner als man denkt, und andererseits viel orientalischer. Und hat so viele sehenswerte Plätze, wo man die Verbindung zwischen den Kulturen und die Vermischung, die über die Jahrhunderte hinweg immer wieder stattgefunden hat, deutlich sieht und spürt. Und sich an Märchen aus der eigenen Kindheit erinnert fühlt, hinter jeder Ecke einen Karl-May-Charakter zu entdecken glaubt, und sich trotz aller Exotik so gar nicht fremd vorkommt.
Für mich steht fest: die Türkei ist ein Teil von Europa. (Also, bitte bitte, liebe Türken, kriegt das schnell auf die Reihe mit den Menschenrechten!) Und außerdem: ich will da wieder hin!

08 Juni 2007

Der liebe Onkel Doktor

Danke erstmal für eure aufmunternden Kommentare, hier im Blog oder auf anderem Wege. Rein von der Vernunft her kann ich euch ja nur zustimmen. Nur mein Gefühlsleben ist eben momentan ein bockiges und verängstigtes kleines Kind, sprich mit Argumenten nicht zu erreichen. Trotzdem hilft es mir zu wissen, dass ihr da seid und ein bisschen Anteil nehmt. Dankeschön.
Anteilnahme der anderen Art habe ich heute erfahren, als ich (wegen meines Dauerschwindels) beim Kardiologen war. Der hat u.a. einen Ultraschall von meinem Herzen gemacht (vorab: alles in Ordnung, vielleicht ist das ganze also doch eine Nebenwirkung der neuen Medikamente). Schon spannend, sein eigenes Herz schlagen zu sehen. Dabei spielte sich folgender Dialog ab:
Arzt: Haben sie schon mal gelogen?
Tanja: Ähm, naja. Gelegentlich schon.
Arzt: Ja, sehen sie (deutet auf den Ultraschall-Monitor), das kann man hier deutlich erkennen, ganz schwarz. Jaja, die Frauen, die lügen immer zu ihrem eigenen Vorteil.
Tanja: Ähh, aber...
Arzt: So, jetzt sehen wir Ihr Herz komplett. Sehen Sie da jemanden drin?
Tanja: Nein, da sieht man nix, aber ich weiß genau, dass da jemand drin ist.
Arzt: Jetzt lügen Sie schon wieder, da ist doch gar niemand.
Tanja: Nur weil man da auf dem Bild niemanden sieht, heißt das doch nicht...
Arzt: Nein, nein, ich kenn doch die Frauen, Sie erzählen dem Mann vielleicht, dass er da drin ist, aber da ist nichts. Nur ein großes schwarzes Loch, sehen Sie?
Tanja: (bricht spontan in Tränen aus, weil dieses flapsige Gerede genau in das schwarze Loch trifft, das mal ihr Herz war)

07 Juni 2007

Kook only.

Ich weiß, es nervt euch schon, aber ich muss noch mal was zu Tori Amos schreiben. Der Titel bezieht sich diesmal allerdings auf mich. Sehr passend, weil ich aus offensichtlichen Gründen zur Gattung der Kooks zähle, mir aber momentan einfach der Fairy Dust fehlt.
Zu
meinem 25. Geburtstag habe ich die CD „Under the pink“ geschenkt bekommen, und war mitten ins Herz getroffen. Da war jemand, der virtuos mein Lieblingsinstrument spielte, genauso sang, wie man auf einem Klavier spielt, mit anderen Worten komplexe Melodien, unerwartete Tonfolgen, so gar kein Popgedudel, und dazu, am allerwichtigsten, poetische, rätselhafte, verwirrende, schmerzvoll ins Schwarze treffende Texte schrieb, die mein Gefühlsleben bis ins kleinste wiederspiegelten.
Zuletzt habe ich Tori vor zwei Jahren im Hamburger Stadtpark live gesehen. Damals war ich noch bei der Wahnsinnigen-Agentur, und hatte noch keine Ahnung, dass ich krank war. Das Konzert hätte besser nicht sein können, Stadtpark, kleine Bühne, nicht so riesig, fast alle Lieblingssongs... und trotzdem konnte ich mich nicht richtig drauf einlassen. Wenigstens brachten mich noch ein paar Lieder zum Weinen. Wahrscheinlich war ich nur gestresst. Ärgerlich, aber na ja, trotzdem tolles Konzert.

Und jetzt dritte Reihe Mitte in der Laeiszhalle. So nah dran war ich noch nie. Und noch nie so weit entfernt.
Heute weiß ich, was damals nicht mit mir stimmte, und immer noch nicht stimmt. Weshalb ich dieser Frau, die ich unvernünftig intensiv bewundere, die dort auf der Bühne ihre Seele bloßlegt wie ein blank gezogenes Schwert, zusehe, und in meinem Kopf alle möglichen Dinge passieren, ohne dass ich etwas dabei fühle. Ich reagiere, wie Tanja eben reagieren würde, wenn sie auf so einem Konzert wäre: Tanja springt bei den mitreißendsten Liedern auf, Tanja schreit aus vollem Hals, wenn die ersten Akkorde ihrer Lieblingslieder erklingen, Tanja singt jede Zeile mit, Tanja applaudiert. Und ich kann nichts dabei empfinden.
Nicht mal bei Playboy Mommy. Nicht mal bei Cornflake Girl. Und nicht mal, als Tori Precious Things spielt, nicht mal, wenn ich jede Zeile mitschreie, weil der Text von meinem Leben erzählt, weil ich hoffe, dass mich das Schreien selbst vielleicht mitreißen, etwas lösen, etwas auslösen wird. Aber nicht mal diese Urschreitherapie hilft.

Britta hat recht: „Ich erinnere mich daran“, diese Szene aus dem Letzten Einhorn trifft es ziemlich genau. (Ich bin mir der Absurdität bewusst, in diesem Zusammenhang ausgerechnet einen Zeichentrickfilm zu zitieren.) Schon mit 12, als ich den Film im Kino gesehen habe, habe ich mir gedacht, was für ein armseliger Ersatz. Aber alles, was mir im Moment von meinen Gefühlen geblieben ist.
Irgendwann wird das alles wieder zurück kommen, wird der verschüttete Weg zu meinen eigenen Gefühlen wieder freigelegt sein. Vielleicht sollte ich bis dahin nicht mehr auf Konzerte gehen und ähnlich emotionale – ähnlich enttäuschende – Dinge einfach sein lassen.

06 Juni 2007

Fairy Kook

So wurde Tori Amos neulich bei AOL Sessions (der Link führt zu ein paar live-Songs von ihr) bezeichnet. Der Ausdruck passt recht gut zu der genialsten Künstlerin, die auf dieser Erde wandelt, auch wenn ihre hardcore Fans sie vorzugsweise – und völlig berechtigt – schlicht als „the godess“ bezeichnen. Hardcore würde ich mich selbst nicht nennen, obwohl ich seit ziemlich genau 10 Jahren treu ergebener Anhänger der Religion Tori Amos bin. Die Frau ist einfach nur so was von genial.
Und dann auch noch dauernd auf Tour. Am Montag haben wir sie zum zweiten Mal hier in Hamburglive gesehen (insgesamt schon zum vierten Mal). Die Laeiszhalle ist ein altehrwürdiges Konzerthaus und fasst grade mal 2000 Personen. Das gute an der Frau ist (neben allem anderen), dass sie live noch besser ist als auf CD, und das können ja heute nicht viele von sich sagen. Das gute an diesem Konzert war (neben allem anderen), dass wir einen Platz in der dritten Reihe hatten. D.h. man konnte das Spiel der Oberarmmuskeln beim Klavierspielen genauso sehen wie die Tatsache, dass der Bösendorfer mit Kaugummi präpariert war (jedenfalls wenn man so genau aufpasst wie Leo, Tanja hat’s nicht bemerkt, und sich über den ‚spontan’ improvisierten Kaugummi-Song schiefgelacht).
Das Konzert selbst war wie gewohnt große Klasse. Musikalisch tadellos, auf der Bühne ein eingespieltes Team ihrer ‚bestest friends’, das aber keinesfalls routiniert wirkte, sondern sprühend vor Leidenschaft und Lust am Musikmachen.
Außerdem hat Tori meiner Meinung nach endgültig bewiesen, dass sie eine Rollenspielerin par excellence ist. Für ihr neues Album ist sie in fünf verschiedene Rollen geschlüpft, komplett mit Outfit, Perücke, Beruf und eigenem Blog für jede
Figur (z.B. Clyde). Zwei Figuren bringt sie auf jedes Konzert mit, d.h. mittendrin gibt’s eine Pause fürs Umziehen. Und nur die den jeweiligen Figuren zugeordneten Lieder werden auch gespielt. (Glücklicherweise ist eine Figur immer Tori, d.h. auch ältere Songs sind dabei. Ich weiß, das ist kompliziert, ich kapier’s auch nicht richtig.) Und wenn ich den Vampire-Spielern unter euch noch erzähle, dass sie gar nicht Victoria oder so heißt, sondern Myra Ellen, und Tori nur ein Spitzname ist, den ein Freund ihr mal verpasst hat, weil „you look like a Tori“, brauch ich doch keine weiteren Beweise mehr anführen, oder...?

Und jetzt muss ich mich abschließend noch über das Hamburger Publikum beschweren. Prinzipiell überrascht es mich immer wieder, dass man den Tori-Fans ihre Therapiebedürftigkeit äußerlich so wenig ansieht, die meisten sehen relativ normal aus. (Wer auf solche Texte steht, kann aber nicht normal im Kopf sein, siehe auch nächster Eintrag.) Aber die Hamburger Fans lassen sich nicht nur äußerlich nichts anmerken. Sie bleiben auch extrem ruhig und beherrscht, wenn der Saal eigentlich toben sollte. Das Maximum an Gefühlsäußerung scheint ein leichtes Kopfnicken zu sein, manchmal gepaart mit einem angedeuteten Lächeln. Kein Mitwippen auf dem Stuhl, kein verzückter Gesichtsausdruck, kein Mitsingen und schon gar kein Tanzen, selbst bei Cornflake Girl, wo jeder noch so beiläufige Tori-Fan eigentlich austicken muss. Und so war das grünhaarige Mädchen aus dem Süden halt das einzige, das kreischend aufsprang und versuchte, allein in einem Saal mit 2000 Sitzenden die Musik mit dem ganzen Körper zu zelebrieren. Und sich dann nach ein paar Takten, während derer sie irritiert angestarrt wurde, schüchtern wieder hinsetzte und demütig mit dem Fuß mitwippte.
Und das, wo Tori sich da vorne wirklich verausgabt hat, wie man auf dem Foto wohl ganz gut erkennen kann. (Ja, sie spielt stehend auf zwei Klavieren gleichzeitig, während sie singt, das macht die immer so. Ich sag's ja, Fairy Kook.)

Noch 'ne Schlacht, noch 'ne Schlacht!

Langsam häufen sich hier die kriegstreiberischen Überschriften. Dieser Eintrag hat aber nichts mit den vorigen zu tun (außer natürlich, dass es wieder mal ums Lästern geht).
Vorab muss ich zwei Dinge klarstellen:
1. Batman ist cool.

2. Zu wissen, wieviele Zacken das Batman-Symbol in welchem Film jeweils hat, und das für ein adäquates Konversations-Thema zu halten, ist nicht cool. Es sei denn, man ist auf der Nordcon.

Die Nordcon ist eine sogenannte Rollenspiel-Convention, d.h. ein großes Treffen von lauter Leuten mit dem selben seltsamen Hobby wie wir. Es gibt Verkaufsstände für Regelwerke, Würfel, Kostüme, Latexwaffen und alles, was man sonst noch so nicht braucht, man kann an spontan aufgestellten oder lange geplanten Rollenspiel-Runden teilnehmen oder selber eine leiten, und trifft vor allem viele viele Gleichgesinnte. Und das ist genau das Problem: der Nerd-Faktor dort (wie vermutlich auf allen anderen Conventions) ist einfach ungemein hoch. (Nerd übersetzt Leo.org übrigens in schönem Neudeutsch mit Computerfreak, Sonderling oder – schon wieder – Streber.) Was zu oben angedeuteten Gesprächen führen kann. Und einen sehr nachdenklich macht, inwieweit man sich tatsächlich mit dieser Ingroup identifizieren will.

Der Titel dieses Eintrags ist übrigens der begeisterte Ausruf eines kleinen Knirpses, höchstens 6 Jahre alt, im Superman-T-Shirt, der am Rand der Wiese, auf der zwei große Gruppen von Kämpfern sich im Schlachten-Schlagen übten, auf und ab hüpfte und kurz davor war, sich selbst ins Getümmel zu stürzen. Manchmal frage ich mich, wie unsere Kinder uns wohl sehen werden, wenn wir mal welche haben. Spätestens als Teenager findet man seine Eltern ja wohl grundsätzlich peinlich - also werden wir unseren wenigstens einen richtig guten Grund dazu geben.

Eine interessante Feststellung am Rande: wenn man sich tatsächlich traut, in Rollenspiel-Kostümierung zu diesem fast mitten in der Stadt gelegenen, teilweise draußen stattfindenden Event zu kommen, zahlt man nur den halben Eintritt. Letztes Jahr kam ich in einem kurzen schwarzen Rock, mit braunen Leder-Schnürstiefeln, einem Mieder und darunter einer Bluse aus einem Theater-Fundusverkauf mit so weiten Ärmeln, dass kein vernünftiger Mensch das – weder heute noch in irgendeinem Mittelalter – jemals freiwillig so was anziehen würde. Am Eingang musste ich ein paar Minuten diskutieren, damit sie das als Kostümierung akzeptierten.

Dieses Jahr bin ich einfach in mein Dirndl gestiegen, und dachte mir, mal sehen, ob das durchgeht, wenn nicht, auch egal. Um den Effekt der grünen Haare zur Tracht etwas zu unterstreichen, und das ganze etwas aufzupeppen, trug ich dazu quietschgelbe Boxer-Turnschuhe. Und was soll man sagen: die haben nicht mal fragend die Augenbrauen gehoben, sondern mir sofort Rabatt gegeben. Merke: bayrischer Punk = wesentlich exotischer als Fantasy-Kriegerin. Was auch immer uns das jetzt sagen will.


31 Mai 2007

Krieg der Weibsen

Und jetzt muss ich's leider schon wieder tun: öffentlich ablästern.
Frauenzeitschriften sind vom Bösen. Das hab ich schon lange gewußt, was mich aber nicht davon abhält, die Dinger beim Zahnarzt durchzublättern, mir gelegentlich für eine längere Zugfahrt eine zu kaufen, oder - wir letzte Woche - mir ein kostenloses Exemplar mitzunehmen, wenn's schon rumliegt. Das Corpus Delicti ist in diesem Fall Myself, eine relativ neue Zeitschrift, mit dem altbewährten Konzept (Kleider, Kleider, Kleider, Kosmetik, die eine oder andere Story über Prominente, ein paar Alibi-Karrieretipps, ein Reisebericht, und natürlich Kochrezepte/Diätinfos). Eben alles, was die Frau so wissen/lesen/denken will und kann. Dann gibt es noch so trendige Rubriken wie "Denken und Fühlen" (!), und, und jetzt komme ich endlich zum Punkt, "Wahres Leben". In selbiger findet sich ein Beitrag namens "Der etwas andere Stil-Guide", der Tipps enthält, was man heutzutage so machen darf und was nicht. Diesen möchte ich jetzt gerne öffentlich zerpflücken (Achtung, das wird lang, muss viel zitieren!):
"Dürfen Männer beim ersten Treffen über ihren Job reden? Antwort: Klar, wenn sie Gehirnchirurgen, Astronauten oder Callboys sind. Auf keinen Fall, wenn sie Notare, Friedhofsgärtner oder Liegenschaftsbeamte sind. Andererseits: wenn wir ihnen nicht zuhören, tut es vielleicht bald eine andere, die jünger, schöner und blonder ist als wir." Die Autorin rät dann noch, ein interessiertes Gesicht zu machen und gelegentlich zu nicken, und dabei an Sex mit George Clooney zu denken. Tanjas Übersetzung: Wenn eine Frau einen Mann kennenlernt, ist sie grundsätzlich nicht an seiner Persönlichkeit interessiert, und auch später sollte er uns nicht mit Details aus seinem Leben belästigen, wenn nicht unbedingt nötig. Vor allem, wenn es um sowas unwichtiges geht wie die Arbeit, die er den ganzen Tag, sein ganzes Leben lang macht. Und das Interesse, das er bald für die jüngere, schönere, blondere Frau zeigt, kommt sicher auch nur von ihrem Aussehen. Nicht davon, dass er lieber jemand weniger oberflächlichen hätte. Schon klar.
"Darf man sonntags abends Rosamunde Pilcher gucken? Antwort: Ja, genauso wie man sich als Gourmet auch mal eine Currywurst reinzieht." Muss ich da irgendwas kommentieren? Behaltet diese Aussage mal im Kopf, bis wir zu Harry Potter kommen.
"Darf man die Kinder von Freunden nicht mögen?" Antwort sinngemäß: auf keinen Fall. Selbst wenn man sie haßt und sie unsere Mehrschweinchen mit Kakao begießen (zugegebenermaßen ein witziger Einfall), niemals etwas sagen, das sei ein Freundschaftskündigungsgrund. Ich liebe Kinder (momentan nur die von Freunden und Verwandten, da ich noch keine eigenen habe), und lasse ihnen gerne viel zu viel durchgehen. Aber wenn mich deren Eltern auch nur ein bisschen mögen, werden sie froh und dankbar sein, wenn ich ihrem neunjährigen ganz ruhig und freundlich erkäre, warum es mich stört, wenn er ständig meine Brust betatscht. (Das beruht übrigens auf tatsächlichen Erfahrungen, nur so nebenbei. Die Eltern haben mir tatsächlich nicht die Freundschaft gekündigt.)
"Müssen Frauen eine Bohrmaschine bedienen können? Antwort: Natürlich muss man als Frau nicht mit so einem Gerät umgehen können." Klar. Wenn Du Dir Deinen Gehirnchirurgen oder Friedhofsgärtner trotz mangelnder Zuhör-Fähigkeit (vielleicht bist Du Botox-gespritzt und blond gefärbt?) geangelt hast, musst Du ihn ja irgendwie beschäftigen, damit er Dich nicht dauernd mit seinem Job vollquatscht. Und wenn die noch blondere, noch jüngere ihn Dir dann wegschnappt, sind längst alle Regale eingedübelt. Und bis zum nächsten Liegenschaftsbeamten darf eben kein neues Möbelstück gekauft werden. Selbst ist die Frau! Wir sind emanzipiert und kommen alleine zurecht.
"Sollten Männer ihren Aszendenten kennen? Antwort: Nie war in der männlichen Arbeitsplatzbeschreibung davon die Rede, dass er seinen Aszendenten kennen muss. Mit so jemandem trinkt man wahrscheinlich Yogi-Tee statt Champagner (!) und verbringt seine Abende damit, vor Kristallen zu meditieren, statt um die Häuser zu ziehen. Außerdem belegt ein Aszendent im männlichen Hirn wichtigen Speicherplatz - erfahrungsgemäß (!) die stellen, die normalerweise für 'kreatives Vorspiel' und 'Sextechniken, die sie verrückt machen' vorgesehen sind." Ok. Seh ich ein. Jemandem, mit dem man Yogi-Tee trinkt, müßte man ja wahrscheinlich auch wieder zuhören. (Ob George Clooney wohl seinen Aszendenten kennt?) Die Frage ist, woher kennt dieser Mann seinen Aszendenten? Vermutlich aus der selben Frauenzeitschrift, die ihm im Detail beschreibt, was wir unter kreativem Vorspiel etc. verstehen.
"Müssen Frauen kochen können? Antwort: Definitiv nein! Es gibt andere Möglichkeiten der Nahrungsbeschaffung. Im Idealfall: ein Partner, der das übernimmt." Hm, ist das jetzt der Astronaut, oder der Yogi-Tee-Trinker? Ersterer sollte doch eigentlich mit Regale eindübeln beschäftigt sein. Letzterer könnte ein guter Kandidat sein, schließlich liest er die Zeitschriften mit den Rezepten. Aber letzteren wollten wir ja nicht, und ersterer ist sowieso bei der Blonden. Also, ziehen wir uns 'ne Dose Ravioli rein und genießen unser Single-Leben in vollen Zügen!
"Minirock mit über 40 - wirklich noch eine gute Idee? Antwort: Och, eigentlich kein Problem: Die meisten Mittvierzigerinnen sehen ja von hinten alle wie anorektische 14-Jährige aus. Das vielleicht einzig Problematische an der Kombination ist, dass sie von vorn betrachtet immer (!) wie ein altes, trauriges Mädchen ausschaut." Ich weiß schon, die knapp 20jährige Praktikantin, die diesen Abschnitt geschrieben hat, kann sich kaum vorstellen, dass es ein Leben jenseits der 30 gibt. Deswegen findet sie's wohl auch akzeptabel, wenn man aussieht als würde man unter einer schweren psychischen Störung leiden, die es einem nicht erlaubt mehr zu essen als ein paar Salatblätter täglich. Insofern verstehe ich auch, warum sie meint, dass diese Leute von vorne traurig aussehen. Immerhin hat sie mit diesem Beitrag ein absolutes Novum erreicht: ich (kurz vor 35) wünsche mir sehnlichst, sofort über 40 zu sein, nur um dauernd nur noch im Minirock rumlaufen zu können.
"Darf man von München nach Stuttgart fliegen? Antwort: Nein. [...] Andererseits käme die Deutsche Bahn sicher öfter zum Zug, wenn sie ihre Reisebegleiter mal zum Englischkurs schicken würde, um am 'ti aitsch' zu feilen." Mhmm, das ist für die mehrheitlich deutschsprachigen Leserinnen der Zeitschrift sicherlich auch wahnsinnig relevant. Weil, wir sind ja so cosmopolitisch, dass wir auf die deutsche Durchsage schon gar nicht mehr hören. Und außerdem hervorragend im Fremdschämen. Und völlig humorlos. Und haben deswegen auch noch nie mit einem Engländer darüber gesprochen, wie witzig die unseren Akzent finden, je übertriebener desto besser. Und deswegen ist es vorläufig noch völlig ok, statt dessen den Flieger zu nehmen. Der übrigens ca. 200 EUR mehr kostet als die Zugfahrt, weil nur von Lufthansa angeboten.
"Soll Harry Potter sterben? Antwort: Ja. Erwachsenen, die Kinderbücher lesen, muss man klarmachen, dass das Leben kein Ponyhof ist." Ja, Mädels. Guckt lieber Rosamunde Pilcher, da kriegt ihr eine realistische Vorstellung vom Leben. Wenn ihr Kinderbücher lest, könnte am Ende eure Fantasie angeregt werden. Es sei denn natürlich, der Held stirbt (wo ich übrigens gar nix dagegen hätte), das verleiht einem Buch über Zauberlehrlinge dann doch den nötigen Realismus. Dann ist es sicher auch ok, sich mit dem Yogi-Tee-Trinker darüber zu unterhalten. Nicht mit dem Astronauten, vor dem wäre das peinlich. Außerdem ist der ja damit beschäftigt, eure Figur zu mustern, und abzuchecken, ob ihr blond genug seid, und auch über 40 noch weibliche (auf keinen Fall lustige oder ausgeflippte oder auch nur bequeme!) Kleider tragen können werdet. Dazu ist das mit den Ravioli wiederum hinderlich, es sei denn man wählt von vornherein die richtige Essstörung (Bulimie natürlich, Anorexie ist nur halb so aufregend). Ach, jetzt hab ich's, man kann ja den Astronauten über seinen Job oder Kinderbücher quatschen lassen, und sich per Kopfhörer heimlich ein Pilcher-Hörspiel reinzieht, dann kriegt man auch diesen interessiert-leeren Gesichtsausdruck besser hin. Und muss nicht traurig gucken, auch wenn man schon über 40 ist.
Mann Mann Mann! Ähm. Frau Frau Frau. Manchmal mach ich mir echt Sorgen über den Geisteszustand meiner Geschlechtsgenossinen. Und jetzt müßt ihr mich entschuldigen. Ich muss unbedingt nachlesen, warum französische Frauen wirklich nicht dick werden, und dann das Rezept auf S. 170 ausprobieren.

P.S. In Wirklichkeit sind diese Zeitschriften alles große Selbstverwirklichungs-Spielwiesen. Hab im Frühjahr selbst ein paar Artikel im Bild-der-Frau-Stil für das Kalminther Blatt geschrieben, und ich kann nur sagen: das macht einen Mords-Spaß. :)

30 Mai 2007

Krieg der Welten

Jetzt muss ich doch noch was schreiben, aus aktuellem Anlass. Leo und ich haben es uns in letzter Zeit angewöhnt, abends im Bett noch Hörspiele/-bücher zu hören. Wenn die kurz genug sind, schafft's meistens einer von uns, lange genug wach zu bleiben und dem anderen zu erzählen, wie's ausging.
Jetzt hat uns ein Freund kürzlich 'Krieg der Welten' geliehen. Gelesen von Curd Jürgens. Klingt nach absolutem Hör-Schmankerl. Die ersten paar Sätze waren es auch, die tiefe Stimme des normannischen Kleiderschranks verlieh dem Text von H.G. Wells genau die richtige Dramatik, man glaubte, im Dunkel des Schlafzimmers das bedrohliche Glühenvon Ufo-Lichtern zu erkennen, noch bevor von ihnen auch nur die Rede war... und dann kam erstmal geschlagene 5 Minuten (ich hab's grad nochmal nachgeschaut, es sind wirklich tatsächlich fünf Minuten!) Musik der Marke 'Frodo of the 9 Fingers'.
Dann liest Curd wieder drei Sätze, und dann fangen die wieder an zu singen, wieder minutenlang! Wir haben's nicht geschafft, das zweite Lied zuende zu hören, nicht mal mit Vorspulen. Sehr enttäuschend. Das schlimme ist, dass das ganze Stück nur ca. eineinhalb Stunden lang ist, d.h. sie müssen total viel Text weggelassen haben, um die viele Musik reinzuquetschen. Ich steh ja auch auf Hippie-Musik, aber wenn ich 'n Hörbuch will, will ich 'ne Stimme, die mir was vorliest, niemanden der's mir mit eigenen, reichlich sinnlosen und auch noch stupide wiederholten Worten vorsingt! Damit ihr wisst, was ich meine: Hier könnt ihr eine kleine Hörprobe runterladen. (Please don't sue me, wer auch immer den Nerv hat zuzugeben, dass das copyright bei ihm liegt.) Die spinnen, die Marsianer.

Kreislauf läuft unrund

Unrund ist sicher auch so ein von irgendeinem doofen Werber erfundenes Wort. Aber eckig wäre nicht so passend gewesen, und was anderes wortspieliges ist mir nicht eingefallen. Ich hoffe, ihr könnt euch trotzdem vorstellen, was ich meine.
Seit ein paar Tagen spielt mein Kreislauf - wie passend - verrückt und schwindelt mich an. Ok, bevor ich jetzt noch schreibe, dass mein Herz (einen sehr seltsamen) Rhythmus im Blut hat, lass ich das lieber mit den dämlichen Wortspielen.
Keine Ahnung, ob das von der Umstellung der Medikamente kommt, jedenfalls hat's schon angefangen, bevor ich die neuen Drogen (einen MAO-Hemmer) bekommen habe, was ja eher dagegenspricht. Trotzdem oder eben deswegen oder einfach weil das ganze jetzt doch schon 'ne Woche dauert, bin ich gestern mal zum Arzt gegangen. Ich hab hier in HH keinen Hausarzt, also hab ich mir einfach per Fahrrad einen gesucht, der zufällig geöffnet hatte, und bin auf einen schrulligen Internisten samt Gattin (=Sprechstundenhilfe) gestoßen. Letztere war offenbar hauptsächlich dazu da, ihren Mann zu verwirren, und entsprechende Standpauken in bestem Sächsisch zu kassieren. Wenn ich nicht schon so schlapp gewesen wäre, hätte ich mich entsprechend gelacht.
So, ich glaube, spätestens jetzt wird klar, was mir fehlt. Laut Arzt sind Puls, Blutdruck und EKG völlig in Ordnung, zu gut bayrisch, ich bin bumperlgsund. Aber dieser Eintrag macht es klar: ich bin vom Kalauer-Virus befallen! Aaargh! Näht mir den Mund zu! Ändert mein Blog-Passwort und sagt mir nix davon! Hauptsache, ich habe keine Möglichkeit mehr, so 'nen Mist zu verbreiten, bis ich wieder vollends gesund bin! ;-)

26 Mai 2007

Phantomfeuer

"Ein Nachbar, der durch den Rauchgeruch geweckt wurde, alarmierte die Feuerwehr." Diesen Satz fand ich schon immer total unrealistisch. Ich war mir sicher, wenn's brennt, verbrenne ich friedlich schlafend in meinem Bett, weil sowas wie ein Geruch mich niemals aufwecken könnte. Die Nachbarn unter uns belehren mich schon länger eines besseren, durch deren Zigarettenrauch werde ich regelmäßig wach, aber meistens rauchen die auch erst so gegen halb sieben, wo man eh schon halb wach ist.
Aber heute morgen war es anders. Erstens die Uhrzeit: 5:21. Und dann der Geruch: als würde jemand ein Streichholz nach dem anderen direkt unter meiner Nase anzünden.
Also krieche ich aus dem Bett und stecke meine Nase aus dem Fenster. Überall hängt Nebel - oder ist es Rauch? Schwer zu sagen, selbst nachdem ich meine Brille gefunden habe. Aber der Geruch bleibt. Sogar Leo, den ich durch mein Gewusel geweckt habe, riecht was, und der hat berufsbedingt eine eher schlechte Nase. Er hat die schlaue Idee, im Hausflur nachzusehen. Da riecht's nicht. Aber auch vor dem Wohnzimmerfenster, das zur Straße hingeht, stinkt's nach Feuer.
Tja. Jetzt sind wir wach. Was tun? Feuerwehr anrufen? Ich schalte das Radio ein, aber da läuft um die Zeit nur Musik vom Band. Das Internet gibt auch nicht viel her, in Moskau brennt zwar der Fernsehturm, aber nach einigem Überlegen schließen wir das als Ursache des Geruchs hier aus.
Aber man kann ja mal nachschauen gehen. Oder vielmehr nachriechen. Wir ziehen uns spontan an und gehen nach draußen. Der Geruch ist intensiv, aber nicht zu lokalisieren. Wir laufen ein paar Schritte, da biegt am anderen Ende ein Feuerwehrwagen in unsere Straße ein. Langsam, leise, ohne Sirene. Er fährt an uns vorbei. Der Feuerwehrmann auf dem Beifahrersitz guckt abwechselnd in einen Stadtplan und suchend in die Fenster der Häuser. Eine Balkontür öffnet sich, dann noch eine. Diverse Nachbarn betreten ihre Balkone, alle schweigend, mit besorgtem Blick und gerümpfter Nase. Also nicht nur Einbildung. Na gut, immerhin scheint es nicht unser Haus zu sein, sonst würde die Feuerwehr ja davor halten.
Die Feuerwehr, mittlerweile sind es zwei Wagen, hält an. Vor unserem Haus. Wir gucken uns an, drehen uns spontan um und gehen zurück. Als wir beim Haus ankommen, sind die Wagen schon weg, offenbar haben sie kein Feuer entdeckt. Sollen wir uns jetzt besser fühlen?
Vorsichtshalber schauen wir noch nach unserem Auto, das wir gestern auf einem eher illegalen Platz geparkt haben, aber auch da brennt's nicht.
Wir laufen noch eine Weile durchs Viertel, immer wieder durch Schwaden von Rauchgeruch, aber nirgends ist etwas zu sehen. Es ist gespenstisch ruhig, kein anderer Mensch ist auf der Straße, keine Autos, nirgends brennt Licht. Nur in der Kottwitzstraße steht noch eine Frau auf dem Balkon und zündet sich eine Zigarette an.
Wir kommen an unserem Bäcker vorbei. Der macht laut Türschild erst um 7 Uhr auf, aber drinnen sind schon zwei Angestellte und viele viele Semmeln. Sorry, Brötchen. Ich klopfe an die Tür und setze meinen charmantesten Blick auf (ok, um kurz nach 6 Uhr morgens mit ungekämmten, verwaschen grünen Haaren ist das vielleicht nicht besonders überzeugend), und werde mit einem Kopfschütteln abgewiesen. Dafür hat der Bäcker eine Ecke weiter schon offen (laut Türschild erst ab 9h), und verkauft uns Frühstück. Das wir stolz nach Hause tragen, nur um da ins Bett zu fallen und noch ein paar Stunden tief und fest zu schlafen. Und wenn das Haus abbrennt.

24 Mai 2007

Blog goes 24

Wenn ich mich mit Flash-Programmierung u.ä. schicken Sachen auskennen würde, bekämt ihr jetzt einen Film. So müßt ihr mit dem Drehbuch vorlieb nehmen.
23.5.2007
Stimme aus dem Off: Ich bin Federal Agent Jack B... ähm, MIB, und heute ist der längste Tag meines Lebens.
Man sieht einen Mann auf einem Fahrrad, wie er gehetzt durch die Straßen von Hamburg fährt. Stimme aus dem Off: Ich bin mit zwei weiteren Agenten, Decknamen Tanja und Leo verabredet.
Der Mann stößt einen Fußgänger beiseite, überfährt eine gerade auf rot geschaltete Ampel und weicht gerade noch einem laut hupenden Lastwagen aus.
Stimme aus dem Off: Wir sind um 19:45 verabredet, Treffpunkt Schachcafe. Mein Name ist MIB, und heute ist der längste Tag meines Lebens.
Abblende.
Blinkende Schrift: 19:09
Ein Telefon klingelt. Man sieht eine Frau den Hörer abnehmen, dann teilt sich der Bildschirm, in der anderen Hälfte erscheint ein Mann.
Mann: Hallo! Entschuldigung dass ich so spät anrufe, hatte noch einen dringenden Fall.
Frau: Macht nix. Ich komm gleich vorbei, dann schaffen wir das noch rechtzeitig.
Abblende.
Blinkende Schrift: 19:26
Die Frau ist im Büro des Mannes, beide scheinbar aufbruchbereit. Das Telefon klingelt. Der Mann nimmt ab, diesmal teilt sich der Bildschirm nicht.
Während der Mann im Hintergrund offenbar geschäftliche Dinge bespricht, sieht man die Frau ihr Handy zücken und eine SMS tippen. Der Mann legt auf.
Mann: Sorry, ich muss noch schnell was erledigen.
Frau: Ich hab MIB schon Bescheid gesagt, dass wir zu spät kommen.
Abblende.
Blinkende Schrift: 19:45
Mann und Frau verlassen eilig das Gebäude, schwingen sich auf ihre Fahrräder und radeln los.
Abblende.
Blinkende Schrift: 19:53
Man sieht Agent MIB, der eilig ein Bürogebäude verläßt. Im Laufen zückt er sein Handy und wählt eine Nummer. Am anderen Ende scheint nur eine Mailbox zu sein.
MIB: Hallo, ich komme jetzt grade erst aus der Arbeit, mache mich sofort auf den Weg.
Schnitt.
Nahaufnahme auf die Handtasche der Frau, in die sie vorhin das Handy gesteckt hat. Man hört den typischen Sound einer ankommenden SMS. Die Frau zückt ihr Handy, liest.
Frau: MIB kommt später.
Mann: Hm, sollen wir uns dann irgendwo treffen, wo's für ihn nicht so weit ist? Sonst dauert's noch so ewig, bis wir was zu Essen bekommen.
Die Frau reicht dem Mann ihr Handy. Der wählt. Der Bildschirm teilt sich, in der zweiten Hälfte erscheint MIB, auf dem Fahrrad, einem wild kläffenden Hund samt Herrchen an der Leine ausweichend.
Mann: Sollen wir uns im Manzana treffen, das ist näher?
MIB: Ok, dann fahre ich dorthin.
Abblende.
Blinkende Schrift: 20:09
Man sieht die Front eines Restaurants mit einem großen Schild: Manzana. Die Kamera fährt zurück, vor dem Restaurant steht MIB mit seinem Fahrrad. Der Mann und die Frau sind nirgends zu entdecken. MIB telefoniert, doch erneut scheint niemand das Handy zu beantworten. Er schwingt sich wieder aufs Rad, fährt ein paar Straßen weiter, klingelt an der Haustür eines Wohnhauses. Keine Reaktion.
Schnitt.
Erneut die Front des Manzana. Die Kamera fährt zurück, der Mann und die Frau schließen gerade ihre Fahrräder vor dem Restaurant ab.
Schnitt.
MIB steht vor der Haustür des Wohnhauses, telefoniert, wieder ohne Antwort.
Schnitt.
Der Mann und die Frau sehen sich suchend im Restaurant um.
Schnitt.
MIB fährt auf seinem Fahrrad an der Front des Manzana vorbei.
Gleich darauf treten der Mann und die Frau wieder nach draußen, sehen sich nochmals suchend um und setzen sich an einen freien Tisch.
Abblende.
Blinkende Schrift: 20:14
MIB steht an einer roten Ampel, wieder das Handy am Ohr, keine Antwort.
Schnitt.
Nahaufnahme der Frauenhandtasche, man hört leise ein Handy darin klingeln, im Hintergrund Stimmen und Gelächter.
Abblende.
Blinkende Schrift: 20:30
Der Mann und die Frau sitzen im Restaurant, halbleere Gläser vor sich, besorgte Gesichtsausdrücke.
Frau: Wo bleibt er denn nur?
Mann: Vielleicht hat er sich verfahren?
Frau: Hoffentlich ist ihm nichts passiert.
Mann: Ja, kommt ja hier in Hamburg häufiger vor. Willst Du ihn mal anrufen.
Die Frau zieht das Handy aus der Tasche, stutzt.
Frau: Oh, guck mal, er hat angerufen.
Sie wählt, läßt es eine Weile klingeln, bekommt aber nur die Mailbox, guckt ratlos.
Abblende.
Blinkende Schrift: 20:40
Die Gläser auf dem Tisch sind ganz leer, der Kellner bringt einen Teller mit Vorspeisen.
Frau: Also, so lang kann der doch nicht brauchen, das ist jetzt fast 'ne Stunde her, dass er losgefahren ist.
Mann: Hm, hoffentlich ist ihm nicht wirklich was passiert.
Frau: Wie kann man denn sowas rausfinden? Die Polizei anrufen?
Mann: Die können einem zumindest sagen, ob es heute einen registrierten Fahrradunfall gab, aber mehr nicht.
Frau: Ich ruf jetzt nochmal an.
Nimmt das Handy vom Tisch, ruft an, keine Antwort.
Abblende.
Blinkende Schrift: 21:00
Der Vorspeisen-Teller ist leer, die Getränke auch. Mann und Frau sehen besorgt aus.
Frau: Er wird ja wohl nicht zu hause sein, oder?
Mann: Ne, wir sind doch verabredet.
Frau: Ich ruf jetzt trotzdem zu hause an, irgendwas muss ich ja tun.
Die Frau wählt eine Nummer, es klingelt. Der Bildschirm teilt sich, in der anderen Hälfte erscheint MIB, offensichtlich in einer Privatwohnung.
MIB: Hallo?
Frau: Ja sowas, Du bist zu hause. Ist Dir was passiert?
MIB: Nein. Ihr wart nicht da, ich war bei euch zu hause, hab euch angerufen, aber ihr seid nicht rangegangen. Also bin ich heim.
Frau: Oh, das tut mir leid. Den Anruf haben wir wohl nicht mitbekommen. Jetzt noch vorbeikommen lohnt sich wohl nicht, oder?
MIB: Ne, ist ja schon spät...
Frau: Verflixt, sowas blödes. Aber sehen wir uns am Freitag?
Abblende.
Stimme aus dem Off: Am Freitag bin ich mit zwei anderen Agenten, Deckname Tanja und Leo verabredet. Mein Name ist MIB, und Freitag wird der längste Tag meines Lebens...

22 Mai 2007

Grün

Da der Arbeitgeber meines zukünftigen mal wieder kostenlos von unserem Privateigentum profitiert, sprich Leo die Kamera mit in der Arbeit hat, kann ich Fotos von mir momentan nur mit unserer Webcam machen.
Und da in diese Wohnung die Sonne nie so richtig reinscheint, ausser für ca. 5 Minuten um halb 8h morgens (und ich so früh noch nicht fotogen genug bin), sieht man das Grün so gut wie gar nicht. Naja, dann müßt ihr mich halt doch alle bald mal wieder persönlich treffen, bevor's sich rauswäscht. Leo hat übrigens beim Färben geholfen, sonst wär mein Hinterkopf noch rosa. Davon gibt's zum Glück keine Fotos.

20 Mai 2007

Poesialbum-Blog

Meine Gefühlswelt – auf Citalopram reduziert.
Doch was passiert,
wenn man zu niedrig dosiert,
und damit riskiert,
dass man gar nichts mehr spürt?
Immerhin hat’s mich zu diesem Gedicht inspiriert.

Ok, bevor sich jetzt irgendwer Sorgen macht, schreib ich lieber noch ein bisschen Klartext dazu.
Ich hab sowieso immer dass Gefühl, dass meine Gedichte (zum Glück verfasse ich nur sehr selten welche) immer viel zu ernst klingen, obwohl ich sie eigentlich lustig meine. Also, zur Beruhigung: Mein Arzt will mich auf ein neues Medikament umstellen. Dazu muss ich aber das alte erst "ausschleichen", d.h. langsam reduzieren. Das habe ich über die letzten Wochen gemacht, und dabei ging's mir teilweise recht schlecht. Nach ein paar Tagen habe ich mich aber immer ganz gut an die jeweils niedrigere Dosierung gewöhnt, und nächste Woche fang ich dann mit dem neuen an, d.h. von da ab wird sowieso alles besser.
Und um euch zu überzeugen, dass ich gar nicht schlecht drauf bin, geh ich mir jetzt die Haare grün färben. Öhm. Das war jetzt auch nicht so überzeugend, oder? Egal, im nächsten Eintrag gibt's Fotos von dem wie auch immer gelungenen Ergebnis.

17 Mai 2007

Alltag

Heute ist - sogar in Hamburg - Feiertag. Das heißt, wir konnten ausschlafen, soweit das unsere krallenbewehrten, stimmlich hervorragend ausgestatteten Mitbewohner zuließen. (Kodama bildete sich ein, irgendwann um halb vier mal eben im Wohnzimmer eine Opernarie proben zu müssen. Leider hatte sie den Text vergessen, weswegen sie nach zwei oder drei Muuwauuus immer wieder von vorn anfangen musste. Aber morgen Nacht klappt's bestimmt schon besser. Vielleicht sollte sie sich auch einfach mit Tabs zusammentun.)
Trotzdem sind wir recht lange im Bett geblieben, ich, weil ich auch unter dem Gewicht von zwei Katzen hervorragend schlafen kann, Leo, weil er sich den Laptop geschnappt hat und eben mal ein Gerichtsgutachten fertiggemacht hat. Ganz hat das allerdings nicht funktioniert, denn es fehlte ihm ein dreidimensionales Modell. Also wurde ich, als ich dann endlich aufgestanden war, noch im Nachthemd als Mordopfer rekrutiert und in verschiedenen Positionen (stehend, sitzend,...) aus verschiedenen Winkeln erschossen. Offenbar zur Zufriedenheit des Arztes. Das Gutachten ist somit vollständig, und jetzt gibt's Frühstück.

15 Mai 2007

Ekel

Warum hat man eine Videokamera eigentlich nie dann bereit, wenn man sie wirklich braucht? Naja, vielleicht schlägt der Zufall ja irgendwann zu, und ihr bekommt ein Video von Mu, die ihren eigenen Schwanz jagt, um ihn dann zum Putzen festzuhalten, nur um ihn dann wieder jagen zu können. Vorläufig müßt ihr euch erstmal mit obiger Besschreibung der Szene begnügen. (Erst das Buch zu lesen und dann den Film zu sehen ist sowieso generell vorzuziehen. ;-))
Aber eigentlich wollte ich über was ganz anderes schreiben. Über mein Lieblingsthema Wahrheit und ihr Nutzen für den Einzelnen habe ich ja hier schon einiges rumphilosophiert. Mein schlauer Bruder hat übrigens eine sehr schöne wissenschaftliche Erklärung zum Thema beigesteuert, zu lesen in den Kommentaren zu Tag der Arbeit. Und da Wissenschaft für mich sozusagen das Opium für Akademiker ist, bin ich geneigt zu glauben (!), dass es tatsächlich gut für mich ist, die Wahrheit zu sagen. Dazu muss ich sie allerdings erstmal kennen. Und mir dann eingestehen. Und dann den Mut aufbringen, sie auch auszusprechen. Letzteres ist seltsam, denn wenn das gut für mich ist, was habe ich dann zu befürchten? Eigentlich ist aber schon der erste Teil - das Kennen - ziemlich befremdlich: wie kann ich meine persönliche, individuelle Wahrheit (von sog. absoluter Wahrheit will ich gar nicht reden, die ist langweilig, weil objektiv, d.h. hat nix mit mir zu tun) denn nicht kennen? Und doch scheine ich sehr gut darin zu sein, meine Wahrheit, meine eigenen Gefühle, vor allen, inklusive mir selbst zu verbergen. Meiner Theorie nach ist das ein Schutzmechanismus. Wenn man seine Gefühle anderen nicht zeigt, sehen sie auch nicht, dass man ggf. verletzt ist (=sie einen überhaupt verletzen können). Und am besten verstecken kann man seine Gefühle, wenn man gar nicht zulässt, dass man sie selber wahrnimmt.
Bis zu einem gewissen Grad ist sowas sicherlich nötig und auch gesund. Aber in der Zeit, in der ich meine Depression wie einen Schutzwall um mich aufgebaut habe, habe ich das wohl bis zum Exzess betrieben. Mit dem Resultat, dass ich jetzt tatsächlich jeden Zugang zu meinen Gefühlen verloren habe. Vergleichbar ist das ganze wohl am ehesten mit einem Schnupfen: man steckt seine verstopfte Nase in einen Blumenstrauß, von dem man genau weiß, dass er intensiv duften müßte, aber man riecht halt nichts. Und, so paradox das klingt, darunter leide ich ziemlich. Paradox, weil Leiden ja eigentlich auch eine Art Gefühl ist. So ganz durchblick ich das noch nicht. Was ich aber wirklich pervers finde, ist die Tatsache, dass ich vor potentiell emotionalen Situationen nicht nur zurückschrecke. Nein, ich empfinde (!) sie regelrecht als ekelhaft. Erinnerungen, Filme, Romane voller intensiver Gefühle stoßen mich ab. Nur einen kurzen Moment, bis ich es geschafft habe, das ganze von mir wegzuschieben. Aber der Ekel ist da, greifbar wie ein achtbeiniges Nutztier, das aus unerfindlichen Gründen die selbe Reaktion hervorruft, wenn man es plötzlich in einer Zimmerecke entdeckt.
Wieder habe ich Zuflucht in der Relig... Verzeihung, Wissenschaft gesucht, und bin auf interessantes zum Thema gestoßen. Der Wikipedia-Artikel zum Thema Ekel ist sehr aufschlussreich, wer das ganze etwas unterhaltsamer, aber nicht weniger seriös amerikanisch aufbereitet haben möchte, kann hier nachlesen. Für alle, die nach diesem Eintrag schon entnervt von so viel Text sind: Ekel ist eine vererbte oder anerzogene (oder beides) Schutzreaktion, einmal vor tatsächlicher physischer Gefahr wie Ansteckung, Vergiftung oder schlicht ungenießbarem, und zum anderen angeblich zum Schutz der eigenen Seele (vor der Erkenntnis, dass wir auch nur Tiere bzw. sterblich sind). Letzteres finde ich ein bisschen abstrakt, aber auch nicht ganz zu verleugnen. Beängstigend ist die Tatsache, dass Ekel mitunter noch schwerer zu überwinden ist als Angst (auch hierzu gibt es interessante wissenschaftliche Experimente). Das heißt wohl, dass ich noch einen sehr langen Weg zurück zu meinen Gefühlen vor mir habe.
Immerhin, auch ein 10.000 Meilen langer Weg beginnt mit einem Schritt. (Japanisches Sprichwort). Also fang ich wohl mal besser mit der - meiner - Wahrheit an. Siehe dieser Post.

09 Mai 2007

Die Welt in Misstönen?

In Hamburg regnet es.
In München auch.
Meine Haare sind ausgewaschen-orange-rosa-gelb, und ich erreiche meine Friseuse nicht.
(Conny, wenn Du eine Website hättest, würde ich Dich hier als beste Friseurin überhaupt verlinken, aber Du hast ja nicht mal 'nen AB.)
Alles ist... verbesserungswürdig. :(

Als ich in Hamburg aufgebrochen bin, war noch so richtig gutes Wetter. Und da ich weiß, dass es in München oft noch drei Grad wärmer und definitiv trockener ist als in HH (ich habe wissenschaftliche Beweise, versucht gar nicht erst, es abzustreiten), habe ich entsprechend meine Garderobe für den Aufenthalt hier ausgewählt. Tja, die Sandalen brauch ich wohl nicht. Meine beige Hose hat schon in Reutlingen einen dunklen Rand unten an den Beinen bekommen, und spätestens die lange Zugreise hat ihr den Rest gegeben. Also bleibt nicht mehr so viel Auswahl. Und hier regnet's und wird immer kälter. Deswegen hab ich gestern zum Ausgehen dann auch alles, wirklich alles angezogen, was ich noch dabei hatte. Jeans, darüber einen Rock, ärmelloses T-Shirt unter bauchfreiem T-Shirt unter Strickjacke, dazu noch einen Schal. Das war dann von der Temperatur her durchaus erträglich. Was ich nicht bedacht hatte ist, dass ich noch zwei Tage hier bin, und in Restaurants und Kneipen nicht nur geraucht wird, sondern auch gelegentlich mal was verschüttet. In meinem Fall ein halbvolles (halbleeres?) Glas Spezi, direkt in den Nacken, über T-Shirt A und B. Zum Glück gibt Spezi wie Cola auch keine Flecken (alte Weisheit einer Klassenkameradin, die mir ihr Getränk über die weiße Hose gekippt hatte), das obere T-Shirt war nur nass und kalt, aber nicht besonders schmutzig. Schlau wie ich bin, habe ich abends beim Heimkommen noch alles nach draußen gehängt, damit sich der Rauchgeruch auch verflüchtigt. Was ich dabei nicht bedacht hatte, war der Wind. (In Bayern rechnet man einfach nicht mit sowas, in HH hätt ich sicher dran gedacht!) Jetzt duften meine Kleider wieder frisch, Spezi-Spuren sind auch nicht zu sehen, dafür sind sie halt jetzt klatschnass.
Hab in zwei Stunden 'ne Verabredung. Bin schon sehr gespannt, was ich tragen werde. Vielleicht ein zartgelbes Spitzenkleid...?

08 Mai 2007

Tanja allein zuhaus

Nein, meine Eltern haben mich nicht hier vergessen - sind nur grad beide auf unterschiedlichen Konferenzen unterwegs. Das heißt ich habe sturmfreie Bude in Garching. Und einen Tag lang tatsächlich nichts zu tun, keine Verabredungen, keine Termine... Was zwangsläufig bedeutet, dass ich auf blöde Ideen komme. Zum Beispiel von dem Käsekuchen zu probieren, den meine Mutter gebacken hat. Diät-technisch gesehen ein ganz falscher Fehler. Aber wenn man schon mal angefangen hat, dann kann man ja auch gleich richtig weitermachen. Also durchstöbere ich todesverachtend den Kühlschrank und beschließe, mir aus den gemischten Resten, die dort zu finden sind, eine Portion Nudelsalat zu machen, die mich für die nächsten fünf Tage ernähren kann. Ähm. Könnte. Wenn ich nicht schon so viel davon gegessen hätte...
Und was macht man besonders gerne, wenn man alleine essen muss? Genau: Fernsehen. München hat schon seit längerer Zeit auf Digitalfernsehen umgestellt, weswegen sich meine TV-muffeligen Eltern einen Decoder kaufen mussten, um die Nachrichten noch empfangen zu können. Zusätzlich zur ARD bekommen sie jetzt aber ca. 512 weitere Programme. Darunter so sinnige Sachen wie Bahn TV oder Klingelton TV. Ich versuche mich durchzuzappen, gebe aber bei Kanal 89 auf. Ich habe sowieso besseres vor. Für div. zukünftige Rollenspiele brauche ich dringend Kleidung und Accessoires. Der beste Ort, um sowas zu finden, ist der heimische Keller. Ich wage mich in die unergründlichen Tiefen dieser mystischen Katakomben, die ein Eigenleben haben, sich ständig verändern, Dinge vor einem verstecken und einen plötzlich, unerwartet mit Erinnerungen an vergangene Faschingspartys, Skiausflüge oder die unerträgliche Schuhmode der 80er konfrontieren. Und ich werde fündig ohne Ende. Ein zartgelbes Spitzennachthemd (vielleicht auch ein Sommerkleid?), ein sackförmiges Mini aus ausgefranstem Glitzer-Silber-Stoff, ein langer, schwarzer, zerfetzter Rock, der meinem nächsten Zombie sehr gut stehen wird, eine taillierte Pelzjacke aus echtem Wasauchimmer, die ich mal in der Altkleidersammlung gefunden habe. Aber auch das Puppentheater, dass mein Opa mal für uns gebaut hat, meine Playmobil-Raumstation (wie eine umgedrehte Schildkröte hilflos auf dem Rücken liegend), diverse kopflose Barbiepuppen in Hippiekleidern, die meine Tante selbst genäht hat, und sogar meinen alten Schulranzen. Ebay hat neulich in einer Werbemail behauptet, dass in jedem Haushalt durchschnittlich 538 EUR an Warenwert rumliegen, die ohne weiteres versteigert werden könnten, weil sie keiner nutzt. Ich wage zu behaupten, dass meine Eltern mit ihrem Keller einiges mehr verdienen könnten. Aber da regt sich in mir leiser Protest, die Evolution schlägt zu, die Gene meiner Mutter fühlen ihre Stunde gekommen, und wecken eine Stimme in meinem Hinterkopf, die murmelt: Ach, eigentlich ist das ja noch ganz gut, das könnte man doch nochmal verwenden. Und hier, wie süß, das müssen wir auf jeden Fall aufheben, und guck mal da....

02 Mai 2007

Zitronensorbet

Heute war ich mit meiner persönlichen Privat-Schneiderin (die Freundin einer Freundin) beim Einkaufen. Und zwar Stoff für das geplante Brautkleid. Sie hatte mir neulich schon mal eine Vorauswahl mitgebracht, aber im Laden stellte sich heraus, dass die Stoffe alle ziemlich glänzen, was mir nicht so besonders gut gefällt. Also haben wir ein bisschen gestöbert, und sind, nachdem wir den 70er braun-beige-lila Streifen Look genauso verworfen hatten wir den geblümten rot-rosa-goldenen Sofabezugstoff, auf einen schönen leichten Baumwollstoff gestoßen, der mit Sicherheit wunderschön fallen wird. Meiner Meinung nach liegt die Farbe irgendwo zwischen creme- und elfenbeinweiß, mit einem kaum erkennbaren Hauch von Gelbstich. Meine Schneiderin - eine waschechte Oberfränkin - meint dazu nur, dass ich in dem Kleid aussehen werde wie Zitronensorbet. Ich hoffe, sie meint das im Sinne von richtig lecker und zum Anbeißen...
P.S. Jetzt muss ich doch auch mal was tun, um andere Bräute neidisch zu machen: 15m Stoff, die für das Kleid nötig sind, haben mich grade mal etwas über 100 EUR gekostet. Oder guckt ihr jetzt alle voller Verachtung auf mich runter? Egal, ich geh jetzt von dem gesparten Geld Eis essen. Zitroneneis natürlich.

01 Mai 2007

Jetzt langt's!

Jetzt hat mir die Süddeutsche endgültig 'as Kraut ausg'schütt! Die haben schon wieder so einen Test "Sind Sie ein Münchner Kindl?". Und ich habe schon wieder voll abgelost. (abgeloost? gelust? Buhu!) Während Leo, der gebürtige Memminger, mal wieder auf 7 von 10 Punkte gekommen ist. Das war's. Ab sofort les ich die MoPo. :-(

Tag der Arbeit

Oops, I did it again. Leute, die mich schon länger kennen, wissen vielleicht, dass ich unsinnigen Herausforderungen schwer widerstehen kann. Nicht so sehr im Sinne von "ich muss den Mount Everest besteigen, bevor ich 13 bin", sondern eher, wenn mich z.B. jemand dazu auffordert, meinen Finger in einen Teich zu stecken, um zu sehen, ob die Fische beißen (ja, sie haben reingebissen).
Jetzt wißt ihr ja schon, dass Leo z.Z. etwas angeschlagen ist und seinen linken Arm nicht gebrauchen kann. Und mit der Zusatzinformation, dass er heute Dienst hat, und prompt ein Einsatz kam, könnt ihr euch vielleicht denken, was ich heute getan habe. Wir waren nicht allein, ein paar nette Kollegen von Leo haben sich auch noch breitschlagen lassen, mitzuhelfen. D.h. ich musste nicht allzu viel helfen. Nur ab und zu festhalten oder anheben. Und viele viele... Teile... verpacken.
Und weil Leos wirklich nette Kollegen/innen dabei waren, hatten wir sogar richtig Spaß beim Arbeiten. Das Zusammensein in der Gruppe vertreibt offenbar noch so trübe Gedanken.
Und das bringt mich gleich wieder zum Kommunikationsthema zurück. Danke erstmal für eure vielen Kommentare. Ihr habt alle recht. Sich mitteilen, dadurch eine Verbindung zu anderen herstellen, tut einfach gut. Was ich mich frage ist, warum schließt die offensichtliche Notwendigkeit, mit anderen zu kommunizieren, auch das Bedürfnis ein, diesen anderen die Wahrheit zu sagen? Könnte man nicht Nähe und Verbindung auch dadurch erreichen, wenn man sich einfach der Gruppenmeinung anschließt, anstatt das Risiko einzugehen, sich durch eine abweichende Meinung selbst ins Aus zu schießen? (Ich weiß, dass es wichtig ist, seine wahren Gefühle zu zeigen und die Wahrheit zu sagen, und bemühe mich auch, das zu tun, aber der praktische, evolutionäre Nutzen entzieht sich mir.) Die Japaner machen es zum Beispiel so. Die können, je nachdem, in welcher Gruppe sie sich gerade befinden, unterschiedliche Meinungen zu ein und demselben Thema haben, und fahren scheinbar gut damit. Warum also empfindet unser westliches Herz ein so zwingendes Bedürfnis nach Wahrheit und Offenbarung? Philosophieren erlaubt, nur eine Bitte: erwähnt in euren Kommentaren nicht, was und wo Leo arbeitet, das könnte sonst Schwierigkeiten geben.

Tanz in den Mai

Gestern war Beltane. Oder Walpurgisnacht. Oder einfach nur Tanz in den Mai, wie man hier in HH sagt. Das Fest erfreut sich hier, zumindest in meiner Wahrnehmung, größerer Beliebtheit als in Bayern. Vielleicht, weil es in Bayern mit Maibaum-Aufstellen und anderen altmodisch-brauchtümlichen Traditionen verbunden wird. Hier geht man einfach nur Tanzen, deswegen ist es cool und jugendtauglich und stirbt nicht so schnell aus.
Wir zwei haben es allerdings seit wir hier sind noch nie geschafft, am 30. April tanzen zu gehen oder den Mai auf irgendwie geartete Weise hamburgerisch zu begrüßen. Entweder waren wir immer nicht da, oder beschäftigt, oder, wie dieses Jahr, beschädigt. Leo hatte schon zum zweiten Mal dieses Jahr einen Fahrradunfall, und trägt momentan den Arm in der Schlinge. Das hält ihn zwar nicht davon ab, in die Arbeit zu gehen, aber große Action abends ist dann nicht mehr drin. Also waren wir nur kurz was Essen, und haben dann zu hause unseren ganz privaten Tanz in den Mai veranstaltet und unseren Hochzeitswalzer geprobt. Ich habe schon mit Leo getanzt, aber noch nie einen Standardtanz. Ich muss sagen, er führt hervorragend (Kommentar Leo: "Aber ich kann doch gar nicht führen!"), und wir haben einen sehr kreative neue Art des Walzertanzens entdeckt. Und, nachdem ich ihn oft genug getreten hatte, festgestellt, dass wir noch viel viel üben müssen...

29 April 2007

Warum eigentlich?

Fragt sich das jeder Blogger irgendwan mal? Warum er eigentlich sein Tagebuch ins Internet stellt? Woher nehmen wir - nicht nur Blogger, sondern alle Menschen - dieses Bedürfnis, von der Welt wahrgenommen zu werden? Warum ist es so essentiell, anderen mitzuteilen, was in einem vorgeht? Warum tut es gut, das zu tun?
Die Frage stelle ich mir eigentlich schon, seit ich in Therapie bin. Zumal mir meine Therapeutin immer wieder einpaukt, dass es immens wichtig ist, sich mitzuteilen, dass man auf keinen Fall einfach runterschlucken darf, was in einem vorgeht.
Für viele menschliche Bedürfnisse, Verhaltensweisen und Gefühle lassen sich "rationale" Gründe finden: Evolution, blanke Biologie, der gegenseitige Nutzen eines bestimmten Verhaltens für im Rudel zusammenlebenden Spezies etc.etc. Aber dieses Kommunikationsbedürfnis? Sein Herz nicht auf der Zunge zu tragen, kann z.B. das Zusammenleben vieler immens erleichtern. Survival of the loudest? Wenn sich die Mitglieder einer Tierart hinstellen und den ganzen Tag rumschreien würden, wären sie sicherlich leichte Beute für alle anderen Räuber, und sei's nur, um endlich Ruhe zu haben. Am ehesten könnte man noch Vögel zum Vergleich heranziehen, die mit Ausdauer von Sonnenauf- bis Untergang nach einem paarungswilligen Partner schreien. Aber mit dem Wunsch nach Fortpflanzung allein glaube ich nicht, mir selber das menschliche Bedürfnis erklären zu können, sein Innerstes nach außen zu kehren. Vielmehr die Notwendigkeit. Denn dass es ungesund ist, Sachen runterzuschlucken, habe ich mir selbst sehr nachdrücklich bewiesen. Trotzdem interessiert mich das warum. Weil's vielleicht einfacher wäre, mich zu zwingen, mehr von mir selbst zu offenbaren, wenn ich die Begründung (außer dem undifferenzierten "es ist gut für mich) wüßte. Dazu (dass wir Sachen lieber tun, wenn wir glauben, einen Grund dafür zu haben) gibt's übrigens ein interessantes Experiment von Dr. Ellen Langer (im Artikel nach dem Wort "Kopierer" suchen, sind nur zwei Absätze, die wichtig sind). Wie auch immer, würd mich interessieren, was ihr dazu denkt.

26 April 2007

Geek Ring

Ihr lieben Mit-Rollenspieler, jetzt haben wir's schriftlich: wir sind Geeks. (Im Lexikon von leo.org steht dazu übrigens "Stubengelehrter" als Übersetzung, allerdings auch "Streber".) Woher ich das weiß? Weil ich grade das ultimative Schmuckstück für uns alle gefunden habe: den Geek Ring.
Laut Verkäufer kann man sogar damit würfeln, und wirft immer die 20...
Gerade jetzt wäre das ein passendes Accessoire für Leo und mich, weil wir beide mal wieder dem Wahnsinn anheim gefallen sind, und uns der Hamburger Vampire-Spielleitung angeschlossen haben. Eigentlich sollten wir's ja besser wissen, und genau diesen Stress vermeiden - wenn's halt nicht solchen Spaß machen würde...
Wir sind halt doch Streber. Oder eher Stubengelehrte?

23 April 2007

Wochenende in Berlin

Interessant, dass ein Eintrag über Grammatik doch so viele Kommentare provoziert. Offenbar polarisiert das Thema. Mal sehen, wie das mit dem nächsten Thema wird.
Am Wochenende war ich in Berlin bei Brittas Einweihungsparty. (Britta ist kürzlich nach Berlin gezogen.) Zum Feiern hatte sie aber erstmal nur Mädels eingeladen, denn die Feier war eine D****-Party. Nein, ich bin nicht zu prüde, um das Wort hinzuschreiben, will nur nicht, dass Leute per Google hier landen, die eigentlich ganz was anderes suchen.
Eine D****-Party funktioniert wie eine Tupper-Party, nur dass man eben keine gefrierbrandsicheren Plastikdosen, sondern andere nette Produkte kaufen kann. Ansonsten ist alles gleich, es gibt die Dinger in verschiedenen bunten Farben, Formen (Raupe, Delfin, Maulwurf...), unterschiedlichen Größen und mit lustigen Zusatzfunktionen. Zum Ausprobieren der Vibrationsstärke und -frequenz hält man sich die D****s an die Nase, was je nach eingestellter Stärke niedlich kitzelt oder wilde Niesanfälle auslöst. Zwischendrin gab's auch noch so harmloses wie Badezusätze und Massageöle, wahrscheinlich als verkaufstechnische wohlgeplante Entspannungspause zwischen so viel Peinlichkeit gedacht. Als ob uns irgendwas zu peinlich sein könnte. (Vor allem nicht nach zwei Gläsern Erdbeerbowle.)
Jetzt fragt ihr sicher, was ich von dieser Veranstaltung mitgenommen habe. Einiges! Nämlich die Erinnerung an ein super-lustiges Wochenende in Berlin mit lauter netten Leuten, Party, HUL (Hocken und Labern), lecker Essen, Ausgehen, Tanzen und ganz vielen intensiven, schönen Gesprächen, die wirklich gutgetan haben. Neugier befriedigt?

18 April 2007

Gemeine Demütigung durch Süddeutsche

Ich protestiere. Schon zweimal bin ich jetzt durch die Zeitung meiner Heimat, die Süddeutsche nämlich, schwer gedemütigt worden.
Das erste Mal ging's um einen Test, ob man ein richtiger Münchner ist. Da habe ich Münchner Kindl nur die zweithöchste Punktzahl erreicht, während Leo, der gebürtige Memminger, glatt als Eingeborener durchging. Und das nur, weil ich geantwortet habe, dass der Münchner bei Föhn nicht Kopfweh, sondern gute Laune hat, was durchaus vorkommt. Echt. Ehrlich.
Und jetzt haben die aus aktuellem Anlass einen Grammatik-Test veröffentlicht. Da fragen die nach so fiesen Dingen wie Präpositionalobjekten und Konjunktiv II. Also genau das richtige für mich. Leo hat mich auch gleich gezwungen, den Test machen. Und ich Grammar-Nazi hab nur 8 von 12 Punkten gekriegt! (Und Leo 9!)
Also möchte ich mich hiermit offiziell beschweren: Recht gschieht's eich Saubuam, eich elendign, dass ma ausgwandert san!

17 April 2007

Lektionen fürs Leben

Heute morgen, weit vor Sonnenaufgang, bin ich davon aufgewacht, dass unsere liebe Katze auf mir saß und voller Begeisterung mein T-Shirt über meiner Brust abschleckte. Über heißt in diesem Fall tatsächlich "höher als", also noch etwa drei Zentimeter von der Sodomie entfernt. Die Peinlichkeit der Situation muss ihr dann auch bewußt geworden sein, sie kletterte nämlich von mir runter, und setzte sich ans Kopfende des Bettes (=direkt vor meine Nase), und fing an, das zu tun, was Katzen immer tun, wenn sie verlegen sind: sich putzen. Leider tat sie das auf bewährte Katzenart, sprich, ein Bein in die Luft gestreckt, Kopf zwischen die Beine, ausgiebig schlecken. Dies ging mit einer erheblichen Geruchsbelästigung einher, da sie in letzter Zeit, seit sie Allergie-Spezialfutter kriegt, recht riechbar verdaut. Natürlich hört man das Geschlecke auch, wenn es so direkt neben dem eigenen Kopf stattfindet. Zusammen mit den Singvögeln, die einfach nicht auf den Sonnenaufgang warten wollen, war das ganze wenig Schlaf-förderlich.
Ich hätte ja einfach die Katze rausschmeißen und das Fenster schließen können. Statt dessen legte ich einen Arm über den Kopf, so dass mein Ohr luft- und schalldicht verschlossen wurde, und steckte mein Gesicht so ins Kissen, dass Nase und vorsichtshalber auch Augen bedeckt waren, aber der Mund noch genug Luft zum Atmen hatte. Und schlief friedlich wieder ein.
Erstaunlich, dass man Dinge, die man in einem muffigen Hotel in Malaysia, dass voller lärmender Chinesen und Kakerlaken (ja, die können ziemlich laut sein, und außerdem eklig) zwangsläufig lernt, wenn man schlafen will, doch nochmal brauchen kann.

13 April 2007

Wertvoll?

Als ich heute, wie so oft etwas spät dran, mein Fahrrad bei der U-Bahn-Station einsperre, spricht mich ein alter Mann an, offenbar obdachlos, etwas heruntergekommen, aber keineswegs hoffnungslos. Er will mir ein Gedicht vortragen. Ich lächle so freundlich-abweisend wie möglich, keine Zeit, U-Bahn kommt gleich. Er nimmt's gelassen, und erzählt mir statt dessen von seinem Leben, während ich mit dem Schloss rumwurstle. Er hat's versucht, hat halt nicht so geklappt, aber was soll's. Was er versucht hat, kriege ich nicht so genau mit, hat er Schriftsteller gesagt? Jetzt ist er nur noch ein alter Opa der von Ort zu Ort reist. Ich lächle nochmals und wende mich halb ab, um zu signalisieren, dass ich jetzt wirklich los muss. Schade eigentlich, ich hätte das Gedicht gern gehört. Er bittet mich um 10 Cent. Sympathisch, dass er so wenig will. Ich schaue in mein Portemonnaie. Mist, nur noch ein 2 Euro Stück. Was soll's, der Mann wirkt irgendwie nett, und die Sonne scheint, und überhaupt. Er kriegt die zwei Euro. Er bedankt sich mit den Worten: "Sie sind genauso ein Mensch wie ich: ein wertvoller."
Das macht mich einen Moment lang richtig glücklich. Die meisten Leute sind sehr oft nett zu mir, aber sowas kriegt man ja doch irgendwie selten gesagt. Während der Fahrt denke ich darüber nach, warum es mich freut, dass ein Wildfremder, der mich nicht kennt, und den ich nie wiedersehen werde, so etwas über mich sagt.
Und denke dann daran, wie sehr es mich mitnimmt, wenn ein Wildfremder, der mich nicht kennt und den ich nie wiedersehen werde, etwas schlechtes über mich sagt. Wie lange ich darüber nachgrüble, was ich falsch gemacht habe, wenn mir z.B. jemand anders laut hupend die Vorfahrt nimmt. Wie leicht ich mir die Laune verderben lasse, wenn jemand auch nur eine Frage stellt, die implizieren könnte, dass ich eventuell irgendwas falsch gemacht haben könnte.
Genau das versuche ich mir mit aller Kraft abzugewöhnen.
Heißt das im Umkehrschluss, dass ich mich auch nicht über den netten Opa und sein Kompliment freuen darf? Logisch wär's irgendwie.
Mann, manchmal ist dieses Gewurstel im Kopf ganz schön kompliziert! :-/

Ohne Werbung lebensfähig

Es gibt in Hamburg einen Laden/Museum/Künstler-WG/Dingens, der u.a. T-Shirts mit sehr sinnigen Aufschriften verkauft: Denken hilft. Arbeit macht Arbeit. Bis einer heult. (Mit Bild von zwei Panzern). Manche der lustigeren konntet ihr schon an Leo bewundern. Und ich will seit Jahren das T-Shirt mit der Aufschrift "Ohne Werbung lebensfähig". Aber das gibt's immer nur in weiß und zu groß. Dabei wäre es so lustig gewesen, das zur Arbeit in der Agentur anzuziehen.
Aber eigentlich wollte ich auf ganz was anderes raus. Nämlich, dass selbst ich nicht ganz ohne Werbung auskomme. Allerdings nur für Sachen, die wirklich unterstützenswert sind. Konkret: meine Schwägerin macht Buttontails. Das sind lustige Knopfschlangen bzw. Ketten aus Knöpfen, die richtig schön aussehen.
Man kann sie als Dekoration verwenden, als Kinderspielzeug, oder auch als Schmuckstück tragen. Weitere Funktionen fallen mir sicher noch ein, sobald ich eins von den Dingern habe.
Wer auch eins haben möchte, kann sich entweder direkt an Andrea (über die Buttontails-Seite) wenden, oder an mich zwecks Sammelbestellung.
So, danke für Ihre Aufmerksamkeit, und jetzt zurück zum normalen Programm.

12 April 2007

Verlobungsring!

Wir schlendern durch die Schanze (für alle Auswärtigen: ein typisches Hamburger Stadtviertel, in dem sich Hausbesetzerszene und In-Crowd mischen, mit vielen Cafes und Geschäften von schick bis absurd). Eigentlich wollen wir nur bummeln, die Sonne genießen und vielleicht in dem einen oder anderen Laden (vorzugsweise einem absurden) mal vorsichtig nach Eheringen gucken.
Während uns die ersten beiden eher mühelos gelingen, sind wir bei drittem Vorhaben eher erfolglos. Aber etwas ist seltsam: Leo bleibt immer mal wieder stehen und schickt mich voraus; er will nur was nachschauen, sagt er. Die Systematik dahinter bleibt mir verborgen, mal ist es ein Bäcker, mal ein Elektronikladen... Trotzdem spiele ich mit und sehe mich ganz heldenhaft nicht nach ihm um, bis er wieder aufholt.
Schließlich haben wir eine Runde gedreht, und bleiben unvermittelt vor einem Kaugummiautomaten stehen. Ich grinse, weil ich schon häufig erwähnt habe, dass mir ein Ehering aus dem Automaten mindestens genausoviel bedeuten würde wie vom Juwelier, wenn nicht mehr. Leo schlägt vor, dass ich doch versuchen soll, mir einen zu ziehen und drückt mir 50 Ct. in die Hand (auf dem Automaten steht noch 50 Pfg.!).

Ich werfe das Geld ein, drehe den Knopf, und Leo fischt eine durchsichtige Plastikkugel aus dem Automaten. Darin ist was grünes, Stoff, vielleicht ein Haarband. Ich öffne die Kugel, ziehe den Stoff raus, es ist ein Täschchen, und darin...
Der Ring.
Der Ring, den ich als kleines Kind hatte, silbern mit zwei ineinander verschlungenen Schlaufen, vermutlich auch aus einem Automaten.
Der Ring, von dem ich geträumt habe, in der Nacht, als ich den ersten Schritt dazu tat, mein Leben grundlegend umzukrempeln.
Der Ring, den ich so lange im Rollenspiel getragen hatte, in einer Rolle, die Leos Rolle mehr als nahe war...
Der Ring, den ich seit Monaten nicht wiederfinde. Ich sehe, es ist nicht der selbe Ring, er ist stabiler und größer und vor allem nicht zerbrochen. Aber er hat die gleiche Form, das gleiche Aussehen. Wenn es noch irgendeinen Beweis bräuchte, würde ich spätestens jetzt fest daran glauben, dass wir vom Schicksal füreinander bestimmt sind. (Tu ich aber auch ohne Beweis schon.)

So. Tief durchatmen, Gänsehaut wegrubbeln, weiterlesen.
Leo grinst (nachdem ich seine Lippen endlich wieder freigegeben habe). Ich kenne dieses Grinsen. Es ist sein Spielleiter-Grinsen. Das bedeutet, dass ihm gerade ein besonders gelungener Spielleiter-Trick geglückt ist. Der könnte zum Beispiel darin bestehen, dass er den besagten Ring aus dem Gedächtnis abgezeichnet und bei Cynthia hat nachmachen lassen, ihn dann in eine vorher an ebenjenem Automaten besorgte Plastikkugel gesteckt und diese dann in das Ausgabefach geschmuggelt hat. Aber ich bin ein braver Rollenspieler, ich will die Tricks der Spielleitung gar nicht kennen. Allerdings schlägt meine geschulte Spieler-Logik Alarm: wenn der die Plastikkugel vorhin schon aus dem Automaten gezogen hat, und ich jetzt grade 50 Ct. eingeworfen habe, dann müßte ja jetzt noch eine zweite Plastikkugel da drin liegen.
Und tatsächlich, da liegt sie. Und enthält zwei kleine Plastiktierchen, die sich umarmen. Und zwei Ringe. Einer groß und golden, einer klein und grün. Einer passt an Leos kleinen Finger, einer an meinen Ringfinger. Wenn ich noch irgendeinen Beweis bräuchte....

So schlau

Donnerstag Morgen. Strahlender Sonnenschein. Leo hat Urlaub. Und schlägt vor, dass wir Einkaufen gehen. Dass das Teil eines perfiden, ausgeklügelten Plans ist, ahne ich noch nicht, doch davon im nächsten Eintrag. Also radeln wir los, bummeln ein bisschen rum, und setzen uns dann in ein Cafe in die Sonne.
Klein Tanja bestellt einen Tee. Der kommt in einer riesigen Tasse mit ebenso riesigem Teesieb-Einsatz. Oben ist der Einsatz mit einem Glasdeckel abgedeckt. Sieht toll aus. Tanja läßt den Tee eine Weile ziehen und hebt dann das Sieb am Griff heraus. Der Tee tropft natürlich, wie bei jedem Sieb, unten raus.
Leo: "Hm, wo stellst Du das denn jetzt hin?"
Tanja sondiert die Möglichkeiten. Der Aschenbecher ist zu eklig. Der Blumentopf auf dem Tisch zu klein.
Tanja: "Vielleicht nehme ich den Untersetzer von der Tasse...?" Dann schlägt der Geistesblitz zu: Das Sieb kann man ja umdrehen! Dazu ist der Glasdeckel da!
Tanja: "Na klar, ich dreh das Ding einfach um. Mann, dass ich mal von selber auf sowas komme! Hätte ich mir gar nicht zugetraut. Ich komm mir grad sooo schlau vor!" Leo nickt bekräftigend.
Immer noch überwältigt von einer solch geistigen Glanzleistung in Sachen Mechanik/Motorik/Technik dreht Tanja, noch während sie diesen letzten Satz ausspricht, das Sieb schwungvoll auf den Kopf. Der Glasdeckel, keineswegs wie angenommen an dem Einsatz befestigt, rutscht, den Gesetzen der Physik folgend, vom Sieb und zerbricht auf dem Tisch. Die Teeblätter verteilen sich auf dem Tisch, ein großer Teil davon landet in der Teetasse, wo der Tee, der bereits fertig war, fröhlich von Neuem zu ziehen beginnt.
Tanja starrt eine Weile hilflos kichernd auf den Tisch, bis die anderen Gäste sich wieder abgewendet haben, der Kellner die Glasscherben und Teeflecken vom Tisch entfernt hat, und Leo sich wieder auf seinem Stuhl halten kann, und beginnt dann, in Demut schweigend die Teeblätter aus ihrem Tee zu löffeln.
Ich komm mir grad sooo schlau vor.

04 April 2007

Lieber Anrufer

Wenn Du morgens um 5:32 Uhr bei jemandem anrufst, dann solltest Du darauf gefasst sein, dass es etwa zwei bis drei Mal klingeln braucht, bis derjenige wach genug ist, um zu realisieren, dass das Telefon klingelt. Und weitere zwei bis drei Mal, bis er selbiges, nach mühsamem Aus-dem-Bett-Wursteln (inkl. Katzen runterschmeissen), auch erreicht. Deswegen solltest Du einfach etwas länger dranbleiben, selbst wenn der Anrufbeantworter rangeht.
Und wenn etwas so wichtig ist, dass man, nur um's nochmal zu wiederholen, morgens um 5:32 anrufen muss, dann ist es das sicher auch wert, auf den AB gesprochen zu werden, damit der Angerufene zurückrufen kann, anstatt stundenlang wachzuliegen und zu grübeln, welche Katastrophe gerade passiert ist.
Dankeschön und auf Wiederhören.

03 April 2007

Tonight is the meaning of life

Dienstag morgen, 2:41h. Mein Leben liegt klar und deutlich vor mir.
Seit Tagen schreibe ich mit ein paar anderen tapferen Spielleitern zusammen Rollen für ein Rollenspiel, das in wenigen Tagen stattfinden wird. Wir arbeiten unter extremem Termindruck, über ganz Deutschland verteilt per Skype kommunizierend, die Dokumentation unserer Arbeitsgrundlagen ist bestenfalls mangelhaft, die Überschneidungszeiten unserer Erreichbarkeit nur selten gegeben, einer der wichtigsten Spieler ist kurzfristig ausgefallen, so dass alles, was schon fertig war, nochmal eben umgebaut werden muss. Seit Tagen komme ich nicht vor 2h morgens ins Bett, übernehme zu schreibende Rollen von anderen Spielleitern, die auch im wirklichen Leben noch einen Beruf haben, versuche mich in völlig undurchsichtige Hintergründe einer Spielwelt einzuarbeiten, die mir nur rudimentär bekannt ist. Jetzt sitze ich am Computer, tippe wie wild, und kriege das Grinsen nicht aus meinem Gesicht. Es ist offensichtlich: meine Bestimmung ist das Rollenschreiben.
Wenn ich in der Arbeit auch nur annäherungsweise so viel Stress hatte, hab ich nie so gegrinst. Man könnte jetzt natürlich vermuten, dass das Grinsen vom nach-1h-morgens-Kaffee-Trinken kommt. Oder vielleicht sogar von der höheren Dosis Antidepressiva, die ich seit neuestem einnehme? (Liebe Co-SLs, sagt mir Bescheid, wenn ihr auch was von dem Stoff wollt. ;-))
Aber ich bin überzeugt: ich bin fürs Rollenschreiben gemacht. Keine Ahnung, ob ich gute Rollen schreibe, aber viele sind's auf jeden Fall. Also wird das in Zukunft mein Beruf. Irgendwelche Freiwilligen, die mich dafür bezahlen möchten?

P.S. Für alle besorgten Eltern, Freunde und sonstige Psychopharmaka-Skeptiker: die höhere Dosis ist ein Experiment von meinem Arzt, um festzustellen, ob das Zeug bei mir überhaupt wirkt, oder ob wir's eigentlich auch weglassen können. In zwei Wochen wird die Dosis wieder runtergesetzt, also keine Angst, alles in Ordnung. :)

02 April 2007

Unsere lieben kleinen Kätzlein...

...sind ja immer sooo brav. Menschenfutter interessiert sie überhaupt nicht. Deswegen kann man sogar Reste auf dem Tisch stehen lassen, da gehen sie nicht ran. (Mit Ausnahme von gekochten Kartoffelschalen, Thunfisch und Leberwurst - auch unsere Katzen sind keine Übermenschen.)
In letzter Zeit bekommen sie mal wieder Spezialfutter, weil Mu ja eine Allergie hat. Das schmeckt ihnen mittlerweile auch ganz toll, aber irgendwie ist immer zu wenig davon da. So eine Portion morgens und abends reicht einfach nicht. Und der Abstand dazwischen ist viel zu lang. Deswegen wird Tanja auch morgens mit sanftem Schnurren, krallenbewehrten Milchtritten und gelegentlichem tieftraurigem Maunzen (das Kodama sich von irgendeinem jaulenden Hund abgeschaut haben muss) motiviert, endlich aufzustehen und eine Dose zu öffnen.
Nicht so heute. Nach entspanntem Ausschlafen wurde mir bewußt, dass irgenwas fehlte. Genau. Die Katzen schliefen friedlich zusammengerollt und wirkten gar nicht hungrig. Es gab aber keine Anzeichen, dass Leo sie schon gefüttert hatte. Also, Dose auf, Frühstück.
Katzen sind glücklich, d.h. ich kann an den Computer und weiter an unserer Rollenspiel-Planung arbeiten. Und da - liegt die zerfetzte Packung Leckerlies, die Jana uns neulich mitgebracht hat, als sie zu Besuch war. Fein säuberlich zerkaut und bis auf das letzte Bröckerl aufgemampft. Und unsere lieben Kätzlein, mit doppelt vollem Bauch, sitzen hinter mir und gucken gaaaaanz unschuldig...