13 Februar 2010

Eingemischt

Neulich habe ich jemandem geholfen, ohne darum gebeten worden zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass vielleicht Unterstützung vonnöten sein könnte, und habe mich einfach selbst zum Helfen eingeladen. Und obwohl ich denke, dass etwas ganz Positives dabei rausgekommen ist, grüble ich seither, ob das wirklich in Ordnung war. Ob ich nicht viel zu aufdringlich war?
In unserem Freundeskreis ist die Dichte der Leute, denen es schwer fällt, bei einem Problem um Hilfe zu bitten, denke ich, relativ hoch. Ich selbst finde es ziemlich schwierig, und viele von euch schätze ich ähnlich ein. Aber reicht dieses Wissen aus, um einem das Recht zu geben, sich einzumischen? Oder hat man als guter Freund vielleicht sogar eine gewisse Verpflichtung, ungefragt zu helfen?
Umgekehrt gefragt: Was schadet's denn, wenn man jemand anderem einen Rat gibt/ihn mit Worten oder tatkräftig bei irgendwas unterstützt/im mal eine unbequeme Wahrheit sagt?
Eigentlich nichts. Außer, dass man impliziert, dass der so Beholfene nicht alleine zurecht kommt? Ihn quasi teilentmündigt?
So war meine Hilfe ganz sicher nicht gemeint. Aber diese Gedanken sagen wohl einiges zu meiner eigenen Einstellung aus: Ich will alles immer alleine können.
Dabei haben mir andere in der Vergangenheit schon oft geholfen. Z.B. als mir einen Freundin wiederholt gründlich den Kopf gewaschen hat, weil ich mich selber in einer sinnlosen Beziehung eingesperrt habe. Und ich fühlte mich dadurch nicht bevormundet. Zwar wollte ich's in dem Moment vielleicht nicht ganz glauben, aber im Grunde wusste ich, dass sie recht hatte, und im Nachhinein bin ich ihr dankbar dafür, dass sie nicht den bequemen Weg gewählt und einfach den Mund gehalten hat.
Was ist also das Fazit? Ein entspannteres Verhältnis zum Einfluss anderer auf mein Leben entwickeln, öfters mal daran denken, dass ich schon hinlänglich bewiesen habe, dass ich ein großes Mädchen bin und alles alleine kann, und bei Bedarf einfach um Unterstützung bitten.
Und hoffen, dass ich andere damit anstecke. Und die Situationen erkenne, in denen mein Rat und meine Einmischung ungefragt gefragt sind.

2 Kommentare:

naiko hat gesagt…

ich glaube, es gibt nicht nur viele menschen, denen es schwer fällt, um hilfe zu bitten (unsere "kultur" erlaubt das wohl irgendwie nicht), sondern auch viele situationen, in denen es sehr schwer fällt, nicht nur, weil man sich dann (sich und anderen) eingestehen muss, dass man es alleine nicht schafft, sondern vor allem, weil man denkt, andere damit eventuell zu überfordern, auf alle fälle aber zu belasten.

ich bin davon überzeugt,dass es sehr wichtig ist, nicht darauf zu warten, dass jemand um hilfe bittet, sondern diese anzubieten, immer wieder. gewissermaßen zu signalisieren, dass man zu helfen bereit ist, da ist für den anderen. und manchmal heißt das eben auch, dass man mal ungebeten was sagt, sich gewissermaßen aufdrängt.

nur eines scheint mir dabei wichtig: man darf nicht beleidigt, gekränkt, sauer sein, wenn die hilfe abgelehnt wird. dann nämlich wird man als helfender oder hilfe anbietender zur last. dann kann ein freund nicht mehr nein sagen, weil er angst haben muss, den helfer ganz zu verlieren. das wär schlimm. manchmal tuts schon weh, wenn rat und hilfe zurückgewiesen werden, kalr, aber das MUSS ok sein, IST ok.

ach und noch was: wenn man hilfe nur anbeitet, weil man denkt, man muss (als freund oder familienmitglied), wenn man nicht wirklich bereit ist, sich darauf einzulassen, dass jemand die hilfe in anspruch nehmen könnte - und ich glaube, es gibt leider viele, die darauf nicht achten (nicht aus bösem willen, sondern wohl aus unüberlegtheit)... - dann ist das viel, viel schlimmer als gar keine hilfe anzubieten. als hilfesuchender/-brauchender kommt man sich dann nämlich endgültig als zumutung vor und wird sich hüten, nochmal um hilfe zu bitten.

Ente hat gesagt…

Der liebe Dr. Breucha hat mir was ganz schönes gesagt, nämlich dass man seinen Mitmenschen oder gar den Freunden vertrauensvoll begegnen darf zum Thema reden. Jemand den du Freund nennst, bei dem darfst du vertrauensvoll davon ausgehen, dass er/sie Worte von dir...egal ob Hilfe anbietend oder Hilfe suchend oder sonstiges... (letztendlich?) verantwortungsvoll handhaben wird. Das heisst, es ist nicht notwendig für einen Freund mit zu denken (wenn ich das tu, dann könnte er/sie das so auffassen) Du darfst das tun, was du für richtig hälst und der job deiner freunde ist es für sich zu entscheiden, was ihrer meinung für sich richtig ist (zb auf dich hören oder auch nicht)

Ich find die Betrachtungsweise recht gut und versuch mich daran zu halten, was es mir deutlich einfacher macht zu reden...weil ich weniger darüber nachdenke, was meine Worte wohl im Hörer bewirken könnten. Ich vertraue darauf, dass ein Mensch, dem ich etwas wert bin immer bemüht sein so gerecht zu sein, wie ihm möglich ist.