04 Juni 2008

1 Monat ohne

Ok, eine Quelle für Badewannen und Herde hab ich jetzt - dankeschön! - fehlt nur noch das Haus und die S-Bahn. Denn Naiko hat recht, am wichtigsten am Wohnen ist, dass man nah an den Leuten wohnt, die man gerne und oft sieht. Klingt zu schön, um wahr zu sein. Aber seit ich mit Leo zusammen bin, weiß ich, dass Wunder möglich sind, und dass man sich in den wichtigen Dingen im Leben auf keinen Fall mit einem mäßigen Kompromiss zufrieden geben darf. :)
So, aber jetzt zum eigentlichen Thema: Gestern vor einem Monat habe ich meine letzte Egal-Tablette genommen. Seither bin ich clean. Der Schwindel hat sich mit der Zeit gelegt, ganz ganz selten glaube ich noch, einen Anflug zu spüren, aber das kann auch Einbildung sein. Ein Phänomen aus der Anfangszeit meiner Antidepressiva-Phase hatte ich schon wieder verdrängt, jetzt ist's leider wieder da: das Friteusen-Gefühl. D.h. ich fühle mich oft, als hätte ich einen kräftigen Schluck aus der Friteuse bei McDo zu vor-Wallraff-Zeiten genommen (sprich, als das Fett in den Dingern noch alle 6 Monate statt jeden Tag gewechselt wurde). Bisschen ekliges Gefühl, aber wenn man nicht bewusst drüber nachdenkt, kann man's aushalten. Außerdem weckt das tatsächlich gelegentlich den Wunsch, nicht mehr so fett zu essen, und das ist ja nicht schlecht.
Was aber ist mit dem Egal-Gefühl? Das ist so ziemlich verschwunden. Vielen Dingen kann ich immer noch recht gelassen gegenüber stehen, vermutlich aber nicht wesentlich mehr als vor der Depression. Dem 'Druck' der Arbeit kann ich ganz gut standhalten, hauptsächlich, weil es mir gelingt, selbigen gering zu halten - toi, toi, toi.
Manchmal fühle ich mich unbeschwert und froh und durchwegs positiv - fast so wie früher.
Aber manchmal, wenn ich nicht aufpasse, steht auf einmal ein Gespenst in der Ecke, sieht mich an und flüstert "Ich bin tot, aber ich bin noch hier." Dann spüre ich wieder, wie es war, und die Angst, die das auslöst, fühlt sich so verdammt nach Depression an, dass ich überzeugt bin, alles fängt wieder von vorne an...
Aber es ist tatsächlich nur ein Gespenst, denn es hält sich an Geisterstunden und lässt mich den größten Teil des Tages in Ruhe. Wahrscheinlich muss ich einfach noch eine Weile durchhalten, bis ich überzeugt bin, dass das Gespenst mir nichts tun kann, mich dann mit ihm anfreunden und dann einen Weg finden, es zu erlösen...
Und da sag noch einer, aus Gruselgeschichten lernt man nix fürs Leben. ;)

7 Kommentare:

naiko hat gesagt…

hi tanja,
ich finde, das hört sich gut an - trotz der geistersache.
außerdem denke ich, dass der geist irgendwann so dünn und durchscheinend sein wird, dass du ihm freundklichen zuwinken wirst, weil er dich ein bisschen daran erinnert, wie es einmat war, und damit vielleicht eine tatsächliche rückkehr dieser situation verhindert. dann hast du frieden geschlossen, und dann wird - in meinem weltbild - der böse geist zu einem guten.
liebe grüße
deine n.

Anonym hat gesagt…

Schreibt man "Fritteuse" nicht mit ZWEI -autsch! Tanja! Nicht schlagen! Ich weiß ja, daß das SO egal is- Au! Nina! Hör auf!

naiko hat gesagt…

belehr, belehr, belehrerin (=me!): also. friteuse ist die alte schreibung für neu fritteuse. puristen schreiben halt alt. lehrer manchmal auch, aber nur, weil sie's nicht besser wissen. leute von der "arbeitsfront" können offensichtlich auch dann neue deutsche rechtschreibung, wenn sie im ausland weilen, was extrem!!! beunruhigend ist, vor allem für mich, die ich es ja von amts wegen besser als alle anderen... können müsste, aber irgendwie komme ich über die neuen s-regeln und die neune kommaregeln nicht hinaus...
genug der belehrung?
belehrende lehrer-innen-grüße (leer?)
n.

Leo und Tanja hat gesagt…

Frit(t)euse ist sowieso ein Wort, das irgendwie politisch unkorrekt klingt, find ich. Wie auch immer, zu meiner Verteidigung kann ich vorbringen, dass ich gerade ein paar schwere Kämpfe (sprich Szenen für erwachsene Leser) mit meinem Schundroman hinter mir hatte, wo ich mich mit so Wörtern wie Knospen und Liebesstab (!!!) rumschlagen musste. Also bitte ich um eure Nachsicht und um euer Mitgefühl.
:)
Tanja

Tine hat gesagt…

Hallo Tanja,

ich bin froh zu lesen, daß gerade alles bei dir einen so positiven Weg gerade läuft... Ich hab doch gesagt: du schaffst das :o)

Und wir hoffen, daß es euch nicht zu weit weg verschlägt.. Wobei: Wozu gibt es Mail, Skype etc?

Also: Nase in den Wind, Ohren steif halten und mit dem Kopf durch die Wand :o)

Viele liebe Grüße - vor allem auch an Leo *knuddel*

Tine

naiko hat gesagt…

ich habe endlos mitleid,- natürlich - ehem...
liebessstab.. also wirklich. wenn's mal erschienen ist, werde ich das werk kaufen. es schadet nie, seinen wortschatz zu erweitern ;-)
liebe grüße
n.

Birgit hat gesagt…

Hallo Tanja,
schön zu lesen, daß du die Feelgoodpillen nicht mehr brauchst und dein Körper die Umstellung auch hinkriegt. Und was das Gespenst betrifft: laß dich von dem nicht einschüchtern. Seh es als Symbol und Erinnerung für das, was du geschafft und überwunden hast.

Ganz liebe Grüße
Birgit

P.s. Hmmm, bei Liebesstab fällt mir spontan die eine Szene aus "Die nackte Kanone" ein....war da nicht was mit dem "Rotbehelmten Liebeskrieger"... ;o)