Es gibt Dialoge, die muss man einfach für die Nachwelt festhalten.
Gestern rief mich ein Mensch von einem 'Gesundheitszentrum' an und wollte mir anbieten, mich kostenlos durchchecken zu lassen. Normalerweise würge ich solche Leute schnell ab, aber der hier hörte sich einfach so gar nicht nach Call Center an und wirkte auf schusselige Weise nett. Meine Geduld wurde belohnt.
Ich: Ich glaub, das ist nicht interessant für mich.
Er: Aber da können Sie sich von oben bis unten durchchecken lassen. Der Computer sagt Ihnen dann genau, wie Sie drauf sind.
Ich (in vollem Bewusstsein, dass diese Antwort dem vorigen Blogeintrag widerspricht): Dazu brauche ich keinen Computer.
Er: Das hat neulich auch eine Dame zu mir gesagt. Die war gertenschlank, wie ein Model. Dann haben wir sie durchgecheckt, und stellen Sie sich vor, bei der ist das ganze Fett nach innen gegangen.
Ich (ein Lachen unterdrückend): Nach innen. Aha.
Er: Ja, schrecklich, nicht?
Ich (immer noch völlig verblüfft über so viel Blödsinn, leichtsinnigerweise glaubend, dass etwas medizinische Autorität ihn vielleicht abschreckt, den Zahnarztfrauenjoker ziehend): Wissen Sie, ich bin mit einem Arzt verheiratet, und wenn Sie mir was von innerlichem Fett erzählen wollen...
Er: In letzter Zeit bin ich auch öfters im Krankenhaus zu Besuch, und wissen Sie was? Der Chefarzt dort hat Übergewicht! Da war ich schon enttäuscht, als ich das gesehen habe.
Ich: Mag ja sein, aber innerliches Fett ist einfach reiner Blödsinn.
Er: Und die Krankenschwestern da können einem auch leid tun. 16 Stunden müssen die arbeiten.
Ich (unfähig, das Lachen noch länger zu unterdrücken): Da haben Sie recht. Und da die Ärzte auch so lange arbeiten, meiner aber grade da ist, würde ich gern ein bisschen Zeit mit ihm verbringen. Dankeschön. Wiederhören.
Innerliches Fett. Und ich dacht immer, ich hätt schwere Knochen...
28 Oktober 2008
Die Verbindlichkeit der Kreuzschlitzschraube
Gestern habe ich unseren Schreibtisch umgebaut. (Sowas passiert, wenn man als Freiberufler mal mehr als einen Tag lang nix zu tun hat.) Eigentlich wollte ich ihn nur etwas niedriger stellen, um zu testen, ob das besser für den Rücken ist. Dazu musste ich dummerweise die Tischbeine komplett abschrauben. Merke: Niemals Ikea-Anleitungen wegwerfen, schon gar nicht für kleine, unbedeutende Möbelteile, die nicht wichtig genug für die Website sind. Jedenfalls hab ich den Bohrer samt Kreuzschlitz-Bit verwendet, weil einige Schrauben ziemlich fest saßen. Bei einer Schraube hat der Bohrer nicht richtig gegriffen und immer wieder durchgedreht. Während ich so kopfunter unterm Tisch saß und hartnäckig die Schraube ruinierte, ertappte ich mich bei dem Gedanken, welche Möglichkeiten es denn gäbe, wenn das Ding endgültig hin wäre. Wenn ich sonst ein technisches Problem zu lösen habe, lässt sich das, wenn der normale Weg nicht funktioniert, meistens durch Neustart, Neuinstallation oder schlaue Tipps/Patches aus dem Internet beheben. Allein, für die Schraube wollte mir nichts anderes einfallen als - entweder du kriegst sie rausgedreht, oder du musst den Tisch für immer und ewig so lassen wie er ist. Kein Undo-Knopf. Keine herunterladbare Aktualisierung für den Bohrer.
Vorsichtshalber hab ich dann den Schraubenzieher genommen, die widerspenstige Schraube bezwungen - und weggeworfen. Und bin mir nicht sicher, ob ich es befriedigend oder beängstigend finden soll, dass manche Dinge einfach verbindlich und endgültig und ohne Hintertür sind, und vor allem, wie wenig selbstverständlich das für mich mittlerweile geworden ist. Nerdalarm! :)
Vorsichtshalber hab ich dann den Schraubenzieher genommen, die widerspenstige Schraube bezwungen - und weggeworfen. Und bin mir nicht sicher, ob ich es befriedigend oder beängstigend finden soll, dass manche Dinge einfach verbindlich und endgültig und ohne Hintertür sind, und vor allem, wie wenig selbstverständlich das für mich mittlerweile geworden ist. Nerdalarm! :)
26 Oktober 2008
Mein Handy verloren hab ich
Man verzeihe mir die ungewöhnliche Formulierung - nach einer Woche mit meinem Neffen kann ich gar nicht anders, als seine yoda-eske Satzstellung zu übernehmen. Wer noch ein paar Beispiele will: "Nimmer mach ich des jetzt." (Wenn er mich testweise gehauen, mir Wasser über den Kopf geschüttet oder eine Flasche ins Gesicht geschlagen hat und ich ihn geschimpft habe.), "Weiße Haare hast du." (Nachdem ich meine Friseuse wiedergefunden hatte.) oder auch "Zum Spielplatz gehn wir jetzt." (Immer wenn es regnet.) Aus dieser repräsentativen Auswahl ist unschwer zu erkennen, dass ich die Woche mit meinen beiden Neffen sehr genossen habe. Die zwei sind wirklich zum Auffressen süß, und ich hatte jede Menge Spaß. Tim kann auch schon sprechen ("haugl" und "bläh" sind zwei Lieblingswörter), hat einen wunderbar melancholischen Blick und übt grade alle anderen Gesichtsausdrücke, vorzugsweise gleichzeitig oder zumindest in verwirrend schneller Abfolge. Marlin genießt in vollen Zügen den Oma-Effekt, sprich er lässt sich von vorn bis hinten verwöhnen, und ich durfte, anders als bei Yolanda, die strenge Tante spielen. Was erstaunlich gut klappte. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich es aushalten und hart bleiben konnte, wenn er auf mein 'nein' in herzzerreißende Tränchen ausbrach - hätte ich mir nicht zugetraut. Für die Zukunft unserer zukünftigen Kinder besteht also noch Hoffnung. Und unserer (Marlins und meiner) Beziehung scheint's nicht geschadet zu haben: Immerhin hat er gefragt, wann ich wiederkomme. ("Eine ganze Weile dauert des noch.") Vor lauter vorauseilender Sehnsucht hab ich dann wohl unbewußt mein Handy irgendwo am Münchner Bahnhof liegen lassen, quasi als Verbindungsanker zu meinen Knuddelneffen (und allen anderen lieben Leuten). Dummerweise hat das aber jemand gefunden und mit nach Düsseldorf genommen. Jetzt überleg ich, ob ich's mir doch wieder schicken lasse, weil der bestimmt nicht so gut bläh und haugl sagen kann und auch die Sätze nicht so lustig verdreht.
Wer mich bis dahin erreichen will und weder meine Festnetznummer, meine Skype-ID noch meine Email-Adresse hat, der hinterlasse mir einfach hier einen Kommentar und bald melden werde ich mich. :)
Wer mich bis dahin erreichen will und weder meine Festnetznummer, meine Skype-ID noch meine Email-Adresse hat, der hinterlasse mir einfach hier einen Kommentar und bald melden werde ich mich. :)
09 Oktober 2008
Winter
Woran erkennt man, dass es Winter wird?
Daran, dass Taschentücher und Mandarinenschalen herumliegen.
Daran, dass Taschentücher und Mandarinenschalen herumliegen.
24 September 2008
Traumhaft
Irgendwas ist anders. So ganz genau definieren kann ich's nicht, aber ich fühle mich irgendwie... na, anders eben. In den letzten drei Nächten habe ich wieder extrem intensiv geträumt, so wie zu besten Alles-Egal-Pillen-Zeiten. Sprich, die Träume sind meist zu skurril um sie auch nur ansatzweise zu beschreiben (auch wenn ich schon überlegt habe, einen eigenen Blog dafür einzurichten, z.B. um euch zu berichten, dass ein Frosch in meiner Kaffeemaschine wohnt), sehr lebhaft, irgendwie seltsam, aber keine Albträume. Und sie scheinen oft eine (Unter-!)bewusstseinsveränderung anzuzeigen.
Beispiel: In einem Traum, den ich immer mal wieder habe, und der mir vermutlich sagen will, dass ich grade überfordert bin, muss ich in einem Theaterstück auftreten, finde aber kein Kostüm, verheddere mich hoffnungslos darin, oder muss alle anderen Schauspieler ausstatten und komme selbst nicht dazu, mich umzuziehen. Erst auf der Bühne, vorzugsweise wenn mein Einsatz kommt, stelle ich fest, dass ich meinen Text nicht ein einziges Mal durchgelesen habe. Geschweige denn auswendig kann. Da endet der Traum meistens. Heute Nacht war es wieder so weit. Immerhin bemerkte ich, dass sich alle um mich herum auf das Stück vorbereiteten; ich musste aber noch auf eine Klausur lernen und hatte deswegen keine Zeit. Aber anstatt hilflos zuzusehen, wie die unausweichliche Blamage auf der Bühne auf mich zukam, ging ich einfach zum Regisseur, um ihn zu bitten, mir meine Rolle kurz zu beschreiben, damit ich einfach einen Text improvisieren könnte. (Erste große Veränderung: Ich nehme mein Schicksal aktiv in die Hand. Was nicht ganz abwegig war, weil der Traum früher vor der Aufführung einsetzte als sonst.) Und was sagt mir der Mann? "Mach dir keine Sorgen, du spielst ja gar nicht mit." Wow. Zweite, riesige Veränderung: Mein Unterbewusstsein gibt mir eine Auszeit von unnötigen Ich-hab-was-vergessen-ich-könnte-versagen-ich-bin-rettungslos-chaotisch-was-sollen-dieLeute-von-mir-denken-Sorgen. Von unsinnigem Ich-muss-alles-können-was-man-von-mir-erwartet-Denken. Ich bin aufgewacht und war sprachlos. Was diesem Blogeintrag widerspricht, der wird schon wieder furchtbar lang, also mach ich lieber hier Schluss und schreibe später noch ein paar weitere wirre Gedanken in einen neuen Eintrag. Jedenfalls: So kann das nachts weitergehen. Dafür nehme ich sogar in Kauf, dass der Kaffee manchmal ein bisschen nach Frosch schmeckt. :)
Beispiel: In einem Traum, den ich immer mal wieder habe, und der mir vermutlich sagen will, dass ich grade überfordert bin, muss ich in einem Theaterstück auftreten, finde aber kein Kostüm, verheddere mich hoffnungslos darin, oder muss alle anderen Schauspieler ausstatten und komme selbst nicht dazu, mich umzuziehen. Erst auf der Bühne, vorzugsweise wenn mein Einsatz kommt, stelle ich fest, dass ich meinen Text nicht ein einziges Mal durchgelesen habe. Geschweige denn auswendig kann. Da endet der Traum meistens. Heute Nacht war es wieder so weit. Immerhin bemerkte ich, dass sich alle um mich herum auf das Stück vorbereiteten; ich musste aber noch auf eine Klausur lernen und hatte deswegen keine Zeit. Aber anstatt hilflos zuzusehen, wie die unausweichliche Blamage auf der Bühne auf mich zukam, ging ich einfach zum Regisseur, um ihn zu bitten, mir meine Rolle kurz zu beschreiben, damit ich einfach einen Text improvisieren könnte. (Erste große Veränderung: Ich nehme mein Schicksal aktiv in die Hand. Was nicht ganz abwegig war, weil der Traum früher vor der Aufführung einsetzte als sonst.) Und was sagt mir der Mann? "Mach dir keine Sorgen, du spielst ja gar nicht mit." Wow. Zweite, riesige Veränderung: Mein Unterbewusstsein gibt mir eine Auszeit von unnötigen Ich-hab-was-vergessen-ich-könnte-versagen-ich-bin-rettungslos-chaotisch-was-sollen-dieLeute-von-mir-denken-Sorgen. Von unsinnigem Ich-muss-alles-können-was-man-von-mir-erwartet-Denken. Ich bin aufgewacht und war sprachlos. Was diesem Blogeintrag widerspricht, der wird schon wieder furchtbar lang, also mach ich lieber hier Schluss und schreibe später noch ein paar weitere wirre Gedanken in einen neuen Eintrag. Jedenfalls: So kann das nachts weitergehen. Dafür nehme ich sogar in Kauf, dass der Kaffee manchmal ein bisschen nach Frosch schmeckt. :)
19 September 2008
Scheiße ist ein Adjektiv
Und darf als solches klein geschrieben werden. Natürlich gibt es auch das zugehörige Hauptwort und ein entsprechendes Verb. Noch gibt's keine Deklination für das Adjektiv, aber analog zur aufen Tür und zum groß genugen Hemd kommt das sicher auch bald.
Solche und andere sprachliche Feinheiten lernt man ganz nebenbei beim Arbeiten. Wenn man z.B. Untertitel für eine Serie über ein paar aus Papierschnipseln bestehende kleine Jungs aus einer völlig normalen amerikanischen Kleinstadt mit übermäßigem Hang zum Fluchen korrekturlesen darf.
Netterweise liefert mein Auftraggeber die englischen Originaluntertitel mit hilfreichen Kommentaren versehen ("fag = pejorative for homosexual" oder "dude = slang term of address for a male" (in der dt. Version: "Alter"), oder auch mal "Louis XIV furniture = furniture made by Louis XIV"). Diese sog. blue notes (Ob das Absicht ist?) werden auch als Kommentare für die Qualitätskontrolle verwendet. Im Original werden sämtliche Eigennamen sorgfältig auf richtige Schreibweise überprüft, entweder anhand irgendwelcher Continuity-Bibeln der Filmfirma (bei Namen von Charakteren), oder anhand von Lexika/Atlanten/Internetseiten. Schließlich muss man sicherstellen, dass auch seltene Namen oder unbekannte Orte richtig geschrieben sind. Deswegen findet man hier auch so Kommentare wie "Jesus OK", "New Orleans OK" oder "Al-Qaeda OK", samt passender Quellenangabe. Und wenn man dann noch nicht vor Lachen zusammengebrochen ist, tut man es bestimmt bei "Earth OK" (Quelle dafür ist ein kryptisches "BS" - Vorschläge, was die Abkürzung bedeuten könnte, sind willkommen!).
Und nicht zuletzt gibt's nützliche Kommentare, wie das jeweils Gesagte gemeint sein könnte, meist in der Form: 'Note Humor'.
Danke für den Hinweis - ist angekommen! :)
P.S. Wie immer bitte den Namen der Serie nicht erwähnen, auch wenn ihr's erkannt habt!
Solche und andere sprachliche Feinheiten lernt man ganz nebenbei beim Arbeiten. Wenn man z.B. Untertitel für eine Serie über ein paar aus Papierschnipseln bestehende kleine Jungs aus einer völlig normalen amerikanischen Kleinstadt mit übermäßigem Hang zum Fluchen korrekturlesen darf.
Netterweise liefert mein Auftraggeber die englischen Originaluntertitel mit hilfreichen Kommentaren versehen ("fag = pejorative for homosexual" oder "dude = slang term of address for a male" (in der dt. Version: "Alter"), oder auch mal "Louis XIV furniture = furniture made by Louis XIV"). Diese sog. blue notes (Ob das Absicht ist?) werden auch als Kommentare für die Qualitätskontrolle verwendet. Im Original werden sämtliche Eigennamen sorgfältig auf richtige Schreibweise überprüft, entweder anhand irgendwelcher Continuity-Bibeln der Filmfirma (bei Namen von Charakteren), oder anhand von Lexika/Atlanten/Internetseiten. Schließlich muss man sicherstellen, dass auch seltene Namen oder unbekannte Orte richtig geschrieben sind. Deswegen findet man hier auch so Kommentare wie "Jesus OK", "New Orleans OK" oder "Al-Qaeda OK", samt passender Quellenangabe. Und wenn man dann noch nicht vor Lachen zusammengebrochen ist, tut man es bestimmt bei "Earth OK" (Quelle dafür ist ein kryptisches "BS" - Vorschläge, was die Abkürzung bedeuten könnte, sind willkommen!).
Und nicht zuletzt gibt's nützliche Kommentare, wie das jeweils Gesagte gemeint sein könnte, meist in der Form: 'Note Humor'.
Danke für den Hinweis - ist angekommen! :)
P.S. Wie immer bitte den Namen der Serie nicht erwähnen, auch wenn ihr's erkannt habt!
15 September 2008
Dinge, die man niemals braucht
Der Mensch an sich ist ja manchmal sparsam. Vor allem, wenn's um seine Gehirnkapazität geht. Deswegen filtert er die Informationen, die er so tagtäglich bekommt, und merkt sich theoretisch nur die wichtigen. Das trifft auf mich nicht uneingeschränkt zu. Ich kann immer noch die meisten 80er-Jahre-Popsongs auswendig mitsingen, sogar die, die ich nicht besonders mochte. Dafür kriege ich keine einzige binomische Formel mehr zusammen. Und vergesse auf dem Weg aus dem Wohnzimmer in die Küche, was ich mir dort eigentlich holen wollte.
Trotzdem versuche ich, wann immer es mir möglich ist, Informationen in wichtig und unwichtig einzuteilen, und die unwichtigen ganz schnell wieder zu vergessen. So zum Beispiel bestimmte Vokabeln der japanischen Höflichkeitssprache (ein sehr komplexes Ding mit eigener Grammatik und seeeh kontextabhängig). Nämlich die, von denen mir gesagt wurde, dass ich sie nur brauchen würde, wenn ich mal mit dem Kaiser oder ähnlich hochgestellten Personen reden würde. Da meinte mein Gehirn, das passiert eh nie, also gar nicht erst speichern.
Tja, und dann war auf der Eröffnungsveranstaltung eine kaiserliche Prinzessin anwesend, schlenderte durch den Saal und machte liebenswürdige Konversation mit den ausländischen Gästen. Was tut man da? Englisch reden? Einfach die Klappe halten? Möglichst diskret den Empfang verlassen? Sanft genötigt von Leos begeisterten Kolleginnen, entschied ich mich gegen diese allesamt sehr japanischen Lösungsansätze und sprach ihre Hoheit auf Japanisch an - wahrscheinlich grottenfalsch, weil unhöflich. Aber wenn sie's amüsant oder rüpelhaft fand, hat sie sich's jedenfalls nicht anmerken lassen. Also definitiv eine interessante Erfahrung. Und hoffentlich ein gutes Foto (folgt noch). Als Lehre daraus sollte ich wohl ziehen, dass ich mir in Zukunft einfach alles und jedes merke, egal wie unwichtig. Fragt mich doch in zwei Wochen nochmal, was in diesem Blogeintrag stand, nur zum Testen. ;)
Tatsächlich bin ich aber auf noch eine viel wichtigere in Vergessenheit geratene Vokabel gestoßen. Und zwar, als ich zum ersten Mal Leo auf Japanisch jemandem vorstellen wollte. Denn die Japaner haben verschiedene Wörter für Familienmitglieder, je nachdem, ob's die eigenen oder die des Gesprächspartners sind. Und da ich vorher noch nie Anlass dazu hatte, hatte ich das Wort für 'mein Ehemann' noch nie in den Mund genommen. Und so musste ich erstmal das Lexikon zu Rate ziehen, um sagen zu können, in welcher Beziehung Leo zu mir steht.
Wundert euch also bitte nicht, wenn ich ihn in Zukunft zu Übungszwecken mit dem passenden japanischen Wort betitele. Das, um die ohnehin schon bestehende Namensverwirrung komplett zu machen, übrigens 'otto' lautet.
Trotzdem versuche ich, wann immer es mir möglich ist, Informationen in wichtig und unwichtig einzuteilen, und die unwichtigen ganz schnell wieder zu vergessen. So zum Beispiel bestimmte Vokabeln der japanischen Höflichkeitssprache (ein sehr komplexes Ding mit eigener Grammatik und seeeh kontextabhängig). Nämlich die, von denen mir gesagt wurde, dass ich sie nur brauchen würde, wenn ich mal mit dem Kaiser oder ähnlich hochgestellten Personen reden würde. Da meinte mein Gehirn, das passiert eh nie, also gar nicht erst speichern.
Tja, und dann war auf der Eröffnungsveranstaltung eine kaiserliche Prinzessin anwesend, schlenderte durch den Saal und machte liebenswürdige Konversation mit den ausländischen Gästen. Was tut man da? Englisch reden? Einfach die Klappe halten? Möglichst diskret den Empfang verlassen? Sanft genötigt von Leos begeisterten Kolleginnen, entschied ich mich gegen diese allesamt sehr japanischen Lösungsansätze und sprach ihre Hoheit auf Japanisch an - wahrscheinlich grottenfalsch, weil unhöflich. Aber wenn sie's amüsant oder rüpelhaft fand, hat sie sich's jedenfalls nicht anmerken lassen. Also definitiv eine interessante Erfahrung. Und hoffentlich ein gutes Foto (folgt noch). Als Lehre daraus sollte ich wohl ziehen, dass ich mir in Zukunft einfach alles und jedes merke, egal wie unwichtig. Fragt mich doch in zwei Wochen nochmal, was in diesem Blogeintrag stand, nur zum Testen. ;)
Tatsächlich bin ich aber auf noch eine viel wichtigere in Vergessenheit geratene Vokabel gestoßen. Und zwar, als ich zum ersten Mal Leo auf Japanisch jemandem vorstellen wollte. Denn die Japaner haben verschiedene Wörter für Familienmitglieder, je nachdem, ob's die eigenen oder die des Gesprächspartners sind. Und da ich vorher noch nie Anlass dazu hatte, hatte ich das Wort für 'mein Ehemann' noch nie in den Mund genommen. Und so musste ich erstmal das Lexikon zu Rate ziehen, um sagen zu können, in welcher Beziehung Leo zu mir steht.
Wundert euch also bitte nicht, wenn ich ihn in Zukunft zu Übungszwecken mit dem passenden japanischen Wort betitele. Das, um die ohnehin schon bestehende Namensverwirrung komplett zu machen, übrigens 'otto' lautet.
Tadaimaaaaa
Was so viel heißt wie: Wir sind wieder da!
Zweieinhalb wilde Wochen mit einem Wahnsinns-Con (in jeder Beziehung), einer ebenso großen Konferenz mit ähnlich skurillen, aber doch etwas ernsteren Themen, einem Blitz-Wochenendtrip nach Tokyo und tausend Tempeln und Schreinen in Kyoto plus viel, viel, viel leckerem, unidentifizierbarem japanischem Essen liegt hinter uns. Oder sollte ich sagen: haben wir überlebt? Aber das klingt vielleicht zu negativ, denn es hat durch die Bank jede Menge Spaß gemacht. Das Rollenspiel sowieso, auch wenn es rein oberflächlich betrachtet wie ein einziges von morgens bis abends ohne Pause Durcharbeiten wirkte. :) In Wirklichkeit war's eine gut getarnte Mordsgaudi.
Und Japan auch. Erstaunlich, wie viele Klischees, die ich schon fast als hoffnungslose Übertreibungen meines Erinnerungsvermögen abgehakt hatte, doch immer noch zutreffen. Und wie entspannt es sein kann, Japan als Tourist zu erleben, ohne irgendwelche Arbeitsverpflichtungen oder Kurse. Wobei ich mich - zunehmend japanisiert, ich hoffe, das gibt sich schnell wieder - schon recht verantwortlich für das Wohlergehen von Leos Kolleginnen fühlte und versucht habe, sie nach Kräften mit der japanischen Kultur vertraut zu machen. (Ist da ein Widerspruch in diesem Satz? Wenn man die Tintenfischinnereien, die ich im Restaurant für sie bestellt habe, bedenkt, wahrscheinlich schon.) Aber insgesamt war das ganze sehr entspannt und lustig und sehr sehr japanisch. Im positiven Sinne des Wortes. Ich bin tatsächlich etwas versöhnt. Wobei ich nach wie vor der Meinung bin: Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit japanischen Vorgesetzten.
Aber wenn das Land (die Leute? die Atmosphäre? die Hitze?) sogar Leo zum Karaoke-Singen inspiriert, dann kann's ja nicht ganz schlecht sein, oder?
Zweieinhalb wilde Wochen mit einem Wahnsinns-Con (in jeder Beziehung), einer ebenso großen Konferenz mit ähnlich skurillen, aber doch etwas ernsteren Themen, einem Blitz-Wochenendtrip nach Tokyo und tausend Tempeln und Schreinen in Kyoto plus viel, viel, viel leckerem, unidentifizierbarem japanischem Essen liegt hinter uns. Oder sollte ich sagen: haben wir überlebt? Aber das klingt vielleicht zu negativ, denn es hat durch die Bank jede Menge Spaß gemacht. Das Rollenspiel sowieso, auch wenn es rein oberflächlich betrachtet wie ein einziges von morgens bis abends ohne Pause Durcharbeiten wirkte. :) In Wirklichkeit war's eine gut getarnte Mordsgaudi.
Und Japan auch. Erstaunlich, wie viele Klischees, die ich schon fast als hoffnungslose Übertreibungen meines Erinnerungsvermögen abgehakt hatte, doch immer noch zutreffen. Und wie entspannt es sein kann, Japan als Tourist zu erleben, ohne irgendwelche Arbeitsverpflichtungen oder Kurse. Wobei ich mich - zunehmend japanisiert, ich hoffe, das gibt sich schnell wieder - schon recht verantwortlich für das Wohlergehen von Leos Kolleginnen fühlte und versucht habe, sie nach Kräften mit der japanischen Kultur vertraut zu machen. (Ist da ein Widerspruch in diesem Satz? Wenn man die Tintenfischinnereien, die ich im Restaurant für sie bestellt habe, bedenkt, wahrscheinlich schon.) Aber insgesamt war das ganze sehr entspannt und lustig und sehr sehr japanisch. Im positiven Sinne des Wortes. Ich bin tatsächlich etwas versöhnt. Wobei ich nach wie vor der Meinung bin: Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit japanischen Vorgesetzten.
Aber wenn das Land (die Leute? die Atmosphäre? die Hitze?) sogar Leo zum Karaoke-Singen inspiriert, dann kann's ja nicht ganz schlecht sein, oder?
24 August 2008
Sag's in 24 Zeichen
Eigentlich sollte dies ein lustiger Blogeintrag über meine derzeitige Arbeit werden, inkl. Zeilenumbruch nach jeweils 24 Zeichen. Aber 'lustig' trifft grade meine Stimmung nicht wirklich, also versuch ich mal mit 'neutral' anzufangen und mich dann zu 'maßlos selbstmitleidig' zu steigern.
Vor einiger Zeit habe ich endlich geschafft, was ich schon lange versucht hatte: in die Kartei einer Übersetzungsagentur aufgenommen zu werden, die sich auf Computerspiele spezialisiert hat. Das ist eine Boombranche, außerdem kenn ich mich zumindest grundlegend damit aus, und es klingt lustig und abwechslungsreich.
Ist es auch. Die Texte sind nicht wahnsinnig kompliziert, man muss nur ab und zu ein paar Spezialausdrücke recherchieren, und die größte Schwierigkeit ist, die meistens vorgegebene Zeichenbeschränkung pro Zeile (s.o.) einzuhalten.
Vor knapp zwei Wochen kam nach ein paar kleineren Sachen der erste große Auftrag. Jeweils Portionen von ca. 10.000 Wörtern in einem Zeitrahmen von je ca. 2 - 3 Tagen. Nicht unmöglich, aber schon sehr anspruchsvoll. Ich habe trotz Con-Vorbereitungsstress angenommen, zum einen, weil das diesen Monat mein erster richtiger Umsatz wird, zum anderen, weil ich eben in die Branche rein will. Das bedeutete zwar, von früh morgens bis spät abends durchzuarbeiten, Sehnenscheidenentzündung und Rückenschmerzen inklusive. Aber egal. Ich hab jede Deadline eingehalten, meistens sogar etwas früher abgeliefert als verlangt. Den letzten Teil habe ich am Freitag gg. 14h abgegeben, und bin dann ein bisschen stolz und selbstzufrieden zum Einkaufen und zum Sport gegangen. Professionell, pünktlich, zuverlässig und auch noch gut im Übersetzen. Und niemals auch nur ein Zeichen zu viel, in keiner Zeile. Die buchen mich wieder. Dachte ich.
Der Grund, warum ich jetzt schon 20 Minuten hier rumsitze und heule, ist dass meine Übersetzung offenbar nicht angekommen ist. Am Samstag morgen hatte ich eine Mail von Freitag Abend im Posteingang, in der die Agentur fragte, wann ich denn gedenke abzugeben. Also hab ich das ganze noch mal geschickt, in der Hoffnung, dass die Agentur dann gleich am Montag früh damit weiter arbeiten kann. Und habe den Fehler begangen, am Samstag nicht mehr in meine Mail zu schauen, sondern mir tatsächlich etwas Freizeit zu gönnen.
Eben hab ich dann in meinem Posteingang eine weitere Mail vom Samstag gefunden, diesmal schon in reichlich entnervtem Ton. Offenbar ist meine Mail wieder nicht angekommen; die Übersetzung sollte aber schon am Wochenende weiter bearbeitet werden.
Tja. Jetzt sitz ich da und bin völlig chancenlos. Ich habe alles getan, was ich konnte, hab mich abgerackert und alles getan, was ich konnte. Und wieder mal hat's nicht gereicht. Keiner ist schuld, dass die Email nicht angekommen ist. Das attachment war nicht zu groß, es gab keine Fehlermeldung, das Ding ist einfach (zweifach) in den Weiten des Internet verschwunden. Und trotzdem bin ich die Dumme. Denn natürlich kann ich nicht einwandfrei beweisen, dass ich die Mail abgeschickt habe. Die Konsequenz ist im besten Falle, dass die mich nicht mehr buchen, im schlimmeren Falle, dass sie mich nicht oder nur reduziert bezahlen, und im allerschlimmsten, dass sie mir eine schlechte Bewertung im Übersetzernetzwerk verpassen.
Kommt mir diese Situation nicht irgendwoher bekannt vor? Sind in meiner Agenturzeit nicht ständig solche Sachen passiert? Ich hab mich kaputtgearbeitet, und dann kam irgendwas dazwischen, wo ich keinerlei Einfluss drauf hatte, und trotzdem blieb die Verantwortung an mir hängen. Schön, so in die gute alte Zeit zurückversetzt zu werden. Das ist genau das, was ich brauche, um die Stabilität und das Selbstbewusstsein zurückzugewinnen, das ich mir während der Depression so schön abgewöhnt hatte.
Jetzt sitze ich also hier und heule, weil eine verf"§$&/)!**% Email nicht angekommen ist. Etwas, das im Geschäftsleben täglich hundertmal passiert. Etwas völlig Undramatisches, eigentlich.
Aber ich bin am Boden zerstört. Ich weiß, das ist wehleidig und übertrieben und selbstmitleidig, aber ich kann nicht anders, ich find's einfach nur extrem unfair.
Was mir wieder einmal - wieder, als ich grade dachte, langsam kommt alles in Ordnung - beweist, dass ich noch nicht bereit für das wirkliche Leben bin. Nur weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr, was ich noch tun soll, um mich dafür bereit zu machen.
So. Jetzt habt ihr mal einen Tanja-Ausbruch live miterlebt. Ich schäm mich jetzt schon dafür, aber ich glaub, ich drücke jetzt trotzdem gleich auf 'veröffentlichen'. Und geh dann ins Bett und heul da weiter.
Vor einiger Zeit habe ich endlich geschafft, was ich schon lange versucht hatte: in die Kartei einer Übersetzungsagentur aufgenommen zu werden, die sich auf Computerspiele spezialisiert hat. Das ist eine Boombranche, außerdem kenn ich mich zumindest grundlegend damit aus, und es klingt lustig und abwechslungsreich.
Ist es auch. Die Texte sind nicht wahnsinnig kompliziert, man muss nur ab und zu ein paar Spezialausdrücke recherchieren, und die größte Schwierigkeit ist, die meistens vorgegebene Zeichenbeschränkung pro Zeile (s.o.) einzuhalten.
Vor knapp zwei Wochen kam nach ein paar kleineren Sachen der erste große Auftrag. Jeweils Portionen von ca. 10.000 Wörtern in einem Zeitrahmen von je ca. 2 - 3 Tagen. Nicht unmöglich, aber schon sehr anspruchsvoll. Ich habe trotz Con-Vorbereitungsstress angenommen, zum einen, weil das diesen Monat mein erster richtiger Umsatz wird, zum anderen, weil ich eben in die Branche rein will. Das bedeutete zwar, von früh morgens bis spät abends durchzuarbeiten, Sehnenscheidenentzündung und Rückenschmerzen inklusive. Aber egal. Ich hab jede Deadline eingehalten, meistens sogar etwas früher abgeliefert als verlangt. Den letzten Teil habe ich am Freitag gg. 14h abgegeben, und bin dann ein bisschen stolz und selbstzufrieden zum Einkaufen und zum Sport gegangen. Professionell, pünktlich, zuverlässig und auch noch gut im Übersetzen. Und niemals auch nur ein Zeichen zu viel, in keiner Zeile. Die buchen mich wieder. Dachte ich.
Der Grund, warum ich jetzt schon 20 Minuten hier rumsitze und heule, ist dass meine Übersetzung offenbar nicht angekommen ist. Am Samstag morgen hatte ich eine Mail von Freitag Abend im Posteingang, in der die Agentur fragte, wann ich denn gedenke abzugeben. Also hab ich das ganze noch mal geschickt, in der Hoffnung, dass die Agentur dann gleich am Montag früh damit weiter arbeiten kann. Und habe den Fehler begangen, am Samstag nicht mehr in meine Mail zu schauen, sondern mir tatsächlich etwas Freizeit zu gönnen.
Eben hab ich dann in meinem Posteingang eine weitere Mail vom Samstag gefunden, diesmal schon in reichlich entnervtem Ton. Offenbar ist meine Mail wieder nicht angekommen; die Übersetzung sollte aber schon am Wochenende weiter bearbeitet werden.
Tja. Jetzt sitz ich da und bin völlig chancenlos. Ich habe alles getan, was ich konnte, hab mich abgerackert und alles getan, was ich konnte. Und wieder mal hat's nicht gereicht. Keiner ist schuld, dass die Email nicht angekommen ist. Das attachment war nicht zu groß, es gab keine Fehlermeldung, das Ding ist einfach (zweifach) in den Weiten des Internet verschwunden. Und trotzdem bin ich die Dumme. Denn natürlich kann ich nicht einwandfrei beweisen, dass ich die Mail abgeschickt habe. Die Konsequenz ist im besten Falle, dass die mich nicht mehr buchen, im schlimmeren Falle, dass sie mich nicht oder nur reduziert bezahlen, und im allerschlimmsten, dass sie mir eine schlechte Bewertung im Übersetzernetzwerk verpassen.
Kommt mir diese Situation nicht irgendwoher bekannt vor? Sind in meiner Agenturzeit nicht ständig solche Sachen passiert? Ich hab mich kaputtgearbeitet, und dann kam irgendwas dazwischen, wo ich keinerlei Einfluss drauf hatte, und trotzdem blieb die Verantwortung an mir hängen. Schön, so in die gute alte Zeit zurückversetzt zu werden. Das ist genau das, was ich brauche, um die Stabilität und das Selbstbewusstsein zurückzugewinnen, das ich mir während der Depression so schön abgewöhnt hatte.
Jetzt sitze ich also hier und heule, weil eine verf"§$&/)!**% Email nicht angekommen ist. Etwas, das im Geschäftsleben täglich hundertmal passiert. Etwas völlig Undramatisches, eigentlich.
Aber ich bin am Boden zerstört. Ich weiß, das ist wehleidig und übertrieben und selbstmitleidig, aber ich kann nicht anders, ich find's einfach nur extrem unfair.
Was mir wieder einmal - wieder, als ich grade dachte, langsam kommt alles in Ordnung - beweist, dass ich noch nicht bereit für das wirkliche Leben bin. Nur weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr, was ich noch tun soll, um mich dafür bereit zu machen.
So. Jetzt habt ihr mal einen Tanja-Ausbruch live miterlebt. Ich schäm mich jetzt schon dafür, aber ich glaub, ich drücke jetzt trotzdem gleich auf 'veröffentlichen'. Und geh dann ins Bett und heul da weiter.
17 August 2008
Ringelnatz lebt!
15 August 2008
Ein Telefongespräch
Das Telefon klingelt. Tanja geht ran und meldet sich wie immer.
Anrufer: (zaghaft) Hallo..?
Tanja: Hallo, ja wer ist denn da? Ist da der Marlin?
Marlin: Oma...?
Tanja: Hier ist nicht die Oma. Hier ist die Tanja.
Marlin (erfolgsbewußt): Tanja!
Tanja: Hallo Marlin! Das ist ja lieb, dass du anrufst.
Marlin (nach Rücksprache mit seinem Vater im Hintergrund): Ganz weit weg.
Tanja: Ja, wir sind ganz weit weg, leider!
Marlin: Tante!
Tanja: Genau, ich bin deine Tante.
Marlin: Lelo auch!
Tanja: Ääh, ja, Leo ist auch ähm, deine Tante.
Marlin: (die Spannung auf die Spitze treibend) Oma!
Tanja: Nein, die Oma ist nicht da, die ist in München.
Marlin: Liegen!
Tanja: Ja, da muss man fliegen, so weit weg ist die.
Marlin: Bebi lä!
Tanja: Blä? Heißt das sowas wie schreien?
Marlin (lacht, was bedeutet: Bist du blöd, dass du mich nicht verstehst!)
Tanja: Lä... hm, was kann das heißen...? Und überhaupt... Bebi?
Marlin: (wiederholt) Bebi lä!
Im Hintergrund hört man ein Baby schreien.
Tanja: (Groschen fällt in Zeitlupe): Baby schläft? Ein Baby? Das Baby ist da?
Marlin: (stolz, als hätt er's selber auf die Welt gebracht) Baby da!
Anrufer: (zaghaft) Hallo..?
Tanja: Hallo, ja wer ist denn da? Ist da der Marlin?
Marlin: Oma...?
Tanja: Hier ist nicht die Oma. Hier ist die Tanja.
Marlin (erfolgsbewußt): Tanja!
Tanja: Hallo Marlin! Das ist ja lieb, dass du anrufst.
Marlin (nach Rücksprache mit seinem Vater im Hintergrund): Ganz weit weg.
Tanja: Ja, wir sind ganz weit weg, leider!
Marlin: Tante!
Tanja: Genau, ich bin deine Tante.
Marlin: Lelo auch!
Tanja: Ääh, ja, Leo ist auch ähm, deine Tante.
Marlin: (die Spannung auf die Spitze treibend) Oma!
Tanja: Nein, die Oma ist nicht da, die ist in München.
Marlin: Liegen!
Tanja: Ja, da muss man fliegen, so weit weg ist die.
Marlin: Bebi lä!
Tanja: Blä? Heißt das sowas wie schreien?
Marlin (lacht, was bedeutet: Bist du blöd, dass du mich nicht verstehst!)
Tanja: Lä... hm, was kann das heißen...? Und überhaupt... Bebi?
Marlin: (wiederholt) Bebi lä!
Im Hintergrund hört man ein Baby schreien.
Tanja: (Groschen fällt in Zeitlupe): Baby schläft? Ein Baby? Das Baby ist da?
Marlin: (stolz, als hätt er's selber auf die Welt gebracht) Baby da!
12 August 2008
Ego te absolvo
Was man beim Rollenspiel nicht alles lernt. Da surft man, weil sich in der eigenen Rollenspielwelt grade eine Kirche spaltet, mal ein bisschen auf einschlägigen Websites über die Katholen und die Evangelen, und stößt dabei auf eine Seite für Beichtanfänger.
Da steht: "Das Sakrament der Beichte ist eigentlich eines der schönsten Sakramente - sowohl für den Priester als auch für den Beichtenden."
Nachdem ich mich genügend geschüttelt habe, weil ich zu explizit drüber nachgedacht habe, warum Beichten Hören für einen Priester so toll sein könnte, lese ich weiter, dass sich die Beichte wieder zunehmender Beliebtheit erfreut, vor allem auf Veranstaltungen wie Weltjugendtagen und Wallfahrten (soweit, so gut), sowie "Night-Fever-Nächten" und "Prayerfestivals".
WTF?
Ist jetzt dieser anglizistische Marketing-Bullshit auch schon in der katholischen Kirche angekommen? Eignet sich die Institution, die Jahrhunderte gebraucht hat, um das heliozentrische Weltbild anzuerkennen und Frauen immer noch für minderwertige Wesen hält, nun ausgerechnet diese unsinnige Form von Modernität an? Ich bin hin- und hergerissen, ob ich sie nur auslachen oder endgültig vom Glauben abfallen soll. Ach so, halt, letzteres hab ich ja längst gemacht, also ist das wohl ok.
Also grinse ich mir einfach eins und warte darauf, dass es demnächst sicher eine Webseite 'Why church people speak like idiots' geben wird. (Inspiriert von dieser hier, die ich schon lange mal verlinken wollte.)
Und jetzt schnell zurück in meine Fantasiewelt, wo es viele verschiedene Kirchen gibt, keine Anglizismen, und richtige, echte Sünden, die man beichten kann. Obwohl es mich etwas beunruhigt, dass ich mich noch an den Wortlaut meiner ersten Beichte (von insgesamt zweien) mit 8 Jahren erinnern kann. Ob sowas bei kleinen Kindern bleibende Schäden verursacht...?
Da steht: "Das Sakrament der Beichte ist eigentlich eines der schönsten Sakramente - sowohl für den Priester als auch für den Beichtenden."
Nachdem ich mich genügend geschüttelt habe, weil ich zu explizit drüber nachgedacht habe, warum Beichten Hören für einen Priester so toll sein könnte, lese ich weiter, dass sich die Beichte wieder zunehmender Beliebtheit erfreut, vor allem auf Veranstaltungen wie Weltjugendtagen und Wallfahrten (soweit, so gut), sowie "Night-Fever-Nächten" und "Prayerfestivals".
WTF?
Ist jetzt dieser anglizistische Marketing-Bullshit auch schon in der katholischen Kirche angekommen? Eignet sich die Institution, die Jahrhunderte gebraucht hat, um das heliozentrische Weltbild anzuerkennen und Frauen immer noch für minderwertige Wesen hält, nun ausgerechnet diese unsinnige Form von Modernität an? Ich bin hin- und hergerissen, ob ich sie nur auslachen oder endgültig vom Glauben abfallen soll. Ach so, halt, letzteres hab ich ja längst gemacht, also ist das wohl ok.
Also grinse ich mir einfach eins und warte darauf, dass es demnächst sicher eine Webseite 'Why church people speak like idiots' geben wird. (Inspiriert von dieser hier, die ich schon lange mal verlinken wollte.)
Und jetzt schnell zurück in meine Fantasiewelt, wo es viele verschiedene Kirchen gibt, keine Anglizismen, und richtige, echte Sünden, die man beichten kann. Obwohl es mich etwas beunruhigt, dass ich mich noch an den Wortlaut meiner ersten Beichte (von insgesamt zweien) mit 8 Jahren erinnern kann. Ob sowas bei kleinen Kindern bleibende Schäden verursacht...?
Vor genau einem Jahr...
... waren wir mit Hilfe vieler lieber Freunde ganz fleissig am Aufräumen der Überreste der Schlacht - äh, Hochzeitsfeier. Jawohl, gestern hatten wir unseren ersten Hochzeitstag.
Irgendwie komm ich mir ja schon ein bisschen spießig vor. Hochzeitstage, finde ich, sind mehr was für amerikanische Sitcoms oder sog. Frauenromane à la Hera Lind, nicht für mein wirkliches Leben.
Aber andererseits war das schon ein großer, bedeutungsvoller Tag in meinem Leben, an den ich mich sehr gern erinnere.
Also bin ich gestern in die obere Hälfte meines Hochzeitskleids geschlüpft, Leo hat ein Sakko angezogen, wir sind aufs Fahrrad gestiegen und ins Kino gegangen (kein Liebesfilm, sondern Die Mumie), danach Essen (nicht französisch, sondern elsässisch, aber immerhin mit Weinbergschnecken) und haben uns über die vielen wunderbaren Horror-, Splatter- und Gruselfilme unterhalten, die wir diesmal auf dem Fantasy Filmfest sehen wollen.
Ist doch Romantik pur, oder? :)
Irgendwie komm ich mir ja schon ein bisschen spießig vor. Hochzeitstage, finde ich, sind mehr was für amerikanische Sitcoms oder sog. Frauenromane à la Hera Lind, nicht für mein wirkliches Leben.
Aber andererseits war das schon ein großer, bedeutungsvoller Tag in meinem Leben, an den ich mich sehr gern erinnere.
Also bin ich gestern in die obere Hälfte meines Hochzeitskleids geschlüpft, Leo hat ein Sakko angezogen, wir sind aufs Fahrrad gestiegen und ins Kino gegangen (kein Liebesfilm, sondern Die Mumie), danach Essen (nicht französisch, sondern elsässisch, aber immerhin mit Weinbergschnecken) und haben uns über die vielen wunderbaren Horror-, Splatter- und Gruselfilme unterhalten, die wir diesmal auf dem Fantasy Filmfest sehen wollen.
Ist doch Romantik pur, oder? :)
07 August 2008
Aber manchmal...
... nicht oft, aber eben doch manchmal, überrasche ich mich selbst mit einem Gesichtsausdruck, den ich nur als Post-Depressions-Grinsen bezeichnen kann: ein breites, ununterdrückbares Grinsen, das von ganz tief drinnen kommt, und nach innen wie nach außen strahlt.
Ein typisches Tanja-Grinsen eben, wie ich es in den letzten zwei Jahren nicht zustande gebracht habe. Aber in letzter Zeit... manchmal... vielleicht, vielleicht auch ein bisschen öfters...?
Ein typisches Tanja-Grinsen eben, wie ich es in den letzten zwei Jahren nicht zustande gebracht habe. Aber in letzter Zeit... manchmal... vielleicht, vielleicht auch ein bisschen öfters...?
30 Juli 2008
Wassermelonenball
Einmal, als ich noch recht klein war, und wieder mal auf Familienurlaub in Kroatien, sind meine Cousins auf die lustige Idee gekommen, mit mir Wasserball zu spielen, und dazu eine große Wassermelone zu verwenden. Die Dinger schwimmen besser als man erwarten sollte. Dafür haben sie die interessante Eigenschaft, wenn sie geworfen, aber nicht gefangen werden, gemächlich bis ganz auf den Meeresgrund zu sinken, bevor sie - ebenso langsam - wieder zur Oberfläche steigen.
Genau so fühle ich mich gerade.
Irgendwer oder irgendwas gibt mir einen Schubs, ich hüpfe durch die Luft, schlage auf der Wasseroberfläche auf, und statt kurz unterzutauchen und dann weiterzuschwimmen, sinke ich, bis es nicht mehr tiefer geht. Danach wieder hochzukommen dauert unverhältnismäßig lange, und wenn ich die Oberfläche erreiche, habe ich gerade genug Schwung drauf, sie zu durchbrechen und nicht gleich wieder zu sinken - wenn mich nicht wieder jemand schubst. Und das Tanja-Kind schwimmt daneben, schaut zu und fragt sich völlig entgeistert, was bloß in dieser Melone vor sich geht...
Genau so fühle ich mich gerade.
Irgendwer oder irgendwas gibt mir einen Schubs, ich hüpfe durch die Luft, schlage auf der Wasseroberfläche auf, und statt kurz unterzutauchen und dann weiterzuschwimmen, sinke ich, bis es nicht mehr tiefer geht. Danach wieder hochzukommen dauert unverhältnismäßig lange, und wenn ich die Oberfläche erreiche, habe ich gerade genug Schwung drauf, sie zu durchbrechen und nicht gleich wieder zu sinken - wenn mich nicht wieder jemand schubst. Und das Tanja-Kind schwimmt daneben, schaut zu und fragt sich völlig entgeistert, was bloß in dieser Melone vor sich geht...
18 Juli 2008
Knopfannäher, linker Ärmel, zweiter Knopf
So oder ähnlich hat Didi Hallervorden am Ende seiner Sendung regelmäßig all die unwichtigen Menschen betitelt, die im Abspann allesamt erwähnt wurden, ohne dass der Zuschauer diese Information wirklich haben wollte.
Eine ähnlich wichtige Rolle habe ich bei der DVD-Version des vierten Teils einer bekannten Filmreihe um einen Ärchäologieprofessor mit einem Vornamen, der eigentlich ein US-Bundesstaat ist, gespielt. Nein, ich habe nicht H.F. einen Knopf angenäht (zum Glück, der hätte nicht lang gehalten). Ich war nur für den zweiten Korrekturlese-Vorgang der deutschen Untertitel für die DVD zuständig.
Das war durchaus eine lohnenswerte Aufgabe, denn Übersetzer und erster Korrekturleser konnten sich nicht einigen, ob der Kremlin auf Deutsch Kreml heißt, man 'comrade' in diesem Zusammenhang durchaus mit 'Genosse' übersetzen darf, und ob man OK jetzt groß oder klein oder irgendwie gemischt schreibt. Insgesamt scheint meine Rolle also doch eine Wichtige gewesen zu sein, vorausgesetzt, der Film wird von ähnlichen Grammar Nazis wie mir angeschaut (die sich trotzdem vor Schmerzen krümmen werden, da aufgrund der Längenbeschränkung der Untertitel manches einfach grob verkürzt und sehr schräg formuliert werden musste).
Wo ich wirklich ins Grübeln kam, war bei der Übersetzung des Wortes 'hivemind'. Da hatte sich mein Vorübersetzer was sehr zahnschmerzträchtiges ausgedacht, was ich hier zwecks Googlebarkeit (tolles Wort) nicht wiedergebe. Ich möchte euch, so ihr euch die DVD ausleiht oder kauft, aber bitten, die Untertitel im entsprechenden Moment einzuschalten, und zu gucken, ob das von mir vorgeschlagene 'Schwarmbewusstsein' akzeptiert wurde. Wer den Film im Kino sieht, darf mir auch gerne sagen, wie das in der Synchronisation heißt. Die Übersetzung dafür läuft interessanterweise völlig unabhängig von der Untertitelübersetzung.
Und nur für den Fall, dass ihr denkt, "Boh, die Frau macht Hollywood-Karriere!", sag ich euch noch, was ich für die ca. 6h Arbeit (Film komplett angucken und checken, ob die Untertitel an der richtigen Stelle sitzen, dann durchlesen und nach Fehlern suchen, dann Word-Rechtschreibkorrektur, dann Syntax-Check im Untertitel-Programm) bekommen hab: 42,08 USD. Da-da-da-daaa, da-da-daaaaaaa, da-da-da-daaa, da-da-da-da-da...
(P.S. Bitte den Filmtitel in den Kommentaren nicht erwähnen, hab ein NDA unterschrieben und darf eigentlich gar nix davon erzählen!)
Eine ähnlich wichtige Rolle habe ich bei der DVD-Version des vierten Teils einer bekannten Filmreihe um einen Ärchäologieprofessor mit einem Vornamen, der eigentlich ein US-Bundesstaat ist, gespielt. Nein, ich habe nicht H.F. einen Knopf angenäht (zum Glück, der hätte nicht lang gehalten). Ich war nur für den zweiten Korrekturlese-Vorgang der deutschen Untertitel für die DVD zuständig.
Das war durchaus eine lohnenswerte Aufgabe, denn Übersetzer und erster Korrekturleser konnten sich nicht einigen, ob der Kremlin auf Deutsch Kreml heißt, man 'comrade' in diesem Zusammenhang durchaus mit 'Genosse' übersetzen darf, und ob man OK jetzt groß oder klein oder irgendwie gemischt schreibt. Insgesamt scheint meine Rolle also doch eine Wichtige gewesen zu sein, vorausgesetzt, der Film wird von ähnlichen Grammar Nazis wie mir angeschaut (die sich trotzdem vor Schmerzen krümmen werden, da aufgrund der Längenbeschränkung der Untertitel manches einfach grob verkürzt und sehr schräg formuliert werden musste).
Wo ich wirklich ins Grübeln kam, war bei der Übersetzung des Wortes 'hivemind'. Da hatte sich mein Vorübersetzer was sehr zahnschmerzträchtiges ausgedacht, was ich hier zwecks Googlebarkeit (tolles Wort) nicht wiedergebe. Ich möchte euch, so ihr euch die DVD ausleiht oder kauft, aber bitten, die Untertitel im entsprechenden Moment einzuschalten, und zu gucken, ob das von mir vorgeschlagene 'Schwarmbewusstsein' akzeptiert wurde. Wer den Film im Kino sieht, darf mir auch gerne sagen, wie das in der Synchronisation heißt. Die Übersetzung dafür läuft interessanterweise völlig unabhängig von der Untertitelübersetzung.
Und nur für den Fall, dass ihr denkt, "Boh, die Frau macht Hollywood-Karriere!", sag ich euch noch, was ich für die ca. 6h Arbeit (Film komplett angucken und checken, ob die Untertitel an der richtigen Stelle sitzen, dann durchlesen und nach Fehlern suchen, dann Word-Rechtschreibkorrektur, dann Syntax-Check im Untertitel-Programm) bekommen hab: 42,08 USD. Da-da-da-daaa, da-da-daaaaaaa, da-da-da-daaa, da-da-da-da-da...
(P.S. Bitte den Filmtitel in den Kommentaren nicht erwähnen, hab ein NDA unterschrieben und darf eigentlich gar nix davon erzählen!)
17 Juli 2008
Probleme auf hohem Niveau
"Sehr geehrte Fahrgäste der zweiten Klasse. Wir bitten Sie, auf die Fahrgäste der ersten Klasse Rücksicht zu nehmen, und zum Aussteigen ausschließlich die Wagen der zweiten, nicht der ersten Klasse zu benutzen."
Mhm.
Kann ich verstehen. Immerhin hat man in der ersten Klasse genug bezahlt, um das Elend der Welt (=Passagiere zweiter Klasse) nicht nur während der Fahrt nicht sehen zu müssen. Und die 30 Sekunden, um die sich das Aussteigen verzögern könnte, wenn mal so ein Niederklassiger dazwischengerät, hat man in den höheren Chargen der Gesellschaft einfach nicht übrig. Geht gar nicht.
Liebe Bahn. Ich weiß, euer Geschäft ist der Transport, nicht die Diplomatie. Aber wie wär's denn, wenn ihr einfach durchsagen würdet, dass ihr alle Passagiere bittet, grundsätzlich aus ihrem eigenen Wagen auszusteigen, um Verzögerungen zu vermeiden. So könntet ihr vermeiden zu vermitteln, dass ihr 80% eurer Kundschaft für minderwertig haltet, und statt dessen suggerieren, dass euch die Zeit und der Komfort aller am Herzen liegen.
Manchmal, ganz selten, bevorzuge selbst ich solche Marketing-Lügen.
Mhm.
Kann ich verstehen. Immerhin hat man in der ersten Klasse genug bezahlt, um das Elend der Welt (=Passagiere zweiter Klasse) nicht nur während der Fahrt nicht sehen zu müssen. Und die 30 Sekunden, um die sich das Aussteigen verzögern könnte, wenn mal so ein Niederklassiger dazwischengerät, hat man in den höheren Chargen der Gesellschaft einfach nicht übrig. Geht gar nicht.
Liebe Bahn. Ich weiß, euer Geschäft ist der Transport, nicht die Diplomatie. Aber wie wär's denn, wenn ihr einfach durchsagen würdet, dass ihr alle Passagiere bittet, grundsätzlich aus ihrem eigenen Wagen auszusteigen, um Verzögerungen zu vermeiden. So könntet ihr vermeiden zu vermitteln, dass ihr 80% eurer Kundschaft für minderwertig haltet, und statt dessen suggerieren, dass euch die Zeit und der Komfort aller am Herzen liegen.
Manchmal, ganz selten, bevorzuge selbst ich solche Marketing-Lügen.
14 Juli 2008
Heimaturlaub
Es gibt Sachen, die sind einfach nicht zum Aushalten.
Leos Arbeit zum Beispiel. Nicht wegen des Inhalts - an den gewöhnt man sich erstaunlicherweise ganz gut, auch wenn's immer wieder belastende Sachen gibt. Aber eben auch viel Routine.
Nein, es sind die Arbeitsbedingungen, die das ganze so unaushaltbar machen. Davon schreibe und jammere ich euch ja immer wieder vor.
Und da er so unerträglich viel arbeiten muss, habe ich jetzt beschlossen, Urlaub zu machen. Klingt absurd, is aber so. Ich mach die Pause, die er nicht machen kann, vielleicht kann ich ja ein bisschen Kraft für uns beide tanken.
Ein richtiger Urlaub im klassischen Sinne wird's nicht, ich nehm meinen Laptop mit und arbeite ganz fleissig daran, wieder mal einen Auftrag zu bekommen. Dafür fahre ich nach München und freue mich ganz arg darauf, ganz viele liebe Leute zu treffen. Und wie Frederick die Feldmaus ganz viel davon in mich aufsaugen und Leo mitbringen zu können!
Leos Arbeit zum Beispiel. Nicht wegen des Inhalts - an den gewöhnt man sich erstaunlicherweise ganz gut, auch wenn's immer wieder belastende Sachen gibt. Aber eben auch viel Routine.
Nein, es sind die Arbeitsbedingungen, die das ganze so unaushaltbar machen. Davon schreibe und jammere ich euch ja immer wieder vor.
Und da er so unerträglich viel arbeiten muss, habe ich jetzt beschlossen, Urlaub zu machen. Klingt absurd, is aber so. Ich mach die Pause, die er nicht machen kann, vielleicht kann ich ja ein bisschen Kraft für uns beide tanken.
Ein richtiger Urlaub im klassischen Sinne wird's nicht, ich nehm meinen Laptop mit und arbeite ganz fleissig daran, wieder mal einen Auftrag zu bekommen. Dafür fahre ich nach München und freue mich ganz arg darauf, ganz viele liebe Leute zu treffen. Und wie Frederick die Feldmaus ganz viel davon in mich aufsaugen und Leo mitbringen zu können!
08 Juli 2008
Die Rolle des Authentischen
Entgegen meiner guten Vorsätze, sowas nie wieder zu machen, bin ich gerade mit meinem zweiten Schundroman fertig geworden. Diesmal zum Glück ohne kürzen. Obwohl's mich bei diesem Exemplar schon sehr gereizt hätte, mit dem ganz dicken Rotstift ranzugehen. Dem bisschen an Handlung hätten ein paar Worte weniger nicht geschadet. Zumal die englischen Lords und Ladies aus dem 19. Jh. sich in bestem aktuellem amerikanischem Alltagsslang unterhielten. Was das ganze teilweise echt zur Lachnummer machte. Da muss man sich doch wundern, mit wie wenig sich die Leserinnen dieser Bücher zufrieden geben. (Sexszenen gab's übrigens diesmal keine.) Kaufe ich mir nicht einen 'historischen' Roman, um etwas von der Stimmung der damaligen Zeit zu atmen? Um in die Illusion der Authentizität außerhalb meiner Realität einzutauchen? Authentizität ist offenbar anstrengend.
Dabei ist mir eine Szene eingefallen, die ich kürzlich mit meinen Literaturdamen erlebt habe. Wir wollten einen neuen Wochenendausflug (ähnlich dem letzten) planen, und hatten uns Dublin als Ziel ausgesucht. Irgendwer überlegte laut, wo 'man' denn in Dublin übernachten würde. Ich meinte natürlich sofort, dass da nur ein Bed & Breakfast in Frage käme, worauf die Mädels sich vielsagende Blicke zuwarfen und auf mein Nachfragen nur lachend meinten: "Typisch, wir suchen was schönes zum Übernachten, und du willst authentisch wohnen." Ich kam mir ein bisschen doof vor. Aber nur ein bisschen.
Denn es stimmt: Authentizität ist mir wichtig. Nichts gegen Luxus, aber wenn ich in ein Land fahre, will ich etwas sehen, was dafür typisch ist (selbst wenn's nur für Touristen gedacht ist). Und wenn ich ein Buch lese, will ich es nicht leicht gemacht kriegen, sondern mich reinversetzen, auch wenn ich dafür ein bisschen ungewohnte Formulierungen in Kauf nehmen muss.
Warum ist das so?
Spontan würde ich sagen: Weil mir meine Eltern beigebracht haben, was wirklich wichtig und wissenswert ist, und was nur oberflächlich und belanglos. Das mag vielleicht den Nachteil gehabt haben, dass ich in der Schule partout nicht kapiert habe, wie überlebenswichtig eine bestimmte Jeansmarke oder eine bestimmte Frisur sein kann. Dass ich in der Agentur nicht begriffen habe, warum es kriegsentscheidend ist, ob eine Anzeige hellblau oder mittelblassblau ist, und ob sie heute oder morgen erscheint.
Aber wenn ich auch bisher immer mit meinem Schicksal als (Schul-)Mobbingopfer gehadert habe - könnte ich es ungeschehen machen, indem ich einfach auf diese Unterscheidungsfähigkeit verzichte, bin ich geneigt zu sagen, dass ich lieber all das nochmal durchmachen würde.
Dabei ist mir eine Szene eingefallen, die ich kürzlich mit meinen Literaturdamen erlebt habe. Wir wollten einen neuen Wochenendausflug (ähnlich dem letzten) planen, und hatten uns Dublin als Ziel ausgesucht. Irgendwer überlegte laut, wo 'man' denn in Dublin übernachten würde. Ich meinte natürlich sofort, dass da nur ein Bed & Breakfast in Frage käme, worauf die Mädels sich vielsagende Blicke zuwarfen und auf mein Nachfragen nur lachend meinten: "Typisch, wir suchen was schönes zum Übernachten, und du willst authentisch wohnen." Ich kam mir ein bisschen doof vor. Aber nur ein bisschen.
Denn es stimmt: Authentizität ist mir wichtig. Nichts gegen Luxus, aber wenn ich in ein Land fahre, will ich etwas sehen, was dafür typisch ist (selbst wenn's nur für Touristen gedacht ist). Und wenn ich ein Buch lese, will ich es nicht leicht gemacht kriegen, sondern mich reinversetzen, auch wenn ich dafür ein bisschen ungewohnte Formulierungen in Kauf nehmen muss.
Warum ist das so?
Spontan würde ich sagen: Weil mir meine Eltern beigebracht haben, was wirklich wichtig und wissenswert ist, und was nur oberflächlich und belanglos. Das mag vielleicht den Nachteil gehabt haben, dass ich in der Schule partout nicht kapiert habe, wie überlebenswichtig eine bestimmte Jeansmarke oder eine bestimmte Frisur sein kann. Dass ich in der Agentur nicht begriffen habe, warum es kriegsentscheidend ist, ob eine Anzeige hellblau oder mittelblassblau ist, und ob sie heute oder morgen erscheint.
Aber wenn ich auch bisher immer mit meinem Schicksal als (Schul-)Mobbingopfer gehadert habe - könnte ich es ungeschehen machen, indem ich einfach auf diese Unterscheidungsfähigkeit verzichte, bin ich geneigt zu sagen, dass ich lieber all das nochmal durchmachen würde.
07 Juli 2008
Ausgleichende Gelichtigkeit
Seit Monaten, wenn nicht seit Jahren, funktioniert das Licht in unserem Hauseingang nicht. Das ist nicht schlimm, beim Reingehen kann man sich an der nächsten Lampe ein paar Meter weiter orientieren, und bis dahin geht es eh nur gradeaus. Deswegen waren ich und wahrscheinlich auch alle unsere Mitmieter zu faul, etwas dagegen zu unternehmen.
Vor ein paar Tagen hat sich aber dann doch jemand erbarmt, und der Hausgang erstrahlt in neuem Glanze. Als ich aber vorgestern den Müll runtergebracht habe, musste ich feststellen, dass jetzt eine der zwei Lampen im Keller nicht mehr geht.
Es mag keine Gerechtigkeit auf dieser Welt geben. Aber ist es nicht tröstlich zu wissen, dass irgendwo jemand sitzt und auf eine ausgeglichene Bilanz aller Glühbirnen achtet?
Vor ein paar Tagen hat sich aber dann doch jemand erbarmt, und der Hausgang erstrahlt in neuem Glanze. Als ich aber vorgestern den Müll runtergebracht habe, musste ich feststellen, dass jetzt eine der zwei Lampen im Keller nicht mehr geht.
Es mag keine Gerechtigkeit auf dieser Welt geben. Aber ist es nicht tröstlich zu wissen, dass irgendwo jemand sitzt und auf eine ausgeglichene Bilanz aller Glühbirnen achtet?
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