31 Dezember 2009

Mein Kind ist eine Kokosnuss

Oder auch: Our world is ordered by a malign and perverted god, um mit Douglas Adams zu sprechen. Um den folgenden Eintrag zu verstehen, müsst ihr dessen Zitat über die Kokosnuss und den Komodo-Waran aus Last Chance to See kennen. Selbiges könnt ihr hier nachlesen (dritter und vierter Absatz; hier auch nochmal in Teilen auf Deutsch zu finden).
Wenn die Kokosnuss schon ein Beweis für die Gemeinheit eines eventuellen Schöpfers (bzw. Schöpferin, Männer können gar nicht so fies sein) ist, was soll man dann erst von Babys halten?
They are almost perfectly designed: Süß und knuddelig und so niedlich-hilflos, dass man sie einfach lieben muss. Zudem die Methode schlechthin, den zukünftigen Fortbestand der Menschheit sicherzustellen.
What makes you wonder about the nature of this god character is that he creates something that is so perfectly designed to be of benefit to human beings and then... makes everything after conceiving it so tedious: Mal sehen, wie die Menschen damit klarkommen, so ein Kind neun Monate lang in einem immer dicker werdenden Bauch rumzutragen, der sie bei allem behindert, was man normalerweise zum Überleben so tun muss. Ok, das scheint sie nicht abzuhalten. Mal sehen, was passiert, wenn ich die Geburt so richtig, richtig schmerzhaft und anstrengend mache. Ach, sie kriegen immer noch Kinder? Hätte ich ihnen nicht zugetraut. Also gut, dann machen wir eben die Fütterung extra kompliziert: Zuerst gibt's gar keine richtige Milch, so dass sich die Kleinen echt anstrengen müssen, was aus Mama rauszubekommen. Und gerade, wenn sie die Lust am Trinken verlieren, weil das so frustrierend ist, bescheren wir der Mutter so richtig viel Milch, dass es wehtut. Und wenn das nicht reicht, habe ich auch noch wunde Brustwarzen auf Lager.
Hmm, jetzt haben sie Stillberaterinnen und Silikonhütchen erfunden. OK, no more Mr Nice Guy. Dann mache ich die Köpfe der Kinder eben so groß, dass sie die benötigten Reproduktionsorgane so schmerzhaft verletzen, dass frau auf Jahre hinaus die Lust auf jegliche mit Fortpflanzung in Verbindung stehenden Aktivitäten vergeht.
Die Geschichte mit dem Apfel muss ihn doch mehr verärgert haben, als ich gedacht hatte...

27 Dezember 2009

Alles eine einzige Demütigung!

Diesen auf die Schwangerschaft bezogenen Satz haben viele von euch schon zigmal von mir gehört, gefolgt von Beschwerden über allerlei Erniedrigendes, was frau in dieser Zeit so zu ertragen hat:

* Man kann seine Schuhe nicht mehr selbst binden/im Stehen anziehen/sehen.
* Man kann peinliche Körperfunktionen nicht mehr kontrollieren – der
Börpsknopf ist da noch ein harmloses Beispiel.
* Man muss laufend Urinproben abgeben, obwohl man kaum noch um seinen Bauch rumlangen, geschweige denn den Becher, den man treffen soll, noch sehen kann.
* Man kann keine drei Schritte mehr gehen oder gar zügig gehen (von laufen will ich ja gar nicht sprechen), ohne sofort aufs Klo zu müssen. Ich frage mich, wie das evolutionär zu erklären ist – hat man, statt vor dem Säbelzahntiger zu fliehen, ihn in Notwehr einfach angepieselt?
* Man fühlt sich aus reiner Verzweiflung dazu bemüßigt, andere laufend über peinliche Körperfunktionen zu informieren. Siehe oben. QED.

Diese Liste könnte ich endlos fortführen. Allein, die Schwangerschaft ist vorbei – und damit auch die Demütigungen?

Ich stehe im Bereitschaftsraum der Nachtschwester, der gleichzeitig der Stillraum und das Kinderzimmer ist, und somit jedem Patienten und theoretisch auch Besuchern des Krankenhauses zugänglich ist; die Tür zum Gang steht immer offen. Ich habe mein Nachthemd bis unter die Achseln hochgezogen, darunter trage ich nichts außer den sexy Krankenhaus-Klassiker: eine formschöne Netzunterhose, ausgestopft nicht mit einer, sondern mit drei dicken Windeln. Die Schwester bestreicht meine Brüste mit Quark und ich bin versucht, allen Göttern, an die ich nicht glaube, für den Segen des Quarkwickels sogar die Qualen der Geburt zu verzeihen.

Mir wird klar: Die Lektion in Demut hat gerade erst angefangen...

23 Dezember 2009

Geburts-Tag

So, ich liege zwar mehr, als ich sitze, aber da ich die Geschichte schon zigmal erzählt habe, und den starken Verdacht hege, dass die Geburt mit jeder Erzählung leichter und schmerzfreier wird, versuche ich jetzt mal festzuhalten, was die Hormone noch nicht aus meinem Hirn gelöscht haben. Außerdem ist heute der eigentlich angepeilte Geburtstermin. Wenn alles nach Zeitplan gegangen wäre, wäre dies also der nächste Twitter-Echtzeit-Geburtseintrag.

Nachdem ich also in aller Gemütsruhe - falsch, einigermaßen aufgeregt, aber unter den gegebenen Umständen trotzdem recht gefasst - meinen Blogeintrag geschrieben hatte, fuhr mich meine furchtbar liebe Schwägerin nach Pasing.

(Leo: Zuvor hatte mich Tanja kurz vor der Arbeit noch auf dem Handy angerufen: 'Ich will Dich ja nicht beunruhigen, aber ich glaube, meine Fruchtblase ist geplatzt...' Wir kamen überein, dass Tanja sich in aller Ruhe im Krankenhaus meldet und wir danach noch mal telefonieren. Schließlich weiß man ja, dass es bei Erstgebärenden gerne mal etwas länger dauert mit der Geburt.)

Im Krankenhaus schloss man mich erstmal ans CTG an, so dass ich mir meine Wehen live angucken konnte. Für den Fall, dass ich sie nicht bemerke? Hm. Unangenehm waren sie zu dem Zeitpunkt schon, aber keineswegs unaushaltbar. Allerdings gingen sie z.T. schon über das obere Ende der CTG-Skala raus - das konnte wohl nur heißen, dass es nicht viel schlimmer werden würde, oder? Ich war einigermaßen beruhigt. Alle anderen Frauen sind eben doch empfindlicher als ich. (Jede Wette, dass sich das jede werdende Mutter ungefähr 2 Minuten lang einredet. ;)) Leider nahm mir der Arzt schnell diese Illusion, als er mir erklärte, die Stärke des Ausschlags hätte kaum etwas mit der Stärke der Wehe zu tun. Schluck.

(Leo: Währenddessen hatte mir Tanja mitgeteilt, dass sie im Krankenhaus bleibt und die ersten Wehen aufgetreten waren. Damit war klar, dass ich allmählich die Arbeit verlassen sollte. Aber da es bei Erstgebärenden ja gerne etwas länger dauert mit der Geburt, machte ich eine sorgfältige Übergabe, schrieb noch einen dringenden Arztbrief und sagte meinen für den nächsten Tag in Hamburg geplanten Gerichtstermin ab.)

Nachdem sie mir noch literweise Blut abgezapft hatte, schickte mich die Hebamme erstmal wieder weg: Ich solle es mir im Zimmer bequem machen, nochmal ordentlich was essen und dann gegen 13h wieder zur nächsten Untersuchung in den Kreissaal kommen. Also ging ich erstmal mit Andrea einen Kakao in der Cafeteria trinken. Das war allerdings schon ziemlich ungemütlich, während der Wehen konnte ich nicht richtig sitzen, Stehen ging auch nicht, und überhaupt hatte ich eigentlich nur noch Lust, die nächsten Stunden auf dem Klo - dem einzigen Ort, wo ich noch einigermaßen entspannen konnte - zu verbringen. Also schickte ich Andrea heim, denn so gut mir ihr ermutigendes Zureden auch tat, auf der Toilette wäre mir das irgendwie unangenehm gewesen.

Zurück auf dem Zimmer räumte ich noch ein paar Sachen in den Schrank, sperrte mein Geld in den Tresor, überlegte, ob ich unsere Betten - wir hatten ein Familienzimmer gebucht - schon mal zusammenschieben sollte, befand das aber aufgrund der Wehen dann doch für verschiebenswert, und vertrieb mir ansonsten die Zeit mit Windelnwechseln. Meine eigenen, wohlgemerkt. Die Hebamme hatte mir gesagt, dass man auch nach dem Blasensprung noch Fruchtwasser nachproduziert, angeblich, damit das Baby nicht austrocknet - ich denke aber, dass da irgendwie die bindenproduzierende Industrie dahintersteckt. Schließlich kam das Mittagessen, von dem ich entgegen anderslautender Weisung kaum etwas herunterbrachte. Zum Glück erlöste mich eine Krankenschwester, die mich nochmal in den Kreissaal bat, da das Labor noch mehr Blut von mir brauchte.

(Leo: Ich hatte mich mittlerweile aus der Arbeit verabschiedet und war auf dem Weg nach München. Das alles natürlich vollkommen ruhig und ausgeglichen und innerhalb des Tempolimits. Gab ja auch keinen Grund zur Hast, da es bei Erstgebärenden ja gerne mal länger dauert mit der Geburt. Und die Vorstellung, so ein hektisch-eilender werdender Vater zu sein, der in lebensgefährlichem Tempo durch den Verkehr rast... Lächerlich!)

Ich machte mich also auf den Weg, der objektiv betrachtet keine 30m weit war. Ihr kennt alle diese klassische Filmszene, die in keinem guten Horrorfilm fehlen darf, wo sich ein Gang plötzlich vor einem immer weiter in die Länge zieht - ich weiß jetzt, dass genau das im wirklichen Leben passieren kann und diese Darstellung total realistisch ist. Nach gefühlten Stunden, tatsächlich aber gegen 12h, kam ich im Kreissaal an, legte mich auf den Gebärstuhl und wusste, dass ich nicht wieder davon aufstehen würde, bis das Kind da ist.

Die Hebamme sah das anders, sie wollte mich nach dem Blutabnehmen noch zum Ultraschall schicken, aber ich konnte mich einfach keinen Millimeter mehr rühren. Was auch gut so war, denn wenn man mir vor der Geburt noch das per Ultraschall ermittelte genaue Gewicht des 'Kleinen' mitgeteilt hätte, hätte ich das vielleicht nicht besonders motivierend gefunden.

Statt dessen nahm sich die Hebamme netterweise die Zeit, Leo anzurufen um ihm mitzuteilen, dass ich hier schon bei der Arbeit und seine Anwesenheit dringend erforderlich sei.

(Leo: Mittlerweile in Garching angekommen packte ich noch ein paar Sachen fürs Kind ein, als das Telefon klingelte: 'Herr Braun, wo bleiben sie denn? Ihre Frau ist schon ganz fleißig bei der Arbeit!' Ich: 'Aber bei Erstgebärenden dauert es doch aber gerne mal etwas länger mit der Geburt?!' Hebamme: 'Nicht bei Ihrer Frau...' Wenige Sekunden später war ich auf dem Weg ins Krankenhaus. Natürlich nicht als hektisch-eilender werdender Vater, der in lebensgefährlichem Tempo durch den Verkehr rast. Wobei mir nicht ganz klar ist, warum an diesem Tag alle anderen so im Schneckentempo unterwegs waren?)

In der Zwischenzeit war die Hebamme so aufmerksam, mich zu fragen, ob ich gerne was gegen die Schmerzen hätte. Oh ja. Wie vermutlich jede dumme Erstgebärende wollte ich natürlich tapfer sein und nicht gleich die PDA (Hardcore-Betäubung über den Rückenmarkskanal) nehmen, sondern erstmal was Sanfteres, Intravenöses probieren. Entweder hatte die Hebamme aber das Mittel verwechselt, oder meine Schmerzresistenz ist umgekehrt proportional zu meiner Schmerzmittelresistenz. Das einzige, was sich betäubt anfühlte, waren jedenfalls meine Lippen. Drei bis vier Wehen später bestellte ich die PDA. Jetzt. Sofort!

Die Kollegen aus der Anästhesie waren auch gleich zur Stelle, brachten sogar das Gerät mit dem Bing mit, schlossen mich so gründlich daran an, dass sie mich dann erstmal wieder abstöpseln mussten – denn ich brauchte mindestens eine freie Hand, um diversen Papierkram zu unterzeichnen. Schon eine halbe Minute später konnte ich mich an keine der Risiken und Nebenwirkungen, die mir vorgelesen wurden, erinnern. Außerdem glaube ich nicht, dass meine wehenverzerrte Unterschrift meiner normalen im Entferntesten ähnelt. Für zurechnungsfähig hätte ich mich in diesem Moment auch keinesfalls gehalten. War aber alles kein Problem, denn die Strategie, die wohl einige Krankenhäuser in dem Fall verfolgen, dass die Schwangere schon mitten beim Gebären ist, wenn sie nach der PDA verlangt, ist, das Gespräch so lange hinauszuzögern, dass selbige nicht mehr sinnvoll ist. Damit sind automatisch Haftbarmachungen wegen Narkosekunstfehlern ausgeschlossen. So auch bei mir. Als ich endlich meine Unterschrift hingekrakelt hatte, setzte gerade die erste Presswehe ein, und die Hebamme schickte ihre Kollegen unverrichteter Dinge wieder weg, egal, wie fest ich mich an das Gerät mit dem Bing krallte.

Zum Glück war Leo inzwischen eingetroffen, so dass ich mich statt dessen an ihm festhalten konnte. Auch wenn ich kaum noch Kraft hatte, irgendwas festzuhalten. Presswehen fühlen sich in etwa so an wie eine Autoschrottpresse, die in einem drin ganz von selber ihre Arbeit tut, ohne dass man das groß beeinflussen kann. Was man allerdings tun kann, ist schreien. Oder vielmehr so eine unirdische Mischung aus Stöhnen und Grunzen von sich geben, die jeden Tontechniker auf der Suche nach neuen Sounds für einen Monsterfilm hellauf begeistern würde. Ist viel besser als die Atemübungen aus dem Geburtsvorbereitungskurs. Und macht einen, zusammen mit einem hochroten Kopf, einem dicken Hals und einem schmerzverzerrter Grimasse für den eigenen Mann so attraktiv, dass der nicht mal von unten bei der Geburt zugucken muss, damit ihm jegliche Lust auf Sex auf Jahre vergeht – ein Blick in mein Gesicht hat vermutlich völlig gereicht.

(Leo: Tanja hat ja keine Ahnung. Während ich hartgesottener Rechtsmediziner mit weichen Knien ihre Hand hielt, hat sie die Geburt (soweit es halt in dieser stressig-schmerzhaften Situation geht) total souverän durchgestanden. In den Wehenpausen konnte sie sich sogar mit dem Gynäkologen und der Hebamme über die relative Größe von Tierbabys im Vergleich zum erwachsenen Tier unterhalten, was zum sofortigen Wunsch führte, ein Eisbär zu sein).

Nicht, dass ich das jetzt schon testen könnte. (Das mit dem Sex, nicht das Eisbär-Sein.) Denn mein liebes Söhnchen steckte zwar seinen Kopf völlig problemlos in diese Welt hinaus, befand aber dann, dass Mami die Zeit, in der sie schmerzhaft getreten wurde, nicht so schnell vergessen sollte, machte deswegen seine Schultern möglichst breit und zerriss damit soviel Gewebe, wie er nur konnte. Was zur Folge hatte, dass ich noch stundenlang genäht werden musste, während der Kleine auf meiner Brust (eigentlich auf meinem T-Shirt – zum Ausziehen war keine Zeit gewesen) lag, herzerweichend niedlich war und unschuldig "Häh? Häääh?" sagte.

Ja. Und dann waren wir auf einmal Eltern. Und das ist, Hormone hin oder her, trotz all der Schmerzen, der vergangenen wie der darauffolgenden, trotz Sorgen und schlafloser Nächte, irgendwie ganz wundervoll.

16 Dezember 2009

Psst...

... ganz leise!

Es ist dunkel, draußen reflektiert der Schnee winternachtlichtig die Helligkeit aus den Fenstern und ein paar Schneeflocken tanzen unter den Straßenlaternen. Drinnen leuchtet nur der Laptop-Monitor. Alles ist geradezu haarsträubend weihnachtlich-winterlich friedlich und ruhig. Alles was man hört, sind regelmässige Atemgeräusche. Tiefe und langsame von Tanja, schnelle und von zufriedenen Seufzern interpunktierte von Junior sowie knauzig-schnarfelnde von Mu und Kodama. Alle vier liegen erschossen von der Aufregung der letzten Tage und Nächte im Bett und schlafen tief und fest. So süß und friedlich...

... zumindest bis zur nächsten Milchmahlzeit ;)

Euer Leo (sen.)

15 Dezember 2009

Da isser

Hallo. Ich heiße Leonard Albert Braun. Am 9.12.09 bin ich als vorzeitige Weihnachtsüberraschung für meine Eltern auf die Welt gekommen. Ganze 14 Tage zu früh, wenn man dem Kalender glaubt. Keine Minute zu früh, wenn man meiner Mama glaubt, die heilfroh ist, dass ich schon mit 3790 g gekommen bin und nicht versucht habe, die 4000er-Marke zu knacken, was locker hätte passieren können, wenn ich bis Weihnachten gewartet hätte. So bin ich kein dicker Festagsbraten, sondern nur ein kleiner Satansbraten geworden, der seine Eltern von abends bis morgens auf Trab hält. Deswegen schreibe ich jetzt auch, Mama und Papa haben keine Zeit. Ich soll mich aber in ihrem Namen für all die vielen lieben Geschenke, Karten, Anrufe, Besuche und fürs Daumendrücken während der blitzschnellen unter-3-Stunden-Geburt bedanken. Und jetzt muss ich weg - hab das Gefühl, Mama will schon wieder stillen...

P.S. Weitere Neuigkeiten folgen, wenn Mama wieder einigermaßen schmerzfrei sitzen kann.

09 Dezember 2009

Noch ein ganz normaler Tag, oder auch: Waaaaaaahhh!

Heute morgen aufgewacht. In Gedanken den Tag geplant: Bei der Krankenkasse anrufen, endlich meinen Kunden Bescheid sagen, dass sie nach Weihnachten nicht mit mir rechnen sollen, ein paar dringend überfällige Emails schreiben, und es ansonsten ganz langsam angehen lassen.
Dann festgestellt, dass ich irgendwie zu feucht liege. Da wir kein Wasserbett haben und die Katzen i.d.R. relativ stubenrein sind, hat mich das erstmal reichlich überrascht. Nach dem Aufstehen - falscher Fehler! - erkannt, dass ich die Quelle des ganzen bin. Das kann doch jetzt nicht sein?!
Leo angerufen.
Klinik angerufen. Die wollen mich - obwohl ich noch keine Wehen habe - gleich sehen. Ich soll duschen und frühstücken, und dann ganz gemütlich reinkommen.
Gemütlich!?!?
Aber ich hab noch so viel zu erledigen!
Ok, beschränken auf die Basics: Die Kliniktasche mit Zahnbürste etc. vervollständigen.
Adressliste ausdrucken, schließlich weiß ich nicht, ob ich im Krankenhaus das Handy verwenden darf. Ist das Handy aufgeladen? Wo ist das Sch...-Ladegerät? Haben die Katzen noch frisches Wasser? Kamera einstecken. Und dann schnell noch die Mail an meine Kunden verschicken, die ich zum Glück schon vorformuliert habe.
Wenn der Computer schon an ist, kann ich ja auch gleich noch schnell einen Blogeintrag schreiben. Und eigentlich wollte ich doch noch eine CD brennen für den Kreissaal...
Und dann sitze ich hier und schaue mir an, wie sich die Sonnenstrahlen in den Wassertropfen auf der Fensterscheibe brechen und muss daran denken, wie das alles vor fast 10 Jahren begann...
Und dann wird mir plötzlich sehr eindrucksvoll demonstriert, warum Wehen Wehen heißen - auaaaa! - und ich muss los!
Wünscht uns Glück!

04 Dezember 2009

A day in the life

Vielleicht bin ich schon zu alt, aber ich hab den Sinn von Twitter nie ganz verstanden. Warum genau muss man minutenaktuell veröffentlichen, dass man grade im Supermarkt an der Kasse steht oder ähnliches? Alltag schön und gut, aber kann man den virtuellen Raum nicht statt dessen besser mit was Interessantem füllen? Wahrscheinlich sollte ich mich einfach mal näher mit dem Medium befassen. Denn heute habe ich laufend das akute Bedürfnis, meine 'Alltäglichkeiten' mitzuteilen. Weil sie mir einfach zu absurd vorkommen. Wie sieht also ein typischer Vorweihnachtstag im Leben der Familie B. aus?
Nach einem frühmorgendlichen Besuch beim Psychotherapeuten wird Tanja von Leo zum Weihnachtseinkaufen abgeholt, wovon allerdings ein großer Teil von der Auswahl passender Windeln eingenommen wird. Nachmittags sitzen wir dann gemütlich beisammen und genießen die idyllische Adventszeit: Der Computer spielt Musik von einem Sänger, der vor Jahren seine Frau erschlagen hat, Leo erschlägt ein paar Zombies und Tanja bastelt (wie immer etwas verspätet) einen Adventskranz, den sie (wie immer) mit Tannenzapfen, Zimtstangen, Mistelzweigen und Schweineknochen dekoriert.
Dazu kann man wohl nur David Lynch zitieren: "The world is wild at heart and something weird on top."
Und vielleicht, nur ganz vielleicht, ist das ja gar nicht immer ganz so schlecht.

03 Dezember 2009

Kind mit Persönlichkeit

Es weihnachtet immer noch => Vorsicht, mehr Dichterei!
Aus aktuellem Anlass diesmal, um euch zu berichten, was unser liebes Kind ("mit Persönlichkeit" = eigensinniger kleiner Tunichtgut) tut, wenn wir beim Arzt versuchen, seine Herztöne aufzuzeichnen:

Ich spür es, wenn du kickst
Ich wach auf, wenn du hickst
Ich merke jeden Tritt
aber ich hör dich nicht

Auf meinem Bauch das CTG
Kind, das tut doch nicht wirklich weh
Lass doch einfach nur mal hören, wie’s dir da drinnen denn so geht

Wenn du dich wegdrehen willst
Das hilft doch wirklich keinem
Und wenn du nach dem Mikro trittst
Hören wir nur deine Beine

Oh bitte gib mir deinen Puls
Bitte gib mir deinen Oh
Bitte gib mir deinen
Bitte bitte gib mir deinen Puls

Es ist verrückt wie schön du schweigst
Wie du dich biegst und drehst und beugst
Und so der ganzen lauten Welt und mir den Mittelfinger zeigst

Dein Herzschlag ist geheim
In dich schaut keiner so leicht rein
Du drehst dich weg und grinst nur stumm, wenn die Sprechstundenhilfe weint

Von deinen Füssen bin ich
grün und blau geschlagen
Nur wie dein Herzschlag klingt, das willst
du mir partout nicht sagen

Oh bitte gib mir deinen Puls

Auf meinem Bauch wirft
das Kontaktgel schon mal Blasen
doch du willst uns nicht zuhören lassen
Das wurmt mich so dermaßen!

Oh bitte gib mir deinen Puls
Bitte gib mir deinen Oh
Bitte gib mir deinen
Bitte bitte gib mir deinen Puls

Eigentlich sollte ich versuchen, das noch vor der Geburt aufzunehmen und dann im Kreissaal zum allgemeinen Amüsement des Personals abzuspielen.
Aber ob das noch was wird... Der Arzt meinte heute, der Muttermund sei schon zwei Zentimeter geöffnet (ich weiß, tmi, aber da müsst ihr jetzt durch), und es würde ihn nicht wundern, wenn das Kind innerhalb der nächsten drei Tage schon kommt. Könnte aber auch sein, dass es noch zwei Wochen oder mehr dauert.
Wenn wir doch noch bis zum Spielewochenende durchhalten, wird's dort (neben sauberen Tüchern und heißem Wasser) einen Buchmacher geben, bei dem ihr auf den genauen Geburtstermin wetten könnt. :)