11 Januar 2015

Experiment: Resultate

Fünf Tage lang haben wir die Sache jetzt ausprobiert. Fünf Tage lang haben die Kinder bestimmt, was sie mit ihrer Zeit anfangen wollten, ob sie mit uns Abendessen wollten oder nicht, ob sie sich anziehen oder doch die Kälte lieber nackt genießen wollten, und vieles mehr.
Was hat's gebracht?
- Die ersten zwei Tage setzte bei mir tatsächlich etwas Entspannung ein. Was vielleicht hauptsächlich daran lag, dass ich kaum Berührungspunkte mit meinen Kindern hatten, weil die entweder bei der Oma oder vor dem Fernseher (genauer: Laptop mit DVD) waren. Hauptzweck 2 ist damit etwas näher gerückt.
- Das relativierte sich allerdings mit der Zeit, weil dann das schlechte Gewissen einsetzt. Ist es wirklich ok, die Kinder schon vor dem Frühstück zwei Filme anschauen zu lassen? Ist der relative Frieden beim Abendessen es wert, dass dieser mit der Abwesenheit eines Familienmitglieds erkauft wurde, sprich Lenny einfach nicht mitgegessen hat? Kurzfristig gesehen fand ich es für meine Nerven ganz gut. Auf Dauer aber ist das kein Zustand, der mir gefällt.
- Hauptzweck 1, die Reduzierung von Streit, klappte zunächst auch aus oben genanntem Grund: Wenn man weniger Kontakt hat, hat man weniger Gelegenheit zum Streiten. Bei den Dingen allerdings, wo ich nach wie vor Kooperation von meinen Kindern verlangte, gab es nach wie vor unvermindert heftigen Zoff. Hauptsächlich mit Matilda, die ihre ersten zwei Trotzjahre wohl als Übungsphase für dieses dritte vortrefflich genutzt hat, und jetzt weiß, wie man alle meine Knöpfe gleichzeitig drückt. Und offenbar reichte unser Experiment nicht aus, um mir genügend Nerven und Geduld zurückzugeben.

Im Internet, der Quelle aller Weisheit unserer Zeit, bin ich auf eine schlaue Seite mit Tipps zum Thema Trotz und wie man damit umgeht gestoßen. Ich habe sie alle brav studiert und für furchtbar schlau befunden, und mir fest vorgenommen, sie gleich bei der nächsten Gelegenheit auszuprobieren.
Dann bin ich losgegangen, um Matilda von der Oma abzuholen, und habe sie beim ersten Anzeichen eines beginnenden Wutanfalls gleich wieder angebrüllt und mit Gewalt nach Hause geschleift. Fail 1.

Am nächsten Tag wollte ich es nochmal versuchen. Matilda regte sich über Lenny auf, d.h. ich war emotional nicht beteiligt. Also schnell Schritt 1, dem Kind seine Emotionen spiegeln, sowohl mit Worten als vor allem auch mit Körpersprache und Tonfall, auf dass ihm klar wird, es wird gehört und verstanden. Genausogut hätte ich Grillanzünder in einen bereits loderndes Feuer gießen können. Mein Kind explodierte mir ins Gesicht. Fail 2.

Was habe ich also gelernt? Nicht viel unmittelbar Anwendbares. Aber immerhin hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Dass meine Tochter ein unbändiges Selbständigkeitsbedürfnis hat, ist mir schon lange klar. Aber vielleicht habe ich das in der Vergangenheit zu wenig ernst genommen. (Zum Beispiel denke ich, sie hätte viel früher trocken werden können, wenn ich unsere frühen Versuche nicht aus praktischen Gründen immer wieder abgebrochen hätte, weil immer wieder was dazwischen kam, wo's grad unheimlich schlecht passte, dass das Kind ggf. in die Hose pieselt. So hat sie beim letzten Versuch kurz vor Kindergarten letztlich ewig gebraucht, und in Stressphasen klappt's immer noch nicht zuverlässig.)
Außerdem bin ich zu dem Schluss gekommen, dass nicht nur jedes Kind unterschiedlich ist, also auch unterschiedliche Lösungs- und Lernstrategien braucht. Sondern eben auch jeder Erwachsene. D.h. selbst wenn es eine optimale Art gibt, mit einen bestimmten Problem umzugehen, kann ich das nicht immer leisten, und muss eben 'nur' so gut ich kann damit umgehen. Dann dauert's halt länger oder ist anstrengender. Diese Erkenntnis allein hat schon für etwas Entspannung gesorgt.

Wir werden unseren Erziehungsurlaub also beenden, Mediennutzung beschränken (am Wochenende nicht mehr ausschlafen), eine Minimalbekleidung vorschreiben (unsere Tochter mit Gewalt anziehen und Schläge und Tritte in Kauf nehmen), Teilnahme am Essen einfordern (auch wenn das Essen dann alles andere als friedlich ist), und all die anderen anstrengenden Pflichten, die man als Eltern so hat, wieder aufnehmen.
Und versuchen, meinen Kindern mehr zuzutrauen und mehr Selbständigkeit zu ermöglichen (unter der Woche noch früher aufstehen, damit Zeit zum selbst anziehen etc. bleibt). Und einfach hoffen, dass diese Phase dann irgendwann bald zu Ende geht. Bevor meine Nerven endgültig zu Ende gehen.

Zur Ablenkung konzentriere ich mich auf die wahren Erkenntnisse dieses Feldversuchs:

- Dreijährige verbluten nicht, wenn man sie ihre Zehennägel selber schneiden lässt. Sie haben hinterher einfach nach wie vor lange Zehennägel.

- So sieht es aus, wenn ein Fünfjähriger sich sein Pausenbrot selber zubereitet:


- Und nicht zuletzt: Mama als gemeinsamer Feind kann für die Geschwisterbeziehung Wunder wirken:


08 Januar 2015

Experiment Erziehungs-Urlaub

(Nein! Mein Blog ist nicht tot! Und ja, ich hab ein schlechtes Gewissen den treuen Lesern gegenüber, die offensichtlich immer noch hoffnungsvoll hier vorbeischauen. Und gelobe Besserung.)
Alle, die mich nicht nur von diesem Blog her kennen, wissen mittlerweile, dass Elternsein in jeder Hinsicht der blanke Wahnsinn ist. Ich werde nicht müde, das immer wieder zu betonen. Das ist kein Gejammere, ich komme bloß meiner Verpflichtung nach, der Welt meine Gefühlslage mitzuteilen, damit sich andere in meiner Lage nicht so allein fühlen.
(Ja, jetzt dürfen sich alle schuldig fühlen, die auch ständig gestresst, übermüdet oder völlig ratlos wegen ihrer Kinder sind, aber den Mund halten, damit ich die einzige bin, die das Gefühl hat, ich bin die Einzige, die nix auf die Reihe kriegt. :P )
Momentan ist gerade wieder so eine Phase. Gestresst, übermüdet und ratlos. Matilda macht das zweite Revival ihrer Trotzphase, die nie so richtig geendet hat, durch, und das mit ganz neuem Elan. Sobald irgendwas nicht genau nach ihrem Kopf geht, rastet sie aus, und man kann nichts mehr richtig machen. Selbst, wenn man ihren oft mehr als absurden, selten verständlichen Anweisungen minutiös genau folgt. Und mit Ausrasten meine ich schreien, sich reinsteigern, ihr Gegenüber schlagen und bevorzugt, wenn wir es eilig haben, alles wieder ausziehen, was man ihr mühsam angezogen hatte.
Lennys aktuelle Trotzphase gestaltet sich etwas milder, aber auch er brüllt aus geringfügigem Anlass los, stürmt in sein Zimmer und knallt die Tür. Wo er den ausnehmend unangenehmen Tonfall her hat, in dem er das tut, kann ich mir tatsächlich nicht vorstellen. Auch ich schreie meine Kinder ja leider nicht selten an, aber das ist im Vergleich zu seinem Gebrüll geradezu melodiös.
Das habe ich jetzt einige Wochen lang ausgehalten bzw. so gut es ging dagegengehalten - je biestiger meine Kinder sind, desto leichter fällt es mir, auf stur zu schalten, Sanktionen durchzuziehen, Privilegien zu streichen und die ganze schmale Palette, die man heutzutage als aufgeklärtes Elternteil zur Ausübung von Druck auf seinen Nachwuchs zur Verfügung hat, anzuwenden. Natürlich, ihr ahnt es, völlig ohne Erfolg.
Aber steter Trotzanfall höhlt die Nerven. Auch ich raste in letzter Zeit immer häufiger aus. Werde ich angeschrien, schreie ich sofort zurück. Deeskalation steht nicht mehr auf dem Programm. Ich bin am Rande meiner Belastbarkeit angelangt.
Was ist also zu tun?
Verkopfter Akademiker, der ich bin, suche ich in vertrackten Situationen Zuflucht zu einem Buch (oder mehreren). In dem Fall von meinem Lieblingspädagogen Jesper Juul. Der hat schon viele kluge Dinge zur Kinderaufzucht geschrieben, und meint (stark vereinfacht und gekürzt), dass Kinder das meiste, das sie lernen, nicht durch verbale Belehrung, sondern durch Nachahmung lernen. Dass Erziehung im klassischen Sinne also eigentlich gar nicht nötig ist, wenn man sie durch eine gute Beziehung zu seinen Kindern ersetzt, und eben das Verhalten vorlebt, das man sich auch von seinem Nachwuchs wünscht.
Dieser Gedanke, kombiniert mit der Vermutung, dass gerade Matildas Wutanfälle ein Ausdruck eines Mangels an Selbstbestimmung sein könnten - meiner Meinung nach kommt Gewalttätigkeit sehr häufig aus einem Gefühl der Hilflosigkeit - hat mich dazu gebracht, ein Experiment zu versuchen. Ich mache Urlaub von meiner traditionellen Erziehungsarbeit.
D.h. ich unterlasse es ab sofort, meine Kinder mit Anweisungen zu bombardieren. Es gibt ein paar Ausnahmen - beim Fertigmachen für den Kindergarten, beim ins Bett gehen, im Straßenverkehr und bei der Körperhygiene müssen sie spuren. Alles andere - wie sie ihren Tag verbringen, was sie essen oder nicht, ob sie mit uns essen oder nicht, was sie anziehen, ob sie bitte und danke sagen, etc., dürfen sie selbst entscheiden.
Die einzige Grenze bin ich. Da ich koche, bestimme ich, was auf den Tisch kommt. Was sie sich selber zubereiten können (hmmm, hauptsächlich Cornflakes und Gummibärchen - vielleicht sollte ich an diesem Teil des Plans noch etwas arbeiten), können sie gerne statt dessen essen. Wenn ich keine Lust habe, gehen wir nicht ins Schwimmbad. Wenn ich es vorschlage, sie aber keine Lust haben, gehen wir halt aber auch nicht. Wenn ich arbeiten muss, müssen sie sich anderweitig beschäftigen.
Damit möchte ich meine Familie nicht in eine Summerhill-artige Hippiekommune verwandeln, in der alles demokratisch und völlig harmonisch im Konsens beschlossen wird.
(Wahrscheinlich tue ich dem Summerhill-Konzept gerade völlig unrecht. Sorry!)
Ich möchte zwei Sachen erreichen:
1. Meine Kinder sollen das Gefühl bekommen, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse gehört werden, dass ich ihnen vertraue, und dass ich ihren Wunsch nach Selbständigkeit zu würdigen weiß und fördern will. (Auch wenn das bedeutet, dass wir zu jeder Verabredung zu spät kommen, weil es unendlich lange dauert, bis sie sich allein angezogen haben...)
2. Ich habe Pause und muss nicht ständig rumkommandieren. Entgegen gängiger Auffassung ist das nämlich nicht toll, sondern eigentlich nur anstrengend. Selbst, wenn die derartig Rumkommandierten einem gehorchen. 

Weiß ich, was ich da tue? Bin ich davon überzeugt, dass es funktionieren wird?
Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich irgendwie Druck rausnehmen muss. Und der Juul'sche Ansatz scheint mir irgendwie plausibel. Oder zumindest so sympathisch, dass mir mein Verstand sagt, er sei plausibel, um zu rechtfertigen, dass ich es versuche.
Ich weiß nicht, wo uns das ganze hinführen wird. Der erste Tag des Experiments verlief bis jetzt harmonischer als die letzten Wochen. Ein beginnender Streit endete nicht in Terror, Schreien und Um-Sich-Schlagen, sondern in Deeskalation. Das kann ein erstes Ergebnis sein, oder einfach nur Zufall.

Es wird sicher einiges an Konzentration erfordern, nicht sofort wieder in bestehende Muster zurückzufallen (Kind: "Ich will einen Apfelsaft!" Mama, wie aus der Pistole geschossen: "Wie sagt man da?"). Es wird einiges an Gelassenheit erfordern, nicht einzugreifen, wenn die Kinder drei Tage am Stück nur Fernsehen wollen. Es wird sicher unerwünschte Nebeneffekte geben, zum Beispiel, dass die Kinder ständig bei der Oma rumhängen. (Sorry, Mami, hiermit spreche ich Dir ebenfalls mein Vertrauen aus - Du wirst sie schon zurückschicken, wenn's Dir zu viel wird.)
Aber wenn schon nichts anderes, wird das ganze mindestens eine gute Übung im Kontrolle abgeben. Was ja, wenn die Welt dann nicht gleich einstürzt, durchaus entspannend wirken kann.

Und einen positiven Effekt wird es auf jeden Fall haben: Ich werde versuchen, hier regelmäßig über Verlauf und Resultate des Experiments zu berichten. Der Blog lebt!

26 November 2013

Kinder und Timing

Humor, so sagt man, besteht zu einem großen Teil aus dem richtigen Timing.
Wer das Wort Timing allerdings im Zusammenhang mit Kindern benutzt, kann eigentlich nur die Geschichte eines grandiosen Scheiterns, zu Neudeutsch epic fail, erzählen wollen.
Wir kochen Grießbrei. Das ist etwas Seltenes, denn Lenny mag eigentlich keinen Grießbrei. Aber heute hat er ihn sich gewünscht, und so eine Gelegenheit - ein einmal gemochtes, aber mittlerweile verschmähtes Essen wieder beliebt zu machen - kann ich mir schlecht entgehen lassen. Natürlich helfen beide Kinder mit, Lenny sitzt links vom Herd, Matilda rechts. Glücklicherweise benötigt man zwei Eier, so dass jeder eines aufschlagen darf. Während ich mit einer Hand das Eigelb in einer Schalenhälfte balanciere, halte ich die Eierschachtel mit der anderen Hand außer Reichweite der Kinder, um zu verhindern, dass wir als Nachspeise auch noch Rührei machen müssen. Während Lenny höchst kreativ die Grießpackung öffnet, rührt Matilda den Zucker ins Eigelb. Dabei werden zwei Löffel, eine Gabel und eine saubere Hose benutzt, aber es bleibt tatsächlich ein Rest Ei-Zucker-Mischung in der Schüssel.
Nebenbei entdecke ich einen praktischen Sicherheitsmechanismus: Wenn ich den Mixer auf 'Turbo' schalte, halten sich beide Kinder die Ohren zu, so dass sie nicht in die Quirle greifen können. Ob ich das Konzept an den TÜV weiterverkaufen könnte?
Optimistisch ob dieser heil überstandenen Gefahrenquelle stelle ich den Topf mit der Milch auf den Herd. Jetzt ist größte Aufmerksamkeit gefragt, denn 1. kocht beobachtete Milch ja nicht, d.h. ich muss genau im richtigen Moment wegschauen, um dann blitzschnell wieder hinzuschauen, damit nichts überkocht. Und 2. muss ich die Kinder davon abhalten, den heißen Deckel immer wieder vom heißen Topf zu nehmen und die vorher fröhlich verteilten Grießkörnchen mit den Fingern von der heißen Herdplatte zu picken.
"Aua" sagt Matilda plötzlich und greift sich zwischen die Beine. Sitzt die Windel nicht richtig? Sie bejaht und will die Windel ausziehen. Schnell trage ich sie zum Sessel - ein Erbstück von den Schwiegereltern, aber der einzige Ort, von wo aus ich die Küche noch im Blick habe - und beauftrage Lenny, auf die Milch zu achten.
Die Windel ist nicht besonders voll und sitzt eigentlich einwandfrei. Trotzdem ziehe ich sie vorsichtshalber aus und inspiziere meine Tochter genau.
"Tut's noch weh?"
"Nein."
"Gut. Bleib hier liegen, ich zieh dich gleich wieder an."
Ich hechte zurück in die Küche, um in der Milch zu rühren, werfe aber vorsichtshalber einen Blick über die Schulter zum Sessel.
"Aber bitte jetzt nicht pieseln, Maus." Noch während ich die Worte ausspreche, erkenne ich meinen Fehler. Denn an allen Orten außer auf der Toilette ist das Wort "pieseln" ein unfehlbarer Auslöser genau dieser Handlung. Matilda pieselt auf den Schwiegerelternsessel.
Ich lasse den Kochlöffel fallen, sprinte zu ihr, reiße sie vom Sessel und schleife sie ins Bad, wo ich sie trotz Protest zur gefälligen Verrichtung des Restgeschäfts aufs Klo setze. In dem Moment ertönt lautes Kreischen aus der Küche.
"Mamaaaa, die Milch kocht über!"
Ich renne zurück in die Küche, ziehe den Topf mit der einen Hand vom Herd, während ich Lenny mit der anderen aus der Gefahrenzone schiebe und gleichzeitig tröste, weil er ob der ungehorsamen Milch völlig verzweifelt weint. Nachdem Kind beruhigt und Herd notdürftig gereinigt sind, bin ich gerade dabei, die Restmilch in einen neuen Topf zu füllen, als ich es aus dem Bad laut scheppern höre. Offenbar ist Matilda bei dem Versuch, die Spülung zu betätigen, zumindest teilweise abgestürzt. Zum Glück nicht ins Klo. Sie nimmt es relativ gefasst und rennt wieder ins Esszimmer, um sich erneut ohne Windel auf dem Sessel zu platzieren.
Aus irgendeinem Grund ist meine Hose nass, aber ich habe keine Zeit, mich darum zu kümmern, ich muss den Brei stetig rühren. Kurz überlege ich, wann in meinem Leben zuletzt irgendetwas 'stetig' war, kann den Gedanken aber nicht zuende denken, weil Lenny sich darüber beschwert, dass es in der Küche stinkt.
Ich muss ihm recht geben, die auf der Herdplatte angebrannte Milch verbreitet einen üblen Geruch in der ganzen Wohnung. Besser ich lüfte gleich, damit dann wenigstens beim Essen wieder frische Luft herrscht.
Dazu muss ich aber Matilda erst anziehen.
Viele ungehörte Erklärungsversuche (sowie ohrenbetäubendes Geschrei und ein paar Schläge und Tritte) später steckt das Kind wieder in Windel und Hose, ist aber so verzweifelt, dass sie sich an Mamas Schulter ausweinen muss. Einhändig rühre ich hektisch im Brei, um das misslungene stetig wieder wettzumachen. Lenny beschwert sich, dass ihm zu kalt ist. Mit der mittlerweile nur noch sporadisch schluchzenden Matilda auf dem Arm drehe ich eine Runde durch die Wohnung und schließe alle Fenster.
Dann können wir endlich essen.
Friedlich sitzen wir am Tisch, die Kinder stochern in ihrem Essen. Ich erwähne, dass wir Leo etwas übrig lassen sollten, weil er sicher Hunger hat, wenn er aus der Arbeit kommt.
"Mama, was ist eigentlich Arbeit?", fragt Lenny.
Ich versuche, das mit ein paar anschaulichen Beispielen zu erklären. Weizen anbauen, um daraus Grieß zu machen ist Arbeit. Den Grieß verpacken, in den Supermarkt bringen und verkaufen ist Arbeit. Den Tisch, an dem wir sitzen, zu bauen, ist Arbeit. "Und den Grießbrei kochen ist auch Arbeit", schließe ich.
Lenny lacht. Dabei gleitet ihm das volle Apfelsaftglas aus der Hand, und der gesamte Saft ergießt sich in die Grießbreischüssel.
Humor, so sagt man, besteht zu einem großen Teil aus dem richtigen Timing. Und das stimmt. Denn eines Tages, wenn ganz viel Zeit vergangen ist, werde ich über diese Geschichte auch ganz sicher lachen können.

14 Juli 2013

Warum nicht einfach gehen?

Neulich war ich mit Matilda unterwegs, als ich Zeuge einer seltsamen Szene wurde. Auf dem Parkplatz vor der Kirche lief eine Frau. Ein Mann folgte ihr, legte von hinten den Arm um sie, drehte sie um und führte sie in die andere Richtung davon. Zuerst wollte ich weiterfahren. Aber irgendwas fühlte sich komisch an. Das ganze wirkte entmündigend. Aber ich wollte ja eigentlich weiter. Und hatte außerdem meine kleine Tochter dabei. Was wenn...
Was wenn der Typ gewalttätig würde?
Dieser Gedanke legte einen Schalter in meinem Kopf um.
Ich stieg vom Fahrrad, nahm Matilda auf den Arm und ging zurück.
Das Paar, denn so wirkten sie, stand bei einem Auto. Der Mann gestikulierte, die Frau solle einsteigen. Nicht besonders heftig, es gab keine lauten Worte. Nur diese resignierte Körperhaltung der Frau, die hochgezogenen Schultern, der eingezogene Kopf ... und die Tatsache, dass sie offenbar in ihr Taschentuch weinte.
Hatte ich den Schalter in meinem Kopf erwähnt? Der stand jetzt auf Alarmstufe rot.
Ich ging zu den beiden und sprach die Frau an. So ruhig es mir eben möglich war, denn ganz ehrlich, um so viel Mut aufzubringen, war eine gehörige Portion Wut im Bauch nötig. Trotzdem blieb ich einigermaßen zivilisiert.
Ich fragte sie, ob alles in Ordnung sei und bot ihr an, dass sie, statt ins Auto zu steigen, mit mir kommen könnte.
Natürlich verneinte sie, wie auch der Mann, beide lachten (etwas gezwungen - oder war das Einbildung?), es sei alles ein Missverständnis.
Ich machte mein Angebot nochmal. Sie lehnten nochmal ab. Dann ging ich. Zitternd vor Wut. Auf die Frau.
Auf die Frau? Mir wurde klar, dass ich das nicht gemacht hatte, um einem prügelnden Ehemann die Stirn zu bieten. (Wäre er wirklich gewalttätig geworden, hätte ich ihm nicht viel entgegenzusetzen gehabt, schon gar nicht mit Kind auf dem Arm...) Sondern, um eine in welcher Form auch immer unterdrückte Frau in eine möglichst peinliche Situation zu bringen. Denn das, so weiß ich aus eigener Erfahrung, erhöht den Leidensdruck um ein Vielfaches mehr als ein paar Schläge. Die man schon irgendwie aushält. Aber dass Leute bemerken, dass man selbst so blöd ist, sich das antun zu lassen...
Ich hoffe, es hat ihr irgendwas gebracht.
Und ich hoffe, dass ich irgendwann aufhören kann, dem Opfer - mir - die Schuld zu geben. Empathie mit dem Täter halte ich bei jedem Verbrechen grundsätzlich für etwas Gutes. Solange sie nicht dazu führt, dass das Täter-Opfer-Verhältnis umgekehrt wird.
Dazu gibt es hier ein sehr gutes Video, das erklärt, warum wir Opfer alle so blöd sind. Nehmt euch die Zeit und schaut es an, damit ihr mich wieder respektieren könnt. ;)

11 Juli 2013

Meeting minutes. Or rather hours.

So, heute gab's das erste große Business-Meeting in meinem (nicht mehr ganz so) neuen Job. Das erste Mal hochoffiziell mit Kollegen und Konkurrenz zusammen neue potenzielle Partner getroffen.
Habe auf understatement gesetzt und bin in Arbeitskleidung hingegangen. Dafür durften die anderen unsere gesamte Produktionsstätte in Augenschein nehmen. Naja, oberflächlich zumindest, aber ich glaube, das hat einen positiven Eindruck hinterlassen, zumal andere Konkurrenten sich da bedeckter hielten.
Ich war überrascht von der Fülle und Komplexität der Informationen, mit denen wir gefüttert wurden, aber immerhin war das ganze sehr gut aufbereitet. Leider war die Chefin der Gruppe, mit der wir wohl in Zukunft zusammenarbeiten werden, zwar ein alter Hase, aber keine besonders gute Präsentatorin.
Habe die Zeit, in der sie die zuvor ausgeteilte (*kopfschüttel*) Infomappe vorgelesen hat, genutzt, um die Konkurrenz abzuchecken. Insgesamt weniger als erwartet, und nur wenige wirkten richtig auf Zack. Könnte aber sein, dass sich einige bewusst zurückgehalten haben. Bei der allgemeinen Vorstellungsrunde blieb leider nur wenig Zeit und Möglichkeit zu punkten. Dafür habe ich dann die Fragerunde am Schluss genutzt, um subtil ein bisschen added value anzubieten, was von allen Partnern sehr positiv aufgenommen wurde. Und natürlich bin ich nicht, wie die anderen (Anfänger!) sofort nach Ende des Meetings gegangen, sondern habe noch etwas networking betrieben, bin betont bescheiden auf Details meines Produkts eingegangen, und habe nochmal auf die bereits langjährig bestehende, erfolgreiche Partnerschaft mit unserer Schwester-, äh, Brudergesellschaft hingewiesen. Ein paar Pluspunkte habe ich mir fürs nächste Meeting aufgehoben, wo die eigentliche Produktpräsentation stattfindet, damit ich für alle Fälle noch ein paar Asse im Ärmel habe.
Insgesamt gut gelaufen - ich glaube, das mit der Partnerschaft wird was.

Ja, ok. Es war nur ein Infoabend beim Kindergarten. Aber manchmal fühl ich mich einfach geistig unterfordert.
Genau wie früher in 'echten' business meetings...

27 Juni 2013

Glaubenskrise

Liebe Retortia, Göttin der Schlagfertigkeit. Wie konntest du mich nur so hängen lassen?
Gerade, als ich begann, zu glauben, wir zwei könnten doch noch irgendwann eine funktionierende Anhänger-höheres-Wesen-Beziehung entwickeln?
Denn neulich warst du wirklich mal zur rechten Zeit am rechten Ort bei mir. Neulich, als meine Nachbarin (knapp 70 und Ex-Biolehrerin am Gymnasium!) sich zu der Aussage verstieg, sie sei gegen das Adoptionsrecht für Homosexuelle, weil "kleine Kinder ja alles nachmachen, was die Eltern so tun".
Da standest du neben mir und hast blitzschnell geflüstert: 'Lass dich gar nicht erst auf technische Diskussionen ein. Keine Statistik jetzt, keine Verhaltensbiologie oder -psychologie. Komm einfach zum Punkt.' Und gabst mir die Worte ein: "Na und? Dann werden sie halt schwul. Ist doch nicht schlimm."
Ich war bereit, an dich und deinen Beistand zu glauben.
Aber wo warst du, als ich dich vor einigen Tagen wirklich gebraucht hätte? Als dieser Depp auf dem Spielplatz meinte, mein kleines, noch keine zwei Jahre altes Mädchen in die Schranken dieser so störrisch sexistisch bleibenden Welt verweisen zu müssen.
Du hast bestimmt von Ferne beobachtet, wie ich mit Matilda auf den großen Traktor zuging, auf dem bereits zwei kleine Jungs saßen. Der Vater stand dahinter. Auf dem Traktor war genug Platz, also fragte ich Matilda, ob sie auch rauf will. Woraufhin dieser Idiot doch tatsächlich meinte: "Ach, das ist doch nichts für Mädchen."
Immerhin schaffte ich, ganz ohne Deine Hilfe, ein "Was soll den dieser Schwachsinn?", während ich meine Tochter auf den Traktor hob. Und ja, ich verspüre eine gewisse Befriedigung, dass in diesem Moment offenbar ein niederer Dämon des zusammenhanglosen Unsinns Besitz von ihm ergriff und du es wenigstens nicht verhindert hast, denn er sagte, etwas schuldbewusst: "Ich kenn nur Bauer sucht Frau, nicht Bäuerin sucht Mann."
Ok, das braucht man eigentlich nicht weiter kommentieren. Wer nichts anderes kennt, ist arm genug dran. Aber ich tendiere zu der Vermutung, 'Ich lasse diese Aussage jetzt einfach so für sich stehen' für Fans derartiger Sendungen etwas zu subtil gewesen wäre.
Wo warst du also? Und viel schlimmer, warum kommst du jetzt, Tage später, mit der richtigen Erwiderung - "Na, bei dem Vater werden Ihre Söhne diese Sendung auch bitter nötig haben, wenn sie mal eine Frau finden wollen." -  zu mir?
Das lässt nur zwei Rückschlüsse zu:
1. Es gibt dich gar nicht und ich kehre zu meinem gewohnten Zustand als fröhlich-atheistischer Agnostiker zurück. Und versuche ganz alleine, schlagfertig zu sein, wann immer es geht.
2. Es gibt dich, aber du ist gar nicht die Göttin der Schlagfertigkeit, sondern Malevolentia, die Göttin der Schadenfreude. Und hast grade immensen Spaß, weil ich auch noch alle an meinem Moment scheinbarer Gottverlassenheit teilhaben lasse. Dann schlage ich dir einen Deal vor: Du kommst in Zukunft einfach mit Deiner Schwester Retortia zusammen, und ihr erfreut euch einfach am Elend desjenigen, den ich dank eurer gesammelten Unterstützung zur Schnecke mache.
Ich verspreche auch, dass es nur die trifft, die's verdient haben. Nur für den Fall, dass Iustitia hier auch mitliest...

24 Juni 2013

Rätsel des Alltags

Sicher kennt ihr alle das Rätsel mit dem Mann, der einen Wolf, eine Ziege und einen Kohlkopf mit einem Boot über den Fluss bringen will. (Falls nicht, hier klicken.) Solltet ihr dieses Szenario für etwas zu weit hergeholt halten (ist es tatsächlich so schwierig, den Kohlkopf unter den Arm zu klemmen...?), kann ich euch versichern, dass derartige Situationen im wirklichen Leben ständig vorkommen. Wenn ihr also für ein Rollenspiel, den Roman, den ihr grade schreibt oder zur Unterhaltung eurer Mitfahrer auf einer langen Autofahrt ein realistisches Rätsel brauchen, nehmt doch einfach folgendes:
Eine Mutter ist mit ihrem Kleinkind einkaufen. Sie muss neben dem Kind auch eine Einkaufstüte sowie zwei Tüten Katzenstreu über den Parkplatz zum Auto transportieren. Auf halbem Weg rutscht ihr der Eierkarton aus der Tüte, ein Ei zerbricht und läuft aus. Die Mutter hat jetzt folgende Optionen:
1. Kind und Tüten zum Auto bringen, die Eier mitten auf dem Parkplatz stehen lassen und riskieren, dass ein Auto drüberfährt.
2. Eier und Kind zum Auto bringen, Tüten stehenlassen, selbes Risiko für die Tüten.
3. Eierkarton erstmal provisorisch saubermachen und wieder in die Tüte stecken, dabei riskieren, dass das nicht festgehaltene Kind über den Parkplatz wuselt und ein Auto drüberfährt.
4. Eier und Tüten zuerst zum Auto bringen, Kind stehenlassen, selbes Risiko.
5. Hemmungslos und kinderuntauglich fluchen, die Eier per Weitwurf zum Auto befördern, Rest dorthin tragen und mies gelaunt nach Hause fahren.

Wer a) errät, was ich gemacht habe, b) schöne kindertaugliche hemmungslose Flüche weiß und c) eine sinnvolle Lösung für das Rätsel findet, bekommt von mir eine Portion Rührei.

26 September 2012

Autorität und Macht und deren -losigkeit

Das ist wiedermal so ein Post, bei dem ich nicht weiß, was ich denke, bis ich lese, was ich geschrieben habe.
Seit meine Kinder alt genug sind, um mehr zu wollen, als Essen, Schlafen und frische Windeln - also auch mitunter Dinge, die ich ihnen verweigern muss oder will - stehe ich oft vor der Frage: Autorität, was ist das eigentlich?
Manchmal reicht ein einfaches (oder vier-, fünf- oder sechsfaches) Nein, um unerwünschtes Verhalten zu beenden. Oft sogar mit einem Augenzwinkern, Lächeln oder, im Fall von sich auf den Tisch verirrenden Füßen, etwas Kitzeln. Das ist der Idealzustand, den ich mir wünsche. Mein Kind versteht, was ich will, und tut das, weil es mich respektiert, weil ich es darum bitte, und weil es weiß, dass ich in der Regel nichts Unerfüllbares, Unvernünftiges oder Unerträgliches von ihm verlange. Und mit etwas gut zureden funktioniert sogar scheinber Unerträgliches häufig.
Manchmal müssen auch Grenzen ausgetestet werden. Das gehört zum Leben Lernen dazu, und ich kann meistens ganz gut damit umgehen. Bei Schimpfwörtern zum Beispiel "empöre" ich mich schon bei solchen, die ich eigentlich weniger schlimm finde. So kann Lenny grinsend seine Zehen über eine Grenzlinie strecken, die eigentlich gar keine ist, und wir haben beide unsere Spaß dabei.
Aber gelegentlich hüpfen meine Kinder auch mit beiden Beinen weit über die rote Linie hinweg. Vorzugsweise, wenn sowieso alles stressig ist und ich rein Eltern-Multitasking-Jonglier-Alltags-technisch überfordert bin. Wenn dann noch Matilda zum hundertsten Mal die Finger in die Steckdose steckt, während Lenny beschließt, dass es lustig ist, Mama auf dem Wickeltisch liegend in den Bauch zu treten und dabei den Inhalt der Windel in maximalem Radius überall zu verteilen, dann fehlt sie mir, die Souveränität, die man wohl haben sollte, um Autorität auszustrahlen.
Meistens fällt mir dann nichts besseres ein als schreien, und dann nochmal lauter schreien. Was selten wirkt. (Vor allem Matilda an der Steckdose ist nicht im mindesten beeindruckt.) Und bei mir nur das Gefühl von Hilflosigkeit hinterlässt.
Oder, wie es der Protagonist in einem Lehrerfilm, den ich neulich übersetzt habe, ausdrückte: Of course I send the kids to the headmaster for caning, but never without a sense of defeat.
Soll das so sein? Sind Kinder dazu da, dass man sich hilflos fühlt? Woher nimmt man Autorität, und wie drückt man sie angemessen aus? Auch im Umgang mit Erwachsenen. Wo ich ja in letzter Zeit gefühlt immense Fortschritte gemacht habe. Aber auch, wenn ich mich bei (scheinbaren oder tatsächlichen) Angriffen mittlerweile tapfer zur Wehr setze, bleibt immer dieses Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit.
Vielleicht ziehe ich aus der Tatsache, dass ich überhaupt "angegriffen" werde, immer noch den Schluss, dass auf meiner Stirn in großen Lettern "Opfer" steht. Wobei es in einer auf engem Raum zusammenlebenden Gemeinschaft kaum vermeidbar ist, dass man das ein oder andere Mal dumm angeredet wird, und das wahrscheinlich jedem passiert. Oder gibt es tatsächlich Leute, die - jenseits von körperlichen Merkmalen - genug Autorität, Macht, Unangreifbarkeit ausstrahlen, dass sich keiner traut?
Wenn ja - wie machen die das? Was ist das Geheimnis? Unendliches Selbstbewusstsein hilft sicher. Die Überzeugung, dass einem so etwas nicht passiert? Woher nimmt man die, wenn es schon passiert ist? Neulich habe ich gelesen, dass, wer schon einmal von einem Hund gebissen wurde, sehr wahrscheinlich wieder gebissen wird. Weil er die entsprechenden Signale ausstrahlt.
Das Schlimme ist, nicht nur beim Hund drücken diese Signale die evolutionären Beißknöpfe.
Auch beim Menschen löst die Opferroutine automatische Verhaltensweisen aus. Je hilfloser man sich fühlt, desto lauter schreit man, desto wilder schlägt man um sich. Und desto hilfloser wirkt man.
Teufelskreis? Oder einfach nur eine Tatsache des Lebens, die es zu akzeptieren gilt, mit oder ohne sense of defeat?
Vielleicht finde ich ja irgendwann mal ein gutes Buch zum Thema...

06 August 2012

10 Dinge...

Neulich bin ich auf eine dieser beliebten Internet-Listen gestoßen: 10 Dinge, von denen du nie gedacht hättest, dass du sie mal tun würdest, bevor du Kinder bekommen hast.
Darauf stehen so schöne Dinge wie "Jemandem mit der Hand die Nase putzen" (bereits mehrfach geschehen) oder "Etwas essen, worauf ein anderer schon ausführlich rumgekaut hat" (passiert mir fast täglich).
Bevor ich Kinder bekam, dachte ich, das Ekligste, was ich tun müsste, wäre Windeln wechseln. Man wird einfach nicht darauf vorbereitet, dass man nachts schlaftrunken und brillenlos blind ins Kinderzimmer stolpert und das weinende Kleine tröstend in den Arm nimmt, nur um dann festzustellen, dass kein Alptraum, sondern ein Noro-Virus der Anlass des Geschreis war, und man gerade das Abendessen von gestern umarmt.
Aber meine Kinder wären nicht meine Kinder, wenn sie die Messlatte nicht noch etwas höher legen würden.
Matilda ist im Gegensatz zu Lenny kein großer Esser, aber sie füttert gern Leute. Nicht nur mit Essen, auch mit Spielzeug. Wenn keins verfügbar ist, steckt sie einem einfach den eigenen Finger in den Mund.
Ich lutsche dann genüsslich darauf rum und tue so, als würde er furchtbar gut schmecken.
Heute Morgen schmeckte er aber irgendwie komisch.
Ich zog ihn aus dem Mund und schaute nach: Unter dem Fingernagel war ein kleiner schwarzer Rand.
Ich guckte, wo sie vorher gewesen sein könnte, und entdeckte auf dem Wohnzimmerboden eine Spur aus Katzenstreu, die von dem Punkt, wo ich sie aufgehoben hatte, direkt zum Katzenklo führte (dessen letzte Reinigung natürlich schon etwas zurücklag).
Seither versuche ich, die Erinnerung daran mit viel Mineralwasser zu ertränken und mir einzureden, dass es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen kann. Und zu vergessen, dass Leo seine Kinder irgendwann mit in die Arbeit nehmen wird...

13 April 2012

Freitag der 13. Reloaded With A Vengeance

(Wer zum Lesen einen passenden Soundtrack hören will: Bitteschön.)
Mutter sitzt mit Baby am Frühstückstisch. Aus dem Wohnzimmer hört man die Stimme eines Kindes.
Lenny (klagend): Hab des ausgeschüttet.
Die Mutter nimmt ihr Baby hoch, steht auf und geht nachsehen.
Mutter: Was denn?
Lenny: Mit dem Kabel.
Die Mutter erreicht das Wohnzimmer. Zoom auf den Tisch, wo ein halbvolles Wasserglas steht, in dem ein Laptop-Stromkabel hängt. Kamerafahrt am Kabel entlang bis zur Steckdose - es ist eingesteckt!
Totale. Die Mutter legt das Baby auf dem Sofa ab, reisst das Kabel aus dem Glas und lässt es achtlos beiseite fallen, wendet sich ihrem Sohn zu und hält ihm eine lange, ausführliche Standpauke zum Thema "Kabel sind kein Spielzeug".
Zoom auf das betretene Gesicht des Sohnes, dann auf das besorgte der Mutter. Die Kamera zoomt aus. Stück für Stück wird im Hintergrund das auf dem Sofa liegende Baby sichtbar, das genussvoll an dem immer noch eingesteckten Kabel nuckelt.
Schnitt.

Zeit für die Badewanne. Geruchszoom auf Matilda: Die Windel ist voll. Geruchszoom auf Lenny. (Für das verbleibende Publikum, das offenbar seinen Geruchssinn verloren hat und darum nicht spontan geflüchtet ist: Die Windel ist voll.)
Aufnahme eines laufenden Wasserhahns, die Kamera fährt zurück: Eine Badewanne läuft ein, lustige Schaumblasen bilden sich. Eine Kinderhand, die sich nach dem Wasserhahn ausstreckt, kommt ins Bild.
Die Mutter betritt das Bad, sie hat das Baby auf dem Arm und ermahnt das größere Kind, "keinen Blödsinn zu machen", während sie das Baby wickelt. Die Mutter verlässt das Bad, die Kamera folgt ihr ins Kinderzimmer. Eine Weile erfolgt friedliches Babywickeln. Im Hintergrund hört man das Rauschen des Wasserhahns, der auf- und wieder zu- und wieder aufgedreht wird.
Dann ein Aufschrei.
Lenny: Nass!
Der Sohn kommt ins Kinderzimmer. Er hat den Zustand seiner Oberbekleidung akkurat beschrieben. Die Mutter wendet sich vom Baby ab, das die Gelegenheit nutzt, sämtliche auf dem Wickeltisch befindlichen Gegenstände nach und nach herunterzuwerfen.
Mit ein paar gepresst-verständnisvollen Worten zieht die Mutter dem Sohn das Oberteil aus, er läuft nur mit Hose und Windel bekleidet wieder los. Mit ein paar Handgriffen hat die Mutter das Baby ausgezogen, es ist bereit für die Badewanne. Der Sohn kommt wieder herein.
Lenny: Ich hab ein Kaka!
Mutter (im Umwenden): Ja, ich weiß, du... (hält entsetzt inne)
Nahaufnahme auf den nackten Sohn, der seine volle Windel vor sich herträgt.
Mutter (gezwungen positiv): Du hast ja deine Hose ausgezogen. Ich wusste gar nicht, dass du das kannst. Und die Windel auch!
Sie schnappt sich die Windel. Der Rest der Szene spielt sich im Zeitraffer ab.
Mutter angelt mit freier Hand nach einer Unterlage, auf der sie Baby - ohne Windel - ablegen kann, um zu verhindern, dass es den Teppich vollpieselt. Baby wird abgelegt, Sohn hochgehoben, wieder abgestellt, Mutter rennt in die Küche, ruft ihrem Sohn über die Schulter zu: Rühr dich nicht vom Fleck!, was dieser selbstverständlich nicht verfolgt, sie holt Küchenpapier, mit dem sie den Wickeltisch bedeckt, bevor sie ihren verschmierten Sohn darauf ablegt, beginnt, ihn abzuputzen, streckt die Hand aus, um das erste schmutzige Feuchttuch in den Müll zu werfen - Zwischenschnitt auf den Mülleimer, der auf dem Balkon steht (Achtung: hier auf keinen Fall Geruchszoom einsetzen!). Mutter rennt wieder in die Küche, holt eine neue Mülltüte. Zurück am Wickeltisch greift sie nach einem frischen Feuchttuch, doch die Packung ist leer. Das immer noch verschmierte Kind mit einer Hand festhaltend schafft es die Mutter nach mehrmaligen Versuchen, die neue Packung Tücher zu öffnen, während das Baby zu schreien beginnt.
Zu den beruhigenden Klängen eines Kinderlieds, das die Mutter nur ein ganz kleines bisschen zu schnell zu singen beginnt, fährt die Kamera langsam vom Kinderzimmer zurück ins Bad, wo die Wanne gerade anfängt, überzulaufen...
Langsame Abblende.

14 März 2012

Kernschmelze im Schwimmbad

Statistisch gesehen begehen Frauen angeblich am häufigsten Morde, wenn sie ihre Tage haben. Diese kleine Tatsache nur am Rande, damit ihr wisst, in welcher Grundstimmung ich meinen Tag heute begonnen habe.
Trotzdem stimmte ich dem Vorschlag, meine Neffen zusammen mit meinen beiden Kleinen ins Schwimmbad zu begleiten, relativ begeistert zu - endlich mal wieder Abwechslung von den eigenen vier Wänden bzw. dem Spielplatz vor der Haustür.
Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Wenn Lenny plötzlich beschließt, ins tiefe Becken zu hüpfen, muss ich Matilda erstmal vorsichtig irgendwo sicher ablegen, bevor ich ihn retten kann. Aber ich stellte mich geistig darauf ein, mich in der Luft zu zerreissen, das würde schon gehen.
Gute Lust, irgendwas zu zerreissen, hatte ich ohnehin. Matilda zahnt, d.h. die Nacht war anstrengend, und auch tagsüber ist sie recht quengelig. Lenny dagegen beschränkte sich darauf, zu jeder passenden Gelegenheit loszuheulen: Beim Abholen von der Tagesmutter (weil wir erst nach Hause fuhren, um etwas zu essen, statt sofort ins Schwimmbad), beim Essen (weil es Schinkennudeln gab statt Nudeln mit Pesto), beim Aufbrechen (weil wir ins Schwimmbad fahren wollten, statt daheim zu bleiben).
Im Schwimmbad angekommen stellte ich fest, dass es für die ca. 12 gerade ankommenden Familien genau eine große Kabine gab. (Die war natürlich schon besetzt.) Der Rest war auf den sich allein umziehenden Erwachsenen ausgelegt. Sammelkabinen sind offenbar out. Also musste ich mich halt bei offener Tür umziehen, weil sich diese mit 2 Kindern, Sporttasche und Babyschale in der Kabine einfach nicht mehr schließen ließ.
Nachdem wir also mit Anreise und Umziehen ca. 1,5 Stunden verbracht hatten, folgte eine halbwegs harmonische halbe Stunde im Wasser. Lenny hatte großen Spaß, also ist unschwer zu erwarten, wie er auf meine Ankündigung reagierte, dass wir jetzt wieder gehen müssten. Aber das Wasser im Babybecken war um einiges kälter als das im großen Becken, und ich habe keine Lust, dass Matilda sich zu ihren Zähnen auch noch erkältet.
Ich versuchte also, die Kleine abzutrocknen, während ich mit halbem Auge den heulenden Großen überwachen musste, der sich standhaft weigerte, das tiefe Becken zu verlassen. Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, dass jemand offenbar Wasser in meine (oben auf einer Bank weit weg von den Becken stehende) Babyschale geschüttet hatte. Während ich Lenny in seinen Bademantel (den er hasst, was er laut kundtat) steckte, fiel Matilda ein, dass Schwimmen hungrig macht, was sie ihrerseits auf babytypische Weise kommunizierte.
In der Kabine wurde wenigstens Lenny kurzzeitig ruhig, nachdem ich die beiden laut angeschrien hatte, dass sie die Klappe halten sollten. So schnell es ging, zog ich die beiden und mich selbst an, um Matilda draußen dann endlich stillen zu können. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob das bei meinem Adrenalinlevel wirklich zu ihrer Beruhigung beigetragen hätte.
Als wir die Kabine verließen, streckte ein älterer Mann seinen Kopf aus seiner Kabine und wagte es zu sagen: "Sie gehen wohl zum Schreien ins Schwimmbad."
Ich sah ihn an, in der Annahme, mich verhört zu haben, doch sein Gesichtsausdruck bestätigte seine Worte.
Ich weiß nicht, was er in meinem Gesicht gesehen hat, aber es hat ihn wohl gerettet, denn er schaffte es, seine Tür zu schließen, bevor ich bei ihm war, und mit etwas Kraftaufwand gelang es ihm sogar, sie zuzuhalten, bis er sie versperren konnte. Andere Kabinentüren öffneten sich, um zu sehen, was es mit der schreienden Furie auf sich hatte, die da an die Tür hämmerte und brüllte: "Ich will, dass Sie sich sofort bei mir entschuldigen, Sie blödes Arschloch!"

Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn er die Tür nicht zugemacht hätte. Vermutlich hätte ich ihn nicht tätlich angegriffen. Vielleicht hätte ich ihn beim Kragen gepackt, wenn er angezogen gewesen wäre. Vielleicht hätte ich ihm nur ins Gesicht gebrüllt. Fakt ist: Dieser leicht überzogene, aber durchaus berechtigte Wutausbruch war nicht ausschließlich meiner Überforderung und meiner Hormonlage geschuldet. Sondern auch einer inneren Stimme, die mir immer öfter sagt, ich soll mir nichts gefallen lassen. Und diese Stimme sorgt dafür, dass ich mich trotz Kontrollverlust, trotz der Peinlichkeit der Situation (ich glaube, ich habe ein paar von den verschreckt aus ihren Kabinen guckenden Unbeteiligten auch noch angeschnauzt), trotz des neuen (?) Schimpwortes, das meine Neffen jetzt gelernt haben und trotz der schmerzenden Hand kein bisschen schlecht bei der Sache fühle. Ganz im Gegenteil: So entspannt war ich schon lange nicht mehr.
Vielleicht wird ja doch nochmal ein Kämpfer aus mir. :)

29 Februar 2012

In Frieden fallen

(Gleich wird's ein bisschen kitschig, aber ich kann nichts dafür, mein Unterbewusstsein ist schuld.)
Träume vom Fallen sind für mich mit die allerschlimmsten, von der Sorte, wo man schweißgebadet aufwacht, oder schlimmer, kurz vor dem Fallen endlos am Abgrund balanciert und nicht aufwachen kann. Wenn es mir Träume vom Fallen schickt, will mein Unterbewusstsein mir wohl sehr eindrücklich etwas kommunizieren. (Dass es um mich fürchtet, weil ich irgendein zu großes Risiko eingehe? Dass ich verlassen werden könnte? Oder mich selbst im Stich lasse?)
Schon lange habe ich nicht mehr vom Fallen geträumt, aber neulich war es wieder soweit: Ich war mit Leo zusammen in einem sehr hohen Gebäude. Wir waren auf der Flucht, und wie in jedem schlechten Horrorfilm rannten wir nach oben. Auf dem Dach angekommen fanden wir einen Außenaufzug - einen baufälligen Käfig, der gerade außerhalb unserer Reichweite hing. Ich machte mich für einen Sprung über den Abgrund bereit, und das übliche Ich-werde-gleich-fallen-Ziehen im Bauch stellte sich ein. Aber was für eine Wahl hat man, wenn einen fiese Traum-Feinde verfolgen?
Da legte mir Leo den Arm um die Schulter, führte mich weg vom Aufzug an den Rand des Daches und sagte: "Wir kommen hier auch anders runter."
Er klang sehr entschlossen, so entschlossen, dass ich mir nicht sicher war, ob er einen Plan B hatte, oder ob er nur meinte, bevor die uns kriegen, springen wir lieber in den Tod.
Ich war erst skeptisch, dachte mir dann aber: Wenn es keinen Plan B gibt, sterbe ich eben in seinen Armen, und das ist ok.
Und wir sprangen, ohne Zögern und ohne jede Spur von Angst.
(Und ja, es gab einen Plan B, wir sind nicht gestorben, aber das war gar nicht mehr so wichtig.)

Ich könnte jetzt lange darüber spekulieren, was dieser Traum bedeutet, was mir mein Unterbewusstsein damit alles sagen will. Kontrolle abgeben, loslassen, Vertrauen und Vertrautheit, die Freiheit von Angst. Aber ich glaube, eigentlich will es mir nur eines mitteilen: Ich fühl mich gut.

Ungefähr so: Optimist

25 Februar 2012

Fröhlich-therapeutisches Rumgezicke

Szene vor dem Supermarkt: Auf dem Eltern-Kind-Parkplatz stehen zwei typische Familienkutschen und, schön in der Mitte dazwischen, ein dottergelber Sportwagen, in den garantiert kein Kindersitz passt.
Während wir unsere Einkäufe einladen, kommt die Besitzerin des Wagens - etwa Ende 50 und offensichtlich ohne Kind - und legt ihre kleine Einkaufstüte in den Kofferraum. Als ich gerade Lenny ein seinen Sitz packe, will sie an mir vorbei - und klappt meine Wagentür, in der ich gerade stehe, etwas weiter zu, so dass ich mich nicht mehr bewegen kann.
Ich: Entschuldigung, ich muss hier noch mein Kind anschnallen.
Sie: Macht nichts, ich komm schon vorbei.
Ich: Das ist ja schön für Sie, aber ich habe keinen Platz mehr.
Sie: Ja, da haben Sie wohl etwas zu weit drüben geparkt.
Ich (deren Auto perfekt in der Mitte der Parkplatzmarkierung stand): Eigentlich ist das hier sowieso ein Eltern-Kind-Parkplatz.
Sie: Äh, ich hab einen Hund dabei.
Schlägt die Autotüre zu und fährt mit wummerndem Motor davon.

Vor nicht allzu langer Zeit wäre ich in dieser Situation spätestens nach ihrem 'Macht nichts' verstummt, hätte mich aber die ganze Autofahrt nach Hause lang geärgert. Aufgeregt habe ich mich heute natürlich auch über so viel Unverschämtheit auf einem Haufen. War aber dabei trotz allem seltsam gut gelaunt. Weil mindestens drei bis vier Therapeuten auf der Rückbank saßen, sich gegenseitig gratulierend die Hände schüttelten und mir auf die Schulter klopften.
Oberflächlich gesehen habe ich mit diesem Wortwechsel ja überhaupt nichts erreicht. Ich bin sicher, die Frau hat sich nicht mehr als drei Sekunden darüber Gedanken gemacht. Wenn ich aber über den unbezahlbaren Reichtum nachdenke, den ich gewonnen habe - meine Würde, meinen eigenen Raum, den sie mir gedankenloserweise zu nehmen versucht hat, mein Selbstbewusstsein - dann scheint mir der Preis für so ein Sportwagenei dagegen geradezu lächerlich.
Und nicht zuletzt ist da der kleine, schadenfrohe Triumph, das letzte sinnvolle Argument in einem Streitgespräch gehabt zu haben. Mal ehrlich: "Ich habe einen Hund dabei"? Wie hilflos ist das denn? Höchstens einen Vogel hast du, dämliche Sumpfdotterkuh! :)

08 Februar 2012

Mama, der organisierte Clown

Heute Morgen hat Lenny darauf bestanden, mir die Nase mit Penatencreme einzucremen. Ist so ein Spiel, das er normalerweise mit Nivea macht. Ich verteile die Creme dann auf Nase und Lippen und wir finden's lustig. Das Penaten allerdings viel langsamer einzieht als Nivea, fiel mir erst im Auto auf dem Weg zur Tagesmutter ein. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigte meine Befürchtung: Ich sah aus wie ein Clown.
Mein erster Gedanke bei diesem Anblick galt aber nicht dem nahenden Fasching, sondern lautete ungefähr so: Prima, wenn ich so der Tagesmutter gegenübertrete, hält sie mich für organisiert genug, dass ich Zeit habe, Kosmetika zu benutzen und klar genug denken kann, mir ob der Kälte die Lippen einzucremen.
Und habe mich einen Moment lang ehrlich und ernsthaft darüber gefreut. o_0

21 Januar 2012

The essence of it

Ich: Lenny, komm mal her, ich heb dich hoch, dann siehst du den Sonnenaufgang.
Lenny (auf meinem Arm aus dem Fenster schauend): Oh, hell.
Ich (schnüffelnd): Äh, ja schön, aber jetzt sollten wir schnell Windeln wechseln...
Wenn das keine treffende Jobbeschreibung fürs Elternsein ist. Wir zeigen unseren Kindern, wie schön die Welt ist, und machen ihren Dreck weg.
:)

19 Dezember 2011

Winter

Heute Morgen: Gute Musik im Radio, ein friedlich schlafendes Kind neben mir, ein einzelner Sonnenstrahl, der sich in einer einzelnen, langsam auf der Windschutzscheibe zerschmelzenden Schneeflocke bricht. Und da ist es wieder, dieses unwillkürliche, unwiderstehliche, sich unaufhaltsam in mir ausbreitende Tanja-Grinsen, das mich daran erinnert, dass mein persönlicher Winter vorbei ist. Was nicht heißt, dass er nie wieder kommen kann. Aber hier und jetzt - ist er nicht.
:)

24 September 2011

Schlaflos in Garching

Momentan liegt dieser Blog ziemlich brach. Ich bitte den geneigten Leser, das zu entschuldigen und etwas Geduld zu haben. Der Grund dafür, so kann ich versichern, ist extrem niedlich und liebenswert (wenn sie nicht gerade zum 1000. Mal in der Nacht gefüttert werden will). Zum Beweis dafür schon mal ein erstes Foto, weitere werden sicherlich folgen:


Zum Beweis dafür, dass wir momentan nicht in der Lage sind, zusammenhängend zu bloggen, exemplarisch zwei Dialoge:

I.
Leo: Also, heute habe ich den Schlafmangel in der Arbeit schon ganz schön gespürt.
Tanja: Oh, du Armer, konntest du dich schlecht konzentrieren?
Leo: Bei was?

II.
Lenny: Baby hin? [=Wo ist das Baby hin?]
Tanja: Das Baby ist hier, es liegt auf dem... dem... äh...
Lenny (hilfreich): Sessel!

01 September 2011

Das kann sie nicht von mir haben... (Waaaah II)

Unsere Tochter ist sowas von pünktlich - wenn sie sich noch knapp 2h Zeit lässt, kommt sie genau zum Termin.
Drückt uns die Daumen!

26 August 2011

Inspiration (hoffentlich)

Aus reiner Verzweiflung fange ich jetzt schon wieder an zu dichten. Wenn die Kleine sich davon nicht inspirieren lässt, dann weiß ich auch nicht mehr...
Das Original zum Mithören gibt's hier.

Es geht los
Ich zerbeiß die Nabelschnur, trete die Fruchtblase los.
Ich zerreiß die Plazenta, vergrabt sie im Hof!
Ich leite die Wehen ein, alles was mich hält lass ich los.
Das Fruchtwasser schmeckt schon wie 'n labbriger Toast.
Mach mir 'n Fläschchen, Mamas Brust ist jetzt meins.
Bin das Update, Baby-Stress 1.1
Ich will abshaken, feiern, doch mein Teich ist zu klein.
Mir wächst 'ne neue Reihe Beißer wie bei 'nem weißen Hai.
Gewachst, gedoped, poliert, noch ganz ohne Zähne.
Ich bin euphorisiert und habe teure Pläne.
Ich kaufe ganz ohne Geld Bagger und Walzen und Kräne.
Stürze mich auf die Welt, drück auf die Sirene.
Ich baue schöne Klötzchentürme, die ich von meinem Bruder stehle.
Ich bin die Abrissbirne für die B-B-B-Braun-Familie.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, komm raus.
Die Welt mit Bauch bedeckt, doch ich will sehn wo’s hingeht.
Den Kopf schnell rausgestreckt, weil draußen frischer Wind weht.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Ich hab diese blöde Stellung satt, wie lange soll ich hier noch hocken?
Stoß mich einmal kräftig ab, und dann werd ich rausploppen!
Ich bin komplett renoviert, Eltern haben was zu glotzen.
Kerngesund, durchtrainiert, Weltmeister im Schach und Boxen.
Nur noch konkret treten, gib mir 'nen Arm oder 'n Bein.
Schluss mit Larifari, ich tret‘ Mama bis sie richtig weint.
Komme ich hier jemals raus, will ich da nie wieder rein.
Ich will krabbeln, laufen, springen und vor allem endlich schreien!
Mir platzt der Kopf, wo ist hier bloß der Ausgang?
Ich such den Knopf und das Schild wo steht „Da lang“.
Zwing Mama zum Glück, dann ist der Papa dran.
Alles spielt verrückt, feiert, weil ich endlich raus kann.
Ich seh besser aus als Barbie und bin 'ne Frau des Volkes.
Bereit die Welt zu retten, auch wenn das vielleicht zu viel gewollt ist.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, komm raus.
Hier ist der Platz verbraucht, das Wachsen fällt mir schwer.
Bye Bye ich muss hier raus, die Wände kommen näher.
Die Welt mit Bauch bedeckt, doch ich will sehn wo’s hingeht.
Den Kopf schnell rausgestreckt, weil draußen frischer Wind weht.
Hey, es geht los, ich komm raus!

11 August 2011

Warten

Das Kinderzimmer ist neu hergerichtet, mit neuem Schrank ausgestattet, das Babybett ist aufgebaut, Babyklamotten (alle blau oder braun, auch wenn ich ganz sicher bin, dass Lenny sowas Winziges nie getragen hat) sind aus dem Keller geholt und nahe der Wickelkommode verstaut.
Letzte Hamsterkäufe sind erledigt, der neue Kühlschrank ist mit Tiefkühlware und Fertiggerichten gefüllt, die wahrscheinlich nochmal das gleiche wert sind wie das Gerät.
Sämtlicher Verwaltungskram, inklusive Ablage (!) ist erledigt.
Hebamme und Krankenhaus wissen Bescheid, entsprechende Telefonnummern sind in meinem Handy einprogrammiert.
Verschiedene Fahr-, Übernachtungs- und Babysitterszenarios für verschiedene Wochentage/Tageszeiten der Geburt sind durchgeplant.
Die Kliniktasche ist gepackt.
Vorbereiteter kann man nicht sein.
Und trotzdem sind es immer noch drei Wochen bis zum Geburtstermin.
Bitte bitte bitte liebes Kind, komm früher!