02 November 2009

Dem Leben (zu) nahe

Wenn man diese Überschrift liest, denkt man vielleicht als erstes, dass ich das Rollenspiel, auf dem wir am Wochenende waren, zu realistisch fand (was nicht der Fall war). Der Titel soll eine Abwandlung von 'dem Tode nahe' sein. Was mich jetzt literarisch völlig disqualifiziert, weil Wortspiele/Anspielungen, die man erst erklären muss, nicht als solche funktionieren. Aber ein Zweck dieses Blos ist ja, dass ihr mich richtig versteht. Oder, aber das sag ich euch nicht, dass ich mich selbst richtig verstehe.
Und momentan gelingt mir das nicht recht, also schreibe ich jetzt so lange drauflos, bis ich mir klarer werde.
Am Samstag haben wir (am Rande des Rollenspiels) in einem hohlen Baum drei winzige Katzenjunge entdeckt. Da war's schon recht kalt, aber sie wuselten noch ganz munter in ihrer Höhle rum, so dass ich, vernünftiger, kindchenschema-resistenter Mensch, der ich bin, mir dachte, die Natur wird schon wissen, was sie tut, lassen wir sie einfach mal in Ruhe, Katzenmutter ist sicher bald wieder da.
Am Sonntag morgen machte mich eine Mitspielerin (nur Zufall, dass es sich ebenfalls um eine Schwangere handelt?) darauf aufmerksam, dass eins der Kleinen fehlte und die Katzen nicht mehr wirklich fit wirkten. In der Nacht hatte es immerhin -5 Grad gehabt. Von der Katzenmamma offenbar keine Spur. Also schauen wir halt mal hin. Wenn ein anderer einen auffordert, hat man ja quasi eine Ausrede, seinen unangebrachten Fremdspeziesmuttergefühlen nachzugeben.
Die zwei Kätzchen liegen leblos in ihrer Höhle. Der eine sieht schon ganz steif aus, das Fell ist verklebt, als ich ihn rausnehmen will, ist er ganz kalt. Ich hab schon geholfen, tote Menschen rumzuheben, aber tote Tierbabys sind dann doch irgendwie zu viel. Ich versuche, das tote Kätzchen mit einem Stock beiseite zu schieben, um an sein kläglich maunzendes Geschwisterchen ranzukommen. Da gibt es dann doch tatsächlich noch ein Geräusch von sich. Also schnappen wir uns die zwei und tragen sie so schnell wie möglich rein ans warme Feuer.
Und dann sitzen wir da und versuchen, die Kleinen wieder ins Leben zurückzuholen. Einer macht ab und zu die Augen auf und maunzt. Der andere liegt nur da und ist kalt. So kalt, dass seine Flöhe die Wärme meiner Haut vorziehen und fluchtartig den Wirt wechseln. Ich schere mich nicht darum, denn die Situation ist mir schon unter die Haut gekrochen. Ich sitze da und halte zwei Wesen im Arm, eines krallt sich am Leben fest, das andere wartet reglos auf den Tod, und ich bin genauso hilflos wie die beiden, kann nichts tun außer warm sein und von ganzem Herzen hoffen. Kann ich? Wann habe ich zuletzt etwas von ganzem Herzen getan?
Zu lange her und viel zu gefährlich. Also sitze ich nur da und bin warm. Und erleichtert, als der Aktivere von beiden sich endlich mit einer Spritze voller Sahne-Wasser-Gemisch füttern lässt. Auf mir rumkrabbelt und nach mehr schreit und mich voller Begeisterung in Handflächen, Hals und Ohr beißt. Er hat's geschafft. Der andere liegt immer noch da und atmet flach und ist kalt.
Wo der dritte wohl ist? Wir haben ihn in der Umgebung der Höhle gesucht, aber nicht gefunden. Wenn er nur rausgekrabbelt wäre, hätte er es in der Kälte wohl nicht lange gemacht und wäre irgendwo in der Nähe gestorben. Vielleicht hat ihn ein anderes Tier gefressen? Oder die Mutter hat versucht, wenigstens eines ihrer Jungen ins Warme zu bringen? Ich versuche, mich von dieser albernen Hoffnung abzubringen, indem ich mir vor Augen halte, dass zu dieser Jahreszeit kein vernünftiger Mensch irgendwo eine Tür oder ein Fenster offenstehen lässt, und dass andere warme Orte als Häuser in dieser Gegend wohl nicht verfügbar sind.
Statt dessen massiere ich dem schwächeren der beiden Überlebenden lieber die Pfötchen und Ohren, um die Durchblutung anzuregen. Und endlich, nach über einer Stunde, reagiert auch er mit Schluckbewegungen auf unsere Spritzenfütterung, anstatt alles einfach wieder aus dem Mäulchen herauslaufen zu lassen. Öffnet Minuten später die Augen und krächzt kläglich nach Nachschub.
Und schließlich schlafen sie beide erschöpft und warm auf meinem Bauch und ich weiß, dass das Schlimmste überstanden ist.
Ist es?
Klar, die beiden Kätzchen werden überleben, wenn sie nicht noch an etwas anderem als Unterernährung und Unterkühlung leiden.
Und ich?
Die Zeit meiner eigenen emotionalen Unterernährung und Unterkühlung scheint überwunden. Aber in dieser Situation, wo alles auf einige wenige, essentielle Fragen reduziert wird - warm oder kalt, fressen oder nicht, Leben oder Tod - wird mir bewusst, dass ein sehr großer, sehr dominanter Teil von mir damals, als ich hungerte und fror, beschlossen hat, mich nie wieder Hunger und Kälte spüren zu lassen. Die entsprechenden Sensoren abgeschaltet hat. Mit allen Konsequenzen und Nebenwirkungen. Ohne Kälte kein Aufwärmen, ohne Hunger kein Durst nach Leben. Locked-out-Syndrom - alles funktioniert an der Oberfläche noch, nur innerlich nicht mehr, das dafür aber bei vollem Bewusstsein.
Und jetzt sitze ich hier an der Grenze zwischen Leben und Tod, und auch wenn es nur zwei kleine Kätzchen sind, kann ich nicht anders als bewegt sein und mit-fühlen.
Und kann es doch nicht. Weil es nicht zu ertragen ist. Selbst als klar wird, dass die beiden überleben, ist das Potential an möglichen Gefühlen, das da draußen lauert, zu beängstigend, als dass ich ihnen die Tür öffnen könnte. So sehr ich es auch will.
Also setze ich die Kätzchen irgendwann in eine Kiste, überlasse sie anderen fähigen Händen und versuche, nicht mehr an sie zu denken, auch wenn sie und dieses Un-Gefühl mich nicht loslassen. Und frage mich, wo ich die nächste Nahtoderfahrung herbekomme, um diese Übung, vielleicht etwas erfolgreicher, wiederholen zu können.

P.S. Wenn jetzt irgendwer schreibt 'Wenn das Kind erstmal da ist, wird das schon', bewerfe ich ihn mit toter Katze (von der wir, wie hinlänglich bekannt ist, noch einen Vorrat im Schrank haben).

22 Oktober 2009

Mein Hirn, das unbekannte Wesen

Heute Nacht habe ich geträumt, ich wäre mitten in einen Schwarm Schmetterlinge geraten. Das meinte mein Unterbewusstsein aber nicht als Hinweis auf meine zarte, wunderschöne Seele oder so'n Kram, sondern als Warnsignal: Ich lag zu lange auf der falschen Seite, und da kann es in der Schwangerschaft passieren, dass eine Vene eingeklemmt wird und die Blutversorgung des Gehirns nicht mehr richtig funktioniert. Dies wiederum liegt nicht im Interesse aller Beteiligten (Hirn, Unterbewusstsein, Kind und Mutter) und erfordert zügige Notfallmaßnahmen, aka Umdrehen. Dazu muss ich in meinem Zustand aber mittlerweile halbwegs wach werden, weil meine überstrapazierten Bauchmuskeln es mir nicht mehr ermöglichen, mich einfach nur zu wenden, nein, ich muss mich aufsetzen, umdrehen und diverse Kissen und Decken in neue Positionen stopfen. Eine liebevolle Hebamme hat in einem schlauen Babybuch dazu geschrieben, es sei doch wundervoll, dass das Baby einen schon mal so rücksichtsvoll auf die Zeit nach seiner Geburt vorbereitet. Ich fürchte, sie hat das nicht mal so ironisch gemeint, wie das bei mir klingt.
Immerhin habe ich mittlerweile schon einige Übung im Schnell-Wieder-Einschlafen. Nur so kann ich mir erklären, dass ich diese Gleichgewichts-Schwindelig-Sache sofort in meinen nächsten Traum einbaute. Und versuchte, das Problem auf logische Weise zu lösen. Gleichgewicht, so dachte sich mein schlaues Hirn, hat doch was mit Schwerkraft zu tun. Könnte man dieses lästige Problem also aus der Welt schaffen, wenn man die Schwerkraft irgendwie verändert? Experimentierlustig baute ich in unser Universum daraufhin ein neues Sternensystem ein, auf dass sich die Verhältnisse hier ändern sollten, um es werdenden Müttern zu erleichtern, wenigstens vor der Geburt noch nachts durchzuschlafen. Das ganze natürlich von der Brücke eines coolen Raumschiffs aus, schließlich ist mein Hirn nicht doof und weiß auch im Schlaf, dass man nicht einfach so ins Weltall rausspazieren und neue Sterne basteln kann, sondern dazu schon die richtige Spezialausrüstung benötigt. Danach war alles gut und ich schlief tief und fest, bis der Wecker klingelte.
Irgendwo habe ich neulich gelesen, dass das Gehirn einer Schwangeren durchschnittlich um 4% kleiner ist als das einer Nichtschwangeren. Verschiedene Indizien lassen mich allerdings glauben, dass das ein Tippfehler war, und es in Wirklichkeit 40% sind. Und dass diese Vene eigentlich ständig eingeklemmt ist, so dass der klägliche Rest davon die meiste Zeit kaum mit Sauerstoff versorgt wird. Nur dass tagsüber keine Schmetterlinge da sind zum Warnen...

12 Oktober 2009

This is your child

Aus gegebenem Anlass eine leicht umgedichteter Liedtext zum objektiven Wahnsinn. Original zum dazu Anhören findet sich hier.

and you open the door and you step inside
we're inside our bellies
now imagine your child is a white ball of healing light
that's right, feel your child, the child itself,
is a white ball of healing light

i don't think so

this is your child
and all that makes him special is your love
he is no tool for your success
this is his life, and it's gonna be
just as screwed up as yours
this isn't a prize contest
and this isn't emergency rule
where you are now, you can't even imagine
what breastfeeding will be like

only with a diaper
can we be useful parents
it's only after you've let him go
that he’s free to love you truly

nothing is by the book,
everything is chaotic,
everything is just like real life

he may be a beautiful and unique snowflake
but he is the same flawed human being as everyone else
we are all a part of the same compost heap
we are the all-singing, all-dancing crap of the world
he is not your saviour,
he is not the clothes he wears
he is not his chinese-speaking nanny
he is not his kindergarten
he is not your folic acid
he is not your water birth
he is not his fucking buggy

you have to give birth

you have to realize that he is just a child,
until you know that you are useless
i say let him never be complete
i say may he never be content
i say deliver me from children’s yoga class
i say deliver me from prodigies
i say deliver me from ritalin and parenting guidebooks
i say you have to give birth, let him evolve
and let the chips fall where they may

i just want to love him as hard as i can

welcome to parenthood
if this is your first child
you have to fight

07 Oktober 2009

Der objektive Wahnsinn

Das ist ein Ausdruck, den mein Therapeut gebraucht, um die Haltung unserer zivilisierten Welt zum Thema Kinderkriegen und Elternsein zu beschreiben. Neben meinen subjektiven Schwangerschaftsbeschwerden und -ängsten nervt mich der schon lange (weder der Therapeut noch der Ausdruck, sondern der Wahnsinn). Und gleichzeitig kann ich mich ihm doch nicht ganz entziehen.
Neulich habe ich beschlossen, mich mal so richtig aktiv und bewusst auf unser Baby zu freuen, indem ich mit Leo einen Einkaufsausflug unternehme, bei dem wir hemmungslos alles besorgen, was wir fürs Baby brauchen könnten oder auch nicht. Und just gestern, auf der Heimfahrt vom Geburtsklinik-Infoabend (mehr Wahnsinn), fiel uns ein Plakat für eine Babymesse auf.
Nachdem der Besuch einer Hochzeitsmesse vor ein paar Jahren schon durchschlagende Erfolge gebracht hat (=Leo hat sich günstige Schuhe gekauft und ich habe konventionell-langweilige Hochzeiten by the book noch abschreckender gefunden als schon vorher), überlegen wir uns tatsächlich, die Einkaufstour auf diese Messe zu verlegen. Und jetzt gucke ich mir deren Homepage an.
Da kann man sich zu Seminaren wie "Jetzt können auch schon Babys riestern" anmelden, oder lernen, wie man sein Kind mithilfe einer Spielkonsole zu mehr Sport motiviert (ob ich die Wiege einfach auf das Balance Board stellen sollte?) oder Rückenschmerzen und Ängest mit Chakrablütenessenz bekämpft. Was immer letzteres sein mag. Außerdem kann man Still-Lounges und Wickeloasen besuchen und sein Baby für das Cover einer Elternzeitschrift fotografieren, Verzeihung, shooten lassen. Wie die angekündigte Modenschau abläuft, will ich mir gar nicht erst vorstellen. Rollen knochendürre Models die aufgestylten Babys im Markenkinderwagen auf den Laufsteg, heben sie zur Begutachtung raus und staksen dann mit ihnen im dramatischen Bruce-Schritt davon?
Ihr seht, mein Einkaufsvorsatz gerät bereits ins Wanken.
Vielleicht sollte ich andere Methoden in Erwägung ziehen, um mehr Vorfreude zu entwickeln? Einfach mal alles über Wassergeburt nachlesen? Ein Buch über den Einfluss der Namensgebung auf die soziale Stellung des Kindes im späteren Leben kaufen? Versuchen, auf die Warteliste des Montessori-Kindergartens zu kommen? Meine Ernährung auf genfreien Mais umstellen und aus der Nähe des Atomreaktors wegziehen?
Aaaaargh, ich will doch einfach nur ein Kind kriegen!

02 Oktober 2009

Schwangerschaftsbeschwerde(n)

So das Thema meines letzten Geburtsvorbereitungskurses. (Die Klammern sind von mir.) Die Hebamme betonte zwar immer wieder: "Wir sind nicht krank, nur schwanger", fuhr dann aber fort, zahllose Mittelchen aufzuzählen, die gegen die Symptome helfen. Sollen.
Beschwert hat sich im Kurs keiner, also muss ich das wohl an dieser Stelle nachholen: Schwangerschaft ist eine komplexe Krankheit mit einer Vielzahl an z.T. sehr befremdlichen Symptomen.
Nicht alle davon sind zwingend bekämpfenswert. Zum Beispiel finde ich es eigentlich ganz niedlich, dass das Muttermal in meinem Bauchnabel mittlerweile außerhalb von selbigem liegt. Und auch die Tatsache, dass man sich jetzt über zugelegte Kilos freuen darf, ist ja recht nett.
Andere Dinge - Dinge, vor denen einen keiner warnt - allerdings sind durchaus lästig bis nervig. Das berühmte Treten, das Mütter wie Väter ja angeblich so glücklich macht, ist keineswegs "hauchzart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings", wie mein schlaues Buch behauptet. Manchmal kickt mich der kleine regelrecht durch die Gegend, und wenn er in die falsche Richtung tritt, fühlt sich das an wie eine Mischung aus Blasenentzündung und einem Scheidenabstrich mit einem stumpfen Haken.
Auch die Behauptung vieler ehemaliger Schwangerer, sie seien die ganze Schwangerschaft furchtbar viel Spazieren gegangen, weil sie das gebraucht hätten, halte ich für eine extreme (hormonell bedingte?) Erinnerungsverzerrung. Bei jedem Schritt, den man als werdende Mutter tut, federt das Kleine auf der Blase auf und ab. Selbst wenn man gerade auf dem Klo war und einen Schließmuskel aus Stahl hat, kann mir keine weismachen, dass sie sich mit so einem Gefühl im Bauch länger als unbedingt nötig vom nächsten Klo entfernt.
Den Gipfel der Gemeinheiten musste ich aber heute erleben, als ich im Versuch, meiner Erkältung beizukomen, beschloss, ein Bad zu nehmen. Die Hebamme hatte übrigens empfohlen, dass das eine gute Möglichkeit sei, sich zu entspannen und die Schmerzen zu lindern, wenn die Wehen einsetzen. ("Im Krankenhaus können Sie zwar auch noch Duschen, aber zu Hause in der Wanne ist es doch viel gemütlicher.") Da lag ich dann, bis zur Nasenspitze untergetaucht, und zwischen Hügeln aus Schaum erhob sich das Bergmassiv meines Bauches aus dem Wasser, das Nabel-Muttermal quasi als Parodie eines Gipfelkreuzes weithin sichtbar. Da hilft es dann auch nicht viel zu wissen, dass die Plazenta das Baby warmhält, auch wenn der Bauch die Temperatur der Zugspitze annimmt.
Also, liebe Mütter, Hebammen und Buchautoren: Etwas weniger hormonverklärte Rosa-Brillen-Sicht bitte, es wird Zeit für Realismus in der Schwangerschaft! Und für eine größere Badewanne!

15 September 2009

Hamburg - Alternative Realität

Ich sitze in der Hochbahn vom Flughafen, und entgegen der Vorhersage herrscht strahlender Sonnenschein. Alles ist grün, um mich herum die herrlichen Altbauten Eppendorfs, die Fleete, die zahllosen Brücken. Die schönste Stadt der Welt zeigt sich von ihrer besten Seite.
Und ich schaffe es, fast alle lieben Leute, die wir in unserer Zeit hier oben kennengelernt haben, wiederzutreffen. Was eigentlich in Stress ausarten könnte, aber irgendwie fühlt es sich nicht so an. Hamburg ist sonnig, locker und entspannt.
Als ich zwischen zwei Verabredungen tatsächlich mal 5 Minuten Pause habe, setze ich mich an die Alster und schaue den Ausflugsbooten beim Ablegen zu. Und breche beim Klang der Schiffshörner spontan in Tränen aus. Denn es hätte alles so schön sein können.
Aber die Umstände, auf die wir in dieser Stadt getroffen sind, haben mich bis weit über meine Grenzen hinaus belastet, meine psychische Gesundheit ruiniert, meine Beziehung gefährdet und mir das Herz zerrissen. Das hat nichts mit Hamburg an sich zu tun. Es einfach nur Pech zu nennen, verleiht dem Ganzen eine Profanität, die der Dramatik meiner Gefühle nicht angemessen scheint. Aber genau das war es wohl. Pech.
Ich wische mir die Tränen weg, verabschiede mich mental von den Alsterdampfern und breche auf. Zeit, noch ein paar weitere Leute zu treffen, die mir, wie schon so viele an dem Wochenende, bestätigen: Es hätte alles so schön sein können.

Gemühsam

Korrekturlesen ist einer der langweiligeren Teile meiner Arbeit. Es gibt weniger Geld als fürs Übersetzen, die kreative Arbeit hat jemand anders gemacht, und manchmal muss man um fünf Ecken denken, um die Fehler des Vorgängers zu verstehen. Pluspunkt: Ich kann meine Grammar-N*zi-Veranlagung ausleben. Weiterer Pluspunkt: Die kreativen Tippfehler mancher Übersetzer.
Zuletzt durfte ich eine Menge Kochrezepte korrekturlesen, und worüber ich da gestolpert bin, würde Freud hellauf begeistern.
Relativ weit unten im Text zum Beispiel signalisierte mir mein Vorgänger mit dem Wort Gemühse, dass er so langsam erschöpft sei und genug von langen Listen mit Ingredenzien hatte, die er als Zutanten übersetzte, wobei er wohl an unliebsame Verwandschaft dachte. Irgendwann beschloss er, die Sache zu vereinfachen und wenigstens die Basics, die sich sowieso jeder denken kann - Salz und Pfeffer - in vielen Rezepten schlicht wegzulassen. Da machte ihm aber wohl sein schlechtes Gewissen einen Strich durch die Rechnung, denn das gelegentlich vorkommende sea salt übersetzte er im folgenden Text mit Mehrsalz. Nach knapp 300 Rezepten jedoch hatte er endgültig genug, oder jedenfalls sein Unterbewusstsein, das ihm, wohl in der Hoffnung, die Sache zu beschleunigen, diktierte: mit Mehr bestreuen.
Wer meinen letzten Kuchenversuch, aka Zuckerauflauf probiert hat, weiß, dass das ein Grundsatz ist, nach dem auch ich gerne koche.

28 August 2009

Ganz offene Schleichwerbung

Und außerdem wollte ich der geneigten Leserschaft noch mitteilen:
Ich habe das Sommerloch dazu genutzt, endlich mal meine berufliche Website fertig zu machen.
Das schicke Design stammt von Markus W. - herzlichen Dank nochmal!
Jetzt kann ich nur hoffen, dass alle die Seite toll finden und mich mit Aufträgen überschütten...
Um ein Feedback eurerseits bin ich natürlich auch ohne Auftrag sehr dankbar!
Hier findet ihr das gute Stück: www.feeltheword.de

Junge heißen Boy

Dieser grammatikalisch erleuchtete Ausspruch stammt nicht aus einer Übersetzungsmaschine, sondern von Johnny Weismüller aus dem Film "Tarzan und sein Sohn". Unschwer zu erraten, dass es dabei um die Diskussion geht, wie er und Jane ihr Kind nennen wollen. Trotz bestechender Logik können wir uns aber zu einem schlichten "Boy Braun" noch nicht ganz durchringen. Alternativen werden immer noch fleißig recherchiert.
Allerdings schlug heute Nacht die Inspiration zu: Nachdem ich mich zum 325. Mal umgedreht hatte, weil das Kind einfach keine Ruhe gab und mit keiner Schlafposition zufrieden war, wurde mir klar, dass es nur einen möglichen Namen geben kann. Der Kleine bringt mich zum Rotieren wie ein Döner am Spieß, also heißt der neue Arbeitstitel ab sofort: Dönertier.

P.S. An mein liebes unruhiges Kind: Ja, das ist eine Form von Rache. Den Spitznamen musst du erstmal wieder loswerden.

14 August 2009

Alive and kicking

Keine Ahnung, woher diese Redewendung (alive and kicking = quicklebendig) etymologisch tatsächlich herkommt. Aber passend zum Gefüge meiner zahlreichen "Tanja erklärt die Welt"-Theorien (habe ich dazu schon mal was geschrieben?) und in Übereinstimmung mit meinen derzeitigen Erfahrungen kann dieser Ausdruck eigentlich nur eins sein: die Antwort auf die Frage "How's the baby?"
Unser kleiner Knödel (nein, wir haben noch keinen Namen) ist mittlerweile voll mit Armen, Beinen und der Fähigkeit, sie einzusetzen, ausgestattet und macht fröhlich Gebrauch davon. Oft so heftig, dass Leo das von außen spürt, wenn er mir die Hand auf den Bauch legt - laut Aussage des Frauenarztes vier Wochen zu früh! Vor allem früh morgens und spät abends scheint der Kleine voller Aktivität zu stecken. Und heute Nacht hat er gefühlt alle 10 Minuten darauf bestanden, dass ich die Position wechsle.
Mittlerweile fühle ich mich wie ein zu klein geratenes Aquarium mit einem riesigen Fisch drin.
Bleibt nur zu hoffen, dass das ganze Rumgewusle unseren Kleinen so erschöpft, dass er nach der Geburt einfach jede Nacht durchschläft... Sweet dreams... ;)

08 August 2009

Das Volk hat gesprochen

Und dabei ziemlich genau die statistische Normalverteilung erwischt - wenn ich mich richtig erinnere, werden etwas mehr Mädchen geboren als Jungen.
Allein, unser Kind scheint kein demokratisches Gen im Leib zu haben, denn es hat beschlossen, als Junge in diese Welt zu kommen. Was ich aus verschiedenen Gründen ganz gut finde:
- Offenbar schert sich das Kleine nicht darum, was andere denken oder von ihm erwarten. Damit hat es seinen Eltern etwas voraus. Das mit der Demokratie kriegen wir schon irgendwie hinerzogen, der Rest kann so bleiben.
- Ich muss aller Voraussicht nach nicht mit Barbies und rosa Glitzereinhörnern spielen. Pfuh!
- Seine kleine (noch in Langzeitplanung befindliche) Schwester wird das taffste Mädel der Welt, mit einem großen Bruder und drei älteren Cousins...
Einziger Wermutstropfen: Vornamen für Männer sind viel schwieriger zu finden als für Frauen. Denn obwohl 'Kotzknödel' männlich ist, habe ich mittlerweile meine Zweifel, ob der Standesbeamte uns das durchgehen lassen wird. Also heißt es die nächsten paar Monate, Listen mit Krankheitserregern, äh, will sagen, Vornamen zu studieren. Irgendwas Klangvolles, Cooles, Niedliches, nicht zu Altmodisches, nicht zu Modisches, nicht zu Peinliches wird sich doch finden lassen...

30 Juli 2009

Uh, uh, ah, ah

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere von euch, vorzugsweise die älteren Semester, an eine Komödie namens Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch. In einer der ersten Szenen gerät Bob Hoskins darin in die Verlegenheit, einen Porno synchronisieren zu müssen. (Bis dahin war mir unbedarftem Wesen nicht bewusst, dass ja neben dem gesprochenen Text auch alle Uhs und Ahs der Darsteller synchronisiert werden müssen, vermutlich weil es sich komisch anhört, wenn jemand mit anderer Stimme stöhn als er spricht.)
Wie auch immer, da ich ja 'nur' Untertitel übersetze, kann es nicht sein, dass ich in ähnliche Verlegenheit gerate wie Bob. Dachte ich. Bis zu dem Auftrag gestern.
In diesem der Beschreibung nach eher mäßig lustigen Film sucht der spätpubertäre Held sein Highschool-Sweetheart, das mittlerweile groß ausklappbar in der Mitte eines beliebten Männermagazins abgebildet ist.
Die Trailer zu diesem Film sind allerdings eine recht lustige Mischung aus 'Making of' und Selbstparodie. In der die Darsteller zum Beispiel versuchen, bei der Nachsynchronisierung den richtigen Sound für einen Bl*wjob zu finden. Oder ein fiktiver Rapstar interviewt wird, der mit Hits wie Lutsch meinen S..., ich f... deinen A... und Schlimmerem zu Weltruhm gelangte.
Ich hatte das Vergnügen, sowohl die ausgebleepte Version als auch die Vollversion zu übersetzen, und mir dabei äußerst kreative Begriffe für Geschlechtsverkehr ausdenken zu dürfen, die nicht nur in den Rapperjargon passen, sondern auch noch - tada! - die voll ausgeschriebenen Songtitel nicht mehr als 23 Zeichen lang machen.
Das Internet hat da natürlich sehr geholfen. Jetzt fühle ich mich irgendwie... schmutzig. Aber lang nicht so, wie nach dem letzten Killerspiel.
Die Lehre daraus? Keine Ahnung. Wahrscheinlich nur, dass sich Sex viel länger und komplizierter schreibt, als er sich oft macht... ;-)

28 Juli 2009

Was wird's denn nu?

Ich weiß, ihr seid alle überzeugt, dass da kurz vor Weihnachten ein Alien aus mir rauskrabbelt. (Ich bin's jedenfalls.) Deswegen habe ich das als Antwortoption auch gar nicht mit aufgenommen, wenn's eh jeder schon weiß, ist es ja langweilig.
Was noch keiner weiß, ist ob es ein Alien-Mädchen oder ein Alien-Bub wird. Wahrscheinlich werden wir das nächste Woche erfahren. Wenn es sich beim Ultraschall nicht grade schamhaft wegdreht. Was dann hoffentlich wenigstens zeigen würde, dass unser Kind kein ungenierter mitten-an-der-Straße-Piesler wird.
Wie auch immer, um die Spannung noch etwas zu steigern, dürft ihr abstimmen, was es denn werden soll. (Siehe Umfrage rechts.) Ob wir uns dran halten, können wir allerdings nicht versprechen.
Wer richtig tippt, darf einmal kostenlos Babysitten. ;)

07 Juli 2009

Killerspiel

Laut diverser Vertraulichkeitsvereinbarungen (im wahrsten Sinne des Wortes Knebelverträge) darf ich ja eigentlich kaum was über meine Arbeit sagen. Aber grad muss ich mir mal irgendwie Luft machen. Also quasi ganz vorsichtig schimpfen.
Das Konsolenspiel, für das ich grade mal wieder übersetze, ist so ziemlich das übelste, was mir je untergekommen ist. Wer jetzt an brutale Metzelszenen, realistische Darstellungen des Mordes an unschuldigen Menschen oder ähnliche Schlachtfeste (hab ich auch schon gemacht) denkt, liegt weit daneben. Nein, in dieser Sternstunde spielerisch zu erlernenden menschlichen Sozialverhaltens geht es darum, innerhalb der High School auf der sozialen Leiter nach oben zu klettern. Dazu zu verwendende Waffen sind Kleider, Klatsch und Tratsch und die Erfüllung von Aufträgen, die einem sozial höher gestellte Schüler aufs Auge drücken (sprich: Ich hab so Lust auf Sushi, kannst du mir schnell welches besorgen?), bei denen es mich große Überwindung gekostet hat, sie nicht mit "Sklavenarbeit" oder noch lieber "Depperljobs" zu übersetzen.
Da muss man sich dann als Spieler so Sprüche anhören wie: "Du solltest deine Beliebtheit steigern. Aber lass dich von dieser 'Ich-muss-bei-allen-beliebt-sein'-Kiste nicht zu sehr vereinnahmen. Sei einfach du selbst... aber zieh dir gefälligst was Schickeres an."
Aaaargh! Muss man sich da noch wundern, dass die Kids sich wahlweise ein Killerspiel oder gleich eine echte Kanone besorgen und in ihrer Schule blutrot zur neuen Modefarbe erklären?
Warum regt sich keiner über ein (übrigens an einer Romanserie + zugehörigem Film orientierten) Spiel auf, das neben Oberflächlichkeit vor allem Gehässigkeit und pseudoelitäres Cliquendenken propagiert?
Bitte, sagt mir einfach, dass ich die Ironie des ganzen nicht verstanden habe...

06 Juli 2009

Die Lovecraft-Morgenstern-Brücke

So langsam nimmt unsere Wohnung Gestalt an. Das ist hauptsächlich Leos Verdienst - ich darf ja in meinem Zustand, so wird mir bei jedem Umzug, bei dem ich helfen will, glaubhaft versichert, nichts schweres mehr heben.
Bücher einräumen können wir aber immerhin gemeinsam. Und wenn man schon mal die Gelegenheit in Form von lauter leeren Regalbrettern vor sich hat, überlegt man sich ja doch, ob man die Massen an Büchern nicht in irgendeine sinnvolle Ordnung bringen kann.
Dummerweise taucht immer dann, wenn man denkt, das sei einem gelungen, noch eine Kiste mit Büchern auf. Dann muss man entweder alles nochmal umräumen, oder man macht Kompromisse.
Folglich hatten wir ein Regal mit (von oben nach unten) Fantasy, dann Horror, dann 'anspruchsvolle' Literatur (also sowas, wo die Fantasie des Autors keine Monster und fremde Welten produzieren musste, sondern nur normale Menschen und normale Situationen - klingt tatsächlich anspruchsvoller, daraus was Spannendes zu machen), und dann wieder Fantasy.
Beide waren wir damit gar nicht so glücklich, bis wir ein vertikales Muster entdeckten: Direkt unter Tolkien standen jede Menge Cthulhu-Bücher, und darunter wiederum eine Sammelausgabe Christian Morgenstern. (Falls ich an dieser Stelle noch nie auf die sehr genialen englischen Übersetzungen von Morgenstern hingewiesen habe, reiche ich das umgehend nach.) Und darunter vermischte Fantasy. Da kann man sich doch ohne Pause von oben nach unten durchlesen. Was auch noch sehr japanisch ist. Passt also alles.
Wer beim nächsten Besuch weitere ähnlich interessante Muster entdeckt, darf sich ein Buch leihen! ;)

29 Juni 2009

Once in a lifetime

Es gibt Dinge, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie mal tun darf, und von denen man weiß, dass einem sowas wahrscheinlich nur einmal im Leben passiert. So geschehen letztes Wochenende: Ich durfte in einer Art Schneewittchensarg, respektive außerirdischen Regenerationskapsel liegen, meine Hände waren komplett durch bionisch-mechanische Bauteile ersetzt und mit Schläuchen an meinen Kreislauf angeschlossen, jemand, der nicht genau wusste, was da drin liegt, beugte sich über die Kapsel, bis sein Gesicht fast den Plexiglasdeckel berührte... und ich durfte meine Maschinen-Hand von innen dagegenklatschen.
Wer würde schon erwarten, jemals in so eine Situation zu kommen?
Wieviel Spaß sowas macht, kann man wahrscheinlich nur glauben, wenn man's erlebt hat.
Trotzdem war es nur ein kleines von vielen, vielen Highlights, mit denen ich die letzten beiden Wochenenden bombardiert wurde. Bei jedem Rollenspiel dieser Orga habe ich das Gefühl, das ganze Con ist ausschließlich für mich und um mich herum organisiert. Allein, ich habe den Verdacht, das geht anderen Spielern genauso.
Also, tausend Dank an die Halloween-Crew. Ihr seid die Besten!
P.S. Der Kotzknödel hatte glaube ich auch sehr viel Spaß.
P.P.S. Beim nächsten Con mache ich wieder Spieler, aber ich helfe mit aufbauen. Notfalls nehme ich Drogen, damit ich die ganzen Überraschungseffekte wieder vergesse. Ist viel besser, als eine Woche ohne meinen Mann leben zu müssen!

12 Juni 2009

Zeitvertreib

Kleine Kinder wollen ja beschäftigt werden. Dass das so früh anfängt, hätte ich jetzt nicht erwartet. Aber immerhin ist unser Kleines (Arbeitstitel: Kotzknödel, bitte erinnert mich, dass ich das lösche, so bald es lesen kann) sehr einfallsreich und beschäftigt sich selbst. Und ich finde das so ungemein spaßig, dass ich fast immer total freiwillig mitmache. %-} Im Folgenden stelle ich euch einige seiner Lieblingsspiele vor.
Blasen-Trampolin
Auf Mamas Blase rumhüpfen, bis sie aufspringt und aufs Klo rennt. Frequenz: Alle 10 Min.
Gordischer Darm
Die interessantesten Spielzeuge sind bekanntlich die, die man aus irgendwas improvisieren kann, nicht die perfekt lebensechte Ritterburg oder die teure Puppe mit den 100 Designerkleidern. Wenn man also in unmittelbarer Nähe so viele wunderbare Bänder (aka Darm) rumhängen hat, warum dann nicht lustige Knoten reinmachen? Für Mama fühlt sich das so an, als trüge sie ein Korsett mit Taillenweite 10 cm. Frequenz: nach jeder Mahlzeit, manchmal auch vorher.
Nerven-Harfe
Man kann nie früh genug anfangen, ein Instrument zu lernen. Also frisch drauflos gezupft, Schüchternheit ist der Feind aller Kreativität. Mama ist dann auch immer ganz gerührt, manchmal weint sie, manchmal kann sie mitten in der Nacht vor Begeisterung kaum stillliegen, und manchmal haut sie sogar Papa, damit der auch richtig zuhört. Frequenz: Mehrmals täglich.
Börps-Knopf
So einfach wie genial: Man drückt einen Knopf, und Mama gibt lustige Geräusche von sich. Oft kriegt ihr Gesicht auch eine andere Farbe, und die anderen Leute lachen so lustig. Besonders spannend: Man kann die Lautstärke verändern, so dass Mama nie weiß, ob sie jemand gehört hat. Das beschämte 'Entschuldigung' hören aber meistens alle, woraufhin Mama wieder die Farbe wechselt und lange Erklärungen abgibt. Frequenz: Mindestens 10 Mal täglich.
Knock-Out
Ein anderer Knopf löst sofortige, bis zu zwei Stunden andauernde Schlafanfälle bei Mama aus. Ist nicht so aufregend. Frequenz deswegen: alle 2 bis 3 Tage, möglichst wenn Mama gerade einen dringenden Auftrag hat, der sie eigentlich bestimmt langweilt.
Kotzknödel
Das ist eigentlich kein Spiel, aber in den Zeiten zwischen den anderen Spielen soll Mama schließlich nicht vergessen, dass das Kleine da ist. Deswegen müssen alle greifbaren Hormone so oft wie möglich kräftig durcheinandergemixt, geschüttelt, gerührt und in großen Dosen im ganzen Körper verteilt werden. Das hat manchmal den Effekt von Börps-Knopf und Blasen-Trampolin gleichzeitig, bloß dass Mama dabei nicht sitzt, sondern kniet. Oft liegt sie aber auch einfach nur auf dem Bett und stöhnt, wahrscheinlich vor Genuss. Frequenz: Täglich, von morgens nach dem Aufstehen bis kurz vor Schlafenszeit.

Ihr seht, an Kreativität mangelt's dem Kleinen ganz und gar nicht. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was dem alles einfällt, wenn es mal 10 ist. Oder 15... Schluck...

10 Juni 2009

Zwei gehn rein, drei gehn raus

In den letzten Wochen hatten wir viel Gelegenheit, kreative Wege zu testen, wie man so eine Nachricht verkündet. Dieses Zitat aus Mad Max konnte ich dabei bisher leider nie anbringen, wo ich doch sogar drüber nachgedacht habe, unseren Blog so zu nennen.
Naja, vielleicht ist das etwas übertrieben, aber zumindest für einen einzelnen Eintrag reicht's.
Man stelle sich also Hamburg als große Donnerkuppel vor (obwohl es da tatsächlich eher selten gewittert und zum Glück auch weniger brutal zugeht). Wir zwei gehen rein - obwohl das ja eigentlich eher freiwillig war. Dann, ähm, vergeht viel Zeit, äh, fast genau wie im Film... Gelegentlich ringen wir auch ein bisschen miteinander, natürlich nicht so wie Mel Gibson mit seinem Gegner, sondern so, wie man das als braves Ehepaar macht, wenn das Licht aus ist und nix im Fernsehen kommt. Und als wir die Kuppel schließlich verlassen, sind wir, in Abwandlung des Zitats, nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt.
Ok, ich seh schon, die Analogie hinkt auf allen Beinen.
Davon hat unser Kleines, das tatsächlich in einer der letzten Nächte in Hamburg gezeugt worden sein muss, glücklicherweise (oder enttäuschenderweise) genau zwei. Auch Arme sind in normaler Anzahl vorhanden, ebenso Herz, Magen und ein noch sehr hohl aussehendes Hirn (kommt wohl nach der Mutter).
Über den Charakter lässt sich noch nicht so viel sagen, außer, dass es wohl der geborene Spielleiter wird, weil es jetzt schon sehr viel Spaß daran hat, anderer Leute Leben zu bestimmen, z.B. durch den gezielten Einsatz von Übelkeit und Heißhunger. Momentan muss ich alle zwei Minuten neu auswürfeln, worauf ich gerade Lust habe. Bei der Übelkeit habe ich den Eindruck, dass da manchmal etwas Spielleiterwillkür herrscht, oder aber ich habe einfach die Regel noch nicht ganz verstanden, wovon mir schlecht wird und wovon nicht. Immerhin bleibt es so spannend.
Überhaupt ist das alles mindestens so aufregend wie Zug-/Autoverfolgungsjagden durch die Wüste und Sandstürme und Schicksalsräder und blutige Zweikämpfe, und deswegen passt das Filmzitat eben doch. Beschließe ich hiermit. Willkürlich.
Und ich glaub, jetzt ist mir schlecht. Oder will ich doch lieber ein Honigbrot mit Essiggurke...?

02 Juni 2009

Dankeschön!

Danke euch allen, für die vielen lieben Geburtstagswünsche, für die Geschenke, fürs Mitfiebern und Daumendrücken...
Und danke, Kodama, dafür, dass du nicht zur Tür raus oder vom Dach gefallen bist, sondern nur das getan hast, was Katzen am allerbesten können: sich verstecken. Im Keller in einem alten Küchenunterschrank. Und dass du auch das getan hast, was Katzen am zweitbesten können: fressen. Und zwar das von uns vorsorglich im Keller aufgestellte Futter. Sonst hätten wir dich da sicher nicht nochmal so intensiv gesucht.
Vielleicht war das die Lektion: Wenn du dich immer nur versteckst, so dass alle gewöhnt sind, dich nicht zu sehen, dann wird keiner nach dir suchen, wenn du verloren gehst. (Denn sonst hätten wir ja schon am Sonntagabend alles abgesucht, statt erst am Montag.) In diesem Sinne gelobe ich, in Zukunft noch viel mehr öffentlich zu (fr)essen. Logisch, oder? :)

01 Juni 2009

Geburtstagswegnahme

Ich hoffe, das ist das richtige Gegenteil zu Geburtstagsgeschenk. Von letzteren habe ich gestern (beim Reinfeiern) wirklich viele tolle bekommen, und das schönste davon war, dass so viele liebe Leute da waren. Dass Da-Sein das schönste Geschenk überhaupt ist, ist wohl auch die Lektion, die ich daraus lernen sollte, dass Kodama gestern Abend beschlossen hat, spurlos zu verschwinden.
Allein, das war mir doch vorher schon immer völlig klar? Was bezweckst du, Katze?
Darf ich mir, trotz allem, noch was zum Geburtstag wünschen?
Ist nicht aufwendig, auch nicht teuer.
Bitte, komm einfach nur wieder.

18 Mai 2009

Ein Bild sagt mehr...

Naja, etwas mehr Bilder sind's dann doch geworden. Aber seht's mal so: Wir ersparen euch 61.000 Worte. ;)Hier gibt's unsere Urlaubsfotos:
Kroatien, April 2009

09 Mai 2009

Vodovod schlägt zurück

Während Tanja und Anke in Sachen Strom unterwegs waren, wartet Leo auf den Vodavod. Der kam dann auch wie abgemacht und warf ungefähr einen Blick auf das Ventil.

'Problema privata' sagt er bösewichtig und geht. Aber das Ventil ist doch vor der Wasseruhr und damit Wasserwerksache?! Wo ist Electro-Dalmatia, wenn ihr Nemesis Vodavod Schindluder treibt?

Leo geht also erst einmal zu den Nachbarn, Wasserschleppen. Toiletten können auch von Hand befüllt werden und duschen geht auch notfalls per Eimer.  Immerhin versprechen uns die Elektroleute, einen befreundeten Handwerker zu uns zu schicken. Der kommt aber nicht. Wahrscheinlich von Vodavod abgefangen worden. Mist.

Also gibt es für uns nur eine Möglichkeit: Wir müssen in die Vodavod-Höhle und den Bösewicht stellen! Gesagt getan. Günstigerweise hat Vodavod unter seinen Schergen auch des Deutschen mächtige, so dass uns der Finsterling erklären kann, dass unsere Ventil/Wasseruhr-Anlage falsch installiert wurde, ein altbekanntes Problem bei Häusern von Ausländern (warum auch immer...). Nach langer Diskussion wählen wir eine Taktik, die schon von zahlreichen Erzschurken verwendet wurde, und schließlich sind wir Fatzke-geprüft: Wenn Du sie nicht besiegen kannst, kaufe sie.

Am selben Nachmittag noch repariert Vodavod unseren Wasseranschluss und 4 tage nach Ankunft läuft schließlich alles, wie es soll. 

Electro-Dalmatia und der Strom des Verderbens

Während Leo am nächsten Tag auf den Mann von Vodavod wartet, fahren Tanja und Anke nach Stari Grad zum Elektro-Dalmatia-HQ. Denn leider haben wir am Vorabend nicht doppelt gesehen, die Rechung war immer noch exorbitant. Dort zeigen sie die Rechnung und der Electroscherge fragt trocken, ob wir denn einen Hubschrauber betrieben hätten.

Es stellt sich heraus, dass wir das nicht haben, sondern irgendwie falsche Zählernummern verwendet wurden und/oder Nachbarn unseren Strom angezapft haben. Auf jeden Fall reduziert sich die Rechnung beträchtlich auf ein Zehntel der Summe. Auch wird der Strom wieder angestellt. Nur: In Zavala gibt's trotzdem keinen Strom, wie Leo telefonisch bestätigt.

Deswegen schickt Electro-Dalmatia ihre Schergen los, unsere Stromleitungen zu überprüfen. Und sie stellen fest, dass die Leitung von unserem Mast zum Haus defekt ist. Deswegen wird ein Spezialschergenteam angefordert, dass auch rasend schnell da ist. Leider stellen sie fest, dass sie ob des etwas instabilen Strommasten ein Spezialspezialschergenteam brauchen, mit noch speziellerem Werkzeug (was ich bei Stromarbeiten 100% befürworte, so als Rechtsmediziner).

Am nächsten Tag kommt das Team mit dem Spezialwerkzeug: Leiter und Seil. Damit wird der Mast abgestützt, während ein Scherge den Strom anstellt, und siehe da: Electro-Dalmatia saved the day!

Electro-Dalmatia gegen Vodovod

Nein, kein Computerspiel. Auch nicht die kroatischen X-Men. Leider.

Aber fangen wir am Anfang an:

Nach einer Fahrt mit Übernachtung in einer eher cthulhuiden Pension in Innsmouth, äh, Klagenfurt, mit Brotzeit unter bayerischer Flagge im Zimmer (Warum, dass muss Euch Anke erklären;), erreichten wir schließlich bei strahlendem Wetter Split bzw. per Punktlandung unsere Fähre nach Hvar. Auf der selbigen erreichte uns ein Anruf von Tanjas Mutter – offensichtlich wurde in Zavala der Strom abgestellt, da irgendwelche Rechnungen nicht bezahlt worden waren. Naja, nicht wirklich schlimm, eine Nacht bei Kerzenschein und dann am nächsten Tag Rechnung zahlen und Strom haben, kein Drama.

Also Kerzen eingekauft und Haus in Betrieb genommen. Dazu muss man noch das Wasser am Ventil vor dem Haus aufdrehen. Und die Wasseruhr zeigt an, ob es läuft. Es läuft, sagt die Uhr. Es läuft nicht, sagt der Wasserhahn. Mist.

Kein Strom und kein Wasser ist dann schon blöd. Wir sind zwar erprobte Larper, aber eine funktionierende Toilette wäre trotzdem schön.

Es empfiehlt sich in Zavala immer, auch bei den Nachbarn zu fragen, ob sie die selben Probleme haben. Da gerne auch mal im ganzen Dorf der Strom weg bleibt, warum nicht auch das Wasser? Zwei Häuser weiter entdecken wir die uns bislang unbekannten deutsch/russischen Betreiber eines Hotels in der Nähe und trauter Runde bei Bier und Wein. 1. bekommen wir sofort die Erlaubnis, ihren Anschluss im Garten jederzeit zu verwenden. 2. dürfen die Mädels jederzeit duschen kommen. 3. rufen sie einen Freund an, der bei Vodavod (den Wasserwerken) arbeitet und bis zum 12. Lebensjahr gesäugt wurde. Doch ehrlich. Hat er selbst erzählt. Warum? Keine Ahnung.

Der kommt dann trotz der späten Stunde und schaut sich unser Problem an und identifiziert ein defektes Ventil. Morgen werde er einen Kollegen schicken, der das austauscht, denn das Ventil gehört gerade n och nicht zum haus und ist deshalb Aufgabe von Vodavod. Super. Etliche Biere später gehen wir betrunken und hoffnungsfroh nachhause.

Und das ist gut so, mit dem betrunken sein. Denn wir machen noch den Umschlag mit der Stromrechnung auf. Wir sehen sicher doppelt, denn die Zahl hat eindeutig zu viele Nullen. Über den Winter, wo niemand hier war, wurde Strom im Wert von 1500 Euro verbraucht? Gut, das wir betrunken sind.

Urlaub und andere Unerträglichkeiten

Bevor wir in mehreren Blogeinträgen von dem ein oder anderem Urlaubserlebnis berichten (und davon gibt es so einige, die berichtenswert sind ;), müssen wir kurz einführen: Wir waren jetzt fast 4 Wochen lang in Zavala auf der Insel Hvar. Hvar – laut einigen Reiseführern unter den 10 schönsten Inseln der Welt, ist eine langgestreckte Berginsel in der kroatisch-dalmatinischen Adria. Zavala ist eine kleine Stadt an der Südseite der Insel.

Tanjas Großeltern, Albert und Katharina, haben sich auf einer Reise in diesen Ort verliebt, ein Stück Land gepachtet und bebaut – mit Blick über das Meer und den Friedhof (siehe Bild). Seitdem fahren Kinder, Kindeskinder und deren Kinder regelmässig/abwechselnd hierher in Urlaub, so dass vom Frühjahr bis zum Herbst eigentlich immer jemand da ist, sich um das Haus kümmert, Reparaturen durchführt oder in Auftrag gibt, den Garten pflegt etc.










Während Tanja hier schon seit ihrem 1. Lebensjahr oft hier war, ist es für Leo das 3. Mal gewesen, die erste Woche war auch Anke mit dabei. 

Im April kann es dabei auch noch ziemlich kalt und regnerisch sein, aber dafür entschädigt sich das im Sommer so trocken und karg wirkende Hvar mit ungewohnt grüner Frühlingsflora und der Abwesenheit von Touristen.

Folglich hatten wir einen wunderschönen Urlaub mit Grillen und Wasserpfeife auf dem Balkon, Wein und Prosek, herrlichen Wanderungen, Gartenarbeit, zahlreichen Ausflügen und Einbrüchen.

Und jetzt erzählen wir Euch von dem ein oder anderem Urlaubserlebnis. Damit es aber nicht so schwer für Euch Nicht-Urlauber ist, wollen wir nur von den schrecklichen, gemeinen und unurlaubigen Geschehnissen berichten, sonst ertragt ihr all das Urlaubsgeschwafel ja gar nicht...

07 Mai 2009

Umzug

Vor dem Urlaub stand der Umzug. Schon Wochen zuvor begann das große Ausmisten, Sperrmüllen, Secondhanden und Verschenken von der CD über das Buch über Elektrogeräte bis zur Couch. Nur, damit weniger zu schleppen ist. Unser ehrgeiziges Ziel dabei: Nicht mit mehr Kram nach München zu fahren als 5 Jahre zuvor nach Hamburg.

Günstigerweise half unser Freund Martin einem seiner Freunde bei einem Umzug von München nach Hamburg und erklärte sich bereit, auf dem Rückweg Kram von uns mitzunehmen. Alsbald war sein Ford Transit (Ex-Krankenwagen) mit Kartons voll und wir zockelten gemeinsam mit Ford und unserem BMW vollbepackt gen München. Naturgemäß mit Tempo 80-100, was dazu führte, dass die ganzen LKWs, die unseren BMW überholten, uns für klappsmühlenreif hielten J.

Nach einer ersten Tour folgte eine zweite zwecks Katzen- und PKW-Transport und schließlich eine dritte mit dem ganzen Rest im Umzugswagen. Der war übrigens nicht ganz, aber fast voll. Was bedeutet, dass wir 1. doch mit ein paar Sachen mehr nach München zurückgezogen sind und 2. Martin's Hilfe genau passend war, denn alles aus dem Ford hätten wir nicht mehr in unseren Umzugswagen reinbekommen, Tetris hin oder her.

Da wir vom Einzug noch gut das Geschleppe in Erinnerung hatten (4 Stockwerke, kein Aufzug – noch mal Danke, Raffy!), haben wir diesmal ein paar Studenten angeheuert, die jeden Cent wert waren – kann ich nur empfehlen.

Jetzt steht der ganze Kram in der Garage von Tanjas Eltern, bis unsere Interimswohnung in München fertig renoviert ist. Die Vormieter hinterließen selbige leider in einem Zustand, den ich beruflich von Wohnungen ganz gut kenne, meistens liegt dann da allerdings eine Faulleiche. Die fehlte dann dankenswerterweise, aber die Brandlöcher in den meisten Polstermöbeln, der Müll und der penetrante Zigarettengestank machen erst einmal eine Generalüberholung notwendig. Gott sei dank können wir solange bei Tanjas Eltern unterschlüpfen bzw. in den Urlaub und andere Unerträglichkeiten fliehen. Aber lest selbst...

Arachnophagie

Hätte ich mal nicht so angegeben mit der Insektenesserei. Zu Weihnachten schenkte mir Anke eine Tarantel – gebacken und ready to eat. Arachnophobie oder -phagie, das ist hier die Frage... Jetzt finde ich so einen kleinen Mehlwurm oder ein süßes Heimchen ganz nett, aber die Tarantel war dann doch 'ne Nummer größer und haariger. Wochen später beschloss ich aber, dass Viech nicht von Hamburg nach München umzuziehen, sondern neben mir auch noch andere Leute ins Unglück zu stürzen.

Deswegen wurde im Rahmen unserer Abschiedsparty in Hamburg (Dank unserer vielen lieben Freunde ein rauschendes Fest!) feierlich die Spinne geteilt (Gruppendruck ist was schönes ;). Also flugs die Beine an die Gäste verteilt, gibt ja genug davon. Blieb noch ein Großteil des Körpers und der Kopf für mich.

Ich muss gestehen, Insekten schmecken besser als Spinnen. Sorry, Cambodscha. Merke auf: Tarantel schmeckt im wesentlichen nach muffigem Stroh. Wobei frisch und vielleicht mit Honig und Gewürzen gebacken...?

 


Entomophagie

Wir sind wieder in München, auch, wenn noch vieles drunter und drüber geht. Immerhin gibt uns das die Gelegenheit, unseren Blog mit ein paar neuen Einträgen zu versehen, teilweise auch noch aus unserer Hamburger Zeit. Los geht es mit den Krabbelviechern:

Ich wollte es ja schon immer mal ausprobieren mit der Entomophagie bzw. dem Verzehr von Insekten. Immerhin war ich bei meinem Ex-Arbeitgeber jahrelang für Insekten und ihre forensische Bedeutung zuständig und außerdem will ich eh immer alles probieren, was man mir vorsetzt. Also... Nicht unbedingt die Insekten, mit denen ich in der Arbeit zu tun hatte, alldieweil deren Nahrungssubstrat nicht immer appetitlich war.

Aber Insekten sind proteinreich, gesund, angeblich wohlschmeckend, schön anzusehen (naja, find' ich halt) und die Lösung des Welternährungsproblems. Plus sie sind sie viel leichter und energieschonender zu züchten als z.B. Rinder. Und seid doch mal ehrlich Leute: Shrimps sind auch nur Gliedertiere. Deswegen bin ich kurz vor Weihnachten in eine Tierhandlung und besorgte mir Futtertiere für's Terrarium (dachte der Verkäufer) bzw. für mich (dachte ich).

Ausgerüstet mit einer Ladung Heimchen, Heuschrecken und Mehlwürmern ging es nachhause, wo ich meine Einkäufe stolz Tanja präsentierte, die irgendwie nicht soooo begeistert war.

Ein paar Mehlwürmer wurden gleich frisch als Canapees zubereitet, zermanscht im Mörser mit Tomatenmark, Gewürzen, Knoblauch und Zitrone auf Weißbrot und kurz im Ofen angebacken. Mhm. Vollkommen essbar. Fand ich. Tanja irgendwie nicht ganz so. Blieb mehr für mich.

Die anderen Viecher wurden nach einer Fastenphase (zur Darmentleerung) in der Tiefkühltruhe getötet und anschließend im Ofen getrocknet. Nach Entflügeln und Entbeinen konnte man die Viecher gut als Snack knabbern – leicht nussig im Geschmack.

Da war dann leider schon nicht mehr so viel übrig, so dass die die Restleckerreien zu Plätzchen verarbeitet wurden, so wegen Weihnachtsfeier im Institut und Adventsflens mit Freunden. Tanja half auch ganz brav bei der Teigzubereitung, wobei die Mehlwürmer lustige 'Smotsch-Smotsch'- und Tanja lustige 'Quietsch-Quietsch'-Geräusche beim Teigausrollen machten. Und die Plätzchen erfreuen den Rechtsmediziner, wie z.B. der madenzerfressene Nikolaus!

Herrlich.

Letztendlich zeigen meine ersten Versuche, dass man die Krabbelviecher durchaus unterhaltsam ('Quietsch-Quietsch') und schmackhaft zubereiten kann. Dabei ist es auch komplett unproblematisch, den vielleicht ekligen visuellen Aspekt durch entsprechende Massnahmen ('Matsch') auszublenden. Andererseits: Alle Insektenrezepte, die ich gefunden habe, funktionieren genauso lecker mit Schwein, Rind, Huhn, Pute, Fisch, Känguru und Strauß. Ratte soll eigentlich auch ganz lecker sein. Hmmm...

Alles anders...

...nur was alles? Die Zukunft wird es weisen.

05 April 2009

Zwischenspiel mit Werbung

Kaum in München angekommen mussten wir weiter räumen, unsere neue Wohnung inspizieren und entsetzt sein (weitere Infos folgen), 1000 Dinge organisieren, bei einem anderen Umzug helfen (was wir sehr gerne gemacht haben), ganz viele Freunde treffen und krank werden (Tanja).
Alles zeitlich recht eng, weil wir ja in Urlaub fahren wollen. Da könnte man einiges drüber bloggen, aber dazu reicht die Zeit nicht mehr, deswegen nur ein kurzes Zwischenspiel mit Werbung:

Am 02.04. lud uns Siebensinn ins Zauberkabinett ein. Ersterer ist ein genialer Zauberer und deutscher Zaubermeister, letzeres ein Ort, wo zu kulinarischen Genüssen geniale Zauberer auftreten. Für uns war das ein kurzer Ausflug aus dem aktuellen Stress ins Tölzer Land mit einer Fahrt im strahlenden Sonnenschein auf die Alpen zu, einer Vorstellung mit verblüffender und ab und zu auch morbider Magie und einem Rückweg in stockfinsterer Nacht mit Krötenslalom (zum Ausweichen, nicht zum Treffen der Tiere ;).

Und jetzt die Werbung: 
1. Das Zauberkabinett kann uneingeschränkt weiterempfohlen werden, da muss man unbedingt mal hin!
2. Siebensinn geht mit ein paar Kollegen auf Tournee, auch dass ist sicherlich einen Besuch wert! 

Und wir fahren jetzt in den wohlverdienten Urlaub!
Bis dann!
Leo



25 März 2009

Abschied

So, das war's.
Die Wohnung ist leer, frisch gestrichen und geputzt, und der Umzugswagen mit all unseren Besitztümern steht vor der Tür.
Wir sitzen hier zwischen den letzten Überresten unserer Zeit in Hamburg, und vor lauter Abschied ist uns ganz flau im Magen.
Eigentlich wollte ich für diesen Eintrag eine kleine Liste machen, was wir alles vermissen werden, aber wir beide wüssten nicht, wo wir damit aufhören sollten.
Also können wir nur in einem Wort zusammenfassen, was uns am meisten fehlen wird: Ihr.
Wieder mal hat jemand anders, genauer Suzanne Vega, sehr schön ausgedrückt, was ich sagen will, aber direkt darunter kommen dann sehr persönliche eigene Worte:

And please do not ever look for me
But with me you will stay
And you will hear yourself in song
Blowing by some day

14 März 2009

Liebe ist...

... wenn mein Mann für mich - erkältet, im Fieberwahn von der Joghurtwerbung im Fernsehen verführt - mitten im Geradenochwinter alle Umweltschutzbedenken über Bord wirft und frische Erdbeeren aus Marokko kauft. :)

12 März 2009

Arbeit, Arbeit, Arbeit

Wie könnte es anders sein: Kurz vor dem Umzug gibt's auf einmal so richtig viele Aufträge. Zum Glück (?) sind die alle wie immer dringend. D.h. ich muss, komme was wolle, so rechtzeitig damit fertig sein, dass fürs Kistenpacken noch locker Zeit bleibt. Dafür kann ich erst jetzt, wo ich alles abgegeben habe, innehalten und mir klar werden, welch lustige Blüten mein Arbeitsleben manchmal treibt.
Nicht nur durfte ich die letzten Wochen damit verbringen, Shakespeare aus dem Klingonischen über den Umweg Englisch ins Deutsche rückzuübersetzen. Nein, danach durfte ich mich auch eine Zeitlang damit beschäftigen, möglicht blumige Synonyme für 'Geschlechtsverkehr haben' zu finden. Mein Dank hierfür geht an Bruce Campbell, der mit diesen immer neuen Abweichungen vom Originalscript zahlreiche amüsante wie herausfordernde Outtakes produziert hat. :) Und zuletzt durfte ich noch für einen Fernsehserien-Trailer einen Song von Everlast übersetzen. (Hoffentlich hab ich jetzt nicht zu viel verraten!) Die Herausforderung dabei war nicht, den Text möglichst originalgetreu und doch einigermaßen poetisch ins Deutsche zu bringen. Wer mich kennt*, weiß, dass das quasi ein Hobby von mir ist. Das, was mich wirklich Mühe kostete, war, es nach ein paar Durchgängen bei einer nur mäßig verfeinerten Rohübersetzung zu belassen. Mich zu zwingen, nicht so lange daran rumzutüfteln, bis nicht nur der Ton stimmt, sondern sich auch noch alles im selben Schema wie das Original reimt. Aber ich war tapfer, habe daran gedacht, dass mir jede Zeile nur 0,23 USD (ups, schon wieder was verraten!) bringt, und bin betriebswirtschaftlich vernünftig mit meiner Zeit umgegangen. Gut, dass ich jetzt umziehen muss, sonst würd ich mich wahrscheinlich hinsetzen und es nur so zum Privatvergnügen machen.
Kurz gesagt: Mein Job macht einfach Riesenspaß! Und irgendwann in ferner Zukunft finde ich vielleicht auch mal Auftraggeber, die mich vernünftig bezahlen...

*Ok, nur in schwachen Stunden verrate ich, dass ich gerne Songs übersetze und auch mal Texte schreibe. Dazu gibt's aber demnächst noch ganz öffentlich mehr hier in diesem Kino.

08 März 2009

Facharzt-Alptraum

Da sind wir so auf unseren Umzug fixiert, dass diese kleine Neuigkeit fast untergegangen wäre: Ich (Leo) darf mich jetzt endlich Facharzt für Rechtsmedizin nennen. Und das war gar nicht so einfach.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass die Prüfung selbst nicht der im Titel angesprochene Alptraum war - tatsächlich war das alles recht entspannt und unproblematisch. Der Weg dorthin allerdings war es nicht immer...

Meine Weiterbildungszeit endete letztes Jahr im September - alle Bedingungen waren erfüllt, alle Zeugnisse vorhanden. Also flugs zur Ärztekammer und zur Prüfung angemeldet. Dort wurde festgestellt, dass man das Zeugnis über meine Psychiatriezeit in Günzburg (=Bayern) so nicht anerkennen könne. Ich also noch flugser in Günzburg angerufen und ein neues Zeugnis bestellt. Der erste mögliche Prüfungstermin rückte näher, das Zeugnis nicht. Wieder telefoniert, etwas Druck gemacht und schließlich die Nachricht: 'Zeugnis ist auf dem Weg.'

Nur: Es kam nicht an. Wieder telefoniert: 'Doch, wir haben es abgeschickt!'
Mehrere Flüche gegen die Hamburger Post, die gerne mal was verschlampt/zu spät/gar nicht liefert. Und danach frustriertes Warten und Hoffen, denn es müsste ja wohl jeden Tag ankommen - die Faxkopie aus Günzburg derweilen genügte der Ärztekammer nachvollziehbarerweise nicht.

Ein paar Tage später spiele ich mit der Katze - nur weil ich frustriert bin, muss das Getier ja nicht darunter leiden.
Beim Spielen schussert Kodama ihre Lieblingsnuss unter den Schrank gegenüber unserer Eingangstüre und das Ding verklemmt sich irgendwo. Herzzereißendes Gejaule bringt mich dazu, die Nuss zu befreien, und außerdem den Umschlag mit meinem Zeugnis zu finden, der seit Tagen seelenruhig unter dem Schrank liegt. Wohlgemerkt, dass erste Mal, dass Post von unserem Briefkastenschlitz in der Türe irgendwie bis unter den Schrank geschlittert ist, betrifft es das §$%&%$§§-Zeugnis.

Nichts wie zur Ärztekammer damit und TaDa! - man könne das Zeugnis, dass meine zweifelsfreie Ableistung der notwendigen Psychiatriezeit belegt immer noch nicht anerkennen, sondern müsse es erst einem Ausschuss vorlegen. Und nein, für den ersten Prüfungstermin im Oktober kommt meine Teilnahme nicht mehr in Frage. Der nächste Termin ist im November, aber der Ausschuss tagt da erst ein paar Tage vorher, sie können mir nicht zusichern, dass das noch alles klappt, aber ich könne ja vorsichtshalber mal was lernen...

Geklappt hat es natürlich nicht. Aber der Dezembertermin? Ja, der klappt, aber die Prüfer haben keine Zeit. Januar? Da sind Ferien. Aber Februar ginge! Und ging dann auch.

Immerhin war ich sowas von vorbereitet - ich hatte ja schon zwei mal mit dem Lernen begonnen, da ja zwei Prüfungstermine zumindest potentiell doch hätten klappen können. Da machte es ja auch fast gar nichts, dass ich Anfang Februar zum ersten Mal seit Jahren - richtig - krank wurde. Und während das ganze bis dato ein organisatorisch-bürokratischer Alptraum war, begann jetzt der Fieber-Alptraum: Wenn ich halbwegs wach war, habe ich Rechtsmedizin gelernt, wenn ich eingeschlafen bin (ca. alle 20 min) habe ich das gerade Gelernte in Alpträumen verarbeitet. Samt Bildern. Das tollste waren die etwas blutigen Träume zur defensiven Leichenzerstückelung und zur Bahnüberfahrung. Hatte was mit großen Puzzleteilen zu tun. Aber immerhin blieb es haften. Den Lernstoff meine ich natürlich. Im Gehirn. Nicht was ihr denkt. Also ehrlich.

27 Februar 2009

Kisten, Kisten, Kisten...

... stapeln sich mittlerweile überall in unserer Wohnung. Die ersten Regale stehen in ihre Einzelteile zerlegt an die Wand gelehnt im Weg rum. Alle nicht unbedingt dringend benötigten Dekogegenstände schlafen in einem Bett aus Zeitungspapier und Karton. (Bitte ab jetzt keine Blumen mehr schenken, falls jemand das vorhatte!) Strom, Gas und Telefon sind gekündigt. Und nächste Woche kommt Martin mit einem Umzugswagen.
Mit anderen Worten: Es wird ernst!
Das merken auch die Katzen ganz deutlich. Und offenbar sind sie ein bisschen besorgt, dass wir sie in der Hektik vielleicht nicht artgerecht verpacken oder gar komplett vergessen könnten. Aber selbst ist die Katze:

Hoffentlich vergessen wir nicht, in welche Kiste wir sie gepackt haben...

04 Februar 2009

Mysteriöse Ereignisse

Oder auch eine Falte im Raum-Zeit-Kontinuum? Eine Identitätskrise? Oder vielleicht nur ganz profane Altlasten...
Jedenfalls will mich das Universum wohl zur Zeit daran erinnern, dass man seinen Mädchennamen nicht so leicht loswird, und dass er gleichzeitig schon ganz weit weg und unerreichbar ist.
Darum hat es (oder jemand anderes) uns wohl ein Paket geschickt, wo sowohl Leos Name als auch mein ehemaliger draufstand. Und dazu einen Paketboten verwendet, der zu faul ist, bei mir zu klingeln. Vielleicht, weil er um die vielen Stufen weiß. Vielleicht auch, weil das Paket schon über eineinhalb Jahre (seit vor unserer Hochzeit) bei ihm rumliegt und er Angst hat, dass ich deswegen schimpfe. Oh, wenn er wüsste, wie ich schimpfen kann. Als erstes über seine Schreibweise des Wortes 'Beckerai', mit dem er mir auf der Benachrichtigungskarte wohl signalisieren wollte, dass unser Paket in einem nahegelegenen Backwarenfachgeschäft sei. Was nicht der Fall ist. Und als zweites, drittes und viertes (entspricht der Anzahl meiner Anrufe beim Callcenter seines Arbeitgebers) über die Tatsache, dass selbiger es nicht mal auf die Reihe kriegt, einen Kunden zurückzurufen, dessen Paket durch seinen Mitarbeiter verschlampt wurde.
Seither sitze ich und grüble, wer uns wohl was geschickt hat, und was, und wem ich vergessen habe mitzuteilen, dass wir geheiratet haben...
Einen davon kann ich zumindest benennen: Meine Telefongesellschaft. Als ich kurz nach der Hochzeit unseren Telefonbucheintrag ändern wollte, natürlich online, stand die Funktion 'vorübergehend nicht zur Verfügung'. Ok, ich hätte einen Brief schreiben können. Statt dessen beschloss ich gemäß dem Rat, den mir die Website des Anbieters gab, es 'später noch einmal zu versuchen'. Und vergaß.
Das könnte sich jetzt als verhängnisvoller Fehler herausstellen. Schon seit einigen Jahren wurde ich immer wieder telefonisch mit einer anderen, offenbar in Hamburg lebenden Tanja F. verwechselt, die im Gegensatz zu mir nicht im Telefonbuch steht. Dafür hat sie
- eine Tochter namens A.
- keine Versicherung für selbige, weswegen ihr Makler dringend mit ihr sprechen muss
- vergessen, ein bei Ebay verkauftes Gerät an den Käufer zu schicken
- offenbar keine Eltern mehr, über die alte Klassenkameraden sie erreichen könnten, was Aimee, die das Klassentreffen organisieren musste, sehr lästig fand
Allen diesen Anrufern (bis auf den Makler, der nur auf dem AB war, den hab ich nicht zurückgerufen) konnte ich mehr oder weniger glaubhaft versichern, dass ich nicht die Droi... äh, Tanja bin, die sie suchen.
Der Anruf neulich allerdings lässt mich etwas zweifeln, ob mir das auch in Zukunft gelingen wird. Denn die Frau am anderen Ende fragte mich, ob ich 'die Mutter von dieser A. sei, denn sie hätte da diese Sendung im Fernsehen gesehen'.
Seither sitze ich und grüble, was das wohl für eine Sendung war, und ob mein Alter Ego und ihr Kind darin vorkamen, ob sie dort entweder als völlige Rabenmutter oder als heilsbringende Supermammi dargestellt wurde, ob ihr Kind eine schreckliche Krankheit hat, die die Anruferin per Handauflegen/Karottensaft/Orgonstrahler wegzaubern wollte, oder umgekehrt, und vor allem, warum zum Henker die beiden namentlich und örtlich genannt wurden. Und wie viele andere Leute die Sendung gesehen haben und über genug Mitteilungsbedürfnis und ein Telefonbuch verfügen. Und wie viele davon mir glauben werden, dass ich gar nicht mehr so heiße und auch nicht im Fernsehen war und keine Tochter habe.
Und ob ich unser Telefon nicht einfach schon zwei Monate zu früh abmelde...

P.S. Sollte unter den geneigten Lesern also jemand sein, der uns entweder ein Paket geschickt hat oder weder unsere Handynummern noch eine unserer Emailadressen hat, so kontaktiere er uns bitte über die Kommentarfunktion!

30 Januar 2009

Keine Warnhinweise?

Berufsbedingt muss ich grade mal wieder öfters auf das Glossar eines allseits bekannten Betriebssystemherstellers zurückgreifen. Eigentlich ist das eine tolle Sache: Man kann einfach online und kostenlos nachgucken, wie deren Übersetzer sprachliche Höhepunkte der Menschheitsgeschichte wie 'wird gedownloadet' produzieren, oder einfach nur rausfinden, was 'Systemfehler' auf Georgisch heißt.
Auf diese praktische Website begab ich mich also auf der Suche nach einem passenden Wort für 'Warnhinweis'. Statt jedoch, wie vermutet, als erstes Ergebnis 'alert' oder wenigstens 'warning' zu finden, muss ich dort lesen: 'Panic'. Gleich fünfmal, einmal sogar mit Ausrufungszeichen.
Sitzen wir also alle einem großen Übersetzungsfehler auf? Hat Douglas Adams auf seinen unsterblichen Reiseführer nicht geschrieben, dass man sich nicht fürchten und durchdrehen soll, sondern dass das Buch einfach keine Warnhinweise enthält? Würde zumindest den Eintrag 'mostly harmless' erklären...

25 Januar 2009

Große Erwartungen

Einen großen Teil meines Lebens habe ich damit verbracht, die Erwartungen anderer Leute zu erfüllen. Dazu mussten die nicht mal sagen, dass sie irgendwas von mir erwarten. Die Vermutung einer Erwartung reichte, und ich fand, auf Basis wahrsagerisch-intuitiven Ratens, heraus, was die jeweilige Person wollte, und machte mich eifrig und glücklich ans Erfüllen der hypothetisch an mich gerichteten Wünsche und Ansprüche. Braves Mädchen. Warum bin ich trotzdem nicht in den Himmel gekommen?
Empathie, die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu erspüren, was sie fühlen und sich wünschen könnten, ist eine wundervolle und erstrebenswerte Fähigkeit.
Nur warum in aller Welt muss ich in vorauseilendem Gehorsam und blind alles tun, was ich da zu erspüren glaube (und was oft gar nicht da ist)? Und warum nehme ich mir nicht mal die Zeit, mich in mich selber hineinzuversetzen und mich zu fragen, was ich selber eigentlich will? Statt alles zu tun, um meine eigenen Träume zu verwirklichen, habe ich mich daran aufgearbeitet, immer das zu tun, was andere von einem netten, klugen, liebenswerten Mädchen erwarten könnten.
Seltsam, dass man mehrere Jahre Therapie braucht, um sich sowas mal zu fragen. Und wohl noch eine gefühlte Ewigkeit, um es zu ändern.
Fester, fester Vorsatz fürs neue und alle folgenden Jahre: Ich werde mir sehr genau überlegen, wem ich es gestatte, Erwartungen an mich zu haben. Ich werde nicht mehr die Mutter der Nation sein und das liebe, stille Mäuschen, das nichts sagt, selbst wenn mir jemand den letzten Scheiß erzählt. Ich werde nicht mehr in Situationen verharren, in denen ich mich ungut fühle, auch wenn der Situationsverursacher mich dann vielleicht nicht mehr lieb hat. (Ob ich irgendwann auf den Trichter komme, dass der mich ja wohl sowieso nicht so lieb haben kann, wenn er mich in solche Situationen bringt...?)
In diesem Sinne habe ich mich diese Woche schon bei einer Kellnerin über unreife Tomaten im Salat beschwert, bei einem Paketdienst über die Zustellung meines Pakets an eine nicht näher definierte 'Beckerai' statt an mich, die ich zu Hause war, und mich furchtbar, furchtbar über den Satz 'Von dir hätte ich das nicht erwartet' geärgert.
Und bemühe mich, stolz auf diese neue Geisteshaltung zu sein, und den Preis, den ich dafür bezahle - dieses gruselige Gefühl, dass nicht alle Welt mich bedingungslos liebt - nicht als Verlust, sondern als lohnende Investition zu sehen.

23 Januar 2009

Tuck mal, wie ein Tiger!

Nein, das ist keineswegs eine Aufforderung an halb-bis-dreiviertel-geschlechtsgewandelte Dschungelcamp-Teilnehmer. (No offense meant, jede/r soll das Geschlecht haben, das ihm/ihr am besten passt, nur den Dschungelcamp-Teil sollte man einfach weglassen, finde ich.) Sondern natürlich ein begeisterter Ausruf von Baby Yo, die gestern zu Besuch war. Unsere Katzen hat das nicht halb so sehr gefreut wie uns. Schließlich wissen die aus Erfahrung, dass kleine Kinder direkte Fressfeinde von Katzen sind. Entsprechend müssen wir Menschen verstehen, dass man als Katze erstmal faucht, wenn so ein Wesen auf einen zukommt. Aufs Bedrohlichste natürlich, mit angelegten Ohren, gerümpfter Nase und weit aufgerissenem Mäulchen, damit man die spitzen Zähne auch sieht. Bevor man dann ganz tapfer und tigergleich den Rückzug unters Bett antritt.
Yolanda musste sich auf den Schreck hin erstmal setzen, hat diesen rüden Empfang aber insgesamt gut weggesteckt (und den Versuch, die Katzen anzulocken nicht aufgegeben, bis Mu sich schließlich schicksalsergeben streicheln ließ). Im Verlauf des Abends versuchte Yo uns immer wieder mit vollem Körpereinsatz zu erzählen, wie die Katze gefaucht hat. Um das den Erwachsenen zu verdeutlichen, riss sie ihrerseits den Mund auf (wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sicher auch die Ohren angelegt), und guckte dann bedröppelt, weil gar kein fauchendes Geräusch dabei rauskam. Vor allem der Papa am Telefon wusste diese stumme Darstellung der Ereignisse sicherlich zu schätzen.
Um ihm und euch allen, die ihr nicht dabei ward, das ganze etwas plastischer zu machen, lass ich hier einfach mal ein Bild sprechen:Wallace (links): Yo versucht zu fauchen; Gromit (rechts): Es faucht ja gar nicht?!
Beim nächsten Mal, das haben die Katzen und ich uns fest vorgenommen, üben wir dann zusammen Schnurren...

13 Januar 2009

Übersetzung aus Angst

Nein, keine Sorge, ich werde nicht von fiesen Auftraggebern gezwungen, Sachen zu übersetzen, die ich gar nicht will. Sondern von fiesen Vertraulichkeitsvereinbarungen davon abgehalten, euch zu erzählen, für welches Computerspiel ich gerade übersetze. Aber wenn ihr den Titel dieses Posts in Englisch zurückübersetzt ("Translating for..."), und dann beim letzten Wort zwischen jeden Buchstaben einen Punkt setzt, und dann noch eine 2 dahinter, dann habt ihr den Namen des Spiels. Vor allem auf der zugehörigen Website werden sich da in Zukunft einige Texte von mir finden. (Momentan steht da nur 'bald kommen' - vermutlich verdanken wir diese brilliante Übersetzung von 'coming soon' einem humanly challenged colleague, auch Übersetzungsmaschine genannt.) Neben dem Spaß und Grusel, den mir diese Arbeit gebracht hat, habe ich noch einen weiteren Gewinn aus der Sache.
Viele Menschen fragen sich ja gelegentlich, was sie der Nachwelt hinterlassen, was die sie Überlebenden auf lange Zeit, wenn nicht für immer, an sie erinnern wird. U.a. aus diesem Grund schreibt man Bücher, baut tolle Häuser oder beginnt Kriege.
Bisher war ich in dieser Hinsicht eher unambitioniert, mein Roman schlummert auf der Festplatte, das einzige Haus, was ich gebaut habe, war für meine Barbiepuppen, und Kriege... naja, dazu mehr in einem anderen Post.
Aber jetzt... jetzt hatte ich die Chance, mich auf immer in den Köpfen der mir nachfolgenden Generation von Computerspielern zu verewigen, indem ich mir einen coolen Namen für eine ganze Monsterklasse ausgedacht habe. I will live on forever... in your nightmares! ;)

Dialog, zweisprachig

Leo und Tanja kochen. Tanja will eine Packung Nudeln aus dem Schrank holen und fängt an zu fluchen.
Leo: Was hast'n g'macht?
Tanja (beleidigt): Wie, was hab ich gemacht. Die blöde Packung ist gerissen, und...
Leo: Des war bayrisch. Da sagt ma des so, egal was passiert, ma sag, was hast g'macht...
Tanja (betont hochdeutsch): Ich habe nichts getan. Die Verpackung der Nudeln war in der Schublade eingeklemmt, und da es sich offenbar um minderwertiges Plastik handelt, ist sie schon gerissen, bevor ich sie überhaupt angefasst habe. Als ich in der Absicht, die Nudeln herauszuholen, danach griff, verteilten sich selbige über das innere des Schranks. Ich habe also nichts getan, sondern mir ist etwas widerfahren.
Leo: Sag's halt auf bayrisch.
Tanja (überlegt kurz): Drecksglump, verreckts?
Leo: Na also, geht doch.

24 Dezember 2008

Weihnachtsgedanken II

Weil Weihnachten ist, schreibe ich auch noch ein paar Gedanken.
Ich habe heute Dienst.
Wie gesagt, in meinem Beruf eher unweihnachtlich.
Und arbeitsreich: Misshandlungen, plötzlicher Säuglingstod, zwei Schwerkraftvergiftungen und div. Spurensicherungsmassnahmen.

Und wenn man an die menschlichen Schicksale hinter diesen Fällen denkt, so macht sich - gerade weil Weihnachten ist und niemand gerade an diesem Tag leiden sollte - natürlich leicht Traurigkeit breit.

Und dennoch. Die Straßen sind dunkel und leer, auf dem Weg zum Einsatz kommen schreckliche Weihnachtslieder (kurz) und ein herrliches Hörspiel über Beethoven (lang) und es ist irgendwie friedlich.

Diese Stimmung, gerade bei nächtlichen Einsätzen, ist etwas ganz Besonderes.
Irgendwie weihnachtlich.


Oder bin ich komisch?
Fröhliche Weihnachten!

Fehmarn ist nicht Helgoland

Manchmal hat man eine gute Geschenkidee, gegen die sich einfach alles verschwört, denn Fehmarn ist nicht Helgoland - aber immerhin sind beides Inseln am Meer.

Da ich am 24.12. Dienst habe, was ja in meinem Beruf garantiert unweihnachtlich ist, wollte ich Tanja am 23.12. zu einem Tag am Meer entführen, genauer gesagt nach Helgoland, Deutschlands einzige Hochseeinsel (ist zwar nautisch gesehen gelogen, marketingtechnisch aber geschickt).
Urlaub zu nehmen war das geringste Problem und Helgoland schien sehr nahe. Zwar fahren im Winter Fähren nur von Cuxhaven aus, aber mit einem Kleinflugzeug kommt man von Hamburg inerhalb von 1 Stunde auf die Insel. Und mit einem Sonderangebot von 79 Euro pro Person und Strecke für eine Entführung meiner Liebsten an das von ihr geliebte Meer durchaus im Rahmen von: "Dieses Jahr schenken wir uns nix" ;)

Dann noch schnell kryptisch Tanja aufgefordert, für den 23. keine Aufträge anzunehmen und zum Telefon gegriffen, um den Flug zu reservieren. Und ab da war mir der Weihnachtsmann übel gesonnen (vielleicht, weil ich bereits zu viele Schokonikoläuse erdolcht, erhängt oder erschossen habe?).

Denn es gab zwar noch Flüge nach Helgoland, aber der Flug zurück war ausgebucht. Mist. Und übernachten geht ja nicht, wegen Dienst.
Also den nächsten Flughafen bei Heide (ca. 100km) angerufen. Da gab es nur noch Rückflüge.
Aber wie denn aus der Pampa bei Heide wieder zurück nach Hamburg kommen, wenn das Auto in der Pampa des Hamburger Flughafens steht?

Mist.

Neuer Plan: Noch am 22. nach Cuxhaven fahren, dann am 23. mit der Fähre nach Helgoland und retour nach Hamburg. Da hätten wir zwar nur 3 Stunden auf Helgoland, aber das wäre den Spaß wert. Und Helgoland ist ja wirklich nicht groß. Also ein hübsches Hotel rausgesucht und dann vorsichtshalber bei der Reederei angerufen, die die Fähre betreibt. Und da teilt man mir mit, dass die Fähre (entgegen dem Fährplan im Internet) bereits 2 Stunden früher von Helgoland ablegt.

Mist.

550 km mit Auto und Schiff für eine Stunde Helgoland? Ich bin zwar für verrückte Sachen zu haben, aber eine gewisse Grunddauer sollten sie schon haben.

Aber bitte, das hat Helgoland jetzt davon. Dann suche ich halt eine Insel in der Ostsee, und flugs habe ich Tanja ins Auto gesammelt und bin mit ihr nach Fehmarn gefahren, wo wir vom 22. auf den 23. einen vorweihnachtlichen Tag am Meer verbracht haben.

Und der war schön.

Weihnachtsgedanken

So. Die Wohnung ist aufgeräumt, die letzten Geschenke von der Post geholt und verpackt. Ich habe meinen letzten Auftrag - ein völlig unweihnachtlich trashiges Computerspiel - abgegeben, Leo macht grade den letzten seiner Kunden zu, nachdem er den ganzen Tag in der Arbeit verbracht hat. Ich hab's sogar noch geschafft, mir eine klassische Weihnachtsliteraturverfilmung anzusehen: die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, mit sehr aktuellem Anlass. (Wie viele Investmentbanker den wohl dieses Jahr sehen und ihr Leben aus ähnlich egoistischen Motiven - Ich will nicht allein sterben! - wie Ebenezer Scrooge komplett umkrempeln?)
Die Katze versucht gerade zum wiederholten Male, das Adventsgesteck zu essen, zum Glück sind die Kerzen aus. Gleich gehen wir nämlich zum Italiener (warum haben Türken, Chinesen Koreaner und Vietnamesen an Weihnachten geschlossen, aber ausgerechnet Italiener nicht?), der Kühlschrank ist in Urlaubsvorbereitung schon total leer, und unser ursprünglicher Plan, uns stimmungsvoll eine Pizza mit Entenbrust und Blaukraut zu teilen, geht nicht auf, weil der Lieferservice schon zu hat.
Das klingt fast alles nicht besonders weihnachtlich. Jedenfalls nicht so, wie man sich's vorstellt. Ich schwanke ein bisschen zwischen: "Gott sei dank sind wir dem konventionellen Weihnachtskitsch dieses Jahr entgangen!" und "Als ich klein war, war das irgendwie besser."
Aber Moment - wurde da nicht auch noch im letzten Augenblick besorgt, gebastelt und verpackt? Sind wir nicht auch am 25. oder 26. ins Auto gestiegen und weit gefahren, um liebe Menschen wiederzusehen? Bestand nicht auch ein großer Teil des Tages auch aus Warten? Und vor allem: Wenn man immer alles genauso macht wie letztes Jahr, wo bleibt dann das Besondere?
In diesem Sinne, frohes Fest!

18 Dezember 2008

Marketing, neu definiert

Da studiert man jahrelang, sammelt mühevoll Erfahrung in diversen Marketingabteilungen, stellt Pläne auf und bastelt Strategien... dabei ist es ganz einfach:
Man nehme eine zweiwöchige Auftragsflaute, vorzugsweise in der Vorweihnachtszeit. Man erledige alles, was sonst ohnehin nebenbei gehen muss (Buchhaltung, Steuerunterlagen sortieren, Essen kaufen) und unternehme die üblichen Werbemaßnahmen (auf ausgeschriebene Jobs bewerben, alte Kontakte durchgehen und anfragen, sich schmissige Texte für die zu erstellende eigene Homepage ausdenken). Dann resigniere man und nehme sich für den nächsten Tag Dinge vor, die nicht so einfach nebenbei gehen. Man springe morgens motiviert aus dem Bett und beginne, die Wohnung von Grund auf zu schrubben und sich dabei gründlich eine Route für den nachmittäglichen Weihnachtsgeschenkeeinkauf zu überlegen. Dann, nur so kurz zwischendurch, aus reinem Pflichtbewusstsein, rufe man mal eben Mails ab, in einer Hand die Maus, in der anderen noch der nasse Putzlappen... und schon hat man einen Auftrag.
Ob ich wohl aufbauend auf der einfachen Erkenntnis, dass Aufträge grundsätzlich nur dann kommen, wenn's grad gar nicht passt, einen Bestseller schreiben kann, der die Werbe- und Verkaufsbranche revolutioniert...?

16 Dezember 2008

Lesestoff

Ich kann's ja nicht lassen. Neulich habe ich wieder mal einen dieser Online-Tests der Süddeutschen gemacht, trotz vergangener Demütigungen. Diesmal hat mich das Ergebnis aber besonders interessiert, denn es ging darum, welchen Bestseller ich 2009 schreiben werde. Sollte. Könnte. Möglicherweise. Wenn ich mich halt endlich mal auf meinen Hintern setzen täte... (War das jetzt ein Bavarizismus? Glaub schon.) Immerhin ist das Ergebnis ganz ermutigend: Ich gehöre zwar zu den ca. 10%, die die SZ als 'Harry-Potter-Typ' einstuft, aber die detaillierte Beschreibung dieses Typs scheint mir eigentlich ganz zutreffend. Wenn das mal kein Ansporn ist.
Weiteren Ansporn liefert mir mein soziales Umfeld, das sich nicht nur ausführlich schreiberisch betätigt, sondern auch erfolgreich veröffentlicht. Da ist Jana Eilers mit 'Gewittertage', einer Mischung aus DSA-Roman und Krimi, schön geschrieben und für einen Rollenspielroman erstaunlich vielschichtig und v.a. mit unerwartet offenem, gar nicht mal so heldenhaft-gutem Ende. (Ist da wohl eine Fortsetzung im Hinterkopf der Autorin? Oder darf ich doch als nächstes auf einen Vampire-Roman hoffen?)
Dann, sehr empfehlenswert, Astrid Moslers Kurzgeschichte 'Stille des Herzens' in 'Bitte mit Schuss', ebenfalls ein Krimi, ebenfalls ein unerwartetes Ende und gleichzeitig eine sehr intensive Schilderung des Berliner Großstadtlebens im Kleinen, sprich: des Biotops Hochhaus.
Und schließlich auf internationaler Ebene Regina Glei, die in Japan lebt, auf Englisch schreibt und offenbar in der Sprache der Krähen denkt. Ihre Kurzgeschichte 'As the crow flies' beschreibt für mich herrlich treffend Japan aus der Sicht eines Insiders, in der Sprache eines Ausländers, also für uns Westler les- und nachvollziehbar, aber trotzdem sehr authentisch. There's more where that came from - ich werde euch auf dem Laufenden halten, wenn wieder was veröffentlicht wird. Regina ist übrigens neuerdings auch unter die Blogger gegangen. Wer lustige Geschichten über U-Bahn-Fahren in Tokyo lesen will, der lese hier nach.
So, das sollte erstmal an Lesestoff für die Weihnachtsferien reichen. Und als Motivation, mich endlich mal auf den Hosenboden zu setzen...

07 Dezember 2008

Nikolausgeschichte

Gestern war also Nikolaus, ja? Soll ich dir sagen, was für mich gestern war? Ein Scheißtag war gestern. Der beschissenste Scheißtag in meinem ganzen Leben, um genau zu sein.
Dabei fing alles ziemlich gut an. Irgendeiner dieser hirnrissigen Riesen hat ein Fenster offengelassen, und das bei der Kälte. Lange genug, damit ich es sehen und reinfliegen konnte. 'Ne richtige Wohnung, Alter. Beheizt und alles. Mit Pflanzen. Nicht viele, 'n bisschen mickrig, aber genug für 'nen guten Futterverwerter wie mich. Die Teppiche hättest du sehen müssen. Was da allein an Futter drin hing... Für den Winter hätte ich ausgesorgt gehabt.
Da kriech ich also friedlich, unauffällig über den weißen Teppich - welcher Idiot hat denn *weiße* Teppiche, vor allem wenn er so ein Krümler ist?! - und dann steht auf einmal dieses Vieh vor mir.
Riesengroß, gelbgrüne Augen, Krallen wie Dolche und eine Unschuldsmiene wie ein kleiner Zweipunkter. Starrt mich an und tappt dann mit ihrer Riesenpfote auf mir rum. Eine von der 'ich will nur spielen'-Sorte. Das sind die Schlimmsten, übersättigt und gelangweilt und völlig ahnungslos und deswegen extrem grausam.
Ich denk schon, das ist das Ende, und ein langes, schmerzhaftes noch dazu. Da beugen sich plötzlich zwei von diesen Menschenweibern über mich. 'Ooooh, guck mal, wie süß', das übliche bedeutungslose Süßholz. Immerhin, kein hysterisches Gekreisch, also seh ich meine Chancen steigen. Nur weg von dem Katzenvieh. Ich krabbel auf die Stricknadel, die mir eine hinhält, während die andere das Fenster öffnet. Ob es mir draußen um die Jahreszeit nicht zu kalt wäre, spekuliert die eine laut. Mädels. Ihr seid Menschen. Ich bin ein Marienkäfer. Eure Hirne sind ungefähr 20 Millionen Mal größer als meines. Ich weiß die Antwort. Ihr offenbar nicht.
Ich klammere mich an der Nadel fest, aber dem gewaltigen Pusten des Menschenweibes halten meine Beine nicht Stand. Ich werde rausgeschleudert, in die Kälte, die feuchte Luft... und direkt ins Wasser.
Na toll. Als wäre es nicht schlimm genug, aus der warmen Wohnung zu fliegen, nein, ich lande direkt in der vollen Regenrinne. Können die Menschen ihre eigenen blöden Konstruktionen nicht mal sauber halten, so dass sich das Wasser darin nicht zu Käfer-Todesfallen staut? Das war's dann wohl, ich gehe unter, meine Flügel kleben zusammen, ich rudere verzweifelt mit den Beinen, die schon fast vor Kälte erstarren, aber ich gebe nicht auf, nicht so leicht, ich sehe den Rand der Regenrinne, gleich hab ich es geschafft, gleich bin ich hier raus...
Ein Seil fällt ins Wasser und treibt mich vom rettenden Regenrinnenrand weg. Einige Facetten meiner Augen sehen, wie sich die Rausschmeißer-Frau über mich beugt und wild mit dem Wollseil rudert. Es wieder aus dem Wasser zieht. Wieder reinwirft, endlose Zentimeter von mir entfernt, was aber eine unüberwindliche Strömung vom Rand weg erzeugt. Sagte ich vorhin was von größerem Hirn? Ich nehm alles zurück, das muss ein Gerücht sein. Wahrscheinlich haben die nur so große Köpfe, um irgendwie das Gleichgewicht zu halten, auf zwei Beinen stehen kann ja auch nicht so einfach sein.
Jetzt ist es also aus mit mir, nur wegen dieser blöden Tussis. Ich gebe das Strampeln auf, keine Kraft mehr, versuche, an die warme Wohnung zu denken, den schönen Winter, den ich dort hätte verbringen können, und nicht an das nasse, kalte Laub am Boden der Regenrinne...
Da kommt etwas auf mich zu. Ich lege die Fühler an, um besser sehen zu können. Das ist ein Löffel. In der Hand der Frau. Die bis zur Hüfte aus dem Fenster ragt. Die riskiert tatsächlich, selber abzustürzen, um mich zu retten. Vielleicht ist sie doch nicht so blöd.
Der Löffel taucht ins Wasser, fischt mich auf, ohne mir auch nur ein Bein abzuklemmen, das kalte Wasser tropft von mir ab. Vielleicht, wenn ich Glück habe, werde ich in ein paar Stunden sogar wieder fliegen können. Ich bleibe einfach ganz ruhig hier auf der Regenrinne sitzen, wo sie mich gleich absetzt... Mist, meine nassen Füße kleben an dem blöden Löffel. Sie schüttelt ihn. Mir wird schlecht. Sie schüttelt ihn heftiger, bis ich schließlich davon abrutsche, den Rand der Regenrinne knapp verpasse, und mit zusammengeklebten Flügeln in die leere Luft geschleudert werde - um vier Stockwerke, Menschenstockerke tief ins Nichts zu stürzen.
Das war also mein Scheiß-Nikolaustag. Und du, hast du auch was geschenkt bekommen, Schweinebacke?

03 Dezember 2008

Gordischer Knoten

Es kommt ja nicht oft vor, dass ich (immerhin der Erstgenannte in diesem Blog) selbst die virtuelle Feder  in die Hand nehme.
Eigentlich fast nie.

Das liegt unter anderem daran, dass ich dazu Zeit, Muße und Kreativität bräuchte und alle drei Dinge sind in meinem Leben eher eine Seltenheit geworden, seitdem ich Mitarbeiter in einem gewissen Institut bin.

Kreativität für einen Blogeintrag? Braucht man denn da so viel davon? So eine Meldung zwischendrin sollte doch auch Leo möglich sein, oder? 
Das mag ein Maß geben, was mit mir in den letzten 5 Jahren passiert ist.

Dafür gibt es viele Gründe, nicht zuletzt mein pathologisches Arbeitsverständnis und die im Institut vorherrschenden, auf starke Abhängigkeitsverhältnisse abzielenden Strukturen mit allenfalls geringsten Planungsmöglichkeiten. Aber darauf möchte ich jetzt gar nicht näher eingehen, ich denke, auch aus Tanjas Berichten sind die Auswirkungen unserer Situation in Hamburg bekannt.

Jetzt naht die Zeit, in der ich endlich mit meiner Ausbildung in dem von mir gewünschten Spezialfach ein Ende nahen sehe. Auch das geht nicht ganz ohne Probleme, denn von mir bei der Behörde eingereichte Zeugnisse aus Bayern seien 'formaljuristisch' problematisch, weil sie zwar einerseits die Güte meiner Ausbildung über das normale Mass der Erfordernisse bestätigen, darin aber zu viele (!) Unterschriften haben. Deswegen muss per Ausschuss über die Anrechenbarkeit entschieden werden (Dauer: 6 Wochen), so dass ein erster Prüfungstermin ins Land zieht und der nächste Termin erst 3 Monate später möglich ist.

Das ganze bedingt auch erhebliche Neuplanungen auf unserer Seite, die auf zahlreiche Probleme privater und beruflicher Natur Rücksicht nehmen müssen (siehe auch: starke Abhängigkeitsverhältnisse und allenfalls geringste Planungsmöglichkeiten). 
Nach 5 Jahren so kurz vor Schluss mit so zahlreichen Problemen kämpfen zu müssen, ist natürlich extrem frustrierend. Seit Wochen drehen sich meine Gedanken um verschiedenste Lösungsmöglichkeiten, die natürlich auch allen gerecht werden sollen: Mir, Tanja, den wirklich guten Kollegen im Institut, der sog. Leitungsebene, unseren Katzen und von mir aus auch meinen Kunden (die das wohl idR. eher schmerzbefreit sehen). Mit anderen Worten: Ein gordischer Knoten.
Ein akuter Zustand von Unglücklichsein ist die logische Folge, bzw. die Exarzerbierung der grundlegenden Stimmungslage. Schreibt sich leicht dahin, fühlt sich aber nicht so an.

Und doch schreibe ich jetzt hier einen Blogeintrag.
Denn nach einer Diskussion mit Tanja, die eigentlich nur zeigte, das es keine Lösung für das Problem gibt, habe ich eine Lösung gefunden. 

Heureka!

Und ja, genauso hat es sich angefühlt.

Ich habe einen Weg gefunden, der es mir ermöglicht, den vielen Anforderungen in einem vernünftigen Maß gerecht zu werden. Und eine Blockade, die ich seit Jahren immer wieder unterschwellig spüre, ist zumindest schwächer geworden und macht einem Gefühl der Erleichterung Platz.

Klar, kann trotzdem alles noch blöd laufen.
Aber ich kenne jetzt den Weg.

Und vielleicht schreibe ich demnächst auch mal wieder einen Blogeintrag

Euer Leo