Eigentlich wollte ich heute mal einen Eltern-Angeber-Eintrag darüber schreiben, wie viele Worte Lenny schon sagen kann. Aber aus aktuellem Anlass kommt jetzt keine stolze Sammlung von Mama, Papa, Wauwa(u), Nein und Konsorten. Statt dessen sammle ich heute Unfälle und Missgeschicke.
Nach einer dank Dauerhusten sehr unruhigen Nacht - Jaaa, die nächste Erkältung ist da! - durfte ich erstmal feststellen, dass wir heute um 10 Uhr gleich zwei Termine ausgemacht haben. Also hektisch einen vorverlegt und es dann unvorsichtigerweise gewagt, mir noch schnell die Haare zu waschen. Über dem Waschbecken natürlich, für gleichzeitig Duschen und Haarewaschen ist keine Zeit, restliche Körperpflege ist auf später verschoben. Irgendwann fängt das Kind an zu schimpfen und steht einen Augenblick später mit einem halbvollen Wasserglas in der Badezimmertür. Vielleicht sollte ich besser sagen "halbleerem", denn der Rest des Inhalts befindet sich in Lennys Kleidung. Und im Esszimmer. Und im Gang. Und in der Küche. Also Klamotten runter und neu angezogen, wir haben ja Zeit. Äh.
Als nächstes werfe ich beim Tisch decken dann mindestens 2 Müslischalen runter. (Selbst als forensisch durch lange Ehe geschulte Rechtsmedizinerfrau gelingt es mir anhand der Scherben nicht, die tatsächliche Anzahl zu rekonstruieren.) Billige Glasschälchen zerbrechen übrigens ähnlich wie Autoscheiben in sehr sehr viele Minischerben. Allerdings im Gegensatz zu Autoscheiben in messerscharfe. Arbeitsfläche, Küchenboden und im Weg stehende Mikrowelle sind damit bestreut wie Krapfen mit Puderzucker. Also staubsaugen, wir haben ja Zeit.
Auf dem Weg nach draußen noch schnell einen Brief fürs Finanzamt fertiggemacht und dabei festgestellt, dass mir der Steuerberater sogar noch seine Fehler in Rechnung stellt (wenn dieses Geschäftsmodell Schule macht, kenne ich einige Firmen, die bald stinkreich sind). Den dringenden Brief habe ich übrigens vergessen einzuwerfen.
Nach erfolgreichem Unpünktlichsein zu beiden Terminen bringe ich es dann fertig, genau die eine Sekunde nicht hinzuschauen, die Lenny braucht, um auf einen Mauervorsprung zu klettern und, zusätzlich beschwert durch zwei große Steine in beiden Händen, von dort aus ungebremst mit dem Gesicht auf den Asphalt zu fallen. Trotz aufgeschlagener Lippe, aufgeschürfter Augenbraue und fiesem Bluterguss auf der ganzen Backe nimmt er's aber tapfer.
Dafür kriege ich dann noch eine Beinahe-Absage von meiner Traumtagesmutter. Und weil der Tag bis dahin noch viel zu positiv verläuft, erfahre ich dann noch, dass der Kater meines Bruders überfahren wurde.
Jetzt ist es 1 Uhr mittags. Wenn wir uns weiter so steigern, könnte es meiner vorsichtigen Schätzungen nach gegen Spätnachmittag gefährlich für Leib und Leben werden. Solltet ihr also hier längere Zeit nichts von mir hören, wisst ihr, woran's liegt - an einem Tag wie diesem...
4 Kommentare:
lebst du noch? hallohallo???
ich hoffe doch. wenn nur deine katastrophenberichte nicht immer so wahnsinnig unterhaltsam und urkomisch zu lesen wären... ;-)
trotzdem wünsch ich dir und euch und deiner ganzen umgebung bessere zeiten! scherben bringen doch glück, oder? bei der beschriebenen anzahl sollte das ja was werden...
und überhaupt hat lenny jetzt einen coolen schmiß im gesicht, um den ihn jeder james bond bösewicht beneiden würde. scarface pur! hoffentlich bleibt 'ne narbe!
der stolze papa.
odearodear-odearyme!
Es gibt Tage, da hilft nur der Gedanke "Jetzt KANNS ja nur noch besser werden!!"
PS
habe mir sagen lassen, Salz hilft bei solchen Wünschen an den Sohn... egal, welches!
Hah! Der Tag ist vorbei und wir leben noch! Und nicht nur, dass kaum noch irgendwas Schlimmes passiert ist, nein, wir haben auch noch einigermaßen ruhig geschlafen. Außerdem hat das Schicksal/Spaghettimonster wohl beschlossen, dass Lenny und ich eine kleine Entschädigung brauchen. Deswegen bin ich heute Nacht nicht von Husten geweckt worden, sondern davon, dass mein Kind im Schlaf laut lachte. Das macht so einiges wieder wett. :)
Kommentar veröffentlichen