25 Juni 2010

Malign Design

Das ist der Name der neuen Religionsbewegung, die ich hiermit gründe.
Der leitet sich natürlich vom sog. Intelligent Design sowie dem genialen Douglas-Adams-Zitat ab, das ich hier schon mehrfach angebracht habe.
Der ultimative Beweis für die Boshaftigkeit eines wie auch immer gearteten Designers, der hinter dieser seltsamen Welt steckt, ist nicht die Kokosnuss, sondern die Tatsache, dass das Alter zwischen 6 Monaten und einem Jahr, wenn alles einigermaßen gut läuft, wohl die glücklichste und unbeschwerteste Zeit im Leben eines Menschen ist - und dass keiner von uns sich später daran erinnern kann. Fieser geht's doch nicht, oder?

Imerhin kann man's wenigstens auf Film festhalten (ist das jetzt Götteslästerung?):

16 Juni 2010

Grausiger Kellerfund

Neulich stieß ich im elterlichen Keller auf eine Posterrolle. Diese enthielt neben einigen grässlichen 80er-Jahre-Postern mit weichgezeichneten Tauben vor rosa Sonnenuntergängen noch etwas Schlimmeres (ja, das geht): ein großes Foto von mir und meinem ersten Freund. Jetzt habe ich mir gelegentlich schon überlegt, wie ich reagieren würde, wenn ich den mal wiedersehen würde. Einmal, vor Jahren, kam mir auf der Straße jemand entgegen, der ihm sehr ähnlich sah, und ich hätte fast meine Tasche fallenlassen und auf dem Absatz kehrt gemacht.
Meine Reaktion darauf, ihn so ganz real, in ca. 20% seiner Lebensgröße, mit mir im Arm wiederzusehen, war ungefähr - gar nichts. (Gefolgt von einem "oh Gott, was für Klamotten!")
Das hat mich irgendwie erstaunt.
Heißt das, es ist tatsächlich möglich, mit den Ungeheuer(lichkeite)n seiner Vergangenheit abzuschließen? Nicht nur vom Kopf her, sondern auch vom Bauchgefühl, das ja für spontane Reaktionen eher das Ausschlaggebende ist?
Und ich meine jetzt nicht das übliche "man kann ja Freunde bleiben und sich mit etwas Abstand wieder gut verstehen", sonder eher die Verarbeitung einer Beziehung mit einem kaputten, gewalttätigen Psychomonster bar jeder emotionalen Intelligenz.
Ich muss an ein Lied denken, dass ich früher (nicht nur musikalisch) reichlich schwachsinnig fand: Return to Innocence. Unschuld, so dachte ich, kann man nur einmal verlieren, aber nie wiedergewinnen. Analog zu "can't unthink": Can't unfeel, can't unknow, can't unlive.
Offenbar geht das aber doch irgendwie. Vielleicht reicht es zur tatsächlichen Aussöhnung mit der Vergangenheit, zwischendrin mal die richtige Gegenwart zu erwischen.
Lässt sich so jede scheußliche Vergangenheit emotional ausradieren? Sicher nicht. (Hab da gerade nochh einen Post zum Thema Unschuld im Kopf, den ich mal tippe, wenn Lenny wieder so lang schläft.) Aber allein der Gedanke, dass sowas möglich ist, ist doch irgendwie tröstlich.

09 Juni 2010

El Guapo unterwegs

Erstmal vorweg: Ich komme viel zu wenig zum Schreiben, hab schon drei verschiedene Post-Entwürfe angefangen, aber mit einer Hand schreibt sich's so schlecht... Der geneigte Leser möge mir verzeihen und die Treue halten. Wenn Lenny laufen/lesen/autofahren kann, hab ich bestimmt wieder mehr Zeit.
Zunächst aber fahre ich ihn noch durch die Gegend. So z.B. neulich, als wir uns mit der U-Bahn in die Stadt aufmachten, eine Freundin besuchen. Dass mein Kind ein richtig Hübscher (="El Guapo", der Spitznahme stammt von einer meiner spanischen Kundinnen, die angesichts eines Fotos nur noch in begeisterten Großbuchstaben mailte) ist, war mir ja klar. Dass ich mich vor Lenny-Fans aber nicht mehr retten können würde, hat mich doch irgendwie überrascht:
Zuerst sprach uns eine hübsche, junge, leicht schwangere Italienerin an - eigentlich ihn, ich war nur sekundär interessant - die dann die ganze Fahrt über mit ihm flirtete.
Dann, kaum waren wir ausgestiegen, fragte mich eine Mutter mit zwei Kindern nach dem Weg. Sie wollte in meine Richtung, also nahm ich sie mit. Hinterher stellte sich raus, dass sie gleich um die Ecke wohnte. Also die Frage nach dem Weg nur ein Vorwand, um Lenny zu verfolgen?
Wirklich unheimlich wurde mir die Sache aber auf der Rückfahrt.
In unserem Abteil saßen ein paar türkischstämmige Jugendliche, die sich mit bemüht tiefen Vor-Stimmbruch-Stimmen über ihre Gefängniserfahrungen unterhielten. Und beim Aussteigen kommt einer der Jungs auf mich zu und stellt fest: Ey, Sie ham voll des süße Baby...