01 Mai 2007

Tag der Arbeit

Oops, I did it again. Leute, die mich schon länger kennen, wissen vielleicht, dass ich unsinnigen Herausforderungen schwer widerstehen kann. Nicht so sehr im Sinne von "ich muss den Mount Everest besteigen, bevor ich 13 bin", sondern eher, wenn mich z.B. jemand dazu auffordert, meinen Finger in einen Teich zu stecken, um zu sehen, ob die Fische beißen (ja, sie haben reingebissen).
Jetzt wißt ihr ja schon, dass Leo z.Z. etwas angeschlagen ist und seinen linken Arm nicht gebrauchen kann. Und mit der Zusatzinformation, dass er heute Dienst hat, und prompt ein Einsatz kam, könnt ihr euch vielleicht denken, was ich heute getan habe. Wir waren nicht allein, ein paar nette Kollegen von Leo haben sich auch noch breitschlagen lassen, mitzuhelfen. D.h. ich musste nicht allzu viel helfen. Nur ab und zu festhalten oder anheben. Und viele viele... Teile... verpacken.
Und weil Leos wirklich nette Kollegen/innen dabei waren, hatten wir sogar richtig Spaß beim Arbeiten. Das Zusammensein in der Gruppe vertreibt offenbar noch so trübe Gedanken.
Und das bringt mich gleich wieder zum Kommunikationsthema zurück. Danke erstmal für eure vielen Kommentare. Ihr habt alle recht. Sich mitteilen, dadurch eine Verbindung zu anderen herstellen, tut einfach gut. Was ich mich frage ist, warum schließt die offensichtliche Notwendigkeit, mit anderen zu kommunizieren, auch das Bedürfnis ein, diesen anderen die Wahrheit zu sagen? Könnte man nicht Nähe und Verbindung auch dadurch erreichen, wenn man sich einfach der Gruppenmeinung anschließt, anstatt das Risiko einzugehen, sich durch eine abweichende Meinung selbst ins Aus zu schießen? (Ich weiß, dass es wichtig ist, seine wahren Gefühle zu zeigen und die Wahrheit zu sagen, und bemühe mich auch, das zu tun, aber der praktische, evolutionäre Nutzen entzieht sich mir.) Die Japaner machen es zum Beispiel so. Die können, je nachdem, in welcher Gruppe sie sich gerade befinden, unterschiedliche Meinungen zu ein und demselben Thema haben, und fahren scheinbar gut damit. Warum also empfindet unser westliches Herz ein so zwingendes Bedürfnis nach Wahrheit und Offenbarung? Philosophieren erlaubt, nur eine Bitte: erwähnt in euren Kommentaren nicht, was und wo Leo arbeitet, das könnte sonst Schwierigkeiten geben.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich muß genug Masken im Alltag tragen. Wenn ich nicht mal in meinem engsten/engen Freundeskreis die Wahrheit sagen kann (was nicht heißt, daß diese nett sondern schlicht ehrlich ist), dann kann ich gleich meine Masken dauerhaft tragen. Igitt.

naiko hat gesagt…

hi,
ich sitze gerade in der schule - und arbeite nix. jaja, die l... , arbeiten tun immer nur die s...

ein kleiner gedanke zum thema wahrheit: ja, auch ich bin ein fan der wahrheit, allerdings hat dieses fantum ehrlich gesagt seine grenzen. ich bin mir nicht sicher, ob man jedem jede wahrheit ins gesicht sagen muss - wahrheiten, die nur den effekt (oder sinn?) haben, den anderen zu verletzen, sollte man sich gelegentlich auch sparen, finde ich. wahrheiten über sich selbst, auch wenn sie dem gegenüber unangenehm sein mögen, sollte man im freundeskreis sagen und sagen können, denn da geht's ja dann um das eigene "ich".

masken sind aber auch ganz nützlich, finde ich. ich bin eigentlich froh, dass ich die eine oder andere zur verfügung habe und empfinde das nicht als ein muss, auch nicht im berufsleben, sondern als schutz und hilfe. problematisch wird's eventuell auf die dauer, wenn man nicht mehr merkt,dass man eine maske trägt. aber ob man dann noch unmittelbar darunter leidet? fraglich.
liebe grüße
n.

Hendrik hat gesagt…

Beim Thema "evolutionärer Nutzen von Ehrlichkeit" muss ich mich kurz einschalten. In der Soziobiologie gibt es durchaus Theorien, wie Aufrichtigkeit oder Vertrauen einen evolutionären Vorteil bringt. Das ganze basiert auf der mathematischen Spieltheorie. Man betrachte z.B. das Gefangenendilemma:

"Zwei Gefangene werden verdächtigt, gemeinsam eine Straftat begangen zu haben. Die Höchststrafe für das Verbrechen beträgt fünf Jahre. Beiden Gefangenen wird nun ein Handel angeboten, worüber auch beide informiert sind. Wenn einer gesteht und somit seinen Partner mitbelastet, kommt er ohne Strafe davon – der andere muss die vollen fünf Jahre absitzen. Entscheiden sich beide zu schweigen, bleiben nur Indizienbeweise, die aber ausreichen, um beide für zwei Jahre einzusperren. Gestehen aber beide die Tat, erwartet jeden eine Gefängnisstrafe von vier Jahren. Nun werden die Gefangenen unabhängig voneinander befragt. Weder vor noch während der Befragung haben die beiden die Möglichkeit, sich untereinander abzusprechen."
(aus Wikipedia, Gefangenendilemma)

In diesem Dilemma gibt es keine Strategie, um immer das Optimum (Freispruch) zu erreichen, da die beiden sich ja nicht absprechen können. Aber den anderen zu verraten, also nicht zu kooperieren, ist auf jeden Fall sehr riskant.

Man findet häufig ähnliche Situationen bei sozialem Verhalten zwischen Tieren, bei denen Vertrauen eine Rolle spielt. Für den Fall, dass solche Situationen öfters auftreten, ist eine gute Strategie, zunächst zu kooperieren, und erst nach Vertrauensbruch der Gegenseite die Kooperation zu brechen (siehe Abschnitt Vertrauen im Wikipedia-Artikel). Ähnlich dürfte es sich mit Ehrlichkeit verhalten: man lügt erst, wenn man weiß, dass die eigene Ehrlichkeit bestraft wird. Alle anderen Strategien bringen einem auf Dauer mehr Ärger ein und stellen daher einen evolutionären Nachteil dar.

Weiß nicht, ob das weiterhilft, aber ich finde, diese Theorie stützt durchaus ein positives Weltbild. :)