25 Juni 2010

Malign Design

Das ist der Name der neuen Religionsbewegung, die ich hiermit gründe.
Der leitet sich natürlich vom sog. Intelligent Design sowie dem genialen Douglas-Adams-Zitat ab, das ich hier schon mehrfach angebracht habe.
Der ultimative Beweis für die Boshaftigkeit eines wie auch immer gearteten Designers, der hinter dieser seltsamen Welt steckt, ist nicht die Kokosnuss, sondern die Tatsache, dass das Alter zwischen 6 Monaten und einem Jahr, wenn alles einigermaßen gut läuft, wohl die glücklichste und unbeschwerteste Zeit im Leben eines Menschen ist - und dass keiner von uns sich später daran erinnern kann. Fieser geht's doch nicht, oder?

Imerhin kann man's wenigstens auf Film festhalten (ist das jetzt Götteslästerung?):

16 Juni 2010

Grausiger Kellerfund

Neulich stieß ich im elterlichen Keller auf eine Posterrolle. Diese enthielt neben einigen grässlichen 80er-Jahre-Postern mit weichgezeichneten Tauben vor rosa Sonnenuntergängen noch etwas Schlimmeres (ja, das geht): ein großes Foto von mir und meinem ersten Freund. Jetzt habe ich mir gelegentlich schon überlegt, wie ich reagieren würde, wenn ich den mal wiedersehen würde. Einmal, vor Jahren, kam mir auf der Straße jemand entgegen, der ihm sehr ähnlich sah, und ich hätte fast meine Tasche fallenlassen und auf dem Absatz kehrt gemacht.
Meine Reaktion darauf, ihn so ganz real, in ca. 20% seiner Lebensgröße, mit mir im Arm wiederzusehen, war ungefähr - gar nichts. (Gefolgt von einem "oh Gott, was für Klamotten!")
Das hat mich irgendwie erstaunt.
Heißt das, es ist tatsächlich möglich, mit den Ungeheuer(lichkeite)n seiner Vergangenheit abzuschließen? Nicht nur vom Kopf her, sondern auch vom Bauchgefühl, das ja für spontane Reaktionen eher das Ausschlaggebende ist?
Und ich meine jetzt nicht das übliche "man kann ja Freunde bleiben und sich mit etwas Abstand wieder gut verstehen", sonder eher die Verarbeitung einer Beziehung mit einem kaputten, gewalttätigen Psychomonster bar jeder emotionalen Intelligenz.
Ich muss an ein Lied denken, dass ich früher (nicht nur musikalisch) reichlich schwachsinnig fand: Return to Innocence. Unschuld, so dachte ich, kann man nur einmal verlieren, aber nie wiedergewinnen. Analog zu "can't unthink": Can't unfeel, can't unknow, can't unlive.
Offenbar geht das aber doch irgendwie. Vielleicht reicht es zur tatsächlichen Aussöhnung mit der Vergangenheit, zwischendrin mal die richtige Gegenwart zu erwischen.
Lässt sich so jede scheußliche Vergangenheit emotional ausradieren? Sicher nicht. (Hab da gerade nochh einen Post zum Thema Unschuld im Kopf, den ich mal tippe, wenn Lenny wieder so lang schläft.) Aber allein der Gedanke, dass sowas möglich ist, ist doch irgendwie tröstlich.

09 Juni 2010

El Guapo unterwegs

Erstmal vorweg: Ich komme viel zu wenig zum Schreiben, hab schon drei verschiedene Post-Entwürfe angefangen, aber mit einer Hand schreibt sich's so schlecht... Der geneigte Leser möge mir verzeihen und die Treue halten. Wenn Lenny laufen/lesen/autofahren kann, hab ich bestimmt wieder mehr Zeit.
Zunächst aber fahre ich ihn noch durch die Gegend. So z.B. neulich, als wir uns mit der U-Bahn in die Stadt aufmachten, eine Freundin besuchen. Dass mein Kind ein richtig Hübscher (="El Guapo", der Spitznahme stammt von einer meiner spanischen Kundinnen, die angesichts eines Fotos nur noch in begeisterten Großbuchstaben mailte) ist, war mir ja klar. Dass ich mich vor Lenny-Fans aber nicht mehr retten können würde, hat mich doch irgendwie überrascht:
Zuerst sprach uns eine hübsche, junge, leicht schwangere Italienerin an - eigentlich ihn, ich war nur sekundär interessant - die dann die ganze Fahrt über mit ihm flirtete.
Dann, kaum waren wir ausgestiegen, fragte mich eine Mutter mit zwei Kindern nach dem Weg. Sie wollte in meine Richtung, also nahm ich sie mit. Hinterher stellte sich raus, dass sie gleich um die Ecke wohnte. Also die Frage nach dem Weg nur ein Vorwand, um Lenny zu verfolgen?
Wirklich unheimlich wurde mir die Sache aber auf der Rückfahrt.
In unserem Abteil saßen ein paar türkischstämmige Jugendliche, die sich mit bemüht tiefen Vor-Stimmbruch-Stimmen über ihre Gefängniserfahrungen unterhielten. Und beim Aussteigen kommt einer der Jungs auf mich zu und stellt fest: Ey, Sie ham voll des süße Baby...

13 Mai 2010

Sonnenscheinchen

Und das muss jetzt auch noch sein: Ist er nicht süß?

06 Mai 2010

Brains

Damit nicht nur Facebooker in den Genuss kommen, veröffentliche ich das Video auch endlich mal hier: Ihr seht, wie Lenny auf die Herausforderungen des Lebens, in diesem Fall eine Zombieattacke, vorbereitet wird - und wie locker er's nimmt. :)


27 April 2010

Identität

Neulich waren wir auf der Hochzeit von Freunden aus unserer Hamburger Zeit. Natürlich wurden da viele Erinnerungen wachgerufen, und zwar, da die Hochzeit nix mit Arbeit zu tun hatte, durchwegs positive. Dann irgendwann spät abends kam der Hochzeitswalzer, und ich kippte schier aus den Schuhen, als ich hörte, was für ein Lied sich die beiden ausgesucht hatten. Es stammte aus dem Soundtrack zu einem Film, und ich hatte damals, als ich den im Kino gesehen hatte, schon was dazu gepostet. Denn die Hauptcharaktere und deren gerade entstehende Beziehung, die in diesem Lied sehr schön herauskommt, erinnerten mich doch sehr an Leo und mich.
Jetzt fühlte ich mich nicht nur zu lieben Freunden zurückversetzt, sondern auch in eine Zeit, in der Leos Arbeit einen riesigen Teil unseres Lebens einnahm. Zu viel davon, definitiv. Aber erst, als ich dieses Lied wieder hörte, ist mir klar geworden, wie sehr ich andere Aspekte dieser Zeit auch genossen habe. Und wieviel von unserer Identität sie ausgemacht hat. Unserer Identität als Paar: der Mann, der ständig mit scharfen Messern Leute aufschneidet, und die Frau, die nicht nur aus Liebe zu ihm mitmacht, sondern auch noch selber kreativ und aktiv mitarbeitet.
Irgendwie hat mir das eine gewisse Aussöhnung mit der Vergangenheit gebracht.
Deswegen finde ich, hat das Brautpaar einen Extra-Toast verdient: Here's to you, Zora und Ben!
Und here's to us:

12 April 2010

Worte

Worte sind so viel mehr als nur Buchstabenkombinationen, mit denen wir, reichlich inadäquat, unsere Gedanken auszudrücken versuchen.
Worte, wie jede Form von Kunst, können dem, was in uns ist, Wirklichkeit verleihen. Unser Innerstes nach außen holen und nicht nur sichtbar machen, sondern greifbar, real, tatsächlich. Wortsächlich. Mit Worten, fließend wie Blut aus einer frischen Wunde oder Laut für Laut mühsam hervorgewürgt, können wir uns einen Boden unter den Füßen bauen, ein Gerüst um uns herum, das uns stützt, Sprosse um Sprosse der Leiter, auf der wir daran nach oben klettern können. Worte, einmal ausgespuckt, lassen uns das, was von ihnen in uns bleibt, das Bittere wie das Süße, besser schmecken, besser verstehen, besser verdauen, und machen uns zu etwas Ganzem, Solidem.
Und dann kann es sein, dass ein Satz, ein einziger Satz daherkommt, der uns alle Worte nimmt, der voller Wucht oder nonchalant von der Seite gegen das Gerüst stößt und es zum Einsturz bringt und nichts als sinnlos verstreute Buchstaben davon übrig lässt.
Und man kann eine Zeitlang nur schweigend, wortlos daliegen und nach Luft ringen, bevor ein paar insubstanzielle kleine Silben zu einem zurück kriechen, sich an einen schmiegen wie verletzte Freunde, und sich schließlich erneut aussprechen, sich neue Substanz verleihen lassen und wi(e)der Worte bilden, mit denen man von vorne zu bauen beginnt, voller Ehrfurcht vor so viel Zerbrechlichkeit und voller wild entschlossenem Vertrauen auf solch unbegrenzte Macht...

07 April 2010

Rabenmutter

... die ich bin, habe ich gestern zum ersten Mal wieder gearbeitet.
Nun ist das ja für mich einfacher als für andere. Denn nicht nur kann ich von Daheim aus arbeiten, ich habe außerdem eine äußerst babysittingwillige Mutter, der ich den Kleinen jederzeit bringen kann. Natürlich hab ich's - will ja immer alles alleine können - zuerst mal mit Lenny hier oben versucht. Er hat sich auch zusammengerissen und ganz tapfer eine Stunde lang neben meinem Schreibtisch in der Wiege geschlafen. Dann wurd's ihm aber doch zu langweilig und er ist lieber mit Oma spazierengegangen. Dumm nur, dass sich mein Computer ausgerechnet jetzt entschlossen hat, kapriziös zu werden, und ich mehr mit Abstürzen beschäftigt war als mit produktiver Arbeit.
Ganz zum Schluss haben wir dann noch ein bisschen gemeinsam gearbeitet, was ihn offensichtlich sehr erschöpft hat:

Insgesamt ist das ganze aber doch schwieriger, als ich's mir vorgestellt hatte. Und so interessant es war, sich mal wieder ein bisschen geistig zu betätigen, so unaufregend war's auch gleichzeitig - viel weniger befriedigend, als ich dachte. Ich glaub, ich hol mir jetzt mein Kind von der Oma wieder und spiele ganz schnell wieder ein bisschen Mutter. ;)

27 März 2010

Taifun Nr. 25

Das war der erste Taifun, den ich in Japan miterlebt habe. (Eher enttäuschend: hauptsächlich viel Regen mit ein bisschen Wind.) Die Japaner sind so diplomatisch, ihre Taifune im Wetterbericht durchzunummerieren, im Gegensatz zu unseren Meteorologen, die Wettertiefs ja netterweise bekanntlich Frauennamen verpassen. Ich habe mich entschieden, dem japanischen Beispiel zu folgen und Lennys Erkältungen durchzunummerieren. Einmal, weil ich Frauen viel zu gern mag, als dass ich so etwas Lästiges nach ihnen - äh, uns - benennen möchte. Und zum anderen, weil mir dann wohl bald die Namen ausgehen würden. Das einzige, was mich doch noch vom Namenssystem überzeugen könnte, wäre die Tatsache, dass mein Sohn und ich die Tendenz haben, uns gleichzeitig zu erkälten. Dann könnte ich ganz gerecht seinem Schnupfen jeweils einen Frauennamen und meinem Halsweh einen Männernamen geben. Andererseits würde das sein Verhältnis zu Frauen möglicherweise nachhaltig negativ prägen. Und ich hätte schon viel früher die Nase voll (sorry, der musste sein) von Männern. Also bleiben wir beim neutralen Nummernsystem. Wetterbericht für die nächste Zeit: Erkältung 3 ist in vollem Gange, rechnen Sie bei Hochgeschwindigkeitszügen mit Verspätungen und vergessen Sie Ihren Regenschirm nicht.

12 März 2010

Ein ganz normaler Grillabend



Manchmal muss man Dinge tun, die man sich einbildet. Und zwar hier und jetzt sofort. Zum Beispiel Grillen. Im Schnee. Weil wir es können.
Deswegen hat Leo heute Fleisch, Barbeque-Soße und Kräuterbutter gekauft, den tragbaren Grill samt Kohlen und Anzünder hervorgekramt und sich ans Werk gemacht:

Die Glut ist mindestens so schön geworden wie im Sommer, und hatte in der Kälte was richtig schön Heimeliges.




Lenny hat auch mitgeholfen. Papa hat ihm alles genau gezeigt. Und Grillen kennt er schließlich sowieso schon von den Anfängen seiner Existenz, als Mama im Urlaub immer so lustig gewürgt hat, wenn's nach Holzfeuer roch.

Das ganze ergab ein tolles Abendessen. Und dann bekamen wir auch noch ganz unerwartet netten Besuch:



Leider gab's nicht genug Essen für die 40 ausgerückten Feuerwehrleute. Deswegen hat der nette Einsatzleiter seine Männer per Funk wieder abbestellt, es sich aber nicht nehmen lassen, unser Grillgut nochmal persönlich zu inspizieren. Offenbar hat er aber Leos Grill-Skills völlig unterschätzt, sonst wäre er sicher nicht freiwillig ohne eine Kostprobe wieder gegangen...

11 März 2010

Sanktioniertes Leid

Vor Kurzem habe ich wegen Verwaltungskram nochmal mit meiner Hebamme telefoniert. Sie fragte mich, wie's uns geht, und reagierte sehr erschrocken, als ich ihr erzählte, dass das Stillen immer noch recht qualvoll ist. Als ich auflegte, tat ich mir selber furchtbar leid und gestattete mir glatt ein paar Tränen. Dann tat ich, was ich schon längst hätte tun sollen, fragte jemanden, der sich damit auskennt (eine Stillberaterin), und seither klappt alles prima.
Aber dieser Ablauf hat mir zu Denken gegeben. Brauche ich wirklich erst jemand anderen, um mir zu sagen, wie viel Schmerz ich auszuhalten habe bzw. wie viel eben nicht mehr erträglich ist?
Dazu fällt mir eine Szene ein, die sicher jeder schon mal beobachtet hat: Ein kleines Kind rennt und fällt hin. Es guckt verdattert und schaut erstmal zur Mutter, und nur, wenn die besorgt reagiert, fängt es an zu weinen.
Offenbar ist dieser Mechanismus bei mir immer noch aktiv. Und das, wo ich doch so hart daran gearbeitet habe, mein 'Ich-muss-das-aushalten'-Denken abzulegen.
Ob dieser ganze Blog am Ende auch nur ein Versuch ist, quasi eine Erlaubnis zum Sich-Auch-Mal-Schlecht-Fühlen zu erbitten?
Mann, wann werde ich endlich erwachsen - oder Kind? - genug, meinen eigenen Gefühlen zu vertrauen?

09 März 2010

Frühling

Vor einiger Zeit - bevor der Schnee zurückkam - machte ich mit Lenny einen langen Spaziergang. Wir genossen die Sonne, bis wir plötzlich Gesellschaft im Kinderwagen hatten.
Mental ging ich verschiedene Optionen durch:
- das Vieh einfach wegscheuchen
- mir vorstellen, dass es in den Schlafsack krabbelt und Lenny sticht, Panik kriegen, schon mal den Notarzt rufen und das Vieh dann wegscheuchen
- es einfach sitzen lassen, den Frühling genießen und mit dem Handy ein Foto für den Blog machen


Letzteres schien mir am sinnvollsten. Und damit ihr auch wisst, wovon ich schreibe, und auch alle so wie ich ganz arg Sehnsucht nach dem Frühling bekommt, hier nochmal eine Ausschnittvergrößerung:


Ich will Frühling!!!!

Möglichst schnell ganz langsam fahren

Mir war ja klar, dass mich das Muttersein vor einige Herausforderungen stellen würde. Aber die oben genannte hat mich dann doch etwas überfordert. Allein, was soll man machen, wenn man mit dem Kind im Auto unterwegs ist, es -8 Grad hat, und der elektrische Fensterheber beschließt, dass das kalte Wetter ihm nicht bekommt - nachdem man das Fenster heruntergelassen hat. Da hilft nur Kind mit allem zudecken, was im Auto verfügbar ist, die Heizung voll aufdrehen und dann schauen, dass man so schnell wie möglich heimkommt und dabei so langsam wie möglich fährt, damit's nicht so zieht.
Und das von einem BMW, der die hiesigen Temperaturen doch gewöhnt sein müsste... Grumml.

23 Februar 2010

Erstes Wort

Heute morgen: Mein Kind guckt zu mir hoch, strahlt mich an und sagt klar und deutlich "ugly" zu mir.
Das kommt davon, wenn man ihm Kinderlieder auf Englisch vorsingt...

22 Februar 2010

Fasching

Lenny wäre nicht das Kind seiner Eltern, wenn er nicht jede Gelegenheit zum Verkleiden nutzen würde...


13 Februar 2010

Eingemischt

Neulich habe ich jemandem geholfen, ohne darum gebeten worden zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass vielleicht Unterstützung vonnöten sein könnte, und habe mich einfach selbst zum Helfen eingeladen. Und obwohl ich denke, dass etwas ganz Positives dabei rausgekommen ist, grüble ich seither, ob das wirklich in Ordnung war. Ob ich nicht viel zu aufdringlich war?
In unserem Freundeskreis ist die Dichte der Leute, denen es schwer fällt, bei einem Problem um Hilfe zu bitten, denke ich, relativ hoch. Ich selbst finde es ziemlich schwierig, und viele von euch schätze ich ähnlich ein. Aber reicht dieses Wissen aus, um einem das Recht zu geben, sich einzumischen? Oder hat man als guter Freund vielleicht sogar eine gewisse Verpflichtung, ungefragt zu helfen?
Umgekehrt gefragt: Was schadet's denn, wenn man jemand anderem einen Rat gibt/ihn mit Worten oder tatkräftig bei irgendwas unterstützt/im mal eine unbequeme Wahrheit sagt?
Eigentlich nichts. Außer, dass man impliziert, dass der so Beholfene nicht alleine zurecht kommt? Ihn quasi teilentmündigt?
So war meine Hilfe ganz sicher nicht gemeint. Aber diese Gedanken sagen wohl einiges zu meiner eigenen Einstellung aus: Ich will alles immer alleine können.
Dabei haben mir andere in der Vergangenheit schon oft geholfen. Z.B. als mir einen Freundin wiederholt gründlich den Kopf gewaschen hat, weil ich mich selber in einer sinnlosen Beziehung eingesperrt habe. Und ich fühlte mich dadurch nicht bevormundet. Zwar wollte ich's in dem Moment vielleicht nicht ganz glauben, aber im Grunde wusste ich, dass sie recht hatte, und im Nachhinein bin ich ihr dankbar dafür, dass sie nicht den bequemen Weg gewählt und einfach den Mund gehalten hat.
Was ist also das Fazit? Ein entspannteres Verhältnis zum Einfluss anderer auf mein Leben entwickeln, öfters mal daran denken, dass ich schon hinlänglich bewiesen habe, dass ich ein großes Mädchen bin und alles alleine kann, und bei Bedarf einfach um Unterstützung bitten.
Und hoffen, dass ich andere damit anstecke. Und die Situationen erkenne, in denen mein Rat und meine Einmischung ungefragt gefragt sind.

08 Februar 2010

CIA/KGB - read and learn

Es ist kalt. Der Raum, in dem wir schlafen, ist rudimentär beheizt. Allerdings ist es mir nicht immer gestattet, meine Kleidung zu tragen, deswegen bin ich permanent krank. Der Schlafmangel trägt wohl auch seinen Teil dazu bei. Alle drei Stunden spätestens werde ich geweckt. Manchmal gelingt es mir tagsüber einzunicken, aber mehr als eine halbe Stunde wird mir meistens nicht gegönnt.
Regelmäßige Mahlzeiten gibt es auch nicht. Ich schaffe es immer wieder, zwischendurch eine Kleinigkeit zu ergattern - meistens aufgewärmte und wieder abgekühlte Reste. Abends ist es besser, da darf mein Mitgefangener kochen. Allerdings lässt man uns meist keine Zeit, fertig zu essen. Habe mir angewöhnt, alles, was ich kriegen kann, hastig herunterzuschlingen.
Wirklich nervenzehrend ist aber die Musik. Immer und immer wieder das gleiche Stück, "Guten Abend, gut Nacht", in endloser Wiederholungsschleife, in grellen blechernen Tönen, und das schlimmste, eine Zeile fehlt, was bei so einem vertrauten Lied den Effekt hat, dass man nicht abschalten kann, sondern die Aufmerksamkeit immer wieder darauf gelenkt wird. Ich ertappe mich regelmäßig dabei, wie ich die richtige Version geistesabwesend vor mich hin summe. Habe neulich Nacht sogar schon davon geträumt.
Und der Nervenkrieg hat noch schlimmere Dimensionen. Die ständigen Schmerzen - im Rücken, im Nacken, den Armen und an sehr intimen Körperstellen - sind gemein genug. Aber wirklich übel ist die Tatsache, dass von mir erwartet wird, sie mir ständig selbst zuzufügen. Wieder und wieder muss ich, mit schwerem Gewicht beladen, vom einen Ende meines Gefängnisses zum anderen und zurück laufen, bis ich glaube, gleich einfach in der Mitte durchzubrechen. Ganz abgesehen von der verblödenden Wirkung, die das Ganze auf meinen Geist hat. Wieder und wieder bin ich gezwungen, meine Wunden neuen Belastungen auszusetzen, so dass sie nie richtig heilen können. Perverserweise wird mir auch noch suggeriert, ich sollte das genießen. Den Gefallen tue ich ihnen nicht. Aber mitmachen muss ich doch, sonst leidet jemand, der mir sehr nahe steht, wird vielleicht sogar permanent geschädigt. Das kann ich nicht zulassen.
Das Allerschlimmste ist aber das Gefühl der Hilflosigkeit, das einem vermittelt wird. Ständig wird man angeschrien, aber nie bekommt man gesagt, was eigentlich von einem erwartet wird. Irgendwann verliert man da auch das letzte bisschen Selbstwertgefühl und kommt sich völlig ausgeliefert vor, ohne irgendetwas tun zu können.

Morgen packe ich aus. Ich werde gestehen. Alles verraten. Jedes Staatsgeheimnis, das ich kenne, jedes Passwort, alle meine Freunde werde ich ausliefern und meinetwegen auch versprechen, als Doppelagent tätig zu werden. Dann muss das aufhören. Dann wird alles gut und ich habe endlich meine Ruhe und werde nicht mehr gefoltert.
;)

04 Februar 2010

Liebe ist... (II)

... wenn Lenny plötzlich Papas Finger Mamas Brust vorzieht und so lange daran nuckelt, bis er (der Junior, nicht der Senior) tief und fest schläft.




















Doof, dass Papa jetzt arbeiten muss

Liebe ist... (I)

... wenn Marlin mir einen seiner Handschuhe leiht, damit ich nicht friere, wenn er mich mit Schneebällen bewirft.














Ähnlichkeiten rein zufällig...

22 Januar 2010

Stillverwirrung

An alle Experten: Nein, ich meine nicht die sog. Saugverwirrung, die Babys wohl manchmal entwickeln, wenn man sie aus Versehen mit der Flasche füttert. Ich meine den Zustand, in dem ich mich regelmäßig befinde, wenn ich versuche, die (dringend benötigten) guten Ratschläge zu befolgen, wie man mit dem Stillen besser zurecht kommt. Viele von euch durften ja schon Zeugen werden, wieviel Spaß ich habe, wenn mein Kleiner mir die Brust abkaut. Mittlerweile bin ich so wund, dass ich mich nach dem Duschen nur noch in vorgebeugter Haltung abtrocknen kann, damit ja kein Stück Handtuch meine Brust auch nur streift.
Hierzu, wie allgemein zum Stillen, gibt es von offizieller Seite - Arzt, Hebamme, Bundesgesundheitsministerium, div. Bücher übers Muttersein - viele gute Tipps. Allerdings hat da jemand das große Ganze wohl etwas aus den Augen verloren. Da wird einem unter anderem geraten, der Brust viel frische Luft und Licht, möglichst Sonnenschein zu gönnen, und außerdem Milchreste auf der Brustwarze nach dem Stillen an der Luft trocknen zu lassen. Andererseits schärfen einem Hebammen und Mediziner ein, dass das Schlafzimmer auf keinen Fall wärmer als 16-18 Grad sein darf, um das Risiko des Plötzlichen Kindstods zu senken. Da sehe ich mich also oben ohne nachts bei 16 Grad im Schlafzimmer rumsitzen. Wahrscheinlich würden meine Brustwarzen so tatsächlich ganz gut heilen, wenn ich nicht dauernd niesen müsste, während das Kind an mir dranhängt - autsch. Und selbst mit viel Antibiotika - ach halt, die darf man ja während des Stillens gar nicht nehmen - kann ich immer noch nicht den Schwierigkeiten entgehen, die entstehen, wenn ich mir mein Kind direkt nach dem Stillen über die Schulter legen muss, um es zum Aufstoßen zu bewegen. Wer mal ein vor lauter Verdauung zappelndes Kind ohne mittelschwere Brustpanzerung auf der Schulter hatte, wird verstehen, was ich meine.
Andererseits soll man aber die Brust warm halten (bei 16 Grad?), damit die Milch besser fließt. Vielleicht sollte ich einfach nur noch im Bad stillen, da ist es am wärmsten. Und wenn ich die Badewanne mit dem Stillkissen auspolstere, wird's vielleicht auch noch bequem...
Ein anderer Tipp ist, das Kind häufiger anzulegen, damit es nicht so gierig saugt und rumzappelt. Wenn man aber häufiger anlegt, produziert man mehr Milch. Die Brust ist voller, d.h. das Kind kann weniger davon in den Mund nehmen, was die größte Sünde beim Stillen überhaupt ist, sprich Ursache Nr. 1 für wunde Brustwarzen.

Hallo? Sehe nur ich in all dem lauter Widersprüche? Da kann doch was nicht stimmen?
Gäbe es ein Supportforum, würde ich da reinschreiben: Die Betriebsanleitung ist schwer verständlich (schlecht übersetzt?), die Bedienung nicht logisch aufgebaut, das Programm reagiert instabil auf meine Eingaben (= mal funktioniert's, mal nicht), und mir fehlt bei dem ganzen ein bisschen die intuitive Benutzerführung.
Ob die Anwendung 'Stillen' am Ende unter Windows läuft? OMFG!!!Tagessuppe