29 April 2007

Warum eigentlich?

Fragt sich das jeder Blogger irgendwan mal? Warum er eigentlich sein Tagebuch ins Internet stellt? Woher nehmen wir - nicht nur Blogger, sondern alle Menschen - dieses Bedürfnis, von der Welt wahrgenommen zu werden? Warum ist es so essentiell, anderen mitzuteilen, was in einem vorgeht? Warum tut es gut, das zu tun?
Die Frage stelle ich mir eigentlich schon, seit ich in Therapie bin. Zumal mir meine Therapeutin immer wieder einpaukt, dass es immens wichtig ist, sich mitzuteilen, dass man auf keinen Fall einfach runterschlucken darf, was in einem vorgeht.
Für viele menschliche Bedürfnisse, Verhaltensweisen und Gefühle lassen sich "rationale" Gründe finden: Evolution, blanke Biologie, der gegenseitige Nutzen eines bestimmten Verhaltens für im Rudel zusammenlebenden Spezies etc.etc. Aber dieses Kommunikationsbedürfnis? Sein Herz nicht auf der Zunge zu tragen, kann z.B. das Zusammenleben vieler immens erleichtern. Survival of the loudest? Wenn sich die Mitglieder einer Tierart hinstellen und den ganzen Tag rumschreien würden, wären sie sicherlich leichte Beute für alle anderen Räuber, und sei's nur, um endlich Ruhe zu haben. Am ehesten könnte man noch Vögel zum Vergleich heranziehen, die mit Ausdauer von Sonnenauf- bis Untergang nach einem paarungswilligen Partner schreien. Aber mit dem Wunsch nach Fortpflanzung allein glaube ich nicht, mir selber das menschliche Bedürfnis erklären zu können, sein Innerstes nach außen zu kehren. Vielmehr die Notwendigkeit. Denn dass es ungesund ist, Sachen runterzuschlucken, habe ich mir selbst sehr nachdrücklich bewiesen. Trotzdem interessiert mich das warum. Weil's vielleicht einfacher wäre, mich zu zwingen, mehr von mir selbst zu offenbaren, wenn ich die Begründung (außer dem undifferenzierten "es ist gut für mich) wüßte. Dazu (dass wir Sachen lieber tun, wenn wir glauben, einen Grund dafür zu haben) gibt's übrigens ein interessantes Experiment von Dr. Ellen Langer (im Artikel nach dem Wort "Kopierer" suchen, sind nur zwei Absätze, die wichtig sind). Wie auch immer, würd mich interessieren, was ihr dazu denkt.

8 Kommentare:

Britta hat gesagt…

"Love it, change it or leave it!" ... und wenn man die Klappe nicht auf macht, dann kann man auch nichts ändern.

So altruistisch alles zu lieben bin ich auch nicht und ständig weglaufen... wo wäre dann mein Platz an dem ich mich wohlfühlen könnte. Diesen Platz muss man finden oder sich schaffen.

Ergo: Verbessere die Welt ein wenig indem du sie veränderst. Und wie gesagt, wer die Klappe nicht aufmacht, der kann auch nichts verändern. :D

Anonym hat gesagt…

Weil es unsere Freundschaften festigt und Verbindung über viele Kilometer erschafft - auch wenn das nur eingebildet sein mag, der Grundsatz festigt. Ich blogge privat, nichtdestrototz tue ich das und unsere vielen Gespräche über alle möglichen Medien, ob öffentlich oder privat will ich niemals missen.
"Ihr" seid mein Rudel und in der Moderne mag das die Verbindung sein, mit dem dieses Rudel - zumindest für mich -zusammengehalten wird.
Und gerade in letzter Zeit gilt das von mir aus gerade für Dich ganz besonders.
Vielen Dank Dir! :)

Anonym hat gesagt…

Das Experiment ist mir etwas zu unspezifisch. Gerade dort habe ich aus meiner Erfhrung immer eine starke Situationsabhängigkeit, deshalb ein Link auf eine unspezifische Meinung: "Kommunikation ist alles"
http://lustich.de/lustich/witze-witzetexte-x9-15633.html
Was den Kreis auch in gewisser Weise wieder schließt.

Birgit hat gesagt…

Na ja, "sich Luft machen", im positiven wie negativen Sinne, tut einfach nur gut. Und ein Weglog ist doch die perfekte Möglichkeit sich mal Ärger von der Seele zu schreiben.....und dann aber auch die tollen oder witzigen Ereignisse des Lebens mit ganz vielen Menschen zu teilen, die man sonst akut nicht so leicht erreichen kann.
Umgekehrt hat man dann beim Lesen der anderen Blogs ja auch zumindest ein bißchen das Gefühl dabei zu sein. Halt das was Mib geschrieben hat - ein Blog schafft Verbindung. Und ich zumindest freue mich immer sehr von euch allen zu lesen. :o)

KErSTiN hat gesagt…

So wie man das, über das man lachen kann, nicht fürchten muss, so hilft Mitteilen beim Verstehen und Verarbeiten. Warum sonst wird soviel über Beziehungen gelabert? ;-)

Und dann wäre da noch:
"I blog, therefore I am!"

Haha, nee nicht wirklich, denn ich schreibe noch nicht lange und schon gar nicht viel. Ich bewahre in meinem Blog all den Quatsch auf, über den ich in 20 Jahren noch lachen kann und hoffe sogar, dass Google alles auch noch für meine Enkelchen aufbewahrt.
Das finde ich richtig spannend, wenn die über die Abenteuer ihrer Oma lachen werden :-D

naiko hat gesagt…

hi tanja,
ich habe diesmal relativ lange überlegt, ob ich einen kommentar schreiben soll, aber nun tue ich es doch. dieses zögern kommt daher, dass ich irgendwie ein gespaltenes verhältnis zu blogs habe. auf der einen seite bin ich oft "hier" und freue mich immer, neuigkeiten und gedanken von dir und euch zu lesen, vor allem, da wir kaum zum telefonieren kommen. auf der anderen würde ich solch ein öffentliches tagebuch nicht wagen - ich persönlich - und nicht nur wegen meines jobs (der sicher eine super ausrede darstellt, nicht allzu viel privates in die öffentlichkeit zu stellen). und nun bin ich ja nicht gerade wegen meiner wortkargheit bekannt, auch nicht wegen meiner verschlossenheit freunden gegenüber. und genau da liegt der hund begraben, für mich.

ich finde es sehr wichtig, sich anderen mitzuteilen, allein schon deshalb, weil einem nicht geholfen werden kann, wenn niemand weiß,dass man hilfe brauchen könnte. aber auch einfach, weil reden oft guttut und viele probleme in ein erträgliches (und vielleicht realistischeres) format schrumpfen, wenn man sie ausgesprochen hat.

aber ich möchte ein gegenüber, das ich kenne. mir wäre es unheimlich (warum? weiß nicht genau.), nicht zu wissen, wer mein "zuhörer" ist.

nichtsdestotrotz: ich bin der meinung, man muss den weg gehen,der einem angenehm ist.

und: ich glaube, das menschliche mitteilungsbedürfnis (welches sich ja bekanntlich in unterschiedlichsten "masken" zeigt...) ist schlicht und einfach bindungsverhalten. ganz biologisch also: in der gruppe muss man sowas wollen!
vielleicht bin ich ja den affen noch näher, weil sich die "global community" für mich noch nicht so ganz als meine gruppe anfühlt?
nun denn.

mal wieder viele worte gemacht. (mitteilungsbedürfnis? - ich glaub, diesmal ist's mehr, weil ich's ein wichtiges thema finde und möchte, dass du weißt, dass ich an dich denke. punktum.)
der allgäu-aff n.

Anonym hat gesagt…

Hm.
Warum bloggen wir?!
Die Frage habe ich mir damals auch gestellt.
Es ging los mit dem persönlichen Tagebuch. Nach einer gewissen Zeit (und steigenden Leserzahlen) war mir das zu persönlich, und ich suchte ein neues, ein anderes Thema.
Dann ging es wieder.
Heute glaube ich, dass speziell Blogger Menschen sind, die das Gefühl haben, sie hätten etwas mitzuteilen.
Um es klar zu stellen: Die wenigsten haben wirklich etwas zu sagen, aber sie glauben es.

Es sind die gleichen, die auch Leserbriefe schreiben.

Also eine relativ kleine Gruppe von Menschen. Jetzt nach viereinhalb Jahren des bloggens geht es mir mehr um mein privates Vergnügen. Ich suche mir Themen, die MIR gefallen. Wenn ich dann mal höre, das sei doch total uninteressant, dann kommt eine "lmaa"-Mentalität. Wenns Euch net gefällt, dann gibt es das kleine rote x in der oberen Ecke.
Damit fahre ich am besten.

Warum ich dieses Mitteilungsbedürfnis habe? Poah, keine Ahnung. Ihr kennt mich ja...
Das hab ich ja auch am Abend im Lokal *lach*
Ich glaube, wenn ich meine grauen Zellen anstrenge, dann nannten sie das im Studium "Peer"...

Ok... genug geschwafelt...
lieber wieder weiterbloggen^^

Anke hat gesagt…

Ich kann MiB nur aus vollem Herzen zustimmen. Ich schreibe mein Blog nicht aus einem Mitteilungsbeduerfnis heraus, sondern um den Kontakt zu halten, und es fuehlt sich an, als waert ihr alle viel naeher als auf der anderen Seite des Kanals. Deshalb lese & kommentiere ich auch Dein Blog gern.
Mich interessieren weder die Blogs von Unbekannten, noch schreibe ich fuer die "global community" - die sollen sich da bitte raushalten, die geht mein Blog und meine Kommentare nix an.

Denn auch obwohl ich jetzt schon ein paar Jahre hier drueben bin, fuehlt es sich an wie "meine "alten" Freunde sind mein Rudel, meine "wichtigen Leute", meine Stuetze im Notfall, mein Rueckhalt, und diejenigen, die mir wirklich was bedeuten".
Deshalb blogge ich. Im Rudel :-)