11 März 2010

Sanktioniertes Leid

Vor Kurzem habe ich wegen Verwaltungskram nochmal mit meiner Hebamme telefoniert. Sie fragte mich, wie's uns geht, und reagierte sehr erschrocken, als ich ihr erzählte, dass das Stillen immer noch recht qualvoll ist. Als ich auflegte, tat ich mir selber furchtbar leid und gestattete mir glatt ein paar Tränen. Dann tat ich, was ich schon längst hätte tun sollen, fragte jemanden, der sich damit auskennt (eine Stillberaterin), und seither klappt alles prima.
Aber dieser Ablauf hat mir zu Denken gegeben. Brauche ich wirklich erst jemand anderen, um mir zu sagen, wie viel Schmerz ich auszuhalten habe bzw. wie viel eben nicht mehr erträglich ist?
Dazu fällt mir eine Szene ein, die sicher jeder schon mal beobachtet hat: Ein kleines Kind rennt und fällt hin. Es guckt verdattert und schaut erstmal zur Mutter, und nur, wenn die besorgt reagiert, fängt es an zu weinen.
Offenbar ist dieser Mechanismus bei mir immer noch aktiv. Und das, wo ich doch so hart daran gearbeitet habe, mein 'Ich-muss-das-aushalten'-Denken abzulegen.
Ob dieser ganze Blog am Ende auch nur ein Versuch ist, quasi eine Erlaubnis zum Sich-Auch-Mal-Schlecht-Fühlen zu erbitten?
Mann, wann werde ich endlich erwachsen - oder Kind? - genug, meinen eigenen Gefühlen zu vertrauen?

2 Kommentare:

naiko hat gesagt…

und selbst wenn dieses blog teilweise dazu da wäre - dann ist das doch auch ein riesenschritt! brauchen wir nicht alle ab und an einen,der uns die hand auf den rücken legt und sagt: pass auf dich auf, sei lieb zu dir, du musst nicht alles ertragen. es ist nun einmal so, dass es die umgebung selten angenehm findet, wenn leute, die in der schublade "starke person" stecken, auch mal schwächen haben. also macht sie es diesen leuten jeden tag wieder schwer, die eiegen schwächen und grenzen zu sehen. wir sind soziale wesen und nun einmal so programmiert (und zwar sinnvollerweise), dass die reaktion anderer nun mal eine gewisse bedeutung für uns hat.
ich denke, das einzige, was zu tun ist, ist, die nahen menschen zur hilfe zu nehmen: glaub jenen, die an deinem wohlergehen tatsächlich interessiert sind, wenn die veruschen, dich vor dir selbst zu beschützen. es ist gut, auf sich selber aufpassen zu können - aber ich denke, es ist wieder eine überforderung, wenn man von sich verlangt, dass man das immer allein kann. wozu hat man menschen, die einen lieben, ums sich rum?
und dein blog als legiimationsquelle zu sehen! best of ideas! :-) freu mich auf dich und euch morgen!! n

Britta hat gesagt…

Du wirst es nicht, ich werde es nicht... und das ist ganz normal. (Man bemerkt es bei den anderen nur nicht, da man nicht in ihre Gedankenwelt reingucken kann.)

Bedenke dabei immer, du hast bereits die Fähigkeit besessen um Hilfe zu bitten, du bist dir deines Problems bewusst und Arbeitest daran. Ich bin mir sicher es gibt eine ganze Menge Leute die auch Hilfe gebrauchen könnten und sich nicht (und sei es auch nur durch einen Blog) ausleben, geschweige denn um Hilfe bitten.