12 Februar 2011

80% mehr

In meinem Wohnzimmer steht ein Karton (der mir momentan als Schuhregal dient), auf dem zu lesen ist: 105,1% Kesselwirkungsgrad. Das mag seine Richtigkeit haben, Experten könnten mir jetzt sicher erklären, warum dieser Heizkessel mehr Energie produzieren kann, als man in ihn reinsteckt. Aber mir als Verbraucher erschließt es sich nicht so ganz auf Anhieb.
Das kann ich noch akzeptieren, da ich das Gefühl habe, mir könnte eine essenzielle Information zum Verstehen dieser Aussage fehlen. Anders verhält es sich mit Verpackungen alltäglicherer Gegenstände, bei denen ich manchmal nicht weiß, ob ich weinen oder lachen soll, weil man mich offensichtlich für so dämlich hält.

"Von Forschern entwickelt" springt mir ein Störer (Werbefachsprache für einen auffällig bunten Klecks mit wenig Text drin) auf einem Babybrei entgegen. Ja. Schön, dass der Brei nicht von der Putzfrau entwickelt wurde. Wobei, wer weiß, vielleicht hätte ihm das gar nicht schlecht getan.
Für komplett bescheuert gehalten fühlte ich mich auch, als ich kürzlich ein Badeöl geschenkt bekam. Nicht vom Beschenkenden, sonder vom Packaging Designer, der sich nicht entblödete, daraufzuschreiben: "für 80% mehr Wohlgefühl". Und um mir und der Welt zu beweisen, dass das irgendwie gemessen werden kann und wohl auch wurde, fügte er folgendes Bild darunter ein:

Nur falls jemand sich unter 80% mehr Wohlgefühl nichts vorstellen kann. Jetzt haben wir's bunt auf weiß, wie das aussieht.
(Ich habe es übrigens noch nicht über mich gebracht, das Badeöl zu verwenden. Vielleicht schaffe ich es, wenn ich das Diagramm zuklebe.)


Wobei ich durchaus anerkenne, dass Grafiker einen schwierigen Job haben. Denn sie müssen ganz ohne Worte übersetzen, was der Kunde ausgedrückt haben will, und werden grundsätzlich nur unzureichend gebrieft.
Sicherlich hat dem Designer der Bedienungsanleitung unseres neuen Beamers niemand gesagt, dass seine Illustrationen alle zusammengefasst auf einer Seite völlig ohne Text den kompletten Inhalt der Bedienungsanleitung wiedergeben müssen. Ich bin sicher, er hat auf eine minimale Beschriftung gehofft. Oder bin ich bloß mal wieder zu unoptisch orientiert, und normale Menschen verstehen ohne weiteres, was hiermit gemeint ist:

Das Ausrufezeichen links oben scheint bei anderen Illustrationen unbedingt notwendige Vorkehrungen zu bezeichnen. Wenn man den Beamer allerdings zwingend wie einen Gecko an die Decke hängen (und dabei von rechts unten mit einer Art Webcam beobachten?) muss, warum hat er dann unten Füße dran?


Nicht minder rätselhaft scheint mir diese Anweisung:


Unbedingt den Stecker ziehen?
Ja gerne, aber wenn ich das Gerät benutzen möchte...?





Vielleicht dachte sich der Mensch ja nur, dass ich, wenn ich einen Beamer kaufe, mit Sicherheit zu viel Zeit am Bildschirm (bzw. vor der Leinwand) verbringe, und wollte meine grauen Zellen mit etwas Rätselspaß in Schwung bringen. Anders kann ich mir diese Grafik nicht erklären:

Den Beamer unbedingt in einem engen Haus auf einem thermometerhohen Berg über den Wolken betreiben? Dabei auf die Temperatur achten? Auch wenn sich das Gerät nicht gerade wohlzufühlen scheint?
Aber halt - dafür haben wir ja das Badeöl...

2 Kommentare:

naiko hat gesagt…

es ist irgendwie peinlich, wenn man allein im keller hockend laut lacht... oder?

sei's drum, so geschehen und genossen!!

p.s. wehe hier gibt's diesmal wieder nur diesen einen kommentar! ;-)

Chris hat gesagt…

Das letzte Bild ist eindeutig für den holländischen Markt bestimmt. Dort spricht man tatsächlich von einer Anhöhe spricht, wenn sie ein Thermometer hoch über NN hinausragt!