27 Oktober 2010

Die Meinung der anderen

Gestern habe ich geträumt, ich hätte Lenny am Flughafen vergessen. Keine Ahnung, was ich überhaupt am Flughafen gemacht habe, jedenfalls bin ich zum Glück nicht weggeflogen, sondern konnte einfach hingehen und ihn abholen. Jemand hatte ihn wohl gefunden und in eine Art Kinderbetreuung gebracht. Natürlich hat er ganz furchtbar geweint, aber nicht das hat mich am meisten aus der Fassung gebracht, sondern der Gedanke: "Wie erkläre ich das den Erzieherinnen dort, dass ich einfach mein Kind vergesse?"
Das finde ich etwas enttäuschend. Immerhin versuche ich ja seit Jahren z.T. mit professioneller Hilfe, mich davon frei zu machen, vom (vermeintlichen) Urteil anderer abhängig zu sein.
Mit Kind ist das allerdings noch schwieriger als ohne. In keinem anderen 'Job' fühlte ich mich von der ganzen Welt so kritisch beäugt und beurteilt. Eine der Mütter in meiner Krabbelgruppe hat neulich den Brei für ihre Kleine in der Tupperdose mitgebracht; im Gespräch stellte sich dann heraus, dass er doch fertig gekauft war. Hat sie ihn extra für uns andere - natürlich kochen wir alle selber und kaufen keinen Fertigbrei - umgefüllt? Ihre Tochter ist ein fröhliches, lebhaftes und gesund wirkendes Kind. Reicht uns das nicht? Reicht uns das in ihren Augen nicht? Und warum sind wir überhaupt wichtig?
So weit, Gläschen in Tupper umzufüllen, würde ich nicht gehen. Doch ich ertappe mich immer wieder bei dem Wunsch, einfach zu behaupten, dass Lenny schon durchschläft, oder zu verschweigen, dass ich "immer noch" stille. Und das, obwohl mir seine Entwicklung zeigt, dass viele Dinge sich ganz von selbst ergeben, ohne dass ich mich dafür erzieherisch auf den Kopf stellen muss. Oft reicht es, wenn ich einfach meinem Gefühl folge.
Und da sind wir schon wieder beim alten Thema: mehr auf die eigene Intuition hören. Liebes Kind, ich bitte Dich: Hör nicht auf, mir in dieser Hinsicht positive Lektionen zu erteilen. Und liebe Umwelt: Bauchgefühl lässt sich, auch wenn ich's oft versuche, nicht erklären, stimmt aber trotzdem oft.

14 Oktober 2010

So nicht mehr

Getreu dem Motto dieses Blogs steht uns - speziell mir - mal wieder eine Änderung bevor. Keine plötzliche diesmal, mehr eine Reaktion auf langsames Anderswerden der Lebensumstände.
Bis jetzt hat das Konzept 'Mutter mit ein bisschen selbständiger Arbeit' ganz gut geklappt. Als Lenny ein paar Monate alt und aus vielem Grobem (noch lange nicht dem Gröbsten) raus war, hatte ich tatsächlich täglich Zeit, ein bisschen am Computer zu arbeiten. So konnte ich meine drei Lieblingskunden bedienen, um zu vermeiden, bei ihnen in Vergessenheit zu geraten. Bestandkundensicherung, mehr will ich momentan gar nicht erreichen. Dann kam von Lieblingsagentur Nr. 1 ein ziemlich großer Auftrag. Ich gab mein Bestes - mit fatalen Folgen, denn dadurch gewann die Agentur offenbar einen Großkunden, der jetzt jede Woche solche Riesenaufträge erteilt. Alles spannende Spiele, bei denen ich gerne mitübersetzen würde.
Parallel dazu lernt Lenny grade laufen, was aber eigentlich gar nicht nötig wäre, weil er krabbelnd sowieso überall blitzschnell hinkommt. Das macht die Kinderbetreuung zu etwas sehr Aufmerksamkeitsintensivem - nebenher Korrekturlesen ist quasi unmöglich. Ich schaffe es gerade mal so, die vier bis fünf Anfragen, die ich täglich von meinem Kunden bekomme, abzusagen. Frustran für mich, nervig für den Kunden, der immer nur 'nein' von mir hört.
Auf keinen Fall ein akzeptabler Dauerzustand.
Allein, wie ist das zu ändern?
Man könnte ja über KITAs oder Tagesmütter nachdenken, wenn selbige täglich spontan ab ca. 17h bzw. dann doch erst am nächsten Morgen oder auch mal eben übers Wochenende (=alles typische Auftragstermine) verfügbar wären.
Und dauernd zur Oma geben will ich den Kleinen auch nicht, sonst finanziere ich mir ja sozusagen die Selbständigkeit über ihre Rente.
Mir fällt nichts anderes ein, als dem Kunden zu sagen, dass ich nochmal pausiere.
Schweren Herzens, aber mit viel weniger Bedauern, als ich erwartet hätte. Schließlich ist das nicht nur gut für Lenny, sondern - schon wieder - ein Therapieerfolg, weil ich mir so jede Menge Stress vom Hals halte. Schade nur, dass ich die ganzen lustigen Spiele verpasse. Aber vielleicht auch besser so: Wenn ich erst wieder Spiele übersetze, wenn unser Kleiner alt genug zum Selberspielen ist, hab ich gleich unter Kontrolle, dass da auch keine schlimmen Wörter drin vorkommen... ;)

05 Oktober 2010

Stress

Momentan bin ich furchtbar im Stress. Der Kleine schläft schlecht und will ca. 5mal pro Nacht gefüttert werden. Leo hat im neuen Job angefangen und unsere Nervosität, was die auf uns zukommende Arbeitsbelastung betrifft, legt sich unterschwellig über alles. In der Familie gibt es Streit. Meine Lieblingskunden schicken dauernd Arbeit, ich muss mit beiden Händen abwehren, und wenn ich mal für 'einen kleinen Job' zusage, bekomme ich doppelt so viel Arbeit wie angekündigt mit kürzerer Deadline. Gestern nachmittag um halb 3 habe ich dann auch noch entdeckt, dass ich einen Auftrag komplett übersehen hatte, Umfang: ca. 2-3 Arbeitstage, Deadline: in einer halben Stunde. (Hab das ganze dann in etwas über 7 h erledigt, aber fragt nicht wie...)
All diese Dinge schwirren um mich herum wie hektische Planeten um eine kleine Sonne. Aber interessanterweise kollabiere ich nicht zum Schwarzen Loch, so dass alles auf mich einstürzt. Es gibt zwar kleinere Sonneneruptionen, aber die Stressplaneten bleiben in ihrem Orbit und halten einen gewissen, gerade noch erträglichen Abstand.
Heißt das etwa, ich bin einigermaßen stabil...? :)