25 Dezember 2010

Geschenkekoma

Und für alle, die sich jetzt Sorgen machen: Kein Grund, ich bin nur übermüdet. Was nach dem Geschenkeauspacken wohl für alle gilt:


Nochmal fröhliche und erholsame Weihnachten.

Anfällig

Als Kind neigte ich zu furchtbaren Wutanfällen. Ich schrie, tobte, warf mit Sachen, fegte ganze Regalbretter leer. (Meine Therapeutin hat mir versichert, das sei ganz normal, aber vielleicht sagte sie das nur, damit ich mich nicht aufrege?) Mit 6 oder 7 habe ich mir das langsam abgewöhnt.
Dachte ich.
Dann wurde ich Mutter.
Und jetzt erscheinen mir diese Wutanfälle so ... harmlos.
Ich glaube, ich habe mir gestern beim Verprügeln der Tischkante mit einer Küchenrolle einen Finger gebrochen.

Ach ja: Frohe Weihnachten übrigens! :)

23 November 2010

Das Paradies

In der Hölle, so heißt es, gibt es für alle Suppe zu essen, aber es gibt nur Löffel mit meterlangen Stielen, das heißt alle in der Hölle hungern. Im Paradies herrscht nach dieser Version der Geschichte die gleiche Situation. Nur dass dort die Leute auf den Trichter gekommen sind, sich gegenseitig zu füttern. Mir als pragmatischem Hobby-Agnostiker drängt sich die Frage auf, warum die Leute die Löffel nicht einfach weiter vorne halten, sowie der Schluss, dass die Hölle voller dummer Leute ist, und der Himmel voller dummer, aber netter Leute.
Wenn ich von Lenny mit einem (kurzen) Löffel mit Joghurt gefüttert werde, während ich mit einem (ebenfalls kurzen) Löffel versuche, etwas von dem leckeren Milchprodukt auch in seinen Mund zu stopfen, und wir hinterher beide nicht satt, aber schön verschmiert sind, kommt das allerdings meiner Vorstellung vom Paradies schon ziemlich nahe. :)

07 November 2010

Sauer

Apfelmus ohne Zucker ist gesund aber nur schwer genießbar:

27 Oktober 2010

Die Meinung der anderen

Gestern habe ich geträumt, ich hätte Lenny am Flughafen vergessen. Keine Ahnung, was ich überhaupt am Flughafen gemacht habe, jedenfalls bin ich zum Glück nicht weggeflogen, sondern konnte einfach hingehen und ihn abholen. Jemand hatte ihn wohl gefunden und in eine Art Kinderbetreuung gebracht. Natürlich hat er ganz furchtbar geweint, aber nicht das hat mich am meisten aus der Fassung gebracht, sondern der Gedanke: "Wie erkläre ich das den Erzieherinnen dort, dass ich einfach mein Kind vergesse?"
Das finde ich etwas enttäuschend. Immerhin versuche ich ja seit Jahren z.T. mit professioneller Hilfe, mich davon frei zu machen, vom (vermeintlichen) Urteil anderer abhängig zu sein.
Mit Kind ist das allerdings noch schwieriger als ohne. In keinem anderen 'Job' fühlte ich mich von der ganzen Welt so kritisch beäugt und beurteilt. Eine der Mütter in meiner Krabbelgruppe hat neulich den Brei für ihre Kleine in der Tupperdose mitgebracht; im Gespräch stellte sich dann heraus, dass er doch fertig gekauft war. Hat sie ihn extra für uns andere - natürlich kochen wir alle selber und kaufen keinen Fertigbrei - umgefüllt? Ihre Tochter ist ein fröhliches, lebhaftes und gesund wirkendes Kind. Reicht uns das nicht? Reicht uns das in ihren Augen nicht? Und warum sind wir überhaupt wichtig?
So weit, Gläschen in Tupper umzufüllen, würde ich nicht gehen. Doch ich ertappe mich immer wieder bei dem Wunsch, einfach zu behaupten, dass Lenny schon durchschläft, oder zu verschweigen, dass ich "immer noch" stille. Und das, obwohl mir seine Entwicklung zeigt, dass viele Dinge sich ganz von selbst ergeben, ohne dass ich mich dafür erzieherisch auf den Kopf stellen muss. Oft reicht es, wenn ich einfach meinem Gefühl folge.
Und da sind wir schon wieder beim alten Thema: mehr auf die eigene Intuition hören. Liebes Kind, ich bitte Dich: Hör nicht auf, mir in dieser Hinsicht positive Lektionen zu erteilen. Und liebe Umwelt: Bauchgefühl lässt sich, auch wenn ich's oft versuche, nicht erklären, stimmt aber trotzdem oft.

14 Oktober 2010

So nicht mehr

Getreu dem Motto dieses Blogs steht uns - speziell mir - mal wieder eine Änderung bevor. Keine plötzliche diesmal, mehr eine Reaktion auf langsames Anderswerden der Lebensumstände.
Bis jetzt hat das Konzept 'Mutter mit ein bisschen selbständiger Arbeit' ganz gut geklappt. Als Lenny ein paar Monate alt und aus vielem Grobem (noch lange nicht dem Gröbsten) raus war, hatte ich tatsächlich täglich Zeit, ein bisschen am Computer zu arbeiten. So konnte ich meine drei Lieblingskunden bedienen, um zu vermeiden, bei ihnen in Vergessenheit zu geraten. Bestandkundensicherung, mehr will ich momentan gar nicht erreichen. Dann kam von Lieblingsagentur Nr. 1 ein ziemlich großer Auftrag. Ich gab mein Bestes - mit fatalen Folgen, denn dadurch gewann die Agentur offenbar einen Großkunden, der jetzt jede Woche solche Riesenaufträge erteilt. Alles spannende Spiele, bei denen ich gerne mitübersetzen würde.
Parallel dazu lernt Lenny grade laufen, was aber eigentlich gar nicht nötig wäre, weil er krabbelnd sowieso überall blitzschnell hinkommt. Das macht die Kinderbetreuung zu etwas sehr Aufmerksamkeitsintensivem - nebenher Korrekturlesen ist quasi unmöglich. Ich schaffe es gerade mal so, die vier bis fünf Anfragen, die ich täglich von meinem Kunden bekomme, abzusagen. Frustran für mich, nervig für den Kunden, der immer nur 'nein' von mir hört.
Auf keinen Fall ein akzeptabler Dauerzustand.
Allein, wie ist das zu ändern?
Man könnte ja über KITAs oder Tagesmütter nachdenken, wenn selbige täglich spontan ab ca. 17h bzw. dann doch erst am nächsten Morgen oder auch mal eben übers Wochenende (=alles typische Auftragstermine) verfügbar wären.
Und dauernd zur Oma geben will ich den Kleinen auch nicht, sonst finanziere ich mir ja sozusagen die Selbständigkeit über ihre Rente.
Mir fällt nichts anderes ein, als dem Kunden zu sagen, dass ich nochmal pausiere.
Schweren Herzens, aber mit viel weniger Bedauern, als ich erwartet hätte. Schließlich ist das nicht nur gut für Lenny, sondern - schon wieder - ein Therapieerfolg, weil ich mir so jede Menge Stress vom Hals halte. Schade nur, dass ich die ganzen lustigen Spiele verpasse. Aber vielleicht auch besser so: Wenn ich erst wieder Spiele übersetze, wenn unser Kleiner alt genug zum Selberspielen ist, hab ich gleich unter Kontrolle, dass da auch keine schlimmen Wörter drin vorkommen... ;)

05 Oktober 2010

Stress

Momentan bin ich furchtbar im Stress. Der Kleine schläft schlecht und will ca. 5mal pro Nacht gefüttert werden. Leo hat im neuen Job angefangen und unsere Nervosität, was die auf uns zukommende Arbeitsbelastung betrifft, legt sich unterschwellig über alles. In der Familie gibt es Streit. Meine Lieblingskunden schicken dauernd Arbeit, ich muss mit beiden Händen abwehren, und wenn ich mal für 'einen kleinen Job' zusage, bekomme ich doppelt so viel Arbeit wie angekündigt mit kürzerer Deadline. Gestern nachmittag um halb 3 habe ich dann auch noch entdeckt, dass ich einen Auftrag komplett übersehen hatte, Umfang: ca. 2-3 Arbeitstage, Deadline: in einer halben Stunde. (Hab das ganze dann in etwas über 7 h erledigt, aber fragt nicht wie...)
All diese Dinge schwirren um mich herum wie hektische Planeten um eine kleine Sonne. Aber interessanterweise kollabiere ich nicht zum Schwarzen Loch, so dass alles auf mich einstürzt. Es gibt zwar kleinere Sonneneruptionen, aber die Stressplaneten bleiben in ihrem Orbit und halten einen gewissen, gerade noch erträglichen Abstand.
Heißt das etwa, ich bin einigermaßen stabil...? :)

30 September 2010

Die Wahrheit...

...so sehr ich sie auch schätze, ist doch nicht immer zielführend.
Neulich in der Apotheke.
Tanja: Ich brauche Insulinspritzen.
Apothekerin: Da haben wir zwei Packungsgrößen, die große müsst ich allerdings bestellen, die ist aus.
Tanja: Dann geben Sie mir halt erstmal ein paar kleine Packungen.
Apothekerin: Ja, das kommt Sie aber dann wesentlich teurer. Ich weiß ja nicht, wofür Sie's haben wollen, aber die kleinen verkaufen wir meistens nur an Junkies, die schnell einen Schuss brauchen.
Tanja (denkt): Junkies? Naja, so sehe ich ja wohl kaum aus. Obwohl... Die Kleidung ist voller (Brei-)Flecken, vom Renovieren sind die Arme zerkratzt und die Fingernägel abgebrochen, blaue Flecke in den Armbeugen vom Babyschale-Schleppen, die Augen blutunterlaufen von vielen nächtlichen Schlafunterbrechungen, und überhaupt, wann habe ich mir eigentlich zuletzt die Haare gewaschen...? Ich sollte jetzt besser was Plausibles sagen, um den Junkie-Verdacht auszuräumen.
Tanja: Also, eigentlich brauch ich die Spritzen für meine Katze... äh...

20 September 2010

Der Anfang von etwas

Gerade herrscht in meinem Freundeskreis eine Art verspäteter Frühlingsstimmung. Dinge beginnen, überraschende wie lang geahnte. Und genau wie Vogelgezwitscher und laue Luft im Frühling hebt dieses erwartungsvoll-vorfreudige Gefühl und die Euphorie des gerade angefangenen Neuen immens die Laune. Ihr färbt auf mich ab! Danke für den Frühling im Herbst! :)

17 September 2010

Stealth-Krabbler

Kind schläft im Schlafzimmer. Eltern sind in der Nachbarwohnung und bauen Schränke auseinander. Babyfon passt auf Kind auf. Und bleibt stumm. Bis man das Kind irgendwann laut von nebenan schreien hört. Nur nicht durchs Babyfon. Mutter flucht über im Internet bestellte, nicht funktionierende Elektronik und rennt ins Schlafzimmer. Kein Kind. Selbiges befindet sich im Wohnzimmer, wo es gerade einen Schrank auseinandernimmt. Da hilft die beste Funkverbindung nichts, wenn Lenny nach dem Aufwachen erstmal leise aus dem Bett und nach nebenan krabbelt, bevor er schreit...

29 August 2010

Sweet dreams

Ein Kind haben kann ja durchaus auch mal anstrengend sein. (Der geneigte Leser bemerke den Hauch subtiler ironischer Untertreibung.) Das habe ich erwartet, genauso wie die positive Kehrseite der Medaille - man kann sich an den abstrusesten Dingen freuen. (Der geneigte Leser mit nicht allzu ausgeprägtem Ekelgefühl spreche mich bei Gelegenheit auf Brombeergeruch an.)
Aber es gibt auch Dinge, die mich so unerwartet treffen, dass mein Herz spontan in tausend kleine Glitzerscherben zerspringt. Zum Beispiel wenn Lenny tief schlafend neben mir im Bett liegt und plötzlich anfängt, leise glücklich vor sich hin zu lachen. Wer soll das aushalten?
Ich geh mal eben mein Herz aufsammeln, ich glaub, die Scherben hüpfen immer noch...

19 August 2010

Wandel der Zeiten

Horrornacht vor sechs Jahren hieß für mich: Felix kommt vorbei und hat richtig gruslige Sachen wie Juon oder The Ring im Gepäck. Wir gucken die halbe Nacht Video, und danach muss ich bis drei Uhr morgens was Harmloses wie Kinderbücher lesen, um überhaupt schlafen zu können.
Horrornacht vor drei Jahren: Leo hat den ganzen Tag gearbeitet, kommt erschöpft nach Hause, wir fangen an, Video zu gucken, das Telefon klingelt. Er kommt um halb eins heim, fällt ins Bett und um drei Uhr klingelt das Telefon schon wieder. Am nächsten Morgen ist Dienstbeginn um sieben.
Horrornacht heute: Lenny ist erkältet und kann nur in aufrechter Position schlafen. Leider gilt für mich (sein Ersatzbett) genau das Gegenteil. Um drei Uhr morgens beschließe ich, noch eine Stunde durchzuhalten, bevor ich an Leo übergebe und Papas Dienst beginnt.
Horrornacht in drei Jahren: Lenny ist krank und kann gar nicht schlafen, egal in welcher Position. Mama und Papa müssen abwechselnd bzw. vorzugsweise gleichzeitig was Harmloses wie Kinderbücher lesen, damit die Nachbarn überhaupt schlafen können. Um drei Uhr morgens ist er endlich eingeschlafen, da fängt sein Schwesterchen an zu schreien...

04 August 2010

Who told you a calf to be?

Vorsicht, langer Post!
Ich lese grade ein sehr spannendes Buch: Der Luzifer-Effekt von Philip Zimbardo. (Ja, genau, *der* Zimbardo.) Darin wird das "Stanford Prison Experiment" aus den 70ern beschrieben, im Grunde ein Rollenspiel, bei dem eine Gruppe Studenten ein Gefängnis simuliert. Darüber gibt's auch einen Spielfilm, Das Experiment, den ihr vielleicht gesehen habt - in dem geht die Eskalation allerdings wesentlich weiter als in der Realität. Trotzdem ist die Sache auch in Wirklichkeit ziemlich katastrophal eskaliert, und das schon in den ersten Tagen. Zwei Wochen waren ursprünglich geplant, nach 6 Tagen war's vorbei - viel zu spät, nach dem zu urteilen, was schon in den ersten Tagen passiert.
Interessanterweise sagen die meisten der Studenten, die Wärter darstellen, am Anfang von sich, dass sie sich die Rolle eigentlich gar nicht zutrauen und Zweifel daran haben, dass sie überhaupt so hart gegen die Häftlinge sein können. Dann betreten sie das 'Gefängnis' und benehmen sich durch die Bank knallhart, gnadenlos und sadistisch. Die Angst, eine Rolle nicht erfüllen zu können, führt zu kritik- und grenzenloser Übererfüllung?
Und auch auf Häftlingsseite scheint die Identifikation mit der Rolle mehr zu wiegen als jede Vernunft: Irgendwann gibt es eine Anhörung vor einem 'Bewährungsausschuss'. Dieser fragt die Häftlinge, ob sie auf ihren bis dahin verdienten Lohn (immerhin üppige 15 Dollar am Tag für einen 24-h-Job inkl. körperlicher Misshandlungen, Essensentzug, mangelhafter Hygiene und dauernder psychischer Demütigung) verzichten würden, wenn man sie freilässt. Fast alle antworten mit ja. Alle akzeptieren aber, als ihr Bewährungsgesuch abgelehnt wird, und setzen ihre Gefangenschaft fort - obwohl sie ja tatsächlich nur durch ihren Vertrag an das Gefängnis gebunden sind. D.h. sie könnten kündigen, und bekunden, dass sie bereit sind, die negativen Auswirkungen der Kündigung - kein Lohn - zu akzeptieren. Trotzdem lassen sie sich wie die Kälber wieder zurück in ihre Käfige führen.
Weil sie nach ein paar Tagen der Demütigung und Hilflosigkeit keinen selbständigen, von der Gnade ihrer Gefängniswärter unabhängigen Weg in die Freiheit mehr sehen? Weil "wer A sagt, ja auch B sagen muss"? Weil sie nach nur vier Tagen ihre Rolle so verinnerlicht hatten, dass sie nicht mehr anders denken konnten als der Gefangene, den sie darstellten?
Wer jetzt sagt, "Klar, solche Rollenspieler kenn ich auch", dem kann ich nur zustimmen. Ich kenne auch einige solche. Leute, die z.B. eine neue Arbeitsstelle antreten, Zweifel an ihrer eigenen Qualifikation haben und deswegen unsinnig hart arbeiten und jede noch so abstruse Forderung erfüllen, anstatt einfach um eine vernünftige Einarbeitung zu bitten. Leute, die jahrelang in missbräuchlichen Beziehungen ausharren, weil sie vergessen haben, dass ein Leben außerhalb einer Beziehung im Bereich des möglichen liegt. Leute, die ein Leben leben, das von ihnen erwartet wird - weil das ihre Rolle ist.
Who told you a calf to be? Why, I told myself, of course.

28 Juli 2010

Kinder(lieder)ei

Itsy bitsy Lenny crawled across the bed
Over the the edge he tumbled, and he hit his head
Mommy came running and sang a soothing song
Which was what little Lenny had hoped for all along.
:)

14 Juli 2010

Gummihuhn mit Haken

Lenny ist gerade, nachdem er jetzt schon gut sitzen, aus einem Becher trinken und Brei essen kann, in eine Phase eingetreten, die kaum ein Lehrbuch über die Entwicklung von Kindern erwähnt: Die Computer-Adventure-Phase. Für alle nicht-Nerds: Bei diesen Spielen versucht man u.a., Rätsel und Aufgaben zu lösen, indem man von Ort zu Ort läuft, Dinge findet, einsammelt und selbige mit anderen Dingen benutzt. Andere Verben als 'benutzen' kommen selten vor, weil das das Vokabular des Computers nicht hergibt. Z.B. findet man also einen Schlüssel, kann aber nicht eingeben "öffne Tür mit Schlüssel", sondern nur "benutze Schlüssel mit Tür". Das ist weniger präzise, führt aber i.d.R. zu gewünschten Ergebnis.
Lenny ist schlauer als ein Computer, d.h. er wird irgendwann ein etwas größeres Vokabular haben (hoffe ich). Momentan ist aber das Handlungsrepertoire noch ähnlich beschränkt, und drum versucht er einfach, alles, was er in die Finger kriegt, mit allem, was in Reichweite ist, zu benutzen, indem er es aneinander hält oder schlägt. Der Adventure-taugliche Befehl dazu wäre dann z.B. "benutze Quietscheentchen mit Katze", "benutze Löffel mit Mamas Auge" oder, ein all-time-favourite, "benutze Aufblaszombie mit Plüschmade".
Das sieht auf den ersten Blick nach wahllosem Trial and Error aus, aber, hey, wer weiß, vielleicht steckt ja Methode dahinter. Irgendwann ist sicher eine "Gummihuhn mit Haken"-Kombination dabei, die ein (unerwartet?) nutzbringendes Ergebnis liefert.

08 Juli 2010

Die Unschuld ist weg

Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Ist das mit 38 nicht ein bisschen spät?
Aber natürlich meine ich was ganz anderes.
Ein Mitpatient aus der Klinik, der an einer Angststörung litt, brachte mich drauf: Selbst wenn er jemals seine Angststörung vollständig loswerden sollte, meinte er, könne er doch nie ganz sicher sein, dass sie nicht wiederkommt - denn Angst ist ja ein sehr alltägliches Gefühl, das jeder oft hat, und wie sollte er sicher sein, dass dieses Gefühl nicht der Beginn eines Rückfalls ist? Das fasste er sehr schön mit den Worten zusammen, die jetzt die Überschrift dieses Eintrags bilden.
Und jetzt spüre ich das gerade am eigenen Leib. Ich fühle mich überfordert. So, wie ich in der Schwangerschaft befürchtete, mich zu fühlen, wenn das Kind erst da wäre. Zuhause eingesperrt, nur noch auf meine Mutterrolle reduziert, von früh bis spät langweilige, lästige oder eklige Tätigkeiten verrichtend.
Das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Jedenfalls nicht durch Lenny. Allerdings sehr wohl durch Kodamas Diabetes. Und auch, wenn das sicher kein Dauerzustand ist - keiner sein kann - reicht es doch, dass ich mich immens überfordert fühle. Dass jede Kleinigkeit, die schiefgeht, mich zum Heulen bringen kann. Dass ich alles nur noch negativ sehe.
Dass ich den Schatten wieder in den dunklen Ecken hinter mir lauern spüre. Und obwohl mein Kopf weiß, dass ich deswegen jetzt nicht gleich wieder depressiv werden werde, schlägt mein Gefühl doch Alarm und will, dass ich weglaufe/mich heulend unter der Bettdecke verkrieche/wieder in Therapie gehe. Braucht wohl noch eine Menge 'richtige Gegenwart', bis ich mit diesem Unschuldsverlust leben kann...

06 Juli 2010

Die Party ist vorbei

Hatte gerade Besuch vom Tierarzt - einem der wenigen Katzendiabetesspezialisten überhaupt. Er und seine Assistentin waren über zwei Stunden hier, haben mir erklärt, was ich mit Kodama alles machen muss, sie abgetastet und gepiekst und mir generell eine Lehrstunde in Sachen Diabetes verpasst.
Fazit (neben einer horrend hohen Rechnung, der weitere ähnliche folgen werden): Wir müssen ihr alle 4 Stunden Blut abnehmen (nachts reicht ein 8h-Abstand) und ihr dann eine entsprechende Insulin-Dosis verabreichen. Alle zwei Tage müssen wir mehr Blut aus dem Ohr rausquetschen, um die Ketone zu testen. Damit fallen einige Freiheiten flach, die mit Kind noch ohne Probleme möglich waren, z.B. Rollenspielen bei jemand anderem, oder kombinierte Ausflüge wie Frühstücken gehen und dann einkaufen. Von Wochenendtrips oder gar Urlaub will ich gar nicht reden. Wie lange das so gehen soll, hatte ich nach über zwei Stunden Vortrag nicht mehr den Kopf frei, den Arzt zu fragen. Aber macht nix, ich muss ihn ja erstmal täglich alle vier Stunden anrufen, bis wir die passende Insulindosis gefunden haben. Da ergibt sich sicherlich die Gelegenheit zum Fragen.
Bis dahin habe ich mit folgendem Spielzeug meinen Spaß, während die Katze aus Protest und Stress unser Schlafzimmer vollkotzt und -pieselt:

25 Juni 2010

Malign Design

Das ist der Name der neuen Religionsbewegung, die ich hiermit gründe.
Der leitet sich natürlich vom sog. Intelligent Design sowie dem genialen Douglas-Adams-Zitat ab, das ich hier schon mehrfach angebracht habe.
Der ultimative Beweis für die Boshaftigkeit eines wie auch immer gearteten Designers, der hinter dieser seltsamen Welt steckt, ist nicht die Kokosnuss, sondern die Tatsache, dass das Alter zwischen 6 Monaten und einem Jahr, wenn alles einigermaßen gut läuft, wohl die glücklichste und unbeschwerteste Zeit im Leben eines Menschen ist - und dass keiner von uns sich später daran erinnern kann. Fieser geht's doch nicht, oder?

Imerhin kann man's wenigstens auf Film festhalten (ist das jetzt Götteslästerung?):

16 Juni 2010

Grausiger Kellerfund

Neulich stieß ich im elterlichen Keller auf eine Posterrolle. Diese enthielt neben einigen grässlichen 80er-Jahre-Postern mit weichgezeichneten Tauben vor rosa Sonnenuntergängen noch etwas Schlimmeres (ja, das geht): ein großes Foto von mir und meinem ersten Freund. Jetzt habe ich mir gelegentlich schon überlegt, wie ich reagieren würde, wenn ich den mal wiedersehen würde. Einmal, vor Jahren, kam mir auf der Straße jemand entgegen, der ihm sehr ähnlich sah, und ich hätte fast meine Tasche fallenlassen und auf dem Absatz kehrt gemacht.
Meine Reaktion darauf, ihn so ganz real, in ca. 20% seiner Lebensgröße, mit mir im Arm wiederzusehen, war ungefähr - gar nichts. (Gefolgt von einem "oh Gott, was für Klamotten!")
Das hat mich irgendwie erstaunt.
Heißt das, es ist tatsächlich möglich, mit den Ungeheuer(lichkeite)n seiner Vergangenheit abzuschließen? Nicht nur vom Kopf her, sondern auch vom Bauchgefühl, das ja für spontane Reaktionen eher das Ausschlaggebende ist?
Und ich meine jetzt nicht das übliche "man kann ja Freunde bleiben und sich mit etwas Abstand wieder gut verstehen", sonder eher die Verarbeitung einer Beziehung mit einem kaputten, gewalttätigen Psychomonster bar jeder emotionalen Intelligenz.
Ich muss an ein Lied denken, dass ich früher (nicht nur musikalisch) reichlich schwachsinnig fand: Return to Innocence. Unschuld, so dachte ich, kann man nur einmal verlieren, aber nie wiedergewinnen. Analog zu "can't unthink": Can't unfeel, can't unknow, can't unlive.
Offenbar geht das aber doch irgendwie. Vielleicht reicht es zur tatsächlichen Aussöhnung mit der Vergangenheit, zwischendrin mal die richtige Gegenwart zu erwischen.
Lässt sich so jede scheußliche Vergangenheit emotional ausradieren? Sicher nicht. (Hab da gerade nochh einen Post zum Thema Unschuld im Kopf, den ich mal tippe, wenn Lenny wieder so lang schläft.) Aber allein der Gedanke, dass sowas möglich ist, ist doch irgendwie tröstlich.

09 Juni 2010

El Guapo unterwegs

Erstmal vorweg: Ich komme viel zu wenig zum Schreiben, hab schon drei verschiedene Post-Entwürfe angefangen, aber mit einer Hand schreibt sich's so schlecht... Der geneigte Leser möge mir verzeihen und die Treue halten. Wenn Lenny laufen/lesen/autofahren kann, hab ich bestimmt wieder mehr Zeit.
Zunächst aber fahre ich ihn noch durch die Gegend. So z.B. neulich, als wir uns mit der U-Bahn in die Stadt aufmachten, eine Freundin besuchen. Dass mein Kind ein richtig Hübscher (="El Guapo", der Spitznahme stammt von einer meiner spanischen Kundinnen, die angesichts eines Fotos nur noch in begeisterten Großbuchstaben mailte) ist, war mir ja klar. Dass ich mich vor Lenny-Fans aber nicht mehr retten können würde, hat mich doch irgendwie überrascht:
Zuerst sprach uns eine hübsche, junge, leicht schwangere Italienerin an - eigentlich ihn, ich war nur sekundär interessant - die dann die ganze Fahrt über mit ihm flirtete.
Dann, kaum waren wir ausgestiegen, fragte mich eine Mutter mit zwei Kindern nach dem Weg. Sie wollte in meine Richtung, also nahm ich sie mit. Hinterher stellte sich raus, dass sie gleich um die Ecke wohnte. Also die Frage nach dem Weg nur ein Vorwand, um Lenny zu verfolgen?
Wirklich unheimlich wurde mir die Sache aber auf der Rückfahrt.
In unserem Abteil saßen ein paar türkischstämmige Jugendliche, die sich mit bemüht tiefen Vor-Stimmbruch-Stimmen über ihre Gefängniserfahrungen unterhielten. Und beim Aussteigen kommt einer der Jungs auf mich zu und stellt fest: Ey, Sie ham voll des süße Baby...

13 Mai 2010

Sonnenscheinchen

Und das muss jetzt auch noch sein: Ist er nicht süß?

06 Mai 2010

Brains

Damit nicht nur Facebooker in den Genuss kommen, veröffentliche ich das Video auch endlich mal hier: Ihr seht, wie Lenny auf die Herausforderungen des Lebens, in diesem Fall eine Zombieattacke, vorbereitet wird - und wie locker er's nimmt. :)


27 April 2010

Identität

Neulich waren wir auf der Hochzeit von Freunden aus unserer Hamburger Zeit. Natürlich wurden da viele Erinnerungen wachgerufen, und zwar, da die Hochzeit nix mit Arbeit zu tun hatte, durchwegs positive. Dann irgendwann spät abends kam der Hochzeitswalzer, und ich kippte schier aus den Schuhen, als ich hörte, was für ein Lied sich die beiden ausgesucht hatten. Es stammte aus dem Soundtrack zu einem Film, und ich hatte damals, als ich den im Kino gesehen hatte, schon was dazu gepostet. Denn die Hauptcharaktere und deren gerade entstehende Beziehung, die in diesem Lied sehr schön herauskommt, erinnerten mich doch sehr an Leo und mich.
Jetzt fühlte ich mich nicht nur zu lieben Freunden zurückversetzt, sondern auch in eine Zeit, in der Leos Arbeit einen riesigen Teil unseres Lebens einnahm. Zu viel davon, definitiv. Aber erst, als ich dieses Lied wieder hörte, ist mir klar geworden, wie sehr ich andere Aspekte dieser Zeit auch genossen habe. Und wieviel von unserer Identität sie ausgemacht hat. Unserer Identität als Paar: der Mann, der ständig mit scharfen Messern Leute aufschneidet, und die Frau, die nicht nur aus Liebe zu ihm mitmacht, sondern auch noch selber kreativ und aktiv mitarbeitet.
Irgendwie hat mir das eine gewisse Aussöhnung mit der Vergangenheit gebracht.
Deswegen finde ich, hat das Brautpaar einen Extra-Toast verdient: Here's to you, Zora und Ben!
Und here's to us:

12 April 2010

Worte

Worte sind so viel mehr als nur Buchstabenkombinationen, mit denen wir, reichlich inadäquat, unsere Gedanken auszudrücken versuchen.
Worte, wie jede Form von Kunst, können dem, was in uns ist, Wirklichkeit verleihen. Unser Innerstes nach außen holen und nicht nur sichtbar machen, sondern greifbar, real, tatsächlich. Wortsächlich. Mit Worten, fließend wie Blut aus einer frischen Wunde oder Laut für Laut mühsam hervorgewürgt, können wir uns einen Boden unter den Füßen bauen, ein Gerüst um uns herum, das uns stützt, Sprosse um Sprosse der Leiter, auf der wir daran nach oben klettern können. Worte, einmal ausgespuckt, lassen uns das, was von ihnen in uns bleibt, das Bittere wie das Süße, besser schmecken, besser verstehen, besser verdauen, und machen uns zu etwas Ganzem, Solidem.
Und dann kann es sein, dass ein Satz, ein einziger Satz daherkommt, der uns alle Worte nimmt, der voller Wucht oder nonchalant von der Seite gegen das Gerüst stößt und es zum Einsturz bringt und nichts als sinnlos verstreute Buchstaben davon übrig lässt.
Und man kann eine Zeitlang nur schweigend, wortlos daliegen und nach Luft ringen, bevor ein paar insubstanzielle kleine Silben zu einem zurück kriechen, sich an einen schmiegen wie verletzte Freunde, und sich schließlich erneut aussprechen, sich neue Substanz verleihen lassen und wi(e)der Worte bilden, mit denen man von vorne zu bauen beginnt, voller Ehrfurcht vor so viel Zerbrechlichkeit und voller wild entschlossenem Vertrauen auf solch unbegrenzte Macht...

07 April 2010

Rabenmutter

... die ich bin, habe ich gestern zum ersten Mal wieder gearbeitet.
Nun ist das ja für mich einfacher als für andere. Denn nicht nur kann ich von Daheim aus arbeiten, ich habe außerdem eine äußerst babysittingwillige Mutter, der ich den Kleinen jederzeit bringen kann. Natürlich hab ich's - will ja immer alles alleine können - zuerst mal mit Lenny hier oben versucht. Er hat sich auch zusammengerissen und ganz tapfer eine Stunde lang neben meinem Schreibtisch in der Wiege geschlafen. Dann wurd's ihm aber doch zu langweilig und er ist lieber mit Oma spazierengegangen. Dumm nur, dass sich mein Computer ausgerechnet jetzt entschlossen hat, kapriziös zu werden, und ich mehr mit Abstürzen beschäftigt war als mit produktiver Arbeit.
Ganz zum Schluss haben wir dann noch ein bisschen gemeinsam gearbeitet, was ihn offensichtlich sehr erschöpft hat:

Insgesamt ist das ganze aber doch schwieriger, als ich's mir vorgestellt hatte. Und so interessant es war, sich mal wieder ein bisschen geistig zu betätigen, so unaufregend war's auch gleichzeitig - viel weniger befriedigend, als ich dachte. Ich glaub, ich hol mir jetzt mein Kind von der Oma wieder und spiele ganz schnell wieder ein bisschen Mutter. ;)

27 März 2010

Taifun Nr. 25

Das war der erste Taifun, den ich in Japan miterlebt habe. (Eher enttäuschend: hauptsächlich viel Regen mit ein bisschen Wind.) Die Japaner sind so diplomatisch, ihre Taifune im Wetterbericht durchzunummerieren, im Gegensatz zu unseren Meteorologen, die Wettertiefs ja netterweise bekanntlich Frauennamen verpassen. Ich habe mich entschieden, dem japanischen Beispiel zu folgen und Lennys Erkältungen durchzunummerieren. Einmal, weil ich Frauen viel zu gern mag, als dass ich so etwas Lästiges nach ihnen - äh, uns - benennen möchte. Und zum anderen, weil mir dann wohl bald die Namen ausgehen würden. Das einzige, was mich doch noch vom Namenssystem überzeugen könnte, wäre die Tatsache, dass mein Sohn und ich die Tendenz haben, uns gleichzeitig zu erkälten. Dann könnte ich ganz gerecht seinem Schnupfen jeweils einen Frauennamen und meinem Halsweh einen Männernamen geben. Andererseits würde das sein Verhältnis zu Frauen möglicherweise nachhaltig negativ prägen. Und ich hätte schon viel früher die Nase voll (sorry, der musste sein) von Männern. Also bleiben wir beim neutralen Nummernsystem. Wetterbericht für die nächste Zeit: Erkältung 3 ist in vollem Gange, rechnen Sie bei Hochgeschwindigkeitszügen mit Verspätungen und vergessen Sie Ihren Regenschirm nicht.

12 März 2010

Ein ganz normaler Grillabend



Manchmal muss man Dinge tun, die man sich einbildet. Und zwar hier und jetzt sofort. Zum Beispiel Grillen. Im Schnee. Weil wir es können.
Deswegen hat Leo heute Fleisch, Barbeque-Soße und Kräuterbutter gekauft, den tragbaren Grill samt Kohlen und Anzünder hervorgekramt und sich ans Werk gemacht:

Die Glut ist mindestens so schön geworden wie im Sommer, und hatte in der Kälte was richtig schön Heimeliges.




Lenny hat auch mitgeholfen. Papa hat ihm alles genau gezeigt. Und Grillen kennt er schließlich sowieso schon von den Anfängen seiner Existenz, als Mama im Urlaub immer so lustig gewürgt hat, wenn's nach Holzfeuer roch.

Das ganze ergab ein tolles Abendessen. Und dann bekamen wir auch noch ganz unerwartet netten Besuch:



Leider gab's nicht genug Essen für die 40 ausgerückten Feuerwehrleute. Deswegen hat der nette Einsatzleiter seine Männer per Funk wieder abbestellt, es sich aber nicht nehmen lassen, unser Grillgut nochmal persönlich zu inspizieren. Offenbar hat er aber Leos Grill-Skills völlig unterschätzt, sonst wäre er sicher nicht freiwillig ohne eine Kostprobe wieder gegangen...

11 März 2010

Sanktioniertes Leid

Vor Kurzem habe ich wegen Verwaltungskram nochmal mit meiner Hebamme telefoniert. Sie fragte mich, wie's uns geht, und reagierte sehr erschrocken, als ich ihr erzählte, dass das Stillen immer noch recht qualvoll ist. Als ich auflegte, tat ich mir selber furchtbar leid und gestattete mir glatt ein paar Tränen. Dann tat ich, was ich schon längst hätte tun sollen, fragte jemanden, der sich damit auskennt (eine Stillberaterin), und seither klappt alles prima.
Aber dieser Ablauf hat mir zu Denken gegeben. Brauche ich wirklich erst jemand anderen, um mir zu sagen, wie viel Schmerz ich auszuhalten habe bzw. wie viel eben nicht mehr erträglich ist?
Dazu fällt mir eine Szene ein, die sicher jeder schon mal beobachtet hat: Ein kleines Kind rennt und fällt hin. Es guckt verdattert und schaut erstmal zur Mutter, und nur, wenn die besorgt reagiert, fängt es an zu weinen.
Offenbar ist dieser Mechanismus bei mir immer noch aktiv. Und das, wo ich doch so hart daran gearbeitet habe, mein 'Ich-muss-das-aushalten'-Denken abzulegen.
Ob dieser ganze Blog am Ende auch nur ein Versuch ist, quasi eine Erlaubnis zum Sich-Auch-Mal-Schlecht-Fühlen zu erbitten?
Mann, wann werde ich endlich erwachsen - oder Kind? - genug, meinen eigenen Gefühlen zu vertrauen?

09 März 2010

Frühling

Vor einiger Zeit - bevor der Schnee zurückkam - machte ich mit Lenny einen langen Spaziergang. Wir genossen die Sonne, bis wir plötzlich Gesellschaft im Kinderwagen hatten.
Mental ging ich verschiedene Optionen durch:
- das Vieh einfach wegscheuchen
- mir vorstellen, dass es in den Schlafsack krabbelt und Lenny sticht, Panik kriegen, schon mal den Notarzt rufen und das Vieh dann wegscheuchen
- es einfach sitzen lassen, den Frühling genießen und mit dem Handy ein Foto für den Blog machen


Letzteres schien mir am sinnvollsten. Und damit ihr auch wisst, wovon ich schreibe, und auch alle so wie ich ganz arg Sehnsucht nach dem Frühling bekommt, hier nochmal eine Ausschnittvergrößerung:


Ich will Frühling!!!!

Möglichst schnell ganz langsam fahren

Mir war ja klar, dass mich das Muttersein vor einige Herausforderungen stellen würde. Aber die oben genannte hat mich dann doch etwas überfordert. Allein, was soll man machen, wenn man mit dem Kind im Auto unterwegs ist, es -8 Grad hat, und der elektrische Fensterheber beschließt, dass das kalte Wetter ihm nicht bekommt - nachdem man das Fenster heruntergelassen hat. Da hilft nur Kind mit allem zudecken, was im Auto verfügbar ist, die Heizung voll aufdrehen und dann schauen, dass man so schnell wie möglich heimkommt und dabei so langsam wie möglich fährt, damit's nicht so zieht.
Und das von einem BMW, der die hiesigen Temperaturen doch gewöhnt sein müsste... Grumml.

23 Februar 2010

Erstes Wort

Heute morgen: Mein Kind guckt zu mir hoch, strahlt mich an und sagt klar und deutlich "ugly" zu mir.
Das kommt davon, wenn man ihm Kinderlieder auf Englisch vorsingt...

22 Februar 2010

Fasching

Lenny wäre nicht das Kind seiner Eltern, wenn er nicht jede Gelegenheit zum Verkleiden nutzen würde...


13 Februar 2010

Eingemischt

Neulich habe ich jemandem geholfen, ohne darum gebeten worden zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass vielleicht Unterstützung vonnöten sein könnte, und habe mich einfach selbst zum Helfen eingeladen. Und obwohl ich denke, dass etwas ganz Positives dabei rausgekommen ist, grüble ich seither, ob das wirklich in Ordnung war. Ob ich nicht viel zu aufdringlich war?
In unserem Freundeskreis ist die Dichte der Leute, denen es schwer fällt, bei einem Problem um Hilfe zu bitten, denke ich, relativ hoch. Ich selbst finde es ziemlich schwierig, und viele von euch schätze ich ähnlich ein. Aber reicht dieses Wissen aus, um einem das Recht zu geben, sich einzumischen? Oder hat man als guter Freund vielleicht sogar eine gewisse Verpflichtung, ungefragt zu helfen?
Umgekehrt gefragt: Was schadet's denn, wenn man jemand anderem einen Rat gibt/ihn mit Worten oder tatkräftig bei irgendwas unterstützt/im mal eine unbequeme Wahrheit sagt?
Eigentlich nichts. Außer, dass man impliziert, dass der so Beholfene nicht alleine zurecht kommt? Ihn quasi teilentmündigt?
So war meine Hilfe ganz sicher nicht gemeint. Aber diese Gedanken sagen wohl einiges zu meiner eigenen Einstellung aus: Ich will alles immer alleine können.
Dabei haben mir andere in der Vergangenheit schon oft geholfen. Z.B. als mir einen Freundin wiederholt gründlich den Kopf gewaschen hat, weil ich mich selber in einer sinnlosen Beziehung eingesperrt habe. Und ich fühlte mich dadurch nicht bevormundet. Zwar wollte ich's in dem Moment vielleicht nicht ganz glauben, aber im Grunde wusste ich, dass sie recht hatte, und im Nachhinein bin ich ihr dankbar dafür, dass sie nicht den bequemen Weg gewählt und einfach den Mund gehalten hat.
Was ist also das Fazit? Ein entspannteres Verhältnis zum Einfluss anderer auf mein Leben entwickeln, öfters mal daran denken, dass ich schon hinlänglich bewiesen habe, dass ich ein großes Mädchen bin und alles alleine kann, und bei Bedarf einfach um Unterstützung bitten.
Und hoffen, dass ich andere damit anstecke. Und die Situationen erkenne, in denen mein Rat und meine Einmischung ungefragt gefragt sind.

08 Februar 2010

CIA/KGB - read and learn

Es ist kalt. Der Raum, in dem wir schlafen, ist rudimentär beheizt. Allerdings ist es mir nicht immer gestattet, meine Kleidung zu tragen, deswegen bin ich permanent krank. Der Schlafmangel trägt wohl auch seinen Teil dazu bei. Alle drei Stunden spätestens werde ich geweckt. Manchmal gelingt es mir tagsüber einzunicken, aber mehr als eine halbe Stunde wird mir meistens nicht gegönnt.
Regelmäßige Mahlzeiten gibt es auch nicht. Ich schaffe es immer wieder, zwischendurch eine Kleinigkeit zu ergattern - meistens aufgewärmte und wieder abgekühlte Reste. Abends ist es besser, da darf mein Mitgefangener kochen. Allerdings lässt man uns meist keine Zeit, fertig zu essen. Habe mir angewöhnt, alles, was ich kriegen kann, hastig herunterzuschlingen.
Wirklich nervenzehrend ist aber die Musik. Immer und immer wieder das gleiche Stück, "Guten Abend, gut Nacht", in endloser Wiederholungsschleife, in grellen blechernen Tönen, und das schlimmste, eine Zeile fehlt, was bei so einem vertrauten Lied den Effekt hat, dass man nicht abschalten kann, sondern die Aufmerksamkeit immer wieder darauf gelenkt wird. Ich ertappe mich regelmäßig dabei, wie ich die richtige Version geistesabwesend vor mich hin summe. Habe neulich Nacht sogar schon davon geträumt.
Und der Nervenkrieg hat noch schlimmere Dimensionen. Die ständigen Schmerzen - im Rücken, im Nacken, den Armen und an sehr intimen Körperstellen - sind gemein genug. Aber wirklich übel ist die Tatsache, dass von mir erwartet wird, sie mir ständig selbst zuzufügen. Wieder und wieder muss ich, mit schwerem Gewicht beladen, vom einen Ende meines Gefängnisses zum anderen und zurück laufen, bis ich glaube, gleich einfach in der Mitte durchzubrechen. Ganz abgesehen von der verblödenden Wirkung, die das Ganze auf meinen Geist hat. Wieder und wieder bin ich gezwungen, meine Wunden neuen Belastungen auszusetzen, so dass sie nie richtig heilen können. Perverserweise wird mir auch noch suggeriert, ich sollte das genießen. Den Gefallen tue ich ihnen nicht. Aber mitmachen muss ich doch, sonst leidet jemand, der mir sehr nahe steht, wird vielleicht sogar permanent geschädigt. Das kann ich nicht zulassen.
Das Allerschlimmste ist aber das Gefühl der Hilflosigkeit, das einem vermittelt wird. Ständig wird man angeschrien, aber nie bekommt man gesagt, was eigentlich von einem erwartet wird. Irgendwann verliert man da auch das letzte bisschen Selbstwertgefühl und kommt sich völlig ausgeliefert vor, ohne irgendetwas tun zu können.

Morgen packe ich aus. Ich werde gestehen. Alles verraten. Jedes Staatsgeheimnis, das ich kenne, jedes Passwort, alle meine Freunde werde ich ausliefern und meinetwegen auch versprechen, als Doppelagent tätig zu werden. Dann muss das aufhören. Dann wird alles gut und ich habe endlich meine Ruhe und werde nicht mehr gefoltert.
;)

04 Februar 2010

Liebe ist... (II)

... wenn Lenny plötzlich Papas Finger Mamas Brust vorzieht und so lange daran nuckelt, bis er (der Junior, nicht der Senior) tief und fest schläft.




















Doof, dass Papa jetzt arbeiten muss

Liebe ist... (I)

... wenn Marlin mir einen seiner Handschuhe leiht, damit ich nicht friere, wenn er mich mit Schneebällen bewirft.














Ähnlichkeiten rein zufällig...

22 Januar 2010

Stillverwirrung

An alle Experten: Nein, ich meine nicht die sog. Saugverwirrung, die Babys wohl manchmal entwickeln, wenn man sie aus Versehen mit der Flasche füttert. Ich meine den Zustand, in dem ich mich regelmäßig befinde, wenn ich versuche, die (dringend benötigten) guten Ratschläge zu befolgen, wie man mit dem Stillen besser zurecht kommt. Viele von euch durften ja schon Zeugen werden, wieviel Spaß ich habe, wenn mein Kleiner mir die Brust abkaut. Mittlerweile bin ich so wund, dass ich mich nach dem Duschen nur noch in vorgebeugter Haltung abtrocknen kann, damit ja kein Stück Handtuch meine Brust auch nur streift.
Hierzu, wie allgemein zum Stillen, gibt es von offizieller Seite - Arzt, Hebamme, Bundesgesundheitsministerium, div. Bücher übers Muttersein - viele gute Tipps. Allerdings hat da jemand das große Ganze wohl etwas aus den Augen verloren. Da wird einem unter anderem geraten, der Brust viel frische Luft und Licht, möglichst Sonnenschein zu gönnen, und außerdem Milchreste auf der Brustwarze nach dem Stillen an der Luft trocknen zu lassen. Andererseits schärfen einem Hebammen und Mediziner ein, dass das Schlafzimmer auf keinen Fall wärmer als 16-18 Grad sein darf, um das Risiko des Plötzlichen Kindstods zu senken. Da sehe ich mich also oben ohne nachts bei 16 Grad im Schlafzimmer rumsitzen. Wahrscheinlich würden meine Brustwarzen so tatsächlich ganz gut heilen, wenn ich nicht dauernd niesen müsste, während das Kind an mir dranhängt - autsch. Und selbst mit viel Antibiotika - ach halt, die darf man ja während des Stillens gar nicht nehmen - kann ich immer noch nicht den Schwierigkeiten entgehen, die entstehen, wenn ich mir mein Kind direkt nach dem Stillen über die Schulter legen muss, um es zum Aufstoßen zu bewegen. Wer mal ein vor lauter Verdauung zappelndes Kind ohne mittelschwere Brustpanzerung auf der Schulter hatte, wird verstehen, was ich meine.
Andererseits soll man aber die Brust warm halten (bei 16 Grad?), damit die Milch besser fließt. Vielleicht sollte ich einfach nur noch im Bad stillen, da ist es am wärmsten. Und wenn ich die Badewanne mit dem Stillkissen auspolstere, wird's vielleicht auch noch bequem...
Ein anderer Tipp ist, das Kind häufiger anzulegen, damit es nicht so gierig saugt und rumzappelt. Wenn man aber häufiger anlegt, produziert man mehr Milch. Die Brust ist voller, d.h. das Kind kann weniger davon in den Mund nehmen, was die größte Sünde beim Stillen überhaupt ist, sprich Ursache Nr. 1 für wunde Brustwarzen.

Hallo? Sehe nur ich in all dem lauter Widersprüche? Da kann doch was nicht stimmen?
Gäbe es ein Supportforum, würde ich da reinschreiben: Die Betriebsanleitung ist schwer verständlich (schlecht übersetzt?), die Bedienung nicht logisch aufgebaut, das Programm reagiert instabil auf meine Eingaben (= mal funktioniert's, mal nicht), und mir fehlt bei dem ganzen ein bisschen die intuitive Benutzerführung.
Ob die Anwendung 'Stillen' am Ende unter Windows läuft? OMFG!!!Tagessuppe

15 Januar 2010

Engelslächeln

Neugeborene beherrschen noch keine Gesichtsausdrücke. Jedenfalls nicht willentlich. Das Gesichtchen verziehen, schielen, eine Schnute machen oder die Zunge rausstrecken können sie schon. Aber ohne, dass damit die für uns jeweils gängige Bedeutung verknüpft ist. Und manchmal huscht eben auch ein verirrtes Lächeln über das Gesicht der Kleinen. Unwillkürlich - d.h. ohne bewussten Willen - ohne Kontrolle und ohne jeden Zweck. Das nennt man ganz altmodisch Engelslächeln.

Eine Geburt ist ein einschneidendes Erlebnis. Ich weiß, das an sich ist eine Platitüde, aber ich versuch's mal näher zu beschreiben: Irgendwie ist man trotz aller Hilfe auf sich selbst reduziert. So ungemein beruhigend es auch ist, die Hand seines Mannes zu halten, die Anleitung der Hebamme zu haben, zu wissen, dass notfalls ein Arzt in der Nähe ist - man muss es doch irgendwie selbst hinkriegen. Kann keine Pause machen, wenn man denkt, man kann nicht mehr, oder gar abbrechen. Und hat gleichzeitig so gut wie keine Kontrolle über seine eigene Situation. Jedenfalls nicht im bisher gewohnten Sinne. Man kann pressen, wenn einem jemand die Anweisung gibt, oder atmen, wenn man dran denkt. Aber die ganzen Dinge, die man sonst so gerne kontrolliert - wie wirke ich auf andere, bin ich auch tapfer genug, oder darf ich jetzt weinen/schreien/um Narkose betteln, habe ich mich genügend vorbereitet und bin entsprechend kompetent, oder sollte ich mich lieber noch etwas mehr informieren, bevor ich weitermache, und falle ich auch niemandem über Gebühr zur Last? - treten sehr weit in den Hintergrund. Man hat nur eine Wahl: Man akzeptiert, was geschieht und lässt es geschehen, oder man akzeptiert es nicht - und es geschieht trotzdem.
Eigentlich stelle ich mir Sterben ein bisschen ähnlich vor, zumindest, wenn man es bewusst mitbekommt. Vielleicht noch etwas beängstigender, aber wohl nicht viel.

Nach fünf Tagen verlassen wir die Klinik, in der dieses einschneidende Erlebnis stattgefunden hat. Ich trete zum ersten Mal mit meinem Kind ins Freie, und irgendwie hat das etwas ähnlich Endgültiges und Befreiendes wie die Geburt selbst. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, unwillkürlich, ohne Kontrolle und ohne jeden Zweck. Ein Lächeln aus den tiefsten Tiefen meiner Seele, wie ich es schon seit Jahren nicht mehr habe lächeln können. Es hält die ganze Fahrt nach Hause über an, und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit fühle ich mich wieder wie ein vollständiger Mensch.

Ist das ein Happy End? Sicher nicht, schon weil es gar kein Ende ist, sondern eher ein Anfang. Mein Leben hat eine neue Ebene (zurück-?)gewonnen, eine Ebene ohne Nachdenken und ohne ständige Selbstkontrolle. Es wird mir sicher auch in Zukunft nicht ohne weiteres und jederzeit gelingen, diese Ebene zu erreichen. Aber ich wurde daran erinnert, dass es sie gibt und kann mir wieder sicher sein, dass ich mir nichts einrede, wenn ich sie vermisse und das Gefühl habe, dass es mich krank macht, wenn mir der Zugang dazu fehlt. Dass ich nicht verrückt bin, wenn ich mich genau danach sehne: nach einem Engelslächeln.