15 September 2009

Hamburg - Alternative Realität

Ich sitze in der Hochbahn vom Flughafen, und entgegen der Vorhersage herrscht strahlender Sonnenschein. Alles ist grün, um mich herum die herrlichen Altbauten Eppendorfs, die Fleete, die zahllosen Brücken. Die schönste Stadt der Welt zeigt sich von ihrer besten Seite.
Und ich schaffe es, fast alle lieben Leute, die wir in unserer Zeit hier oben kennengelernt haben, wiederzutreffen. Was eigentlich in Stress ausarten könnte, aber irgendwie fühlt es sich nicht so an. Hamburg ist sonnig, locker und entspannt.
Als ich zwischen zwei Verabredungen tatsächlich mal 5 Minuten Pause habe, setze ich mich an die Alster und schaue den Ausflugsbooten beim Ablegen zu. Und breche beim Klang der Schiffshörner spontan in Tränen aus. Denn es hätte alles so schön sein können.
Aber die Umstände, auf die wir in dieser Stadt getroffen sind, haben mich bis weit über meine Grenzen hinaus belastet, meine psychische Gesundheit ruiniert, meine Beziehung gefährdet und mir das Herz zerrissen. Das hat nichts mit Hamburg an sich zu tun. Es einfach nur Pech zu nennen, verleiht dem Ganzen eine Profanität, die der Dramatik meiner Gefühle nicht angemessen scheint. Aber genau das war es wohl. Pech.
Ich wische mir die Tränen weg, verabschiede mich mental von den Alsterdampfern und breche auf. Zeit, noch ein paar weitere Leute zu treffen, die mir, wie schon so viele an dem Wochenende, bestätigen: Es hätte alles so schön sein können.

Gemühsam

Korrekturlesen ist einer der langweiligeren Teile meiner Arbeit. Es gibt weniger Geld als fürs Übersetzen, die kreative Arbeit hat jemand anders gemacht, und manchmal muss man um fünf Ecken denken, um die Fehler des Vorgängers zu verstehen. Pluspunkt: Ich kann meine Grammar-N*zi-Veranlagung ausleben. Weiterer Pluspunkt: Die kreativen Tippfehler mancher Übersetzer.
Zuletzt durfte ich eine Menge Kochrezepte korrekturlesen, und worüber ich da gestolpert bin, würde Freud hellauf begeistern.
Relativ weit unten im Text zum Beispiel signalisierte mir mein Vorgänger mit dem Wort Gemühse, dass er so langsam erschöpft sei und genug von langen Listen mit Ingredenzien hatte, die er als Zutanten übersetzte, wobei er wohl an unliebsame Verwandschaft dachte. Irgendwann beschloss er, die Sache zu vereinfachen und wenigstens die Basics, die sich sowieso jeder denken kann - Salz und Pfeffer - in vielen Rezepten schlicht wegzulassen. Da machte ihm aber wohl sein schlechtes Gewissen einen Strich durch die Rechnung, denn das gelegentlich vorkommende sea salt übersetzte er im folgenden Text mit Mehrsalz. Nach knapp 300 Rezepten jedoch hatte er endgültig genug, oder jedenfalls sein Unterbewusstsein, das ihm, wohl in der Hoffnung, die Sache zu beschleunigen, diktierte: mit Mehr bestreuen.
Wer meinen letzten Kuchenversuch, aka Zuckerauflauf probiert hat, weiß, dass das ein Grundsatz ist, nach dem auch ich gerne koche.

28 August 2009

Ganz offene Schleichwerbung

Und außerdem wollte ich der geneigten Leserschaft noch mitteilen:
Ich habe das Sommerloch dazu genutzt, endlich mal meine berufliche Website fertig zu machen.
Das schicke Design stammt von Markus W. - herzlichen Dank nochmal!
Jetzt kann ich nur hoffen, dass alle die Seite toll finden und mich mit Aufträgen überschütten...
Um ein Feedback eurerseits bin ich natürlich auch ohne Auftrag sehr dankbar!
Hier findet ihr das gute Stück: www.feeltheword.de

Junge heißen Boy

Dieser grammatikalisch erleuchtete Ausspruch stammt nicht aus einer Übersetzungsmaschine, sondern von Johnny Weismüller aus dem Film "Tarzan und sein Sohn". Unschwer zu erraten, dass es dabei um die Diskussion geht, wie er und Jane ihr Kind nennen wollen. Trotz bestechender Logik können wir uns aber zu einem schlichten "Boy Braun" noch nicht ganz durchringen. Alternativen werden immer noch fleißig recherchiert.
Allerdings schlug heute Nacht die Inspiration zu: Nachdem ich mich zum 325. Mal umgedreht hatte, weil das Kind einfach keine Ruhe gab und mit keiner Schlafposition zufrieden war, wurde mir klar, dass es nur einen möglichen Namen geben kann. Der Kleine bringt mich zum Rotieren wie ein Döner am Spieß, also heißt der neue Arbeitstitel ab sofort: Dönertier.

P.S. An mein liebes unruhiges Kind: Ja, das ist eine Form von Rache. Den Spitznamen musst du erstmal wieder loswerden.

14 August 2009

Alive and kicking

Keine Ahnung, woher diese Redewendung (alive and kicking = quicklebendig) etymologisch tatsächlich herkommt. Aber passend zum Gefüge meiner zahlreichen "Tanja erklärt die Welt"-Theorien (habe ich dazu schon mal was geschrieben?) und in Übereinstimmung mit meinen derzeitigen Erfahrungen kann dieser Ausdruck eigentlich nur eins sein: die Antwort auf die Frage "How's the baby?"
Unser kleiner Knödel (nein, wir haben noch keinen Namen) ist mittlerweile voll mit Armen, Beinen und der Fähigkeit, sie einzusetzen, ausgestattet und macht fröhlich Gebrauch davon. Oft so heftig, dass Leo das von außen spürt, wenn er mir die Hand auf den Bauch legt - laut Aussage des Frauenarztes vier Wochen zu früh! Vor allem früh morgens und spät abends scheint der Kleine voller Aktivität zu stecken. Und heute Nacht hat er gefühlt alle 10 Minuten darauf bestanden, dass ich die Position wechsle.
Mittlerweile fühle ich mich wie ein zu klein geratenes Aquarium mit einem riesigen Fisch drin.
Bleibt nur zu hoffen, dass das ganze Rumgewusle unseren Kleinen so erschöpft, dass er nach der Geburt einfach jede Nacht durchschläft... Sweet dreams... ;)

08 August 2009

Das Volk hat gesprochen

Und dabei ziemlich genau die statistische Normalverteilung erwischt - wenn ich mich richtig erinnere, werden etwas mehr Mädchen geboren als Jungen.
Allein, unser Kind scheint kein demokratisches Gen im Leib zu haben, denn es hat beschlossen, als Junge in diese Welt zu kommen. Was ich aus verschiedenen Gründen ganz gut finde:
- Offenbar schert sich das Kleine nicht darum, was andere denken oder von ihm erwarten. Damit hat es seinen Eltern etwas voraus. Das mit der Demokratie kriegen wir schon irgendwie hinerzogen, der Rest kann so bleiben.
- Ich muss aller Voraussicht nach nicht mit Barbies und rosa Glitzereinhörnern spielen. Pfuh!
- Seine kleine (noch in Langzeitplanung befindliche) Schwester wird das taffste Mädel der Welt, mit einem großen Bruder und drei älteren Cousins...
Einziger Wermutstropfen: Vornamen für Männer sind viel schwieriger zu finden als für Frauen. Denn obwohl 'Kotzknödel' männlich ist, habe ich mittlerweile meine Zweifel, ob der Standesbeamte uns das durchgehen lassen wird. Also heißt es die nächsten paar Monate, Listen mit Krankheitserregern, äh, will sagen, Vornamen zu studieren. Irgendwas Klangvolles, Cooles, Niedliches, nicht zu Altmodisches, nicht zu Modisches, nicht zu Peinliches wird sich doch finden lassen...

30 Juli 2009

Uh, uh, ah, ah

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere von euch, vorzugsweise die älteren Semester, an eine Komödie namens Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch. In einer der ersten Szenen gerät Bob Hoskins darin in die Verlegenheit, einen Porno synchronisieren zu müssen. (Bis dahin war mir unbedarftem Wesen nicht bewusst, dass ja neben dem gesprochenen Text auch alle Uhs und Ahs der Darsteller synchronisiert werden müssen, vermutlich weil es sich komisch anhört, wenn jemand mit anderer Stimme stöhn als er spricht.)
Wie auch immer, da ich ja 'nur' Untertitel übersetze, kann es nicht sein, dass ich in ähnliche Verlegenheit gerate wie Bob. Dachte ich. Bis zu dem Auftrag gestern.
In diesem der Beschreibung nach eher mäßig lustigen Film sucht der spätpubertäre Held sein Highschool-Sweetheart, das mittlerweile groß ausklappbar in der Mitte eines beliebten Männermagazins abgebildet ist.
Die Trailer zu diesem Film sind allerdings eine recht lustige Mischung aus 'Making of' und Selbstparodie. In der die Darsteller zum Beispiel versuchen, bei der Nachsynchronisierung den richtigen Sound für einen Bl*wjob zu finden. Oder ein fiktiver Rapstar interviewt wird, der mit Hits wie Lutsch meinen S..., ich f... deinen A... und Schlimmerem zu Weltruhm gelangte.
Ich hatte das Vergnügen, sowohl die ausgebleepte Version als auch die Vollversion zu übersetzen, und mir dabei äußerst kreative Begriffe für Geschlechtsverkehr ausdenken zu dürfen, die nicht nur in den Rapperjargon passen, sondern auch noch - tada! - die voll ausgeschriebenen Songtitel nicht mehr als 23 Zeichen lang machen.
Das Internet hat da natürlich sehr geholfen. Jetzt fühle ich mich irgendwie... schmutzig. Aber lang nicht so, wie nach dem letzten Killerspiel.
Die Lehre daraus? Keine Ahnung. Wahrscheinlich nur, dass sich Sex viel länger und komplizierter schreibt, als er sich oft macht... ;-)

28 Juli 2009

Was wird's denn nu?

Ich weiß, ihr seid alle überzeugt, dass da kurz vor Weihnachten ein Alien aus mir rauskrabbelt. (Ich bin's jedenfalls.) Deswegen habe ich das als Antwortoption auch gar nicht mit aufgenommen, wenn's eh jeder schon weiß, ist es ja langweilig.
Was noch keiner weiß, ist ob es ein Alien-Mädchen oder ein Alien-Bub wird. Wahrscheinlich werden wir das nächste Woche erfahren. Wenn es sich beim Ultraschall nicht grade schamhaft wegdreht. Was dann hoffentlich wenigstens zeigen würde, dass unser Kind kein ungenierter mitten-an-der-Straße-Piesler wird.
Wie auch immer, um die Spannung noch etwas zu steigern, dürft ihr abstimmen, was es denn werden soll. (Siehe Umfrage rechts.) Ob wir uns dran halten, können wir allerdings nicht versprechen.
Wer richtig tippt, darf einmal kostenlos Babysitten. ;)

07 Juli 2009

Killerspiel

Laut diverser Vertraulichkeitsvereinbarungen (im wahrsten Sinne des Wortes Knebelverträge) darf ich ja eigentlich kaum was über meine Arbeit sagen. Aber grad muss ich mir mal irgendwie Luft machen. Also quasi ganz vorsichtig schimpfen.
Das Konsolenspiel, für das ich grade mal wieder übersetze, ist so ziemlich das übelste, was mir je untergekommen ist. Wer jetzt an brutale Metzelszenen, realistische Darstellungen des Mordes an unschuldigen Menschen oder ähnliche Schlachtfeste (hab ich auch schon gemacht) denkt, liegt weit daneben. Nein, in dieser Sternstunde spielerisch zu erlernenden menschlichen Sozialverhaltens geht es darum, innerhalb der High School auf der sozialen Leiter nach oben zu klettern. Dazu zu verwendende Waffen sind Kleider, Klatsch und Tratsch und die Erfüllung von Aufträgen, die einem sozial höher gestellte Schüler aufs Auge drücken (sprich: Ich hab so Lust auf Sushi, kannst du mir schnell welches besorgen?), bei denen es mich große Überwindung gekostet hat, sie nicht mit "Sklavenarbeit" oder noch lieber "Depperljobs" zu übersetzen.
Da muss man sich dann als Spieler so Sprüche anhören wie: "Du solltest deine Beliebtheit steigern. Aber lass dich von dieser 'Ich-muss-bei-allen-beliebt-sein'-Kiste nicht zu sehr vereinnahmen. Sei einfach du selbst... aber zieh dir gefälligst was Schickeres an."
Aaaargh! Muss man sich da noch wundern, dass die Kids sich wahlweise ein Killerspiel oder gleich eine echte Kanone besorgen und in ihrer Schule blutrot zur neuen Modefarbe erklären?
Warum regt sich keiner über ein (übrigens an einer Romanserie + zugehörigem Film orientierten) Spiel auf, das neben Oberflächlichkeit vor allem Gehässigkeit und pseudoelitäres Cliquendenken propagiert?
Bitte, sagt mir einfach, dass ich die Ironie des ganzen nicht verstanden habe...

06 Juli 2009

Die Lovecraft-Morgenstern-Brücke

So langsam nimmt unsere Wohnung Gestalt an. Das ist hauptsächlich Leos Verdienst - ich darf ja in meinem Zustand, so wird mir bei jedem Umzug, bei dem ich helfen will, glaubhaft versichert, nichts schweres mehr heben.
Bücher einräumen können wir aber immerhin gemeinsam. Und wenn man schon mal die Gelegenheit in Form von lauter leeren Regalbrettern vor sich hat, überlegt man sich ja doch, ob man die Massen an Büchern nicht in irgendeine sinnvolle Ordnung bringen kann.
Dummerweise taucht immer dann, wenn man denkt, das sei einem gelungen, noch eine Kiste mit Büchern auf. Dann muss man entweder alles nochmal umräumen, oder man macht Kompromisse.
Folglich hatten wir ein Regal mit (von oben nach unten) Fantasy, dann Horror, dann 'anspruchsvolle' Literatur (also sowas, wo die Fantasie des Autors keine Monster und fremde Welten produzieren musste, sondern nur normale Menschen und normale Situationen - klingt tatsächlich anspruchsvoller, daraus was Spannendes zu machen), und dann wieder Fantasy.
Beide waren wir damit gar nicht so glücklich, bis wir ein vertikales Muster entdeckten: Direkt unter Tolkien standen jede Menge Cthulhu-Bücher, und darunter wiederum eine Sammelausgabe Christian Morgenstern. (Falls ich an dieser Stelle noch nie auf die sehr genialen englischen Übersetzungen von Morgenstern hingewiesen habe, reiche ich das umgehend nach.) Und darunter vermischte Fantasy. Da kann man sich doch ohne Pause von oben nach unten durchlesen. Was auch noch sehr japanisch ist. Passt also alles.
Wer beim nächsten Besuch weitere ähnlich interessante Muster entdeckt, darf sich ein Buch leihen! ;)

29 Juni 2009

Once in a lifetime

Es gibt Dinge, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie mal tun darf, und von denen man weiß, dass einem sowas wahrscheinlich nur einmal im Leben passiert. So geschehen letztes Wochenende: Ich durfte in einer Art Schneewittchensarg, respektive außerirdischen Regenerationskapsel liegen, meine Hände waren komplett durch bionisch-mechanische Bauteile ersetzt und mit Schläuchen an meinen Kreislauf angeschlossen, jemand, der nicht genau wusste, was da drin liegt, beugte sich über die Kapsel, bis sein Gesicht fast den Plexiglasdeckel berührte... und ich durfte meine Maschinen-Hand von innen dagegenklatschen.
Wer würde schon erwarten, jemals in so eine Situation zu kommen?
Wieviel Spaß sowas macht, kann man wahrscheinlich nur glauben, wenn man's erlebt hat.
Trotzdem war es nur ein kleines von vielen, vielen Highlights, mit denen ich die letzten beiden Wochenenden bombardiert wurde. Bei jedem Rollenspiel dieser Orga habe ich das Gefühl, das ganze Con ist ausschließlich für mich und um mich herum organisiert. Allein, ich habe den Verdacht, das geht anderen Spielern genauso.
Also, tausend Dank an die Halloween-Crew. Ihr seid die Besten!
P.S. Der Kotzknödel hatte glaube ich auch sehr viel Spaß.
P.P.S. Beim nächsten Con mache ich wieder Spieler, aber ich helfe mit aufbauen. Notfalls nehme ich Drogen, damit ich die ganzen Überraschungseffekte wieder vergesse. Ist viel besser, als eine Woche ohne meinen Mann leben zu müssen!

12 Juni 2009

Zeitvertreib

Kleine Kinder wollen ja beschäftigt werden. Dass das so früh anfängt, hätte ich jetzt nicht erwartet. Aber immerhin ist unser Kleines (Arbeitstitel: Kotzknödel, bitte erinnert mich, dass ich das lösche, so bald es lesen kann) sehr einfallsreich und beschäftigt sich selbst. Und ich finde das so ungemein spaßig, dass ich fast immer total freiwillig mitmache. %-} Im Folgenden stelle ich euch einige seiner Lieblingsspiele vor.
Blasen-Trampolin
Auf Mamas Blase rumhüpfen, bis sie aufspringt und aufs Klo rennt. Frequenz: Alle 10 Min.
Gordischer Darm
Die interessantesten Spielzeuge sind bekanntlich die, die man aus irgendwas improvisieren kann, nicht die perfekt lebensechte Ritterburg oder die teure Puppe mit den 100 Designerkleidern. Wenn man also in unmittelbarer Nähe so viele wunderbare Bänder (aka Darm) rumhängen hat, warum dann nicht lustige Knoten reinmachen? Für Mama fühlt sich das so an, als trüge sie ein Korsett mit Taillenweite 10 cm. Frequenz: nach jeder Mahlzeit, manchmal auch vorher.
Nerven-Harfe
Man kann nie früh genug anfangen, ein Instrument zu lernen. Also frisch drauflos gezupft, Schüchternheit ist der Feind aller Kreativität. Mama ist dann auch immer ganz gerührt, manchmal weint sie, manchmal kann sie mitten in der Nacht vor Begeisterung kaum stillliegen, und manchmal haut sie sogar Papa, damit der auch richtig zuhört. Frequenz: Mehrmals täglich.
Börps-Knopf
So einfach wie genial: Man drückt einen Knopf, und Mama gibt lustige Geräusche von sich. Oft kriegt ihr Gesicht auch eine andere Farbe, und die anderen Leute lachen so lustig. Besonders spannend: Man kann die Lautstärke verändern, so dass Mama nie weiß, ob sie jemand gehört hat. Das beschämte 'Entschuldigung' hören aber meistens alle, woraufhin Mama wieder die Farbe wechselt und lange Erklärungen abgibt. Frequenz: Mindestens 10 Mal täglich.
Knock-Out
Ein anderer Knopf löst sofortige, bis zu zwei Stunden andauernde Schlafanfälle bei Mama aus. Ist nicht so aufregend. Frequenz deswegen: alle 2 bis 3 Tage, möglichst wenn Mama gerade einen dringenden Auftrag hat, der sie eigentlich bestimmt langweilt.
Kotzknödel
Das ist eigentlich kein Spiel, aber in den Zeiten zwischen den anderen Spielen soll Mama schließlich nicht vergessen, dass das Kleine da ist. Deswegen müssen alle greifbaren Hormone so oft wie möglich kräftig durcheinandergemixt, geschüttelt, gerührt und in großen Dosen im ganzen Körper verteilt werden. Das hat manchmal den Effekt von Börps-Knopf und Blasen-Trampolin gleichzeitig, bloß dass Mama dabei nicht sitzt, sondern kniet. Oft liegt sie aber auch einfach nur auf dem Bett und stöhnt, wahrscheinlich vor Genuss. Frequenz: Täglich, von morgens nach dem Aufstehen bis kurz vor Schlafenszeit.

Ihr seht, an Kreativität mangelt's dem Kleinen ganz und gar nicht. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was dem alles einfällt, wenn es mal 10 ist. Oder 15... Schluck...

10 Juni 2009

Zwei gehn rein, drei gehn raus

In den letzten Wochen hatten wir viel Gelegenheit, kreative Wege zu testen, wie man so eine Nachricht verkündet. Dieses Zitat aus Mad Max konnte ich dabei bisher leider nie anbringen, wo ich doch sogar drüber nachgedacht habe, unseren Blog so zu nennen.
Naja, vielleicht ist das etwas übertrieben, aber zumindest für einen einzelnen Eintrag reicht's.
Man stelle sich also Hamburg als große Donnerkuppel vor (obwohl es da tatsächlich eher selten gewittert und zum Glück auch weniger brutal zugeht). Wir zwei gehen rein - obwohl das ja eigentlich eher freiwillig war. Dann, ähm, vergeht viel Zeit, äh, fast genau wie im Film... Gelegentlich ringen wir auch ein bisschen miteinander, natürlich nicht so wie Mel Gibson mit seinem Gegner, sondern so, wie man das als braves Ehepaar macht, wenn das Licht aus ist und nix im Fernsehen kommt. Und als wir die Kuppel schließlich verlassen, sind wir, in Abwandlung des Zitats, nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt.
Ok, ich seh schon, die Analogie hinkt auf allen Beinen.
Davon hat unser Kleines, das tatsächlich in einer der letzten Nächte in Hamburg gezeugt worden sein muss, glücklicherweise (oder enttäuschenderweise) genau zwei. Auch Arme sind in normaler Anzahl vorhanden, ebenso Herz, Magen und ein noch sehr hohl aussehendes Hirn (kommt wohl nach der Mutter).
Über den Charakter lässt sich noch nicht so viel sagen, außer, dass es wohl der geborene Spielleiter wird, weil es jetzt schon sehr viel Spaß daran hat, anderer Leute Leben zu bestimmen, z.B. durch den gezielten Einsatz von Übelkeit und Heißhunger. Momentan muss ich alle zwei Minuten neu auswürfeln, worauf ich gerade Lust habe. Bei der Übelkeit habe ich den Eindruck, dass da manchmal etwas Spielleiterwillkür herrscht, oder aber ich habe einfach die Regel noch nicht ganz verstanden, wovon mir schlecht wird und wovon nicht. Immerhin bleibt es so spannend.
Überhaupt ist das alles mindestens so aufregend wie Zug-/Autoverfolgungsjagden durch die Wüste und Sandstürme und Schicksalsräder und blutige Zweikämpfe, und deswegen passt das Filmzitat eben doch. Beschließe ich hiermit. Willkürlich.
Und ich glaub, jetzt ist mir schlecht. Oder will ich doch lieber ein Honigbrot mit Essiggurke...?

02 Juni 2009

Dankeschön!

Danke euch allen, für die vielen lieben Geburtstagswünsche, für die Geschenke, fürs Mitfiebern und Daumendrücken...
Und danke, Kodama, dafür, dass du nicht zur Tür raus oder vom Dach gefallen bist, sondern nur das getan hast, was Katzen am allerbesten können: sich verstecken. Im Keller in einem alten Küchenunterschrank. Und dass du auch das getan hast, was Katzen am zweitbesten können: fressen. Und zwar das von uns vorsorglich im Keller aufgestellte Futter. Sonst hätten wir dich da sicher nicht nochmal so intensiv gesucht.
Vielleicht war das die Lektion: Wenn du dich immer nur versteckst, so dass alle gewöhnt sind, dich nicht zu sehen, dann wird keiner nach dir suchen, wenn du verloren gehst. (Denn sonst hätten wir ja schon am Sonntagabend alles abgesucht, statt erst am Montag.) In diesem Sinne gelobe ich, in Zukunft noch viel mehr öffentlich zu (fr)essen. Logisch, oder? :)

01 Juni 2009

Geburtstagswegnahme

Ich hoffe, das ist das richtige Gegenteil zu Geburtstagsgeschenk. Von letzteren habe ich gestern (beim Reinfeiern) wirklich viele tolle bekommen, und das schönste davon war, dass so viele liebe Leute da waren. Dass Da-Sein das schönste Geschenk überhaupt ist, ist wohl auch die Lektion, die ich daraus lernen sollte, dass Kodama gestern Abend beschlossen hat, spurlos zu verschwinden.
Allein, das war mir doch vorher schon immer völlig klar? Was bezweckst du, Katze?
Darf ich mir, trotz allem, noch was zum Geburtstag wünschen?
Ist nicht aufwendig, auch nicht teuer.
Bitte, komm einfach nur wieder.

18 Mai 2009

Ein Bild sagt mehr...

Naja, etwas mehr Bilder sind's dann doch geworden. Aber seht's mal so: Wir ersparen euch 61.000 Worte. ;)Hier gibt's unsere Urlaubsfotos:
Kroatien, April 2009

09 Mai 2009

Vodovod schlägt zurück

Während Tanja und Anke in Sachen Strom unterwegs waren, wartet Leo auf den Vodavod. Der kam dann auch wie abgemacht und warf ungefähr einen Blick auf das Ventil.

'Problema privata' sagt er bösewichtig und geht. Aber das Ventil ist doch vor der Wasseruhr und damit Wasserwerksache?! Wo ist Electro-Dalmatia, wenn ihr Nemesis Vodavod Schindluder treibt?

Leo geht also erst einmal zu den Nachbarn, Wasserschleppen. Toiletten können auch von Hand befüllt werden und duschen geht auch notfalls per Eimer.  Immerhin versprechen uns die Elektroleute, einen befreundeten Handwerker zu uns zu schicken. Der kommt aber nicht. Wahrscheinlich von Vodavod abgefangen worden. Mist.

Also gibt es für uns nur eine Möglichkeit: Wir müssen in die Vodavod-Höhle und den Bösewicht stellen! Gesagt getan. Günstigerweise hat Vodavod unter seinen Schergen auch des Deutschen mächtige, so dass uns der Finsterling erklären kann, dass unsere Ventil/Wasseruhr-Anlage falsch installiert wurde, ein altbekanntes Problem bei Häusern von Ausländern (warum auch immer...). Nach langer Diskussion wählen wir eine Taktik, die schon von zahlreichen Erzschurken verwendet wurde, und schließlich sind wir Fatzke-geprüft: Wenn Du sie nicht besiegen kannst, kaufe sie.

Am selben Nachmittag noch repariert Vodavod unseren Wasseranschluss und 4 tage nach Ankunft läuft schließlich alles, wie es soll. 

Electro-Dalmatia und der Strom des Verderbens

Während Leo am nächsten Tag auf den Mann von Vodavod wartet, fahren Tanja und Anke nach Stari Grad zum Elektro-Dalmatia-HQ. Denn leider haben wir am Vorabend nicht doppelt gesehen, die Rechung war immer noch exorbitant. Dort zeigen sie die Rechnung und der Electroscherge fragt trocken, ob wir denn einen Hubschrauber betrieben hätten.

Es stellt sich heraus, dass wir das nicht haben, sondern irgendwie falsche Zählernummern verwendet wurden und/oder Nachbarn unseren Strom angezapft haben. Auf jeden Fall reduziert sich die Rechnung beträchtlich auf ein Zehntel der Summe. Auch wird der Strom wieder angestellt. Nur: In Zavala gibt's trotzdem keinen Strom, wie Leo telefonisch bestätigt.

Deswegen schickt Electro-Dalmatia ihre Schergen los, unsere Stromleitungen zu überprüfen. Und sie stellen fest, dass die Leitung von unserem Mast zum Haus defekt ist. Deswegen wird ein Spezialschergenteam angefordert, dass auch rasend schnell da ist. Leider stellen sie fest, dass sie ob des etwas instabilen Strommasten ein Spezialspezialschergenteam brauchen, mit noch speziellerem Werkzeug (was ich bei Stromarbeiten 100% befürworte, so als Rechtsmediziner).

Am nächsten Tag kommt das Team mit dem Spezialwerkzeug: Leiter und Seil. Damit wird der Mast abgestützt, während ein Scherge den Strom anstellt, und siehe da: Electro-Dalmatia saved the day!

Electro-Dalmatia gegen Vodovod

Nein, kein Computerspiel. Auch nicht die kroatischen X-Men. Leider.

Aber fangen wir am Anfang an:

Nach einer Fahrt mit Übernachtung in einer eher cthulhuiden Pension in Innsmouth, äh, Klagenfurt, mit Brotzeit unter bayerischer Flagge im Zimmer (Warum, dass muss Euch Anke erklären;), erreichten wir schließlich bei strahlendem Wetter Split bzw. per Punktlandung unsere Fähre nach Hvar. Auf der selbigen erreichte uns ein Anruf von Tanjas Mutter – offensichtlich wurde in Zavala der Strom abgestellt, da irgendwelche Rechnungen nicht bezahlt worden waren. Naja, nicht wirklich schlimm, eine Nacht bei Kerzenschein und dann am nächsten Tag Rechnung zahlen und Strom haben, kein Drama.

Also Kerzen eingekauft und Haus in Betrieb genommen. Dazu muss man noch das Wasser am Ventil vor dem Haus aufdrehen. Und die Wasseruhr zeigt an, ob es läuft. Es läuft, sagt die Uhr. Es läuft nicht, sagt der Wasserhahn. Mist.

Kein Strom und kein Wasser ist dann schon blöd. Wir sind zwar erprobte Larper, aber eine funktionierende Toilette wäre trotzdem schön.

Es empfiehlt sich in Zavala immer, auch bei den Nachbarn zu fragen, ob sie die selben Probleme haben. Da gerne auch mal im ganzen Dorf der Strom weg bleibt, warum nicht auch das Wasser? Zwei Häuser weiter entdecken wir die uns bislang unbekannten deutsch/russischen Betreiber eines Hotels in der Nähe und trauter Runde bei Bier und Wein. 1. bekommen wir sofort die Erlaubnis, ihren Anschluss im Garten jederzeit zu verwenden. 2. dürfen die Mädels jederzeit duschen kommen. 3. rufen sie einen Freund an, der bei Vodavod (den Wasserwerken) arbeitet und bis zum 12. Lebensjahr gesäugt wurde. Doch ehrlich. Hat er selbst erzählt. Warum? Keine Ahnung.

Der kommt dann trotz der späten Stunde und schaut sich unser Problem an und identifiziert ein defektes Ventil. Morgen werde er einen Kollegen schicken, der das austauscht, denn das Ventil gehört gerade n och nicht zum haus und ist deshalb Aufgabe von Vodavod. Super. Etliche Biere später gehen wir betrunken und hoffnungsfroh nachhause.

Und das ist gut so, mit dem betrunken sein. Denn wir machen noch den Umschlag mit der Stromrechnung auf. Wir sehen sicher doppelt, denn die Zahl hat eindeutig zu viele Nullen. Über den Winter, wo niemand hier war, wurde Strom im Wert von 1500 Euro verbraucht? Gut, das wir betrunken sind.

Urlaub und andere Unerträglichkeiten

Bevor wir in mehreren Blogeinträgen von dem ein oder anderem Urlaubserlebnis berichten (und davon gibt es so einige, die berichtenswert sind ;), müssen wir kurz einführen: Wir waren jetzt fast 4 Wochen lang in Zavala auf der Insel Hvar. Hvar – laut einigen Reiseführern unter den 10 schönsten Inseln der Welt, ist eine langgestreckte Berginsel in der kroatisch-dalmatinischen Adria. Zavala ist eine kleine Stadt an der Südseite der Insel.

Tanjas Großeltern, Albert und Katharina, haben sich auf einer Reise in diesen Ort verliebt, ein Stück Land gepachtet und bebaut – mit Blick über das Meer und den Friedhof (siehe Bild). Seitdem fahren Kinder, Kindeskinder und deren Kinder regelmässig/abwechselnd hierher in Urlaub, so dass vom Frühjahr bis zum Herbst eigentlich immer jemand da ist, sich um das Haus kümmert, Reparaturen durchführt oder in Auftrag gibt, den Garten pflegt etc.










Während Tanja hier schon seit ihrem 1. Lebensjahr oft hier war, ist es für Leo das 3. Mal gewesen, die erste Woche war auch Anke mit dabei. 

Im April kann es dabei auch noch ziemlich kalt und regnerisch sein, aber dafür entschädigt sich das im Sommer so trocken und karg wirkende Hvar mit ungewohnt grüner Frühlingsflora und der Abwesenheit von Touristen.

Folglich hatten wir einen wunderschönen Urlaub mit Grillen und Wasserpfeife auf dem Balkon, Wein und Prosek, herrlichen Wanderungen, Gartenarbeit, zahlreichen Ausflügen und Einbrüchen.

Und jetzt erzählen wir Euch von dem ein oder anderem Urlaubserlebnis. Damit es aber nicht so schwer für Euch Nicht-Urlauber ist, wollen wir nur von den schrecklichen, gemeinen und unurlaubigen Geschehnissen berichten, sonst ertragt ihr all das Urlaubsgeschwafel ja gar nicht...