29 Juni 2007

Kulinarische Erfolgserlebnisse

Eigentlich muss ich mich jetzt erstmal beschweren.
Ich habe für unsere Hochzeit bei mehreren Caterern ein Angebot angefragt. Ein einziger davon ist entschuldigt, weil er schon einen Termin an dem Tag hatte. Nummer zwei hat sich auf meine Anfrage überhaupt nicht mehr gemeldet. Nummer drei verspricht mir regelmäßig am Telefon, sich 'sofort als nächstes' darum zu kümmern, dass ich ein Angebot bekomme. Und Nummer vier hat sich erstmal komplett geweigert, mir ein Angebot zu machen, ohne mich vorher persönlich zu treffen. Was ein bisschen schwierig ist, wenn ich in HH bin und der in München. Nach viel gutem Zureden hat er mir dann Unterlagen zugeschickt. Da stand 1:1 das gleiche drin wie auf seiner Website. Ein erneutes Telefonat und eine ausführliche Email mit unseren Wünschen brachten dann schließlich ein Angebot. Da stand alles mögliche drin. Nur nicht das, worum ich in der Email explizit gebeten hatte. Das bekäme ich erst angeboten, wenn wir uns persönlich kennengelernt hätten. Tja, irgendwie zweifle ich ganz stark daran, dass das passieren wird.
Zum Glück hat mich meine Mutter gerettet, die grade für ihre Kollegen ein großes Fest veranstaltet hat. Der Caterer, den sie dafür engagiert hat, ist total nett und zuvorkommend, klingt, als hätte er jede Menge Erfahrung, und hat mir versprochen, mir bis Montag ein Angebot zu schicken - obwohl er selbst am Wochenende heiratet und wahrscheinlich ganz andere Dinge im Kopf hat. Das ist Service. Das Abendessen scheint gerettet!
Außerdem habe ich heute ganz in der Nähe einen Laden entdeckt, bei dem es Gelbwurst gibt.
Ich weiß, das kennt hier oben kaum einer, weswegen ihr auch nicht ermessen könnt, wie sensationell diese Entdeckung ist, weil ihr ja nicht wisst, was ihr verpasst. Da der Laden auch noch original bayrischen Leberkäs und im Winter sogar frische Weisswürst führt, gibt es jetzt kulinarisch nichts mehr, was ich in Hamburg vermissen könnte, außer vielleicht ordentliche Brezeln, aber die kann man sich immer noch aus der Tiefkühltruhe selber aufbacken.
Keine Sorge, das bedeutet nicht, dass wir jetzt seltener nach München kommen. Wir werden nur zukünftig mit leichterem Gepäck (also ohne Kiloweise Gelbwurst im Koffer) wieder zurückreisen...

27 Juni 2007

Wut

Nein, diesmal ist nicht die Schreibwut gemeint, die mich offenbar immer noch reitet. Sondern ganz normale Wut. Aber wann ist Wut eigentlich normal?
Als Kind war ich oft wütend. So mit 5 oder 6 Jahren war ich so richtig jähzornig, habe rumgeschrien, Sachen geworfen, ganze Regalbretter leergefegt (das hatte ich im Fernsehen gesehen und fand es unheimlich effektvoll). Außerdem war ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit furchtbar beleidigt. Irgendwann habe ich mitbekommen, dass das bei Gleichaltrigen nicht so gut ankommt, und mich keiner mehr so richtig ernst nahm. Also habe ich mich zusammengerissen und mir das abgewöhnt.
Später, als Teenager, hatte ich nochmal eine Phase, in der ich meine Wut so richtig ausgelebt habe. Obwohl, "richtig" in dem Zusammenhang kein gutes Wort ist, denn ich steckte in einer Beziehung, an der einfach alles grundfalsch war. Entsprechend viel haben wir gestritten, das volle Programm mit Schreien, Szenen in der Öffentlichkeit, und gelegentlich auch Gewalttätigkeiten (von beiden Seiten). Alles sehr hässlich. Aber mit dem Ende der Beziehung ist das völlig verschwunden. Mangels Gelegenheit, und auch weil ich mir geschworen hatte, sowas nie wieder durchzumachen, und mir nichts sehnlicher wünschte als Ruhe und Frieden.
Seither gibt es wenige Gelegenheiten, wo ich meine Wut nach außen dringen lasse. Was keineswegs bedeutet, dass ich nicht wütend bin. Ich habe den Verdacht, dass ich meine Wut (aus verschiedenen Gründen) so gut unterdrücken gelernt habe, dass ich sie oft selber nicht mehr wahrnehme. Und selbst wenn, es oft nicht wage, sie zu zeigen. Was zum einen feige und unehrlich ist, und zum anderen furchtbar ungesund. Seit ich in Therapie bin, arbeite ich daran, meine Wut, und alle abgeschwächten Varianten wie Unmut, Verletztsein oder Empörung (in hoffentlich sozialverträglicher Form) auszudrücken. Aber wie sehr ich diese Gefühle vor mir selber verstecken gelernt habe, hat mir erst ein Gespräch mit meiner Schwägerin Bine klargemacht. Sie hat mir ein paar schlaue Fragen gestellt, von denen ich überhaupt nicht kapiert habe, worauf sie abzielten, von denen ich aber im Nachhinein glaube, dass es darauf nur eine richtige Antwort gibt: Wut.
In so vielen Situationen, in denen mir jemand Unrecht tut, denke ich nicht einmal daran, wütend zu werden. Ich ärgere mich, klar, aber das führt nie soweit, dass ich den anderen wissen lasse, dass er was falsch macht. Im Gegenteil, je wütender ich bin, desto weniger will ich mir die Blöße geben, dem anderen zu zeigen, dass er mich verletzt. Dann würde ich ihn ja an mich ranlassen, und das geht nicht, weil ich ja wütend auf ihn bin. Eigentlich eine sehr kindische Form von Stolz.
Da sitzt meine Wut dann also in mir drin, und anstatt dem ins Gesicht zu springen, der sie verursacht hat, bleibt sie eingesperrt und verwüstet mein Innenleben, komplett mit Sachen werfen und Regalbretter leerfegen. Und ich merk nicht mal was davon, weil ich sie ja so gut verdrängt habe.
Und auch noch nach einem Jahr Therapie komme ich nicht mal auf die Idee, dass ich mit Fug und Recht und völlig legitim über so vieles stinkwütend sein müßte. Hm. Kennt vielleicht jemand einen guten Amok-Läufer o.ä., bei dem ich in die Lehre gehen könnte?

25 Juni 2007

Nochmal zum Thema Bräute

Ich muss es einfach wiederholen: Bräute sind komisch. Erstens mutieren wir alle durch eine kleine Frage (und deren bevorstehende Bejahung) zu Rollenspielerinnen. Sprich wir tragen auf einmal Dinge, die kein vernünftiger Mensch auf der Straße anziehen würde (oder habt ihr schon mal jemand im Supermarkt mit Reifrock rumlaufen sehen?), beschäftigen uns mit Ritualen und Bräuchen, die ihre Bedeutung für uns längst verloren haben, oder die direkt über Hollywood importiert wurden und somit nicht wirklich als Traditionen bezeichnet werden können. Letzteres wäre nicht schlimm, wenn sie wenigstens irgendwie Spaß o.ä. bringen würden, aber was haben ich oder meine Gäste davon, wenn ich ein blaues Strumpfband oder einen Penny (bzw. Cent) im Schuh trage?
Was aber noch viel seltsamer ist: alles in unserer Existenz fokussiert sich auf einmal auf diesen einen Tag. Wir machen Diäten, um zum Stichtag eine gute Figur zu machen, absolvieren Termine bei Kosmetikern und Nageldesignern, lassen Prozeduren über uns ergehen, die bei Amnesty International Alarmstufe Rot auslösen würden, wenn sie in einem irakischen Gefängnis stattfänden, geben Unsummen aus, um diesen einen Tag perfekt zu machen. Und das alles, weil er sein Interesse bekundet hat, für immer der unsere zu sein.
Was wir da tun, ist aus Marketing-Gesichtspunkten nicht sinnvoll. Der Kunde hat sich ja bereits zum Kauf verpflichtet. Sicher, bis zum Vertragsabschluss kann noch einiges passieren, d.h. wir sollten in unseren bisherigen Werbe-Bemühungen nicht nachlassen. Aber das Produkt, das der Kunde haben will, von der Willenserklärung bis zum Vertragsabschluss auf einmal radikal verbessern zu wollen, ist bestenfalls Verschwendung, wenn nicht risikoreich (wer weiß, ob der Kunde unsere Veränderungen überhaupt als Verbesserung empfindet). Sicher, die Regel ist, dass jeder Kunde gerne die Bestätigung bekommt, das richtige gekauft zu haben. Viele Firmen verwenden sehr viel Aufwand darauf, in Form von aufwendigen Verpackungen, Kundenservice und schick aufgemachten Unterlagen wie Bedienungsanleitungen (ich spreche nicht vom Inhalt, nur vom Design). Das geschieht aber hauptsächlich, um den Kunden an die Firma zu binden, und sicherzustellen, dass er wieder etwas da kauft. Und das kann ja wohl nicht im Interesse einer Braut sein.
Fazit: die ganze Verschönerei, die tollen Kleider und Frisuren, sowie das Gefeiere ist nicht nur sinnlos, sondern kontraproduktiv. QED.
Schluck.
Hab ich schon mal erwähnt, dass ich nie nie wieder im Marketing arbeiten möchte?

Von Steckdosen und Nebensonnen

Vorsicht, ich hab heute Schreibwut. Hab noch mindestens zwei weitere Beiträge auf Lager.
Also, erstmal zu obigem Thema: in vielen Rollenspielen gibt's die Fähigkeit "Sachen finden". Wenn ein Spielcharakter über sowas verfügt, fällt es ihm leicht, nicht ganz offensichtliche Dinge zu entdecken, was der Spielleiter (wenn's ihm in den Kram passt) im Hinterkopf behalten und entsprechend in die Handlung einbauen kann. Eigentlich sollte man meinen, zum "Sachen finden" braucht's hauptsächlich gute Augen und eine erhöhte Aufmerksamkeit. Beides kann ich von mir wirklich nicht behaupten, mit knapp 7 Dioptrien sind meine Augen eher Zierde als irgend was anderes (wenn überhaupt), und Aufmerksamkeit, naja... neee. Trotzdem kann ich gut Sachen finden. Verlegte Schlüssel und Portemonnaies, dringend benötigte Kleidungsstücke, zu lange liegengelassene Überweisungsscheine für Strafzettel, Fehler in Softwarekonfigurationen und kaputte Kabel...
Oder zum Beispiel die wirklich gut versteckte Steckdose (etymologischer Zusammenhang ausgeschlossen) zwischen/unter unseren Sitzen im Zug zurück nach HH, die es uns erlaubte, die endlos lange Fahrt mit so unterhaltsamen Dingen wie Robot Chicken zu verbringen (Danke Felix! Die Star Wars Folge war echt zum Schießen), was unser Laptop ohne Stromzufuhr nicht lange durchgehalten hätte. Allerdings konnten wir erstmal gar nicht auf den Bildschirm gucken, weil ich draußen schon wieder eine Sache gefunden hatte, nämlich eine Nebensonne. Das ist, in Leos Worten, ein wolkeninterner Regenbogen, etwas, das ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe, und wahrscheinlich auch nie gesehen hätte, wenn mein Bruder mir nicht mal davon erzählt hätte. (Bei Wikipedia ist das Phänomen gut erklärt, außerdem schöne Fotos!).
Jedenfalls glaube ich, das mit dem Sachen finden, ist reine Übung: jemand, der dauernd was verlegt (Schlüssel oder Kabel, letzteres mit viel Dilettantismus, was übrigens von delectare kommt, d.h. Spaß ist auch mit dabei), muss einfach gut im Wiederfinden sein, oder er ist aufgeschmissen (bzw. ausgesperrt bzw. offline, letzteres die größte Katastrophe).

Hotline Support

Neulich wollte ich per Internet was aus Australien kaufen. Und per PayPal dafür bezahlen. Aber irgendwie ging das nicht. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen habe ich mich dann per Mail an den Support gewandt. Die haben noch am gleichen Tag geantwortet, und mit der Beschreibung, die sie mir geschickt haben, konnte ich das Problem sofort lösen.
Das hat mich gefreut, also hab ich auf die Email geantwortet und mich mit drei kurzen Worten für die schnelle Hilfe bedankt.
Daraufhin bekam ich eine weitere Mail vom Support-Team, in dem sie sich über sicher 20 Zeilen hinweg dafür bedankten, dass ich mich bedankt hatte.
Ich weiß, Kundendienst-Hotlines sind meistens nervig, nicht erreichbar und oft wenig hilfreich. Aber dass ein einfaches Dankeschön bei den Jungs so eine Begeisterung auslöst, läßt befürchten, dass die nur ganz schlimme Dinge von ihren Kunden gewöhnt sind. Guter Vorsatz also: öfters mal bedanken, vielleicht bringt das ja auch gutes Karma für andere Hotlines.

Sometimes they come back

Unter diesem (von Stephen King geklauten) Titel erwartet euch wieder einmal eine kleine Filmszene.
Szene 1
Intro-Musik.
Close-up auf Tanjas Gesicht, etwas geistesabwesend, sehr resigniert. Die Kamera fährt zurück, man sieht, dass sie ein Handy am Ohr hat, aber offenbar mit niemandem spricht. Die Musik drückt ebenfalls Resignation und Enttäuschung aus. Dann plötzlich kommt Bewegung in ihre Gesichtszüge, die Musik wird lebhafter, sie schreit etwas in den Hörer, läßt das Telefon fallen, springt ihn ihre Schuhe und schnappt ihre Handtasche.
Ihre nichtsahnende Schwiegermutter, die grade vorbeikommt, wird am Ärmel gepackt, zum Auto gezerrt, und mit vorgehaltener Waffe zum losfahren gezwungen.
Szene 2
Man sieht einen Mercedes A-Klasse mit unsinniger Geschwindigkeit über Rote Ampeln rasen, und schließlich am Pasinger Bahnhof vorfahren.
Szene 3
Tanja sitzt in der S-Bahn, ungeduldig Fingernägel kauend und mit dem Fuß wippend. Eine Durchsage erzählt etwas von Verzögerung wegen Bauarbeiten.
Szene 3
Tanja hechtet aus der kaum haltenden S-Bahn, sieht sich gehetzt um, entdeckt das U-Bahn Schild, rennt zur Rolltreppe. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend hechtet sie die Treppe herunter und will zwei Männer, die die Treppe nebeneinanderstehend blockieren, mit einem vollen Bodycheck aus dem Weg räumen. Im letzten Moment bemerkt sie, dass es sich um zwei Körperbehinderte handelt und bremst halsbrecherisch ihren Lauf. Sie bleibt hinter den Männern stehen, guckt schuldbewußt, kaut weiter Fingernägel. Aufzugsmusik.
Am Fuß der Treppe rennt sie wieder los, kommt abgehetzt auf dem Bahnsteig an.
Close-up auf die Anzeigentafel: der nächste Zug kommt erst in 8 Minuten, und er fährt nur bis Fröttmaning. Musik aus Psycho (Duschszene).
Szene 4
Tanja springt in Fröttmaning aus der U-Bahn, rennt die Treppe hoch, über die Brücke - da, auf der Straße steht ein Taxi, ein einziges! Sie rennt schneller, stolpert die Treppe runter, hechtet über die Straße auf das Taxi zu, bleibt kurz davor stehen. Der Fahrer hat eine Zeitung vor sich ausgebreitet, den Kopf tief gesenkt - schläft er? Das Taxi-Licht ist aus. Close-up auf Tanjas panischen Gesichtsausdruck.
Dann hebt der Fahrer den Kopf, klappt gemütlich die Zeitung zusammen, öffnet die Tür und fragt in breitestem Bayrisch:
Taxifahrer: Grüß Gott. Wo möchten's denn...
Tanja: Schnell, nach Hochbrück, ich muss da sofort hin!
Szene 5
Ein Taxi rast über die Autobahn, überholt andere Autos rechts, schwenkt in einem halsbrecherischen Manöver in eine Ausfahrt ein.
Szene 6
Tanja springt aus dem Taxi, noch bevor das richtig hält, und wirft eine Handvoll Geldscheine durchs Fenster hinein. Sie fängt an zu rennen.
Szene 7
Close-up: Tanjas Finger auf einem Klingelknopf, neben dem "Underworld" zu lesen ist. Sie klingelt Sturm. Die Tür öffnet sich, sie hetzt eine Treppe hinunter, öffnet eine Tür.
In dem Raum steht eine Frau, über eine andere, reglos daliegende Frau gebeugt.
Tanja: Konny... Was hast Du gemacht?
Die Frau blickt auf. Ihre Hände, genau wie die Haare der Frau, über die sie sich beugt, sind tiefrot und nass...
Tanja: Wo bist Du gewesen? (holt tief Luft, um wieder zu Atem zu kommen) Total egal. Viel wichtiger: kannst Du mir heute noch die Haare schneiden?
Cut.

Ihr habt's erraten: meine Friseuse ist wieder aufgetaucht. Eine Verkettung unglücklicher Umstände hat bedingt, dass sie seit Anfang Mai nicht erreichbar war. (Floh, bitte schlag Deine Kollegen von mir, die sind auch mit verantwortlich.) Jetzt bin ich mit diversen neuen Telefonnummern sowie Email-Adressen ausgestattet, damit sowas nie wieder passieren kann.
Konny is back.
Meine Haare sind bunt.
Die Welt ist... na ihr wisst schon.

20 Juni 2007

Hochzeitsgewurstel

So langsam wird's ernst. Weniger als zwei Monate sind es jetzt noch bis zu unserer Hochzeit, und ich bin voll im Orga-Stress. Während bisher eigentlich alles ganz gut lief, kommen jetzt die ersten Mini-Katastrophen und mittelgroßen Hürden, die das ganze so... interessant machen.
Am allerschlimmsten ist, dass meine Leib- und Magenfriseuse verschwunden ist. Geht nicht ans Telefon, Handy ist aus, im Salon ist keiner, und das schon seit Anfang Mai. Der Ersatzfriseur, den anzurufen ich mich jetzt endlich durchgerungen habe, hat natürlich kurzfristig keine Zeit, so dass ich wahrscheinlich nochmal extra deswegen nach München muss. Die Caterer haben sich auch gegen uns verschworen, der eine meldet sich gar nicht, der andere will mir kein Angebot machen, ohne mich vorher persönlich zu treffen (!!), hat aber keine Zeit, wenn wir in München sind.
Außerdem wird das Fest mittags zu groß, d.h. in den Garten passen alle rein, aber wenn's regnet, bringen wir die Leute nicht im Haus unter. Da werden wir unsere Planung evtl. nochmal komplett umschmeißen. Und die blöde Zeit vergeht so schnell.... Panik! Immerhin gibt's auch ein paar positive Dinge zu vermelden: die Einladungen sind endlich raus, und die dazugehörige Homepage steht auch schon: Tadaaaa! (Flash Player nötig, ansonsten hier) Und morgen geh ich wieder mal das Kleid probieren, das mir - ich kann's nicht anders sagen - einfach rasend gut steht... :-)

16 Juni 2007

5 Mädels, 2,5 Tage, 1 Stadt

Und 0 Paar Schuhe. Tatsächlich, wir (mein Literaturclub und ich) waren über ein langes Wochenende in Istanbul. Wir haben sogar im Schuh- und Lederviertel gewohnt. Und trotzdem keine gekauft. (Nicht, dass wir's nicht versucht hätten, aber es war einfach nix dabei für uns.)
Aber egal, es gab ja auch viel interessantere Dinge. Um euch einen Eindruck zu geben, wie weh meine Füße immer noch tun, zähle ich einfach mal auf, was wir in die zweieinhalb Tage gequetscht haben: Hagia Sophia, Blaue Moschee, Galata-Brücke und Turm, Beyoglu-Spaziergang, Suleyman Moschee, Topkapi Palast, unterirdische Zisternen, Bosporus-Rundfahrt, großer Basar, Gewürzbasar, diverse Restaurantbesuche und zum Schluss noch 'ne Wasserpfeife. Das waren mindestens so viele Eindrücke wie aus 1001 Nacht, und alles in so kurzer Zeit... Um das adäquat zu beschreiben, bräuchte man mindestens eine Sheherazade. Mal sehen, ob ich sie überreden kann, hier was zu veröffentlichen.
Die Reise war einfach toll. Istanbul ist einerseits viel moderner als man denkt, und andererseits viel orientalischer. Und hat so viele sehenswerte Plätze, wo man die Verbindung zwischen den Kulturen und die Vermischung, die über die Jahrhunderte hinweg immer wieder stattgefunden hat, deutlich sieht und spürt. Und sich an Märchen aus der eigenen Kindheit erinnert fühlt, hinter jeder Ecke einen Karl-May-Charakter zu entdecken glaubt, und sich trotz aller Exotik so gar nicht fremd vorkommt.
Für mich steht fest: die Türkei ist ein Teil von Europa. (Also, bitte bitte, liebe Türken, kriegt das schnell auf die Reihe mit den Menschenrechten!) Und außerdem: ich will da wieder hin!

08 Juni 2007

Der liebe Onkel Doktor

Danke erstmal für eure aufmunternden Kommentare, hier im Blog oder auf anderem Wege. Rein von der Vernunft her kann ich euch ja nur zustimmen. Nur mein Gefühlsleben ist eben momentan ein bockiges und verängstigtes kleines Kind, sprich mit Argumenten nicht zu erreichen. Trotzdem hilft es mir zu wissen, dass ihr da seid und ein bisschen Anteil nehmt. Dankeschön.
Anteilnahme der anderen Art habe ich heute erfahren, als ich (wegen meines Dauerschwindels) beim Kardiologen war. Der hat u.a. einen Ultraschall von meinem Herzen gemacht (vorab: alles in Ordnung, vielleicht ist das ganze also doch eine Nebenwirkung der neuen Medikamente). Schon spannend, sein eigenes Herz schlagen zu sehen. Dabei spielte sich folgender Dialog ab:
Arzt: Haben sie schon mal gelogen?
Tanja: Ähm, naja. Gelegentlich schon.
Arzt: Ja, sehen sie (deutet auf den Ultraschall-Monitor), das kann man hier deutlich erkennen, ganz schwarz. Jaja, die Frauen, die lügen immer zu ihrem eigenen Vorteil.
Tanja: Ähh, aber...
Arzt: So, jetzt sehen wir Ihr Herz komplett. Sehen Sie da jemanden drin?
Tanja: Nein, da sieht man nix, aber ich weiß genau, dass da jemand drin ist.
Arzt: Jetzt lügen Sie schon wieder, da ist doch gar niemand.
Tanja: Nur weil man da auf dem Bild niemanden sieht, heißt das doch nicht...
Arzt: Nein, nein, ich kenn doch die Frauen, Sie erzählen dem Mann vielleicht, dass er da drin ist, aber da ist nichts. Nur ein großes schwarzes Loch, sehen Sie?
Tanja: (bricht spontan in Tränen aus, weil dieses flapsige Gerede genau in das schwarze Loch trifft, das mal ihr Herz war)

07 Juni 2007

Kook only.

Ich weiß, es nervt euch schon, aber ich muss noch mal was zu Tori Amos schreiben. Der Titel bezieht sich diesmal allerdings auf mich. Sehr passend, weil ich aus offensichtlichen Gründen zur Gattung der Kooks zähle, mir aber momentan einfach der Fairy Dust fehlt.
Zu
meinem 25. Geburtstag habe ich die CD „Under the pink“ geschenkt bekommen, und war mitten ins Herz getroffen. Da war jemand, der virtuos mein Lieblingsinstrument spielte, genauso sang, wie man auf einem Klavier spielt, mit anderen Worten komplexe Melodien, unerwartete Tonfolgen, so gar kein Popgedudel, und dazu, am allerwichtigsten, poetische, rätselhafte, verwirrende, schmerzvoll ins Schwarze treffende Texte schrieb, die mein Gefühlsleben bis ins kleinste wiederspiegelten.
Zuletzt habe ich Tori vor zwei Jahren im Hamburger Stadtpark live gesehen. Damals war ich noch bei der Wahnsinnigen-Agentur, und hatte noch keine Ahnung, dass ich krank war. Das Konzert hätte besser nicht sein können, Stadtpark, kleine Bühne, nicht so riesig, fast alle Lieblingssongs... und trotzdem konnte ich mich nicht richtig drauf einlassen. Wenigstens brachten mich noch ein paar Lieder zum Weinen. Wahrscheinlich war ich nur gestresst. Ärgerlich, aber na ja, trotzdem tolles Konzert.

Und jetzt dritte Reihe Mitte in der Laeiszhalle. So nah dran war ich noch nie. Und noch nie so weit entfernt.
Heute weiß ich, was damals nicht mit mir stimmte, und immer noch nicht stimmt. Weshalb ich dieser Frau, die ich unvernünftig intensiv bewundere, die dort auf der Bühne ihre Seele bloßlegt wie ein blank gezogenes Schwert, zusehe, und in meinem Kopf alle möglichen Dinge passieren, ohne dass ich etwas dabei fühle. Ich reagiere, wie Tanja eben reagieren würde, wenn sie auf so einem Konzert wäre: Tanja springt bei den mitreißendsten Liedern auf, Tanja schreit aus vollem Hals, wenn die ersten Akkorde ihrer Lieblingslieder erklingen, Tanja singt jede Zeile mit, Tanja applaudiert. Und ich kann nichts dabei empfinden.
Nicht mal bei Playboy Mommy. Nicht mal bei Cornflake Girl. Und nicht mal, als Tori Precious Things spielt, nicht mal, wenn ich jede Zeile mitschreie, weil der Text von meinem Leben erzählt, weil ich hoffe, dass mich das Schreien selbst vielleicht mitreißen, etwas lösen, etwas auslösen wird. Aber nicht mal diese Urschreitherapie hilft.

Britta hat recht: „Ich erinnere mich daran“, diese Szene aus dem Letzten Einhorn trifft es ziemlich genau. (Ich bin mir der Absurdität bewusst, in diesem Zusammenhang ausgerechnet einen Zeichentrickfilm zu zitieren.) Schon mit 12, als ich den Film im Kino gesehen habe, habe ich mir gedacht, was für ein armseliger Ersatz. Aber alles, was mir im Moment von meinen Gefühlen geblieben ist.
Irgendwann wird das alles wieder zurück kommen, wird der verschüttete Weg zu meinen eigenen Gefühlen wieder freigelegt sein. Vielleicht sollte ich bis dahin nicht mehr auf Konzerte gehen und ähnlich emotionale – ähnlich enttäuschende – Dinge einfach sein lassen.

06 Juni 2007

Fairy Kook

So wurde Tori Amos neulich bei AOL Sessions (der Link führt zu ein paar live-Songs von ihr) bezeichnet. Der Ausdruck passt recht gut zu der genialsten Künstlerin, die auf dieser Erde wandelt, auch wenn ihre hardcore Fans sie vorzugsweise – und völlig berechtigt – schlicht als „the godess“ bezeichnen. Hardcore würde ich mich selbst nicht nennen, obwohl ich seit ziemlich genau 10 Jahren treu ergebener Anhänger der Religion Tori Amos bin. Die Frau ist einfach nur so was von genial.
Und dann auch noch dauernd auf Tour. Am Montag haben wir sie zum zweiten Mal hier in Hamburglive gesehen (insgesamt schon zum vierten Mal). Die Laeiszhalle ist ein altehrwürdiges Konzerthaus und fasst grade mal 2000 Personen. Das gute an der Frau ist (neben allem anderen), dass sie live noch besser ist als auf CD, und das können ja heute nicht viele von sich sagen. Das gute an diesem Konzert war (neben allem anderen), dass wir einen Platz in der dritten Reihe hatten. D.h. man konnte das Spiel der Oberarmmuskeln beim Klavierspielen genauso sehen wie die Tatsache, dass der Bösendorfer mit Kaugummi präpariert war (jedenfalls wenn man so genau aufpasst wie Leo, Tanja hat’s nicht bemerkt, und sich über den ‚spontan’ improvisierten Kaugummi-Song schiefgelacht).
Das Konzert selbst war wie gewohnt große Klasse. Musikalisch tadellos, auf der Bühne ein eingespieltes Team ihrer ‚bestest friends’, das aber keinesfalls routiniert wirkte, sondern sprühend vor Leidenschaft und Lust am Musikmachen.
Außerdem hat Tori meiner Meinung nach endgültig bewiesen, dass sie eine Rollenspielerin par excellence ist. Für ihr neues Album ist sie in fünf verschiedene Rollen geschlüpft, komplett mit Outfit, Perücke, Beruf und eigenem Blog für jede
Figur (z.B. Clyde). Zwei Figuren bringt sie auf jedes Konzert mit, d.h. mittendrin gibt’s eine Pause fürs Umziehen. Und nur die den jeweiligen Figuren zugeordneten Lieder werden auch gespielt. (Glücklicherweise ist eine Figur immer Tori, d.h. auch ältere Songs sind dabei. Ich weiß, das ist kompliziert, ich kapier’s auch nicht richtig.) Und wenn ich den Vampire-Spielern unter euch noch erzähle, dass sie gar nicht Victoria oder so heißt, sondern Myra Ellen, und Tori nur ein Spitzname ist, den ein Freund ihr mal verpasst hat, weil „you look like a Tori“, brauch ich doch keine weiteren Beweise mehr anführen, oder...?

Und jetzt muss ich mich abschließend noch über das Hamburger Publikum beschweren. Prinzipiell überrascht es mich immer wieder, dass man den Tori-Fans ihre Therapiebedürftigkeit äußerlich so wenig ansieht, die meisten sehen relativ normal aus. (Wer auf solche Texte steht, kann aber nicht normal im Kopf sein, siehe auch nächster Eintrag.) Aber die Hamburger Fans lassen sich nicht nur äußerlich nichts anmerken. Sie bleiben auch extrem ruhig und beherrscht, wenn der Saal eigentlich toben sollte. Das Maximum an Gefühlsäußerung scheint ein leichtes Kopfnicken zu sein, manchmal gepaart mit einem angedeuteten Lächeln. Kein Mitwippen auf dem Stuhl, kein verzückter Gesichtsausdruck, kein Mitsingen und schon gar kein Tanzen, selbst bei Cornflake Girl, wo jeder noch so beiläufige Tori-Fan eigentlich austicken muss. Und so war das grünhaarige Mädchen aus dem Süden halt das einzige, das kreischend aufsprang und versuchte, allein in einem Saal mit 2000 Sitzenden die Musik mit dem ganzen Körper zu zelebrieren. Und sich dann nach ein paar Takten, während derer sie irritiert angestarrt wurde, schüchtern wieder hinsetzte und demütig mit dem Fuß mitwippte.
Und das, wo Tori sich da vorne wirklich verausgabt hat, wie man auf dem Foto wohl ganz gut erkennen kann. (Ja, sie spielt stehend auf zwei Klavieren gleichzeitig, während sie singt, das macht die immer so. Ich sag's ja, Fairy Kook.)

Noch 'ne Schlacht, noch 'ne Schlacht!

Langsam häufen sich hier die kriegstreiberischen Überschriften. Dieser Eintrag hat aber nichts mit den vorigen zu tun (außer natürlich, dass es wieder mal ums Lästern geht).
Vorab muss ich zwei Dinge klarstellen:
1. Batman ist cool.

2. Zu wissen, wieviele Zacken das Batman-Symbol in welchem Film jeweils hat, und das für ein adäquates Konversations-Thema zu halten, ist nicht cool. Es sei denn, man ist auf der Nordcon.

Die Nordcon ist eine sogenannte Rollenspiel-Convention, d.h. ein großes Treffen von lauter Leuten mit dem selben seltsamen Hobby wie wir. Es gibt Verkaufsstände für Regelwerke, Würfel, Kostüme, Latexwaffen und alles, was man sonst noch so nicht braucht, man kann an spontan aufgestellten oder lange geplanten Rollenspiel-Runden teilnehmen oder selber eine leiten, und trifft vor allem viele viele Gleichgesinnte. Und das ist genau das Problem: der Nerd-Faktor dort (wie vermutlich auf allen anderen Conventions) ist einfach ungemein hoch. (Nerd übersetzt Leo.org übrigens in schönem Neudeutsch mit Computerfreak, Sonderling oder – schon wieder – Streber.) Was zu oben angedeuteten Gesprächen führen kann. Und einen sehr nachdenklich macht, inwieweit man sich tatsächlich mit dieser Ingroup identifizieren will.

Der Titel dieses Eintrags ist übrigens der begeisterte Ausruf eines kleinen Knirpses, höchstens 6 Jahre alt, im Superman-T-Shirt, der am Rand der Wiese, auf der zwei große Gruppen von Kämpfern sich im Schlachten-Schlagen übten, auf und ab hüpfte und kurz davor war, sich selbst ins Getümmel zu stürzen. Manchmal frage ich mich, wie unsere Kinder uns wohl sehen werden, wenn wir mal welche haben. Spätestens als Teenager findet man seine Eltern ja wohl grundsätzlich peinlich - also werden wir unseren wenigstens einen richtig guten Grund dazu geben.

Eine interessante Feststellung am Rande: wenn man sich tatsächlich traut, in Rollenspiel-Kostümierung zu diesem fast mitten in der Stadt gelegenen, teilweise draußen stattfindenden Event zu kommen, zahlt man nur den halben Eintritt. Letztes Jahr kam ich in einem kurzen schwarzen Rock, mit braunen Leder-Schnürstiefeln, einem Mieder und darunter einer Bluse aus einem Theater-Fundusverkauf mit so weiten Ärmeln, dass kein vernünftiger Mensch das – weder heute noch in irgendeinem Mittelalter – jemals freiwillig so was anziehen würde. Am Eingang musste ich ein paar Minuten diskutieren, damit sie das als Kostümierung akzeptierten.

Dieses Jahr bin ich einfach in mein Dirndl gestiegen, und dachte mir, mal sehen, ob das durchgeht, wenn nicht, auch egal. Um den Effekt der grünen Haare zur Tracht etwas zu unterstreichen, und das ganze etwas aufzupeppen, trug ich dazu quietschgelbe Boxer-Turnschuhe. Und was soll man sagen: die haben nicht mal fragend die Augenbrauen gehoben, sondern mir sofort Rabatt gegeben. Merke: bayrischer Punk = wesentlich exotischer als Fantasy-Kriegerin. Was auch immer uns das jetzt sagen will.