Kuriositäten haben auf dem Oktoberfest Tradition, schließlich hat das ganze ja mal als Jahrmarkt, sprich organisierte Freak-Show angefangen. Heute sind die Sachen, die man in den Schaubuden sieht, größtenteils normal, dafür sind die Besucher Freaks, vor allem nach durchschnittlichem bis gehobenem Biergenuss (kleine Bayrischlektion: die Mass ist weiblich und spricht sich mit kurzem a, kostet ein Vermögen und enthält ca. 0,6 L Bier und 0,4 L Schaum, was trotzdem niemanden davon abzuhalten scheint, sie in großen Mengen zu konsumieren).
Dieses Jahr äußert sich das u.a. in zwei netten Randbegebenheiten:
Ein (wahrscheinlich in langsamem Tempo, aber effektiv) angetrunkener Schweizer hat sich in der Geisterbahn so sehr vor einem der Geister erschrocken, dass er sich eine Holzlatte schnappte und den Geist verprügelte. Zum Glück war's nur eine Puppe, aber die Elektronik ist wohl hin.
Eine Frau kam mit Platzwunde unter dem Auge ins Sanitätszelt, weil jemand ein paar Tische weiter etwas nach ihr geworfen hatte. Keinen Masskrug (der hätte sie erschlagen). Auch kein Wies'n-Hendl (=Grillhähnchen), die sind zwar sehr salzig, aber doch nicht hart genug. Sondern eine Mohrrübe. Das Kurioseste daran ist nicht, dass er die über diverse Biertische hinweg mit großer Wucht geschleudert haben muss, um eine Platzwunde zu verursachen. Sondern dass er in einem Bierzelt auf ungeklärte Weise an sowas gesundes wie Gemüse rangekommen ist.
Hab ich schon mal erwähnt, dass ich München vermisse?
26 September 2007
22 September 2007
An alle Hamburger
Ich muss jetzt mal schamlos Werbung machen: es gibt in Hamburg, Zitat "der sogenannten Welt- und Medienstadt", ungefähr genau ein Kino, das Filme im englischen Original zeigt, und zwar das Grindelkino. Ohne das wären wir hier echt verloren, weil wir die meisten Filme einfach lieber im Original sehen. Jetzt ist das Kino, das es offenbar schon seit den 50ern gibt, mal wieder von der Schließung bedroht, weil kein Geld da ist.
Deswegen: wenn ihr ins Kino geht, und das irgendwie machbar ist, nehmt einfach das Grindel. Kostet nicht mehr oder weniger als andere Kinos, ist technisch auf einigermaßen neuem Stand, man sitzt bequem, und die meisten Filme laufen dort auch auf Deutsch.
Es sei denn, ihr wollt es auf euch sitzen lassen, dass das viel weniger weltstädtische München mehr internationale Kinos hat als Hamburg - was jetzt schon der Fall ist, aber wenn's in Hamburg gar keins mehr gäbe, würden euch die Münchner echt 'ne lange Nase drehen.
Also, fühlt euch bei eurer Ehre gepackt: Rettet das Grindel!
Deswegen: wenn ihr ins Kino geht, und das irgendwie machbar ist, nehmt einfach das Grindel. Kostet nicht mehr oder weniger als andere Kinos, ist technisch auf einigermaßen neuem Stand, man sitzt bequem, und die meisten Filme laufen dort auch auf Deutsch.
Es sei denn, ihr wollt es auf euch sitzen lassen, dass das viel weniger weltstädtische München mehr internationale Kinos hat als Hamburg - was jetzt schon der Fall ist, aber wenn's in Hamburg gar keins mehr gäbe, würden euch die Münchner echt 'ne lange Nase drehen.
Also, fühlt euch bei eurer Ehre gepackt: Rettet das Grindel!
19 September 2007
Mehr Wasserpsychologie
Schon wieder so ein unexakter Titel. Wollte erst Waschküchenpsychologie schreiben, aber ich hab ja gar keine Waschküche, und überhaupt ist das gar nicht mehr zeitgemäß, um 'Frau die zu Hause sitzt und sich Gedanken macht' zu assoziieren. Oder?
Im Gespräch mit diversen Freundinnen stelle ich immer wieder fest, dass viele von uns ähnlich schlecht im Komplimente annehmen etc. sind wie ich. Birgit hat in ihrem Kommentar das Phänomen mit einem Poesiealbum-Spruch schön zusammengefasst.
Jetzt erinnere ich mich aber aus meinem Nebenfach-Psychologiestudium an einen sog. Attributionsfehler, konkret die 'dem Selbst dienende Verzerrung'. Die bewirkt grob, dass man für Sachen, die schief gehen, meistens andere Leute oder äußere Faktoren verantwortlich macht, während man sich für Sachen, die gut laufen, eher selbst die Ursache zuschreibt. Ich hab's extra nochmal nachgelesen: da stehen allgemeine Formulierungen wie 'der Mensch neigt dazu', oder 'wir schreiben uns Verdienste zu'. Keine Unterscheidung nach Mann und Frau. Als einzige Ausnahme von diesem Prinzip werden Depressive genannt, die dieser Verzerrung nicht unterliegen. Weiter heißt es, es gebe Untersuchungen, die nahelegen, dass diese Verzerrungen uns tatsächlich helfen, das Leben besser zu bewältigen, länger zu leben und uns besser anzupassen.
Daraus kann ich als Frau mit typischer Veilchenmentalität jetzt verschiedene Schlüsse ziehen:
a) Frauen sind keine Menschen im Sinne der Psychologie.
b) Alle 'typischen' Frauen sind depressiv.
c) 'Typische' Frauen haben erhebliche Schwierigkeiten, ihr Leben zu bewältigen.
d) Frauen haben ein überdurchschnittliches Selbstwertgefühl und haben deswegen solche albernen Verzerrungen nicht nötig.
e) Mein Psychologiebuch ist etwas über 10 Jahre alt. Die wichtigen Studien zum Thema stammen laut Wikipedia aus den 70er Jahren. Damals gab es noch keine Frauen.
f) Dass dieses Phänomen typisch Frau ist, ist in Wirklichkeit eine Verzerrung meinerseits, um nicht die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen, dass ich mich ständig selber klein mache, sondern meiner Erziehung, der Gesellschaft und meiner genetischen Disposition die Schuld geben kann, anstatt etwas zu ändern.
Während ich das hier geschrieben habe, habe ich parallel mal ein bisschen recherchiert, und bin tatsächlich doch noch auf einen Text gestoßen, der Geschlechterunterschiede macht, passenderweise vom Landesverband für Hochbegabung. Da steht auch gleich, wie Eltern ihre Kinder zu besserer Attribution erziehen können. Interessante Nebensache: wer seine Kinder darin ermutigt, Ursachen für ihre eigenen Misserfolge in externen, sprich nicht beeinflussbaren Faktoren zu sehen, erzieht sie zur Hilflosigkeit. Ist man mit einem besseren Selbstwertgefühl also tatsächlich hilfloser, wenn man mal versagt? Bringt einen das dazu, dass man Dinge gar nicht erst versucht, wenn man befürchtet, sie nicht schaffen zu können? Klingt unlogisch. Ich glaube, ich habe mich grade in eine Ecke geschrieben, aus der ich nicht mehr rauskomme. Entwirrungsversuche dieses Gedankenknäuels sind willkommen, auch von Leuten, die sich's aufgrund von mangelndem Selbstwertgefühl oder anerzogener Hilflosigkeit nicht zutrauen!
Im Gespräch mit diversen Freundinnen stelle ich immer wieder fest, dass viele von uns ähnlich schlecht im Komplimente annehmen etc. sind wie ich. Birgit hat in ihrem Kommentar das Phänomen mit einem Poesiealbum-Spruch schön zusammengefasst.
Jetzt erinnere ich mich aber aus meinem Nebenfach-Psychologiestudium an einen sog. Attributionsfehler, konkret die 'dem Selbst dienende Verzerrung'. Die bewirkt grob, dass man für Sachen, die schief gehen, meistens andere Leute oder äußere Faktoren verantwortlich macht, während man sich für Sachen, die gut laufen, eher selbst die Ursache zuschreibt. Ich hab's extra nochmal nachgelesen: da stehen allgemeine Formulierungen wie 'der Mensch neigt dazu', oder 'wir schreiben uns Verdienste zu'. Keine Unterscheidung nach Mann und Frau. Als einzige Ausnahme von diesem Prinzip werden Depressive genannt, die dieser Verzerrung nicht unterliegen. Weiter heißt es, es gebe Untersuchungen, die nahelegen, dass diese Verzerrungen uns tatsächlich helfen, das Leben besser zu bewältigen, länger zu leben und uns besser anzupassen.
Daraus kann ich als Frau mit typischer Veilchenmentalität jetzt verschiedene Schlüsse ziehen:
a) Frauen sind keine Menschen im Sinne der Psychologie.
b) Alle 'typischen' Frauen sind depressiv.
c) 'Typische' Frauen haben erhebliche Schwierigkeiten, ihr Leben zu bewältigen.
d) Frauen haben ein überdurchschnittliches Selbstwertgefühl und haben deswegen solche albernen Verzerrungen nicht nötig.
e) Mein Psychologiebuch ist etwas über 10 Jahre alt. Die wichtigen Studien zum Thema stammen laut Wikipedia aus den 70er Jahren. Damals gab es noch keine Frauen.
f) Dass dieses Phänomen typisch Frau ist, ist in Wirklichkeit eine Verzerrung meinerseits, um nicht die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen, dass ich mich ständig selber klein mache, sondern meiner Erziehung, der Gesellschaft und meiner genetischen Disposition die Schuld geben kann, anstatt etwas zu ändern.
Während ich das hier geschrieben habe, habe ich parallel mal ein bisschen recherchiert, und bin tatsächlich doch noch auf einen Text gestoßen, der Geschlechterunterschiede macht, passenderweise vom Landesverband für Hochbegabung. Da steht auch gleich, wie Eltern ihre Kinder zu besserer Attribution erziehen können. Interessante Nebensache: wer seine Kinder darin ermutigt, Ursachen für ihre eigenen Misserfolge in externen, sprich nicht beeinflussbaren Faktoren zu sehen, erzieht sie zur Hilflosigkeit. Ist man mit einem besseren Selbstwertgefühl also tatsächlich hilfloser, wenn man mal versagt? Bringt einen das dazu, dass man Dinge gar nicht erst versucht, wenn man befürchtet, sie nicht schaffen zu können? Klingt unlogisch. Ich glaube, ich habe mich grade in eine Ecke geschrieben, aus der ich nicht mehr rauskomme. Entwirrungsversuche dieses Gedankenknäuels sind willkommen, auch von Leuten, die sich's aufgrund von mangelndem Selbstwertgefühl oder anerzogener Hilflosigkeit nicht zutrauen!
09 September 2007
Unterwasser-Psychologie
Ok, hier ist ein schriftstellerischer Kardinalfehler: der Autor belügt seine Leser. Ich war gar nicht *unter* Wasser. Aber Im-Wasser-Psychologie klingt einfach nicht so toll.
Egal, bitte nicht die Autorin hassen, sondern einfach weiterlesen. :)
Seit ich hier wohne, gehe ich regelmäßig einmal die Woche mit Bettina zum Schwimmen, von gelegentlichen krankheits- oder hochzeitsbedingten Unterbrechungen abgesehen. Meistens machen wir irgendeine Form von Gymnastik. Aqua Body Fit, H2O Bauch Beine Po, und solche sinnigen Sachen, oder aber Aquajogging. Dabei bindet man sich einen Gurt um den Bauch, der einem ein bisschen Auftrieb verpasst, und strampelt dann mit annähernd den selben Bewegungen wie beim Joggen durchs tiefe Wasser, mit dem Unterschied, dass man dabei mit max. 3m pro Minute nicht wirklich voran kommt.
Diese Woche waren wir richtig viele, sieben oder acht Leute, deswegen mussten wir alle brav hintereinander durchs Becken strampeln, um den richtigen Schwimmern nicht ins Gehege zu kommen. Durch einen unglücklichen Zufall fand ich mich als Entenmutter an der Spitze der Reihe.
Und jetzt kommt Psycho-Teil I.
Ich strampelte mich also so gut ich konnte ab, um die anderen nicht aufzuhalten, und holte irgendwann fast das hintere Ende der Schlange ein. Bettina, genau wie ich nie außer Atem genug um nicht noch ratschen zu können, meinte: "Na, motivierend, wenn man auf einmal wieder jemanden vor sich hat." Was mich erstaunte, denn so empfand ich das gar nicht. Das, was mich motiviert hatte, mich so zu beeilen, war der Gedanke, dass ich die Leute hinter mir aufhalten und behindern könnte. Deswegen überholte ich die Frau vor mir auch nicht (und wegen des japanischen Schriftzugs, der auf ihrem Rücken eintätowiert war, und den ich unbedingt zu Ende lesen wollte), auch wenn das bedeutete, dass ich mich zurücknehmen musste.
Psycho-Teil II:
Statt dessen schlug ich der Trainerin vor, dass wir ja mal wenden könnten, dann wären die schnelleren wieder vorne. Sie meinte, ich sollte einfach ein bisschen warten. Oder aber es mal ohne Bauchgurt versuchen, weil ich offenbar eine gute Technik hätte. Eigentlich kein Wunder nach über drei Jahren Training. Aber zu viel der Komplimente für mich. Ich meinte, das läge wahrscheinlich nur an meinen großen Füßen.
Psycho-Teil III:
Trotzdem gefiel mir das Lob natürlich immens, und noch bevor mich die Trainerin informierte, dass das eigentlich nur Profi-Sportler machen, hatte ich den Gurt abgelegt. Mit dieser verspäteten Information hätte mir eigentlich klar sein sollen, dass das nix für mich ist, weil Training hin oder her, ich bin einfach nicht sportlich, und schon gar kein Profi. Aber sie hatte ja gesagt, dass ich eine gute Technik hätte und es versuchen könnte. Gleichzusetzen mit musste, also strampelte ich mich eine volle Runde - jetzt doch größtenteils unter Wassser - ohne Gurt durch das Becken. Was wirklich ziemlich anstrengend ist.
Was sagt mir das jetzt über mich? Konkurrenz motiviert nicht. Verantwortung - andere nicht behindern wollen - motiviert immens. Erfolg und dessen Anerkennung motiviert am allermeisten, und läßt mich Dinge versuchen, die eigentlich unsinnig sind. Und gleichzeitig kann ich offenbar kein noch so berechtigtes Lob annehmen. Ich glaub ich bin für die wirkliche Welt einfach nicht geschaffen. Wenn jemand ein Märchenbuch weiß, in dem ich leben könnte, bitte Bescheid sagen.
Egal, bitte nicht die Autorin hassen, sondern einfach weiterlesen. :)
Seit ich hier wohne, gehe ich regelmäßig einmal die Woche mit Bettina zum Schwimmen, von gelegentlichen krankheits- oder hochzeitsbedingten Unterbrechungen abgesehen. Meistens machen wir irgendeine Form von Gymnastik. Aqua Body Fit, H2O Bauch Beine Po, und solche sinnigen Sachen, oder aber Aquajogging. Dabei bindet man sich einen Gurt um den Bauch, der einem ein bisschen Auftrieb verpasst, und strampelt dann mit annähernd den selben Bewegungen wie beim Joggen durchs tiefe Wasser, mit dem Unterschied, dass man dabei mit max. 3m pro Minute nicht wirklich voran kommt.
Diese Woche waren wir richtig viele, sieben oder acht Leute, deswegen mussten wir alle brav hintereinander durchs Becken strampeln, um den richtigen Schwimmern nicht ins Gehege zu kommen. Durch einen unglücklichen Zufall fand ich mich als Entenmutter an der Spitze der Reihe.
Und jetzt kommt Psycho-Teil I.
Ich strampelte mich also so gut ich konnte ab, um die anderen nicht aufzuhalten, und holte irgendwann fast das hintere Ende der Schlange ein. Bettina, genau wie ich nie außer Atem genug um nicht noch ratschen zu können, meinte: "Na, motivierend, wenn man auf einmal wieder jemanden vor sich hat." Was mich erstaunte, denn so empfand ich das gar nicht. Das, was mich motiviert hatte, mich so zu beeilen, war der Gedanke, dass ich die Leute hinter mir aufhalten und behindern könnte. Deswegen überholte ich die Frau vor mir auch nicht (und wegen des japanischen Schriftzugs, der auf ihrem Rücken eintätowiert war, und den ich unbedingt zu Ende lesen wollte), auch wenn das bedeutete, dass ich mich zurücknehmen musste.
Psycho-Teil II:
Statt dessen schlug ich der Trainerin vor, dass wir ja mal wenden könnten, dann wären die schnelleren wieder vorne. Sie meinte, ich sollte einfach ein bisschen warten. Oder aber es mal ohne Bauchgurt versuchen, weil ich offenbar eine gute Technik hätte. Eigentlich kein Wunder nach über drei Jahren Training. Aber zu viel der Komplimente für mich. Ich meinte, das läge wahrscheinlich nur an meinen großen Füßen.
Psycho-Teil III:
Trotzdem gefiel mir das Lob natürlich immens, und noch bevor mich die Trainerin informierte, dass das eigentlich nur Profi-Sportler machen, hatte ich den Gurt abgelegt. Mit dieser verspäteten Information hätte mir eigentlich klar sein sollen, dass das nix für mich ist, weil Training hin oder her, ich bin einfach nicht sportlich, und schon gar kein Profi. Aber sie hatte ja gesagt, dass ich eine gute Technik hätte und es versuchen könnte. Gleichzusetzen mit musste, also strampelte ich mich eine volle Runde - jetzt doch größtenteils unter Wassser - ohne Gurt durch das Becken. Was wirklich ziemlich anstrengend ist.
Was sagt mir das jetzt über mich? Konkurrenz motiviert nicht. Verantwortung - andere nicht behindern wollen - motiviert immens. Erfolg und dessen Anerkennung motiviert am allermeisten, und läßt mich Dinge versuchen, die eigentlich unsinnig sind. Und gleichzeitig kann ich offenbar kein noch so berechtigtes Lob annehmen. Ich glaub ich bin für die wirkliche Welt einfach nicht geschaffen. Wenn jemand ein Märchenbuch weiß, in dem ich leben könnte, bitte Bescheid sagen.
07 September 2007
Neueste Musikleidenschaften
Neulich bin ich auf eine wunderbare Methode gestoßen, wie man an coole Musiker kommt, die nicht sowieso den ganzen Tag im Radio rauf und runter laufen: Man kaufe sich einen möglichst skurillen Sampler. Zugegeben, da was passendes zu finden, ist nicht einfach, aber wenn irgendwo Neil Gaiman draufsteht ist das bei mir ein fast ebenso sicherer Kaufzwang wie Tori Amos. (Vor allem wenn da auch noch ein Song von Tori drauf ist, den ich noch nicht kenne.) Also erwarb ich die CD Where's Neil when you need him? und war von fast allem, was da so drauf war, ziemlich begeistert. Paradoxerweise nicht von dem Tori Amos Song Sister Named Desire, der ist mir (!) fast etwas zu anstrengend und verkopft. Dafür musste die Repeat-Funktion am CD-Player erstmal für Azam Alis The Cold Black Key herhalten, dann kam ihre Website mit vielen Liedern zum Reinhören dran, und schließlich mußte die CD her. Auch daran habe ich die Repeat-Funktion getestet und wurde nicht enttäuscht. Nebenher kam immer mal wieder der Sampler dran, und ich verliebte mich neu, diesmal in Thea Gilmores dramatisches Even Gods Do. Deren Website hat leider nur drei Lieder zum Reinhören (und auch sonst nicht viel Info), darunter allerdings das schmerzlich-packende Icarus Wind, nach dem ich momentan süchtig bin. Man beachte den Text, der dem Kenner sofort sagt, dass da ein Depri am Werk ist (ok, ich geb's zu, ich hab's irgendwo gelesen). Interessant trotzdem, wieviele depressive Künstler man allein an ihren Texten erkennen kann. Erstaunlich, wie präzise man in so einem kleinen Popsong ausdrücken kann, worum's bei einer Depression geht. Man lese sich nur mal Feel von Robbie Williams durch. Ist die Form des verkürzten, von Wiederholungen geprägten weniger-als-drei-Minuten-Radiolänge-Gedichtes vielleicht gerade gut geeignet, um die Reduzierung der eigenen Persönlichkeit und den Mangel an Gefühlen angesichts dieses gähnenden Abgrundes in einem selbst zu beschreiben? Wenn ich an Hesse oder Hemingway denke, kann ich davon nichts finden. Aber vielleicht habe ich auch die falschen Bücher von denen gelesen. Vielleicht fällt's in Popsongs nur mehr auf, weil man mehr davon hört.
Und vielleicht fällt's auch nur mir auf, weil ich eben jetzt mehr drauf achte. Umso erschreckender ist es, dass immer wieder neue Nachrichten von prominenten Depressiven auftauchen, wo man's halt so gar nicht gedacht hätte. Ok, Britney Spears war jetzt nicht weiter überraschend, das war ja überfällig (in deren Texten, soweit ich sie kenne, findet sich zwar kein Hinweis, aber ich glaub, die schreibt sie auch nicht selbst, das ist ein Computer). Bei Owen Wilson, den ich wirklich komisch finde, war ich schon mehr geschockt. Wobei ich aus eigener Erfahrung nur zu gut weiß, das Spaß machen mit gut drauf sein nichts zu tun haben muss. Was mich aber wirklich fertig macht, ist Mutter Theresa. Wenn irgendjemand ein bisschen Glück und Erfüllung verdient hat, dann doch wohl diese Frau? Das hat sie aber offenbar nie empfunden, wenn man ihren Tagebüchern glaubt. Ich bin geneigt, das als Beweis anzusehen, dass es keinen Gott gibt. Oder, pessimistischer gesehen, dass es sich nicht lohnt, sich aufzuarbeiten, egal für was? Fazit: Depressionen sind nicht pädagogisch wertvoll, sehr wohl aber künstlerisch. Aus schriftstellerischer Perspektive sollte ich mich jetzt also ärgern, dass es mir besser geht... allein, es will mir nicht gelingen... :)
Und vielleicht fällt's auch nur mir auf, weil ich eben jetzt mehr drauf achte. Umso erschreckender ist es, dass immer wieder neue Nachrichten von prominenten Depressiven auftauchen, wo man's halt so gar nicht gedacht hätte. Ok, Britney Spears war jetzt nicht weiter überraschend, das war ja überfällig (in deren Texten, soweit ich sie kenne, findet sich zwar kein Hinweis, aber ich glaub, die schreibt sie auch nicht selbst, das ist ein Computer). Bei Owen Wilson, den ich wirklich komisch finde, war ich schon mehr geschockt. Wobei ich aus eigener Erfahrung nur zu gut weiß, das Spaß machen mit gut drauf sein nichts zu tun haben muss. Was mich aber wirklich fertig macht, ist Mutter Theresa. Wenn irgendjemand ein bisschen Glück und Erfüllung verdient hat, dann doch wohl diese Frau? Das hat sie aber offenbar nie empfunden, wenn man ihren Tagebüchern glaubt. Ich bin geneigt, das als Beweis anzusehen, dass es keinen Gott gibt. Oder, pessimistischer gesehen, dass es sich nicht lohnt, sich aufzuarbeiten, egal für was? Fazit: Depressionen sind nicht pädagogisch wertvoll, sehr wohl aber künstlerisch. Aus schriftstellerischer Perspektive sollte ich mich jetzt also ärgern, dass es mir besser geht... allein, es will mir nicht gelingen... :)
05 September 2007
Oh, Du bist aber braun geworden!
Bevor mich jetzt der Kalauer-Teufel weiter reitet, wende ich mich einem völlig seriösen Thema zu: Behördenkram.
Nachdem meine schöne Urlaubsbräune so langsam abzublättern beginnt, und nichts hinterlässt als vornehme Hamburger Blässe und ein geringfügig erhöhtes Hautkrebsrisiko, habe ich beschlossen, meinen neuen Namen nun endlich bei allen offiziellen Stellen zu dokumentieren. Für Kosten, die nur knapp unter denen für die Hochzeitsfeier liegen (allein ein neuer Reisepass kostet mittlerweile 59 Euro!), werde ich in den nächsten Tagen lauter schöne neue Dokumente kriegen. Mal sehen, ob ich wenigstens die 6 Monate Vorbereitungszeit für die Hochzeit unterbieten kann.
Angefangen habe ich heute auf dem Bezirksamt mit dem Personalausweis. Der kostet nur 10,50. Die Beamtin fragte mich, ob ich bar oder mit Karte zahlen will. Kartenzahlung ist immer was feines, man sieht nicht, wie das Geld einen verlässt, und muss nicht so oft zur Bank rennen um neues Bargeld zu holen. "Mit K...", setzte ich an zu antworten, da fiel mir ein, dass auf der EC-Karte ja noch mein alter Name samt Unterschrift stehen. Gerade hatte ich der Beamtin das Antragsformular aber schon mit meinem neuen Namen unterschrieben. Gesetzlich muss ich das auch wohl ab jetzt. Die Bank weiß aber noch nix davon. Schließlich hab ich noch keinen Personalausweis, um den Namenswechsel zu beweisen. Sollte ich also noch mit dem alten Namen unterschreiben, damit die Bank auch die Zahlung veranlasst? Oder in dem neuen Namen, und riskieren, dass zwar die Beamtin zufrieden ist, ihre Behörde mir aber kein neues Dokument ausstellt, weil sie von meiner Bank kein Geld bekommt?
Einen Moment lang war ich versucht, es auszuprobieren, mich großen Vorbildern gleich auf eine monatelange, nur durch militärische Gewalt zu beendenden Behördencharade einzulassen, als neue Hauptfrau (?!) von Köpenik in die Geschichte einzugehen.
Dann setzte die Vernunft wieder ein. "In bar", gab ich klein bei, und alles nötige wurde in Bewegung gesetzt, um mir alsbald (= in ca. 3 Wochen) einen neuen Ausweis auszustellen. Dafür habe ich dann ganz subversiv im Supermarkt mit Karte gezahlt und mit dem alten Namen unterschrieben.
Nachdem meine schöne Urlaubsbräune so langsam abzublättern beginnt, und nichts hinterlässt als vornehme Hamburger Blässe und ein geringfügig erhöhtes Hautkrebsrisiko, habe ich beschlossen, meinen neuen Namen nun endlich bei allen offiziellen Stellen zu dokumentieren. Für Kosten, die nur knapp unter denen für die Hochzeitsfeier liegen (allein ein neuer Reisepass kostet mittlerweile 59 Euro!), werde ich in den nächsten Tagen lauter schöne neue Dokumente kriegen. Mal sehen, ob ich wenigstens die 6 Monate Vorbereitungszeit für die Hochzeit unterbieten kann.
Angefangen habe ich heute auf dem Bezirksamt mit dem Personalausweis. Der kostet nur 10,50. Die Beamtin fragte mich, ob ich bar oder mit Karte zahlen will. Kartenzahlung ist immer was feines, man sieht nicht, wie das Geld einen verlässt, und muss nicht so oft zur Bank rennen um neues Bargeld zu holen. "Mit K...", setzte ich an zu antworten, da fiel mir ein, dass auf der EC-Karte ja noch mein alter Name samt Unterschrift stehen. Gerade hatte ich der Beamtin das Antragsformular aber schon mit meinem neuen Namen unterschrieben. Gesetzlich muss ich das auch wohl ab jetzt. Die Bank weiß aber noch nix davon. Schließlich hab ich noch keinen Personalausweis, um den Namenswechsel zu beweisen. Sollte ich also noch mit dem alten Namen unterschreiben, damit die Bank auch die Zahlung veranlasst? Oder in dem neuen Namen, und riskieren, dass zwar die Beamtin zufrieden ist, ihre Behörde mir aber kein neues Dokument ausstellt, weil sie von meiner Bank kein Geld bekommt?
Einen Moment lang war ich versucht, es auszuprobieren, mich großen Vorbildern gleich auf eine monatelange, nur durch militärische Gewalt zu beendenden Behördencharade einzulassen, als neue Hauptfrau (?!) von Köpenik in die Geschichte einzugehen.
Dann setzte die Vernunft wieder ein. "In bar", gab ich klein bei, und alles nötige wurde in Bewegung gesetzt, um mir alsbald (= in ca. 3 Wochen) einen neuen Ausweis auszustellen. Dafür habe ich dann ganz subversiv im Supermarkt mit Karte gezahlt und mit dem alten Namen unterschrieben.
28 August 2007
Heiraten für Dummys
So, da sind wir wieder. Just married. Mittlerweile schaffe ich es auch schon relativ regelmäßig, mich mit Tanja B. am Telefon zu melden, d.h. ich hab das Verheiratet-Sein wohl schon verinnerlicht. Und bin gleichzeitig immer noch ganz betrunken von dem emotionalen Dauer-Bombardement (im positiven Sinne) der Feier. Wie soll ich anfangen, dieses Fest aller Feste zu beschreiben? So viele Leute haben sich so viel Arbeit gemacht, so tolle Sachen ausgedacht, vorbereitet, genäht (!!!), gebastelt, Filme gedreht, selbstkomponierte Karaoke-Songs gebastelt, sich unglaubliche Geschenke einfallen lassen, wo es doch völlig ausgereicht hätte, dass sie einfach nur da sind und mitfeiern. Mehr hatten wir uns gar nicht gewünscht, und haben so viel mehr bekommen... Dankeschön ist so ein kleines Wort mit viel zu wenig Buchstaben. Kein Mensch auf diesem Planeten hatte jemals eine so tolle Hochzeit - oder so tolle Freunde.
*kurze Pause zum Taschentücher suchen*
Ich arbeite an einem ausführlichen Hochzeitsbericht, inkl. Fotos, aber das dauert noch ein bisschen. In der Zwischenzeit hab ich aber schon mal ein paar Erfahrungswerte für die noch-Bräute und andere Heiratswilligen unter euch, von denen es ja zur Zeit recht viele gibt:
- Wenn es auf Deiner Hochzeitsfeier ein Buffet gibt, beauftrage irgendjemanden, der mit der Organisation ansonsten nichts zu tun hat, Dir einen Teller mit Essen zu bringen. Er soll nicht darauf warten, dass Du ihm ein Zeichen gibst, sondern selbständig loslaufen, sobald das Buffet eröffnet ist. Ansonsten verbringst Du Deine Hochzeit hungrig, was Du allerdings erst gegen 2h nachts merken wirst, wenn es nur noch kalte Reste gibt.
- Stelle nie ein Glas ab, bevor Du es leergetrunken hast. Du wirst keine Gelegenheit haben, es Dir wiederzuholen.
- Denke daran, Deine Schleppe hochzustecken oder festzuhalten, *bevor* der Hochzeitswalzer beginnt. Walzer tanzen ist schwer genug, über den eigenen Rock stolpernd, der zudem bei jedem Drauftreten bedenklich weit runterrutscht könnte der Eleganz und Romantik abträglich wirken.
- Verteile Taschentücher überall im Raum an strategischen Stellen in ausreichender Menge. Vor allem, wenn es Freunde gibt, die sich auf Deiner Hochzeitsfeier öffentlich verloben.
- In Übereinstimmung mit der Prophezeihung brauchst Du auch am Tag nach der Hochzeit sehr viele Taschentücher.
- Lasse Deine Friseuse in der Vorbereitungsphase nie länger als zwei Tage am Stück unbeobachtet. Engagiere notfalls ein paar Leute, die regelmäßig vor dem Salon patroullieren. Finde ihre Privatadresse raus, und am besten noch die ihrer Eltern. Das spart Dir viele Nerven.
- Übe Dich schminken, auch wenn Du der festen Überzeugung bist, jemand anders würde Dich schminken. Es kann sein, dass das nicht passiert.
- Wenn Du so schlau bist, den Maniküre-Termin für zwei Tage vor der Hochzeit zu vereinbaren, halte Dich danach zurück. Es tut dem Lack nicht gut, wenn Du Betten zusammenbaust oder Weinkisten schleppst.
- Lass Dich allem Stress zum Trotz am Vorabend der Hochzeit von einer guten Freundin zu einem kuschligen Sit-In mit ein paar Leuten einladen. In der Zeit, die Du dort verbringst, hättest Du mit noch mehr Vorbereitung nur Stress gehabt, das Fest damit doch nicht schöner gemacht, und kannst Dich so statt dessen wunderbar entspannen und auf den schönsten Tag Deines Lebens einstimmen.
Zum Schluss noch eine Erkenntnis: Verheiratet sein fühlt sich gar nicht anders an. Es ändert nichts an der Beziehung zwischen zwei Leuten. (Was ich persönlich sehr beruhigend finde.) Aber: Man kann mit seinem Ring angeben, 'mein Mann' sagen, und sich am Telefon mit einem neuen Namen melden, was lustige Abwechslung in den Alltag bringt: "Guten Tag, Tanja F-äh-Brmvphssß..."
*kurze Pause zum Taschentücher suchen*
Ich arbeite an einem ausführlichen Hochzeitsbericht, inkl. Fotos, aber das dauert noch ein bisschen. In der Zwischenzeit hab ich aber schon mal ein paar Erfahrungswerte für die noch-Bräute und andere Heiratswilligen unter euch, von denen es ja zur Zeit recht viele gibt:
- Wenn es auf Deiner Hochzeitsfeier ein Buffet gibt, beauftrage irgendjemanden, der mit der Organisation ansonsten nichts zu tun hat, Dir einen Teller mit Essen zu bringen. Er soll nicht darauf warten, dass Du ihm ein Zeichen gibst, sondern selbständig loslaufen, sobald das Buffet eröffnet ist. Ansonsten verbringst Du Deine Hochzeit hungrig, was Du allerdings erst gegen 2h nachts merken wirst, wenn es nur noch kalte Reste gibt.
- Stelle nie ein Glas ab, bevor Du es leergetrunken hast. Du wirst keine Gelegenheit haben, es Dir wiederzuholen.
- Denke daran, Deine Schleppe hochzustecken oder festzuhalten, *bevor* der Hochzeitswalzer beginnt. Walzer tanzen ist schwer genug, über den eigenen Rock stolpernd, der zudem bei jedem Drauftreten bedenklich weit runterrutscht könnte der Eleganz und Romantik abträglich wirken.
- Verteile Taschentücher überall im Raum an strategischen Stellen in ausreichender Menge. Vor allem, wenn es Freunde gibt, die sich auf Deiner Hochzeitsfeier öffentlich verloben.
- In Übereinstimmung mit der Prophezeihung brauchst Du auch am Tag nach der Hochzeit sehr viele Taschentücher.
- Lasse Deine Friseuse in der Vorbereitungsphase nie länger als zwei Tage am Stück unbeobachtet. Engagiere notfalls ein paar Leute, die regelmäßig vor dem Salon patroullieren. Finde ihre Privatadresse raus, und am besten noch die ihrer Eltern. Das spart Dir viele Nerven.
- Übe Dich schminken, auch wenn Du der festen Überzeugung bist, jemand anders würde Dich schminken. Es kann sein, dass das nicht passiert.
- Wenn Du so schlau bist, den Maniküre-Termin für zwei Tage vor der Hochzeit zu vereinbaren, halte Dich danach zurück. Es tut dem Lack nicht gut, wenn Du Betten zusammenbaust oder Weinkisten schleppst.
- Lass Dich allem Stress zum Trotz am Vorabend der Hochzeit von einer guten Freundin zu einem kuschligen Sit-In mit ein paar Leuten einladen. In der Zeit, die Du dort verbringst, hättest Du mit noch mehr Vorbereitung nur Stress gehabt, das Fest damit doch nicht schöner gemacht, und kannst Dich so statt dessen wunderbar entspannen und auf den schönsten Tag Deines Lebens einstimmen.
Zum Schluss noch eine Erkenntnis: Verheiratet sein fühlt sich gar nicht anders an. Es ändert nichts an der Beziehung zwischen zwei Leuten. (Was ich persönlich sehr beruhigend finde.) Aber: Man kann mit seinem Ring angeben, 'mein Mann' sagen, und sich am Telefon mit einem neuen Namen melden, was lustige Abwechslung in den Alltag bringt: "Guten Tag, Tanja F-äh-Brmvphssß..."
07 August 2007
1001 Nacht
Samstag Abend. Noch eine Woche bis zur Hochzeit. Wir wollen ausgehen und fahren dafür extra mit dem Bus in die Stadt, wo es zwecks Christopher-Street-Day brechend voll ist. Schließlich finden wir aber doch noch ein ruhiges Plätzchen in einem Cafe in der Europapassage. Der Kellner dort ist extra für uns aus Dortmund angereist. Wo er uns doch gar nicht kennt. Staunend über so viel Servicebereitschaft suche ich die Toilette auf, wozu ich eine Treppe nach unten gehen muss. Kaum bin ich unten angekommen, wird es dunkel um mich, grober Stoff auf meinem Gesicht, ist das ein Sack? Ich werde brutal gepackt, niedergeknüppelt und halb schleifend halb tragend in ein Auto verfrachtet. Dort werde ich wie ein Paket verschnürt und durch die Stadt kutschiert. Perverserweise läuft fröhliche Musik im Radio, die Fahrerin des Wagens pfeift gelegentlich vergnügt vor sich hin. Was Leo wohl macht?
Das Auto hält. Ich werde ausgeladen und etwas entschnürt, muss aber immer noch ohne etwas zu sehen eine Treppe hinaufsteigen. Ich betrete einen Raum, dort endlich wird mir der Sack abgenommen, und mir wird klar, was passiert ist: ich bin in einem Harem! Alles ist mit bunten Tüchern verhängt, dicke Teppiche dämpfen jeden Schritt, Kerzen und Geschmeide zieren Tische und Fensterbänke, so dass man die Gitter vor den Fenstern fast nicht sieht. Erlesenen Speisen und süße Getränke werden in kostbarsten Gefäßen dargeboten. Leise erklingt sanfte Musik im Hintergrund. Und überall wunderschöne Frauen in prächtigen Gewändern, mit Geschmeiden behängt, unverschleiert. Sie kommen auf mich zu, nehmen mir meine schlichten Alltagskleider ab und kleiden mich in Samt und Seide, Perlen und Edelsteine, bemalen mein Gesicht und meinen Körper mit Kohle und Silberstaub. Ich soll eine der ihren werden. Und nicht nur das: noch heute Abend soll der Sultan den Harem besuchen, auf der Suche nach einer neuen Favoritin - mir?
Eine gute Haremsdame muss aber nicht nur schön aussehen. Sie muss auch über alle möglichen Fähigkeiten verfügen, um ihren Sultan zu unterhalten. Also muss ich als erstes Geschichtenerzählen üben. Die anderen Frauen hören mir andächtig zu, geben mir nur ab und zu kleine Hinweise, wie ich meine Geschichten mit ihren eigenen noch besser ausschmücken kann. Parallel dazu werde ich mit dem Geschmack der vorhandenen Speisen vertraut gemacht, damit ich meinen Sultan mit den besten Leckerbissen füttern kann.
Schließlich ist es soweit: man hört schwere Schritte eisenbeschlagener Stiefel, und der Harem ist in heller Aufregung. Ich bekomme eine riesige Schlange um die Schultern gelegt und werde in einem Nebenraum versteckt, wo ich warte, bis der Sultan und sein Gefolge es sich im Harem gemütlich gemacht haben. Dann erklingt von neuem Musik, ich werde hereingelassen, und tanze den traditionellen Sieben-Schleier-und-eine-Schlange-Tanz, um den Sultan zu betören. Es scheint zu funktionieren, er lächelt mir zu. Ob er mich zu seiner Hauptfrau machen wird?
Das muss gefeiert werden!
Ihr lieben, die ihr diesen wunderbaren Junggesellenabschied für uns beide organisiert und dazu beigetragen habt: vielen vielen Dank! Es war total klasse. Ich hab mich schon lange nicht mehr so amüsiert und so entspannen können, so ohne Vorbehalte und schlechtes Gewissen nicht nur akzeptieren können, dass jemand für mich und meinen Liebsten so viel Aufwand treibt, sondern es auch noch in vollen Zügen genießen. Ihr seid echt der Hammer, Leute, ihr seid der Hammer!
Das Auto hält. Ich werde ausgeladen und etwas entschnürt, muss aber immer noch ohne etwas zu sehen eine Treppe hinaufsteigen. Ich betrete einen Raum, dort endlich wird mir der Sack abgenommen, und mir wird klar, was passiert ist: ich bin in einem Harem! Alles ist mit bunten Tüchern verhängt, dicke Teppiche dämpfen jeden Schritt, Kerzen und Geschmeide zieren Tische und Fensterbänke, so dass man die Gitter vor den Fenstern fast nicht sieht. Erlesenen Speisen und süße Getränke werden in kostbarsten Gefäßen dargeboten. Leise erklingt sanfte Musik im Hintergrund. Und überall wunderschöne Frauen in prächtigen Gewändern, mit Geschmeiden behängt, unverschleiert. Sie kommen auf mich zu, nehmen mir meine schlichten Alltagskleider ab und kleiden mich in Samt und Seide, Perlen und Edelsteine, bemalen mein Gesicht und meinen Körper mit Kohle und Silberstaub. Ich soll eine der ihren werden. Und nicht nur das: noch heute Abend soll der Sultan den Harem besuchen, auf der Suche nach einer neuen Favoritin - mir?
Eine gute Haremsdame muss aber nicht nur schön aussehen. Sie muss auch über alle möglichen Fähigkeiten verfügen, um ihren Sultan zu unterhalten. Also muss ich als erstes Geschichtenerzählen üben. Die anderen Frauen hören mir andächtig zu, geben mir nur ab und zu kleine Hinweise, wie ich meine Geschichten mit ihren eigenen noch besser ausschmücken kann. Parallel dazu werde ich mit dem Geschmack der vorhandenen Speisen vertraut gemacht, damit ich meinen Sultan mit den besten Leckerbissen füttern kann.
Schließlich ist es soweit: man hört schwere Schritte eisenbeschlagener Stiefel, und der Harem ist in heller Aufregung. Ich bekomme eine riesige Schlange um die Schultern gelegt und werde in einem Nebenraum versteckt, wo ich warte, bis der Sultan und sein Gefolge es sich im Harem gemütlich gemacht haben. Dann erklingt von neuem Musik, ich werde hereingelassen, und tanze den traditionellen Sieben-Schleier-und-eine-Schlange-Tanz, um den Sultan zu betören. Es scheint zu funktionieren, er lächelt mir zu. Ob er mich zu seiner Hauptfrau machen wird?
Das muss gefeiert werden!

Ihr lieben, die ihr diesen wunderbaren Junggesellenabschied für uns beide organisiert und dazu beigetragen habt: vielen vielen Dank! Es war total klasse. Ich hab mich schon lange nicht mehr so amüsiert und so entspannen können, so ohne Vorbehalte und schlechtes Gewissen nicht nur akzeptieren können, dass jemand für mich und meinen Liebsten so viel Aufwand treibt, sondern es auch noch in vollen Zügen genießen. Ihr seid echt der Hammer, Leute, ihr seid der Hammer!

26 Juli 2007
Weichei?!?!
Ich kann ja alles mögliche aushalten. Splatterfilme anschauen - ok, bei manchen Szenen muss ich auch wegschauen, aber viele Frauen gehen in sowas gar nicht erst rein. Und ich hab selbst bei Filmen, die Felix mitgebracht hat, immer bis zum Ende durchgehalten. Ausserdem kann ich eigenhändig Tintenfische töten und hinterher auch noch essen. Und ich kann bei Leos Arbeit zuschauen, und wenn nötig sogar mit anpacken. Was ja wohl echt von starken Nerven und einem noch stärkeren Magen zeugt.
Dachte ich. Dann brachte ich vorgestern eine Freundin zum Arzt, weil die sich eine Sehne am Fuß gezerrt hatte. Das hat nicht mal geblutet, der Fuß war zwar blau und dick angeschwollen, aber weit entfernt von eklig. Und trotzdem musste ich den Behandlungsraum verlassen, als der Arzt den Fuß mit sanfter Gewalt etwas beugte, um einen Verband anzulegen. Mehr hat der nicht gemacht, echt! Und mir wurde schwindlig! Geht's noch?! Sind meine Prioritäten irgendwie komisch? Kann man sich selektiv abhärten? Offenbar. Wie auch immer. Gute Besserung, Bettina!
Dachte ich. Dann brachte ich vorgestern eine Freundin zum Arzt, weil die sich eine Sehne am Fuß gezerrt hatte. Das hat nicht mal geblutet, der Fuß war zwar blau und dick angeschwollen, aber weit entfernt von eklig. Und trotzdem musste ich den Behandlungsraum verlassen, als der Arzt den Fuß mit sanfter Gewalt etwas beugte, um einen Verband anzulegen. Mehr hat der nicht gemacht, echt! Und mir wurde schwindlig! Geht's noch?! Sind meine Prioritäten irgendwie komisch? Kann man sich selektiv abhärten? Offenbar. Wie auch immer. Gute Besserung, Bettina!
23 Juli 2007
Du weißt, dass Du zu lang in HH bist...
Der treue Leser kennt diese Rubrik ja schon (und weiß, dass ich viel zu lange nichts mehr dazu geschrieben habe). Aber am Wochenende haben Leo und ich endgültig bewiesen, dass wir assimiliert sind. Resistance is futile.
Während das Wetter die letzten Tage erstaunlich gut war - knapp über 20 Grad und verhalten-schüchterner Sonnenschein - hat es in der Nacht von Samstag auf Sonntag in einer Tour geschüttet. Das Thermometer fiel auf schätzungsweise 18-19 Grad, mittags hörte der Regen auf, und am späten Nachmittag traute sich doch tatsächlich mal ein vereinzelter Sonnenstrahl durch die Wolken. Unsere Abendverabredung fiel kurzfristig aus, also beschlossen wir, ins Schwimmbad zu gehen. Natürlich fuhren wir mit dem Rad, im vollen Bewußtsein der Wechselhaftigkeit der Hamburger Wetterverhältnisse.
Kaum waren wir in Badekleidung und auf dem Weg ins Außenbecken, fing es wieder an zu regnen. Das hielt uns aber genausowenig ab wie ca. 20 andere Leute. Von unten ist man eh nass, und wenn's von oben etwas kälter kommt, muss man eben untertauchen. Im Regen rumplanschen kann ganz schön Spaß machen! Erst als es zu blitzen anfing, ließen wir uns widerwillig vom Bademeister nach drinnen scheuchen. Da blieben wir genauso lange, wie es brauchte, um wieder aufzuhören, so dass wir, wenn nicht trockenen Fußes, so doch wenigstens von oben vom Regen unbelästigt heimradeln (!ein Bavarizismus!) konnten. Allerdings entschlossen wir uns auf dem Rückweg spontan, essen zu gehen, und weil es ja gar nicht sooo kalt war, setzten wir uns raus, sprich unter eine Markisen-Plastikplane, die bis zum Boden reichte, und verzichteten auch noch großspurig auf eine Heizung (in den hiesigen Restaurants stehen draußen meistens Gasheizungs-Dinger, von denen ich immer noch nicht weiß, wie sie heißen). Ok, spätestens jetzt habe ich mich wohl disqualifiziert - wir müssen noch 'ne Weile hierbleiben.
P.S. Kann mir jemand sagen, wie diese Heizungs-Laternen-Dingsies eigentlich heißen??
Während das Wetter die letzten Tage erstaunlich gut war - knapp über 20 Grad und verhalten-schüchterner Sonnenschein - hat es in der Nacht von Samstag auf Sonntag in einer Tour geschüttet. Das Thermometer fiel auf schätzungsweise 18-19 Grad, mittags hörte der Regen auf, und am späten Nachmittag traute sich doch tatsächlich mal ein vereinzelter Sonnenstrahl durch die Wolken. Unsere Abendverabredung fiel kurzfristig aus, also beschlossen wir, ins Schwimmbad zu gehen. Natürlich fuhren wir mit dem Rad, im vollen Bewußtsein der Wechselhaftigkeit der Hamburger Wetterverhältnisse.
Kaum waren wir in Badekleidung und auf dem Weg ins Außenbecken, fing es wieder an zu regnen. Das hielt uns aber genausowenig ab wie ca. 20 andere Leute. Von unten ist man eh nass, und wenn's von oben etwas kälter kommt, muss man eben untertauchen. Im Regen rumplanschen kann ganz schön Spaß machen! Erst als es zu blitzen anfing, ließen wir uns widerwillig vom Bademeister nach drinnen scheuchen. Da blieben wir genauso lange, wie es brauchte, um wieder aufzuhören, so dass wir, wenn nicht trockenen Fußes, so doch wenigstens von oben vom Regen unbelästigt heimradeln (!ein Bavarizismus!) konnten. Allerdings entschlossen wir uns auf dem Rückweg spontan, essen zu gehen, und weil es ja gar nicht sooo kalt war, setzten wir uns raus, sprich unter eine Markisen-Plastikplane, die bis zum Boden reichte, und verzichteten auch noch großspurig auf eine Heizung (in den hiesigen Restaurants stehen draußen meistens Gasheizungs-Dinger, von denen ich immer noch nicht weiß, wie sie heißen). Ok, spätestens jetzt habe ich mich wohl disqualifiziert - wir müssen noch 'ne Weile hierbleiben.
P.S. Kann mir jemand sagen, wie diese Heizungs-Laternen-Dingsies eigentlich heißen??
Liebe ist...
... wenn man den letzten Harry-Potter-Band auf dem Nachttisch liegen hat, und jede Menge Zeit, und trotzdem nicht weiterliest, sondern wartet, bis man sich abends gegenseitig draus vorlesen kann.
Bei dem Tempo, das wir vorlegen, werden wir wahrscheinlich so um Weihnachten mit dem Buch fertig werden. Also bitte in dieser Zeit keine Kommentare, wie's ausgeht! Andererseits wissen das ja schon alle, die Brittas geniale surprising finals kennen.
Bei dem Tempo, das wir vorlegen, werden wir wahrscheinlich so um Weihnachten mit dem Buch fertig werden. Also bitte in dieser Zeit keine Kommentare, wie's ausgeht! Andererseits wissen das ja schon alle, die Brittas geniale surprising finals kennen.
20 Juli 2007
Jetzt reicht's!
In letzter Zeit werde ich immer wieder von Freunden angesprochen, die vorsichtig fragen, wie sich denn so ein Burnout eigentlich konkret äußert. Dann kommt raus, dass sie schon seit Monaten unter Tinnitus/Magenschmerzen/Schlaflosigkeit/Nervenzusammenbrüchen/... leiden. Meistens, weil sie in der Arbeit immensen Druck aushalten müssen, Überstunden und Wochenendarbeit ohne Ende schieben, allein verantwortlich für ihre Arbeitsergebnisse gemacht werden, ohne die adäquaten Mittel zur Verfügung gestellt zu bekommen, und keine Aussicht haben, da irgendwie rauszukommen, weil's ja sowieso überall in der Branche das gleiche ist.
Ihr Arbeitgeber, ihr verdammten Heuschrecken, wann, wann habt ihr endlich genug? Wieviel Geld braucht ihr noch? Wieviele Menschen wollt ihr kaputtmachen, um euch zu bereichern, um eure lächerliche Macht auszukosten, um eure verkümmerten Hirne vor der Erkenntnis zu bewahren, dass es in dieser komplizierten Welt mehr gibt als nur Zahlen? Ihr seid in den gleichen Verhältnissen aufgewachsen wie wir. Wer hat euch beigebracht, Menschen skrupellos, gedankenlos auszunutzen? Die selben Leute, die uns beigebracht haben, pflichtbewusst und hilfsbereit zu sein, unsere Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen (Fremdwort für euch?) zu erledigen, unsere Kollegen zu unterstützen, die Ansprüche, die an uns gestellt werden, zu erfüllen? Schlimmer: merkt ihr am Ende gar nicht, was ihr da tut? Weil ihr eben nichts anderes kennt als Zahlen?
Ich verfluche euch! Ich rufe jede Macht des Nicht-Bezifferbaren an, um euch das Leben so zur Hölle zu machen, wie ihr es mit uns getan habt. Ich wünsche euch das an den Hals, was ihr nicht kennt und nicht versteht: Menschlichkeit. Empathie. Ich wünsche euch, dass ihr erkennt, was ihr da tut, und dass ihr daran zerbrecht und zugrunde geht.
Ihr Arbeitgeber, ihr verdammten Heuschrecken, wann, wann habt ihr endlich genug? Wieviel Geld braucht ihr noch? Wieviele Menschen wollt ihr kaputtmachen, um euch zu bereichern, um eure lächerliche Macht auszukosten, um eure verkümmerten Hirne vor der Erkenntnis zu bewahren, dass es in dieser komplizierten Welt mehr gibt als nur Zahlen? Ihr seid in den gleichen Verhältnissen aufgewachsen wie wir. Wer hat euch beigebracht, Menschen skrupellos, gedankenlos auszunutzen? Die selben Leute, die uns beigebracht haben, pflichtbewusst und hilfsbereit zu sein, unsere Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen (Fremdwort für euch?) zu erledigen, unsere Kollegen zu unterstützen, die Ansprüche, die an uns gestellt werden, zu erfüllen? Schlimmer: merkt ihr am Ende gar nicht, was ihr da tut? Weil ihr eben nichts anderes kennt als Zahlen?
Ich verfluche euch! Ich rufe jede Macht des Nicht-Bezifferbaren an, um euch das Leben so zur Hölle zu machen, wie ihr es mit uns getan habt. Ich wünsche euch das an den Hals, was ihr nicht kennt und nicht versteht: Menschlichkeit. Empathie. Ich wünsche euch, dass ihr erkennt, was ihr da tut, und dass ihr daran zerbrecht und zugrunde geht.
17 Juli 2007
Sommer-Terror
Hamburg ist heiß. 34 Grad zeigte das Thermometer gestern, gnadenlos blauer Himmel, kein Lüftchen regt sich, die Katzen schmilzen auf dem Parkettboden. Und es piept. Seit Tagen. Zum ersten Mal bewußt geworden ist uns das Geräusch Samstag nacht, als wir gg. 23h aus dem Kino heimkamen. Es scheint aus einer der Wohnungen gegenüber zu kommen, oder vielleicht sogar ums Eck aus der nächsten Querstraße. Es klingt wie die Fritteuse bei McDo, oder wie der Alarm einer Trockenhaube beim Friseur, oder wie irgendwas nerviges laut piepsiges. Es piepst jeweils dreimal und wiederholt sich viermal, dann sind ca. 20 bis 40 Sek. Pause. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Immer und immer wieder. Chinesische Tropfenfolter. Man hat die Wahl, das Fenster zuzumachen und im eigenen Saft zu schmoren. Oder das Gepiepse auszuhalten. Das Schlimme ist, wenn nachts alles ruhig wird, hört man es sogar im Schlafzimmer. Und noch fieser: heute morgen hat es für ein paar Stunden aufgehört. Wir dachen, wir wären erlöst. Aber grade hat es wieder angefangen...
Ich würde ja sagen, dummer Zufall, da ist jemand in Urlaub gefahren und hat vergessen, seinen Wecker auszustellen. Aber seit gestern häufen sich die merkwürdigen Ereignisse. Bei Simone ist der Boiler ausgefallen, so dass sie nur noch eiskalt duschen kann (was bei diesen Temperaturen kurzfristig durchaus attraktiv scheint, zum Haarewaschen aber doof ist, und Haarewaschen ist bei dem Wetter definitiv notwendig). Und dann ist bei MIB im Bad die Decke durchgebrochen, so komplett, und der ganze Schutt liegt in der Duschwanne, und das Loch in der Decke ist direkt drüber. D.h. auch er ist duschbehindert.
Alle werden wir also daran gehindert, uns die notwendige Kühlung und Ruhe zu verschaffen. Ich beginne ein Muster zu erkennen... Und es piepst schon wieder... *irreskichern*
Ich würde ja sagen, dummer Zufall, da ist jemand in Urlaub gefahren und hat vergessen, seinen Wecker auszustellen. Aber seit gestern häufen sich die merkwürdigen Ereignisse. Bei Simone ist der Boiler ausgefallen, so dass sie nur noch eiskalt duschen kann (was bei diesen Temperaturen kurzfristig durchaus attraktiv scheint, zum Haarewaschen aber doof ist, und Haarewaschen ist bei dem Wetter definitiv notwendig). Und dann ist bei MIB im Bad die Decke durchgebrochen, so komplett, und der ganze Schutt liegt in der Duschwanne, und das Loch in der Decke ist direkt drüber. D.h. auch er ist duschbehindert.
Alle werden wir also daran gehindert, uns die notwendige Kühlung und Ruhe zu verschaffen. Ich beginne ein Muster zu erkennen... Und es piepst schon wieder... *irreskichern*
16 Juli 2007
Natürliche Schutzreaktion?
Und ich hab gleich noch was zu sagen. Genauer gesagt mute ich euch mal wieder einen langen Text zu (wer nicht alles lesen will, runterscrollen zu Szene 3). Einige werden den vielleicht schon gelesen haben, ist von unserem alten Online-Tagebuch. Ich hab ihn neulich in der Diskussion mit einem Freund mal wieder ausgegraben, und konnte kaum glauben, was ich da selber geschrieben habe. Es geht um eine Situation, wie ich sie fast täglich in der Arbeit bei der Kleinen Horror-Agentur erlebt habe. Und um meine Reaktion darauf - durchhalten und nur nicht sagen, was man wirklich davon denkt, weil sonst alles nur noch schlimmer wird. Erst jetzt erkenne ich, wie haargenau ich da ein Verhaltensmuster wiederholt habe, dass ich damals in der Schule gelernt habe, als mir meine Klassenkameraden das Leben zur Hölle gemacht haben. Kein Wunder, dass man da depressiv wird.
Auch dazu habe ich wieder einen interessanten Internet-Artikel (diesmal kürzer). Für alle Lesefaulen: die Quintessenz ist, dass eine Depression möglicherweise nichts weiter als eine natürliche Schutzreaktion ist, so wie Angst (bei scheinbar abwehrbarer Bedrohung) oder Panik (bei Unklarheit, ob die Bedrohung abwehrbar ist). Depression ist hiernach die Reaktion auf eine Bedrohung, von der man überzeugt ist, dass man sie nicht abwehren kann. Jetzt nochmal Blogeintrag lesen, und mir sagen, dass mein derzeitiger Zustand nicht die völlig logische Konsequenz ist.
Auch dazu habe ich wieder einen interessanten Internet-Artikel (diesmal kürzer). Für alle Lesefaulen: die Quintessenz ist, dass eine Depression möglicherweise nichts weiter als eine natürliche Schutzreaktion ist, so wie Angst (bei scheinbar abwehrbarer Bedrohung) oder Panik (bei Unklarheit, ob die Bedrohung abwehrbar ist). Depression ist hiernach die Reaktion auf eine Bedrohung, von der man überzeugt ist, dass man sie nicht abwehren kann. Jetzt nochmal Blogeintrag lesen, und mir sagen, dass mein derzeitiger Zustand nicht die völlig logische Konsequenz ist.
Scham
Ihr ahnt es schon, das ist mal wieder einer von Tanjas komischen Selbstfindungs-Psycho-Blogeinträgen. Und dadurch, dass ich das ganze ein bisschen ins Lächerliche ziehe, demonstriere ich auch gleich schön einen Mechanismus, der mit Scham im Zusammenhang steht: ich tue so, als nähme ich mich selbst nicht ernst, so dass andere über meine Normabweichungen lachen können, und ich mir einbilden kann, dass ich gar nicht so peinlich bin.
Aber von vorn: ich habe mich grade mit einer Freundin darüber unterhalten, warum es vielen von uns - zumindest ihr und mir - so schwer fällt, um Hilfe zu bitten. Warum wir selbst vor guten Freunden eine lächelnde Maske aufsetzen, obwohl wir eigentlich weinen wollen. Bloß keine Schwäche zeigen. Vor jemandem, der einem Böses will, macht das ja durchaus Sinn. Aber vor den Leuten, denen man am meisten vertraut, bei denen man sich sicher und akzeptiert fühlt...? Warum schämen wir uns unserer völlig normalen, verständlichen Gefühle?
Ich habe oft den Impuls zu sagen, so schlecht geht's mir gar nicht, alles halb so wild, wenn ich merke, dass sich jemand Sorgen um mich macht. Dabei sollte man meinen, dass das genau das ist, was ich nötig habe. Statt dessen geniere ich mich.
Wie immer versuche ich die Frage rational anzugehen, und bin dabei im Internet auf einen interessanten Artikel zum Thema Scham gestoßen. Einen richtigen Grund habe ich auch dort nicht gefunden, allerdings ein bemerkenswertes Paradoxon: Menschen mit übersteigertem Schamgefühl leiden oft under einer mangelnden Selbstwahrnehmung. D.h. sie sind abhängig davon, wie andere sie wahrnehmen, und gestalten ihr Leben entsprechend (nehmen nicht ab, weil sie sich zu dick fühlen, sondern weil die Waage ein bestimmtes Gewicht anzeigt u.ä.). Gemeinerweise fehlen zwar Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung, nicht aber Selbstbeobachtung - was das Selbstbewusstsein leider nicht grade stärkt.
Jedenfalls weiß ich jetzt immer noch nicht, warum es so schwer ist zuzugeben, dass man sich schlecht fühlt. Aber ich bin der Antwort auf die Frage, warum ich hier in diesem Blog so einen konsequent-schonungslosen Seelenstriptease betreibe, vielleicht etwas näher gekommen: "Um Schamgefühle zu bewältigen, verhalten sich manche Menschen oft so, dass ihr Verhalten andere beschämt (etwa durch schockierend provozierendes Auftreten). So zwingen sie die Umwelt dazu wegzublicken (statt selbst aus Scham den Blick zu Boden zu richten)." Als Beispiel werden hier u.a. Auftritte in Talkshows zu peinlich-privaten Themen genannt. Den Impuls dazu (zu provozieren, nicht in Talkshows aufzutreten) verspüre ich schon manchmal in mir. Als wäre da eine zweite Tanja, die sich die Verschämtheit der ersten 'ne Weile stirnrunzelnd anschaut, und dann sagt, pah, jetzt erst recht, raus damit! Ich wünschte nur, ich hätte im wirklichen Leben - außerhalb des Internets - auch manchmal den Mut dazu.
Eine andere Theorie, die wir im Gespräch über Scham entwickelt haben, ist dass die Freunde, denen man sich offenbart, einen ja tatsächlich ernst nehmen könnten. Und dann vielleicht nachfragen. Nach Ursachen bohren. Einen auf Dinge stoßen, die man vielleicht nicht sehen will. Klingt plausibel, finde ich. Aber keineswegs unterstützenswert. Können wir einen Deal machen? Ich heule euch was vor, und ihr dürft euch dafür mit unangenehmen Fragen rächen? Und jetzt hab ich's schon wieder getan - mich selbst ins Lächerliche gezogen, nur so aus Vorsicht, bevor's ein anderer tut, dessen Meinung über mich mir wichtiger ist als meine eigene...
Aber von vorn: ich habe mich grade mit einer Freundin darüber unterhalten, warum es vielen von uns - zumindest ihr und mir - so schwer fällt, um Hilfe zu bitten. Warum wir selbst vor guten Freunden eine lächelnde Maske aufsetzen, obwohl wir eigentlich weinen wollen. Bloß keine Schwäche zeigen. Vor jemandem, der einem Böses will, macht das ja durchaus Sinn. Aber vor den Leuten, denen man am meisten vertraut, bei denen man sich sicher und akzeptiert fühlt...? Warum schämen wir uns unserer völlig normalen, verständlichen Gefühle?
Ich habe oft den Impuls zu sagen, so schlecht geht's mir gar nicht, alles halb so wild, wenn ich merke, dass sich jemand Sorgen um mich macht. Dabei sollte man meinen, dass das genau das ist, was ich nötig habe. Statt dessen geniere ich mich.
Wie immer versuche ich die Frage rational anzugehen, und bin dabei im Internet auf einen interessanten Artikel zum Thema Scham gestoßen. Einen richtigen Grund habe ich auch dort nicht gefunden, allerdings ein bemerkenswertes Paradoxon: Menschen mit übersteigertem Schamgefühl leiden oft under einer mangelnden Selbstwahrnehmung. D.h. sie sind abhängig davon, wie andere sie wahrnehmen, und gestalten ihr Leben entsprechend (nehmen nicht ab, weil sie sich zu dick fühlen, sondern weil die Waage ein bestimmtes Gewicht anzeigt u.ä.). Gemeinerweise fehlen zwar Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung, nicht aber Selbstbeobachtung - was das Selbstbewusstsein leider nicht grade stärkt.
Jedenfalls weiß ich jetzt immer noch nicht, warum es so schwer ist zuzugeben, dass man sich schlecht fühlt. Aber ich bin der Antwort auf die Frage, warum ich hier in diesem Blog so einen konsequent-schonungslosen Seelenstriptease betreibe, vielleicht etwas näher gekommen: "Um Schamgefühle zu bewältigen, verhalten sich manche Menschen oft so, dass ihr Verhalten andere beschämt (etwa durch schockierend provozierendes Auftreten). So zwingen sie die Umwelt dazu wegzublicken (statt selbst aus Scham den Blick zu Boden zu richten)." Als Beispiel werden hier u.a. Auftritte in Talkshows zu peinlich-privaten Themen genannt. Den Impuls dazu (zu provozieren, nicht in Talkshows aufzutreten) verspüre ich schon manchmal in mir. Als wäre da eine zweite Tanja, die sich die Verschämtheit der ersten 'ne Weile stirnrunzelnd anschaut, und dann sagt, pah, jetzt erst recht, raus damit! Ich wünschte nur, ich hätte im wirklichen Leben - außerhalb des Internets - auch manchmal den Mut dazu.
Eine andere Theorie, die wir im Gespräch über Scham entwickelt haben, ist dass die Freunde, denen man sich offenbart, einen ja tatsächlich ernst nehmen könnten. Und dann vielleicht nachfragen. Nach Ursachen bohren. Einen auf Dinge stoßen, die man vielleicht nicht sehen will. Klingt plausibel, finde ich. Aber keineswegs unterstützenswert. Können wir einen Deal machen? Ich heule euch was vor, und ihr dürft euch dafür mit unangenehmen Fragen rächen? Und jetzt hab ich's schon wieder getan - mich selbst ins Lächerliche gezogen, nur so aus Vorsicht, bevor's ein anderer tut, dessen Meinung über mich mir wichtiger ist als meine eigene...
12 Juli 2007
Feuer!
Vier Mädels sitzen im Cafe. Sie haben sich lange nicht gesehen, und einiges zusammen durchgemacht (sprich: alle in der Horror-Agentur gearbeitet), d.h. sie haben sich viel zu erzählen. Auf dem Tisch steht unter anderem eine Kerze und ein mit Papierservietten ausgekleideter Brotkorb. Irgendwann meint Malli fast beiläufig: "Feuer". Als eingefleischte Nichtraucherin reagiere ich erstmal gar nicht, schließlich rauchen die anderen drei, irgendwer wird sein Feuerzeug schon greifbar haben, da sagt sie wieder, mit etwas mehr Nachdruck "Feuer!", und zeigt auf den Brotkorb. Ein Eck der Serviette hat tatsächlich angefangen zu brennen. Janine versucht, das Feuer auszupusten, mit dem Resultat, dass Flammen auf die zweite Serviette übergreifen. Tanja schnappt sich Serviette 1, um den Feuerherd aus dem brennbaren Material zu entfernen. Jetzt kommt von allen Seiten Luft an die Serviette, so dass sie komplett in Flammen aufgeht. Tanja stopft einen Teil davon in ihr Weinglas. Derweil kippt Malli ihre Rhabarber-Schorle über den Brotkorb und löscht so zumindest das brennende Brot, während Janine mit Jennys Weißwein den Rest von Serviette 2 löscht. Serviette 1 ist in ihre Bestandteile zerfallen und brennt fröhlich weiter, sowohl im Glas als auch auf dem Tisch drumherum. Tanja nimmt das erste was ihr in die Finger kommt - ihr Messer - und klopft in mühevoller Kleinstarbeit die Flammen auf dem Tisch aus. Die Löscharbeiten werden stark behindert, nicht durch Rauchentwicklung, sondern durch hysterisches Gelächter am ganzen Tisch. Die Leute an den umliegenden Tischen legen das typische menschliche Verhalten bei großen Katastrophen an den Tag: sie halten in dem was sie tun inne und starren. Einzig die Kellnerin bewahrt Haltung, sammelt die verkohlten Überreste vom Tisch auf und bringt uns ohne eine Miene zu verziehen einen neuen Brotkorb. Und ich weiß jetzt, dass ich im Notfall zwar keinesfalls Ruhe bewahren, aber auch von schwersten Lachanfällen geschüttelt noch Feuer löschen kann. Ist doch beruhigend, oder?
Konsonantenlose Kommunikation
Oder vielmehr: o-o-a-e-o-e o-u-i-a-io. Ziemlich unverständlich, oder? Gestern habe ich einen Mann getroffen, der aufgrund irgendeiner schrecklichen Krankheit oder Behinderung eben genauso gesprochen hat, komplett ohne Konsonanten. Er war im Rollstuhl unterwegs, und ich habe ihm die Tür aufgehalten, nachdem ihm die jemand rücksichtsloserweise vor der Nase hat zufallen lassen. Dann kam noch 'ne zweite Tür, und schon waren wir mitten im Gespräch. Ou-a-ei-a-au, meinte er, grinste und deutete auf seine Füße. (Was auch immer ihr da jetzt reininterpretiert, er hat wahrscheinlich was ganz anderes gesagt, und ich hab's mir falsch gemerkt.)
Jetzt bilde ich mir ja einiges auf meine Kommunikationsfähigkeit ein, und meine, dass ich in einer mir nur halbwegs bekannten Sprache einfache Inhalte im passenden Kontext einigermassen entschlüsseln kann. Immerhin habe ich gelernt, sogar Japanisch zu verstehen, und das ist oft ein reines Ratespiel. Aber der konsonantenlose Mann hat mich echt überfordert. Hab immer noch keine Ahnung, was er gemeint haben könnte. Trotzdem war es ein nettes Gespräch, weil er so fröhlich gelacht und mir die Hand geschüttelt hat, und mich auch noch küssen wollte (ich war kurz versucht, mein heftiges Kopfschütteln mit einem "ei! ei!" zu unterstreichen, hab die Ns dann aber doch mitgesprochen). Schließlich haben wir uns verabschiedet, er rollte fröhlich weiter und war schon mit dem nächsten Passanten im Gespräch, als ich mich nochmal umdrehte. Es gibt Leute, die lassen sich von nichts unterkriegen. Respekt!
Werde versuchen, mir davon was abzugucken.
Jetzt bilde ich mir ja einiges auf meine Kommunikationsfähigkeit ein, und meine, dass ich in einer mir nur halbwegs bekannten Sprache einfache Inhalte im passenden Kontext einigermassen entschlüsseln kann. Immerhin habe ich gelernt, sogar Japanisch zu verstehen, und das ist oft ein reines Ratespiel. Aber der konsonantenlose Mann hat mich echt überfordert. Hab immer noch keine Ahnung, was er gemeint haben könnte. Trotzdem war es ein nettes Gespräch, weil er so fröhlich gelacht und mir die Hand geschüttelt hat, und mich auch noch küssen wollte (ich war kurz versucht, mein heftiges Kopfschütteln mit einem "ei! ei!" zu unterstreichen, hab die Ns dann aber doch mitgesprochen). Schließlich haben wir uns verabschiedet, er rollte fröhlich weiter und war schon mit dem nächsten Passanten im Gespräch, als ich mich nochmal umdrehte. Es gibt Leute, die lassen sich von nichts unterkriegen. Respekt!
Werde versuchen, mir davon was abzugucken.
04 Juli 2007
They’re tryin to make me go to rehab
... I say no, no, no.
Also, prinzipiell will ich ja schon, im Gegensatz zu Amy Winehouse. (Obwohl die's sicher noch nötiger hätte als ich.) Deswegen hab ich ja auch eine Kur beantragt, genauer gesagt eine stationäre medizinische Rehabilitation. Mein Arzt hat mir das empfohlen, und mich aufgeklärt, dass man da nicht nur in der frischen Seeluft rumsitzt, Minigolf spielt und sich 'nen Kurschatten zulegt, sprich eine langweilige Variante von richtigem Urlaub macht. Statt dessen stelle ich mir das ganze jetzt als so eine Art Intensiv-Therapie-Trainingscamp vor, 'ne Juku für Psychos sozusagen.
Das war vor ca. 4 Monaten und ca. 2 Tonnen Papier. Diverse Formalitäten zogen sich immer länger hin, so dass ich schließlich etwas nervös wurde. Laut meinem Arzt sollte die Kur 4 Wochen dauern, im Antrag stand was von 3 Wochen - das würde etwas knapp werden mit den Hochzeitsvorbereitungen. Dann kam völlig überraschend der Bewilligungsbescheid. Danach sollte die Kur am 5.7. beginnen und 6 Wochen dauern. Wer den Counter auf unserer Hochzeitswebsite konsultiert kann unschwer die Kollision erkennen.
Also klemmte ich mich ans Telefon, stellte einen Verschiebungs-Antrag (für sowas gibt's tatsächlich kein Formular!), wartete wieder. Und plante fortan in zwei Schienen. Einmal die normale Timeline: Vorbereitung - Hochzeit - Flitterwochen - Kur. Und einmal die Worst-Case-Timeline: Kur/Vorbereitung parallel, Kur abbrechen um zu Heiraten, danach Rechtsstreit mit der Rentenversicherung.
Übrigens müßt ihr euch um eure Renten keine Sorgen mehr machen, die Deutsche Rentenversicherung ist mittlerweile allein durch die Hotline-Gebühren meiner vielen Anrufe saniert. ("Sie sind verbunden mit der Deutschen Rentenversicherung Bund. Drücken Sie die Null.") Nach vielen tausend Anrufen wurde mir schließlich heute (am 4.7., also einen Tag vor Kur-Antritt) mitgeteilt, dass die Verschiebung genehmigt ist. Vor lauter Erleichterung kann ich mich gar nicht mehr richtig ärgern, dass die sich so Zeit gelassen haben.
Tryin to make me go to rehab, I won't go, go, go... yet.
Also, prinzipiell will ich ja schon, im Gegensatz zu Amy Winehouse. (Obwohl die's sicher noch nötiger hätte als ich.) Deswegen hab ich ja auch eine Kur beantragt, genauer gesagt eine stationäre medizinische Rehabilitation. Mein Arzt hat mir das empfohlen, und mich aufgeklärt, dass man da nicht nur in der frischen Seeluft rumsitzt, Minigolf spielt und sich 'nen Kurschatten zulegt, sprich eine langweilige Variante von richtigem Urlaub macht. Statt dessen stelle ich mir das ganze jetzt als so eine Art Intensiv-Therapie-Trainingscamp vor, 'ne Juku für Psychos sozusagen.
Das war vor ca. 4 Monaten und ca. 2 Tonnen Papier. Diverse Formalitäten zogen sich immer länger hin, so dass ich schließlich etwas nervös wurde. Laut meinem Arzt sollte die Kur 4 Wochen dauern, im Antrag stand was von 3 Wochen - das würde etwas knapp werden mit den Hochzeitsvorbereitungen. Dann kam völlig überraschend der Bewilligungsbescheid. Danach sollte die Kur am 5.7. beginnen und 6 Wochen dauern. Wer den Counter auf unserer Hochzeitswebsite konsultiert kann unschwer die Kollision erkennen.
Also klemmte ich mich ans Telefon, stellte einen Verschiebungs-Antrag (für sowas gibt's tatsächlich kein Formular!), wartete wieder. Und plante fortan in zwei Schienen. Einmal die normale Timeline: Vorbereitung - Hochzeit - Flitterwochen - Kur. Und einmal die Worst-Case-Timeline: Kur/Vorbereitung parallel, Kur abbrechen um zu Heiraten, danach Rechtsstreit mit der Rentenversicherung.
Übrigens müßt ihr euch um eure Renten keine Sorgen mehr machen, die Deutsche Rentenversicherung ist mittlerweile allein durch die Hotline-Gebühren meiner vielen Anrufe saniert. ("Sie sind verbunden mit der Deutschen Rentenversicherung Bund. Drücken Sie die Null.") Nach vielen tausend Anrufen wurde mir schließlich heute (am 4.7., also einen Tag vor Kur-Antritt) mitgeteilt, dass die Verschiebung genehmigt ist. Vor lauter Erleichterung kann ich mich gar nicht mehr richtig ärgern, dass die sich so Zeit gelassen haben.
Tryin to make me go to rehab, I won't go, go, go... yet.
29 Juni 2007
Kulinarische Erfolgserlebnisse
Eigentlich muss ich mich jetzt erstmal beschweren.
Ich habe für unsere Hochzeit bei mehreren Caterern ein Angebot angefragt. Ein einziger davon ist entschuldigt, weil er schon einen Termin an dem Tag hatte. Nummer zwei hat sich auf meine Anfrage überhaupt nicht mehr gemeldet. Nummer drei verspricht mir regelmäßig am Telefon, sich 'sofort als nächstes' darum zu kümmern, dass ich ein Angebot bekomme. Und Nummer vier hat sich erstmal komplett geweigert, mir ein Angebot zu machen, ohne mich vorher persönlich zu treffen. Was ein bisschen schwierig ist, wenn ich in HH bin und der in München. Nach viel gutem Zureden hat er mir dann Unterlagen zugeschickt. Da stand 1:1 das gleiche drin wie auf seiner Website. Ein erneutes Telefonat und eine ausführliche Email mit unseren Wünschen brachten dann schließlich ein Angebot. Da stand alles mögliche drin. Nur nicht das, worum ich in der Email explizit gebeten hatte. Das bekäme ich erst angeboten, wenn wir uns persönlich kennengelernt hätten. Tja, irgendwie zweifle ich ganz stark daran, dass das passieren wird.
Zum Glück hat mich meine Mutter gerettet, die grade für ihre Kollegen ein großes Fest veranstaltet hat. Der Caterer, den sie dafür engagiert hat, ist total nett und zuvorkommend, klingt, als hätte er jede Menge Erfahrung, und hat mir versprochen, mir bis Montag ein Angebot zu schicken - obwohl er selbst am Wochenende heiratet und wahrscheinlich ganz andere Dinge im Kopf hat. Das ist Service. Das Abendessen scheint gerettet!
Außerdem habe ich heute ganz in der Nähe einen Laden entdeckt, bei dem es Gelbwurst gibt.
Ich weiß, das kennt hier oben kaum einer, weswegen ihr auch nicht ermessen könnt, wie sensationell diese Entdeckung ist, weil ihr ja nicht wisst, was ihr verpasst. Da der Laden auch noch original bayrischen Leberkäs und im Winter sogar frische Weisswürst führt, gibt es jetzt kulinarisch nichts mehr, was ich in Hamburg vermissen könnte, außer vielleicht ordentliche Brezeln, aber die kann man sich immer noch aus der Tiefkühltruhe selber aufbacken.
Keine Sorge, das bedeutet nicht, dass wir jetzt seltener nach München kommen. Wir werden nur zukünftig mit leichterem Gepäck (also ohne Kiloweise Gelbwurst im Koffer) wieder zurückreisen...
Ich habe für unsere Hochzeit bei mehreren Caterern ein Angebot angefragt. Ein einziger davon ist entschuldigt, weil er schon einen Termin an dem Tag hatte. Nummer zwei hat sich auf meine Anfrage überhaupt nicht mehr gemeldet. Nummer drei verspricht mir regelmäßig am Telefon, sich 'sofort als nächstes' darum zu kümmern, dass ich ein Angebot bekomme. Und Nummer vier hat sich erstmal komplett geweigert, mir ein Angebot zu machen, ohne mich vorher persönlich zu treffen. Was ein bisschen schwierig ist, wenn ich in HH bin und der in München. Nach viel gutem Zureden hat er mir dann Unterlagen zugeschickt. Da stand 1:1 das gleiche drin wie auf seiner Website. Ein erneutes Telefonat und eine ausführliche Email mit unseren Wünschen brachten dann schließlich ein Angebot. Da stand alles mögliche drin. Nur nicht das, worum ich in der Email explizit gebeten hatte. Das bekäme ich erst angeboten, wenn wir uns persönlich kennengelernt hätten. Tja, irgendwie zweifle ich ganz stark daran, dass das passieren wird.
Zum Glück hat mich meine Mutter gerettet, die grade für ihre Kollegen ein großes Fest veranstaltet hat. Der Caterer, den sie dafür engagiert hat, ist total nett und zuvorkommend, klingt, als hätte er jede Menge Erfahrung, und hat mir versprochen, mir bis Montag ein Angebot zu schicken - obwohl er selbst am Wochenende heiratet und wahrscheinlich ganz andere Dinge im Kopf hat. Das ist Service. Das Abendessen scheint gerettet!
Außerdem habe ich heute ganz in der Nähe einen Laden entdeckt, bei dem es Gelbwurst gibt.
Ich weiß, das kennt hier oben kaum einer, weswegen ihr auch nicht ermessen könnt, wie sensationell diese Entdeckung ist, weil ihr ja nicht wisst, was ihr verpasst. Da der Laden auch noch original bayrischen Leberkäs und im Winter sogar frische Weisswürst führt, gibt es jetzt kulinarisch nichts mehr, was ich in Hamburg vermissen könnte, außer vielleicht ordentliche Brezeln, aber die kann man sich immer noch aus der Tiefkühltruhe selber aufbacken.
Keine Sorge, das bedeutet nicht, dass wir jetzt seltener nach München kommen. Wir werden nur zukünftig mit leichterem Gepäck (also ohne Kiloweise Gelbwurst im Koffer) wieder zurückreisen...
27 Juni 2007
Wut
Nein, diesmal ist nicht die Schreibwut gemeint, die mich offenbar immer noch reitet. Sondern ganz normale Wut. Aber wann ist Wut eigentlich normal?
Als Kind war ich oft wütend. So mit 5 oder 6 Jahren war ich so richtig jähzornig, habe rumgeschrien, Sachen geworfen, ganze Regalbretter leergefegt (das hatte ich im Fernsehen gesehen und fand es unheimlich effektvoll). Außerdem war ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit furchtbar beleidigt. Irgendwann habe ich mitbekommen, dass das bei Gleichaltrigen nicht so gut ankommt, und mich keiner mehr so richtig ernst nahm. Also habe ich mich zusammengerissen und mir das abgewöhnt.
Später, als Teenager, hatte ich nochmal eine Phase, in der ich meine Wut so richtig ausgelebt habe. Obwohl, "richtig" in dem Zusammenhang kein gutes Wort ist, denn ich steckte in einer Beziehung, an der einfach alles grundfalsch war. Entsprechend viel haben wir gestritten, das volle Programm mit Schreien, Szenen in der Öffentlichkeit, und gelegentlich auch Gewalttätigkeiten (von beiden Seiten). Alles sehr hässlich. Aber mit dem Ende der Beziehung ist das völlig verschwunden. Mangels Gelegenheit, und auch weil ich mir geschworen hatte, sowas nie wieder durchzumachen, und mir nichts sehnlicher wünschte als Ruhe und Frieden.
Seither gibt es wenige Gelegenheiten, wo ich meine Wut nach außen dringen lasse. Was keineswegs bedeutet, dass ich nicht wütend bin. Ich habe den Verdacht, dass ich meine Wut (aus verschiedenen Gründen) so gut unterdrücken gelernt habe, dass ich sie oft selber nicht mehr wahrnehme. Und selbst wenn, es oft nicht wage, sie zu zeigen. Was zum einen feige und unehrlich ist, und zum anderen furchtbar ungesund. Seit ich in Therapie bin, arbeite ich daran, meine Wut, und alle abgeschwächten Varianten wie Unmut, Verletztsein oder Empörung (in hoffentlich sozialverträglicher Form) auszudrücken. Aber wie sehr ich diese Gefühle vor mir selber verstecken gelernt habe, hat mir erst ein Gespräch mit meiner Schwägerin Bine klargemacht. Sie hat mir ein paar schlaue Fragen gestellt, von denen ich überhaupt nicht kapiert habe, worauf sie abzielten, von denen ich aber im Nachhinein glaube, dass es darauf nur eine richtige Antwort gibt: Wut.
In so vielen Situationen, in denen mir jemand Unrecht tut, denke ich nicht einmal daran, wütend zu werden. Ich ärgere mich, klar, aber das führt nie soweit, dass ich den anderen wissen lasse, dass er was falsch macht. Im Gegenteil, je wütender ich bin, desto weniger will ich mir die Blöße geben, dem anderen zu zeigen, dass er mich verletzt. Dann würde ich ihn ja an mich ranlassen, und das geht nicht, weil ich ja wütend auf ihn bin. Eigentlich eine sehr kindische Form von Stolz.
Da sitzt meine Wut dann also in mir drin, und anstatt dem ins Gesicht zu springen, der sie verursacht hat, bleibt sie eingesperrt und verwüstet mein Innenleben, komplett mit Sachen werfen und Regalbretter leerfegen. Und ich merk nicht mal was davon, weil ich sie ja so gut verdrängt habe.
Und auch noch nach einem Jahr Therapie komme ich nicht mal auf die Idee, dass ich mit Fug und Recht und völlig legitim über so vieles stinkwütend sein müßte. Hm. Kennt vielleicht jemand einen guten Amok-Läufer o.ä., bei dem ich in die Lehre gehen könnte?
Als Kind war ich oft wütend. So mit 5 oder 6 Jahren war ich so richtig jähzornig, habe rumgeschrien, Sachen geworfen, ganze Regalbretter leergefegt (das hatte ich im Fernsehen gesehen und fand es unheimlich effektvoll). Außerdem war ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit furchtbar beleidigt. Irgendwann habe ich mitbekommen, dass das bei Gleichaltrigen nicht so gut ankommt, und mich keiner mehr so richtig ernst nahm. Also habe ich mich zusammengerissen und mir das abgewöhnt.
Später, als Teenager, hatte ich nochmal eine Phase, in der ich meine Wut so richtig ausgelebt habe. Obwohl, "richtig" in dem Zusammenhang kein gutes Wort ist, denn ich steckte in einer Beziehung, an der einfach alles grundfalsch war. Entsprechend viel haben wir gestritten, das volle Programm mit Schreien, Szenen in der Öffentlichkeit, und gelegentlich auch Gewalttätigkeiten (von beiden Seiten). Alles sehr hässlich. Aber mit dem Ende der Beziehung ist das völlig verschwunden. Mangels Gelegenheit, und auch weil ich mir geschworen hatte, sowas nie wieder durchzumachen, und mir nichts sehnlicher wünschte als Ruhe und Frieden.
Seither gibt es wenige Gelegenheiten, wo ich meine Wut nach außen dringen lasse. Was keineswegs bedeutet, dass ich nicht wütend bin. Ich habe den Verdacht, dass ich meine Wut (aus verschiedenen Gründen) so gut unterdrücken gelernt habe, dass ich sie oft selber nicht mehr wahrnehme. Und selbst wenn, es oft nicht wage, sie zu zeigen. Was zum einen feige und unehrlich ist, und zum anderen furchtbar ungesund. Seit ich in Therapie bin, arbeite ich daran, meine Wut, und alle abgeschwächten Varianten wie Unmut, Verletztsein oder Empörung (in hoffentlich sozialverträglicher Form) auszudrücken. Aber wie sehr ich diese Gefühle vor mir selber verstecken gelernt habe, hat mir erst ein Gespräch mit meiner Schwägerin Bine klargemacht. Sie hat mir ein paar schlaue Fragen gestellt, von denen ich überhaupt nicht kapiert habe, worauf sie abzielten, von denen ich aber im Nachhinein glaube, dass es darauf nur eine richtige Antwort gibt: Wut.
In so vielen Situationen, in denen mir jemand Unrecht tut, denke ich nicht einmal daran, wütend zu werden. Ich ärgere mich, klar, aber das führt nie soweit, dass ich den anderen wissen lasse, dass er was falsch macht. Im Gegenteil, je wütender ich bin, desto weniger will ich mir die Blöße geben, dem anderen zu zeigen, dass er mich verletzt. Dann würde ich ihn ja an mich ranlassen, und das geht nicht, weil ich ja wütend auf ihn bin. Eigentlich eine sehr kindische Form von Stolz.
Da sitzt meine Wut dann also in mir drin, und anstatt dem ins Gesicht zu springen, der sie verursacht hat, bleibt sie eingesperrt und verwüstet mein Innenleben, komplett mit Sachen werfen und Regalbretter leerfegen. Und ich merk nicht mal was davon, weil ich sie ja so gut verdrängt habe.
Und auch noch nach einem Jahr Therapie komme ich nicht mal auf die Idee, dass ich mit Fug und Recht und völlig legitim über so vieles stinkwütend sein müßte. Hm. Kennt vielleicht jemand einen guten Amok-Läufer o.ä., bei dem ich in die Lehre gehen könnte?
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