22 Oktober 2009

Mein Hirn, das unbekannte Wesen

Heute Nacht habe ich geträumt, ich wäre mitten in einen Schwarm Schmetterlinge geraten. Das meinte mein Unterbewusstsein aber nicht als Hinweis auf meine zarte, wunderschöne Seele oder so'n Kram, sondern als Warnsignal: Ich lag zu lange auf der falschen Seite, und da kann es in der Schwangerschaft passieren, dass eine Vene eingeklemmt wird und die Blutversorgung des Gehirns nicht mehr richtig funktioniert. Dies wiederum liegt nicht im Interesse aller Beteiligten (Hirn, Unterbewusstsein, Kind und Mutter) und erfordert zügige Notfallmaßnahmen, aka Umdrehen. Dazu muss ich in meinem Zustand aber mittlerweile halbwegs wach werden, weil meine überstrapazierten Bauchmuskeln es mir nicht mehr ermöglichen, mich einfach nur zu wenden, nein, ich muss mich aufsetzen, umdrehen und diverse Kissen und Decken in neue Positionen stopfen. Eine liebevolle Hebamme hat in einem schlauen Babybuch dazu geschrieben, es sei doch wundervoll, dass das Baby einen schon mal so rücksichtsvoll auf die Zeit nach seiner Geburt vorbereitet. Ich fürchte, sie hat das nicht mal so ironisch gemeint, wie das bei mir klingt.
Immerhin habe ich mittlerweile schon einige Übung im Schnell-Wieder-Einschlafen. Nur so kann ich mir erklären, dass ich diese Gleichgewichts-Schwindelig-Sache sofort in meinen nächsten Traum einbaute. Und versuchte, das Problem auf logische Weise zu lösen. Gleichgewicht, so dachte sich mein schlaues Hirn, hat doch was mit Schwerkraft zu tun. Könnte man dieses lästige Problem also aus der Welt schaffen, wenn man die Schwerkraft irgendwie verändert? Experimentierlustig baute ich in unser Universum daraufhin ein neues Sternensystem ein, auf dass sich die Verhältnisse hier ändern sollten, um es werdenden Müttern zu erleichtern, wenigstens vor der Geburt noch nachts durchzuschlafen. Das ganze natürlich von der Brücke eines coolen Raumschiffs aus, schließlich ist mein Hirn nicht doof und weiß auch im Schlaf, dass man nicht einfach so ins Weltall rausspazieren und neue Sterne basteln kann, sondern dazu schon die richtige Spezialausrüstung benötigt. Danach war alles gut und ich schlief tief und fest, bis der Wecker klingelte.
Irgendwo habe ich neulich gelesen, dass das Gehirn einer Schwangeren durchschnittlich um 4% kleiner ist als das einer Nichtschwangeren. Verschiedene Indizien lassen mich allerdings glauben, dass das ein Tippfehler war, und es in Wirklichkeit 40% sind. Und dass diese Vene eigentlich ständig eingeklemmt ist, so dass der klägliche Rest davon die meiste Zeit kaum mit Sauerstoff versorgt wird. Nur dass tagsüber keine Schmetterlinge da sind zum Warnen...

12 Oktober 2009

This is your child

Aus gegebenem Anlass eine leicht umgedichteter Liedtext zum objektiven Wahnsinn. Original zum dazu Anhören findet sich hier.

and you open the door and you step inside
we're inside our bellies
now imagine your child is a white ball of healing light
that's right, feel your child, the child itself,
is a white ball of healing light

i don't think so

this is your child
and all that makes him special is your love
he is no tool for your success
this is his life, and it's gonna be
just as screwed up as yours
this isn't a prize contest
and this isn't emergency rule
where you are now, you can't even imagine
what breastfeeding will be like

only with a diaper
can we be useful parents
it's only after you've let him go
that he’s free to love you truly

nothing is by the book,
everything is chaotic,
everything is just like real life

he may be a beautiful and unique snowflake
but he is the same flawed human being as everyone else
we are all a part of the same compost heap
we are the all-singing, all-dancing crap of the world
he is not your saviour,
he is not the clothes he wears
he is not his chinese-speaking nanny
he is not his kindergarten
he is not your folic acid
he is not your water birth
he is not his fucking buggy

you have to give birth

you have to realize that he is just a child,
until you know that you are useless
i say let him never be complete
i say may he never be content
i say deliver me from children’s yoga class
i say deliver me from prodigies
i say deliver me from ritalin and parenting guidebooks
i say you have to give birth, let him evolve
and let the chips fall where they may

i just want to love him as hard as i can

welcome to parenthood
if this is your first child
you have to fight

07 Oktober 2009

Der objektive Wahnsinn

Das ist ein Ausdruck, den mein Therapeut gebraucht, um die Haltung unserer zivilisierten Welt zum Thema Kinderkriegen und Elternsein zu beschreiben. Neben meinen subjektiven Schwangerschaftsbeschwerden und -ängsten nervt mich der schon lange (weder der Therapeut noch der Ausdruck, sondern der Wahnsinn). Und gleichzeitig kann ich mich ihm doch nicht ganz entziehen.
Neulich habe ich beschlossen, mich mal so richtig aktiv und bewusst auf unser Baby zu freuen, indem ich mit Leo einen Einkaufsausflug unternehme, bei dem wir hemmungslos alles besorgen, was wir fürs Baby brauchen könnten oder auch nicht. Und just gestern, auf der Heimfahrt vom Geburtsklinik-Infoabend (mehr Wahnsinn), fiel uns ein Plakat für eine Babymesse auf.
Nachdem der Besuch einer Hochzeitsmesse vor ein paar Jahren schon durchschlagende Erfolge gebracht hat (=Leo hat sich günstige Schuhe gekauft und ich habe konventionell-langweilige Hochzeiten by the book noch abschreckender gefunden als schon vorher), überlegen wir uns tatsächlich, die Einkaufstour auf diese Messe zu verlegen. Und jetzt gucke ich mir deren Homepage an.
Da kann man sich zu Seminaren wie "Jetzt können auch schon Babys riestern" anmelden, oder lernen, wie man sein Kind mithilfe einer Spielkonsole zu mehr Sport motiviert (ob ich die Wiege einfach auf das Balance Board stellen sollte?) oder Rückenschmerzen und Ängest mit Chakrablütenessenz bekämpft. Was immer letzteres sein mag. Außerdem kann man Still-Lounges und Wickeloasen besuchen und sein Baby für das Cover einer Elternzeitschrift fotografieren, Verzeihung, shooten lassen. Wie die angekündigte Modenschau abläuft, will ich mir gar nicht erst vorstellen. Rollen knochendürre Models die aufgestylten Babys im Markenkinderwagen auf den Laufsteg, heben sie zur Begutachtung raus und staksen dann mit ihnen im dramatischen Bruce-Schritt davon?
Ihr seht, mein Einkaufsvorsatz gerät bereits ins Wanken.
Vielleicht sollte ich andere Methoden in Erwägung ziehen, um mehr Vorfreude zu entwickeln? Einfach mal alles über Wassergeburt nachlesen? Ein Buch über den Einfluss der Namensgebung auf die soziale Stellung des Kindes im späteren Leben kaufen? Versuchen, auf die Warteliste des Montessori-Kindergartens zu kommen? Meine Ernährung auf genfreien Mais umstellen und aus der Nähe des Atomreaktors wegziehen?
Aaaaargh, ich will doch einfach nur ein Kind kriegen!

02 Oktober 2009

Schwangerschaftsbeschwerde(n)

So das Thema meines letzten Geburtsvorbereitungskurses. (Die Klammern sind von mir.) Die Hebamme betonte zwar immer wieder: "Wir sind nicht krank, nur schwanger", fuhr dann aber fort, zahllose Mittelchen aufzuzählen, die gegen die Symptome helfen. Sollen.
Beschwert hat sich im Kurs keiner, also muss ich das wohl an dieser Stelle nachholen: Schwangerschaft ist eine komplexe Krankheit mit einer Vielzahl an z.T. sehr befremdlichen Symptomen.
Nicht alle davon sind zwingend bekämpfenswert. Zum Beispiel finde ich es eigentlich ganz niedlich, dass das Muttermal in meinem Bauchnabel mittlerweile außerhalb von selbigem liegt. Und auch die Tatsache, dass man sich jetzt über zugelegte Kilos freuen darf, ist ja recht nett.
Andere Dinge - Dinge, vor denen einen keiner warnt - allerdings sind durchaus lästig bis nervig. Das berühmte Treten, das Mütter wie Väter ja angeblich so glücklich macht, ist keineswegs "hauchzart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings", wie mein schlaues Buch behauptet. Manchmal kickt mich der kleine regelrecht durch die Gegend, und wenn er in die falsche Richtung tritt, fühlt sich das an wie eine Mischung aus Blasenentzündung und einem Scheidenabstrich mit einem stumpfen Haken.
Auch die Behauptung vieler ehemaliger Schwangerer, sie seien die ganze Schwangerschaft furchtbar viel Spazieren gegangen, weil sie das gebraucht hätten, halte ich für eine extreme (hormonell bedingte?) Erinnerungsverzerrung. Bei jedem Schritt, den man als werdende Mutter tut, federt das Kleine auf der Blase auf und ab. Selbst wenn man gerade auf dem Klo war und einen Schließmuskel aus Stahl hat, kann mir keine weismachen, dass sie sich mit so einem Gefühl im Bauch länger als unbedingt nötig vom nächsten Klo entfernt.
Den Gipfel der Gemeinheiten musste ich aber heute erleben, als ich im Versuch, meiner Erkältung beizukomen, beschloss, ein Bad zu nehmen. Die Hebamme hatte übrigens empfohlen, dass das eine gute Möglichkeit sei, sich zu entspannen und die Schmerzen zu lindern, wenn die Wehen einsetzen. ("Im Krankenhaus können Sie zwar auch noch Duschen, aber zu Hause in der Wanne ist es doch viel gemütlicher.") Da lag ich dann, bis zur Nasenspitze untergetaucht, und zwischen Hügeln aus Schaum erhob sich das Bergmassiv meines Bauches aus dem Wasser, das Nabel-Muttermal quasi als Parodie eines Gipfelkreuzes weithin sichtbar. Da hilft es dann auch nicht viel zu wissen, dass die Plazenta das Baby warmhält, auch wenn der Bauch die Temperatur der Zugspitze annimmt.
Also, liebe Mütter, Hebammen und Buchautoren: Etwas weniger hormonverklärte Rosa-Brillen-Sicht bitte, es wird Zeit für Realismus in der Schwangerschaft! Und für eine größere Badewanne!

15 September 2009

Hamburg - Alternative Realität

Ich sitze in der Hochbahn vom Flughafen, und entgegen der Vorhersage herrscht strahlender Sonnenschein. Alles ist grün, um mich herum die herrlichen Altbauten Eppendorfs, die Fleete, die zahllosen Brücken. Die schönste Stadt der Welt zeigt sich von ihrer besten Seite.
Und ich schaffe es, fast alle lieben Leute, die wir in unserer Zeit hier oben kennengelernt haben, wiederzutreffen. Was eigentlich in Stress ausarten könnte, aber irgendwie fühlt es sich nicht so an. Hamburg ist sonnig, locker und entspannt.
Als ich zwischen zwei Verabredungen tatsächlich mal 5 Minuten Pause habe, setze ich mich an die Alster und schaue den Ausflugsbooten beim Ablegen zu. Und breche beim Klang der Schiffshörner spontan in Tränen aus. Denn es hätte alles so schön sein können.
Aber die Umstände, auf die wir in dieser Stadt getroffen sind, haben mich bis weit über meine Grenzen hinaus belastet, meine psychische Gesundheit ruiniert, meine Beziehung gefährdet und mir das Herz zerrissen. Das hat nichts mit Hamburg an sich zu tun. Es einfach nur Pech zu nennen, verleiht dem Ganzen eine Profanität, die der Dramatik meiner Gefühle nicht angemessen scheint. Aber genau das war es wohl. Pech.
Ich wische mir die Tränen weg, verabschiede mich mental von den Alsterdampfern und breche auf. Zeit, noch ein paar weitere Leute zu treffen, die mir, wie schon so viele an dem Wochenende, bestätigen: Es hätte alles so schön sein können.

Gemühsam

Korrekturlesen ist einer der langweiligeren Teile meiner Arbeit. Es gibt weniger Geld als fürs Übersetzen, die kreative Arbeit hat jemand anders gemacht, und manchmal muss man um fünf Ecken denken, um die Fehler des Vorgängers zu verstehen. Pluspunkt: Ich kann meine Grammar-N*zi-Veranlagung ausleben. Weiterer Pluspunkt: Die kreativen Tippfehler mancher Übersetzer.
Zuletzt durfte ich eine Menge Kochrezepte korrekturlesen, und worüber ich da gestolpert bin, würde Freud hellauf begeistern.
Relativ weit unten im Text zum Beispiel signalisierte mir mein Vorgänger mit dem Wort Gemühse, dass er so langsam erschöpft sei und genug von langen Listen mit Ingredenzien hatte, die er als Zutanten übersetzte, wobei er wohl an unliebsame Verwandschaft dachte. Irgendwann beschloss er, die Sache zu vereinfachen und wenigstens die Basics, die sich sowieso jeder denken kann - Salz und Pfeffer - in vielen Rezepten schlicht wegzulassen. Da machte ihm aber wohl sein schlechtes Gewissen einen Strich durch die Rechnung, denn das gelegentlich vorkommende sea salt übersetzte er im folgenden Text mit Mehrsalz. Nach knapp 300 Rezepten jedoch hatte er endgültig genug, oder jedenfalls sein Unterbewusstsein, das ihm, wohl in der Hoffnung, die Sache zu beschleunigen, diktierte: mit Mehr bestreuen.
Wer meinen letzten Kuchenversuch, aka Zuckerauflauf probiert hat, weiß, dass das ein Grundsatz ist, nach dem auch ich gerne koche.

28 August 2009

Ganz offene Schleichwerbung

Und außerdem wollte ich der geneigten Leserschaft noch mitteilen:
Ich habe das Sommerloch dazu genutzt, endlich mal meine berufliche Website fertig zu machen.
Das schicke Design stammt von Markus W. - herzlichen Dank nochmal!
Jetzt kann ich nur hoffen, dass alle die Seite toll finden und mich mit Aufträgen überschütten...
Um ein Feedback eurerseits bin ich natürlich auch ohne Auftrag sehr dankbar!
Hier findet ihr das gute Stück: www.feeltheword.de

Junge heißen Boy

Dieser grammatikalisch erleuchtete Ausspruch stammt nicht aus einer Übersetzungsmaschine, sondern von Johnny Weismüller aus dem Film "Tarzan und sein Sohn". Unschwer zu erraten, dass es dabei um die Diskussion geht, wie er und Jane ihr Kind nennen wollen. Trotz bestechender Logik können wir uns aber zu einem schlichten "Boy Braun" noch nicht ganz durchringen. Alternativen werden immer noch fleißig recherchiert.
Allerdings schlug heute Nacht die Inspiration zu: Nachdem ich mich zum 325. Mal umgedreht hatte, weil das Kind einfach keine Ruhe gab und mit keiner Schlafposition zufrieden war, wurde mir klar, dass es nur einen möglichen Namen geben kann. Der Kleine bringt mich zum Rotieren wie ein Döner am Spieß, also heißt der neue Arbeitstitel ab sofort: Dönertier.

P.S. An mein liebes unruhiges Kind: Ja, das ist eine Form von Rache. Den Spitznamen musst du erstmal wieder loswerden.

14 August 2009

Alive and kicking

Keine Ahnung, woher diese Redewendung (alive and kicking = quicklebendig) etymologisch tatsächlich herkommt. Aber passend zum Gefüge meiner zahlreichen "Tanja erklärt die Welt"-Theorien (habe ich dazu schon mal was geschrieben?) und in Übereinstimmung mit meinen derzeitigen Erfahrungen kann dieser Ausdruck eigentlich nur eins sein: die Antwort auf die Frage "How's the baby?"
Unser kleiner Knödel (nein, wir haben noch keinen Namen) ist mittlerweile voll mit Armen, Beinen und der Fähigkeit, sie einzusetzen, ausgestattet und macht fröhlich Gebrauch davon. Oft so heftig, dass Leo das von außen spürt, wenn er mir die Hand auf den Bauch legt - laut Aussage des Frauenarztes vier Wochen zu früh! Vor allem früh morgens und spät abends scheint der Kleine voller Aktivität zu stecken. Und heute Nacht hat er gefühlt alle 10 Minuten darauf bestanden, dass ich die Position wechsle.
Mittlerweile fühle ich mich wie ein zu klein geratenes Aquarium mit einem riesigen Fisch drin.
Bleibt nur zu hoffen, dass das ganze Rumgewusle unseren Kleinen so erschöpft, dass er nach der Geburt einfach jede Nacht durchschläft... Sweet dreams... ;)

08 August 2009

Das Volk hat gesprochen

Und dabei ziemlich genau die statistische Normalverteilung erwischt - wenn ich mich richtig erinnere, werden etwas mehr Mädchen geboren als Jungen.
Allein, unser Kind scheint kein demokratisches Gen im Leib zu haben, denn es hat beschlossen, als Junge in diese Welt zu kommen. Was ich aus verschiedenen Gründen ganz gut finde:
- Offenbar schert sich das Kleine nicht darum, was andere denken oder von ihm erwarten. Damit hat es seinen Eltern etwas voraus. Das mit der Demokratie kriegen wir schon irgendwie hinerzogen, der Rest kann so bleiben.
- Ich muss aller Voraussicht nach nicht mit Barbies und rosa Glitzereinhörnern spielen. Pfuh!
- Seine kleine (noch in Langzeitplanung befindliche) Schwester wird das taffste Mädel der Welt, mit einem großen Bruder und drei älteren Cousins...
Einziger Wermutstropfen: Vornamen für Männer sind viel schwieriger zu finden als für Frauen. Denn obwohl 'Kotzknödel' männlich ist, habe ich mittlerweile meine Zweifel, ob der Standesbeamte uns das durchgehen lassen wird. Also heißt es die nächsten paar Monate, Listen mit Krankheitserregern, äh, will sagen, Vornamen zu studieren. Irgendwas Klangvolles, Cooles, Niedliches, nicht zu Altmodisches, nicht zu Modisches, nicht zu Peinliches wird sich doch finden lassen...

30 Juli 2009

Uh, uh, ah, ah

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere von euch, vorzugsweise die älteren Semester, an eine Komödie namens Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch. In einer der ersten Szenen gerät Bob Hoskins darin in die Verlegenheit, einen Porno synchronisieren zu müssen. (Bis dahin war mir unbedarftem Wesen nicht bewusst, dass ja neben dem gesprochenen Text auch alle Uhs und Ahs der Darsteller synchronisiert werden müssen, vermutlich weil es sich komisch anhört, wenn jemand mit anderer Stimme stöhn als er spricht.)
Wie auch immer, da ich ja 'nur' Untertitel übersetze, kann es nicht sein, dass ich in ähnliche Verlegenheit gerate wie Bob. Dachte ich. Bis zu dem Auftrag gestern.
In diesem der Beschreibung nach eher mäßig lustigen Film sucht der spätpubertäre Held sein Highschool-Sweetheart, das mittlerweile groß ausklappbar in der Mitte eines beliebten Männermagazins abgebildet ist.
Die Trailer zu diesem Film sind allerdings eine recht lustige Mischung aus 'Making of' und Selbstparodie. In der die Darsteller zum Beispiel versuchen, bei der Nachsynchronisierung den richtigen Sound für einen Bl*wjob zu finden. Oder ein fiktiver Rapstar interviewt wird, der mit Hits wie Lutsch meinen S..., ich f... deinen A... und Schlimmerem zu Weltruhm gelangte.
Ich hatte das Vergnügen, sowohl die ausgebleepte Version als auch die Vollversion zu übersetzen, und mir dabei äußerst kreative Begriffe für Geschlechtsverkehr ausdenken zu dürfen, die nicht nur in den Rapperjargon passen, sondern auch noch - tada! - die voll ausgeschriebenen Songtitel nicht mehr als 23 Zeichen lang machen.
Das Internet hat da natürlich sehr geholfen. Jetzt fühle ich mich irgendwie... schmutzig. Aber lang nicht so, wie nach dem letzten Killerspiel.
Die Lehre daraus? Keine Ahnung. Wahrscheinlich nur, dass sich Sex viel länger und komplizierter schreibt, als er sich oft macht... ;-)

28 Juli 2009

Was wird's denn nu?

Ich weiß, ihr seid alle überzeugt, dass da kurz vor Weihnachten ein Alien aus mir rauskrabbelt. (Ich bin's jedenfalls.) Deswegen habe ich das als Antwortoption auch gar nicht mit aufgenommen, wenn's eh jeder schon weiß, ist es ja langweilig.
Was noch keiner weiß, ist ob es ein Alien-Mädchen oder ein Alien-Bub wird. Wahrscheinlich werden wir das nächste Woche erfahren. Wenn es sich beim Ultraschall nicht grade schamhaft wegdreht. Was dann hoffentlich wenigstens zeigen würde, dass unser Kind kein ungenierter mitten-an-der-Straße-Piesler wird.
Wie auch immer, um die Spannung noch etwas zu steigern, dürft ihr abstimmen, was es denn werden soll. (Siehe Umfrage rechts.) Ob wir uns dran halten, können wir allerdings nicht versprechen.
Wer richtig tippt, darf einmal kostenlos Babysitten. ;)

07 Juli 2009

Killerspiel

Laut diverser Vertraulichkeitsvereinbarungen (im wahrsten Sinne des Wortes Knebelverträge) darf ich ja eigentlich kaum was über meine Arbeit sagen. Aber grad muss ich mir mal irgendwie Luft machen. Also quasi ganz vorsichtig schimpfen.
Das Konsolenspiel, für das ich grade mal wieder übersetze, ist so ziemlich das übelste, was mir je untergekommen ist. Wer jetzt an brutale Metzelszenen, realistische Darstellungen des Mordes an unschuldigen Menschen oder ähnliche Schlachtfeste (hab ich auch schon gemacht) denkt, liegt weit daneben. Nein, in dieser Sternstunde spielerisch zu erlernenden menschlichen Sozialverhaltens geht es darum, innerhalb der High School auf der sozialen Leiter nach oben zu klettern. Dazu zu verwendende Waffen sind Kleider, Klatsch und Tratsch und die Erfüllung von Aufträgen, die einem sozial höher gestellte Schüler aufs Auge drücken (sprich: Ich hab so Lust auf Sushi, kannst du mir schnell welches besorgen?), bei denen es mich große Überwindung gekostet hat, sie nicht mit "Sklavenarbeit" oder noch lieber "Depperljobs" zu übersetzen.
Da muss man sich dann als Spieler so Sprüche anhören wie: "Du solltest deine Beliebtheit steigern. Aber lass dich von dieser 'Ich-muss-bei-allen-beliebt-sein'-Kiste nicht zu sehr vereinnahmen. Sei einfach du selbst... aber zieh dir gefälligst was Schickeres an."
Aaaargh! Muss man sich da noch wundern, dass die Kids sich wahlweise ein Killerspiel oder gleich eine echte Kanone besorgen und in ihrer Schule blutrot zur neuen Modefarbe erklären?
Warum regt sich keiner über ein (übrigens an einer Romanserie + zugehörigem Film orientierten) Spiel auf, das neben Oberflächlichkeit vor allem Gehässigkeit und pseudoelitäres Cliquendenken propagiert?
Bitte, sagt mir einfach, dass ich die Ironie des ganzen nicht verstanden habe...

06 Juli 2009

Die Lovecraft-Morgenstern-Brücke

So langsam nimmt unsere Wohnung Gestalt an. Das ist hauptsächlich Leos Verdienst - ich darf ja in meinem Zustand, so wird mir bei jedem Umzug, bei dem ich helfen will, glaubhaft versichert, nichts schweres mehr heben.
Bücher einräumen können wir aber immerhin gemeinsam. Und wenn man schon mal die Gelegenheit in Form von lauter leeren Regalbrettern vor sich hat, überlegt man sich ja doch, ob man die Massen an Büchern nicht in irgendeine sinnvolle Ordnung bringen kann.
Dummerweise taucht immer dann, wenn man denkt, das sei einem gelungen, noch eine Kiste mit Büchern auf. Dann muss man entweder alles nochmal umräumen, oder man macht Kompromisse.
Folglich hatten wir ein Regal mit (von oben nach unten) Fantasy, dann Horror, dann 'anspruchsvolle' Literatur (also sowas, wo die Fantasie des Autors keine Monster und fremde Welten produzieren musste, sondern nur normale Menschen und normale Situationen - klingt tatsächlich anspruchsvoller, daraus was Spannendes zu machen), und dann wieder Fantasy.
Beide waren wir damit gar nicht so glücklich, bis wir ein vertikales Muster entdeckten: Direkt unter Tolkien standen jede Menge Cthulhu-Bücher, und darunter wiederum eine Sammelausgabe Christian Morgenstern. (Falls ich an dieser Stelle noch nie auf die sehr genialen englischen Übersetzungen von Morgenstern hingewiesen habe, reiche ich das umgehend nach.) Und darunter vermischte Fantasy. Da kann man sich doch ohne Pause von oben nach unten durchlesen. Was auch noch sehr japanisch ist. Passt also alles.
Wer beim nächsten Besuch weitere ähnlich interessante Muster entdeckt, darf sich ein Buch leihen! ;)

29 Juni 2009

Once in a lifetime

Es gibt Dinge, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie mal tun darf, und von denen man weiß, dass einem sowas wahrscheinlich nur einmal im Leben passiert. So geschehen letztes Wochenende: Ich durfte in einer Art Schneewittchensarg, respektive außerirdischen Regenerationskapsel liegen, meine Hände waren komplett durch bionisch-mechanische Bauteile ersetzt und mit Schläuchen an meinen Kreislauf angeschlossen, jemand, der nicht genau wusste, was da drin liegt, beugte sich über die Kapsel, bis sein Gesicht fast den Plexiglasdeckel berührte... und ich durfte meine Maschinen-Hand von innen dagegenklatschen.
Wer würde schon erwarten, jemals in so eine Situation zu kommen?
Wieviel Spaß sowas macht, kann man wahrscheinlich nur glauben, wenn man's erlebt hat.
Trotzdem war es nur ein kleines von vielen, vielen Highlights, mit denen ich die letzten beiden Wochenenden bombardiert wurde. Bei jedem Rollenspiel dieser Orga habe ich das Gefühl, das ganze Con ist ausschließlich für mich und um mich herum organisiert. Allein, ich habe den Verdacht, das geht anderen Spielern genauso.
Also, tausend Dank an die Halloween-Crew. Ihr seid die Besten!
P.S. Der Kotzknödel hatte glaube ich auch sehr viel Spaß.
P.P.S. Beim nächsten Con mache ich wieder Spieler, aber ich helfe mit aufbauen. Notfalls nehme ich Drogen, damit ich die ganzen Überraschungseffekte wieder vergesse. Ist viel besser, als eine Woche ohne meinen Mann leben zu müssen!

12 Juni 2009

Zeitvertreib

Kleine Kinder wollen ja beschäftigt werden. Dass das so früh anfängt, hätte ich jetzt nicht erwartet. Aber immerhin ist unser Kleines (Arbeitstitel: Kotzknödel, bitte erinnert mich, dass ich das lösche, so bald es lesen kann) sehr einfallsreich und beschäftigt sich selbst. Und ich finde das so ungemein spaßig, dass ich fast immer total freiwillig mitmache. %-} Im Folgenden stelle ich euch einige seiner Lieblingsspiele vor.
Blasen-Trampolin
Auf Mamas Blase rumhüpfen, bis sie aufspringt und aufs Klo rennt. Frequenz: Alle 10 Min.
Gordischer Darm
Die interessantesten Spielzeuge sind bekanntlich die, die man aus irgendwas improvisieren kann, nicht die perfekt lebensechte Ritterburg oder die teure Puppe mit den 100 Designerkleidern. Wenn man also in unmittelbarer Nähe so viele wunderbare Bänder (aka Darm) rumhängen hat, warum dann nicht lustige Knoten reinmachen? Für Mama fühlt sich das so an, als trüge sie ein Korsett mit Taillenweite 10 cm. Frequenz: nach jeder Mahlzeit, manchmal auch vorher.
Nerven-Harfe
Man kann nie früh genug anfangen, ein Instrument zu lernen. Also frisch drauflos gezupft, Schüchternheit ist der Feind aller Kreativität. Mama ist dann auch immer ganz gerührt, manchmal weint sie, manchmal kann sie mitten in der Nacht vor Begeisterung kaum stillliegen, und manchmal haut sie sogar Papa, damit der auch richtig zuhört. Frequenz: Mehrmals täglich.
Börps-Knopf
So einfach wie genial: Man drückt einen Knopf, und Mama gibt lustige Geräusche von sich. Oft kriegt ihr Gesicht auch eine andere Farbe, und die anderen Leute lachen so lustig. Besonders spannend: Man kann die Lautstärke verändern, so dass Mama nie weiß, ob sie jemand gehört hat. Das beschämte 'Entschuldigung' hören aber meistens alle, woraufhin Mama wieder die Farbe wechselt und lange Erklärungen abgibt. Frequenz: Mindestens 10 Mal täglich.
Knock-Out
Ein anderer Knopf löst sofortige, bis zu zwei Stunden andauernde Schlafanfälle bei Mama aus. Ist nicht so aufregend. Frequenz deswegen: alle 2 bis 3 Tage, möglichst wenn Mama gerade einen dringenden Auftrag hat, der sie eigentlich bestimmt langweilt.
Kotzknödel
Das ist eigentlich kein Spiel, aber in den Zeiten zwischen den anderen Spielen soll Mama schließlich nicht vergessen, dass das Kleine da ist. Deswegen müssen alle greifbaren Hormone so oft wie möglich kräftig durcheinandergemixt, geschüttelt, gerührt und in großen Dosen im ganzen Körper verteilt werden. Das hat manchmal den Effekt von Börps-Knopf und Blasen-Trampolin gleichzeitig, bloß dass Mama dabei nicht sitzt, sondern kniet. Oft liegt sie aber auch einfach nur auf dem Bett und stöhnt, wahrscheinlich vor Genuss. Frequenz: Täglich, von morgens nach dem Aufstehen bis kurz vor Schlafenszeit.

Ihr seht, an Kreativität mangelt's dem Kleinen ganz und gar nicht. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was dem alles einfällt, wenn es mal 10 ist. Oder 15... Schluck...

10 Juni 2009

Zwei gehn rein, drei gehn raus

In den letzten Wochen hatten wir viel Gelegenheit, kreative Wege zu testen, wie man so eine Nachricht verkündet. Dieses Zitat aus Mad Max konnte ich dabei bisher leider nie anbringen, wo ich doch sogar drüber nachgedacht habe, unseren Blog so zu nennen.
Naja, vielleicht ist das etwas übertrieben, aber zumindest für einen einzelnen Eintrag reicht's.
Man stelle sich also Hamburg als große Donnerkuppel vor (obwohl es da tatsächlich eher selten gewittert und zum Glück auch weniger brutal zugeht). Wir zwei gehen rein - obwohl das ja eigentlich eher freiwillig war. Dann, ähm, vergeht viel Zeit, äh, fast genau wie im Film... Gelegentlich ringen wir auch ein bisschen miteinander, natürlich nicht so wie Mel Gibson mit seinem Gegner, sondern so, wie man das als braves Ehepaar macht, wenn das Licht aus ist und nix im Fernsehen kommt. Und als wir die Kuppel schließlich verlassen, sind wir, in Abwandlung des Zitats, nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt.
Ok, ich seh schon, die Analogie hinkt auf allen Beinen.
Davon hat unser Kleines, das tatsächlich in einer der letzten Nächte in Hamburg gezeugt worden sein muss, glücklicherweise (oder enttäuschenderweise) genau zwei. Auch Arme sind in normaler Anzahl vorhanden, ebenso Herz, Magen und ein noch sehr hohl aussehendes Hirn (kommt wohl nach der Mutter).
Über den Charakter lässt sich noch nicht so viel sagen, außer, dass es wohl der geborene Spielleiter wird, weil es jetzt schon sehr viel Spaß daran hat, anderer Leute Leben zu bestimmen, z.B. durch den gezielten Einsatz von Übelkeit und Heißhunger. Momentan muss ich alle zwei Minuten neu auswürfeln, worauf ich gerade Lust habe. Bei der Übelkeit habe ich den Eindruck, dass da manchmal etwas Spielleiterwillkür herrscht, oder aber ich habe einfach die Regel noch nicht ganz verstanden, wovon mir schlecht wird und wovon nicht. Immerhin bleibt es so spannend.
Überhaupt ist das alles mindestens so aufregend wie Zug-/Autoverfolgungsjagden durch die Wüste und Sandstürme und Schicksalsräder und blutige Zweikämpfe, und deswegen passt das Filmzitat eben doch. Beschließe ich hiermit. Willkürlich.
Und ich glaub, jetzt ist mir schlecht. Oder will ich doch lieber ein Honigbrot mit Essiggurke...?

02 Juni 2009

Dankeschön!

Danke euch allen, für die vielen lieben Geburtstagswünsche, für die Geschenke, fürs Mitfiebern und Daumendrücken...
Und danke, Kodama, dafür, dass du nicht zur Tür raus oder vom Dach gefallen bist, sondern nur das getan hast, was Katzen am allerbesten können: sich verstecken. Im Keller in einem alten Küchenunterschrank. Und dass du auch das getan hast, was Katzen am zweitbesten können: fressen. Und zwar das von uns vorsorglich im Keller aufgestellte Futter. Sonst hätten wir dich da sicher nicht nochmal so intensiv gesucht.
Vielleicht war das die Lektion: Wenn du dich immer nur versteckst, so dass alle gewöhnt sind, dich nicht zu sehen, dann wird keiner nach dir suchen, wenn du verloren gehst. (Denn sonst hätten wir ja schon am Sonntagabend alles abgesucht, statt erst am Montag.) In diesem Sinne gelobe ich, in Zukunft noch viel mehr öffentlich zu (fr)essen. Logisch, oder? :)

01 Juni 2009

Geburtstagswegnahme

Ich hoffe, das ist das richtige Gegenteil zu Geburtstagsgeschenk. Von letzteren habe ich gestern (beim Reinfeiern) wirklich viele tolle bekommen, und das schönste davon war, dass so viele liebe Leute da waren. Dass Da-Sein das schönste Geschenk überhaupt ist, ist wohl auch die Lektion, die ich daraus lernen sollte, dass Kodama gestern Abend beschlossen hat, spurlos zu verschwinden.
Allein, das war mir doch vorher schon immer völlig klar? Was bezweckst du, Katze?
Darf ich mir, trotz allem, noch was zum Geburtstag wünschen?
Ist nicht aufwendig, auch nicht teuer.
Bitte, komm einfach nur wieder.

18 Mai 2009

Ein Bild sagt mehr...

Naja, etwas mehr Bilder sind's dann doch geworden. Aber seht's mal so: Wir ersparen euch 61.000 Worte. ;)Hier gibt's unsere Urlaubsfotos:
Kroatien, April 2009