20 Mai 2008

The end of life as we know it

Eigentlich wollte ich diesen Eintrag mit 'Ich kann so nicht mehr leben' betiteln. Aber das erschien mir dann doch unnötig erschreckend-dramatisch.
Denn tatsächlich geht's nur um Äußerlichkeiten.
Vielleicht sollte ich von vorne anfangen: Momentan sind wir im Urlaub (!) in Irland. Dort besuchen wir meinen Bruder, seine Freundin und deren Kinder (eins davon noch in Arbeit befindlich). Die dreieinhalb wohnen zusammen mit noch einer kleinen Familie etwa eine Stunde nördlich von Belfast, und jetzt kommt's, in einem Herrenhaus, das wohl einige hundert Jahre alt und einfach der Gipfel ist. Es liegt auf einem Hügel inmitten von Schafweiden und typisch englischen Steinmäuerchen, drumherum nur sanft geschwungene Natur und ganz vereinzelt mal ein Haus. Der Garten ist riesig, mit uralten Buchen und Obstbäumen bestanden, es gibt einen kleinen versteckten Teich, ein Baumhaus, ein paar romantische Schaukeln und einen Gemüsegarten mit allem, was das Herz begehrt. Morgens beim Zähneputzen kann ich beobachten, wie sich Eichhörnchen und Rotkehlchen begleitet von einem Krähenorchester um den besten Platz an der Sonne streiten. D.h., wenn ich nicht grade damit beschäftigt bin, mir zu überlegen, wie ich am geschicktesten die Armaturen im Bad klaue, ohne dass es jemand merkt. Es gibt eine Badewanne mit Löwen-/Adlerfüßen, jedes Zimmer hat einen Kamin und eine Dienstbotenklingel, und in der Küche gibt es einen herrlichen alten Ölherd, der das ganze Haus mit heizt. Von den zahlreichen Stallungen, Schuppen und Werkstatt-Räumen und dem Gewölbekeller will ich gar nicht reden. Kurz: dieses Haus ist einfach genial. Jeder Raum atmet Geschichte, und trotzdem ist das ganze urgemütlich.
Und wir müssen am Ende des Urlaubs wieder in unsere ganz normale moderne Hamburger Zweizimmerwohnung zurück. Wie, bitteschön, soll ich das aushalten? Wie ohne diesen Garten auskommen? Ohne die Möglichkeit, in jedem Zimmer ein Feuer anzuzünden, oder in einem alten Stall rumzustöbern und mir zu überlegen, was für Viechzeugs da wohl gehalten wurde und was für coole Rollenspielevents man hier veranstalten könnte? Was sag ich - was für ein cooles Leben man hier veranstalten könnte!
Wenn ihr euch fragt, was ich in nächster Zeit zu Hause so treiben werde: ich werde mich auf die Suche nach einem ebensolchen Anwesen machen.
Manche Dinge kann man sich einfach nicht mehr abgewöhnen, und dieses Haus gehört definitiv dazu.

11 Mai 2008

Unheilbar zynisch?

Heute auf dem Weg zum Frühstück. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, Frühling überall, gute Laune. Leos Telefon klingelt, die Arbeit. Jemand ist schwer verletzt, muss gleich operiert werden, man fragt nach Maßnahmen, die ihm hinterher die Arbeit erleichtern sollen, bzw. sicherstellen, dass keine Information verloren geht.
Eine Weile nach dem Anruf. Wir setzen uns in die Sonne, Italiener, Luxusfrühstück, eine sanfte Brise in den Bäumen, vereinzelte Sonnenstrahlen treffen unseren Tisch, Entspannung.
Leo: Na, dann hoffen wir mal, dass der Mann nicht stirbt.
Tanja: Weil du sonst gleich los musst?
Leo: Hauptsächlich, weil er sonst tot ist...
Tanja: ...

Laut Wikipedia ist ein Zyniker jemand, der in (manchmal absichtlich) verletzender Weise die Wertvorstellungen anderer herabsetzt oder missachtet, oder moralische Werte grundsätzlich in Frage stellt (und manchmal sich obendrein über sie lustig macht).
Das, was ich da geliefert habe, geht meiner Meinung nach noch ein gutes Stück darüber hinaus, denn es geschah weder absichtlich noch aus dem Wunsch zu verletzen oder auch nur einen coolen Spruch zu machen. Es war einfach eine ganz unschuldige und gedankenlose Äußerung, die das Ausmaß meiner Gewöhnung an Sachen zeigt, von denen ich nicht sicher bin, ob ich an sie gewöhnt sein will.
Ich habe ein Monster erschaffen - mich selbst!?

Bitte, lieber Mann auf dem OP-Tisch, stirb nicht, denk daran wie schön die Sonne scheint, und dass hier draußen jemand an dich denkt, und halte durch!