Wieder mal ein Songtext, diesmal von Suzanne Vega, einem Idol meiner Teenagerzeit.
An dieses Lied musste ich unwillkürlich denken, als ich neulich mit ein paar Mädels zusammensaß. Wir redeten über verflossene Beziehungen, und ein paar davon waren geprägt von Missbrauch, körperlich wie emotional. Das an sich ist nicht weiter überraschend für mich, schließlich gehöre ich selbst zu der langen Liste der Frauen, die sich schon alles mögliche haben antun lassen. Was mich erstaunt hat war aber die Reaktion einiger anderer Frauen auf diese Erzählungen. "Echt? Das gibt's doch nicht. Warum bist du nicht einfach gegangen? Wieso hast du den Deppen nicht einfach zum Teufel geschickt?"
Bedeutet diese Reaktion, dass es tatsächlich Leute in unserem Alter gibt, die sich noch niemals aus Liebe gedemütigt haben? Noch nie mit jemandem geschlafen haben, obwohl sie es gar nicht wollten, noch nie, aus wie auch immer fehlgeleiteter Liebe oder dem Wunsch geliebt zu werden, Dinge hingenommen haben, die nicht hinnehmbar sind? Natürlich muss es die geben, wäre ja schlimm, wenn das die Regel und nicht die Ausnahme wäre. Trotzdem. Ich zweifle.
Vielleicht ist die Welt tatsächlich zweigeteilt. Vielleicht gibt es zum einen die Menschen, die akzeptieren, was immer ihnen gegeben wird, ob es Liebe in Form von Zärtlichkeit oder Schlägen ist, ob es ein zu niedriges Gehalt oder eine unangemessene Position oder auch nur ein Haar in der Suppe ist, über das sie gelassen-großzügig-zu-feige-sich-zu-beschweren hinwegsehen.
Und zum anderen die, die wissen was sie wollen, die das auch artikulieren können, und die überzeugt sind, dass kein anderer Wille über ihrem eigenen steht.
Seid ihr whole girls, ihr heilen Mädchen, wirklich so frei?
Oder hattet ihr nur bisher in eurem Leben das unglaubliche Glück, dass der Wille anderer, dem ihr euch aus Liebe, aus eingebildeter oder echter Abhängigkeit, aus welchem Grund auch immer unterordnet, zufällig in akzeptabler Weise mit eurem eigenen übereinstimmt?
3 Kommentare:
hallo tanja,
ich muss hierzu unbedingt meinen senf abgeben, weil es ein thema ist,das mich auch immer wieder beschäftigt.
ich hab in meinem bisherigen leben in beziehungsdingen die erfahrung mit mir selbst gemacht,dass ich eine menge einstecke, bevor ich gehen, dass ich aber einen schlussstrich ziehen kann und es auch tue (egal, was ich genau fühle), wenn ich merke, dass es für mich zu lang und zu weit in den "missbräuchlichen" bereich hineingeht. sei es, dass der andere einfach nicht passt, dass ich nicht passe, dass man schlicht nicht zusammen passt.
gut, vielleicht hatte ich auch glück, dass ich bisher keine allzu egomanen, emotional verrohten männer hatte, aber ich denke auch, dass ich einfach das glück einer recht genauen schmerzgrenze habe und dann der überlebensinstinkt einsetzt.
übrigens: ich befürchte,dass andere meine beziehungen ganz anders bewerten und denken, ich hätte/würde viel zu viel hingenommen/hinnehmen. und zur abwechslung (das ist bekanntlich keineswegs immer oder gar oft so...) ist mir die meinung der anderen da egal: denn in emotionalen dingen kann man - finde ich - nur selbst beurteilen,was zuviel ist und was noch geht. man muss aber gut auf sich aufpassen.
ich weiß nicht, ob ich in beziehungsdingen in die kategorie "whole girl" falle, aber im herkömmlichen sinne könnte es schon sein.
bestimmt erinnerst du dich aber an unsere telefonat: ich beuge mich zwar nicht unendlichen dem willen anderer - da fehlt es mir an selbstaufgabebereitschaft - aber ich stelle meinen willen und meine wünsche trotzdem manchmal zu lange hinan. und das ist auch nicht immer sinnvoll, glaube ich. jedenfalls, wenn es einen bestimmten rahmen übersteigt.
konventionen mögen mich da bremsen, das unverständnis der anderen, mit dem ich bei jedem bruch von konventionen rechne, und, - das ist der stärkste hinderungsgrund - die tatasache,dass ich gerne dinge tun würde, die dann aber als nebenwirkung (nicht als ziel!) menschen verletzen würden, die ich liebe. ist das auch eine schwäche? sich von so etwas bremsen zu lassen? ich bin mir nicht sicher, denn ich mag menschen, die sich von den gefühlen, dem schmerz, auch den meinungen anderer überhaupt nicht beeindrucken lassen, nicht besonders. die welt ist voll von ellenbogentypen, die über (emotionale) leichen gehen . männern und frauen. ich möchte nicht zu denen gehören. wirklich nicht. mir sind andere menschen zu wichtig und ich habe zu viel respekt vor der seele anderer (lebewesen insgesamt). die mögen ihre gründe haben, und manchmal mögen das gute gründe sein, und vielleicht gehts ihnen ja auch gut damit, aber um den preis, in meinen eigenen augen ein arschloch zu sein, möchte ich sooo dann doch nicht werden. ein mittelmaß wäre gut. finde ich.
und das ist schwer!
liebe grüße
deine n.
Liebe Tanja,
du weißt, ich weiß bei weitem nicht immer was ich will, doch ich wußte irgendwie immer schon ich wollte keine Beziehung ohne dieses tolle Kribbeln im Bauch, das auch gerne als Liebe bezeichnet wird.
Schulzeitschwärmereien und Knutschereien, bei denen ich mir jetzt gehörig an den Kopf fasse hatte ich natürlich auch, doch gab es immer Dinge, die ich (glaub ich) nicht erduldet bzw. bei denen ich mich gewehrt hätte. (Daher habe ich bei den falschen Typen wohl immer schon bevor es zu einer Beziehung o.ä. hätte kommen können "nein" gesagt.)
Ich habe wenn ich solche Offerten bekam immer da gesessen und mich gefragt, liebe ich ihn? Dann kam bei mir immer etwas wie, z.B. ja, er sieht toll aus... er ist beliebt... als seine Freundin wäre ich sicher cool...
und dann sind mir Dinge eingefallen wie z.B. ich mag seine Augen nicht... die vorstellung ihn (nochmal) zu küssen gefällt mir nicht... Er würde sicher von mir wollen, dass ich mich von da an "so und so" veralte...
Und dann habe ich überlegt ob diese negativen Punkte dinge sind über die ich hinwegsehen kann. Dann merkte ich häufig, dass dies nicht der Fall ist bzw. etwas (das Kribbeln) einfach fehlt.
Bei 2 Leuten in meinem Leben war das nicht der Fall und mit Jörn, der einer davon war, bin ich immer noch glücklich.
Ich bin wahnsinnig froh diese "unschönen Erlebnisse" hinter mir zu haben und jetzt mit meinem KLASSE DIRK verheiratet zu sein.
Ich weiß was ich will und was nicht, jedoch habe ich (meistens) eine Blockade (es fühlt sich an wie in der Brust) die verhindert das ich diese Meinung aussprechen kann, was mich sehr viel Überwindung kostet. Nicht nur auf der Basis "Männer" sondern auch was andere Entscheidungen betrifft.
Komisch aber wahr, im letzten halben Jahr haben mir einige Leute gesagt ich strahle Selbstsicherheit aus. So fühle ich mich aber seltenst...
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