26 Oktober 2007

Rache, reloaded

Danke erstmal für eure vielen spannenden, aufschlussreichen Kommentare. Brittas Geschichte fand ich interessant - fandest Du es befriedigend, nicht anzurufen? So, wie ich momentan drauf bin, hätte ich wahrscheinlich extra angerufen, um ihr unmissverständlich mitzuteilen, dass ich ihr nicht verzeihe.
Was mich aber am meisten beschäftigt hat, ist - wie so oft - der Kommentar von Markus. Du hast recht, wir alle haben jemandem etwas angetan, aus Unwissenheit, aus Liebe, aus gekränkter Eitelkeit, aus Versehen... Aber es gibt zwei Unterschiede zu denen, an denen ich mich gerne rächen würde. Erstens habe ich nie, und ich behaupte wirklich bewußt niemals jemanden absichtlich gequält, nur um mich besser zu fühlen. Und zweitens, wenn ich an etwas zurückdenke, was ich jemandem angetan habe, daran, dass ich ihn verletzt oder ihm geschadet habe, dann verursacht mir das ein schlechtes Gewissen. Ich leide darunter. Ehrlich. Es tut mir leid, und wenn ich könnte, würde ich das meiste (bis auf das wenige, was tatsächlich aus reiner Selbstverteidigung geschehen ist) zurücknehmen und ungeschehen machen. Oder meinen 'Opfern' wenigstens irgendwie Satisfaktion zu verschaffen, indem ich sie wissen lasse, dass es mir leid tut.
Und ich glaube zu wissen, dass das bei meinen Peinigern nicht der Fall ist, da sie sich nicht mehr daran erinnern. Das weiß ich aus einem Gespräch, das wir gegen Ende der Schulzeit mal geführt haben. Abgesehen davon, dass das nochmal eine extra Demütigung ist - was geschehen ist, hat für mich eine prägende, mein Leben verändernde Bedeutung, und für den Verursacher war es so völlig bedeutungslos, dass er es vergessen hat - ist das vielleicht auch eine Hauptquelle meines Rache-Bedürfnisses. Wenn ich mir eine Möglichkeit aussuchen dürfte, mich zu rächen, würde ich wahrscheinlich denjenigen, die mich gequält haben, einen ähnlichen Empathie-Fluch wie den Heuschrecken verpassen: dass sie erkennen, was sie getan haben, was das für Konsequenzen hatte, und nur eine Minute lang in ähnlichem Ausmaß leiden, wie ich darunter gelitten habe.
So, und weil jetzt gleich Wochenende ist und ich keine Lust zum ewig Rumleiden habe, kommt jetzt gleich ein Positiv-Eintrag. :-)

2 Kommentare:

Britta hat gesagt…

Hi Tanja,

was ich noch weiss ist das es mich wahnsinnig aufgewühlt hat damals und, dass ich gar nicht wusste was ich tun sollte. Einfach nichts zu tun erschien mir damals das beste um mich nicht wieder zu sehr mit der Vergangenheit auseinander setzten zu müssen.

Heute bin ich deutlich selbstbewusster, wahrscheinlich würde ich zurückrufen und sie nach ihren Gründen für die späte Entschuldigung fragen.

Ab und an quält mich jetzt noch Neugierde und ich wüsste wirklich gern was hinter dem AB-Spruch steckt. Denn ich weiß auch, wenn ich ihr ehrlich verzeihen kann, dann hat sowohl sie, als auch die Geschehnisse der Vergangenheit nicht mehr wirklich Macht über mich.
Vielleicht werde ich ja auf irgendeinem möglichen Klassentreffen ja mal was erfahren. Was ich auf einem davon mal erfuhr war, dass einige der damals Beliebten heute ziemliche Looser im Vergleich zu mir sind und dass sie keine Ahnung mehr haben von dem was sie damals taten.

naiko hat gesagt…

hi.
ich glaube, für mich steckt in brittas kommentar was sehr wahres drin: wenn man etwas verzeiht,dann kann es auch einem selbst nicht mehr so viel anhaben.
natürlich klingt das sehr einfach und ist es oftmals nicht.
aber. ich habe eine ausgesprochen nachtragende verwandtschaft. die schaffen es, mir und sich selbst übrigens auch, dinge vorzuwerfen, die über 20 jahre her sind (und schon damals nicht aus bösem willen geschahen - was aber gar nicht der punkt ist!). ich lasse dinge meist relativ leicht hinter mir.
der unterschied zwischen meiner familie und mir ist nicht,dass ich den besseren charakter habe, sondern dass ich mit der vergangenheit viel besser klar komme, weil sie viel weniger macht über mich hat als über sie. natürlich leide ich darunter, wenn mir meine "jugendsünden" noch heute unter die nase gerieben werden, aber das ist es dann auch schon.

natürlich hat auch mich meine vergangenheit geprägt. ich war jähzornig und hatte eigentlich immer eine sehr merkwürdige außenseiterposition - nicht ganz draußen, nie ganz drin. (heut noch so, oft...) und wollte deshalb jahrelang susanne heißen (heut nimmer) - weird? well... aber ich habe aufgehört, darunter zu leiden in dem augenblick, wo's vorbei war. das gilt zwar nicht für alles, aber für die meisten, auch für prägenden dinge. (mir fällt grad auf, dass das nur für dinge, die mir nachtragende menschen angetan haben, nicht im vollen maße gilt. vermutlich auch, weil DIE die die vergangenheit nicht vergangen sein lassen. da hat man ständig das gefühl, dass auch deren "sünden" nicht verjähren, wenn's die eigenen nicht tun. irgendwie gilt dann das alles noch. seltsam.)
nun denn.
ich bleibe dabei: verzeihen ist in aller erster linie gut für einen selbst. ob's dem anderen was bringt, ist nur in zweiter linie relevant. finde ich.
grüße
sendet n.