Schon wieder so ein unexakter Titel. Wollte erst Waschküchenpsychologie schreiben, aber ich hab ja gar keine Waschküche, und überhaupt ist das gar nicht mehr zeitgemäß, um 'Frau die zu Hause sitzt und sich Gedanken macht' zu assoziieren. Oder?
Im Gespräch mit diversen Freundinnen stelle ich immer wieder fest, dass viele von uns ähnlich schlecht im Komplimente annehmen etc. sind wie ich. Birgit hat in ihrem Kommentar das Phänomen mit einem Poesiealbum-Spruch schön zusammengefasst.
Jetzt erinnere ich mich aber aus meinem Nebenfach-Psychologiestudium an einen sog. Attributionsfehler, konkret die 'dem Selbst dienende Verzerrung'. Die bewirkt grob, dass man für Sachen, die schief gehen, meistens andere Leute oder äußere Faktoren verantwortlich macht, während man sich für Sachen, die gut laufen, eher selbst die Ursache zuschreibt. Ich hab's extra nochmal nachgelesen: da stehen allgemeine Formulierungen wie 'der Mensch neigt dazu', oder 'wir schreiben uns Verdienste zu'. Keine Unterscheidung nach Mann und Frau. Als einzige Ausnahme von diesem Prinzip werden Depressive genannt, die dieser Verzerrung nicht unterliegen. Weiter heißt es, es gebe Untersuchungen, die nahelegen, dass diese Verzerrungen uns tatsächlich helfen, das Leben besser zu bewältigen, länger zu leben und uns besser anzupassen.
Daraus kann ich als Frau mit typischer Veilchenmentalität jetzt verschiedene Schlüsse ziehen:
a) Frauen sind keine Menschen im Sinne der Psychologie.
b) Alle 'typischen' Frauen sind depressiv.
c) 'Typische' Frauen haben erhebliche Schwierigkeiten, ihr Leben zu bewältigen.
d) Frauen haben ein überdurchschnittliches Selbstwertgefühl und haben deswegen solche albernen Verzerrungen nicht nötig.
e) Mein Psychologiebuch ist etwas über 10 Jahre alt. Die wichtigen Studien zum Thema stammen laut Wikipedia aus den 70er Jahren. Damals gab es noch keine Frauen.
f) Dass dieses Phänomen typisch Frau ist, ist in Wirklichkeit eine Verzerrung meinerseits, um nicht die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen, dass ich mich ständig selber klein mache, sondern meiner Erziehung, der Gesellschaft und meiner genetischen Disposition die Schuld geben kann, anstatt etwas zu ändern.
Während ich das hier geschrieben habe, habe ich parallel mal ein bisschen recherchiert, und bin tatsächlich doch noch auf einen Text gestoßen, der Geschlechterunterschiede macht, passenderweise vom Landesverband für Hochbegabung. Da steht auch gleich, wie Eltern ihre Kinder zu besserer Attribution erziehen können. Interessante Nebensache: wer seine Kinder darin ermutigt, Ursachen für ihre eigenen Misserfolge in externen, sprich nicht beeinflussbaren Faktoren zu sehen, erzieht sie zur Hilflosigkeit. Ist man mit einem besseren Selbstwertgefühl also tatsächlich hilfloser, wenn man mal versagt? Bringt einen das dazu, dass man Dinge gar nicht erst versucht, wenn man befürchtet, sie nicht schaffen zu können? Klingt unlogisch. Ich glaube, ich habe mich grade in eine Ecke geschrieben, aus der ich nicht mehr rauskomme. Entwirrungsversuche dieses Gedankenknäuels sind willkommen, auch von Leuten, die sich's aufgrund von mangelndem Selbstwertgefühl oder anerzogener Hilflosigkeit nicht zutrauen!
5 Kommentare:
"Wer seine Kinder darin ermutigt, Ursachen für ihre eigenen Misserfolge in externen, sprich nicht beeinflussbaren Faktoren zu sehen, erzieht sie zur Hilflosigkeit."
Und wer Kinder darin ermutigt, Ursachen für Mißerfolge in internen eigenen Faktoren zu suchen, erzieht sie zur Selbstwertgefühlslosigkeit?
Das Schöne an Gartenpsychologie (hehe, elegant, was?) ist das Denken in Extremen. Jedoch bezweifle ich, daß im Alltag diese Reinformen vorkommen. Vielmehr würde ich sagen, das Erziehen zu einem kritikfähigem Menschen mit ein wenig Selbstreflektion wirkt Wunder. Der Rest wird eh vom Umfeld und den jeweiligen peer groups übernommen. Aber zumindest die Basis sollte aus der Erziehung möglich sein.
Und was sagt mir das zu Komplimenten gegenüber Frauen? Tanja, ich find Dich klasse. ;)
Doch, ich denke, es hat eine gewisse Logik, daß man mehr Selbstwertgefühl hat, wenn man die Fähigkeit besitzt sein Versagen auf sich selbst zurückzuführen. Denn wenn man bei jedem Problem externen Dingen oder Personen die Schuld gibt, gibt man diesen "Anderen" Macht über sein Leben. Denke ich, daß mein Leben durch meine eigene Faulheit oder Dusseligkeit schief läuft, weiß ich gleichzeitg, daß es an mir liegt es besser zu machen. Ich allein habe dann die Fähigkeit die "Qualität" meines Lebens zu bestimmen: habe ich es vergeigt, kann und muß ich es wieder geradebiegen. Und wenn ich dann auch noch lernfähig bin, weiß ich das nächste sogar, wie ich gewisse Probleme und Fehler vermeide.
Denke ich hingegen, daß sowieso nur "die Anderen" an meinem Versagen Schuld sind, habe plötzlich nicht mehr ich die Macht darüber, wie mein Leben sich entwickelt sondern besagte "Andere. Dann ist es egal wie sehr ich mich anstrenge, ob alles klappt oder schief geht liegt nicht mehr an mir. Und dann bin ich hilflos, weil ich ja eh nichts tun kann.
Aber bequemer ist es natürlich, wenn man gedanklich die Schuld von sich weisen kann, denn dann muß man sich nicht eingestehen, daß man nicht so perfekt ist, wie man gerne hätte (und man ist die Verantwortung los).
Tja, jetzt müssen wir alle nur noch lernen zu erkennen, wann tatsächlich wir selbst und wann andere Schuld daran sind, daß etwas falsch gelaufen ist.
Ganz nachdenklich Grüße!
Birgit
kurz zu mibs beitrag:
ich denke, man muss kinder nicht unbedingt dazu erziehen, zu sehen,dass die ursachen für ihre misserfolge bei ihnen selbst liegen - stimmt ja auch nicht immer - sondern nur dazu, sie NICHT zuerst mal wo anders zu suchen, weil sie dann eben hilflos diesem andern ausgeliefert sind.
ich halte es außerdem für wichtig,dass man nicht nur zum erkennen erzieht, sondern dazu, zu erkennen,dass man was gegen misserfolge tun kann. dass man vieles verwandeln kann in erträgliches oder gar erfolg. aber nur dann, wenn man ehrliche ursachenforschung betreibt.
das hat was mit dem lernen des ursache-wirkung-prinzips zu tun,das ich oft vermisse bei "meinen" kindern. die lernen weder mit den konsequenzen falschen handelns umzugehen, noch ermöglicht man ihnen zu sehen,dass richtiges handeln gute, positive, wünschenswerte konsequenzen haben kann. so geht's dann natürlich gar nicht und sie schussern orientierungslos von einer wand gegen die andere... muss ein tolles gefühl sein...
ach ja und noch was:
ich denke, wir frauen lernen noch immer, dass zu offen getragenes selbstwertgefühl nicht schicklich ist. aber dann wollen doch alle,dass wir in uns ruhen und dadurch besser funktionieren. für mich ist das ein widerspruch. oder doch nicht? das ideal (von wem auch immer...) wäre dann die selbstbewusste frau, die sich das aber nicht direkt anmerken lässt, die aber aufgrund ihres selbstbewusstseins zum unerschütterlichen punching ball ihrer umgebung taugt.
yuk.
n.
also, ich neige ja schon seit jahren dazu, peer groups zu ignorieren ;-)
was bisher nicht wirklich geschadet hat.
wie schon ein sizilianisches sprichwort sagt: besser allein als schlecht begleitet.
aber man braucht echt rückgrat dazu - mal wieder eine gratwanderung.
im endeffekt lohnt es sich....
sandra
Ha!
Es ist immer wieder schön zu lesen, dass Andere ähnliche Gedankengänge haben :-)
Ich habe vor einigen Jahren bemerkt, dass ich sehr viel Witze auf meine Kosten mache...also eigentlich zu viele. Darüber dass ich nicht den Norm BMI habe (seht ihr, ich arbeite an einer positiven selbstwahrnehmung, ich schreib ned ZU FETT..nein...nicht der norm entsprechend *hust * ), darüber dass ich oft zu laut bin oder darüber dass man mich eh nicht Ernst nehmen muss.
Ich red und hab mich gern darauf rausgeredet, dass es ein Zeichen von Humor ist über sich selbst lachen zu könne. Das wäre ja auch soweit wahr...tatsächlich mache ich solche Witze aber besonders verstärkt in einem Umfeld in dem ich mich zu schützen versuche, streng nach dem Motto. Jeden Witz den ich über mich gemacht habe, den kann kein Anderer mehr über mich machen.
Stimmt auch – besonders in der Arbeit (allein unter viel männern ne) bekam ich nur ganz selten einen spruch, den ich nicht schon zuvor gemacht hätte. Da sah ich mich in meiner Theorie bestätigt.
Dass ich dabei selbst auf meinem Ego rumhacke, hab ich (depp) nicht kapiert. Wenn ich selbst schlecht über mich rede/denke – wie könnt ich dann jemals erwarten...dass jemand anderes dass nicht auch plant!! :-) (und es nur nicht tat, weil ich ihm ja schon zuvor kam ^^)
So.
Menschen....nicht Frauen..sondern Menschen..die Probleme haben Komplimente anzunehmen, haben von sich oder von Anderen gelernt dass sie es nicht verdient haben. Sprich, sie sind es nicht Wert...ihrer Meinung nach.
Das perfide ist, dass man das durchaus wissen kann...es aber dennoch nichts hilft solange man in seinem Denkschema (vielleicht sogar heimlich)verweilt.
Ich kann ja nur von mir reden...irgendwann in meinem Leben hab ich halt mal gelernt, dass ich nicht perfekt bin (freilich wollt ich das nicht von mir wissen, weil ich ja lieber göttlich bin :-) ) und wenn ich sehe, dass ich nicht perfekt bin, dann wissens auch alle anderen. Weil ich mit dieser Tatsache umgehen muss, habe ich ein System entwickelt um damit umzugehen.
Unkreativer weise lautet das system halt: „ Kannst eh nicht ändern, finde dich damit ab, dass du fehlerbehaftet bist...ist ja menschlich.“
und damit hat man dann die entschuldigung für den rest seines lebens hinzunehmen, dass man nicht das aller beste von sich denkt.
So ganz allgemein denke ich, bin ich eine selbstbewusst Frau, ich beweise das auch in vielen Lebenslagen.
Im Detail gibt es Ecken, in denen ich bemerke, dass ich labil und verletztlich bin. Dass das bei jedem Menschen so ist, spielt da mal keine Rolle.
Wenn ich brav im extrem denke, könnte ich behaupte...also WENN ich selbstbewusst wäre, dann würde ich mich doch nicht so schlecht einschätzen.....also MUSS mein selbstbewusstsein..eine selblstlüge sein!!!!
Perfide sache das :-)
Dass so ein Selbstbewusstsein schwankt wie der Meeresspiegel...bei jedem Menschen...schreibt kein Mensch....wir vergleichen uns dann lieber mit denen Menschen die IMMER total taff sind.
Aber wenn wir halbwegs ehrlich sind, ist uns klar, dass vieles Show ist.
Ich mein..wie oft hab ich schon die harte Frau markiert....alter...wenn ich so hart wär, wie ich manchmal so tu, wär ich nie depressiv beim Psychater gesessen * g *
Aber wegen ein paar Schwächen zu vermuten, ich hätte GAR KEINE stärken ist ja genauso dämlich, wie der umgekehrte schluss.
In irgendeiner östlichen Philosophie findet sich meiner Meinung nach am ehersten eine Antwort. Der Ausgleichs macht.
In einigem sind wir gut, in einigem schlecht.
Wir haben da und dort selbstbewusstsein und da und dort nicht. (bei frauen kommt dann noch die vor -menstruale phase dazu :-) )
Wenn wir nicht alles auf die goldene Wage legen (mein mann ist doof, ich hab ne neue frisur und er hat nicht gesagt wie toll cih aussehe....der findet mich bestimmt hässlich!) sondern einfach mal...einfach wäre. ('Ich hab mich im Spiegel gesehen und fand mich hübsch, er sagt nichts anderes, also wird’s schon passen)...dann wär schon alles irgendwie ausgeglichener.
Das mit dem Komplimente nicht annehmen ist ein selbstgänger....irgendwann sagt einem einer...dass man das lernen müsste und gefälligst danke sagt. Und weil man es mental nachvollziehen kann, tut man es auch, da kommen dann so sätze raus wie.
„...aber nein ich hab doch gar nicht so viel dafür getan..ich...............ah nein....warte. Ja, gern geschehen, es hat mir mühe gekostet, aber für dich tat ich das gern!“
Oder ein etwas gekünsteltes Lächeln, wenn man einfach danke sagt und man kommt sich blöd vor, weil der andere bestimmt merkt, dass man nur so tut, als würde man das kompliment annehmen.
Zumindest ging es mir ein paar Jahre so.
Mittlerweile hab ich gelernt, dass Andere Menschen sich in 99% aller Fälle nicht die Mühe machen mich anzulügen wozu auch.
Und ich habe gelernt, dass es völlig legitim ist sich selbst den Bauch zu pinseln. Also wenn jemand ein Kompliment macht, dann ist es völlig in Ordnung wenn ich es aus egoistischen gründen für wahr nehmen..egal was sich der gedacht hat.
Oder man tut so als wär man rollenspieler und stellt sich vor man wär ein total toller geiler typ und wenn DER komplimente kriegt ist das ja nur gerechtfertigt! :-)
Jedenfalls, wenn man ein paar mal Komplimente einfach so angenommen hat und dann sieht, dass dein Gegenüber tatsächlich nichts weiter von dir will.....dann kann man auch langsam mal vergessen dass es irgendwann eine Zeit gab, in der man das nicht gerechtfertigt fand.
Nicht perfekt zu sein ist noch lange keine Rechtfertigung sich selbst nicht toll zu finden! * g*
Ähm ja..Andrea in der schreibwut*G*
* bussis und quaken verteil *
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