25 Juni 2007

Nochmal zum Thema Bräute

Ich muss es einfach wiederholen: Bräute sind komisch. Erstens mutieren wir alle durch eine kleine Frage (und deren bevorstehende Bejahung) zu Rollenspielerinnen. Sprich wir tragen auf einmal Dinge, die kein vernünftiger Mensch auf der Straße anziehen würde (oder habt ihr schon mal jemand im Supermarkt mit Reifrock rumlaufen sehen?), beschäftigen uns mit Ritualen und Bräuchen, die ihre Bedeutung für uns längst verloren haben, oder die direkt über Hollywood importiert wurden und somit nicht wirklich als Traditionen bezeichnet werden können. Letzteres wäre nicht schlimm, wenn sie wenigstens irgendwie Spaß o.ä. bringen würden, aber was haben ich oder meine Gäste davon, wenn ich ein blaues Strumpfband oder einen Penny (bzw. Cent) im Schuh trage?
Was aber noch viel seltsamer ist: alles in unserer Existenz fokussiert sich auf einmal auf diesen einen Tag. Wir machen Diäten, um zum Stichtag eine gute Figur zu machen, absolvieren Termine bei Kosmetikern und Nageldesignern, lassen Prozeduren über uns ergehen, die bei Amnesty International Alarmstufe Rot auslösen würden, wenn sie in einem irakischen Gefängnis stattfänden, geben Unsummen aus, um diesen einen Tag perfekt zu machen. Und das alles, weil er sein Interesse bekundet hat, für immer der unsere zu sein.
Was wir da tun, ist aus Marketing-Gesichtspunkten nicht sinnvoll. Der Kunde hat sich ja bereits zum Kauf verpflichtet. Sicher, bis zum Vertragsabschluss kann noch einiges passieren, d.h. wir sollten in unseren bisherigen Werbe-Bemühungen nicht nachlassen. Aber das Produkt, das der Kunde haben will, von der Willenserklärung bis zum Vertragsabschluss auf einmal radikal verbessern zu wollen, ist bestenfalls Verschwendung, wenn nicht risikoreich (wer weiß, ob der Kunde unsere Veränderungen überhaupt als Verbesserung empfindet). Sicher, die Regel ist, dass jeder Kunde gerne die Bestätigung bekommt, das richtige gekauft zu haben. Viele Firmen verwenden sehr viel Aufwand darauf, in Form von aufwendigen Verpackungen, Kundenservice und schick aufgemachten Unterlagen wie Bedienungsanleitungen (ich spreche nicht vom Inhalt, nur vom Design). Das geschieht aber hauptsächlich, um den Kunden an die Firma zu binden, und sicherzustellen, dass er wieder etwas da kauft. Und das kann ja wohl nicht im Interesse einer Braut sein.
Fazit: die ganze Verschönerei, die tollen Kleider und Frisuren, sowie das Gefeiere ist nicht nur sinnlos, sondern kontraproduktiv. QED.
Schluck.
Hab ich schon mal erwähnt, dass ich nie nie wieder im Marketing arbeiten möchte?

4 Kommentare:

naiko hat gesagt…

tja tanja, du bist eben viel zu gut fürs marketing, soll heißen, wer seine eigenen tricks zu genau durchschaut, ist eben zu gut, und so weiter...

ich finde das mit den reifröcken im supermarkt übrigens sehr erklärlich: immerhin;: vielleicht würden wir ja alle gerne ständig so verrückte sachen machen, nur haben wir eben (fast) alle keine so unglaublich glaubwürdige entschuldigung für all den unsinn!

uns würde man einliefern (und am ende behandelt uns dann leo, auch nicht so übel...), dich verheiratet man - und leo kann dich dann dein weiteres leben lang unter die lupe nehmen. sicher eine gute sache, oder?! da kann man schon mal mit reifrock und strumpfband hantieren. .. das mit dem penny im schuh halte ich allerdings für gewagt. denk dran: ALLE WOLLEN MIT DER BRAUT TANZEN!!! ALLE!!!!

ich freu mich so auf august, und bin außerordentlich gespannt auf die neuen regenbogenhaare! Da wirds keine nebensonnen geben. so strahlend hörst du dich heute an. schön!
liebe grüße
aus dem stürmischen unterallgäu!
sendet dir deine n.

Jessica hat gesagt…

AAaalllsssoooo,

zu dem Thema kann ich auch was beisteuern sozusagen als "die andere Braut" ich finde diesen ganzen Schnickschnack TOLL! Denn ganz recht geben kann ich dir nicht. OK der Käufer hat schon JA zu der Ware (Frau) gesagt bzw. sie gefragt aber wir Frauen wollen ihm doch zeigen das wir noch viel toller sind so das er mit uns angeben will (Feier).

Und wir wollen doch schließlich auch das er möglichst schnell (oder zu vereinbartem Zeitpunkt) viele kleine Zusatzmodule und Erweiterungen zur Frau kauft... äähhh zeugt. Da müssen wir ihm doch zeigen das seine Wahl genau die richtige für ihn war/ist. :-)

Anonym hat gesagt…

Also, ich glaube, mir würde der ganze Rummel vorher echt zu viel werden.
Denn ich würde möglichst gut aussehen wollen, eine fast perfekte Feier haben, genau die richtigen Leute einladen etc. Ich würde meine Wünsche wahrscheinlich so hoch stellen, daß ich schon vor der Umsetzung an der Unmöglichkeit verzweifle. Und genervt aufgebe, und beschliesse, GAR keinen Rummel zu machen, um in der nächsten Minute zu entscheiden "nur ein bisschen", und das "bisschen" dann bald wieder die gesamte Liste wäre.

Aber ich glaube, zu einem Reifrock könnte ich mich nicht überwinden... damit kommt man ja gar nicht richtig ans Buffet...

regenbogenhaare?!

Leo und Tanja hat gesagt…

Hihi, Anke hat's genau getroffen. So geht's mir auch. Fast perfekt ist das was ich anstrebe, wobei perfekt auf keinen Fall steif und formell und by the book sein soll. So perfekt eben wie die alten Leo-und-Tanja-Parties (an Anke-Parties kommen wir eh nicht ran), und die waren so gut wegen der Leute die da waren. Keineswegs perfekt vorbereitet. Deswegen 'fast'. :)
Und zum Thema 'alle wollen mit der Braut tanzen' habe ich zwei Dinge zu sagen. 1. Ich kann so gut wie nicht tanzen. 2. Ich trage Schuhe mit Stahlkappen.
Viel Spaß!
Tanja