28 August 2007

Heiraten für Dummys

So, da sind wir wieder. Just married. Mittlerweile schaffe ich es auch schon relativ regelmäßig, mich mit Tanja B. am Telefon zu melden, d.h. ich hab das Verheiratet-Sein wohl schon verinnerlicht. Und bin gleichzeitig immer noch ganz betrunken von dem emotionalen Dauer-Bombardement (im positiven Sinne) der Feier. Wie soll ich anfangen, dieses Fest aller Feste zu beschreiben? So viele Leute haben sich so viel Arbeit gemacht, so tolle Sachen ausgedacht, vorbereitet, genäht (!!!), gebastelt, Filme gedreht, selbstkomponierte Karaoke-Songs gebastelt, sich unglaubliche Geschenke einfallen lassen, wo es doch völlig ausgereicht hätte, dass sie einfach nur da sind und mitfeiern. Mehr hatten wir uns gar nicht gewünscht, und haben so viel mehr bekommen... Dankeschön ist so ein kleines Wort mit viel zu wenig Buchstaben. Kein Mensch auf diesem Planeten hatte jemals eine so tolle Hochzeit - oder so tolle Freunde.
*kurze Pause zum Taschentücher suchen*
Ich arbeite an einem ausführlichen Hochzeitsbericht, inkl. Fotos, aber das dauert noch ein bisschen. In der Zwischenzeit hab ich aber schon mal ein paar Erfahrungswerte für die noch-Bräute und andere Heiratswilligen unter euch, von denen es ja zur Zeit recht viele gibt:
- Wenn es auf Deiner Hochzeitsfeier ein Buffet gibt, beauftrage irgendjemanden, der mit der Organisation ansonsten nichts zu tun hat, Dir einen Teller mit Essen zu bringen. Er soll nicht darauf warten, dass Du ihm ein Zeichen gibst, sondern selbständig loslaufen, sobald das Buffet eröffnet ist. Ansonsten verbringst Du Deine Hochzeit hungrig, was Du allerdings erst gegen 2h nachts merken wirst, wenn es nur noch kalte Reste gibt.
- Stelle nie ein Glas ab, bevor Du es leergetrunken hast. Du wirst keine Gelegenheit haben, es Dir wiederzuholen.
- Denke daran, Deine Schleppe hochzustecken oder festzuhalten, *bevor* der Hochzeitswalzer beginnt. Walzer tanzen ist schwer genug, über den eigenen Rock stolpernd, der zudem bei jedem Drauftreten bedenklich weit runterrutscht könnte der Eleganz und Romantik abträglich wirken.
- Verteile Taschentücher überall im Raum an strategischen Stellen in ausreichender Menge. Vor allem, wenn es Freunde gibt, die sich auf Deiner Hochzeitsfeier öffentlich verloben.
- In Übereinstimmung mit der Prophezeihung brauchst Du auch am Tag nach der Hochzeit sehr viele Taschentücher.
- Lasse Deine Friseuse in der Vorbereitungsphase nie länger als zwei Tage am Stück unbeobachtet. Engagiere notfalls ein paar Leute, die regelmäßig vor dem Salon patroullieren. Finde ihre Privatadresse raus, und am besten noch die ihrer Eltern. Das spart Dir viele Nerven.
- Übe Dich schminken, auch wenn Du der festen Überzeugung bist, jemand anders würde Dich schminken. Es kann sein, dass das nicht passiert.
- Wenn Du so schlau bist, den Maniküre-Termin für zwei Tage vor der Hochzeit zu vereinbaren, halte Dich danach zurück. Es tut dem Lack nicht gut, wenn Du Betten zusammenbaust oder Weinkisten schleppst.
- Lass Dich allem Stress zum Trotz am Vorabend der Hochzeit von einer guten Freundin zu einem kuschligen Sit-In mit ein paar Leuten einladen. In der Zeit, die Du dort verbringst, hättest Du mit noch mehr Vorbereitung nur Stress gehabt, das Fest damit doch nicht schöner gemacht, und kannst Dich so statt dessen wunderbar entspannen und auf den schönsten Tag Deines Lebens einstimmen.
Zum Schluss noch eine Erkenntnis: Verheiratet sein fühlt sich gar nicht anders an. Es ändert nichts an der Beziehung zwischen zwei Leuten. (Was ich persönlich sehr beruhigend finde.) Aber: Man kann mit seinem Ring angeben, 'mein Mann' sagen, und sich am Telefon mit einem neuen Namen melden, was lustige Abwechslung in den Alltag bringt: "Guten Tag, Tanja F-äh-Brmvphssß..."

07 August 2007

1001 Nacht

Samstag Abend. Noch eine Woche bis zur Hochzeit. Wir wollen ausgehen und fahren dafür extra mit dem Bus in die Stadt, wo es zwecks Christopher-Street-Day brechend voll ist. Schließlich finden wir aber doch noch ein ruhiges Plätzchen in einem Cafe in der Europapassage. Der Kellner dort ist extra für uns aus Dortmund angereist. Wo er uns doch gar nicht kennt. Staunend über so viel Servicebereitschaft suche ich die Toilette auf, wozu ich eine Treppe nach unten gehen muss. Kaum bin ich unten angekommen, wird es dunkel um mich, grober Stoff auf meinem Gesicht, ist das ein Sack? Ich werde brutal gepackt, niedergeknüppelt und halb schleifend halb tragend in ein Auto verfrachtet. Dort werde ich wie ein Paket verschnürt und durch die Stadt kutschiert. Perverserweise läuft fröhliche Musik im Radio, die Fahrerin des Wagens pfeift gelegentlich vergnügt vor sich hin. Was Leo wohl macht?
Das Auto hält. Ich werde ausgeladen und etwas entschnürt, muss aber immer noch ohne etwas zu sehen eine Treppe hinaufsteigen. Ich betrete einen Raum, dort endlich wird mir der Sack abgenommen, und mir wird klar, was passiert ist: ich bin in einem Harem! Alles ist mit bunten Tüchern verhängt, dicke Teppiche dämpfen jeden Schritt, Kerzen und Geschmeide zieren Tische und Fensterbänke, so dass man die Gitter vor den Fenstern fast nicht sieht. Erlesenen Speisen und süße Getränke werden in kostbarsten Gefäßen dargeboten. Leise erklingt sanfte Musik im Hintergrund. Und überall wunderschöne Frauen in prächtigen Gewändern, mit Geschmeiden behängt, unverschleiert. Sie kommen auf mich zu, nehmen mir meine schlichten Alltagskleider ab und kleiden mich in Samt und Seide, Perlen und Edelsteine, bemalen mein Gesicht und meinen Körper mit Kohle und Silberstaub. Ich soll eine der ihren werden. Und nicht nur das: noch heute Abend soll der Sultan den Harem besuchen, auf der Suche nach einer neuen Favoritin - mir?
Eine gute Haremsdame muss aber nicht nur schön aussehen. Sie muss auch über alle möglichen Fähigkeiten verfügen, um ihren Sultan zu unterhalten. Also muss ich als erstes Geschichtenerzählen üben. Die anderen Frauen hören mir andächtig zu, geben mir nur ab und zu kleine Hinweise, wie ich meine Geschichten mit ihren eigenen noch besser ausschmücken kann. Parallel dazu werde ich mit dem Geschmack der vorhandenen Speisen vertraut gemacht, damit ich meinen Sultan mit den besten Leckerbissen füttern kann.
Schließlich ist es soweit: man hört schwere Schritte eisenbeschlagener Stiefel, und der Harem ist in heller Aufregung. Ich bekomme eine riesige Schlange um die Schultern gelegt und werde in einem Nebenraum versteckt, wo ich warte, bis der Sultan und sein Gefolge es sich im Harem gemütlich gemacht haben. Dann erklingt von neuem Musik, ich werde hereingelassen, und tanze den traditionellen Sieben-Schleier-und-eine-Schlange-Tanz, um den Sultan zu betören. Es scheint zu funktionieren, er lächelt mir zu. Ob er mich zu seiner Hauptfrau machen wird?
Das muss gefeiert werden!

Ihr lieben, die ihr diesen wunderbaren Junggesellenabschied für uns beide organisiert und dazu beigetragen habt: vielen vielen Dank! Es war total klasse. Ich hab mich schon lange nicht mehr so amüsiert und so entspannen können, so ohne Vorbehalte und schlechtes Gewissen nicht nur akzeptieren können, dass jemand für mich und meinen Liebsten so viel Aufwand treibt, sondern es auch noch in vollen Zügen genießen. Ihr seid echt der Hammer, Leute, ihr seid der Hammer!