Und dann auch noch dauernd auf Tour. Am Montag haben wir sie zum zweiten Mal hier in Hamburglive gesehen (insgesamt schon zum vierten Mal). Die Laeiszhalle ist ein altehrwürdiges Konzerthaus und fasst grade mal 2000 Personen. Das gute an der Frau ist (neben allem anderen), dass sie live noch besser ist als auf CD, und das können ja heute nicht viele von sich sagen. Das gute an diesem Konzert war (neben allem anderen), dass wir einen Platz in der dritten Reihe hatten. D.h. man konnte das Spiel der Oberarmmuskeln beim Klavierspielen genauso sehen wie die Tatsache, dass der Bösendorfer mit Kaugummi präpariert war (jedenfalls wenn man so genau aufpasst wie Leo, Tanja hat’s nicht bemerkt, und sich über den ‚spontan’ improvisierten Kaugummi-Song schiefgelacht).
Das Konzert selbst war wie gewohnt große Klasse. Musikalisch tadellos, auf der Bühne ein eingespieltes Team ihrer ‚bestest friends’, das aber keinesfalls routiniert wirkte, sondern sprühend vor Leidenschaft und Lust am Musikmachen.
Außerdem hat Tori meiner Meinung nach endgültig bewiesen, dass sie eine Rollenspielerin par excellence ist. Für ihr neues Album ist sie in fünf verschiedene Rollen geschlüpft, komplett mit Outfit, Perücke, Beruf und eigenem Blog für jede Figur (z.B. Clyde). Zwei Figuren bringt sie auf jedes Konzert mit, d.h. mittendrin gibt’s eine Pause fürs Umziehen. Und nur die den jeweiligen Figuren zugeordneten Lieder werden auch gespielt. (Glücklicherweise ist eine Figur immer Tori, d.h. auch ältere Songs sind dabei. Ich weiß, das ist kompliziert, ich kapier’s auch nicht richtig.) Und wenn ich den Vampire-Spielern unter euch noch erzähle, dass sie gar nicht Victoria oder so heißt, sondern Myra Ellen, und Tori nur ein Spitzname ist, den ein Freund ihr mal verpasst hat, weil „you look like a Tori“, brauch ich doch keine weiteren Beweise mehr anführen, oder...?
Und jetzt muss ich mich abschließend noch über das Hamburger Publikum beschweren. Prinzipiell überrascht es mich immer wieder, dass man den Tori-Fans ihre Therapiebedürftigkeit äußerlich so wenig ansieht, die meisten sehen relativ normal aus. (Wer auf solche Texte steht, kann aber nicht normal im Kopf sein, siehe auch nächster Eintrag.) Aber die Hamburger Fans lassen sich nicht nur äußerlich nichts anmerken. Sie bleiben auch extrem ruhig und beherrscht, wenn der Saal eigentlich toben sollte. Das Maximum an Gefühlsäußerung scheint ein leichtes Kopfnicken zu sein, manchmal gepaart mit einem angedeuteten Lächeln. Kein Mitwippen auf dem Stuhl, kein verzückter Gesichtsausdruck, kein Mitsingen und schon gar kein Tanzen, selbst bei Cornflake Girl, wo jeder noch so beiläufige Tori-Fan eigentlich austicken muss. Und so war das grünhaarige Mädchen aus dem Süden halt das einzige, das kreischend aufsprang und versuchte, allein in einem Saal mit 2000 Sitzenden die Musik mit dem ganzen Körper zu zelebrieren. Und sich dann nach ein paar Takten, während derer sie irritiert angestarrt wurde, schüchtern wieder hinsetzte und demütig mit dem Fuß mitwippte.
Und das, wo Tori sich da vorne wirklich verausgabt hat, wie man auf dem Foto wohl ganz gut erkennen kann. (Ja, sie spielt stehend auf zwei Klavieren gleichzeitig, während sie singt, das macht die immer so. Ich sag's ja, Fairy Kook.)
2 Kommentare:
Also, wer es schafft mich mit einer Coverversion von Teen Spirit in ein 3minütiges Staunkoma zu versetzen muß eine exzellente Musikerin sein. Und der Song ist nur der Anfang...
Vorschlag Tanja: Das nächste Mal gebt ihr keinen Bericht ab wie das Konzert war sondern erzählt vorher das da ein tolles Konzert ist, dann können wir unterkühlten Hamburger ja mit kommen und uns von euch Münchnern zum Mitmachen animieren lassen :-)
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