28 Juli 2009

Was wird's denn nu?

Ich weiß, ihr seid alle überzeugt, dass da kurz vor Weihnachten ein Alien aus mir rauskrabbelt. (Ich bin's jedenfalls.) Deswegen habe ich das als Antwortoption auch gar nicht mit aufgenommen, wenn's eh jeder schon weiß, ist es ja langweilig.
Was noch keiner weiß, ist ob es ein Alien-Mädchen oder ein Alien-Bub wird. Wahrscheinlich werden wir das nächste Woche erfahren. Wenn es sich beim Ultraschall nicht grade schamhaft wegdreht. Was dann hoffentlich wenigstens zeigen würde, dass unser Kind kein ungenierter mitten-an-der-Straße-Piesler wird.
Wie auch immer, um die Spannung noch etwas zu steigern, dürft ihr abstimmen, was es denn werden soll. (Siehe Umfrage rechts.) Ob wir uns dran halten, können wir allerdings nicht versprechen.
Wer richtig tippt, darf einmal kostenlos Babysitten. ;)

07 Juli 2009

Killerspiel

Laut diverser Vertraulichkeitsvereinbarungen (im wahrsten Sinne des Wortes Knebelverträge) darf ich ja eigentlich kaum was über meine Arbeit sagen. Aber grad muss ich mir mal irgendwie Luft machen. Also quasi ganz vorsichtig schimpfen.
Das Konsolenspiel, für das ich grade mal wieder übersetze, ist so ziemlich das übelste, was mir je untergekommen ist. Wer jetzt an brutale Metzelszenen, realistische Darstellungen des Mordes an unschuldigen Menschen oder ähnliche Schlachtfeste (hab ich auch schon gemacht) denkt, liegt weit daneben. Nein, in dieser Sternstunde spielerisch zu erlernenden menschlichen Sozialverhaltens geht es darum, innerhalb der High School auf der sozialen Leiter nach oben zu klettern. Dazu zu verwendende Waffen sind Kleider, Klatsch und Tratsch und die Erfüllung von Aufträgen, die einem sozial höher gestellte Schüler aufs Auge drücken (sprich: Ich hab so Lust auf Sushi, kannst du mir schnell welches besorgen?), bei denen es mich große Überwindung gekostet hat, sie nicht mit "Sklavenarbeit" oder noch lieber "Depperljobs" zu übersetzen.
Da muss man sich dann als Spieler so Sprüche anhören wie: "Du solltest deine Beliebtheit steigern. Aber lass dich von dieser 'Ich-muss-bei-allen-beliebt-sein'-Kiste nicht zu sehr vereinnahmen. Sei einfach du selbst... aber zieh dir gefälligst was Schickeres an."
Aaaargh! Muss man sich da noch wundern, dass die Kids sich wahlweise ein Killerspiel oder gleich eine echte Kanone besorgen und in ihrer Schule blutrot zur neuen Modefarbe erklären?
Warum regt sich keiner über ein (übrigens an einer Romanserie + zugehörigem Film orientierten) Spiel auf, das neben Oberflächlichkeit vor allem Gehässigkeit und pseudoelitäres Cliquendenken propagiert?
Bitte, sagt mir einfach, dass ich die Ironie des ganzen nicht verstanden habe...

06 Juli 2009

Die Lovecraft-Morgenstern-Brücke

So langsam nimmt unsere Wohnung Gestalt an. Das ist hauptsächlich Leos Verdienst - ich darf ja in meinem Zustand, so wird mir bei jedem Umzug, bei dem ich helfen will, glaubhaft versichert, nichts schweres mehr heben.
Bücher einräumen können wir aber immerhin gemeinsam. Und wenn man schon mal die Gelegenheit in Form von lauter leeren Regalbrettern vor sich hat, überlegt man sich ja doch, ob man die Massen an Büchern nicht in irgendeine sinnvolle Ordnung bringen kann.
Dummerweise taucht immer dann, wenn man denkt, das sei einem gelungen, noch eine Kiste mit Büchern auf. Dann muss man entweder alles nochmal umräumen, oder man macht Kompromisse.
Folglich hatten wir ein Regal mit (von oben nach unten) Fantasy, dann Horror, dann 'anspruchsvolle' Literatur (also sowas, wo die Fantasie des Autors keine Monster und fremde Welten produzieren musste, sondern nur normale Menschen und normale Situationen - klingt tatsächlich anspruchsvoller, daraus was Spannendes zu machen), und dann wieder Fantasy.
Beide waren wir damit gar nicht so glücklich, bis wir ein vertikales Muster entdeckten: Direkt unter Tolkien standen jede Menge Cthulhu-Bücher, und darunter wiederum eine Sammelausgabe Christian Morgenstern. (Falls ich an dieser Stelle noch nie auf die sehr genialen englischen Übersetzungen von Morgenstern hingewiesen habe, reiche ich das umgehend nach.) Und darunter vermischte Fantasy. Da kann man sich doch ohne Pause von oben nach unten durchlesen. Was auch noch sehr japanisch ist. Passt also alles.
Wer beim nächsten Besuch weitere ähnlich interessante Muster entdeckt, darf sich ein Buch leihen! ;)

29 Juni 2009

Once in a lifetime

Es gibt Dinge, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie mal tun darf, und von denen man weiß, dass einem sowas wahrscheinlich nur einmal im Leben passiert. So geschehen letztes Wochenende: Ich durfte in einer Art Schneewittchensarg, respektive außerirdischen Regenerationskapsel liegen, meine Hände waren komplett durch bionisch-mechanische Bauteile ersetzt und mit Schläuchen an meinen Kreislauf angeschlossen, jemand, der nicht genau wusste, was da drin liegt, beugte sich über die Kapsel, bis sein Gesicht fast den Plexiglasdeckel berührte... und ich durfte meine Maschinen-Hand von innen dagegenklatschen.
Wer würde schon erwarten, jemals in so eine Situation zu kommen?
Wieviel Spaß sowas macht, kann man wahrscheinlich nur glauben, wenn man's erlebt hat.
Trotzdem war es nur ein kleines von vielen, vielen Highlights, mit denen ich die letzten beiden Wochenenden bombardiert wurde. Bei jedem Rollenspiel dieser Orga habe ich das Gefühl, das ganze Con ist ausschließlich für mich und um mich herum organisiert. Allein, ich habe den Verdacht, das geht anderen Spielern genauso.
Also, tausend Dank an die Halloween-Crew. Ihr seid die Besten!
P.S. Der Kotzknödel hatte glaube ich auch sehr viel Spaß.
P.P.S. Beim nächsten Con mache ich wieder Spieler, aber ich helfe mit aufbauen. Notfalls nehme ich Drogen, damit ich die ganzen Überraschungseffekte wieder vergesse. Ist viel besser, als eine Woche ohne meinen Mann leben zu müssen!

12 Juni 2009

Zeitvertreib

Kleine Kinder wollen ja beschäftigt werden. Dass das so früh anfängt, hätte ich jetzt nicht erwartet. Aber immerhin ist unser Kleines (Arbeitstitel: Kotzknödel, bitte erinnert mich, dass ich das lösche, so bald es lesen kann) sehr einfallsreich und beschäftigt sich selbst. Und ich finde das so ungemein spaßig, dass ich fast immer total freiwillig mitmache. %-} Im Folgenden stelle ich euch einige seiner Lieblingsspiele vor.
Blasen-Trampolin
Auf Mamas Blase rumhüpfen, bis sie aufspringt und aufs Klo rennt. Frequenz: Alle 10 Min.
Gordischer Darm
Die interessantesten Spielzeuge sind bekanntlich die, die man aus irgendwas improvisieren kann, nicht die perfekt lebensechte Ritterburg oder die teure Puppe mit den 100 Designerkleidern. Wenn man also in unmittelbarer Nähe so viele wunderbare Bänder (aka Darm) rumhängen hat, warum dann nicht lustige Knoten reinmachen? Für Mama fühlt sich das so an, als trüge sie ein Korsett mit Taillenweite 10 cm. Frequenz: nach jeder Mahlzeit, manchmal auch vorher.
Nerven-Harfe
Man kann nie früh genug anfangen, ein Instrument zu lernen. Also frisch drauflos gezupft, Schüchternheit ist der Feind aller Kreativität. Mama ist dann auch immer ganz gerührt, manchmal weint sie, manchmal kann sie mitten in der Nacht vor Begeisterung kaum stillliegen, und manchmal haut sie sogar Papa, damit der auch richtig zuhört. Frequenz: Mehrmals täglich.
Börps-Knopf
So einfach wie genial: Man drückt einen Knopf, und Mama gibt lustige Geräusche von sich. Oft kriegt ihr Gesicht auch eine andere Farbe, und die anderen Leute lachen so lustig. Besonders spannend: Man kann die Lautstärke verändern, so dass Mama nie weiß, ob sie jemand gehört hat. Das beschämte 'Entschuldigung' hören aber meistens alle, woraufhin Mama wieder die Farbe wechselt und lange Erklärungen abgibt. Frequenz: Mindestens 10 Mal täglich.
Knock-Out
Ein anderer Knopf löst sofortige, bis zu zwei Stunden andauernde Schlafanfälle bei Mama aus. Ist nicht so aufregend. Frequenz deswegen: alle 2 bis 3 Tage, möglichst wenn Mama gerade einen dringenden Auftrag hat, der sie eigentlich bestimmt langweilt.
Kotzknödel
Das ist eigentlich kein Spiel, aber in den Zeiten zwischen den anderen Spielen soll Mama schließlich nicht vergessen, dass das Kleine da ist. Deswegen müssen alle greifbaren Hormone so oft wie möglich kräftig durcheinandergemixt, geschüttelt, gerührt und in großen Dosen im ganzen Körper verteilt werden. Das hat manchmal den Effekt von Börps-Knopf und Blasen-Trampolin gleichzeitig, bloß dass Mama dabei nicht sitzt, sondern kniet. Oft liegt sie aber auch einfach nur auf dem Bett und stöhnt, wahrscheinlich vor Genuss. Frequenz: Täglich, von morgens nach dem Aufstehen bis kurz vor Schlafenszeit.

Ihr seht, an Kreativität mangelt's dem Kleinen ganz und gar nicht. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was dem alles einfällt, wenn es mal 10 ist. Oder 15... Schluck...

10 Juni 2009

Zwei gehn rein, drei gehn raus

In den letzten Wochen hatten wir viel Gelegenheit, kreative Wege zu testen, wie man so eine Nachricht verkündet. Dieses Zitat aus Mad Max konnte ich dabei bisher leider nie anbringen, wo ich doch sogar drüber nachgedacht habe, unseren Blog so zu nennen.
Naja, vielleicht ist das etwas übertrieben, aber zumindest für einen einzelnen Eintrag reicht's.
Man stelle sich also Hamburg als große Donnerkuppel vor (obwohl es da tatsächlich eher selten gewittert und zum Glück auch weniger brutal zugeht). Wir zwei gehen rein - obwohl das ja eigentlich eher freiwillig war. Dann, ähm, vergeht viel Zeit, äh, fast genau wie im Film... Gelegentlich ringen wir auch ein bisschen miteinander, natürlich nicht so wie Mel Gibson mit seinem Gegner, sondern so, wie man das als braves Ehepaar macht, wenn das Licht aus ist und nix im Fernsehen kommt. Und als wir die Kuppel schließlich verlassen, sind wir, in Abwandlung des Zitats, nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt.
Ok, ich seh schon, die Analogie hinkt auf allen Beinen.
Davon hat unser Kleines, das tatsächlich in einer der letzten Nächte in Hamburg gezeugt worden sein muss, glücklicherweise (oder enttäuschenderweise) genau zwei. Auch Arme sind in normaler Anzahl vorhanden, ebenso Herz, Magen und ein noch sehr hohl aussehendes Hirn (kommt wohl nach der Mutter).
Über den Charakter lässt sich noch nicht so viel sagen, außer, dass es wohl der geborene Spielleiter wird, weil es jetzt schon sehr viel Spaß daran hat, anderer Leute Leben zu bestimmen, z.B. durch den gezielten Einsatz von Übelkeit und Heißhunger. Momentan muss ich alle zwei Minuten neu auswürfeln, worauf ich gerade Lust habe. Bei der Übelkeit habe ich den Eindruck, dass da manchmal etwas Spielleiterwillkür herrscht, oder aber ich habe einfach die Regel noch nicht ganz verstanden, wovon mir schlecht wird und wovon nicht. Immerhin bleibt es so spannend.
Überhaupt ist das alles mindestens so aufregend wie Zug-/Autoverfolgungsjagden durch die Wüste und Sandstürme und Schicksalsräder und blutige Zweikämpfe, und deswegen passt das Filmzitat eben doch. Beschließe ich hiermit. Willkürlich.
Und ich glaub, jetzt ist mir schlecht. Oder will ich doch lieber ein Honigbrot mit Essiggurke...?

02 Juni 2009

Dankeschön!

Danke euch allen, für die vielen lieben Geburtstagswünsche, für die Geschenke, fürs Mitfiebern und Daumendrücken...
Und danke, Kodama, dafür, dass du nicht zur Tür raus oder vom Dach gefallen bist, sondern nur das getan hast, was Katzen am allerbesten können: sich verstecken. Im Keller in einem alten Küchenunterschrank. Und dass du auch das getan hast, was Katzen am zweitbesten können: fressen. Und zwar das von uns vorsorglich im Keller aufgestellte Futter. Sonst hätten wir dich da sicher nicht nochmal so intensiv gesucht.
Vielleicht war das die Lektion: Wenn du dich immer nur versteckst, so dass alle gewöhnt sind, dich nicht zu sehen, dann wird keiner nach dir suchen, wenn du verloren gehst. (Denn sonst hätten wir ja schon am Sonntagabend alles abgesucht, statt erst am Montag.) In diesem Sinne gelobe ich, in Zukunft noch viel mehr öffentlich zu (fr)essen. Logisch, oder? :)

01 Juni 2009

Geburtstagswegnahme

Ich hoffe, das ist das richtige Gegenteil zu Geburtstagsgeschenk. Von letzteren habe ich gestern (beim Reinfeiern) wirklich viele tolle bekommen, und das schönste davon war, dass so viele liebe Leute da waren. Dass Da-Sein das schönste Geschenk überhaupt ist, ist wohl auch die Lektion, die ich daraus lernen sollte, dass Kodama gestern Abend beschlossen hat, spurlos zu verschwinden.
Allein, das war mir doch vorher schon immer völlig klar? Was bezweckst du, Katze?
Darf ich mir, trotz allem, noch was zum Geburtstag wünschen?
Ist nicht aufwendig, auch nicht teuer.
Bitte, komm einfach nur wieder.

18 Mai 2009

Ein Bild sagt mehr...

Naja, etwas mehr Bilder sind's dann doch geworden. Aber seht's mal so: Wir ersparen euch 61.000 Worte. ;)Hier gibt's unsere Urlaubsfotos:
Kroatien, April 2009

09 Mai 2009

Vodovod schlägt zurück

Während Tanja und Anke in Sachen Strom unterwegs waren, wartet Leo auf den Vodavod. Der kam dann auch wie abgemacht und warf ungefähr einen Blick auf das Ventil.

'Problema privata' sagt er bösewichtig und geht. Aber das Ventil ist doch vor der Wasseruhr und damit Wasserwerksache?! Wo ist Electro-Dalmatia, wenn ihr Nemesis Vodavod Schindluder treibt?

Leo geht also erst einmal zu den Nachbarn, Wasserschleppen. Toiletten können auch von Hand befüllt werden und duschen geht auch notfalls per Eimer.  Immerhin versprechen uns die Elektroleute, einen befreundeten Handwerker zu uns zu schicken. Der kommt aber nicht. Wahrscheinlich von Vodavod abgefangen worden. Mist.

Also gibt es für uns nur eine Möglichkeit: Wir müssen in die Vodavod-Höhle und den Bösewicht stellen! Gesagt getan. Günstigerweise hat Vodavod unter seinen Schergen auch des Deutschen mächtige, so dass uns der Finsterling erklären kann, dass unsere Ventil/Wasseruhr-Anlage falsch installiert wurde, ein altbekanntes Problem bei Häusern von Ausländern (warum auch immer...). Nach langer Diskussion wählen wir eine Taktik, die schon von zahlreichen Erzschurken verwendet wurde, und schließlich sind wir Fatzke-geprüft: Wenn Du sie nicht besiegen kannst, kaufe sie.

Am selben Nachmittag noch repariert Vodavod unseren Wasseranschluss und 4 tage nach Ankunft läuft schließlich alles, wie es soll. 

Electro-Dalmatia und der Strom des Verderbens

Während Leo am nächsten Tag auf den Mann von Vodavod wartet, fahren Tanja und Anke nach Stari Grad zum Elektro-Dalmatia-HQ. Denn leider haben wir am Vorabend nicht doppelt gesehen, die Rechung war immer noch exorbitant. Dort zeigen sie die Rechnung und der Electroscherge fragt trocken, ob wir denn einen Hubschrauber betrieben hätten.

Es stellt sich heraus, dass wir das nicht haben, sondern irgendwie falsche Zählernummern verwendet wurden und/oder Nachbarn unseren Strom angezapft haben. Auf jeden Fall reduziert sich die Rechnung beträchtlich auf ein Zehntel der Summe. Auch wird der Strom wieder angestellt. Nur: In Zavala gibt's trotzdem keinen Strom, wie Leo telefonisch bestätigt.

Deswegen schickt Electro-Dalmatia ihre Schergen los, unsere Stromleitungen zu überprüfen. Und sie stellen fest, dass die Leitung von unserem Mast zum Haus defekt ist. Deswegen wird ein Spezialschergenteam angefordert, dass auch rasend schnell da ist. Leider stellen sie fest, dass sie ob des etwas instabilen Strommasten ein Spezialspezialschergenteam brauchen, mit noch speziellerem Werkzeug (was ich bei Stromarbeiten 100% befürworte, so als Rechtsmediziner).

Am nächsten Tag kommt das Team mit dem Spezialwerkzeug: Leiter und Seil. Damit wird der Mast abgestützt, während ein Scherge den Strom anstellt, und siehe da: Electro-Dalmatia saved the day!

Electro-Dalmatia gegen Vodovod

Nein, kein Computerspiel. Auch nicht die kroatischen X-Men. Leider.

Aber fangen wir am Anfang an:

Nach einer Fahrt mit Übernachtung in einer eher cthulhuiden Pension in Innsmouth, äh, Klagenfurt, mit Brotzeit unter bayerischer Flagge im Zimmer (Warum, dass muss Euch Anke erklären;), erreichten wir schließlich bei strahlendem Wetter Split bzw. per Punktlandung unsere Fähre nach Hvar. Auf der selbigen erreichte uns ein Anruf von Tanjas Mutter – offensichtlich wurde in Zavala der Strom abgestellt, da irgendwelche Rechnungen nicht bezahlt worden waren. Naja, nicht wirklich schlimm, eine Nacht bei Kerzenschein und dann am nächsten Tag Rechnung zahlen und Strom haben, kein Drama.

Also Kerzen eingekauft und Haus in Betrieb genommen. Dazu muss man noch das Wasser am Ventil vor dem Haus aufdrehen. Und die Wasseruhr zeigt an, ob es läuft. Es läuft, sagt die Uhr. Es läuft nicht, sagt der Wasserhahn. Mist.

Kein Strom und kein Wasser ist dann schon blöd. Wir sind zwar erprobte Larper, aber eine funktionierende Toilette wäre trotzdem schön.

Es empfiehlt sich in Zavala immer, auch bei den Nachbarn zu fragen, ob sie die selben Probleme haben. Da gerne auch mal im ganzen Dorf der Strom weg bleibt, warum nicht auch das Wasser? Zwei Häuser weiter entdecken wir die uns bislang unbekannten deutsch/russischen Betreiber eines Hotels in der Nähe und trauter Runde bei Bier und Wein. 1. bekommen wir sofort die Erlaubnis, ihren Anschluss im Garten jederzeit zu verwenden. 2. dürfen die Mädels jederzeit duschen kommen. 3. rufen sie einen Freund an, der bei Vodavod (den Wasserwerken) arbeitet und bis zum 12. Lebensjahr gesäugt wurde. Doch ehrlich. Hat er selbst erzählt. Warum? Keine Ahnung.

Der kommt dann trotz der späten Stunde und schaut sich unser Problem an und identifiziert ein defektes Ventil. Morgen werde er einen Kollegen schicken, der das austauscht, denn das Ventil gehört gerade n och nicht zum haus und ist deshalb Aufgabe von Vodavod. Super. Etliche Biere später gehen wir betrunken und hoffnungsfroh nachhause.

Und das ist gut so, mit dem betrunken sein. Denn wir machen noch den Umschlag mit der Stromrechnung auf. Wir sehen sicher doppelt, denn die Zahl hat eindeutig zu viele Nullen. Über den Winter, wo niemand hier war, wurde Strom im Wert von 1500 Euro verbraucht? Gut, das wir betrunken sind.

Urlaub und andere Unerträglichkeiten

Bevor wir in mehreren Blogeinträgen von dem ein oder anderem Urlaubserlebnis berichten (und davon gibt es so einige, die berichtenswert sind ;), müssen wir kurz einführen: Wir waren jetzt fast 4 Wochen lang in Zavala auf der Insel Hvar. Hvar – laut einigen Reiseführern unter den 10 schönsten Inseln der Welt, ist eine langgestreckte Berginsel in der kroatisch-dalmatinischen Adria. Zavala ist eine kleine Stadt an der Südseite der Insel.

Tanjas Großeltern, Albert und Katharina, haben sich auf einer Reise in diesen Ort verliebt, ein Stück Land gepachtet und bebaut – mit Blick über das Meer und den Friedhof (siehe Bild). Seitdem fahren Kinder, Kindeskinder und deren Kinder regelmässig/abwechselnd hierher in Urlaub, so dass vom Frühjahr bis zum Herbst eigentlich immer jemand da ist, sich um das Haus kümmert, Reparaturen durchführt oder in Auftrag gibt, den Garten pflegt etc.










Während Tanja hier schon seit ihrem 1. Lebensjahr oft hier war, ist es für Leo das 3. Mal gewesen, die erste Woche war auch Anke mit dabei. 

Im April kann es dabei auch noch ziemlich kalt und regnerisch sein, aber dafür entschädigt sich das im Sommer so trocken und karg wirkende Hvar mit ungewohnt grüner Frühlingsflora und der Abwesenheit von Touristen.

Folglich hatten wir einen wunderschönen Urlaub mit Grillen und Wasserpfeife auf dem Balkon, Wein und Prosek, herrlichen Wanderungen, Gartenarbeit, zahlreichen Ausflügen und Einbrüchen.

Und jetzt erzählen wir Euch von dem ein oder anderem Urlaubserlebnis. Damit es aber nicht so schwer für Euch Nicht-Urlauber ist, wollen wir nur von den schrecklichen, gemeinen und unurlaubigen Geschehnissen berichten, sonst ertragt ihr all das Urlaubsgeschwafel ja gar nicht...

07 Mai 2009

Umzug

Vor dem Urlaub stand der Umzug. Schon Wochen zuvor begann das große Ausmisten, Sperrmüllen, Secondhanden und Verschenken von der CD über das Buch über Elektrogeräte bis zur Couch. Nur, damit weniger zu schleppen ist. Unser ehrgeiziges Ziel dabei: Nicht mit mehr Kram nach München zu fahren als 5 Jahre zuvor nach Hamburg.

Günstigerweise half unser Freund Martin einem seiner Freunde bei einem Umzug von München nach Hamburg und erklärte sich bereit, auf dem Rückweg Kram von uns mitzunehmen. Alsbald war sein Ford Transit (Ex-Krankenwagen) mit Kartons voll und wir zockelten gemeinsam mit Ford und unserem BMW vollbepackt gen München. Naturgemäß mit Tempo 80-100, was dazu führte, dass die ganzen LKWs, die unseren BMW überholten, uns für klappsmühlenreif hielten J.

Nach einer ersten Tour folgte eine zweite zwecks Katzen- und PKW-Transport und schließlich eine dritte mit dem ganzen Rest im Umzugswagen. Der war übrigens nicht ganz, aber fast voll. Was bedeutet, dass wir 1. doch mit ein paar Sachen mehr nach München zurückgezogen sind und 2. Martin's Hilfe genau passend war, denn alles aus dem Ford hätten wir nicht mehr in unseren Umzugswagen reinbekommen, Tetris hin oder her.

Da wir vom Einzug noch gut das Geschleppe in Erinnerung hatten (4 Stockwerke, kein Aufzug – noch mal Danke, Raffy!), haben wir diesmal ein paar Studenten angeheuert, die jeden Cent wert waren – kann ich nur empfehlen.

Jetzt steht der ganze Kram in der Garage von Tanjas Eltern, bis unsere Interimswohnung in München fertig renoviert ist. Die Vormieter hinterließen selbige leider in einem Zustand, den ich beruflich von Wohnungen ganz gut kenne, meistens liegt dann da allerdings eine Faulleiche. Die fehlte dann dankenswerterweise, aber die Brandlöcher in den meisten Polstermöbeln, der Müll und der penetrante Zigarettengestank machen erst einmal eine Generalüberholung notwendig. Gott sei dank können wir solange bei Tanjas Eltern unterschlüpfen bzw. in den Urlaub und andere Unerträglichkeiten fliehen. Aber lest selbst...

Arachnophagie

Hätte ich mal nicht so angegeben mit der Insektenesserei. Zu Weihnachten schenkte mir Anke eine Tarantel – gebacken und ready to eat. Arachnophobie oder -phagie, das ist hier die Frage... Jetzt finde ich so einen kleinen Mehlwurm oder ein süßes Heimchen ganz nett, aber die Tarantel war dann doch 'ne Nummer größer und haariger. Wochen später beschloss ich aber, dass Viech nicht von Hamburg nach München umzuziehen, sondern neben mir auch noch andere Leute ins Unglück zu stürzen.

Deswegen wurde im Rahmen unserer Abschiedsparty in Hamburg (Dank unserer vielen lieben Freunde ein rauschendes Fest!) feierlich die Spinne geteilt (Gruppendruck ist was schönes ;). Also flugs die Beine an die Gäste verteilt, gibt ja genug davon. Blieb noch ein Großteil des Körpers und der Kopf für mich.

Ich muss gestehen, Insekten schmecken besser als Spinnen. Sorry, Cambodscha. Merke auf: Tarantel schmeckt im wesentlichen nach muffigem Stroh. Wobei frisch und vielleicht mit Honig und Gewürzen gebacken...?

 


Entomophagie

Wir sind wieder in München, auch, wenn noch vieles drunter und drüber geht. Immerhin gibt uns das die Gelegenheit, unseren Blog mit ein paar neuen Einträgen zu versehen, teilweise auch noch aus unserer Hamburger Zeit. Los geht es mit den Krabbelviechern:

Ich wollte es ja schon immer mal ausprobieren mit der Entomophagie bzw. dem Verzehr von Insekten. Immerhin war ich bei meinem Ex-Arbeitgeber jahrelang für Insekten und ihre forensische Bedeutung zuständig und außerdem will ich eh immer alles probieren, was man mir vorsetzt. Also... Nicht unbedingt die Insekten, mit denen ich in der Arbeit zu tun hatte, alldieweil deren Nahrungssubstrat nicht immer appetitlich war.

Aber Insekten sind proteinreich, gesund, angeblich wohlschmeckend, schön anzusehen (naja, find' ich halt) und die Lösung des Welternährungsproblems. Plus sie sind sie viel leichter und energieschonender zu züchten als z.B. Rinder. Und seid doch mal ehrlich Leute: Shrimps sind auch nur Gliedertiere. Deswegen bin ich kurz vor Weihnachten in eine Tierhandlung und besorgte mir Futtertiere für's Terrarium (dachte der Verkäufer) bzw. für mich (dachte ich).

Ausgerüstet mit einer Ladung Heimchen, Heuschrecken und Mehlwürmern ging es nachhause, wo ich meine Einkäufe stolz Tanja präsentierte, die irgendwie nicht soooo begeistert war.

Ein paar Mehlwürmer wurden gleich frisch als Canapees zubereitet, zermanscht im Mörser mit Tomatenmark, Gewürzen, Knoblauch und Zitrone auf Weißbrot und kurz im Ofen angebacken. Mhm. Vollkommen essbar. Fand ich. Tanja irgendwie nicht ganz so. Blieb mehr für mich.

Die anderen Viecher wurden nach einer Fastenphase (zur Darmentleerung) in der Tiefkühltruhe getötet und anschließend im Ofen getrocknet. Nach Entflügeln und Entbeinen konnte man die Viecher gut als Snack knabbern – leicht nussig im Geschmack.

Da war dann leider schon nicht mehr so viel übrig, so dass die die Restleckerreien zu Plätzchen verarbeitet wurden, so wegen Weihnachtsfeier im Institut und Adventsflens mit Freunden. Tanja half auch ganz brav bei der Teigzubereitung, wobei die Mehlwürmer lustige 'Smotsch-Smotsch'- und Tanja lustige 'Quietsch-Quietsch'-Geräusche beim Teigausrollen machten. Und die Plätzchen erfreuen den Rechtsmediziner, wie z.B. der madenzerfressene Nikolaus!

Herrlich.

Letztendlich zeigen meine ersten Versuche, dass man die Krabbelviecher durchaus unterhaltsam ('Quietsch-Quietsch') und schmackhaft zubereiten kann. Dabei ist es auch komplett unproblematisch, den vielleicht ekligen visuellen Aspekt durch entsprechende Massnahmen ('Matsch') auszublenden. Andererseits: Alle Insektenrezepte, die ich gefunden habe, funktionieren genauso lecker mit Schwein, Rind, Huhn, Pute, Fisch, Känguru und Strauß. Ratte soll eigentlich auch ganz lecker sein. Hmmm...

Alles anders...

...nur was alles? Die Zukunft wird es weisen.

05 April 2009

Zwischenspiel mit Werbung

Kaum in München angekommen mussten wir weiter räumen, unsere neue Wohnung inspizieren und entsetzt sein (weitere Infos folgen), 1000 Dinge organisieren, bei einem anderen Umzug helfen (was wir sehr gerne gemacht haben), ganz viele Freunde treffen und krank werden (Tanja).
Alles zeitlich recht eng, weil wir ja in Urlaub fahren wollen. Da könnte man einiges drüber bloggen, aber dazu reicht die Zeit nicht mehr, deswegen nur ein kurzes Zwischenspiel mit Werbung:

Am 02.04. lud uns Siebensinn ins Zauberkabinett ein. Ersterer ist ein genialer Zauberer und deutscher Zaubermeister, letzeres ein Ort, wo zu kulinarischen Genüssen geniale Zauberer auftreten. Für uns war das ein kurzer Ausflug aus dem aktuellen Stress ins Tölzer Land mit einer Fahrt im strahlenden Sonnenschein auf die Alpen zu, einer Vorstellung mit verblüffender und ab und zu auch morbider Magie und einem Rückweg in stockfinsterer Nacht mit Krötenslalom (zum Ausweichen, nicht zum Treffen der Tiere ;).

Und jetzt die Werbung: 
1. Das Zauberkabinett kann uneingeschränkt weiterempfohlen werden, da muss man unbedingt mal hin!
2. Siebensinn geht mit ein paar Kollegen auf Tournee, auch dass ist sicherlich einen Besuch wert! 

Und wir fahren jetzt in den wohlverdienten Urlaub!
Bis dann!
Leo



25 März 2009

Abschied

So, das war's.
Die Wohnung ist leer, frisch gestrichen und geputzt, und der Umzugswagen mit all unseren Besitztümern steht vor der Tür.
Wir sitzen hier zwischen den letzten Überresten unserer Zeit in Hamburg, und vor lauter Abschied ist uns ganz flau im Magen.
Eigentlich wollte ich für diesen Eintrag eine kleine Liste machen, was wir alles vermissen werden, aber wir beide wüssten nicht, wo wir damit aufhören sollten.
Also können wir nur in einem Wort zusammenfassen, was uns am meisten fehlen wird: Ihr.
Wieder mal hat jemand anders, genauer Suzanne Vega, sehr schön ausgedrückt, was ich sagen will, aber direkt darunter kommen dann sehr persönliche eigene Worte:

And please do not ever look for me
But with me you will stay
And you will hear yourself in song
Blowing by some day

14 März 2009

Liebe ist...

... wenn mein Mann für mich - erkältet, im Fieberwahn von der Joghurtwerbung im Fernsehen verführt - mitten im Geradenochwinter alle Umweltschutzbedenken über Bord wirft und frische Erdbeeren aus Marokko kauft. :)

12 März 2009

Arbeit, Arbeit, Arbeit

Wie könnte es anders sein: Kurz vor dem Umzug gibt's auf einmal so richtig viele Aufträge. Zum Glück (?) sind die alle wie immer dringend. D.h. ich muss, komme was wolle, so rechtzeitig damit fertig sein, dass fürs Kistenpacken noch locker Zeit bleibt. Dafür kann ich erst jetzt, wo ich alles abgegeben habe, innehalten und mir klar werden, welch lustige Blüten mein Arbeitsleben manchmal treibt.
Nicht nur durfte ich die letzten Wochen damit verbringen, Shakespeare aus dem Klingonischen über den Umweg Englisch ins Deutsche rückzuübersetzen. Nein, danach durfte ich mich auch eine Zeitlang damit beschäftigen, möglicht blumige Synonyme für 'Geschlechtsverkehr haben' zu finden. Mein Dank hierfür geht an Bruce Campbell, der mit diesen immer neuen Abweichungen vom Originalscript zahlreiche amüsante wie herausfordernde Outtakes produziert hat. :) Und zuletzt durfte ich noch für einen Fernsehserien-Trailer einen Song von Everlast übersetzen. (Hoffentlich hab ich jetzt nicht zu viel verraten!) Die Herausforderung dabei war nicht, den Text möglichst originalgetreu und doch einigermaßen poetisch ins Deutsche zu bringen. Wer mich kennt*, weiß, dass das quasi ein Hobby von mir ist. Das, was mich wirklich Mühe kostete, war, es nach ein paar Durchgängen bei einer nur mäßig verfeinerten Rohübersetzung zu belassen. Mich zu zwingen, nicht so lange daran rumzutüfteln, bis nicht nur der Ton stimmt, sondern sich auch noch alles im selben Schema wie das Original reimt. Aber ich war tapfer, habe daran gedacht, dass mir jede Zeile nur 0,23 USD (ups, schon wieder was verraten!) bringt, und bin betriebswirtschaftlich vernünftig mit meiner Zeit umgegangen. Gut, dass ich jetzt umziehen muss, sonst würd ich mich wahrscheinlich hinsetzen und es nur so zum Privatvergnügen machen.
Kurz gesagt: Mein Job macht einfach Riesenspaß! Und irgendwann in ferner Zukunft finde ich vielleicht auch mal Auftraggeber, die mich vernünftig bezahlen...

*Ok, nur in schwachen Stunden verrate ich, dass ich gerne Songs übersetze und auch mal Texte schreibe. Dazu gibt's aber demnächst noch ganz öffentlich mehr hier in diesem Kino.

08 März 2009

Facharzt-Alptraum

Da sind wir so auf unseren Umzug fixiert, dass diese kleine Neuigkeit fast untergegangen wäre: Ich (Leo) darf mich jetzt endlich Facharzt für Rechtsmedizin nennen. Und das war gar nicht so einfach.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass die Prüfung selbst nicht der im Titel angesprochene Alptraum war - tatsächlich war das alles recht entspannt und unproblematisch. Der Weg dorthin allerdings war es nicht immer...

Meine Weiterbildungszeit endete letztes Jahr im September - alle Bedingungen waren erfüllt, alle Zeugnisse vorhanden. Also flugs zur Ärztekammer und zur Prüfung angemeldet. Dort wurde festgestellt, dass man das Zeugnis über meine Psychiatriezeit in Günzburg (=Bayern) so nicht anerkennen könne. Ich also noch flugser in Günzburg angerufen und ein neues Zeugnis bestellt. Der erste mögliche Prüfungstermin rückte näher, das Zeugnis nicht. Wieder telefoniert, etwas Druck gemacht und schließlich die Nachricht: 'Zeugnis ist auf dem Weg.'

Nur: Es kam nicht an. Wieder telefoniert: 'Doch, wir haben es abgeschickt!'
Mehrere Flüche gegen die Hamburger Post, die gerne mal was verschlampt/zu spät/gar nicht liefert. Und danach frustriertes Warten und Hoffen, denn es müsste ja wohl jeden Tag ankommen - die Faxkopie aus Günzburg derweilen genügte der Ärztekammer nachvollziehbarerweise nicht.

Ein paar Tage später spiele ich mit der Katze - nur weil ich frustriert bin, muss das Getier ja nicht darunter leiden.
Beim Spielen schussert Kodama ihre Lieblingsnuss unter den Schrank gegenüber unserer Eingangstüre und das Ding verklemmt sich irgendwo. Herzzereißendes Gejaule bringt mich dazu, die Nuss zu befreien, und außerdem den Umschlag mit meinem Zeugnis zu finden, der seit Tagen seelenruhig unter dem Schrank liegt. Wohlgemerkt, dass erste Mal, dass Post von unserem Briefkastenschlitz in der Türe irgendwie bis unter den Schrank geschlittert ist, betrifft es das §$%&%$§§-Zeugnis.

Nichts wie zur Ärztekammer damit und TaDa! - man könne das Zeugnis, dass meine zweifelsfreie Ableistung der notwendigen Psychiatriezeit belegt immer noch nicht anerkennen, sondern müsse es erst einem Ausschuss vorlegen. Und nein, für den ersten Prüfungstermin im Oktober kommt meine Teilnahme nicht mehr in Frage. Der nächste Termin ist im November, aber der Ausschuss tagt da erst ein paar Tage vorher, sie können mir nicht zusichern, dass das noch alles klappt, aber ich könne ja vorsichtshalber mal was lernen...

Geklappt hat es natürlich nicht. Aber der Dezembertermin? Ja, der klappt, aber die Prüfer haben keine Zeit. Januar? Da sind Ferien. Aber Februar ginge! Und ging dann auch.

Immerhin war ich sowas von vorbereitet - ich hatte ja schon zwei mal mit dem Lernen begonnen, da ja zwei Prüfungstermine zumindest potentiell doch hätten klappen können. Da machte es ja auch fast gar nichts, dass ich Anfang Februar zum ersten Mal seit Jahren - richtig - krank wurde. Und während das ganze bis dato ein organisatorisch-bürokratischer Alptraum war, begann jetzt der Fieber-Alptraum: Wenn ich halbwegs wach war, habe ich Rechtsmedizin gelernt, wenn ich eingeschlafen bin (ca. alle 20 min) habe ich das gerade Gelernte in Alpträumen verarbeitet. Samt Bildern. Das tollste waren die etwas blutigen Träume zur defensiven Leichenzerstückelung und zur Bahnüberfahrung. Hatte was mit großen Puzzleteilen zu tun. Aber immerhin blieb es haften. Den Lernstoff meine ich natürlich. Im Gehirn. Nicht was ihr denkt. Also ehrlich.

27 Februar 2009

Kisten, Kisten, Kisten...

... stapeln sich mittlerweile überall in unserer Wohnung. Die ersten Regale stehen in ihre Einzelteile zerlegt an die Wand gelehnt im Weg rum. Alle nicht unbedingt dringend benötigten Dekogegenstände schlafen in einem Bett aus Zeitungspapier und Karton. (Bitte ab jetzt keine Blumen mehr schenken, falls jemand das vorhatte!) Strom, Gas und Telefon sind gekündigt. Und nächste Woche kommt Martin mit einem Umzugswagen.
Mit anderen Worten: Es wird ernst!
Das merken auch die Katzen ganz deutlich. Und offenbar sind sie ein bisschen besorgt, dass wir sie in der Hektik vielleicht nicht artgerecht verpacken oder gar komplett vergessen könnten. Aber selbst ist die Katze:

Hoffentlich vergessen wir nicht, in welche Kiste wir sie gepackt haben...

04 Februar 2009

Mysteriöse Ereignisse

Oder auch eine Falte im Raum-Zeit-Kontinuum? Eine Identitätskrise? Oder vielleicht nur ganz profane Altlasten...
Jedenfalls will mich das Universum wohl zur Zeit daran erinnern, dass man seinen Mädchennamen nicht so leicht loswird, und dass er gleichzeitig schon ganz weit weg und unerreichbar ist.
Darum hat es (oder jemand anderes) uns wohl ein Paket geschickt, wo sowohl Leos Name als auch mein ehemaliger draufstand. Und dazu einen Paketboten verwendet, der zu faul ist, bei mir zu klingeln. Vielleicht, weil er um die vielen Stufen weiß. Vielleicht auch, weil das Paket schon über eineinhalb Jahre (seit vor unserer Hochzeit) bei ihm rumliegt und er Angst hat, dass ich deswegen schimpfe. Oh, wenn er wüsste, wie ich schimpfen kann. Als erstes über seine Schreibweise des Wortes 'Beckerai', mit dem er mir auf der Benachrichtigungskarte wohl signalisieren wollte, dass unser Paket in einem nahegelegenen Backwarenfachgeschäft sei. Was nicht der Fall ist. Und als zweites, drittes und viertes (entspricht der Anzahl meiner Anrufe beim Callcenter seines Arbeitgebers) über die Tatsache, dass selbiger es nicht mal auf die Reihe kriegt, einen Kunden zurückzurufen, dessen Paket durch seinen Mitarbeiter verschlampt wurde.
Seither sitze ich und grüble, wer uns wohl was geschickt hat, und was, und wem ich vergessen habe mitzuteilen, dass wir geheiratet haben...
Einen davon kann ich zumindest benennen: Meine Telefongesellschaft. Als ich kurz nach der Hochzeit unseren Telefonbucheintrag ändern wollte, natürlich online, stand die Funktion 'vorübergehend nicht zur Verfügung'. Ok, ich hätte einen Brief schreiben können. Statt dessen beschloss ich gemäß dem Rat, den mir die Website des Anbieters gab, es 'später noch einmal zu versuchen'. Und vergaß.
Das könnte sich jetzt als verhängnisvoller Fehler herausstellen. Schon seit einigen Jahren wurde ich immer wieder telefonisch mit einer anderen, offenbar in Hamburg lebenden Tanja F. verwechselt, die im Gegensatz zu mir nicht im Telefonbuch steht. Dafür hat sie
- eine Tochter namens A.
- keine Versicherung für selbige, weswegen ihr Makler dringend mit ihr sprechen muss
- vergessen, ein bei Ebay verkauftes Gerät an den Käufer zu schicken
- offenbar keine Eltern mehr, über die alte Klassenkameraden sie erreichen könnten, was Aimee, die das Klassentreffen organisieren musste, sehr lästig fand
Allen diesen Anrufern (bis auf den Makler, der nur auf dem AB war, den hab ich nicht zurückgerufen) konnte ich mehr oder weniger glaubhaft versichern, dass ich nicht die Droi... äh, Tanja bin, die sie suchen.
Der Anruf neulich allerdings lässt mich etwas zweifeln, ob mir das auch in Zukunft gelingen wird. Denn die Frau am anderen Ende fragte mich, ob ich 'die Mutter von dieser A. sei, denn sie hätte da diese Sendung im Fernsehen gesehen'.
Seither sitze ich und grüble, was das wohl für eine Sendung war, und ob mein Alter Ego und ihr Kind darin vorkamen, ob sie dort entweder als völlige Rabenmutter oder als heilsbringende Supermammi dargestellt wurde, ob ihr Kind eine schreckliche Krankheit hat, die die Anruferin per Handauflegen/Karottensaft/Orgonstrahler wegzaubern wollte, oder umgekehrt, und vor allem, warum zum Henker die beiden namentlich und örtlich genannt wurden. Und wie viele andere Leute die Sendung gesehen haben und über genug Mitteilungsbedürfnis und ein Telefonbuch verfügen. Und wie viele davon mir glauben werden, dass ich gar nicht mehr so heiße und auch nicht im Fernsehen war und keine Tochter habe.
Und ob ich unser Telefon nicht einfach schon zwei Monate zu früh abmelde...

P.S. Sollte unter den geneigten Lesern also jemand sein, der uns entweder ein Paket geschickt hat oder weder unsere Handynummern noch eine unserer Emailadressen hat, so kontaktiere er uns bitte über die Kommentarfunktion!

30 Januar 2009

Keine Warnhinweise?

Berufsbedingt muss ich grade mal wieder öfters auf das Glossar eines allseits bekannten Betriebssystemherstellers zurückgreifen. Eigentlich ist das eine tolle Sache: Man kann einfach online und kostenlos nachgucken, wie deren Übersetzer sprachliche Höhepunkte der Menschheitsgeschichte wie 'wird gedownloadet' produzieren, oder einfach nur rausfinden, was 'Systemfehler' auf Georgisch heißt.
Auf diese praktische Website begab ich mich also auf der Suche nach einem passenden Wort für 'Warnhinweis'. Statt jedoch, wie vermutet, als erstes Ergebnis 'alert' oder wenigstens 'warning' zu finden, muss ich dort lesen: 'Panic'. Gleich fünfmal, einmal sogar mit Ausrufungszeichen.
Sitzen wir also alle einem großen Übersetzungsfehler auf? Hat Douglas Adams auf seinen unsterblichen Reiseführer nicht geschrieben, dass man sich nicht fürchten und durchdrehen soll, sondern dass das Buch einfach keine Warnhinweise enthält? Würde zumindest den Eintrag 'mostly harmless' erklären...

25 Januar 2009

Große Erwartungen

Einen großen Teil meines Lebens habe ich damit verbracht, die Erwartungen anderer Leute zu erfüllen. Dazu mussten die nicht mal sagen, dass sie irgendwas von mir erwarten. Die Vermutung einer Erwartung reichte, und ich fand, auf Basis wahrsagerisch-intuitiven Ratens, heraus, was die jeweilige Person wollte, und machte mich eifrig und glücklich ans Erfüllen der hypothetisch an mich gerichteten Wünsche und Ansprüche. Braves Mädchen. Warum bin ich trotzdem nicht in den Himmel gekommen?
Empathie, die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu erspüren, was sie fühlen und sich wünschen könnten, ist eine wundervolle und erstrebenswerte Fähigkeit.
Nur warum in aller Welt muss ich in vorauseilendem Gehorsam und blind alles tun, was ich da zu erspüren glaube (und was oft gar nicht da ist)? Und warum nehme ich mir nicht mal die Zeit, mich in mich selber hineinzuversetzen und mich zu fragen, was ich selber eigentlich will? Statt alles zu tun, um meine eigenen Träume zu verwirklichen, habe ich mich daran aufgearbeitet, immer das zu tun, was andere von einem netten, klugen, liebenswerten Mädchen erwarten könnten.
Seltsam, dass man mehrere Jahre Therapie braucht, um sich sowas mal zu fragen. Und wohl noch eine gefühlte Ewigkeit, um es zu ändern.
Fester, fester Vorsatz fürs neue und alle folgenden Jahre: Ich werde mir sehr genau überlegen, wem ich es gestatte, Erwartungen an mich zu haben. Ich werde nicht mehr die Mutter der Nation sein und das liebe, stille Mäuschen, das nichts sagt, selbst wenn mir jemand den letzten Scheiß erzählt. Ich werde nicht mehr in Situationen verharren, in denen ich mich ungut fühle, auch wenn der Situationsverursacher mich dann vielleicht nicht mehr lieb hat. (Ob ich irgendwann auf den Trichter komme, dass der mich ja wohl sowieso nicht so lieb haben kann, wenn er mich in solche Situationen bringt...?)
In diesem Sinne habe ich mich diese Woche schon bei einer Kellnerin über unreife Tomaten im Salat beschwert, bei einem Paketdienst über die Zustellung meines Pakets an eine nicht näher definierte 'Beckerai' statt an mich, die ich zu Hause war, und mich furchtbar, furchtbar über den Satz 'Von dir hätte ich das nicht erwartet' geärgert.
Und bemühe mich, stolz auf diese neue Geisteshaltung zu sein, und den Preis, den ich dafür bezahle - dieses gruselige Gefühl, dass nicht alle Welt mich bedingungslos liebt - nicht als Verlust, sondern als lohnende Investition zu sehen.

23 Januar 2009

Tuck mal, wie ein Tiger!

Nein, das ist keineswegs eine Aufforderung an halb-bis-dreiviertel-geschlechtsgewandelte Dschungelcamp-Teilnehmer. (No offense meant, jede/r soll das Geschlecht haben, das ihm/ihr am besten passt, nur den Dschungelcamp-Teil sollte man einfach weglassen, finde ich.) Sondern natürlich ein begeisterter Ausruf von Baby Yo, die gestern zu Besuch war. Unsere Katzen hat das nicht halb so sehr gefreut wie uns. Schließlich wissen die aus Erfahrung, dass kleine Kinder direkte Fressfeinde von Katzen sind. Entsprechend müssen wir Menschen verstehen, dass man als Katze erstmal faucht, wenn so ein Wesen auf einen zukommt. Aufs Bedrohlichste natürlich, mit angelegten Ohren, gerümpfter Nase und weit aufgerissenem Mäulchen, damit man die spitzen Zähne auch sieht. Bevor man dann ganz tapfer und tigergleich den Rückzug unters Bett antritt.
Yolanda musste sich auf den Schreck hin erstmal setzen, hat diesen rüden Empfang aber insgesamt gut weggesteckt (und den Versuch, die Katzen anzulocken nicht aufgegeben, bis Mu sich schließlich schicksalsergeben streicheln ließ). Im Verlauf des Abends versuchte Yo uns immer wieder mit vollem Körpereinsatz zu erzählen, wie die Katze gefaucht hat. Um das den Erwachsenen zu verdeutlichen, riss sie ihrerseits den Mund auf (wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sicher auch die Ohren angelegt), und guckte dann bedröppelt, weil gar kein fauchendes Geräusch dabei rauskam. Vor allem der Papa am Telefon wusste diese stumme Darstellung der Ereignisse sicherlich zu schätzen.
Um ihm und euch allen, die ihr nicht dabei ward, das ganze etwas plastischer zu machen, lass ich hier einfach mal ein Bild sprechen:Wallace (links): Yo versucht zu fauchen; Gromit (rechts): Es faucht ja gar nicht?!
Beim nächsten Mal, das haben die Katzen und ich uns fest vorgenommen, üben wir dann zusammen Schnurren...

13 Januar 2009

Übersetzung aus Angst

Nein, keine Sorge, ich werde nicht von fiesen Auftraggebern gezwungen, Sachen zu übersetzen, die ich gar nicht will. Sondern von fiesen Vertraulichkeitsvereinbarungen davon abgehalten, euch zu erzählen, für welches Computerspiel ich gerade übersetze. Aber wenn ihr den Titel dieses Posts in Englisch zurückübersetzt ("Translating for..."), und dann beim letzten Wort zwischen jeden Buchstaben einen Punkt setzt, und dann noch eine 2 dahinter, dann habt ihr den Namen des Spiels. Vor allem auf der zugehörigen Website werden sich da in Zukunft einige Texte von mir finden. (Momentan steht da nur 'bald kommen' - vermutlich verdanken wir diese brilliante Übersetzung von 'coming soon' einem humanly challenged colleague, auch Übersetzungsmaschine genannt.) Neben dem Spaß und Grusel, den mir diese Arbeit gebracht hat, habe ich noch einen weiteren Gewinn aus der Sache.
Viele Menschen fragen sich ja gelegentlich, was sie der Nachwelt hinterlassen, was die sie Überlebenden auf lange Zeit, wenn nicht für immer, an sie erinnern wird. U.a. aus diesem Grund schreibt man Bücher, baut tolle Häuser oder beginnt Kriege.
Bisher war ich in dieser Hinsicht eher unambitioniert, mein Roman schlummert auf der Festplatte, das einzige Haus, was ich gebaut habe, war für meine Barbiepuppen, und Kriege... naja, dazu mehr in einem anderen Post.
Aber jetzt... jetzt hatte ich die Chance, mich auf immer in den Köpfen der mir nachfolgenden Generation von Computerspielern zu verewigen, indem ich mir einen coolen Namen für eine ganze Monsterklasse ausgedacht habe. I will live on forever... in your nightmares! ;)

Dialog, zweisprachig

Leo und Tanja kochen. Tanja will eine Packung Nudeln aus dem Schrank holen und fängt an zu fluchen.
Leo: Was hast'n g'macht?
Tanja (beleidigt): Wie, was hab ich gemacht. Die blöde Packung ist gerissen, und...
Leo: Des war bayrisch. Da sagt ma des so, egal was passiert, ma sag, was hast g'macht...
Tanja (betont hochdeutsch): Ich habe nichts getan. Die Verpackung der Nudeln war in der Schublade eingeklemmt, und da es sich offenbar um minderwertiges Plastik handelt, ist sie schon gerissen, bevor ich sie überhaupt angefasst habe. Als ich in der Absicht, die Nudeln herauszuholen, danach griff, verteilten sich selbige über das innere des Schranks. Ich habe also nichts getan, sondern mir ist etwas widerfahren.
Leo: Sag's halt auf bayrisch.
Tanja (überlegt kurz): Drecksglump, verreckts?
Leo: Na also, geht doch.

24 Dezember 2008

Weihnachtsgedanken II

Weil Weihnachten ist, schreibe ich auch noch ein paar Gedanken.
Ich habe heute Dienst.
Wie gesagt, in meinem Beruf eher unweihnachtlich.
Und arbeitsreich: Misshandlungen, plötzlicher Säuglingstod, zwei Schwerkraftvergiftungen und div. Spurensicherungsmassnahmen.

Und wenn man an die menschlichen Schicksale hinter diesen Fällen denkt, so macht sich - gerade weil Weihnachten ist und niemand gerade an diesem Tag leiden sollte - natürlich leicht Traurigkeit breit.

Und dennoch. Die Straßen sind dunkel und leer, auf dem Weg zum Einsatz kommen schreckliche Weihnachtslieder (kurz) und ein herrliches Hörspiel über Beethoven (lang) und es ist irgendwie friedlich.

Diese Stimmung, gerade bei nächtlichen Einsätzen, ist etwas ganz Besonderes.
Irgendwie weihnachtlich.


Oder bin ich komisch?
Fröhliche Weihnachten!

Fehmarn ist nicht Helgoland

Manchmal hat man eine gute Geschenkidee, gegen die sich einfach alles verschwört, denn Fehmarn ist nicht Helgoland - aber immerhin sind beides Inseln am Meer.

Da ich am 24.12. Dienst habe, was ja in meinem Beruf garantiert unweihnachtlich ist, wollte ich Tanja am 23.12. zu einem Tag am Meer entführen, genauer gesagt nach Helgoland, Deutschlands einzige Hochseeinsel (ist zwar nautisch gesehen gelogen, marketingtechnisch aber geschickt).
Urlaub zu nehmen war das geringste Problem und Helgoland schien sehr nahe. Zwar fahren im Winter Fähren nur von Cuxhaven aus, aber mit einem Kleinflugzeug kommt man von Hamburg inerhalb von 1 Stunde auf die Insel. Und mit einem Sonderangebot von 79 Euro pro Person und Strecke für eine Entführung meiner Liebsten an das von ihr geliebte Meer durchaus im Rahmen von: "Dieses Jahr schenken wir uns nix" ;)

Dann noch schnell kryptisch Tanja aufgefordert, für den 23. keine Aufträge anzunehmen und zum Telefon gegriffen, um den Flug zu reservieren. Und ab da war mir der Weihnachtsmann übel gesonnen (vielleicht, weil ich bereits zu viele Schokonikoläuse erdolcht, erhängt oder erschossen habe?).

Denn es gab zwar noch Flüge nach Helgoland, aber der Flug zurück war ausgebucht. Mist. Und übernachten geht ja nicht, wegen Dienst.
Also den nächsten Flughafen bei Heide (ca. 100km) angerufen. Da gab es nur noch Rückflüge.
Aber wie denn aus der Pampa bei Heide wieder zurück nach Hamburg kommen, wenn das Auto in der Pampa des Hamburger Flughafens steht?

Mist.

Neuer Plan: Noch am 22. nach Cuxhaven fahren, dann am 23. mit der Fähre nach Helgoland und retour nach Hamburg. Da hätten wir zwar nur 3 Stunden auf Helgoland, aber das wäre den Spaß wert. Und Helgoland ist ja wirklich nicht groß. Also ein hübsches Hotel rausgesucht und dann vorsichtshalber bei der Reederei angerufen, die die Fähre betreibt. Und da teilt man mir mit, dass die Fähre (entgegen dem Fährplan im Internet) bereits 2 Stunden früher von Helgoland ablegt.

Mist.

550 km mit Auto und Schiff für eine Stunde Helgoland? Ich bin zwar für verrückte Sachen zu haben, aber eine gewisse Grunddauer sollten sie schon haben.

Aber bitte, das hat Helgoland jetzt davon. Dann suche ich halt eine Insel in der Ostsee, und flugs habe ich Tanja ins Auto gesammelt und bin mit ihr nach Fehmarn gefahren, wo wir vom 22. auf den 23. einen vorweihnachtlichen Tag am Meer verbracht haben.

Und der war schön.

Weihnachtsgedanken

So. Die Wohnung ist aufgeräumt, die letzten Geschenke von der Post geholt und verpackt. Ich habe meinen letzten Auftrag - ein völlig unweihnachtlich trashiges Computerspiel - abgegeben, Leo macht grade den letzten seiner Kunden zu, nachdem er den ganzen Tag in der Arbeit verbracht hat. Ich hab's sogar noch geschafft, mir eine klassische Weihnachtsliteraturverfilmung anzusehen: die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, mit sehr aktuellem Anlass. (Wie viele Investmentbanker den wohl dieses Jahr sehen und ihr Leben aus ähnlich egoistischen Motiven - Ich will nicht allein sterben! - wie Ebenezer Scrooge komplett umkrempeln?)
Die Katze versucht gerade zum wiederholten Male, das Adventsgesteck zu essen, zum Glück sind die Kerzen aus. Gleich gehen wir nämlich zum Italiener (warum haben Türken, Chinesen Koreaner und Vietnamesen an Weihnachten geschlossen, aber ausgerechnet Italiener nicht?), der Kühlschrank ist in Urlaubsvorbereitung schon total leer, und unser ursprünglicher Plan, uns stimmungsvoll eine Pizza mit Entenbrust und Blaukraut zu teilen, geht nicht auf, weil der Lieferservice schon zu hat.
Das klingt fast alles nicht besonders weihnachtlich. Jedenfalls nicht so, wie man sich's vorstellt. Ich schwanke ein bisschen zwischen: "Gott sei dank sind wir dem konventionellen Weihnachtskitsch dieses Jahr entgangen!" und "Als ich klein war, war das irgendwie besser."
Aber Moment - wurde da nicht auch noch im letzten Augenblick besorgt, gebastelt und verpackt? Sind wir nicht auch am 25. oder 26. ins Auto gestiegen und weit gefahren, um liebe Menschen wiederzusehen? Bestand nicht auch ein großer Teil des Tages auch aus Warten? Und vor allem: Wenn man immer alles genauso macht wie letztes Jahr, wo bleibt dann das Besondere?
In diesem Sinne, frohes Fest!

18 Dezember 2008

Marketing, neu definiert

Da studiert man jahrelang, sammelt mühevoll Erfahrung in diversen Marketingabteilungen, stellt Pläne auf und bastelt Strategien... dabei ist es ganz einfach:
Man nehme eine zweiwöchige Auftragsflaute, vorzugsweise in der Vorweihnachtszeit. Man erledige alles, was sonst ohnehin nebenbei gehen muss (Buchhaltung, Steuerunterlagen sortieren, Essen kaufen) und unternehme die üblichen Werbemaßnahmen (auf ausgeschriebene Jobs bewerben, alte Kontakte durchgehen und anfragen, sich schmissige Texte für die zu erstellende eigene Homepage ausdenken). Dann resigniere man und nehme sich für den nächsten Tag Dinge vor, die nicht so einfach nebenbei gehen. Man springe morgens motiviert aus dem Bett und beginne, die Wohnung von Grund auf zu schrubben und sich dabei gründlich eine Route für den nachmittäglichen Weihnachtsgeschenkeeinkauf zu überlegen. Dann, nur so kurz zwischendurch, aus reinem Pflichtbewusstsein, rufe man mal eben Mails ab, in einer Hand die Maus, in der anderen noch der nasse Putzlappen... und schon hat man einen Auftrag.
Ob ich wohl aufbauend auf der einfachen Erkenntnis, dass Aufträge grundsätzlich nur dann kommen, wenn's grad gar nicht passt, einen Bestseller schreiben kann, der die Werbe- und Verkaufsbranche revolutioniert...?

16 Dezember 2008

Lesestoff

Ich kann's ja nicht lassen. Neulich habe ich wieder mal einen dieser Online-Tests der Süddeutschen gemacht, trotz vergangener Demütigungen. Diesmal hat mich das Ergebnis aber besonders interessiert, denn es ging darum, welchen Bestseller ich 2009 schreiben werde. Sollte. Könnte. Möglicherweise. Wenn ich mich halt endlich mal auf meinen Hintern setzen täte... (War das jetzt ein Bavarizismus? Glaub schon.) Immerhin ist das Ergebnis ganz ermutigend: Ich gehöre zwar zu den ca. 10%, die die SZ als 'Harry-Potter-Typ' einstuft, aber die detaillierte Beschreibung dieses Typs scheint mir eigentlich ganz zutreffend. Wenn das mal kein Ansporn ist.
Weiteren Ansporn liefert mir mein soziales Umfeld, das sich nicht nur ausführlich schreiberisch betätigt, sondern auch erfolgreich veröffentlicht. Da ist Jana Eilers mit 'Gewittertage', einer Mischung aus DSA-Roman und Krimi, schön geschrieben und für einen Rollenspielroman erstaunlich vielschichtig und v.a. mit unerwartet offenem, gar nicht mal so heldenhaft-gutem Ende. (Ist da wohl eine Fortsetzung im Hinterkopf der Autorin? Oder darf ich doch als nächstes auf einen Vampire-Roman hoffen?)
Dann, sehr empfehlenswert, Astrid Moslers Kurzgeschichte 'Stille des Herzens' in 'Bitte mit Schuss', ebenfalls ein Krimi, ebenfalls ein unerwartetes Ende und gleichzeitig eine sehr intensive Schilderung des Berliner Großstadtlebens im Kleinen, sprich: des Biotops Hochhaus.
Und schließlich auf internationaler Ebene Regina Glei, die in Japan lebt, auf Englisch schreibt und offenbar in der Sprache der Krähen denkt. Ihre Kurzgeschichte 'As the crow flies' beschreibt für mich herrlich treffend Japan aus der Sicht eines Insiders, in der Sprache eines Ausländers, also für uns Westler les- und nachvollziehbar, aber trotzdem sehr authentisch. There's more where that came from - ich werde euch auf dem Laufenden halten, wenn wieder was veröffentlicht wird. Regina ist übrigens neuerdings auch unter die Blogger gegangen. Wer lustige Geschichten über U-Bahn-Fahren in Tokyo lesen will, der lese hier nach.
So, das sollte erstmal an Lesestoff für die Weihnachtsferien reichen. Und als Motivation, mich endlich mal auf den Hosenboden zu setzen...

07 Dezember 2008

Nikolausgeschichte

Gestern war also Nikolaus, ja? Soll ich dir sagen, was für mich gestern war? Ein Scheißtag war gestern. Der beschissenste Scheißtag in meinem ganzen Leben, um genau zu sein.
Dabei fing alles ziemlich gut an. Irgendeiner dieser hirnrissigen Riesen hat ein Fenster offengelassen, und das bei der Kälte. Lange genug, damit ich es sehen und reinfliegen konnte. 'Ne richtige Wohnung, Alter. Beheizt und alles. Mit Pflanzen. Nicht viele, 'n bisschen mickrig, aber genug für 'nen guten Futterverwerter wie mich. Die Teppiche hättest du sehen müssen. Was da allein an Futter drin hing... Für den Winter hätte ich ausgesorgt gehabt.
Da kriech ich also friedlich, unauffällig über den weißen Teppich - welcher Idiot hat denn *weiße* Teppiche, vor allem wenn er so ein Krümler ist?! - und dann steht auf einmal dieses Vieh vor mir.
Riesengroß, gelbgrüne Augen, Krallen wie Dolche und eine Unschuldsmiene wie ein kleiner Zweipunkter. Starrt mich an und tappt dann mit ihrer Riesenpfote auf mir rum. Eine von der 'ich will nur spielen'-Sorte. Das sind die Schlimmsten, übersättigt und gelangweilt und völlig ahnungslos und deswegen extrem grausam.
Ich denk schon, das ist das Ende, und ein langes, schmerzhaftes noch dazu. Da beugen sich plötzlich zwei von diesen Menschenweibern über mich. 'Ooooh, guck mal, wie süß', das übliche bedeutungslose Süßholz. Immerhin, kein hysterisches Gekreisch, also seh ich meine Chancen steigen. Nur weg von dem Katzenvieh. Ich krabbel auf die Stricknadel, die mir eine hinhält, während die andere das Fenster öffnet. Ob es mir draußen um die Jahreszeit nicht zu kalt wäre, spekuliert die eine laut. Mädels. Ihr seid Menschen. Ich bin ein Marienkäfer. Eure Hirne sind ungefähr 20 Millionen Mal größer als meines. Ich weiß die Antwort. Ihr offenbar nicht.
Ich klammere mich an der Nadel fest, aber dem gewaltigen Pusten des Menschenweibes halten meine Beine nicht Stand. Ich werde rausgeschleudert, in die Kälte, die feuchte Luft... und direkt ins Wasser.
Na toll. Als wäre es nicht schlimm genug, aus der warmen Wohnung zu fliegen, nein, ich lande direkt in der vollen Regenrinne. Können die Menschen ihre eigenen blöden Konstruktionen nicht mal sauber halten, so dass sich das Wasser darin nicht zu Käfer-Todesfallen staut? Das war's dann wohl, ich gehe unter, meine Flügel kleben zusammen, ich rudere verzweifelt mit den Beinen, die schon fast vor Kälte erstarren, aber ich gebe nicht auf, nicht so leicht, ich sehe den Rand der Regenrinne, gleich hab ich es geschafft, gleich bin ich hier raus...
Ein Seil fällt ins Wasser und treibt mich vom rettenden Regenrinnenrand weg. Einige Facetten meiner Augen sehen, wie sich die Rausschmeißer-Frau über mich beugt und wild mit dem Wollseil rudert. Es wieder aus dem Wasser zieht. Wieder reinwirft, endlose Zentimeter von mir entfernt, was aber eine unüberwindliche Strömung vom Rand weg erzeugt. Sagte ich vorhin was von größerem Hirn? Ich nehm alles zurück, das muss ein Gerücht sein. Wahrscheinlich haben die nur so große Köpfe, um irgendwie das Gleichgewicht zu halten, auf zwei Beinen stehen kann ja auch nicht so einfach sein.
Jetzt ist es also aus mit mir, nur wegen dieser blöden Tussis. Ich gebe das Strampeln auf, keine Kraft mehr, versuche, an die warme Wohnung zu denken, den schönen Winter, den ich dort hätte verbringen können, und nicht an das nasse, kalte Laub am Boden der Regenrinne...
Da kommt etwas auf mich zu. Ich lege die Fühler an, um besser sehen zu können. Das ist ein Löffel. In der Hand der Frau. Die bis zur Hüfte aus dem Fenster ragt. Die riskiert tatsächlich, selber abzustürzen, um mich zu retten. Vielleicht ist sie doch nicht so blöd.
Der Löffel taucht ins Wasser, fischt mich auf, ohne mir auch nur ein Bein abzuklemmen, das kalte Wasser tropft von mir ab. Vielleicht, wenn ich Glück habe, werde ich in ein paar Stunden sogar wieder fliegen können. Ich bleibe einfach ganz ruhig hier auf der Regenrinne sitzen, wo sie mich gleich absetzt... Mist, meine nassen Füße kleben an dem blöden Löffel. Sie schüttelt ihn. Mir wird schlecht. Sie schüttelt ihn heftiger, bis ich schließlich davon abrutsche, den Rand der Regenrinne knapp verpasse, und mit zusammengeklebten Flügeln in die leere Luft geschleudert werde - um vier Stockwerke, Menschenstockerke tief ins Nichts zu stürzen.
Das war also mein Scheiß-Nikolaustag. Und du, hast du auch was geschenkt bekommen, Schweinebacke?

03 Dezember 2008

Gordischer Knoten

Es kommt ja nicht oft vor, dass ich (immerhin der Erstgenannte in diesem Blog) selbst die virtuelle Feder  in die Hand nehme.
Eigentlich fast nie.

Das liegt unter anderem daran, dass ich dazu Zeit, Muße und Kreativität bräuchte und alle drei Dinge sind in meinem Leben eher eine Seltenheit geworden, seitdem ich Mitarbeiter in einem gewissen Institut bin.

Kreativität für einen Blogeintrag? Braucht man denn da so viel davon? So eine Meldung zwischendrin sollte doch auch Leo möglich sein, oder? 
Das mag ein Maß geben, was mit mir in den letzten 5 Jahren passiert ist.

Dafür gibt es viele Gründe, nicht zuletzt mein pathologisches Arbeitsverständnis und die im Institut vorherrschenden, auf starke Abhängigkeitsverhältnisse abzielenden Strukturen mit allenfalls geringsten Planungsmöglichkeiten. Aber darauf möchte ich jetzt gar nicht näher eingehen, ich denke, auch aus Tanjas Berichten sind die Auswirkungen unserer Situation in Hamburg bekannt.

Jetzt naht die Zeit, in der ich endlich mit meiner Ausbildung in dem von mir gewünschten Spezialfach ein Ende nahen sehe. Auch das geht nicht ganz ohne Probleme, denn von mir bei der Behörde eingereichte Zeugnisse aus Bayern seien 'formaljuristisch' problematisch, weil sie zwar einerseits die Güte meiner Ausbildung über das normale Mass der Erfordernisse bestätigen, darin aber zu viele (!) Unterschriften haben. Deswegen muss per Ausschuss über die Anrechenbarkeit entschieden werden (Dauer: 6 Wochen), so dass ein erster Prüfungstermin ins Land zieht und der nächste Termin erst 3 Monate später möglich ist.

Das ganze bedingt auch erhebliche Neuplanungen auf unserer Seite, die auf zahlreiche Probleme privater und beruflicher Natur Rücksicht nehmen müssen (siehe auch: starke Abhängigkeitsverhältnisse und allenfalls geringste Planungsmöglichkeiten). 
Nach 5 Jahren so kurz vor Schluss mit so zahlreichen Problemen kämpfen zu müssen, ist natürlich extrem frustrierend. Seit Wochen drehen sich meine Gedanken um verschiedenste Lösungsmöglichkeiten, die natürlich auch allen gerecht werden sollen: Mir, Tanja, den wirklich guten Kollegen im Institut, der sog. Leitungsebene, unseren Katzen und von mir aus auch meinen Kunden (die das wohl idR. eher schmerzbefreit sehen). Mit anderen Worten: Ein gordischer Knoten.
Ein akuter Zustand von Unglücklichsein ist die logische Folge, bzw. die Exarzerbierung der grundlegenden Stimmungslage. Schreibt sich leicht dahin, fühlt sich aber nicht so an.

Und doch schreibe ich jetzt hier einen Blogeintrag.
Denn nach einer Diskussion mit Tanja, die eigentlich nur zeigte, das es keine Lösung für das Problem gibt, habe ich eine Lösung gefunden. 

Heureka!

Und ja, genauso hat es sich angefühlt.

Ich habe einen Weg gefunden, der es mir ermöglicht, den vielen Anforderungen in einem vernünftigen Maß gerecht zu werden. Und eine Blockade, die ich seit Jahren immer wieder unterschwellig spüre, ist zumindest schwächer geworden und macht einem Gefühl der Erleichterung Platz.

Klar, kann trotzdem alles noch blöd laufen.
Aber ich kenne jetzt den Weg.

Und vielleicht schreibe ich demnächst auch mal wieder einen Blogeintrag

Euer Leo



 



21 November 2008

Be careful what you teach...

Gestern beim Psychiater. Ja, ich geh da noch ab und zu hin, nur um zu gucken, ob's mir auch gut geht. Während ich bei ihm drin sitze (Couch ist out, sowas gibt's da nicht), kommt zweimal die Sprechstundenhilfe rein, weil er irgendwelche Unterschriften vergessen hat.
Beim zweiten Mal verspürt er offenbar das Bedürfnis, sich zu entschuldigen: "Tut mir leid. Aber Sie sind ja stabil und gefasst, das stört Sie ja nicht, oder?"
Ich will schon lächeln und nicken, natürlich stört mich das überhaupt nicht, und er ist ja auch nur ein Mensch... Dann setzt plötzlich die Wirkung monatelanger Gehirnwäsche (zu Deutsch Psychotherapie) ein. Ich gucke ihn kritisch an: "Also, nach allem, was ich in meinen vielen Therapien gelernt habe, muss ich eigentlich sagen, dass mir das nicht recht ist. Ich möchte hier den Raum und die Aufmerksamkeit einnehmen, die mir zustehen, und verbitte mir weitere Unterbrechungen."
Er guckt mich entsetzt an. He, ich hab nur gesagt, was mir seine Kollegen immer wieder eingetrichtert haben! Ist das also nicht mal so wirklichkeitstauglich, dass es in den vier Wänden seines Sprechzimmers funktioniert, wo solches psychobabble herkommt?
Dummerweise kann ich mir schon lange das Grinsen nicht mehr verkneifen. Er lacht mit, aber eine kleine Spur Verunsicherung bleibt. Und ich komme mir schäbig vor. Als hätte ich die Waffe gegen meinen eigenen Lehrmeister erhoben... Aber spaßig war's doch! :)

14 November 2008

Ich mach gleich in die Hose...

Donnerstag Nachmittag, 14:15. Höchste Zeit zum Aufbrechen! Ich brauche zwar höchstens eine halbe Stunde, aber trotzdem, besser früh loskommen. Hab ich alles? Rucksack mit Klamotten zum Wechseln, feuchten Tüchern, Windeln. Plätzchenteig ist vorbereitet im Kühlschrank. Kindersitz ist schon eingebaut. Puh, ist das aufregend? Wollte ich nicht noch irgendwas? Egal, muss los.
Ich komme 15 Min. zu früh an. Vor dem Haus steht ein Polizeiauto, ein Uniformierter spricht gerade mit der Erzieherin. Es wird doch nichts passiert sein?! Im Geiste gehe ich alle Schrecklichkeiten durch, die einen Polizeieinsatz in einer Kita erfordern könnten. Leo wird mich später darauf aufmerksam machen, dass auch Polizisten möglicherweise ihre Kinder direkt von der Arbeit kommend abholen, noch bevor sie Outfit und Wagen wechseln.
Alle Sorgen sind vergessen, als ich im Gewusel Yolanda entdecke, die mir stolz ihren horizontalen Bauklötzchenturm präsentiert, während ihre Freundin (?) Selma sie eifrig darauf aufmerksam macht, dass sie jetzt heimgehen müsse. Yolanda guckt kurz kritisch, dann fällt ihr unser Gespräch von gestern ein: "Zu den Tatzen!"
Sehr praktisch, sie wird also keinen Widerstand leisten. Die nächste Sorge erledigt. Eine kurze Nasenprobe bestätigt mir auch, dass ich mich mit dem größten aller Sorgenthemen, Windelnwechseln, erstmal noch nicht beschäftigen brauche. Meine Entspannung scheint auf die Kleine abzufärben, kaum sitzt sie im Auto:
Ich schreibe schon jede Hoffnung auf Plätzchenbacken ab, aber das tut meiner Stimmung keinen Abbruch. Auf dem Weg zum Auto kamen wir an zwei Obdachlosen vorbei, die uns ob so viel scheinbarer Mutter-Kind-Harmonie gleich fröhliche Feiertage gewünscht haben. Wenn mich zwei so offensichtlich im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte befindliche Leute für die Mutter halten, und nicht für die hilflos-hysterische Tante, die keine Ahnung von Kleinkindern hat, dann wird sicher alles gut.
Kaum sind wir angekommen, ist Yolanda wieder hellwach, und wir machen uns ans Backen. Es empfiehlt sich folgende Versuchsanordnung auf der Arbeitsplatte: Links ausgerollter Teig, Mitte Kind, rechts zu belegendes Backblech, überall verstreut Mehl und Förmchen. Mit gelegentlichen Verwechslungen im Arbeitsablauf Ausstechen - Teig außenrum abmachen - Plätzchen auf Blech legen inklusive einigem Teigschwund zugunsten des Magens des Kindes muss gerechnet werden. Stolz und mehlig verlassen wir nach zwei fertigen Blechen die Küche auf der Suche nach den Katzen, die Yolanda schließlich unterm Bett entdeckt. Das Kind zeigt seelische Größe und krabbelt nicht hinterher, obwohl sie im Gegensatz zu mir durchaus klein genug dazu wäre. Statt dessen beschließen wir, nachdem wir Yolanda zusammen erfolgreich trocken gelegt haben, die Wohnung mittels Zimmerbrunnen unter Wasser zu setzen. Hier muss Yolanda dann doch mal ein Machtwort sprechen: Was interessiert es, ob die Möbel Flecken kriegen, wenn das Wasser so schön blubbert. Nur durch einen raffinierten Schachzug - das Ausschalten der Pumpe - bringe ich sie schließlich dazu, das Interesse zu verlieren. Oder so zu tun, um zu überspielen, dass sie beleidigt ist.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir damit, in meditativer Harmonie Legosteine von einem Behälter in den anderen und wieder zurück zu sortieren. Als der Papa sie schließlich abholen kommt, darf ich sogar auf dem Weg zum Auto noch ihre Hand halten.
Alles ist gut gegangen. Das Kind scheint müde aber zufrieden, es gab keine Tränchen und keine Windel- und andere Unfälle, und dank der Legosteine und der Katzen scheint sie sogar wiederkommen zu wollen. Ich bin nicht völlig unfähgi als Babysitter. Genau betrachtet hab ich meine Sache sogar recht gut gemacht. Hey, ich war richtig locker.
Hm, es kommt mir so vor als hätte ich irgendwas vergessen. Richtig: Als ich vor Stunden aus dem Haus ging, musste ich eigentlich dringend auf die Toilette, hab das aber seither glatt vergessen. Gleich mal gucken, ob meine Windel trocken geblieben ist...

04 November 2008

Intelligent Design Albtraum

Manchmal kaufe ich bei meinem Lieblingsgemüseladen seltsame Dinge, nur weil ich sie noch nie vorher gekauft, zubereitet oder gar gegessen habe. Neulich z.B. Schwarzwurzeln. Die habe ich noch nie anderswo als in Kantinen gegessen. Nicht im Restaurant, und schon gar nicht privat. Warum auch immer, eigentlich schmecken die ja nicht schlecht und haben, wenn eingelegt, sogar . Vielleicht sind sie leicht zu verarbeiten, dachte ich mir. Mitnichten! Nach dem Schälen muss man das Zeugs sofort in eine Mehlbrühe einlegen, damit sie nicht, ähm, schwarz werden, und dann stundenlang kochen. Und 'nach dem Schälen' hat man schon das schlimmste hinter sich. Der Saft, der dabei aus den Wurzeln austritt, ist dermaßen klebrig, dass er auch mit der, ähm, Wurzelbürste nicht von der Haut abgeht. Ich musste schließlich einen großen Teil meines teuren Gesichtspeelings opfern, um meine Hände wieder sauber zu kriegen. (Ja, ja, ich komm jetzt gleich zum Punkt.)
Jedenfalls erinnerte mich dieses Mühsam-Gemüse sehr an Douglas Adams' Gedanken zur Kokosnuss. Beide Nahrungsmittel, ernährungstechnisch wünschenswert, aber sehr unpraktisch, sind eigentlich, so dachte ich mir flüchtig, ein Gegenbeweis dafür, dass unsere Erde von einem intelligenten Designer nur für uns gemacht wurde.
Aber halt! Wer sagt denn, dass der Designer so wahnsinnig intelligent sein muss? Dumm sicher nicht, aber vielleicht einfach nicht gut genug, um seine Produkte in Handhabung und Verpackung 100% kundengerecht zu gestalten? Wahrscheinlich ist es reines Glück, dass sich nicht die Banane durchgesetzt und die Schwarzwurzel verdrängt hat. Hm. Oder gutes Marketing? Vielleicht hatte die Schwarzwurzel ursprünglich die besseren Vertriebswege, oder sie war mal billiger, deswegen existiert noch eine gewisse Rest-Marktdurchdringung...
Moment mal. Warum gibt es überhaupt einen Konkurrenzkampf zwischen diesen Produkten, wenn sie vom selben Hersteller... OMG! Sie sind nicht vom selben Hersteller! Es gibt mehrere intelligente Designer! Die um uns konkurrieren. Uns ihr Design als das Beste verkaufen wollen. Uns am Ende noch mit Werbung manipulieren.
Wir sind gar kein Universum. Keine Welt, keine wunderbare Schöpfung. Wir sind ein Markt! Aaaaaaaaah!

28 Oktober 2008

Innerliches Fett

Es gibt Dialoge, die muss man einfach für die Nachwelt festhalten.
Gestern rief mich ein Mensch von einem 'Gesundheitszentrum' an und wollte mir anbieten, mich kostenlos durchchecken zu lassen. Normalerweise würge ich solche Leute schnell ab, aber der hier hörte sich einfach so gar nicht nach Call Center an und wirkte auf schusselige Weise nett. Meine Geduld wurde belohnt.
Ich: Ich glaub, das ist nicht interessant für mich.
Er: Aber da können Sie sich von oben bis unten durchchecken lassen. Der Computer sagt Ihnen dann genau, wie Sie drauf sind.
Ich (in vollem Bewusstsein, dass diese Antwort dem vorigen Blogeintrag widerspricht): Dazu brauche ich keinen Computer.
Er: Das hat neulich auch eine Dame zu mir gesagt. Die war gertenschlank, wie ein Model. Dann haben wir sie durchgecheckt, und stellen Sie sich vor, bei der ist das ganze Fett nach innen gegangen.
Ich (ein Lachen unterdrückend): Nach innen. Aha.
Er: Ja, schrecklich, nicht?
Ich (immer noch völlig verblüfft über so viel Blödsinn, leichtsinnigerweise glaubend, dass etwas medizinische Autorität ihn vielleicht abschreckt, den Zahnarztfrauenjoker ziehend): Wissen Sie, ich bin mit einem Arzt verheiratet, und wenn Sie mir was von innerlichem Fett erzählen wollen...
Er: In letzter Zeit bin ich auch öfters im Krankenhaus zu Besuch, und wissen Sie was? Der Chefarzt dort hat Übergewicht! Da war ich schon enttäuscht, als ich das gesehen habe.
Ich: Mag ja sein, aber innerliches Fett ist einfach reiner Blödsinn.
Er: Und die Krankenschwestern da können einem auch leid tun. 16 Stunden müssen die arbeiten.
Ich (unfähig, das Lachen noch länger zu unterdrücken): Da haben Sie recht. Und da die Ärzte auch so lange arbeiten, meiner aber grade da ist, würde ich gern ein bisschen Zeit mit ihm verbringen. Dankeschön. Wiederhören.
Innerliches Fett. Und ich dacht immer, ich hätt schwere Knochen...

Die Verbindlichkeit der Kreuzschlitzschraube

Gestern habe ich unseren Schreibtisch umgebaut. (Sowas passiert, wenn man als Freiberufler mal mehr als einen Tag lang nix zu tun hat.) Eigentlich wollte ich ihn nur etwas niedriger stellen, um zu testen, ob das besser für den Rücken ist. Dazu musste ich dummerweise die Tischbeine komplett abschrauben. Merke: Niemals Ikea-Anleitungen wegwerfen, schon gar nicht für kleine, unbedeutende Möbelteile, die nicht wichtig genug für die Website sind. Jedenfalls hab ich den Bohrer samt Kreuzschlitz-Bit verwendet, weil einige Schrauben ziemlich fest saßen. Bei einer Schraube hat der Bohrer nicht richtig gegriffen und immer wieder durchgedreht. Während ich so kopfunter unterm Tisch saß und hartnäckig die Schraube ruinierte, ertappte ich mich bei dem Gedanken, welche Möglichkeiten es denn gäbe, wenn das Ding endgültig hin wäre. Wenn ich sonst ein technisches Problem zu lösen habe, lässt sich das, wenn der normale Weg nicht funktioniert, meistens durch Neustart, Neuinstallation oder schlaue Tipps/Patches aus dem Internet beheben. Allein, für die Schraube wollte mir nichts anderes einfallen als - entweder du kriegst sie rausgedreht, oder du musst den Tisch für immer und ewig so lassen wie er ist. Kein Undo-Knopf. Keine herunterladbare Aktualisierung für den Bohrer.
Vorsichtshalber hab ich dann den Schraubenzieher genommen, die widerspenstige Schraube bezwungen - und weggeworfen. Und bin mir nicht sicher, ob ich es befriedigend oder beängstigend finden soll, dass manche Dinge einfach verbindlich und endgültig und ohne Hintertür sind, und vor allem, wie wenig selbstverständlich das für mich mittlerweile geworden ist. Nerdalarm! :)

26 Oktober 2008

Mein Handy verloren hab ich

Man verzeihe mir die ungewöhnliche Formulierung - nach einer Woche mit meinem Neffen kann ich gar nicht anders, als seine yoda-eske Satzstellung zu übernehmen. Wer noch ein paar Beispiele will: "Nimmer mach ich des jetzt." (Wenn er mich testweise gehauen, mir Wasser über den Kopf geschüttet oder eine Flasche ins Gesicht geschlagen hat und ich ihn geschimpft habe.), "Weiße Haare hast du." (Nachdem ich meine Friseuse wiedergefunden hatte.) oder auch "Zum Spielplatz gehn wir jetzt." (Immer wenn es regnet.) Aus dieser repräsentativen Auswahl ist unschwer zu erkennen, dass ich die Woche mit meinen beiden Neffen sehr genossen habe. Die zwei sind wirklich zum Auffressen süß, und ich hatte jede Menge Spaß. Tim kann auch schon sprechen ("haugl" und "bläh" sind zwei Lieblingswörter), hat einen wunderbar melancholischen Blick und übt grade alle anderen Gesichtsausdrücke, vorzugsweise gleichzeitig oder zumindest in verwirrend schneller Abfolge. Marlin genießt in vollen Zügen den Oma-Effekt, sprich er lässt sich von vorn bis hinten verwöhnen, und ich durfte, anders als bei Yolanda, die strenge Tante spielen. Was erstaunlich gut klappte. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich es aushalten und hart bleiben konnte, wenn er auf mein 'nein' in herzzerreißende Tränchen ausbrach - hätte ich mir nicht zugetraut. Für die Zukunft unserer zukünftigen Kinder besteht also noch Hoffnung. Und unserer (Marlins und meiner) Beziehung scheint's nicht geschadet zu haben: Immerhin hat er gefragt, wann ich wiederkomme. ("Eine ganze Weile dauert des noch.") Vor lauter vorauseilender Sehnsucht hab ich dann wohl unbewußt mein Handy irgendwo am Münchner Bahnhof liegen lassen, quasi als Verbindungsanker zu meinen Knuddelneffen (und allen anderen lieben Leuten). Dummerweise hat das aber jemand gefunden und mit nach Düsseldorf genommen. Jetzt überleg ich, ob ich's mir doch wieder schicken lasse, weil der bestimmt nicht so gut bläh und haugl sagen kann und auch die Sätze nicht so lustig verdreht.
Wer mich bis dahin erreichen will und weder meine Festnetznummer, meine Skype-ID noch meine Email-Adresse hat, der hinterlasse mir einfach hier einen Kommentar und bald melden werde ich mich. :)

09 Oktober 2008

Winter

Woran erkennt man, dass es Winter wird?
Daran, dass Taschentücher und Mandarinenschalen herumliegen.

24 September 2008

Traumhaft

Irgendwas ist anders. So ganz genau definieren kann ich's nicht, aber ich fühle mich irgendwie... na, anders eben. In den letzten drei Nächten habe ich wieder extrem intensiv geträumt, so wie zu besten Alles-Egal-Pillen-Zeiten. Sprich, die Träume sind meist zu skurril um sie auch nur ansatzweise zu beschreiben (auch wenn ich schon überlegt habe, einen eigenen Blog dafür einzurichten, z.B. um euch zu berichten, dass ein Frosch in meiner Kaffeemaschine wohnt), sehr lebhaft, irgendwie seltsam, aber keine Albträume. Und sie scheinen oft eine (Unter-!)bewusstseinsveränderung anzuzeigen.
Beispiel: In einem Traum, den ich immer mal wieder habe, und der mir vermutlich sagen will, dass ich grade überfordert bin, muss ich in einem Theaterstück auftreten, finde aber kein Kostüm, verheddere mich hoffnungslos darin, oder muss alle anderen Schauspieler ausstatten und komme selbst nicht dazu, mich umzuziehen. Erst auf der Bühne, vorzugsweise wenn mein Einsatz kommt, stelle ich fest, dass ich meinen Text nicht ein einziges Mal durchgelesen habe. Geschweige denn auswendig kann. Da endet der Traum meistens. Heute Nacht war es wieder so weit. Immerhin bemerkte ich, dass sich alle um mich herum auf das Stück vorbereiteten; ich musste aber noch auf eine Klausur lernen und hatte deswegen keine Zeit. Aber anstatt hilflos zuzusehen, wie die unausweichliche Blamage auf der Bühne auf mich zukam, ging ich einfach zum Regisseur, um ihn zu bitten, mir meine Rolle kurz zu beschreiben, damit ich einfach einen Text improvisieren könnte. (Erste große Veränderung: Ich nehme mein Schicksal aktiv in die Hand. Was nicht ganz abwegig war, weil der Traum früher vor der Aufführung einsetzte als sonst.) Und was sagt mir der Mann? "Mach dir keine Sorgen, du spielst ja gar nicht mit." Wow. Zweite, riesige Veränderung: Mein Unterbewusstsein gibt mir eine Auszeit von unnötigen Ich-hab-was-vergessen-ich-könnte-versagen-ich-bin-rettungslos-chaotisch-was-sollen-dieLeute-von-mir-denken-Sorgen. Von unsinnigem Ich-muss-alles-können-was-man-von-mir-erwartet-Denken. Ich bin aufgewacht und war sprachlos. Was diesem Blogeintrag widerspricht, der wird schon wieder furchtbar lang, also mach ich lieber hier Schluss und schreibe später noch ein paar weitere wirre Gedanken in einen neuen Eintrag. Jedenfalls: So kann das nachts weitergehen. Dafür nehme ich sogar in Kauf, dass der Kaffee manchmal ein bisschen nach Frosch schmeckt. :)

19 September 2008

Scheiße ist ein Adjektiv

Und darf als solches klein geschrieben werden. Natürlich gibt es auch das zugehörige Hauptwort und ein entsprechendes Verb. Noch gibt's keine Deklination für das Adjektiv, aber analog zur aufen Tür und zum groß genugen Hemd kommt das sicher auch bald.
Solche und andere sprachliche Feinheiten lernt man ganz nebenbei beim Arbeiten. Wenn man z.B. Untertitel für eine Serie über ein paar aus Papierschnipseln bestehende kleine Jungs aus einer völlig normalen amerikanischen Kleinstadt mit übermäßigem Hang zum Fluchen korrekturlesen darf.
Netterweise liefert mein Auftraggeber die englischen Originaluntertitel mit hilfreichen Kommentaren versehen ("fag = pejorative for homosexual" oder "dude = slang term of address for a male" (in der dt. Version: "Alter"), oder auch mal "Louis XIV furniture = furniture made by Louis XIV"). Diese sog. blue notes (Ob das Absicht ist?) werden auch als Kommentare für die Qualitätskontrolle verwendet. Im Original werden sämtliche Eigennamen sorgfältig auf richtige Schreibweise überprüft, entweder anhand irgendwelcher Continuity-Bibeln der Filmfirma (bei Namen von Charakteren), oder anhand von Lexika/Atlanten/Internetseiten. Schließlich muss man sicherstellen, dass auch seltene Namen oder unbekannte Orte richtig geschrieben sind. Deswegen findet man hier auch so Kommentare wie "Jesus OK", "New Orleans OK" oder "Al-Qaeda OK", samt passender Quellenangabe. Und wenn man dann noch nicht vor Lachen zusammengebrochen ist, tut man es bestimmt bei "Earth OK" (Quelle dafür ist ein kryptisches "BS" - Vorschläge, was die Abkürzung bedeuten könnte, sind willkommen!).
Und nicht zuletzt gibt's nützliche Kommentare, wie das jeweils Gesagte gemeint sein könnte, meist in der Form: 'Note Humor'.
Danke für den Hinweis - ist angekommen! :)
P.S. Wie immer bitte den Namen der Serie nicht erwähnen, auch wenn ihr's erkannt habt!

15 September 2008

Dinge, die man niemals braucht

Der Mensch an sich ist ja manchmal sparsam. Vor allem, wenn's um seine Gehirnkapazität geht. Deswegen filtert er die Informationen, die er so tagtäglich bekommt, und merkt sich theoretisch nur die wichtigen. Das trifft auf mich nicht uneingeschränkt zu. Ich kann immer noch die meisten 80er-Jahre-Popsongs auswendig mitsingen, sogar die, die ich nicht besonders mochte. Dafür kriege ich keine einzige binomische Formel mehr zusammen. Und vergesse auf dem Weg aus dem Wohnzimmer in die Küche, was ich mir dort eigentlich holen wollte.
Trotzdem versuche ich, wann immer es mir möglich ist, Informationen in wichtig und unwichtig einzuteilen, und die unwichtigen ganz schnell wieder zu vergessen. So zum Beispiel bestimmte Vokabeln der japanischen Höflichkeitssprache (ein sehr komplexes Ding mit eigener Grammatik und seeeh kontextabhängig). Nämlich die, von denen mir gesagt wurde, dass ich sie nur brauchen würde, wenn ich mal mit dem Kaiser oder ähnlich hochgestellten Personen reden würde. Da meinte mein Gehirn, das passiert eh nie, also gar nicht erst speichern.
Tja, und dann war auf der Eröffnungsveranstaltung eine kaiserliche Prinzessin anwesend, schlenderte durch den Saal und machte liebenswürdige Konversation mit den ausländischen Gästen. Was tut man da? Englisch reden? Einfach die Klappe halten? Möglichst diskret den Empfang verlassen? Sanft genötigt von Leos begeisterten Kolleginnen, entschied ich mich gegen diese allesamt sehr japanischen Lösungsansätze und sprach ihre Hoheit auf Japanisch an - wahrscheinlich grottenfalsch, weil unhöflich. Aber wenn sie's amüsant oder rüpelhaft fand, hat sie sich's jedenfalls nicht anmerken lassen. Also definitiv eine interessante Erfahrung. Und hoffentlich ein gutes Foto (folgt noch). Als Lehre daraus sollte ich wohl ziehen, dass ich mir in Zukunft einfach alles und jedes merke, egal wie unwichtig. Fragt mich doch in zwei Wochen nochmal, was in diesem Blogeintrag stand, nur zum Testen. ;)
Tatsächlich bin ich aber auf noch eine viel wichtigere in Vergessenheit geratene Vokabel gestoßen. Und zwar, als ich zum ersten Mal Leo auf Japanisch jemandem vorstellen wollte. Denn die Japaner haben verschiedene Wörter für Familienmitglieder, je nachdem, ob's die eigenen oder die des Gesprächspartners sind. Und da ich vorher noch nie Anlass dazu hatte, hatte ich das Wort für 'mein Ehemann' noch nie in den Mund genommen. Und so musste ich erstmal das Lexikon zu Rate ziehen, um sagen zu können, in welcher Beziehung Leo zu mir steht.
Wundert euch also bitte nicht, wenn ich ihn in Zukunft zu Übungszwecken mit dem passenden japanischen Wort betitele. Das, um die ohnehin schon bestehende Namensverwirrung komplett zu machen, übrigens 'otto' lautet.

Tadaimaaaaa

Was so viel heißt wie: Wir sind wieder da!
Zweieinhalb wilde Wochen mit einem Wahnsinns-Con (in jeder Beziehung), einer ebenso großen Konferenz mit ähnlich skurillen, aber doch etwas ernsteren Themen, einem Blitz-Wochenendtrip nach Tokyo und tausend Tempeln und Schreinen in Kyoto plus viel, viel, viel leckerem, unidentifizierbarem japanischem Essen liegt hinter uns. Oder sollte ich sagen: haben wir überlebt? Aber das klingt vielleicht zu negativ, denn es hat durch die Bank jede Menge Spaß gemacht. Das Rollenspiel sowieso, auch wenn es rein oberflächlich betrachtet wie ein einziges von morgens bis abends ohne Pause Durcharbeiten wirkte. :) In Wirklichkeit war's eine gut getarnte Mordsgaudi.
Und Japan auch. Erstaunlich, wie viele Klischees, die ich schon fast als hoffnungslose Übertreibungen meines Erinnerungsvermögen abgehakt hatte, doch immer noch zutreffen. Und wie entspannt es sein kann, Japan als Tourist zu erleben, ohne irgendwelche Arbeitsverpflichtungen oder Kurse. Wobei ich mich - zunehmend japanisiert, ich hoffe, das gibt sich schnell wieder - schon recht verantwortlich für das Wohlergehen von Leos Kolleginnen fühlte und versucht habe, sie nach Kräften mit der japanischen Kultur vertraut zu machen. (Ist da ein Widerspruch in diesem Satz? Wenn man die Tintenfischinnereien, die ich im Restaurant für sie bestellt habe, bedenkt, wahrscheinlich schon.) Aber insgesamt war das ganze sehr entspannt und lustig und sehr sehr japanisch. Im positiven Sinne des Wortes. Ich bin tatsächlich etwas versöhnt. Wobei ich nach wie vor der Meinung bin: Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit japanischen Vorgesetzten.
Aber wenn das Land (die Leute? die Atmosphäre? die Hitze?) sogar Leo zum Karaoke-Singen inspiriert, dann kann's ja nicht ganz schlecht sein, oder?