19 Dezember 2011

Winter

Heute Morgen: Gute Musik im Radio, ein friedlich schlafendes Kind neben mir, ein einzelner Sonnenstrahl, der sich in einer einzelnen, langsam auf der Windschutzscheibe zerschmelzenden Schneeflocke bricht. Und da ist es wieder, dieses unwillkürliche, unwiderstehliche, sich unaufhaltsam in mir ausbreitende Tanja-Grinsen, das mich daran erinnert, dass mein persönlicher Winter vorbei ist. Was nicht heißt, dass er nie wieder kommen kann. Aber hier und jetzt - ist er nicht.
:)

24 September 2011

Schlaflos in Garching

Momentan liegt dieser Blog ziemlich brach. Ich bitte den geneigten Leser, das zu entschuldigen und etwas Geduld zu haben. Der Grund dafür, so kann ich versichern, ist extrem niedlich und liebenswert (wenn sie nicht gerade zum 1000. Mal in der Nacht gefüttert werden will). Zum Beweis dafür schon mal ein erstes Foto, weitere werden sicherlich folgen:


Zum Beweis dafür, dass wir momentan nicht in der Lage sind, zusammenhängend zu bloggen, exemplarisch zwei Dialoge:

I.
Leo: Also, heute habe ich den Schlafmangel in der Arbeit schon ganz schön gespürt.
Tanja: Oh, du Armer, konntest du dich schlecht konzentrieren?
Leo: Bei was?

II.
Lenny: Baby hin? [=Wo ist das Baby hin?]
Tanja: Das Baby ist hier, es liegt auf dem... dem... äh...
Lenny (hilfreich): Sessel!

01 September 2011

Das kann sie nicht von mir haben... (Waaaah II)

Unsere Tochter ist sowas von pünktlich - wenn sie sich noch knapp 2h Zeit lässt, kommt sie genau zum Termin.
Drückt uns die Daumen!

26 August 2011

Inspiration (hoffentlich)

Aus reiner Verzweiflung fange ich jetzt schon wieder an zu dichten. Wenn die Kleine sich davon nicht inspirieren lässt, dann weiß ich auch nicht mehr...
Das Original zum Mithören gibt's hier.

Es geht los
Ich zerbeiß die Nabelschnur, trete die Fruchtblase los.
Ich zerreiß die Plazenta, vergrabt sie im Hof!
Ich leite die Wehen ein, alles was mich hält lass ich los.
Das Fruchtwasser schmeckt schon wie 'n labbriger Toast.
Mach mir 'n Fläschchen, Mamas Brust ist jetzt meins.
Bin das Update, Baby-Stress 1.1
Ich will abshaken, feiern, doch mein Teich ist zu klein.
Mir wächst 'ne neue Reihe Beißer wie bei 'nem weißen Hai.
Gewachst, gedoped, poliert, noch ganz ohne Zähne.
Ich bin euphorisiert und habe teure Pläne.
Ich kaufe ganz ohne Geld Bagger und Walzen und Kräne.
Stürze mich auf die Welt, drück auf die Sirene.
Ich baue schöne Klötzchentürme, die ich von meinem Bruder stehle.
Ich bin die Abrissbirne für die B-B-B-Braun-Familie.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, komm raus.
Die Welt mit Bauch bedeckt, doch ich will sehn wo’s hingeht.
Den Kopf schnell rausgestreckt, weil draußen frischer Wind weht.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Ich hab diese blöde Stellung satt, wie lange soll ich hier noch hocken?
Stoß mich einmal kräftig ab, und dann werd ich rausploppen!
Ich bin komplett renoviert, Eltern haben was zu glotzen.
Kerngesund, durchtrainiert, Weltmeister im Schach und Boxen.
Nur noch konkret treten, gib mir 'nen Arm oder 'n Bein.
Schluss mit Larifari, ich tret‘ Mama bis sie richtig weint.
Komme ich hier jemals raus, will ich da nie wieder rein.
Ich will krabbeln, laufen, springen und vor allem endlich schreien!
Mir platzt der Kopf, wo ist hier bloß der Ausgang?
Ich such den Knopf und das Schild wo steht „Da lang“.
Zwing Mama zum Glück, dann ist der Papa dran.
Alles spielt verrückt, feiert, weil ich endlich raus kann.
Ich seh besser aus als Barbie und bin 'ne Frau des Volkes.
Bereit die Welt zu retten, auch wenn das vielleicht zu viel gewollt ist.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, komm raus.
Hier ist der Platz verbraucht, das Wachsen fällt mir schwer.
Bye Bye ich muss hier raus, die Wände kommen näher.
Die Welt mit Bauch bedeckt, doch ich will sehn wo’s hingeht.
Den Kopf schnell rausgestreckt, weil draußen frischer Wind weht.
Hey, es geht los, ich komm raus!

11 August 2011

Warten

Das Kinderzimmer ist neu hergerichtet, mit neuem Schrank ausgestattet, das Babybett ist aufgebaut, Babyklamotten (alle blau oder braun, auch wenn ich ganz sicher bin, dass Lenny sowas Winziges nie getragen hat) sind aus dem Keller geholt und nahe der Wickelkommode verstaut.
Letzte Hamsterkäufe sind erledigt, der neue Kühlschrank ist mit Tiefkühlware und Fertiggerichten gefüllt, die wahrscheinlich nochmal das gleiche wert sind wie das Gerät.
Sämtlicher Verwaltungskram, inklusive Ablage (!) ist erledigt.
Hebamme und Krankenhaus wissen Bescheid, entsprechende Telefonnummern sind in meinem Handy einprogrammiert.
Verschiedene Fahr-, Übernachtungs- und Babysitterszenarios für verschiedene Wochentage/Tageszeiten der Geburt sind durchgeplant.
Die Kliniktasche ist gepackt.
Vorbereiteter kann man nicht sein.
Und trotzdem sind es immer noch drei Wochen bis zum Geburtstermin.
Bitte bitte bitte liebes Kind, komm früher!

23 Juli 2011

Religiöses

Neulich nachmittag standen zwei Zeugen Jehovas vor meiner (Wohnungs!)Tür. Ich sagte ihnen ungewohnt rüde, dass ich keinerlei Interesse an ihnen hätte, und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu, noch bevor sie ihren ersten Satz beenden konnten. Dann ging ich mein fiebriges Kind wieder beruhigen, dass gerade kurz zuvor eingeschlafen war.
Prinzipiell habe ich nichts gegen Religion, ich finde, was man glaubt, ist Privatsache, und jeder soll glauben dürfen, was er will.
Momentan allerdings wünsche ich mir dringlichst die Vertreter einer eher neuen Glaubensrichtung an meine Tür. Ich würde sie gerne hereinbitten, und dann genüsslich, langsam und qualvoll foltern. Den wer auf die Idee kommt, dass hinter der menschlichen Rasse, insbesondere deren Fortpflanzungsprozess, ein intelligentes Design steckt, gehört einfach nur geschlagen.
So say we all.

15 Juli 2011

Klare Ansage

Lenny kuschelt mit Mamas Bauch.
Mama: "Lenny, wo ist das Baby?"
Lenny (zeigt auf Bauch): "Da!"
Mama: "Freust du dich schon aufs Baby?"
Lenny (zögernd): "Ja."
Mama: "Stimmt schon, das Baby wird dich sicher manchmal nerven. Aber es hat dich bestimmt ganz lieb."
Lenny (erleichtert - oder resigniert?): "Ja."
Mama: "Soll das Baby denn bald rauskommen?"
Lenny: "Ampel rot!"

04 Juli 2011

Losers like me

Neulich war ich auf dem 20jährigen (!!!) Klassentreffen meines Abijahrgangs. Abgesehen von der astronomisch hohen Anzahl von Jahren, die seit der Schule vergangen zu sein scheinen, erstmal nichts so wahnsinnig Besonderes, sollte man meinen.
Aber ich bin mit sehr gemischten Gefühlen hingegangen. Es ist nicht so, dass ich die Schule und meine Zeit da generell gehasst habe. Meistens war es ganz ok, manches - einiges - hat sogar Spaß gemacht. Aber es gab auch eine Phase, in der ich von meinen Mitschülern extrem gemobbt wurde. Damals gab's das Wort Mobbing noch gar nicht, und es wäre wohl auch keinem eingefallen, von sexueller Belästigung/Nötigung zu sprechen (mir jedenfalls sicher nicht), auch wenn's genau das war. Und viele der Jungs, die sich damals einen Sport daraus machten, mir zwischen die Beine zu grabschen und danach der ganzen Klasse lauthals zu verkünden, ich hätte meine Tage, oder ähnlich Spaßiges, sind mir bis zum Abitur erhalten geblieben. Auch wenn das Interesse an diesem lustigen Spiel mit der Zeit nachließ, musste ich meine Peiniger doch täglich sehen. Und bestätigte mir täglich aufs Neue meine Macht- und Hilflosigkeit. Denn natürlich hatte das ganze für die Jungs keinerlei Konsequenzen, auch wenn manche Lehrer im Nachhinein sagten, sie hätten durchaus mitgekriegt, was da gelaufen ist.
Und jetzt, nach so langer Zeit, und nachdem ich mir in vielen mühsamen Therapiesitzungen erarbeitet hatte, was für fatale Konsequenzen diese Zeit für mein ganzes restliches Leben gehabt hat, sollte ich diesen Leuten gegenübertreten und einfach einen Abend Party mit ihnen machen?
Andererseits gab's ja auch nette Leute. Solche, die mich vielleicht nicht genug interessieren, dass ich aktiv Kontakt halte, von denen ich aber doch irgendwie gern wüsste, was sie jetzt machen.
Bin ich wegen denen hingegangen? Oder weil ich mir beweisen wollte, dass ich mich hintraue? Dass die Mobber keine Macht mehr über mich haben? Ich weiß es nicht.
Aber ich weiß, dass der Abend lange nicht so emotional besetzt war, wie ich mir vorgestellt hatte. Ich habe viele Leute getroffen, deren Gesichter mir stark bis vage bekannt vorkamen, und bei erstaunlich vielen ist mir sogar noch der Name eingefallen. Ich habe viele Lebensgeschichten im Superzeitraffer gehört (wo wohnst du jetzt, was arbeitest du, hast du Familie?) und meistens sofort wieder vergessen, während ich meine eigene Geschichte in ebenso verkürzter Form wiedergegeben habe. Die meiste Zeit habe ich draußen im "Rauchereck" mit anderen Leuten verbracht, die während der Schulzeit selbst nicht so richtig dazugehört habten. (Interessanterweise nicht mit den Streber-Losern, mit denen ich mich damals notgedrungen zusammengetan hatte. Denen hat das stickige Klima drinnen wohl nicht so viel ausgemacht wir mir Schwangerer.) Die einzig relevante Frage des Abends kam ausgerechnet von jemandem, der mir in der Schule total oberflächlich vorkam und der schon damals ziemlich verkorkst zu sein schien. "Bist du glücklich?", fragte der doch glatt meinen Nebenmann. Nicht, dass die Antwort darauf jemanden, mit dem man die letzten 20 Jahre mangels Interesse nichts zu tun hatte, etwas angehen würde. Aber tatsächlich wesentlich wichtiger als Beruf, Wohnort und was man schon alles Tolles erlebt hat.
Und - ich habe meiner Nemesis die Hand gegeben, ihn kurz begrüßt, ihn nach wie vor abstoßend gefunden, und werde ihn weiter fröhlich vor mich hin hassen. Meinetwegen bis an mein Lebensende. (Ich glaube nicht wirklich an die heilende Kraft des Verzeihens.)
Hat dieser Abend irgendetwas verändert? Nein. Aber er hat mir gezeigt, dass ich mutiger sein kann, als ich mir zutraue. Dass ich tatsächlich niemandem etwas beweisen muss. Und dass ich doch mindestens aus einem Grund froh sein kann, nach der großen weiten Welt wieder in G. gelandet zu sein: Weil ich dann den Tag (irgendwann in diesem Herbst) nicht verpassen werde, wo sie die alte Schule abreißen. Das wird für mich definitiv die größere Party. :)

26 Mai 2011

Willkommen in der Leistungsgesellschaft

Da geht man mit seinem Kind ganz unschuldig zum Kinderturnen. Nur für den Spaß und um andere Kinder zu treffen und weil Mama ja auch mal rauskommen will. Und schwupps, auf einmal ist Olympiade, und schon muss man einen Platz an der Wand suchen, um die erste Urkunde in Lennys Leben aufzuhängen.
Immerhin, die meisten Teilnehmer waren noch zu klein, um ihre Ergebnisse hinterher zu vergleichen, und Lenny hat nichtmal mitgekriegt, dass es darum ging, verschiedene Stationen zu durchlaufen und dafür Punkte zu bekommen. Wahrscheinlich ist er deswegen die ganze Zeit nur bei der Rutsche hängengeblieben. Ich hab ihn dann mit Keksen, Versprechungen und Drohungen zu den weiteren Stationen getrie... Äh. Ich meine, ich hab ihn das machen lassen, was ihm am meisten Spaß macht, und heimlich ein paar Punkte mehr auf seine Urkunde gemogel... Äh. Ich meine, er hatte sieben Punkte.
Und großen Spaß.
:)

20 Mai 2011

Immer dasselbe

Wenn einem das Leben immer und immer wieder dieselben traurigen Geschichten serviert, könnte man meinen, dessen einziger Zweck sei es, uns die Lektion zu lehren, dass man sich auf nichts verlassen kann, darf und sollte. Und der einzige Zweck der menschlichen Existenz, diese Lektion zu ignorieren, nicht zu verstehen und abzulehnen, und es immer und immer wieder zu versuchen...

P.S. Das klingt viel verbitterter, als ich es bin, und gerade geht es hier auch gar nicht um mich, also bitte ich den geneigten Leser, sich keine Sorgen zu machen, sondern sich im schlimmsten Falle als Frustabladeplatz missbraucht zu fühlen und mir im besten Falle zu sagen, dass alles gut wird.

16 Mai 2011

Vergess-Dinge

Der Titel dieses Eintrags ist eine wörtliche Übersetzung des japanischen Worts für etwas, das man vergessen hat, oder in seiner Verbform auch für den Akt, ein Ding zu vergessen. Allerdings beschreibt das Wort meiner Meinung nach auch wunderbar meinen allgemeinen Geisteszustand. Vor allem wenn ich schwanger bin (was hoffentlich nicht mehr allzu oft vorkommen wird), fühle ich mich selbst wie ein einziges Vergess- und Verschussel-Dings.
Unter diesem Motto stand denn auch unser Urlaub.
Zuallererst habe ich in der Hektik des Packens übersehen, dass ich noch einen ausstehenden Auftrag abzuschicken hatte. Glücklicherweise habe ich das erst gegen Ende des Urlaubs bemerkt, so dass ich mir deswegen wenigstens nur ein paar Tage lang Gedanken machen musste. (Der Kunde hat mir auch mittlerweile verziehen und schickt weiter fleißig Aufträge.)
Mehr schlechtes Gewissen habe ich allerdings ob der Tatsache, dass ich - vor lauter Entspannung? - auch den Geburtstag meines Mannes übersehen habe. Nur dank des Tagesmenüs eines Restaurants ("Sag mal, ist das das Datum von heute...?") konnte ich ihm wenigstens noch am späten Nachmittag desselbigen gratulieren.
Eine ebenso wichtige Gelegenheit zum Gratulieren haben wir allerdings bereits am Anfang des Urlaubs noch gründlicher verpasst.
Denn eigentlich sind wir ja hauptsächlich nach Italien gefahren, um am Samstag um 16 Uhr an einem bestimmten Ort auf einem bestimmten Weingut die Trauung von Freunden mitzuerleben. Allerdings gab es da einige Hindernisse (Blockier-Dinge?), die das partout nicht zulassen wollten. Der Busfahrer beispielsweise, der alle anderen Gäste vom Hotel zum Weingut fuhr, teilte uns zwar mit, dass der Weg kompliziert sei und wir ihm am besten hinterherfahren sollten. Allerdings beschloss er dann spontan loszufahren, bevor wir die Gelegenheit hatten, unser Auto zu besteigen.
Aber wir hatten ja die Ortsangabe, den Namen des Weinguts und unser Navi. Also, so dachten wir, fahren wir halt ins Ortszentrum, suchen die Touristeninfo und fragen uns durch. Leider beschloss das liebe Navi, dass 'irgendwo im Ort X' gleichbedeutend mit 'auf der Autobahnaus-/-auffahrt des Ortes' sei. Also fuhren wir erstmal wieder ca. 20 km auf der autostrada aus dem Ort raus, bevor die nächste Ausfahrt uns erlaubte, umzudrehen und für läppische 1,10 EUR dieselbe schöne Strecke nochmal zurückzufahren.
Zurück im Ort ließ sich dann tatsächlich niemand finden, der uns sagen konnte, wo wir hinmüssen. Aber nicht umsonst habe ich mir ja grade erst ein schickes Smartphone besorgt. (Habe ich schon erwähnt, dass ich zwei Wochen nach dem Kauf mein verlorenes Handy wiedergefunden habe?) Also ab ins Internet und Anfahrtsskizze gesucht. Die zeigte uns auch eine passenden Autobahnausfahrt (die wir auf unser vorhergegangenen Autobahnexkursion nirgends gesehen hatten, so dass wir uns lieber nicht trauen wollten, nochmal denselben Umweg zu fahren) sowie einige Sehenswürdigkeiten, an denen wir uns unterwegs orientieren konnten. Leider allerdings alles ohne Ortsnamen, so dass das Navi absolut nichts mit unseren Angaben anfangen konnte.
Also konnten wir nur hoffen, dass wir uns grob in der richtigen Richtung befanden und irgendwann an einem dieser Landmarks vorbeikommen würden. Inzwischen sollte die Trauung schon seit einer halben Stunde laufen, wir waren - alle drei natürlich schon für die Hochzeit aufgebrezelt - völlig durchgeschwitzt und Lenny heulte nur noch verzweifelt, weil er es in seinem Autositz in der Hitze nicht mehr aushielt.
Normalerweise sind das Umstände, unter denen Ehen in die Brüche gehen und Eltern sich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Thema 'Gewalt gegen Kinder' auseinandersetzen müssen. Statt dessen haben wir es nicht nur geschafft, uns so gut wie nicht anzugiften und die blauen Flecken bei Lenny auf ein Minimum zu beschränken. Sondern es ist uns auch noch gelungen, uns mit Händen und Füßen bis zum Ort der Trauung durchzufragen. (Großes Dankeschön an alle italienischen Dorffriseure, die Samstag nachmittags geöffnet haben, alle mindestens 'rechts', 'links' und 'geradeaus' auf Englisch sagen können, sich in der Umgebung auskennen und uns gerettet haben!)
Als wir nach 1,5 h Fahrt, in denen wir effektiv 9 km zurückgelegt hatten, endlich das Weingut erreichten, waren von der Trauung nur noch ein paar leere Stühle und einsam im Wind flatternde Bänder übrig. In der Ferne sahen wir den Bus in Richtung Restaurant (Name und Adresse unbekannt) davonfahren.
Jetzt aber machte sich unsere Erkundungstour bezahlt: Der Fotograf, den wir noch beim Einpacken seiner Werkzeuge antrafen, wusste den Namen des Restaurants, und das hatten wir bereits mehrfach passiert.
10 Minuten später waren wir mit der Hochzeitsgesellschaft wiedervereint. Dachte ich. Bis ich den Fehler beging, die Toilette benutzen zu wollen. Die war zwar zum Glück gut ausgeschildert und daher selbst für mich leicht zu finden. Auch von der Tatsache, dass das Licht nicht ging, ließ ich mich nicht abschrecken. Schließlich bin ich genetisch bedingte Sitzpinklerin und somit in der Lage, auch im Dunkeln die Kloschüssel in den allermeisten Fällen zu treffen. Doch als sich dann nach getanem Werk die Türverriegelung auch nach mehrmaligen Versuchen nicht mehr öffnen ließ, ich also nun ohne Licht, von den Feiernden abgeschnitten, auf engstem, nichtklimatisiertem Raum quasi von der totalen Vergess-Dingensheit bedroht war, war meine Selbstbeherrschung dahin. Wäre ich nicht gerade erst auf dem Klo gewesen, ich hätte mir vor hysterischem Gelächter in die Hose gemacht.
Natürlich ist es mir dann doch noch gelungen, die Türe zu öffnen, und darüber hinaus ob der wirklich gelungenen Feier und der netten Gesellschaft meine verdorbene Laune innerhalb von Minuten aufs Gründlichste - zu vergessen...

04 Mai 2011

Es wird ein...

Ich hatte Recht.
Marlin hatte Recht.
Der Mondkalender meiner Schwiegermutter hatte Recht.
12 von euch hatten Recht.
Und ich muss mich jetzt wohl an die Farbe Rosa gewöhnen...
:)

28 April 2011

Intuitives Moralverständnis

Ich glaube, ich bin aus der Art geschlagen. Als Kind zweier Naturwissenschaftler sollte ich die Welt eigentlich sehr rational und regelorientiert angehen (Naturgesetze, wissenschaftlich Denken und so). Wahrscheinlich trifft das auch durchaus auf mich zu. Trotzdem habe ich schon als kleines Kind festgestellt, dass ich immer an den Sachen am meisten Interesse und Spaß zu haben scheine, die bis zu einem gewissen Level auch ohne (explizite) Regeln funktionieren, bzw. die man intuitiv genausogut oder besser lernen/machen kann. Singen (da braucht man weder Noten lesen noch die Funktionsweise des Instruments verstehen lernen). Sprachen (klar, bestehen aus zahllosen Regeln, aber wenn man sie nur genug liest/spricht, kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, wie man etwas in der Sprache ausdrückt oder eben nicht, ganz ohne dass man es erklären könnte). Rollenspielen (angeblich die regelfuchserischste Beschäftigung überhaupt - aber ganz ehrlich, ich war jahrelang sogar Spielleiter, ohne mehr als drei oder vier Regeln zu kennen). Usw.
Ähnlich verhält es sich mit meinem individuellen Verständnis von Moral und ethischem Verhalten. In den meisten Situationen kann ich schon sagen, welches Verhalten ich richtig(er) finde. Nur hieb- und stichfeste Begründungen fallen mir wenn überhaupt meistens erst nach längerem Nachdenken ein.
Bis jetzt bin ich damit immer ganz gut durchgekommen. Bis jetzt musste ich ja auch selten jemadem was beibringen.
Aber in nicht mehr allzu langer Zeit werde ich meinem Kind vermitteln müssen, wie man sich 'richtig' verhält (falls es sowas überhaupt gibt).
Schlaue Erziehungsratgeber sagen mir zu diesem Thema, das beste Methode, Werte zu vermitteln, sei es, ebendiese Werte vorzuleben und sich danach zu richten. Klingt erstmal überzeugend. Allein, ich müsste schon sehr viel Rollenspiel bemühen, um meinem Kind vorzuleben, dass ich nicht einfach die Sandburg meines Nachbarn kaputtmache, auch wenn er grade dasselbe mit meiner getan hat. Und dann muss ich eben doch erklären. Regeln, und, weil ich überzeugt bin, dass selbige mit Begründung immer besser funktionieren und leichter zu verstehen sind, auch noch den Grund dafür.
Und dann auch noch so, dass ein 2-, 3- oder 5jähriger es kapiert. Wo ich das dohttp://www.blogger.com/img/blank.gifch meistens selber in meinem Kopf noch nie in Worte gefasst habe. (Hm. Bin ich nichts weiter als ein braver Befehlsempfänger, der Regeln befolgt, 'weil man das eben so macht'?)
So wie ich mich kenne, werde ich versuchen, dieses Problem zu lösen, wenn es erstmal da ist - intuitiv. An den Übungsgelegenheiten, die ich mit meinen Neffen schon jetzt manchmal habe, merke ich aber, dass das manchmal nicht ausreicht. Die 'richtigen' Antworten und Erklärungen fallen mir zu spät ein. Und als braves Naturwissenschaftlerkind wünsche ich mir dann ein gutes Buch zu dem Thema, mit dem ich mich ordentlich darauf vorbereiten kann.
Passenderweise hat eine Freundin gerade ein Blog zum Thema Erziehung eröffnet. Wenn jemand von euch also was Schlaues oder anderweitig Lesenswertes zu dieser Frage beizutragen hat, könnt ihr das entweder hier tun, oder bei Eliza vorbeischauen und da mitreden. Bin gespannt, wie ihr und Elizas Leser euch gegenseitig inspiriert. Und, äh, Buchtipps werden auch gerne genommen. ;)

02 April 2011

Neue Umfrage

Neues Kind, neues altes Spiel: Rechts oben findet ihr ab sofort eine Umfrage, was es denn nun wird. Nach Ostern erfahren wir's wahrscheinlich, ihr könnt eure Stimmen aber noch bis Ende April abgeben.
Letztes Mal lagen die Mädchen ganz knapp vorn - mal sehen, ob wir diesmal genauer treffen.
Viel Spaß beim Abstimmen!

31 März 2011

Tage wie dieser

Eigentlich wollte ich heute mal einen Eltern-Angeber-Eintrag darüber schreiben, wie viele Worte Lenny schon sagen kann. Aber aus aktuellem Anlass kommt jetzt keine stolze Sammlung von Mama, Papa, Wauwa(u), Nein und Konsorten. Statt dessen sammle ich heute Unfälle und Missgeschicke.
Nach einer dank Dauerhusten sehr unruhigen Nacht - Jaaa, die nächste Erkältung ist da! - durfte ich erstmal feststellen, dass wir heute um 10 Uhr gleich zwei Termine ausgemacht haben. Also hektisch einen vorverlegt und es dann unvorsichtigerweise gewagt, mir noch schnell die Haare zu waschen. Über dem Waschbecken natürlich, für gleichzeitig Duschen und Haarewaschen ist keine Zeit, restliche Körperpflege ist auf später verschoben. Irgendwann fängt das Kind an zu schimpfen und steht einen Augenblick später mit einem halbvollen Wasserglas in der Badezimmertür. Vielleicht sollte ich besser sagen "halbleerem", denn der Rest des Inhalts befindet sich in Lennys Kleidung. Und im Esszimmer. Und im Gang. Und in der Küche. Also Klamotten runter und neu angezogen, wir haben ja Zeit. Äh.
Als nächstes werfe ich beim Tisch decken dann mindestens 2 Müslischalen runter. (Selbst als forensisch durch lange Ehe geschulte Rechtsmedizinerfrau gelingt es mir anhand der Scherben nicht, die tatsächliche Anzahl zu rekonstruieren.) Billige Glasschälchen zerbrechen übrigens ähnlich wie Autoscheiben in sehr sehr viele Minischerben. Allerdings im Gegensatz zu Autoscheiben in messerscharfe. Arbeitsfläche, Küchenboden und im Weg stehende Mikrowelle sind damit bestreut wie Krapfen mit Puderzucker. Also staubsaugen, wir haben ja Zeit.
Auf dem Weg nach draußen noch schnell einen Brief fürs Finanzamt fertiggemacht und dabei festgestellt, dass mir der Steuerberater sogar noch seine Fehler in Rechnung stellt (wenn dieses Geschäftsmodell Schule macht, kenne ich einige Firmen, die bald stinkreich sind). Den dringenden Brief habe ich übrigens vergessen einzuwerfen.
Nach erfolgreichem Unpünktlichsein zu beiden Terminen bringe ich es dann fertig, genau die eine Sekunde nicht hinzuschauen, die Lenny braucht, um auf einen Mauervorsprung zu klettern und, zusätzlich beschwert durch zwei große Steine in beiden Händen, von dort aus ungebremst mit dem Gesicht auf den Asphalt zu fallen. Trotz aufgeschlagener Lippe, aufgeschürfter Augenbraue und fiesem Bluterguss auf der ganzen Backe nimmt er's aber tapfer.
Dafür kriege ich dann noch eine Beinahe-Absage von meiner Traumtagesmutter. Und weil der Tag bis dahin noch viel zu positiv verläuft, erfahre ich dann noch, dass der Kater meines Bruders überfahren wurde.
Jetzt ist es 1 Uhr mittags. Wenn wir uns weiter so steigern, könnte es meiner vorsichtigen Schätzungen nach gegen Spätnachmittag gefährlich für Leib und Leben werden. Solltet ihr also hier längere Zeit nichts von mir hören, wisst ihr, woran's liegt - an einem Tag wie diesem...

23 März 2011

Semmelnknödeln

Dialog zwischen zwei mittelalten, sehr bayrischen Frauen in der Trambahn (zwecks besserer Lesbarkeit weitgehend Dialektbereinigt).

Frau 1: Am Freitag hab ich a Meeting, ganztags. Da brauchst mich gar nicht anrufen.
Frau 2: Ich ruf dich ja eh net an.
Frau 1: Ja, brauchst gar nicht, da bin ich nicht zum Erreichen.
Frau 2: Ja, wann ruf ich dich denn schon mal an? Ich stör dich doch net.
Frau 1: Kannst mich gar net stören, weil ich bin ja eh net da.
Frau 2: Warum sollt ich dich denn anrufen.
Frau 1: Sollst ja gar net.
Frau 2: Ich ruf dich ja eh net an.

Karl Valentin lebt und schreibt Dialoge für Trambahnfahrgäste!

20 März 2011

Persönliches Erdbeben

Schon wieder werde ich an die "gute" alte Zeit erinnert, und schon wieder von einem zerstörten Gebäude. Aber hier enden die Parallelen auch schon, denn die Erschütterung, die das bei mir ausgelöst hat, ist im Grunde nicht mal mit einem leichten Erdbeben zu vergleichen.
(Ich hoffe, keine von euch versteht das als Zynismus den Opfern des echten Erdbebens gegenüber. Bitte nicht, ist nicht so gemeint!)
Gestern bin ich an dem Haus vorbeigefahren, in dem mein erster Freund eine Zeitlang gewohnt hat. Oder vielmehr dort, wo es stand, denn jetzt existiert es nicht mehr. Hinter einem Bauzaun ragen noch einzelne dünne Pfeiler hervor wie abgerissene Nervenenden. Die Ampel ist rot und ich habe lange Zeit, den leeren Fleck anzustarren, wo ich so viel Zeit in einer schäbigen Wohnung im zweiten Stock verbracht habe. Wo ich alles darüber gelernt habe, wie eine Beziehung nicht sein darf. Wo ich geschrieen, geheult und gekämpft habe, für eine hoffnungslose Sache die alle Beteiligten nur unglücklich gemacht hat. Wo ich Lügen, Betrug, Ohrfeigen und andere Prügel ebenso über mich habe ergehen lassen wie die tiefsten Niederungen einer Beziehung, die sich kein Seifenoperautor ausdenken kann.
Kann es wirklich sein, dass ich, gerade 17 und in meiner Funktion als Teenager entsprechend verklemmt, mich nach einem Streit plötzlich mit nichts als Unterwäsche bekleidet im Hausflur wiederfand, inständig hoffend, dass niemand vorbeikommt oder wenigstens bald das Licht ausgeht?
Sowas passiert doch im wirklichen Leben nicht? Oder war es genau das: Das wirkliche Leben, das mir bis dahin so gnadenlos gnädig vorenthalten worden war, das ich es mir damals mit aller Gewalt (pun intended) selbst suchen musste?
Schwer zu sagen, ob diese unsinnige Übung von irgendeiner Form von Erfolg gekrönt war. Mit meinem wirklichen Leben scheint sie mir heute nicht mehr viel zu tun zu haben. Wenn ich die Zeit damals beschreibe, kommt es mir vor, als ginge es um eine fiktive Person. Sie scheint mir genauso ungreifbar wie die Fassade des nicht mehr vorhandenen Hauses. Nur noch ein paar wenige Nervenenden sind von damals übrig, die heute nicht mehr Schmerz empfinden, als wenn ich beim Lesen mit einer Romanfigur mitleide. Die Bauarbeiten an meinem neuen Haus sind längst erfolgreich abgeschlossen. So gut wie nichts erinnert mehr an das alte Gebäude. Nur der Boden, auf dem ich stehe, ist noch derselbe.
Die Ampel wird grün, ich fahre weiter. Und stelle erstaunt fest, dass ich nur mäßig erschüttert bin.

13 März 2011

Die gute alte Zeit

Ich glaube, wenn man sich lebhaft an eine Zeit vor 25 Jahren erinnert, ist man tatsächlich alt genug, um solche Phrasen verwenden zu dürfen.
Und es erstaunt mich, wie lebhaft diese Erinnerungen gerade zurückkommen. Damals war ich 14, ein beeindruckbares Alter zugegebenermaßen. Aber beeindruckend - im negativen Sinne - war die Atmosphäre damals schon seit Jahren. Die Möglichkeit eines Atomkriegs war etwas, das uns allen ständig im Hinterkopf herumspukte. Und jeder wusste über die schrecklichen Folgen einer solchen Katastrophe Bescheid. Nicht nur aus der Schule und aus diversen Dokumentationen, sondern, emotional viel stärker besetzt, auch durch diverse mehr oder weniger realistische Filme, die sich den Zeitgeist zunutze machten und das Thema ausführlich breitwalzten.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich regelmäßig Albträume hatte, die nach dem Atomkrieg spielten.
Und dann kam auch noch Tschernobyl.
Das ist jetzt ein Vierteljahrhundert her. Der Kalte Krieg ist lange vorbei, Atombomben sind nur noch eine Ausrede für Präventivschläge, keine real empfundene Bedrohung mehr. Also alles vorbei und vergessen, sollte man meinen?
Aber jetzt ist es auf einmal, als sei keine Zeit vergangen. Da ist sie wieder, die unterschwellige, ständige Bedrohung, der man nichts entgegenzusetzen hat. Es spielt überhaupt keine Rolle, dass die Katastrophe am anderen Ende der Welt passiert, denn mittlerweile haben wir ja das Internet, um die Panik nach Bedarf zu jeder Tageszeit in jedes Haus zu tragen. (Noch dazu fühle ich mich schon persönlich betroffen. Meine Gastfamilie wohnt knapp 150 km von Fukushima entfernt, und eine langjährige Freundin lebt in Tokyo. Solange sie noch Strom hat, schreibt sie hier ein eindrucksvolles Erdbebentagebuch.)
Und wieder habe ich Albträume.
Schon erstaunlich, wie tief sich die Angst ins Unterbewusstsein einbrennt (no pun intended), wenn man ihr nur lang genug ausgesetzt ist. Und mit welcher Heftigkeit sie zurückkommen kann.
Vielleicht ist es ja ganz gut, dass man manche Dinge nicht wirklich vergessen kann, auch wenn sie zeitweise in den Hintergrund treten. Ich wünschte nur, ich könnte daran glauben, dass wir diesmal daraus lernen.
Zumindest diejenigen von uns, die dazu noch Gelegenheit haben. Wie sang David Bowie damals? I dread to think of when the wind blows...
Und für alle, die zu jung sind, um sich an den Film zu erinnern, und alle, die sich so gern mit Erinnerung quälen wie ich, hier die Schlüsselszene:

27 Februar 2011

*Ratsch*

oder die widersprüchliche Botschaft

Papa sitzt im Wohnzimmer und zerreißt Kartons auf ein Altpapiertonnen-akzeptables Maß. *Ratsch*
Lenny kommt ins Zimmer gestapft und sucht die Katzen. *Ratsch* Diese sind unter dem Sofa, weshalb er andere interessante Dinge sucht. *Ratsch* Werkzeugkiste - kenn' ich schon. *Ratsch* Kissenecke - bereits erforscht. *Ratsch* Trinkbecher - leider leer. *Ratsch*
Papa wird bis dahin trotz destruktiver Tätigkeit geflissentlich ignoriert. *Ratsch*
Dann entdeckt er auf der Couch ein fast schon antikes Bilderbuch der Familie und beginnt es sorgfältig zu betrachten. *Ratsch*. Jetzt wird auch Papa aufmerksam und beobachtet den Sohn beim gewissenhaften Umblättern der Seiten, wobei er in der eigenen Tätigkeit *Ratsch* nicht innehält. Völlig unnötig, aber voller Sorge um das alte Buch, richtet Papa das Wort an den Sohn *Ratsch*: 'Du Lenny, sei mal schön vorsichtig mit dem Buch da. Keine Seiten rausreißen, ja?' *Ratsch*
Lenny hält inne, legt den Kopf schief und schaut seinen Vater an, die zerfetzten Kartonteile in dessen Händen. Selbiger hält beim Kartonzereißen inne und erwidert den Blick. Kurzes Schweigen, als beide die Situation überdenken.
Papa: 'Schon gut, ich hab nix gesagt.'
Und Lenny schaut zufrieden und ohne jede Zerstörung das Buch an.

20 Februar 2011

Geplagt und selber schuld

Momentan könnte ich bei jeder Gelegenheit in Tränen ausbrechen:
Mubarak tritt zurück - Tanja heult.
Ein schwerer Unfall in den Verkehrsnachrichten - Tanja heult.
Lionel Ritchie (ich weiß nicht mal mehr wie man den schreibt) singt im Radio - Tanja heult.
Barbapapa findet seine Barbamama nicht - Tanja heult.
Hormone sind was Furchtbares.
Aber ausnahmsweise kann ich's nicht direkt auf die naturgegebene Ordnung des allmonatlich wiederkehrenden Zykluszirkus schieben.
Nein, in diesem Fall bin ich selber schuld, zumindest zu 50%. (Aber wehe, jemand anderes, inklusive meines zu 50% beteiligten Mannes, wagt es, dies mir gegenüber zu erwähnen.)
Also füge ich mich in mein tränenreiches Hormongewirble und lenke mich mit praktischen Fragen ab: Soll ich den Toilettendeckel offen lassen und riskieren, dass mein großes Kind alle möglichen wichtigen Dinge in die Schüssel wirft, die ich da nie wieder rauskriege? Oder ihn lieber geschlossen lassen und riskieren, dass Kind Nr. 2 alle möglichen weniger wichtigen Dinge aus meinem Bauch rauswirft, die ich da eigentlich nie wieder rauskriegen wollte, jedenfalls nicht auf diesem Wege, und ich den Deckel zu diesen Gelegenheiten nicht rechtzeitig aufkriege?
Eins der wenigen Probleme, das mich zur Zeit nicht zum Weinen bringt, wohl aber zum K... %-}
Oh. Vielleicht sollte ich auf meine Sprache achten. Lenny versteht ja schon recht viel. Also sag ich's vorsichtshalber nochmal ohne Schimpfwörter, aber ganz un-Tanja-haft unkompliziert und unverklausuliert: Jawohl, wir bekommen ein zweites Kind. Und freuen uns trotz aller Übelkeit, Erschöpfung und Launenhaftigkeit ganz furchtbar drauf. :)

16 Februar 2011

Charmeur

Beim Mittagessen. Es gibt Reisomelette. Lenny isst brav die Hälfte seiner Portion auf. Dann hört er irgendein Geräusch, das ihn erschreckt. (Flugzeuge, vor dem Haus vorbeifahrende Schulbusse u.ä. zählen zur Zeit in diese Kategorie.) Also muss auf Mamas Schoß weitergegessen werden. Dummerweise hat man von dort aus über Mamas Schulter hinweg einen wunderbaren Blick auf den Obstkorb mit den Bananen (=die einzige Nahrung, die das Spaghettimonster tatsächlich ausschließlich für Lennys vorgesehen hat). Zum Glück ist Mama schon verständig genug, um eindeutige "Äh, äh"s, gepaart mit deuten und zappeln, richtig zu interpretieren.
Die Kommunikation per "Äh, äh" funktioniert übrigens in etwa so:


Aber es ist ja immer noch die Hälfte vom Reis da, und einen Banane gab's schon zum Frühstück. Also bleibe ich hart und schüttle den Kopf. "Erst den Reis aufessen, Banane gibt's jetzt nicht."
Lenny reißt seinen Blick kurz von den Bananen los, wendet sich mir zu, schmiegt sich an mich, drückt mir zärtlich seine Lippen auf den Mund und guckt mich dann erwartungsvoll an. "Äh, äh?"
Wer soll denn da noch konsequent sein?!

P.S. Ich möchte betonen, dass ich erst noch fünf Löffel Reis in das Kind reingestopft habe, bevor ich ihn dann zwar nicht mit Bananen, aber dafür mit Kuchen auf der Geburtstagsfeier seines Cousins verwöhnt habe.

12 Februar 2011

80% mehr

In meinem Wohnzimmer steht ein Karton (der mir momentan als Schuhregal dient), auf dem zu lesen ist: 105,1% Kesselwirkungsgrad. Das mag seine Richtigkeit haben, Experten könnten mir jetzt sicher erklären, warum dieser Heizkessel mehr Energie produzieren kann, als man in ihn reinsteckt. Aber mir als Verbraucher erschließt es sich nicht so ganz auf Anhieb.
Das kann ich noch akzeptieren, da ich das Gefühl habe, mir könnte eine essenzielle Information zum Verstehen dieser Aussage fehlen. Anders verhält es sich mit Verpackungen alltäglicherer Gegenstände, bei denen ich manchmal nicht weiß, ob ich weinen oder lachen soll, weil man mich offensichtlich für so dämlich hält.

"Von Forschern entwickelt" springt mir ein Störer (Werbefachsprache für einen auffällig bunten Klecks mit wenig Text drin) auf einem Babybrei entgegen. Ja. Schön, dass der Brei nicht von der Putzfrau entwickelt wurde. Wobei, wer weiß, vielleicht hätte ihm das gar nicht schlecht getan.
Für komplett bescheuert gehalten fühlte ich mich auch, als ich kürzlich ein Badeöl geschenkt bekam. Nicht vom Beschenkenden, sonder vom Packaging Designer, der sich nicht entblödete, daraufzuschreiben: "für 80% mehr Wohlgefühl". Und um mir und der Welt zu beweisen, dass das irgendwie gemessen werden kann und wohl auch wurde, fügte er folgendes Bild darunter ein:

Nur falls jemand sich unter 80% mehr Wohlgefühl nichts vorstellen kann. Jetzt haben wir's bunt auf weiß, wie das aussieht.
(Ich habe es übrigens noch nicht über mich gebracht, das Badeöl zu verwenden. Vielleicht schaffe ich es, wenn ich das Diagramm zuklebe.)


Wobei ich durchaus anerkenne, dass Grafiker einen schwierigen Job haben. Denn sie müssen ganz ohne Worte übersetzen, was der Kunde ausgedrückt haben will, und werden grundsätzlich nur unzureichend gebrieft.
Sicherlich hat dem Designer der Bedienungsanleitung unseres neuen Beamers niemand gesagt, dass seine Illustrationen alle zusammengefasst auf einer Seite völlig ohne Text den kompletten Inhalt der Bedienungsanleitung wiedergeben müssen. Ich bin sicher, er hat auf eine minimale Beschriftung gehofft. Oder bin ich bloß mal wieder zu unoptisch orientiert, und normale Menschen verstehen ohne weiteres, was hiermit gemeint ist:

Das Ausrufezeichen links oben scheint bei anderen Illustrationen unbedingt notwendige Vorkehrungen zu bezeichnen. Wenn man den Beamer allerdings zwingend wie einen Gecko an die Decke hängen (und dabei von rechts unten mit einer Art Webcam beobachten?) muss, warum hat er dann unten Füße dran?


Nicht minder rätselhaft scheint mir diese Anweisung:


Unbedingt den Stecker ziehen?
Ja gerne, aber wenn ich das Gerät benutzen möchte...?





Vielleicht dachte sich der Mensch ja nur, dass ich, wenn ich einen Beamer kaufe, mit Sicherheit zu viel Zeit am Bildschirm (bzw. vor der Leinwand) verbringe, und wollte meine grauen Zellen mit etwas Rätselspaß in Schwung bringen. Anders kann ich mir diese Grafik nicht erklären:

Den Beamer unbedingt in einem engen Haus auf einem thermometerhohen Berg über den Wolken betreiben? Dabei auf die Temperatur achten? Auch wenn sich das Gerät nicht gerade wohlzufühlen scheint?
Aber halt - dafür haben wir ja das Badeöl...

01 Februar 2011

Manchmal geht's ganz von allein

Seit ein paar Tagen lässt sich Lenny quasi widerstandslos ohne Stillen ins Bett bringen, sowohl von Leo als auch von mir. (Letzteres ist besonders unerwartet, weil er ja bei mir die Milch direkt vor der Nase hat.) Eigentlich hatte ich mir das Abstillen ähnlich schwierig vorgestellt wie einen Heroinentzug und mit schlimmsten Kämpfen gerechnet.
Jetzt würde ich ja einen Bestseller über sanftes, einfaches Abstillen schreiben - wenn ich nur wüsste, was genau wir richtig machen...?

07 Januar 2011

Liebe in Zeiten der Erkältung

Liebe ist, wenn mein Mann mir einen Tee kocht und mein Sohn mir die passende Tasse dazu bringt.
Mutterliebe ist, wenn ich die Tasse benutze, obwohl sie total vollgesabbert ist.