31 Mai 2007

Krieg der Weibsen

Und jetzt muss ich's leider schon wieder tun: öffentlich ablästern.
Frauenzeitschriften sind vom Bösen. Das hab ich schon lange gewußt, was mich aber nicht davon abhält, die Dinger beim Zahnarzt durchzublättern, mir gelegentlich für eine längere Zugfahrt eine zu kaufen, oder - wir letzte Woche - mir ein kostenloses Exemplar mitzunehmen, wenn's schon rumliegt. Das Corpus Delicti ist in diesem Fall Myself, eine relativ neue Zeitschrift, mit dem altbewährten Konzept (Kleider, Kleider, Kleider, Kosmetik, die eine oder andere Story über Prominente, ein paar Alibi-Karrieretipps, ein Reisebericht, und natürlich Kochrezepte/Diätinfos). Eben alles, was die Frau so wissen/lesen/denken will und kann. Dann gibt es noch so trendige Rubriken wie "Denken und Fühlen" (!), und, und jetzt komme ich endlich zum Punkt, "Wahres Leben". In selbiger findet sich ein Beitrag namens "Der etwas andere Stil-Guide", der Tipps enthält, was man heutzutage so machen darf und was nicht. Diesen möchte ich jetzt gerne öffentlich zerpflücken (Achtung, das wird lang, muss viel zitieren!):
"Dürfen Männer beim ersten Treffen über ihren Job reden? Antwort: Klar, wenn sie Gehirnchirurgen, Astronauten oder Callboys sind. Auf keinen Fall, wenn sie Notare, Friedhofsgärtner oder Liegenschaftsbeamte sind. Andererseits: wenn wir ihnen nicht zuhören, tut es vielleicht bald eine andere, die jünger, schöner und blonder ist als wir." Die Autorin rät dann noch, ein interessiertes Gesicht zu machen und gelegentlich zu nicken, und dabei an Sex mit George Clooney zu denken. Tanjas Übersetzung: Wenn eine Frau einen Mann kennenlernt, ist sie grundsätzlich nicht an seiner Persönlichkeit interessiert, und auch später sollte er uns nicht mit Details aus seinem Leben belästigen, wenn nicht unbedingt nötig. Vor allem, wenn es um sowas unwichtiges geht wie die Arbeit, die er den ganzen Tag, sein ganzes Leben lang macht. Und das Interesse, das er bald für die jüngere, schönere, blondere Frau zeigt, kommt sicher auch nur von ihrem Aussehen. Nicht davon, dass er lieber jemand weniger oberflächlichen hätte. Schon klar.
"Darf man sonntags abends Rosamunde Pilcher gucken? Antwort: Ja, genauso wie man sich als Gourmet auch mal eine Currywurst reinzieht." Muss ich da irgendwas kommentieren? Behaltet diese Aussage mal im Kopf, bis wir zu Harry Potter kommen.
"Darf man die Kinder von Freunden nicht mögen?" Antwort sinngemäß: auf keinen Fall. Selbst wenn man sie haßt und sie unsere Mehrschweinchen mit Kakao begießen (zugegebenermaßen ein witziger Einfall), niemals etwas sagen, das sei ein Freundschaftskündigungsgrund. Ich liebe Kinder (momentan nur die von Freunden und Verwandten, da ich noch keine eigenen habe), und lasse ihnen gerne viel zu viel durchgehen. Aber wenn mich deren Eltern auch nur ein bisschen mögen, werden sie froh und dankbar sein, wenn ich ihrem neunjährigen ganz ruhig und freundlich erkäre, warum es mich stört, wenn er ständig meine Brust betatscht. (Das beruht übrigens auf tatsächlichen Erfahrungen, nur so nebenbei. Die Eltern haben mir tatsächlich nicht die Freundschaft gekündigt.)
"Müssen Frauen eine Bohrmaschine bedienen können? Antwort: Natürlich muss man als Frau nicht mit so einem Gerät umgehen können." Klar. Wenn Du Dir Deinen Gehirnchirurgen oder Friedhofsgärtner trotz mangelnder Zuhör-Fähigkeit (vielleicht bist Du Botox-gespritzt und blond gefärbt?) geangelt hast, musst Du ihn ja irgendwie beschäftigen, damit er Dich nicht dauernd mit seinem Job vollquatscht. Und wenn die noch blondere, noch jüngere ihn Dir dann wegschnappt, sind längst alle Regale eingedübelt. Und bis zum nächsten Liegenschaftsbeamten darf eben kein neues Möbelstück gekauft werden. Selbst ist die Frau! Wir sind emanzipiert und kommen alleine zurecht.
"Sollten Männer ihren Aszendenten kennen? Antwort: Nie war in der männlichen Arbeitsplatzbeschreibung davon die Rede, dass er seinen Aszendenten kennen muss. Mit so jemandem trinkt man wahrscheinlich Yogi-Tee statt Champagner (!) und verbringt seine Abende damit, vor Kristallen zu meditieren, statt um die Häuser zu ziehen. Außerdem belegt ein Aszendent im männlichen Hirn wichtigen Speicherplatz - erfahrungsgemäß (!) die stellen, die normalerweise für 'kreatives Vorspiel' und 'Sextechniken, die sie verrückt machen' vorgesehen sind." Ok. Seh ich ein. Jemandem, mit dem man Yogi-Tee trinkt, müßte man ja wahrscheinlich auch wieder zuhören. (Ob George Clooney wohl seinen Aszendenten kennt?) Die Frage ist, woher kennt dieser Mann seinen Aszendenten? Vermutlich aus der selben Frauenzeitschrift, die ihm im Detail beschreibt, was wir unter kreativem Vorspiel etc. verstehen.
"Müssen Frauen kochen können? Antwort: Definitiv nein! Es gibt andere Möglichkeiten der Nahrungsbeschaffung. Im Idealfall: ein Partner, der das übernimmt." Hm, ist das jetzt der Astronaut, oder der Yogi-Tee-Trinker? Ersterer sollte doch eigentlich mit Regale eindübeln beschäftigt sein. Letzterer könnte ein guter Kandidat sein, schließlich liest er die Zeitschriften mit den Rezepten. Aber letzteren wollten wir ja nicht, und ersterer ist sowieso bei der Blonden. Also, ziehen wir uns 'ne Dose Ravioli rein und genießen unser Single-Leben in vollen Zügen!
"Minirock mit über 40 - wirklich noch eine gute Idee? Antwort: Och, eigentlich kein Problem: Die meisten Mittvierzigerinnen sehen ja von hinten alle wie anorektische 14-Jährige aus. Das vielleicht einzig Problematische an der Kombination ist, dass sie von vorn betrachtet immer (!) wie ein altes, trauriges Mädchen ausschaut." Ich weiß schon, die knapp 20jährige Praktikantin, die diesen Abschnitt geschrieben hat, kann sich kaum vorstellen, dass es ein Leben jenseits der 30 gibt. Deswegen findet sie's wohl auch akzeptabel, wenn man aussieht als würde man unter einer schweren psychischen Störung leiden, die es einem nicht erlaubt mehr zu essen als ein paar Salatblätter täglich. Insofern verstehe ich auch, warum sie meint, dass diese Leute von vorne traurig aussehen. Immerhin hat sie mit diesem Beitrag ein absolutes Novum erreicht: ich (kurz vor 35) wünsche mir sehnlichst, sofort über 40 zu sein, nur um dauernd nur noch im Minirock rumlaufen zu können.
"Darf man von München nach Stuttgart fliegen? Antwort: Nein. [...] Andererseits käme die Deutsche Bahn sicher öfter zum Zug, wenn sie ihre Reisebegleiter mal zum Englischkurs schicken würde, um am 'ti aitsch' zu feilen." Mhmm, das ist für die mehrheitlich deutschsprachigen Leserinnen der Zeitschrift sicherlich auch wahnsinnig relevant. Weil, wir sind ja so cosmopolitisch, dass wir auf die deutsche Durchsage schon gar nicht mehr hören. Und außerdem hervorragend im Fremdschämen. Und völlig humorlos. Und haben deswegen auch noch nie mit einem Engländer darüber gesprochen, wie witzig die unseren Akzent finden, je übertriebener desto besser. Und deswegen ist es vorläufig noch völlig ok, statt dessen den Flieger zu nehmen. Der übrigens ca. 200 EUR mehr kostet als die Zugfahrt, weil nur von Lufthansa angeboten.
"Soll Harry Potter sterben? Antwort: Ja. Erwachsenen, die Kinderbücher lesen, muss man klarmachen, dass das Leben kein Ponyhof ist." Ja, Mädels. Guckt lieber Rosamunde Pilcher, da kriegt ihr eine realistische Vorstellung vom Leben. Wenn ihr Kinderbücher lest, könnte am Ende eure Fantasie angeregt werden. Es sei denn natürlich, der Held stirbt (wo ich übrigens gar nix dagegen hätte), das verleiht einem Buch über Zauberlehrlinge dann doch den nötigen Realismus. Dann ist es sicher auch ok, sich mit dem Yogi-Tee-Trinker darüber zu unterhalten. Nicht mit dem Astronauten, vor dem wäre das peinlich. Außerdem ist der ja damit beschäftigt, eure Figur zu mustern, und abzuchecken, ob ihr blond genug seid, und auch über 40 noch weibliche (auf keinen Fall lustige oder ausgeflippte oder auch nur bequeme!) Kleider tragen können werdet. Dazu ist das mit den Ravioli wiederum hinderlich, es sei denn man wählt von vornherein die richtige Essstörung (Bulimie natürlich, Anorexie ist nur halb so aufregend). Ach, jetzt hab ich's, man kann ja den Astronauten über seinen Job oder Kinderbücher quatschen lassen, und sich per Kopfhörer heimlich ein Pilcher-Hörspiel reinzieht, dann kriegt man auch diesen interessiert-leeren Gesichtsausdruck besser hin. Und muss nicht traurig gucken, auch wenn man schon über 40 ist.
Mann Mann Mann! Ähm. Frau Frau Frau. Manchmal mach ich mir echt Sorgen über den Geisteszustand meiner Geschlechtsgenossinen. Und jetzt müßt ihr mich entschuldigen. Ich muss unbedingt nachlesen, warum französische Frauen wirklich nicht dick werden, und dann das Rezept auf S. 170 ausprobieren.

P.S. In Wirklichkeit sind diese Zeitschriften alles große Selbstverwirklichungs-Spielwiesen. Hab im Frühjahr selbst ein paar Artikel im Bild-der-Frau-Stil für das Kalminther Blatt geschrieben, und ich kann nur sagen: das macht einen Mords-Spaß. :)

30 Mai 2007

Krieg der Welten

Jetzt muss ich doch noch was schreiben, aus aktuellem Anlass. Leo und ich haben es uns in letzter Zeit angewöhnt, abends im Bett noch Hörspiele/-bücher zu hören. Wenn die kurz genug sind, schafft's meistens einer von uns, lange genug wach zu bleiben und dem anderen zu erzählen, wie's ausging.
Jetzt hat uns ein Freund kürzlich 'Krieg der Welten' geliehen. Gelesen von Curd Jürgens. Klingt nach absolutem Hör-Schmankerl. Die ersten paar Sätze waren es auch, die tiefe Stimme des normannischen Kleiderschranks verlieh dem Text von H.G. Wells genau die richtige Dramatik, man glaubte, im Dunkel des Schlafzimmers das bedrohliche Glühenvon Ufo-Lichtern zu erkennen, noch bevor von ihnen auch nur die Rede war... und dann kam erstmal geschlagene 5 Minuten (ich hab's grad nochmal nachgeschaut, es sind wirklich tatsächlich fünf Minuten!) Musik der Marke 'Frodo of the 9 Fingers'.
Dann liest Curd wieder drei Sätze, und dann fangen die wieder an zu singen, wieder minutenlang! Wir haben's nicht geschafft, das zweite Lied zuende zu hören, nicht mal mit Vorspulen. Sehr enttäuschend. Das schlimme ist, dass das ganze Stück nur ca. eineinhalb Stunden lang ist, d.h. sie müssen total viel Text weggelassen haben, um die viele Musik reinzuquetschen. Ich steh ja auch auf Hippie-Musik, aber wenn ich 'n Hörbuch will, will ich 'ne Stimme, die mir was vorliest, niemanden der's mir mit eigenen, reichlich sinnlosen und auch noch stupide wiederholten Worten vorsingt! Damit ihr wisst, was ich meine: Hier könnt ihr eine kleine Hörprobe runterladen. (Please don't sue me, wer auch immer den Nerv hat zuzugeben, dass das copyright bei ihm liegt.) Die spinnen, die Marsianer.

Kreislauf läuft unrund

Unrund ist sicher auch so ein von irgendeinem doofen Werber erfundenes Wort. Aber eckig wäre nicht so passend gewesen, und was anderes wortspieliges ist mir nicht eingefallen. Ich hoffe, ihr könnt euch trotzdem vorstellen, was ich meine.
Seit ein paar Tagen spielt mein Kreislauf - wie passend - verrückt und schwindelt mich an. Ok, bevor ich jetzt noch schreibe, dass mein Herz (einen sehr seltsamen) Rhythmus im Blut hat, lass ich das lieber mit den dämlichen Wortspielen.
Keine Ahnung, ob das von der Umstellung der Medikamente kommt, jedenfalls hat's schon angefangen, bevor ich die neuen Drogen (einen MAO-Hemmer) bekommen habe, was ja eher dagegenspricht. Trotzdem oder eben deswegen oder einfach weil das ganze jetzt doch schon 'ne Woche dauert, bin ich gestern mal zum Arzt gegangen. Ich hab hier in HH keinen Hausarzt, also hab ich mir einfach per Fahrrad einen gesucht, der zufällig geöffnet hatte, und bin auf einen schrulligen Internisten samt Gattin (=Sprechstundenhilfe) gestoßen. Letztere war offenbar hauptsächlich dazu da, ihren Mann zu verwirren, und entsprechende Standpauken in bestem Sächsisch zu kassieren. Wenn ich nicht schon so schlapp gewesen wäre, hätte ich mich entsprechend gelacht.
So, ich glaube, spätestens jetzt wird klar, was mir fehlt. Laut Arzt sind Puls, Blutdruck und EKG völlig in Ordnung, zu gut bayrisch, ich bin bumperlgsund. Aber dieser Eintrag macht es klar: ich bin vom Kalauer-Virus befallen! Aaargh! Näht mir den Mund zu! Ändert mein Blog-Passwort und sagt mir nix davon! Hauptsache, ich habe keine Möglichkeit mehr, so 'nen Mist zu verbreiten, bis ich wieder vollends gesund bin! ;-)

26 Mai 2007

Phantomfeuer

"Ein Nachbar, der durch den Rauchgeruch geweckt wurde, alarmierte die Feuerwehr." Diesen Satz fand ich schon immer total unrealistisch. Ich war mir sicher, wenn's brennt, verbrenne ich friedlich schlafend in meinem Bett, weil sowas wie ein Geruch mich niemals aufwecken könnte. Die Nachbarn unter uns belehren mich schon länger eines besseren, durch deren Zigarettenrauch werde ich regelmäßig wach, aber meistens rauchen die auch erst so gegen halb sieben, wo man eh schon halb wach ist.
Aber heute morgen war es anders. Erstens die Uhrzeit: 5:21. Und dann der Geruch: als würde jemand ein Streichholz nach dem anderen direkt unter meiner Nase anzünden.
Also krieche ich aus dem Bett und stecke meine Nase aus dem Fenster. Überall hängt Nebel - oder ist es Rauch? Schwer zu sagen, selbst nachdem ich meine Brille gefunden habe. Aber der Geruch bleibt. Sogar Leo, den ich durch mein Gewusel geweckt habe, riecht was, und der hat berufsbedingt eine eher schlechte Nase. Er hat die schlaue Idee, im Hausflur nachzusehen. Da riecht's nicht. Aber auch vor dem Wohnzimmerfenster, das zur Straße hingeht, stinkt's nach Feuer.
Tja. Jetzt sind wir wach. Was tun? Feuerwehr anrufen? Ich schalte das Radio ein, aber da läuft um die Zeit nur Musik vom Band. Das Internet gibt auch nicht viel her, in Moskau brennt zwar der Fernsehturm, aber nach einigem Überlegen schließen wir das als Ursache des Geruchs hier aus.
Aber man kann ja mal nachschauen gehen. Oder vielmehr nachriechen. Wir ziehen uns spontan an und gehen nach draußen. Der Geruch ist intensiv, aber nicht zu lokalisieren. Wir laufen ein paar Schritte, da biegt am anderen Ende ein Feuerwehrwagen in unsere Straße ein. Langsam, leise, ohne Sirene. Er fährt an uns vorbei. Der Feuerwehrmann auf dem Beifahrersitz guckt abwechselnd in einen Stadtplan und suchend in die Fenster der Häuser. Eine Balkontür öffnet sich, dann noch eine. Diverse Nachbarn betreten ihre Balkone, alle schweigend, mit besorgtem Blick und gerümpfter Nase. Also nicht nur Einbildung. Na gut, immerhin scheint es nicht unser Haus zu sein, sonst würde die Feuerwehr ja davor halten.
Die Feuerwehr, mittlerweile sind es zwei Wagen, hält an. Vor unserem Haus. Wir gucken uns an, drehen uns spontan um und gehen zurück. Als wir beim Haus ankommen, sind die Wagen schon weg, offenbar haben sie kein Feuer entdeckt. Sollen wir uns jetzt besser fühlen?
Vorsichtshalber schauen wir noch nach unserem Auto, das wir gestern auf einem eher illegalen Platz geparkt haben, aber auch da brennt's nicht.
Wir laufen noch eine Weile durchs Viertel, immer wieder durch Schwaden von Rauchgeruch, aber nirgends ist etwas zu sehen. Es ist gespenstisch ruhig, kein anderer Mensch ist auf der Straße, keine Autos, nirgends brennt Licht. Nur in der Kottwitzstraße steht noch eine Frau auf dem Balkon und zündet sich eine Zigarette an.
Wir kommen an unserem Bäcker vorbei. Der macht laut Türschild erst um 7 Uhr auf, aber drinnen sind schon zwei Angestellte und viele viele Semmeln. Sorry, Brötchen. Ich klopfe an die Tür und setze meinen charmantesten Blick auf (ok, um kurz nach 6 Uhr morgens mit ungekämmten, verwaschen grünen Haaren ist das vielleicht nicht besonders überzeugend), und werde mit einem Kopfschütteln abgewiesen. Dafür hat der Bäcker eine Ecke weiter schon offen (laut Türschild erst ab 9h), und verkauft uns Frühstück. Das wir stolz nach Hause tragen, nur um da ins Bett zu fallen und noch ein paar Stunden tief und fest zu schlafen. Und wenn das Haus abbrennt.

24 Mai 2007

Blog goes 24

Wenn ich mich mit Flash-Programmierung u.ä. schicken Sachen auskennen würde, bekämt ihr jetzt einen Film. So müßt ihr mit dem Drehbuch vorlieb nehmen.
23.5.2007
Stimme aus dem Off: Ich bin Federal Agent Jack B... ähm, MIB, und heute ist der längste Tag meines Lebens.
Man sieht einen Mann auf einem Fahrrad, wie er gehetzt durch die Straßen von Hamburg fährt. Stimme aus dem Off: Ich bin mit zwei weiteren Agenten, Decknamen Tanja und Leo verabredet.
Der Mann stößt einen Fußgänger beiseite, überfährt eine gerade auf rot geschaltete Ampel und weicht gerade noch einem laut hupenden Lastwagen aus.
Stimme aus dem Off: Wir sind um 19:45 verabredet, Treffpunkt Schachcafe. Mein Name ist MIB, und heute ist der längste Tag meines Lebens.
Abblende.
Blinkende Schrift: 19:09
Ein Telefon klingelt. Man sieht eine Frau den Hörer abnehmen, dann teilt sich der Bildschirm, in der anderen Hälfte erscheint ein Mann.
Mann: Hallo! Entschuldigung dass ich so spät anrufe, hatte noch einen dringenden Fall.
Frau: Macht nix. Ich komm gleich vorbei, dann schaffen wir das noch rechtzeitig.
Abblende.
Blinkende Schrift: 19:26
Die Frau ist im Büro des Mannes, beide scheinbar aufbruchbereit. Das Telefon klingelt. Der Mann nimmt ab, diesmal teilt sich der Bildschirm nicht.
Während der Mann im Hintergrund offenbar geschäftliche Dinge bespricht, sieht man die Frau ihr Handy zücken und eine SMS tippen. Der Mann legt auf.
Mann: Sorry, ich muss noch schnell was erledigen.
Frau: Ich hab MIB schon Bescheid gesagt, dass wir zu spät kommen.
Abblende.
Blinkende Schrift: 19:45
Mann und Frau verlassen eilig das Gebäude, schwingen sich auf ihre Fahrräder und radeln los.
Abblende.
Blinkende Schrift: 19:53
Man sieht Agent MIB, der eilig ein Bürogebäude verläßt. Im Laufen zückt er sein Handy und wählt eine Nummer. Am anderen Ende scheint nur eine Mailbox zu sein.
MIB: Hallo, ich komme jetzt grade erst aus der Arbeit, mache mich sofort auf den Weg.
Schnitt.
Nahaufnahme auf die Handtasche der Frau, in die sie vorhin das Handy gesteckt hat. Man hört den typischen Sound einer ankommenden SMS. Die Frau zückt ihr Handy, liest.
Frau: MIB kommt später.
Mann: Hm, sollen wir uns dann irgendwo treffen, wo's für ihn nicht so weit ist? Sonst dauert's noch so ewig, bis wir was zu Essen bekommen.
Die Frau reicht dem Mann ihr Handy. Der wählt. Der Bildschirm teilt sich, in der zweiten Hälfte erscheint MIB, auf dem Fahrrad, einem wild kläffenden Hund samt Herrchen an der Leine ausweichend.
Mann: Sollen wir uns im Manzana treffen, das ist näher?
MIB: Ok, dann fahre ich dorthin.
Abblende.
Blinkende Schrift: 20:09
Man sieht die Front eines Restaurants mit einem großen Schild: Manzana. Die Kamera fährt zurück, vor dem Restaurant steht MIB mit seinem Fahrrad. Der Mann und die Frau sind nirgends zu entdecken. MIB telefoniert, doch erneut scheint niemand das Handy zu beantworten. Er schwingt sich wieder aufs Rad, fährt ein paar Straßen weiter, klingelt an der Haustür eines Wohnhauses. Keine Reaktion.
Schnitt.
Erneut die Front des Manzana. Die Kamera fährt zurück, der Mann und die Frau schließen gerade ihre Fahrräder vor dem Restaurant ab.
Schnitt.
MIB steht vor der Haustür des Wohnhauses, telefoniert, wieder ohne Antwort.
Schnitt.
Der Mann und die Frau sehen sich suchend im Restaurant um.
Schnitt.
MIB fährt auf seinem Fahrrad an der Front des Manzana vorbei.
Gleich darauf treten der Mann und die Frau wieder nach draußen, sehen sich nochmals suchend um und setzen sich an einen freien Tisch.
Abblende.
Blinkende Schrift: 20:14
MIB steht an einer roten Ampel, wieder das Handy am Ohr, keine Antwort.
Schnitt.
Nahaufnahme der Frauenhandtasche, man hört leise ein Handy darin klingeln, im Hintergrund Stimmen und Gelächter.
Abblende.
Blinkende Schrift: 20:30
Der Mann und die Frau sitzen im Restaurant, halbleere Gläser vor sich, besorgte Gesichtsausdrücke.
Frau: Wo bleibt er denn nur?
Mann: Vielleicht hat er sich verfahren?
Frau: Hoffentlich ist ihm nichts passiert.
Mann: Ja, kommt ja hier in Hamburg häufiger vor. Willst Du ihn mal anrufen.
Die Frau zieht das Handy aus der Tasche, stutzt.
Frau: Oh, guck mal, er hat angerufen.
Sie wählt, läßt es eine Weile klingeln, bekommt aber nur die Mailbox, guckt ratlos.
Abblende.
Blinkende Schrift: 20:40
Die Gläser auf dem Tisch sind ganz leer, der Kellner bringt einen Teller mit Vorspeisen.
Frau: Also, so lang kann der doch nicht brauchen, das ist jetzt fast 'ne Stunde her, dass er losgefahren ist.
Mann: Hm, hoffentlich ist ihm nicht wirklich was passiert.
Frau: Wie kann man denn sowas rausfinden? Die Polizei anrufen?
Mann: Die können einem zumindest sagen, ob es heute einen registrierten Fahrradunfall gab, aber mehr nicht.
Frau: Ich ruf jetzt nochmal an.
Nimmt das Handy vom Tisch, ruft an, keine Antwort.
Abblende.
Blinkende Schrift: 21:00
Der Vorspeisen-Teller ist leer, die Getränke auch. Mann und Frau sehen besorgt aus.
Frau: Er wird ja wohl nicht zu hause sein, oder?
Mann: Ne, wir sind doch verabredet.
Frau: Ich ruf jetzt trotzdem zu hause an, irgendwas muss ich ja tun.
Die Frau wählt eine Nummer, es klingelt. Der Bildschirm teilt sich, in der anderen Hälfte erscheint MIB, offensichtlich in einer Privatwohnung.
MIB: Hallo?
Frau: Ja sowas, Du bist zu hause. Ist Dir was passiert?
MIB: Nein. Ihr wart nicht da, ich war bei euch zu hause, hab euch angerufen, aber ihr seid nicht rangegangen. Also bin ich heim.
Frau: Oh, das tut mir leid. Den Anruf haben wir wohl nicht mitbekommen. Jetzt noch vorbeikommen lohnt sich wohl nicht, oder?
MIB: Ne, ist ja schon spät...
Frau: Verflixt, sowas blödes. Aber sehen wir uns am Freitag?
Abblende.
Stimme aus dem Off: Am Freitag bin ich mit zwei anderen Agenten, Deckname Tanja und Leo verabredet. Mein Name ist MIB, und Freitag wird der längste Tag meines Lebens...

22 Mai 2007

Grün

Da der Arbeitgeber meines zukünftigen mal wieder kostenlos von unserem Privateigentum profitiert, sprich Leo die Kamera mit in der Arbeit hat, kann ich Fotos von mir momentan nur mit unserer Webcam machen.
Und da in diese Wohnung die Sonne nie so richtig reinscheint, ausser für ca. 5 Minuten um halb 8h morgens (und ich so früh noch nicht fotogen genug bin), sieht man das Grün so gut wie gar nicht. Naja, dann müßt ihr mich halt doch alle bald mal wieder persönlich treffen, bevor's sich rauswäscht. Leo hat übrigens beim Färben geholfen, sonst wär mein Hinterkopf noch rosa. Davon gibt's zum Glück keine Fotos.

20 Mai 2007

Poesialbum-Blog

Meine Gefühlswelt – auf Citalopram reduziert.
Doch was passiert,
wenn man zu niedrig dosiert,
und damit riskiert,
dass man gar nichts mehr spürt?
Immerhin hat’s mich zu diesem Gedicht inspiriert.

Ok, bevor sich jetzt irgendwer Sorgen macht, schreib ich lieber noch ein bisschen Klartext dazu.
Ich hab sowieso immer dass Gefühl, dass meine Gedichte (zum Glück verfasse ich nur sehr selten welche) immer viel zu ernst klingen, obwohl ich sie eigentlich lustig meine. Also, zur Beruhigung: Mein Arzt will mich auf ein neues Medikament umstellen. Dazu muss ich aber das alte erst "ausschleichen", d.h. langsam reduzieren. Das habe ich über die letzten Wochen gemacht, und dabei ging's mir teilweise recht schlecht. Nach ein paar Tagen habe ich mich aber immer ganz gut an die jeweils niedrigere Dosierung gewöhnt, und nächste Woche fang ich dann mit dem neuen an, d.h. von da ab wird sowieso alles besser.
Und um euch zu überzeugen, dass ich gar nicht schlecht drauf bin, geh ich mir jetzt die Haare grün färben. Öhm. Das war jetzt auch nicht so überzeugend, oder? Egal, im nächsten Eintrag gibt's Fotos von dem wie auch immer gelungenen Ergebnis.

17 Mai 2007

Alltag

Heute ist - sogar in Hamburg - Feiertag. Das heißt, wir konnten ausschlafen, soweit das unsere krallenbewehrten, stimmlich hervorragend ausgestatteten Mitbewohner zuließen. (Kodama bildete sich ein, irgendwann um halb vier mal eben im Wohnzimmer eine Opernarie proben zu müssen. Leider hatte sie den Text vergessen, weswegen sie nach zwei oder drei Muuwauuus immer wieder von vorn anfangen musste. Aber morgen Nacht klappt's bestimmt schon besser. Vielleicht sollte sie sich auch einfach mit Tabs zusammentun.)
Trotzdem sind wir recht lange im Bett geblieben, ich, weil ich auch unter dem Gewicht von zwei Katzen hervorragend schlafen kann, Leo, weil er sich den Laptop geschnappt hat und eben mal ein Gerichtsgutachten fertiggemacht hat. Ganz hat das allerdings nicht funktioniert, denn es fehlte ihm ein dreidimensionales Modell. Also wurde ich, als ich dann endlich aufgestanden war, noch im Nachthemd als Mordopfer rekrutiert und in verschiedenen Positionen (stehend, sitzend,...) aus verschiedenen Winkeln erschossen. Offenbar zur Zufriedenheit des Arztes. Das Gutachten ist somit vollständig, und jetzt gibt's Frühstück.

15 Mai 2007

Ekel

Warum hat man eine Videokamera eigentlich nie dann bereit, wenn man sie wirklich braucht? Naja, vielleicht schlägt der Zufall ja irgendwann zu, und ihr bekommt ein Video von Mu, die ihren eigenen Schwanz jagt, um ihn dann zum Putzen festzuhalten, nur um ihn dann wieder jagen zu können. Vorläufig müßt ihr euch erstmal mit obiger Besschreibung der Szene begnügen. (Erst das Buch zu lesen und dann den Film zu sehen ist sowieso generell vorzuziehen. ;-))
Aber eigentlich wollte ich über was ganz anderes schreiben. Über mein Lieblingsthema Wahrheit und ihr Nutzen für den Einzelnen habe ich ja hier schon einiges rumphilosophiert. Mein schlauer Bruder hat übrigens eine sehr schöne wissenschaftliche Erklärung zum Thema beigesteuert, zu lesen in den Kommentaren zu Tag der Arbeit. Und da Wissenschaft für mich sozusagen das Opium für Akademiker ist, bin ich geneigt zu glauben (!), dass es tatsächlich gut für mich ist, die Wahrheit zu sagen. Dazu muss ich sie allerdings erstmal kennen. Und mir dann eingestehen. Und dann den Mut aufbringen, sie auch auszusprechen. Letzteres ist seltsam, denn wenn das gut für mich ist, was habe ich dann zu befürchten? Eigentlich ist aber schon der erste Teil - das Kennen - ziemlich befremdlich: wie kann ich meine persönliche, individuelle Wahrheit (von sog. absoluter Wahrheit will ich gar nicht reden, die ist langweilig, weil objektiv, d.h. hat nix mit mir zu tun) denn nicht kennen? Und doch scheine ich sehr gut darin zu sein, meine Wahrheit, meine eigenen Gefühle, vor allen, inklusive mir selbst zu verbergen. Meiner Theorie nach ist das ein Schutzmechanismus. Wenn man seine Gefühle anderen nicht zeigt, sehen sie auch nicht, dass man ggf. verletzt ist (=sie einen überhaupt verletzen können). Und am besten verstecken kann man seine Gefühle, wenn man gar nicht zulässt, dass man sie selber wahrnimmt.
Bis zu einem gewissen Grad ist sowas sicherlich nötig und auch gesund. Aber in der Zeit, in der ich meine Depression wie einen Schutzwall um mich aufgebaut habe, habe ich das wohl bis zum Exzess betrieben. Mit dem Resultat, dass ich jetzt tatsächlich jeden Zugang zu meinen Gefühlen verloren habe. Vergleichbar ist das ganze wohl am ehesten mit einem Schnupfen: man steckt seine verstopfte Nase in einen Blumenstrauß, von dem man genau weiß, dass er intensiv duften müßte, aber man riecht halt nichts. Und, so paradox das klingt, darunter leide ich ziemlich. Paradox, weil Leiden ja eigentlich auch eine Art Gefühl ist. So ganz durchblick ich das noch nicht. Was ich aber wirklich pervers finde, ist die Tatsache, dass ich vor potentiell emotionalen Situationen nicht nur zurückschrecke. Nein, ich empfinde (!) sie regelrecht als ekelhaft. Erinnerungen, Filme, Romane voller intensiver Gefühle stoßen mich ab. Nur einen kurzen Moment, bis ich es geschafft habe, das ganze von mir wegzuschieben. Aber der Ekel ist da, greifbar wie ein achtbeiniges Nutztier, das aus unerfindlichen Gründen die selbe Reaktion hervorruft, wenn man es plötzlich in einer Zimmerecke entdeckt.
Wieder habe ich Zuflucht in der Relig... Verzeihung, Wissenschaft gesucht, und bin auf interessantes zum Thema gestoßen. Der Wikipedia-Artikel zum Thema Ekel ist sehr aufschlussreich, wer das ganze etwas unterhaltsamer, aber nicht weniger seriös amerikanisch aufbereitet haben möchte, kann hier nachlesen. Für alle, die nach diesem Eintrag schon entnervt von so viel Text sind: Ekel ist eine vererbte oder anerzogene (oder beides) Schutzreaktion, einmal vor tatsächlicher physischer Gefahr wie Ansteckung, Vergiftung oder schlicht ungenießbarem, und zum anderen angeblich zum Schutz der eigenen Seele (vor der Erkenntnis, dass wir auch nur Tiere bzw. sterblich sind). Letzteres finde ich ein bisschen abstrakt, aber auch nicht ganz zu verleugnen. Beängstigend ist die Tatsache, dass Ekel mitunter noch schwerer zu überwinden ist als Angst (auch hierzu gibt es interessante wissenschaftliche Experimente). Das heißt wohl, dass ich noch einen sehr langen Weg zurück zu meinen Gefühlen vor mir habe.
Immerhin, auch ein 10.000 Meilen langer Weg beginnt mit einem Schritt. (Japanisches Sprichwort). Also fang ich wohl mal besser mit der - meiner - Wahrheit an. Siehe dieser Post.

09 Mai 2007

Die Welt in Misstönen?

In Hamburg regnet es.
In München auch.
Meine Haare sind ausgewaschen-orange-rosa-gelb, und ich erreiche meine Friseuse nicht.
(Conny, wenn Du eine Website hättest, würde ich Dich hier als beste Friseurin überhaupt verlinken, aber Du hast ja nicht mal 'nen AB.)
Alles ist... verbesserungswürdig. :(

Als ich in Hamburg aufgebrochen bin, war noch so richtig gutes Wetter. Und da ich weiß, dass es in München oft noch drei Grad wärmer und definitiv trockener ist als in HH (ich habe wissenschaftliche Beweise, versucht gar nicht erst, es abzustreiten), habe ich entsprechend meine Garderobe für den Aufenthalt hier ausgewählt. Tja, die Sandalen brauch ich wohl nicht. Meine beige Hose hat schon in Reutlingen einen dunklen Rand unten an den Beinen bekommen, und spätestens die lange Zugreise hat ihr den Rest gegeben. Also bleibt nicht mehr so viel Auswahl. Und hier regnet's und wird immer kälter. Deswegen hab ich gestern zum Ausgehen dann auch alles, wirklich alles angezogen, was ich noch dabei hatte. Jeans, darüber einen Rock, ärmelloses T-Shirt unter bauchfreiem T-Shirt unter Strickjacke, dazu noch einen Schal. Das war dann von der Temperatur her durchaus erträglich. Was ich nicht bedacht hatte ist, dass ich noch zwei Tage hier bin, und in Restaurants und Kneipen nicht nur geraucht wird, sondern auch gelegentlich mal was verschüttet. In meinem Fall ein halbvolles (halbleeres?) Glas Spezi, direkt in den Nacken, über T-Shirt A und B. Zum Glück gibt Spezi wie Cola auch keine Flecken (alte Weisheit einer Klassenkameradin, die mir ihr Getränk über die weiße Hose gekippt hatte), das obere T-Shirt war nur nass und kalt, aber nicht besonders schmutzig. Schlau wie ich bin, habe ich abends beim Heimkommen noch alles nach draußen gehängt, damit sich der Rauchgeruch auch verflüchtigt. Was ich dabei nicht bedacht hatte, war der Wind. (In Bayern rechnet man einfach nicht mit sowas, in HH hätt ich sicher dran gedacht!) Jetzt duften meine Kleider wieder frisch, Spezi-Spuren sind auch nicht zu sehen, dafür sind sie halt jetzt klatschnass.
Hab in zwei Stunden 'ne Verabredung. Bin schon sehr gespannt, was ich tragen werde. Vielleicht ein zartgelbes Spitzenkleid...?

08 Mai 2007

Tanja allein zuhaus

Nein, meine Eltern haben mich nicht hier vergessen - sind nur grad beide auf unterschiedlichen Konferenzen unterwegs. Das heißt ich habe sturmfreie Bude in Garching. Und einen Tag lang tatsächlich nichts zu tun, keine Verabredungen, keine Termine... Was zwangsläufig bedeutet, dass ich auf blöde Ideen komme. Zum Beispiel von dem Käsekuchen zu probieren, den meine Mutter gebacken hat. Diät-technisch gesehen ein ganz falscher Fehler. Aber wenn man schon mal angefangen hat, dann kann man ja auch gleich richtig weitermachen. Also durchstöbere ich todesverachtend den Kühlschrank und beschließe, mir aus den gemischten Resten, die dort zu finden sind, eine Portion Nudelsalat zu machen, die mich für die nächsten fünf Tage ernähren kann. Ähm. Könnte. Wenn ich nicht schon so viel davon gegessen hätte...
Und was macht man besonders gerne, wenn man alleine essen muss? Genau: Fernsehen. München hat schon seit längerer Zeit auf Digitalfernsehen umgestellt, weswegen sich meine TV-muffeligen Eltern einen Decoder kaufen mussten, um die Nachrichten noch empfangen zu können. Zusätzlich zur ARD bekommen sie jetzt aber ca. 512 weitere Programme. Darunter so sinnige Sachen wie Bahn TV oder Klingelton TV. Ich versuche mich durchzuzappen, gebe aber bei Kanal 89 auf. Ich habe sowieso besseres vor. Für div. zukünftige Rollenspiele brauche ich dringend Kleidung und Accessoires. Der beste Ort, um sowas zu finden, ist der heimische Keller. Ich wage mich in die unergründlichen Tiefen dieser mystischen Katakomben, die ein Eigenleben haben, sich ständig verändern, Dinge vor einem verstecken und einen plötzlich, unerwartet mit Erinnerungen an vergangene Faschingspartys, Skiausflüge oder die unerträgliche Schuhmode der 80er konfrontieren. Und ich werde fündig ohne Ende. Ein zartgelbes Spitzennachthemd (vielleicht auch ein Sommerkleid?), ein sackförmiges Mini aus ausgefranstem Glitzer-Silber-Stoff, ein langer, schwarzer, zerfetzter Rock, der meinem nächsten Zombie sehr gut stehen wird, eine taillierte Pelzjacke aus echtem Wasauchimmer, die ich mal in der Altkleidersammlung gefunden habe. Aber auch das Puppentheater, dass mein Opa mal für uns gebaut hat, meine Playmobil-Raumstation (wie eine umgedrehte Schildkröte hilflos auf dem Rücken liegend), diverse kopflose Barbiepuppen in Hippiekleidern, die meine Tante selbst genäht hat, und sogar meinen alten Schulranzen. Ebay hat neulich in einer Werbemail behauptet, dass in jedem Haushalt durchschnittlich 538 EUR an Warenwert rumliegen, die ohne weiteres versteigert werden könnten, weil sie keiner nutzt. Ich wage zu behaupten, dass meine Eltern mit ihrem Keller einiges mehr verdienen könnten. Aber da regt sich in mir leiser Protest, die Evolution schlägt zu, die Gene meiner Mutter fühlen ihre Stunde gekommen, und wecken eine Stimme in meinem Hinterkopf, die murmelt: Ach, eigentlich ist das ja noch ganz gut, das könnte man doch nochmal verwenden. Und hier, wie süß, das müssen wir auf jeden Fall aufheben, und guck mal da....

02 Mai 2007

Zitronensorbet

Heute war ich mit meiner persönlichen Privat-Schneiderin (die Freundin einer Freundin) beim Einkaufen. Und zwar Stoff für das geplante Brautkleid. Sie hatte mir neulich schon mal eine Vorauswahl mitgebracht, aber im Laden stellte sich heraus, dass die Stoffe alle ziemlich glänzen, was mir nicht so besonders gut gefällt. Also haben wir ein bisschen gestöbert, und sind, nachdem wir den 70er braun-beige-lila Streifen Look genauso verworfen hatten wir den geblümten rot-rosa-goldenen Sofabezugstoff, auf einen schönen leichten Baumwollstoff gestoßen, der mit Sicherheit wunderschön fallen wird. Meiner Meinung nach liegt die Farbe irgendwo zwischen creme- und elfenbeinweiß, mit einem kaum erkennbaren Hauch von Gelbstich. Meine Schneiderin - eine waschechte Oberfränkin - meint dazu nur, dass ich in dem Kleid aussehen werde wie Zitronensorbet. Ich hoffe, sie meint das im Sinne von richtig lecker und zum Anbeißen...
P.S. Jetzt muss ich doch auch mal was tun, um andere Bräute neidisch zu machen: 15m Stoff, die für das Kleid nötig sind, haben mich grade mal etwas über 100 EUR gekostet. Oder guckt ihr jetzt alle voller Verachtung auf mich runter? Egal, ich geh jetzt von dem gesparten Geld Eis essen. Zitroneneis natürlich.

01 Mai 2007

Jetzt langt's!

Jetzt hat mir die Süddeutsche endgültig 'as Kraut ausg'schütt! Die haben schon wieder so einen Test "Sind Sie ein Münchner Kindl?". Und ich habe schon wieder voll abgelost. (abgeloost? gelust? Buhu!) Während Leo, der gebürtige Memminger, mal wieder auf 7 von 10 Punkte gekommen ist. Das war's. Ab sofort les ich die MoPo. :-(

Tag der Arbeit

Oops, I did it again. Leute, die mich schon länger kennen, wissen vielleicht, dass ich unsinnigen Herausforderungen schwer widerstehen kann. Nicht so sehr im Sinne von "ich muss den Mount Everest besteigen, bevor ich 13 bin", sondern eher, wenn mich z.B. jemand dazu auffordert, meinen Finger in einen Teich zu stecken, um zu sehen, ob die Fische beißen (ja, sie haben reingebissen).
Jetzt wißt ihr ja schon, dass Leo z.Z. etwas angeschlagen ist und seinen linken Arm nicht gebrauchen kann. Und mit der Zusatzinformation, dass er heute Dienst hat, und prompt ein Einsatz kam, könnt ihr euch vielleicht denken, was ich heute getan habe. Wir waren nicht allein, ein paar nette Kollegen von Leo haben sich auch noch breitschlagen lassen, mitzuhelfen. D.h. ich musste nicht allzu viel helfen. Nur ab und zu festhalten oder anheben. Und viele viele... Teile... verpacken.
Und weil Leos wirklich nette Kollegen/innen dabei waren, hatten wir sogar richtig Spaß beim Arbeiten. Das Zusammensein in der Gruppe vertreibt offenbar noch so trübe Gedanken.
Und das bringt mich gleich wieder zum Kommunikationsthema zurück. Danke erstmal für eure vielen Kommentare. Ihr habt alle recht. Sich mitteilen, dadurch eine Verbindung zu anderen herstellen, tut einfach gut. Was ich mich frage ist, warum schließt die offensichtliche Notwendigkeit, mit anderen zu kommunizieren, auch das Bedürfnis ein, diesen anderen die Wahrheit zu sagen? Könnte man nicht Nähe und Verbindung auch dadurch erreichen, wenn man sich einfach der Gruppenmeinung anschließt, anstatt das Risiko einzugehen, sich durch eine abweichende Meinung selbst ins Aus zu schießen? (Ich weiß, dass es wichtig ist, seine wahren Gefühle zu zeigen und die Wahrheit zu sagen, und bemühe mich auch, das zu tun, aber der praktische, evolutionäre Nutzen entzieht sich mir.) Die Japaner machen es zum Beispiel so. Die können, je nachdem, in welcher Gruppe sie sich gerade befinden, unterschiedliche Meinungen zu ein und demselben Thema haben, und fahren scheinbar gut damit. Warum also empfindet unser westliches Herz ein so zwingendes Bedürfnis nach Wahrheit und Offenbarung? Philosophieren erlaubt, nur eine Bitte: erwähnt in euren Kommentaren nicht, was und wo Leo arbeitet, das könnte sonst Schwierigkeiten geben.

Tanz in den Mai

Gestern war Beltane. Oder Walpurgisnacht. Oder einfach nur Tanz in den Mai, wie man hier in HH sagt. Das Fest erfreut sich hier, zumindest in meiner Wahrnehmung, größerer Beliebtheit als in Bayern. Vielleicht, weil es in Bayern mit Maibaum-Aufstellen und anderen altmodisch-brauchtümlichen Traditionen verbunden wird. Hier geht man einfach nur Tanzen, deswegen ist es cool und jugendtauglich und stirbt nicht so schnell aus.
Wir zwei haben es allerdings seit wir hier sind noch nie geschafft, am 30. April tanzen zu gehen oder den Mai auf irgendwie geartete Weise hamburgerisch zu begrüßen. Entweder waren wir immer nicht da, oder beschäftigt, oder, wie dieses Jahr, beschädigt. Leo hatte schon zum zweiten Mal dieses Jahr einen Fahrradunfall, und trägt momentan den Arm in der Schlinge. Das hält ihn zwar nicht davon ab, in die Arbeit zu gehen, aber große Action abends ist dann nicht mehr drin. Also waren wir nur kurz was Essen, und haben dann zu hause unseren ganz privaten Tanz in den Mai veranstaltet und unseren Hochzeitswalzer geprobt. Ich habe schon mit Leo getanzt, aber noch nie einen Standardtanz. Ich muss sagen, er führt hervorragend (Kommentar Leo: "Aber ich kann doch gar nicht führen!"), und wir haben einen sehr kreative neue Art des Walzertanzens entdeckt. Und, nachdem ich ihn oft genug getreten hatte, festgestellt, dass wir noch viel viel üben müssen...