Das ist wiedermal so ein Post, bei dem ich nicht weiß, was ich denke, bis ich lese, was ich geschrieben habe.
Seit meine Kinder alt genug sind, um mehr zu wollen, als Essen, Schlafen und frische Windeln - also auch mitunter Dinge, die ich ihnen verweigern muss oder will - stehe ich oft vor der Frage: Autorität, was ist das eigentlich?
Manchmal reicht ein einfaches (oder vier-, fünf- oder sechsfaches) Nein, um unerwünschtes Verhalten zu beenden. Oft sogar mit einem Augenzwinkern, Lächeln oder, im Fall von sich auf den Tisch verirrenden Füßen, etwas Kitzeln. Das ist der Idealzustand, den ich mir wünsche. Mein Kind versteht, was ich will, und tut das, weil es mich respektiert, weil ich es darum bitte, und weil es weiß, dass ich in der Regel nichts Unerfüllbares, Unvernünftiges oder Unerträgliches von ihm verlange. Und mit etwas gut zureden funktioniert sogar scheinber Unerträgliches häufig.
Manchmal müssen auch Grenzen ausgetestet werden. Das gehört zum Leben Lernen dazu, und ich kann meistens ganz gut damit umgehen. Bei Schimpfwörtern zum Beispiel "empöre" ich mich schon bei solchen, die ich eigentlich weniger schlimm finde. So kann Lenny grinsend seine Zehen über eine Grenzlinie strecken, die eigentlich gar keine ist, und wir haben beide unsere Spaß dabei.
Aber gelegentlich hüpfen meine Kinder auch mit beiden Beinen weit über die rote Linie hinweg. Vorzugsweise, wenn sowieso alles stressig ist und ich rein Eltern-Multitasking-Jonglier-Alltags-technisch überfordert bin. Wenn dann noch Matilda zum hundertsten Mal die Finger in die Steckdose steckt, während Lenny beschließt, dass es lustig ist, Mama auf dem Wickeltisch liegend in den Bauch zu treten und dabei den Inhalt der Windel in maximalem Radius überall zu verteilen, dann fehlt sie mir, die Souveränität, die man wohl haben sollte, um Autorität auszustrahlen.
Meistens fällt mir dann nichts besseres ein als schreien, und dann nochmal lauter schreien. Was selten wirkt. (Vor allem Matilda an der Steckdose ist nicht im mindesten beeindruckt.) Und bei mir nur das Gefühl von Hilflosigkeit hinterlässt.
Oder, wie es der Protagonist in einem Lehrerfilm, den ich neulich übersetzt habe, ausdrückte: Of course I send the kids to the headmaster for caning, but never without a sense of defeat.
Soll das so sein? Sind Kinder dazu da, dass man sich hilflos fühlt? Woher nimmt man Autorität, und wie drückt man sie angemessen aus? Auch im Umgang mit Erwachsenen. Wo ich ja in letzter Zeit gefühlt immense Fortschritte gemacht habe. Aber auch, wenn ich mich bei (scheinbaren oder tatsächlichen) Angriffen mittlerweile tapfer zur Wehr setze, bleibt immer dieses Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit.
Vielleicht ziehe ich aus der Tatsache, dass ich überhaupt "angegriffen" werde, immer noch den Schluss, dass auf meiner Stirn in großen Lettern "Opfer" steht. Wobei es in einer auf engem Raum zusammenlebenden Gemeinschaft kaum vermeidbar ist, dass man das ein oder andere Mal dumm angeredet wird, und das wahrscheinlich jedem passiert. Oder gibt es tatsächlich Leute, die - jenseits von körperlichen Merkmalen - genug Autorität, Macht, Unangreifbarkeit ausstrahlen, dass sich keiner traut?
Wenn ja - wie machen die das? Was ist das Geheimnis? Unendliches Selbstbewusstsein hilft sicher. Die Überzeugung, dass einem so etwas nicht passiert? Woher nimmt man die, wenn es schon passiert ist? Neulich habe ich gelesen, dass, wer schon einmal von einem Hund gebissen wurde, sehr wahrscheinlich wieder gebissen wird. Weil er die entsprechenden Signale ausstrahlt.
Das Schlimme ist, nicht nur beim Hund drücken diese Signale die evolutionären Beißknöpfe.
Auch beim Menschen löst die Opferroutine automatische Verhaltensweisen aus. Je hilfloser man sich fühlt, desto lauter schreit man, desto wilder schlägt man um sich. Und desto hilfloser wirkt man.
Teufelskreis? Oder einfach nur eine Tatsache des Lebens, die es zu akzeptieren gilt, mit oder ohne sense of defeat?
Vielleicht finde ich ja irgendwann mal ein gutes Buch zum Thema...
26 September 2012
06 August 2012
10 Dinge...
Neulich bin ich auf eine dieser beliebten Internet-Listen gestoßen: 10 Dinge, von denen du nie gedacht hättest, dass du sie mal tun würdest, bevor du Kinder bekommen hast.
Darauf stehen so schöne Dinge wie "Jemandem mit der Hand die Nase putzen" (bereits mehrfach geschehen) oder "Etwas essen, worauf ein anderer schon ausführlich rumgekaut hat" (passiert mir fast täglich).
Bevor ich Kinder bekam, dachte ich, das Ekligste, was ich tun müsste, wäre Windeln wechseln. Man wird einfach nicht darauf vorbereitet, dass man nachts schlaftrunken und brillenlos blind ins Kinderzimmer stolpert und das weinende Kleine tröstend in den Arm nimmt, nur um dann festzustellen, dass kein Alptraum, sondern ein Noro-Virus der Anlass des Geschreis war, und man gerade das Abendessen von gestern umarmt.
Aber meine Kinder wären nicht meine Kinder, wenn sie die Messlatte nicht noch etwas höher legen würden.
Matilda ist im Gegensatz zu Lenny kein großer Esser, aber sie füttert gern Leute. Nicht nur mit Essen, auch mit Spielzeug. Wenn keins verfügbar ist, steckt sie einem einfach den eigenen Finger in den Mund.
Ich lutsche dann genüsslich darauf rum und tue so, als würde er furchtbar gut schmecken.
Heute Morgen schmeckte er aber irgendwie komisch.
Ich zog ihn aus dem Mund und schaute nach: Unter dem Fingernagel war ein kleiner schwarzer Rand.
Ich guckte, wo sie vorher gewesen sein könnte, und entdeckte auf dem Wohnzimmerboden eine Spur aus Katzenstreu, die von dem Punkt, wo ich sie aufgehoben hatte, direkt zum Katzenklo führte (dessen letzte Reinigung natürlich schon etwas zurücklag).
Seither versuche ich, die Erinnerung daran mit viel Mineralwasser zu ertränken und mir einzureden, dass es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen kann. Und zu vergessen, dass Leo seine Kinder irgendwann mit in die Arbeit nehmen wird...
Darauf stehen so schöne Dinge wie "Jemandem mit der Hand die Nase putzen" (bereits mehrfach geschehen) oder "Etwas essen, worauf ein anderer schon ausführlich rumgekaut hat" (passiert mir fast täglich).
Bevor ich Kinder bekam, dachte ich, das Ekligste, was ich tun müsste, wäre Windeln wechseln. Man wird einfach nicht darauf vorbereitet, dass man nachts schlaftrunken und brillenlos blind ins Kinderzimmer stolpert und das weinende Kleine tröstend in den Arm nimmt, nur um dann festzustellen, dass kein Alptraum, sondern ein Noro-Virus der Anlass des Geschreis war, und man gerade das Abendessen von gestern umarmt.
Aber meine Kinder wären nicht meine Kinder, wenn sie die Messlatte nicht noch etwas höher legen würden.
Matilda ist im Gegensatz zu Lenny kein großer Esser, aber sie füttert gern Leute. Nicht nur mit Essen, auch mit Spielzeug. Wenn keins verfügbar ist, steckt sie einem einfach den eigenen Finger in den Mund.
Ich lutsche dann genüsslich darauf rum und tue so, als würde er furchtbar gut schmecken.
Heute Morgen schmeckte er aber irgendwie komisch.
Ich zog ihn aus dem Mund und schaute nach: Unter dem Fingernagel war ein kleiner schwarzer Rand.
Ich guckte, wo sie vorher gewesen sein könnte, und entdeckte auf dem Wohnzimmerboden eine Spur aus Katzenstreu, die von dem Punkt, wo ich sie aufgehoben hatte, direkt zum Katzenklo führte (dessen letzte Reinigung natürlich schon etwas zurücklag).
Seither versuche ich, die Erinnerung daran mit viel Mineralwasser zu ertränken und mir einzureden, dass es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen kann. Und zu vergessen, dass Leo seine Kinder irgendwann mit in die Arbeit nehmen wird...
13 April 2012
Freitag der 13. Reloaded With A Vengeance
(Wer zum Lesen einen passenden Soundtrack hören will: Bitteschön.)
Mutter sitzt mit Baby am Frühstückstisch. Aus dem Wohnzimmer hört man die Stimme eines Kindes.
Lenny (klagend): Hab des ausgeschüttet.
Die Mutter nimmt ihr Baby hoch, steht auf und geht nachsehen.
Mutter: Was denn?
Lenny: Mit dem Kabel.
Die Mutter erreicht das Wohnzimmer. Zoom auf den Tisch, wo ein halbvolles Wasserglas steht, in dem ein Laptop-Stromkabel hängt. Kamerafahrt am Kabel entlang bis zur Steckdose - es ist eingesteckt!
Totale. Die Mutter legt das Baby auf dem Sofa ab, reisst das Kabel aus dem Glas und lässt es achtlos beiseite fallen, wendet sich ihrem Sohn zu und hält ihm eine lange, ausführliche Standpauke zum Thema "Kabel sind kein Spielzeug".
Zoom auf das betretene Gesicht des Sohnes, dann auf das besorgte der Mutter. Die Kamera zoomt aus. Stück für Stück wird im Hintergrund das auf dem Sofa liegende Baby sichtbar, das genussvoll an dem immer noch eingesteckten Kabel nuckelt.
Schnitt.
Zeit für die Badewanne. Geruchszoom auf Matilda: Die Windel ist voll. Geruchszoom auf Lenny. (Für das verbleibende Publikum, das offenbar seinen Geruchssinn verloren hat und darum nicht spontan geflüchtet ist: Die Windel ist voll.)
Aufnahme eines laufenden Wasserhahns, die Kamera fährt zurück: Eine Badewanne läuft ein, lustige Schaumblasen bilden sich. Eine Kinderhand, die sich nach dem Wasserhahn ausstreckt, kommt ins Bild.
Die Mutter betritt das Bad, sie hat das Baby auf dem Arm und ermahnt das größere Kind, "keinen Blödsinn zu machen", während sie das Baby wickelt. Die Mutter verlässt das Bad, die Kamera folgt ihr ins Kinderzimmer. Eine Weile erfolgt friedliches Babywickeln. Im Hintergrund hört man das Rauschen des Wasserhahns, der auf- und wieder zu- und wieder aufgedreht wird.
Dann ein Aufschrei.
Lenny: Nass!
Der Sohn kommt ins Kinderzimmer. Er hat den Zustand seiner Oberbekleidung akkurat beschrieben. Die Mutter wendet sich vom Baby ab, das die Gelegenheit nutzt, sämtliche auf dem Wickeltisch befindlichen Gegenstände nach und nach herunterzuwerfen.
Mit ein paar gepresst-verständnisvollen Worten zieht die Mutter dem Sohn das Oberteil aus, er läuft nur mit Hose und Windel bekleidet wieder los. Mit ein paar Handgriffen hat die Mutter das Baby ausgezogen, es ist bereit für die Badewanne. Der Sohn kommt wieder herein.
Lenny: Ich hab ein Kaka!
Mutter (im Umwenden): Ja, ich weiß, du... (hält entsetzt inne)
Nahaufnahme auf den nackten Sohn, der seine volle Windel vor sich herträgt.
Mutter (gezwungen positiv): Du hast ja deine Hose ausgezogen. Ich wusste gar nicht, dass du das kannst. Und die Windel auch!
Sie schnappt sich die Windel. Der Rest der Szene spielt sich im Zeitraffer ab.
Mutter angelt mit freier Hand nach einer Unterlage, auf der sie Baby - ohne Windel - ablegen kann, um zu verhindern, dass es den Teppich vollpieselt. Baby wird abgelegt, Sohn hochgehoben, wieder abgestellt, Mutter rennt in die Küche, ruft ihrem Sohn über die Schulter zu: Rühr dich nicht vom Fleck!, was dieser selbstverständlich nicht verfolgt, sie holt Küchenpapier, mit dem sie den Wickeltisch bedeckt, bevor sie ihren verschmierten Sohn darauf ablegt, beginnt, ihn abzuputzen, streckt die Hand aus, um das erste schmutzige Feuchttuch in den Müll zu werfen - Zwischenschnitt auf den Mülleimer, der auf dem Balkon steht (Achtung: hier auf keinen Fall Geruchszoom einsetzen!). Mutter rennt wieder in die Küche, holt eine neue Mülltüte. Zurück am Wickeltisch greift sie nach einem frischen Feuchttuch, doch die Packung ist leer. Das immer noch verschmierte Kind mit einer Hand festhaltend schafft es die Mutter nach mehrmaligen Versuchen, die neue Packung Tücher zu öffnen, während das Baby zu schreien beginnt.
Zu den beruhigenden Klängen eines Kinderlieds, das die Mutter nur ein ganz kleines bisschen zu schnell zu singen beginnt, fährt die Kamera langsam vom Kinderzimmer zurück ins Bad, wo die Wanne gerade anfängt, überzulaufen...
Langsame Abblende.
Mutter sitzt mit Baby am Frühstückstisch. Aus dem Wohnzimmer hört man die Stimme eines Kindes.
Lenny (klagend): Hab des ausgeschüttet.
Die Mutter nimmt ihr Baby hoch, steht auf und geht nachsehen.
Mutter: Was denn?
Lenny: Mit dem Kabel.
Die Mutter erreicht das Wohnzimmer. Zoom auf den Tisch, wo ein halbvolles Wasserglas steht, in dem ein Laptop-Stromkabel hängt. Kamerafahrt am Kabel entlang bis zur Steckdose - es ist eingesteckt!
Totale. Die Mutter legt das Baby auf dem Sofa ab, reisst das Kabel aus dem Glas und lässt es achtlos beiseite fallen, wendet sich ihrem Sohn zu und hält ihm eine lange, ausführliche Standpauke zum Thema "Kabel sind kein Spielzeug".
Zoom auf das betretene Gesicht des Sohnes, dann auf das besorgte der Mutter. Die Kamera zoomt aus. Stück für Stück wird im Hintergrund das auf dem Sofa liegende Baby sichtbar, das genussvoll an dem immer noch eingesteckten Kabel nuckelt.
Schnitt.
Zeit für die Badewanne. Geruchszoom auf Matilda: Die Windel ist voll. Geruchszoom auf Lenny. (Für das verbleibende Publikum, das offenbar seinen Geruchssinn verloren hat und darum nicht spontan geflüchtet ist: Die Windel ist voll.)
Aufnahme eines laufenden Wasserhahns, die Kamera fährt zurück: Eine Badewanne läuft ein, lustige Schaumblasen bilden sich. Eine Kinderhand, die sich nach dem Wasserhahn ausstreckt, kommt ins Bild.
Die Mutter betritt das Bad, sie hat das Baby auf dem Arm und ermahnt das größere Kind, "keinen Blödsinn zu machen", während sie das Baby wickelt. Die Mutter verlässt das Bad, die Kamera folgt ihr ins Kinderzimmer. Eine Weile erfolgt friedliches Babywickeln. Im Hintergrund hört man das Rauschen des Wasserhahns, der auf- und wieder zu- und wieder aufgedreht wird.
Dann ein Aufschrei.
Lenny: Nass!
Der Sohn kommt ins Kinderzimmer. Er hat den Zustand seiner Oberbekleidung akkurat beschrieben. Die Mutter wendet sich vom Baby ab, das die Gelegenheit nutzt, sämtliche auf dem Wickeltisch befindlichen Gegenstände nach und nach herunterzuwerfen.
Mit ein paar gepresst-verständnisvollen Worten zieht die Mutter dem Sohn das Oberteil aus, er läuft nur mit Hose und Windel bekleidet wieder los. Mit ein paar Handgriffen hat die Mutter das Baby ausgezogen, es ist bereit für die Badewanne. Der Sohn kommt wieder herein.
Lenny: Ich hab ein Kaka!
Mutter (im Umwenden): Ja, ich weiß, du... (hält entsetzt inne)
Nahaufnahme auf den nackten Sohn, der seine volle Windel vor sich herträgt.
Mutter (gezwungen positiv): Du hast ja deine Hose ausgezogen. Ich wusste gar nicht, dass du das kannst. Und die Windel auch!
Sie schnappt sich die Windel. Der Rest der Szene spielt sich im Zeitraffer ab.
Mutter angelt mit freier Hand nach einer Unterlage, auf der sie Baby - ohne Windel - ablegen kann, um zu verhindern, dass es den Teppich vollpieselt. Baby wird abgelegt, Sohn hochgehoben, wieder abgestellt, Mutter rennt in die Küche, ruft ihrem Sohn über die Schulter zu: Rühr dich nicht vom Fleck!, was dieser selbstverständlich nicht verfolgt, sie holt Küchenpapier, mit dem sie den Wickeltisch bedeckt, bevor sie ihren verschmierten Sohn darauf ablegt, beginnt, ihn abzuputzen, streckt die Hand aus, um das erste schmutzige Feuchttuch in den Müll zu werfen - Zwischenschnitt auf den Mülleimer, der auf dem Balkon steht (Achtung: hier auf keinen Fall Geruchszoom einsetzen!). Mutter rennt wieder in die Küche, holt eine neue Mülltüte. Zurück am Wickeltisch greift sie nach einem frischen Feuchttuch, doch die Packung ist leer. Das immer noch verschmierte Kind mit einer Hand festhaltend schafft es die Mutter nach mehrmaligen Versuchen, die neue Packung Tücher zu öffnen, während das Baby zu schreien beginnt.
Zu den beruhigenden Klängen eines Kinderlieds, das die Mutter nur ein ganz kleines bisschen zu schnell zu singen beginnt, fährt die Kamera langsam vom Kinderzimmer zurück ins Bad, wo die Wanne gerade anfängt, überzulaufen...
Langsame Abblende.
14 März 2012
Kernschmelze im Schwimmbad
Statistisch gesehen begehen Frauen angeblich am häufigsten Morde, wenn sie ihre Tage haben. Diese kleine Tatsache nur am Rande, damit ihr wisst, in welcher Grundstimmung ich meinen Tag heute begonnen habe.
Trotzdem stimmte ich dem Vorschlag, meine Neffen zusammen mit meinen beiden Kleinen ins Schwimmbad zu begleiten, relativ begeistert zu - endlich mal wieder Abwechslung von den eigenen vier Wänden bzw. dem Spielplatz vor der Haustür.
Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Wenn Lenny plötzlich beschließt, ins tiefe Becken zu hüpfen, muss ich Matilda erstmal vorsichtig irgendwo sicher ablegen, bevor ich ihn retten kann. Aber ich stellte mich geistig darauf ein, mich in der Luft zu zerreissen, das würde schon gehen.
Gute Lust, irgendwas zu zerreissen, hatte ich ohnehin. Matilda zahnt, d.h. die Nacht war anstrengend, und auch tagsüber ist sie recht quengelig. Lenny dagegen beschränkte sich darauf, zu jeder passenden Gelegenheit loszuheulen: Beim Abholen von der Tagesmutter (weil wir erst nach Hause fuhren, um etwas zu essen, statt sofort ins Schwimmbad), beim Essen (weil es Schinkennudeln gab statt Nudeln mit Pesto), beim Aufbrechen (weil wir ins Schwimmbad fahren wollten, statt daheim zu bleiben).
Im Schwimmbad angekommen stellte ich fest, dass es für die ca. 12 gerade ankommenden Familien genau eine große Kabine gab. (Die war natürlich schon besetzt.) Der Rest war auf den sich allein umziehenden Erwachsenen ausgelegt. Sammelkabinen sind offenbar out. Also musste ich mich halt bei offener Tür umziehen, weil sich diese mit 2 Kindern, Sporttasche und Babyschale in der Kabine einfach nicht mehr schließen ließ.
Nachdem wir also mit Anreise und Umziehen ca. 1,5 Stunden verbracht hatten, folgte eine halbwegs harmonische halbe Stunde im Wasser. Lenny hatte großen Spaß, also ist unschwer zu erwarten, wie er auf meine Ankündigung reagierte, dass wir jetzt wieder gehen müssten. Aber das Wasser im Babybecken war um einiges kälter als das im großen Becken, und ich habe keine Lust, dass Matilda sich zu ihren Zähnen auch noch erkältet.
Ich versuchte also, die Kleine abzutrocknen, während ich mit halbem Auge den heulenden Großen überwachen musste, der sich standhaft weigerte, das tiefe Becken zu verlassen. Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, dass jemand offenbar Wasser in meine (oben auf einer Bank weit weg von den Becken stehende) Babyschale geschüttet hatte. Während ich Lenny in seinen Bademantel (den er hasst, was er laut kundtat) steckte, fiel Matilda ein, dass Schwimmen hungrig macht, was sie ihrerseits auf babytypische Weise kommunizierte.
In der Kabine wurde wenigstens Lenny kurzzeitig ruhig, nachdem ich die beiden laut angeschrien hatte, dass sie die Klappe halten sollten. So schnell es ging, zog ich die beiden und mich selbst an, um Matilda draußen dann endlich stillen zu können. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob das bei meinem Adrenalinlevel wirklich zu ihrer Beruhigung beigetragen hätte.
Als wir die Kabine verließen, streckte ein älterer Mann seinen Kopf aus seiner Kabine und wagte es zu sagen: "Sie gehen wohl zum Schreien ins Schwimmbad."
Ich sah ihn an, in der Annahme, mich verhört zu haben, doch sein Gesichtsausdruck bestätigte seine Worte.
Ich weiß nicht, was er in meinem Gesicht gesehen hat, aber es hat ihn wohl gerettet, denn er schaffte es, seine Tür zu schließen, bevor ich bei ihm war, und mit etwas Kraftaufwand gelang es ihm sogar, sie zuzuhalten, bis er sie versperren konnte. Andere Kabinentüren öffneten sich, um zu sehen, was es mit der schreienden Furie auf sich hatte, die da an die Tür hämmerte und brüllte: "Ich will, dass Sie sich sofort bei mir entschuldigen, Sie blödes Arschloch!"
Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn er die Tür nicht zugemacht hätte. Vermutlich hätte ich ihn nicht tätlich angegriffen. Vielleicht hätte ich ihn beim Kragen gepackt, wenn er angezogen gewesen wäre. Vielleicht hätte ich ihm nur ins Gesicht gebrüllt. Fakt ist: Dieser leicht überzogene, aber durchaus berechtigte Wutausbruch war nicht ausschließlich meiner Überforderung und meiner Hormonlage geschuldet. Sondern auch einer inneren Stimme, die mir immer öfter sagt, ich soll mir nichts gefallen lassen. Und diese Stimme sorgt dafür, dass ich mich trotz Kontrollverlust, trotz der Peinlichkeit der Situation (ich glaube, ich habe ein paar von den verschreckt aus ihren Kabinen guckenden Unbeteiligten auch noch angeschnauzt), trotz des neuen (?) Schimpwortes, das meine Neffen jetzt gelernt haben und trotz der schmerzenden Hand kein bisschen schlecht bei der Sache fühle. Ganz im Gegenteil: So entspannt war ich schon lange nicht mehr.
Vielleicht wird ja doch nochmal ein Kämpfer aus mir. :)
Trotzdem stimmte ich dem Vorschlag, meine Neffen zusammen mit meinen beiden Kleinen ins Schwimmbad zu begleiten, relativ begeistert zu - endlich mal wieder Abwechslung von den eigenen vier Wänden bzw. dem Spielplatz vor der Haustür.
Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Wenn Lenny plötzlich beschließt, ins tiefe Becken zu hüpfen, muss ich Matilda erstmal vorsichtig irgendwo sicher ablegen, bevor ich ihn retten kann. Aber ich stellte mich geistig darauf ein, mich in der Luft zu zerreissen, das würde schon gehen.
Gute Lust, irgendwas zu zerreissen, hatte ich ohnehin. Matilda zahnt, d.h. die Nacht war anstrengend, und auch tagsüber ist sie recht quengelig. Lenny dagegen beschränkte sich darauf, zu jeder passenden Gelegenheit loszuheulen: Beim Abholen von der Tagesmutter (weil wir erst nach Hause fuhren, um etwas zu essen, statt sofort ins Schwimmbad), beim Essen (weil es Schinkennudeln gab statt Nudeln mit Pesto), beim Aufbrechen (weil wir ins Schwimmbad fahren wollten, statt daheim zu bleiben).
Im Schwimmbad angekommen stellte ich fest, dass es für die ca. 12 gerade ankommenden Familien genau eine große Kabine gab. (Die war natürlich schon besetzt.) Der Rest war auf den sich allein umziehenden Erwachsenen ausgelegt. Sammelkabinen sind offenbar out. Also musste ich mich halt bei offener Tür umziehen, weil sich diese mit 2 Kindern, Sporttasche und Babyschale in der Kabine einfach nicht mehr schließen ließ.
Nachdem wir also mit Anreise und Umziehen ca. 1,5 Stunden verbracht hatten, folgte eine halbwegs harmonische halbe Stunde im Wasser. Lenny hatte großen Spaß, also ist unschwer zu erwarten, wie er auf meine Ankündigung reagierte, dass wir jetzt wieder gehen müssten. Aber das Wasser im Babybecken war um einiges kälter als das im großen Becken, und ich habe keine Lust, dass Matilda sich zu ihren Zähnen auch noch erkältet.
Ich versuchte also, die Kleine abzutrocknen, während ich mit halbem Auge den heulenden Großen überwachen musste, der sich standhaft weigerte, das tiefe Becken zu verlassen. Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, dass jemand offenbar Wasser in meine (oben auf einer Bank weit weg von den Becken stehende) Babyschale geschüttet hatte. Während ich Lenny in seinen Bademantel (den er hasst, was er laut kundtat) steckte, fiel Matilda ein, dass Schwimmen hungrig macht, was sie ihrerseits auf babytypische Weise kommunizierte.
In der Kabine wurde wenigstens Lenny kurzzeitig ruhig, nachdem ich die beiden laut angeschrien hatte, dass sie die Klappe halten sollten. So schnell es ging, zog ich die beiden und mich selbst an, um Matilda draußen dann endlich stillen zu können. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob das bei meinem Adrenalinlevel wirklich zu ihrer Beruhigung beigetragen hätte.
Als wir die Kabine verließen, streckte ein älterer Mann seinen Kopf aus seiner Kabine und wagte es zu sagen: "Sie gehen wohl zum Schreien ins Schwimmbad."
Ich sah ihn an, in der Annahme, mich verhört zu haben, doch sein Gesichtsausdruck bestätigte seine Worte.
Ich weiß nicht, was er in meinem Gesicht gesehen hat, aber es hat ihn wohl gerettet, denn er schaffte es, seine Tür zu schließen, bevor ich bei ihm war, und mit etwas Kraftaufwand gelang es ihm sogar, sie zuzuhalten, bis er sie versperren konnte. Andere Kabinentüren öffneten sich, um zu sehen, was es mit der schreienden Furie auf sich hatte, die da an die Tür hämmerte und brüllte: "Ich will, dass Sie sich sofort bei mir entschuldigen, Sie blödes Arschloch!"
Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn er die Tür nicht zugemacht hätte. Vermutlich hätte ich ihn nicht tätlich angegriffen. Vielleicht hätte ich ihn beim Kragen gepackt, wenn er angezogen gewesen wäre. Vielleicht hätte ich ihm nur ins Gesicht gebrüllt. Fakt ist: Dieser leicht überzogene, aber durchaus berechtigte Wutausbruch war nicht ausschließlich meiner Überforderung und meiner Hormonlage geschuldet. Sondern auch einer inneren Stimme, die mir immer öfter sagt, ich soll mir nichts gefallen lassen. Und diese Stimme sorgt dafür, dass ich mich trotz Kontrollverlust, trotz der Peinlichkeit der Situation (ich glaube, ich habe ein paar von den verschreckt aus ihren Kabinen guckenden Unbeteiligten auch noch angeschnauzt), trotz des neuen (?) Schimpwortes, das meine Neffen jetzt gelernt haben und trotz der schmerzenden Hand kein bisschen schlecht bei der Sache fühle. Ganz im Gegenteil: So entspannt war ich schon lange nicht mehr.
Vielleicht wird ja doch nochmal ein Kämpfer aus mir. :)
29 Februar 2012
In Frieden fallen
(Gleich wird's ein bisschen kitschig, aber ich kann nichts dafür, mein Unterbewusstsein ist schuld.)
Träume vom Fallen sind für mich mit die allerschlimmsten, von der Sorte, wo man schweißgebadet aufwacht, oder schlimmer, kurz vor dem Fallen endlos am Abgrund balanciert und nicht aufwachen kann. Wenn es mir Träume vom Fallen schickt, will mein Unterbewusstsein mir wohl sehr eindrücklich etwas kommunizieren. (Dass es um mich fürchtet, weil ich irgendein zu großes Risiko eingehe? Dass ich verlassen werden könnte? Oder mich selbst im Stich lasse?)
Schon lange habe ich nicht mehr vom Fallen geträumt, aber neulich war es wieder soweit: Ich war mit Leo zusammen in einem sehr hohen Gebäude. Wir waren auf der Flucht, und wie in jedem schlechten Horrorfilm rannten wir nach oben. Auf dem Dach angekommen fanden wir einen Außenaufzug - einen baufälligen Käfig, der gerade außerhalb unserer Reichweite hing. Ich machte mich für einen Sprung über den Abgrund bereit, und das übliche Ich-werde-gleich-fallen-Ziehen im Bauch stellte sich ein. Aber was für eine Wahl hat man, wenn einen fiese Traum-Feinde verfolgen?
Da legte mir Leo den Arm um die Schulter, führte mich weg vom Aufzug an den Rand des Daches und sagte: "Wir kommen hier auch anders runter."
Er klang sehr entschlossen, so entschlossen, dass ich mir nicht sicher war, ob er einen Plan B hatte, oder ob er nur meinte, bevor die uns kriegen, springen wir lieber in den Tod.
Ich war erst skeptisch, dachte mir dann aber: Wenn es keinen Plan B gibt, sterbe ich eben in seinen Armen, und das ist ok.
Und wir sprangen, ohne Zögern und ohne jede Spur von Angst.
(Und ja, es gab einen Plan B, wir sind nicht gestorben, aber das war gar nicht mehr so wichtig.)
Ich könnte jetzt lange darüber spekulieren, was dieser Traum bedeutet, was mir mein Unterbewusstsein damit alles sagen will. Kontrolle abgeben, loslassen, Vertrauen und Vertrautheit, die Freiheit von Angst. Aber ich glaube, eigentlich will es mir nur eines mitteilen: Ich fühl mich gut.
Ungefähr so: Optimist
Träume vom Fallen sind für mich mit die allerschlimmsten, von der Sorte, wo man schweißgebadet aufwacht, oder schlimmer, kurz vor dem Fallen endlos am Abgrund balanciert und nicht aufwachen kann. Wenn es mir Träume vom Fallen schickt, will mein Unterbewusstsein mir wohl sehr eindrücklich etwas kommunizieren. (Dass es um mich fürchtet, weil ich irgendein zu großes Risiko eingehe? Dass ich verlassen werden könnte? Oder mich selbst im Stich lasse?)
Schon lange habe ich nicht mehr vom Fallen geträumt, aber neulich war es wieder soweit: Ich war mit Leo zusammen in einem sehr hohen Gebäude. Wir waren auf der Flucht, und wie in jedem schlechten Horrorfilm rannten wir nach oben. Auf dem Dach angekommen fanden wir einen Außenaufzug - einen baufälligen Käfig, der gerade außerhalb unserer Reichweite hing. Ich machte mich für einen Sprung über den Abgrund bereit, und das übliche Ich-werde-gleich-fallen-Ziehen im Bauch stellte sich ein. Aber was für eine Wahl hat man, wenn einen fiese Traum-Feinde verfolgen?
Da legte mir Leo den Arm um die Schulter, führte mich weg vom Aufzug an den Rand des Daches und sagte: "Wir kommen hier auch anders runter."
Er klang sehr entschlossen, so entschlossen, dass ich mir nicht sicher war, ob er einen Plan B hatte, oder ob er nur meinte, bevor die uns kriegen, springen wir lieber in den Tod.
Ich war erst skeptisch, dachte mir dann aber: Wenn es keinen Plan B gibt, sterbe ich eben in seinen Armen, und das ist ok.
Und wir sprangen, ohne Zögern und ohne jede Spur von Angst.
(Und ja, es gab einen Plan B, wir sind nicht gestorben, aber das war gar nicht mehr so wichtig.)
Ich könnte jetzt lange darüber spekulieren, was dieser Traum bedeutet, was mir mein Unterbewusstsein damit alles sagen will. Kontrolle abgeben, loslassen, Vertrauen und Vertrautheit, die Freiheit von Angst. Aber ich glaube, eigentlich will es mir nur eines mitteilen: Ich fühl mich gut.
Ungefähr so: Optimist
25 Februar 2012
Fröhlich-therapeutisches Rumgezicke
Szene vor dem Supermarkt: Auf dem Eltern-Kind-Parkplatz stehen zwei typische Familienkutschen und, schön in der Mitte dazwischen, ein dottergelber Sportwagen, in den garantiert kein Kindersitz passt.
Während wir unsere Einkäufe einladen, kommt die Besitzerin des Wagens - etwa Ende 50 und offensichtlich ohne Kind - und legt ihre kleine Einkaufstüte in den Kofferraum. Als ich gerade Lenny ein seinen Sitz packe, will sie an mir vorbei - und klappt meine Wagentür, in der ich gerade stehe, etwas weiter zu, so dass ich mich nicht mehr bewegen kann.
Ich: Entschuldigung, ich muss hier noch mein Kind anschnallen.
Sie: Macht nichts, ich komm schon vorbei.
Ich: Das ist ja schön für Sie, aber ich habe keinen Platz mehr.
Sie: Ja, da haben Sie wohl etwas zu weit drüben geparkt.
Ich (deren Auto perfekt in der Mitte der Parkplatzmarkierung stand): Eigentlich ist das hier sowieso ein Eltern-Kind-Parkplatz.
Sie: Äh, ich hab einen Hund dabei.
Schlägt die Autotüre zu und fährt mit wummerndem Motor davon.
Vor nicht allzu langer Zeit wäre ich in dieser Situation spätestens nach ihrem 'Macht nichts' verstummt, hätte mich aber die ganze Autofahrt nach Hause lang geärgert. Aufgeregt habe ich mich heute natürlich auch über so viel Unverschämtheit auf einem Haufen. War aber dabei trotz allem seltsam gut gelaunt. Weil mindestens drei bis vier Therapeuten auf der Rückbank saßen, sich gegenseitig gratulierend die Hände schüttelten und mir auf die Schulter klopften.
Oberflächlich gesehen habe ich mit diesem Wortwechsel ja überhaupt nichts erreicht. Ich bin sicher, die Frau hat sich nicht mehr als drei Sekunden darüber Gedanken gemacht. Wenn ich aber über den unbezahlbaren Reichtum nachdenke, den ich gewonnen habe - meine Würde, meinen eigenen Raum, den sie mir gedankenloserweise zu nehmen versucht hat, mein Selbstbewusstsein - dann scheint mir der Preis für so ein Sportwagenei dagegen geradezu lächerlich.
Und nicht zuletzt ist da der kleine, schadenfrohe Triumph, das letzte sinnvolle Argument in einem Streitgespräch gehabt zu haben. Mal ehrlich: "Ich habe einen Hund dabei"? Wie hilflos ist das denn? Höchstens einen Vogel hast du, dämliche Sumpfdotterkuh! :)
Während wir unsere Einkäufe einladen, kommt die Besitzerin des Wagens - etwa Ende 50 und offensichtlich ohne Kind - und legt ihre kleine Einkaufstüte in den Kofferraum. Als ich gerade Lenny ein seinen Sitz packe, will sie an mir vorbei - und klappt meine Wagentür, in der ich gerade stehe, etwas weiter zu, so dass ich mich nicht mehr bewegen kann.
Ich: Entschuldigung, ich muss hier noch mein Kind anschnallen.
Sie: Macht nichts, ich komm schon vorbei.
Ich: Das ist ja schön für Sie, aber ich habe keinen Platz mehr.
Sie: Ja, da haben Sie wohl etwas zu weit drüben geparkt.
Ich (deren Auto perfekt in der Mitte der Parkplatzmarkierung stand): Eigentlich ist das hier sowieso ein Eltern-Kind-Parkplatz.
Sie: Äh, ich hab einen Hund dabei.
Schlägt die Autotüre zu und fährt mit wummerndem Motor davon.
Vor nicht allzu langer Zeit wäre ich in dieser Situation spätestens nach ihrem 'Macht nichts' verstummt, hätte mich aber die ganze Autofahrt nach Hause lang geärgert. Aufgeregt habe ich mich heute natürlich auch über so viel Unverschämtheit auf einem Haufen. War aber dabei trotz allem seltsam gut gelaunt. Weil mindestens drei bis vier Therapeuten auf der Rückbank saßen, sich gegenseitig gratulierend die Hände schüttelten und mir auf die Schulter klopften.
Oberflächlich gesehen habe ich mit diesem Wortwechsel ja überhaupt nichts erreicht. Ich bin sicher, die Frau hat sich nicht mehr als drei Sekunden darüber Gedanken gemacht. Wenn ich aber über den unbezahlbaren Reichtum nachdenke, den ich gewonnen habe - meine Würde, meinen eigenen Raum, den sie mir gedankenloserweise zu nehmen versucht hat, mein Selbstbewusstsein - dann scheint mir der Preis für so ein Sportwagenei dagegen geradezu lächerlich.
Und nicht zuletzt ist da der kleine, schadenfrohe Triumph, das letzte sinnvolle Argument in einem Streitgespräch gehabt zu haben. Mal ehrlich: "Ich habe einen Hund dabei"? Wie hilflos ist das denn? Höchstens einen Vogel hast du, dämliche Sumpfdotterkuh! :)
08 Februar 2012
Mama, der organisierte Clown
Heute Morgen hat Lenny darauf bestanden, mir die Nase mit Penatencreme einzucremen. Ist so ein Spiel, das er normalerweise mit Nivea macht. Ich verteile die Creme dann auf Nase und Lippen und wir finden's lustig. Das Penaten allerdings viel langsamer einzieht als Nivea, fiel mir erst im Auto auf dem Weg zur Tagesmutter ein. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigte meine Befürchtung: Ich sah aus wie ein Clown.
Mein erster Gedanke bei diesem Anblick galt aber nicht dem nahenden Fasching, sondern lautete ungefähr so: Prima, wenn ich so der Tagesmutter gegenübertrete, hält sie mich für organisiert genug, dass ich Zeit habe, Kosmetika zu benutzen und klar genug denken kann, mir ob der Kälte die Lippen einzucremen.
Und habe mich einen Moment lang ehrlich und ernsthaft darüber gefreut. o_0
Mein erster Gedanke bei diesem Anblick galt aber nicht dem nahenden Fasching, sondern lautete ungefähr so: Prima, wenn ich so der Tagesmutter gegenübertrete, hält sie mich für organisiert genug, dass ich Zeit habe, Kosmetika zu benutzen und klar genug denken kann, mir ob der Kälte die Lippen einzucremen.
Und habe mich einen Moment lang ehrlich und ernsthaft darüber gefreut. o_0
21 Januar 2012
The essence of it
Ich: Lenny, komm mal her, ich heb dich hoch, dann siehst du den Sonnenaufgang.
Lenny (auf meinem Arm aus dem Fenster schauend): Oh, hell.
Ich (schnüffelnd): Äh, ja schön, aber jetzt sollten wir schnell Windeln wechseln...
Wenn das keine treffende Jobbeschreibung fürs Elternsein ist. Wir zeigen unseren Kindern, wie schön die Welt ist, und machen ihren Dreck weg.
:)
Lenny (auf meinem Arm aus dem Fenster schauend): Oh, hell.
Ich (schnüffelnd): Äh, ja schön, aber jetzt sollten wir schnell Windeln wechseln...
Wenn das keine treffende Jobbeschreibung fürs Elternsein ist. Wir zeigen unseren Kindern, wie schön die Welt ist, und machen ihren Dreck weg.
:)
19 Dezember 2011
Winter
Heute Morgen: Gute Musik im Radio, ein friedlich schlafendes Kind neben mir, ein einzelner Sonnenstrahl, der sich in einer einzelnen, langsam auf der Windschutzscheibe zerschmelzenden Schneeflocke bricht. Und da ist es wieder, dieses unwillkürliche, unwiderstehliche, sich unaufhaltsam in mir ausbreitende Tanja-Grinsen, das mich daran erinnert, dass mein persönlicher Winter vorbei ist. Was nicht heißt, dass er nie wieder kommen kann. Aber hier und jetzt - ist er nicht.
:)
:)
24 September 2011
Schlaflos in Garching
Momentan liegt dieser Blog ziemlich brach. Ich bitte den geneigten Leser, das zu entschuldigen und etwas Geduld zu haben. Der Grund dafür, so kann ich versichern, ist extrem niedlich und liebenswert (wenn sie nicht gerade zum 1000. Mal in der Nacht gefüttert werden will). Zum Beweis dafür schon mal ein erstes Foto, weitere werden sicherlich folgen:

Zum Beweis dafür, dass wir momentan nicht in der Lage sind, zusammenhängend zu bloggen, exemplarisch zwei Dialoge:
I.
Leo: Also, heute habe ich den Schlafmangel in der Arbeit schon ganz schön gespürt.
Tanja: Oh, du Armer, konntest du dich schlecht konzentrieren?
Leo: Bei was?
II.
Lenny: Baby hin? [=Wo ist das Baby hin?]
Tanja: Das Baby ist hier, es liegt auf dem... dem... äh...
Lenny (hilfreich): Sessel!

Zum Beweis dafür, dass wir momentan nicht in der Lage sind, zusammenhängend zu bloggen, exemplarisch zwei Dialoge:
I.
Leo: Also, heute habe ich den Schlafmangel in der Arbeit schon ganz schön gespürt.
Tanja: Oh, du Armer, konntest du dich schlecht konzentrieren?
Leo: Bei was?
II.
Lenny: Baby hin? [=Wo ist das Baby hin?]
Tanja: Das Baby ist hier, es liegt auf dem... dem... äh...
Lenny (hilfreich): Sessel!
01 September 2011
Das kann sie nicht von mir haben... (Waaaah II)
Unsere Tochter ist sowas von pünktlich - wenn sie sich noch knapp 2h Zeit lässt, kommt sie genau zum Termin.
Drückt uns die Daumen!
Drückt uns die Daumen!
26 August 2011
Inspiration (hoffentlich)
Aus reiner Verzweiflung fange ich jetzt schon wieder an zu dichten. Wenn die Kleine sich davon nicht inspirieren lässt, dann weiß ich auch nicht mehr...
Das Original zum Mithören gibt's hier.
Es geht los
Ich zerbeiß die Nabelschnur, trete die Fruchtblase los.
Ich zerreiß die Plazenta, vergrabt sie im Hof!
Ich leite die Wehen ein, alles was mich hält lass ich los.
Das Fruchtwasser schmeckt schon wie 'n labbriger Toast.
Mach mir 'n Fläschchen, Mamas Brust ist jetzt meins.
Bin das Update, Baby-Stress 1.1
Ich will abshaken, feiern, doch mein Teich ist zu klein.
Mir wächst 'ne neue Reihe Beißer wie bei 'nem weißen Hai.
Gewachst, gedoped, poliert, noch ganz ohne Zähne.
Ich bin euphorisiert und habe teure Pläne.
Ich kaufe ganz ohne Geld Bagger und Walzen und Kräne.
Stürze mich auf die Welt, drück auf die Sirene.
Ich baue schöne Klötzchentürme, die ich von meinem Bruder stehle.
Ich bin die Abrissbirne für die B-B-B-Braun-Familie.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, komm raus.
Die Welt mit Bauch bedeckt, doch ich will sehn wo’s hingeht.
Den Kopf schnell rausgestreckt, weil draußen frischer Wind weht.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Ich hab diese blöde Stellung satt, wie lange soll ich hier noch hocken?
Stoß mich einmal kräftig ab, und dann werd ich rausploppen!
Ich bin komplett renoviert, Eltern haben was zu glotzen.
Kerngesund, durchtrainiert, Weltmeister im Schach und Boxen.
Nur noch konkret treten, gib mir 'nen Arm oder 'n Bein.
Schluss mit Larifari, ich tret‘ Mama bis sie richtig weint.
Komme ich hier jemals raus, will ich da nie wieder rein.
Ich will krabbeln, laufen, springen und vor allem endlich schreien!
Mir platzt der Kopf, wo ist hier bloß der Ausgang?
Ich such den Knopf und das Schild wo steht „Da lang“.
Zwing Mama zum Glück, dann ist der Papa dran.
Alles spielt verrückt, feiert, weil ich endlich raus kann.
Ich seh besser aus als Barbie und bin 'ne Frau des Volkes.
Bereit die Welt zu retten, auch wenn das vielleicht zu viel gewollt ist.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, komm raus.
Hier ist der Platz verbraucht, das Wachsen fällt mir schwer.
Bye Bye ich muss hier raus, die Wände kommen näher.
Die Welt mit Bauch bedeckt, doch ich will sehn wo’s hingeht.
Den Kopf schnell rausgestreckt, weil draußen frischer Wind weht.
Hey, es geht los, ich komm raus!
Das Original zum Mithören gibt's hier.
Es geht los
Ich zerbeiß die Nabelschnur, trete die Fruchtblase los.
Ich zerreiß die Plazenta, vergrabt sie im Hof!
Ich leite die Wehen ein, alles was mich hält lass ich los.
Das Fruchtwasser schmeckt schon wie 'n labbriger Toast.
Mach mir 'n Fläschchen, Mamas Brust ist jetzt meins.
Bin das Update, Baby-Stress 1.1
Ich will abshaken, feiern, doch mein Teich ist zu klein.
Mir wächst 'ne neue Reihe Beißer wie bei 'nem weißen Hai.
Gewachst, gedoped, poliert, noch ganz ohne Zähne.
Ich bin euphorisiert und habe teure Pläne.
Ich kaufe ganz ohne Geld Bagger und Walzen und Kräne.
Stürze mich auf die Welt, drück auf die Sirene.
Ich baue schöne Klötzchentürme, die ich von meinem Bruder stehle.
Ich bin die Abrissbirne für die B-B-B-Braun-Familie.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, komm raus.
Die Welt mit Bauch bedeckt, doch ich will sehn wo’s hingeht.
Den Kopf schnell rausgestreckt, weil draußen frischer Wind weht.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Ich hab diese blöde Stellung satt, wie lange soll ich hier noch hocken?
Stoß mich einmal kräftig ab, und dann werd ich rausploppen!
Ich bin komplett renoviert, Eltern haben was zu glotzen.
Kerngesund, durchtrainiert, Weltmeister im Schach und Boxen.
Nur noch konkret treten, gib mir 'nen Arm oder 'n Bein.
Schluss mit Larifari, ich tret‘ Mama bis sie richtig weint.
Komme ich hier jemals raus, will ich da nie wieder rein.
Ich will krabbeln, laufen, springen und vor allem endlich schreien!
Mir platzt der Kopf, wo ist hier bloß der Ausgang?
Ich such den Knopf und das Schild wo steht „Da lang“.
Zwing Mama zum Glück, dann ist der Papa dran.
Alles spielt verrückt, feiert, weil ich endlich raus kann.
Ich seh besser aus als Barbie und bin 'ne Frau des Volkes.
Bereit die Welt zu retten, auch wenn das vielleicht zu viel gewollt ist.
Hey, es geht los, ich komm raus.
Hey, wenn's dir nicht gefällt, komm raus.
Hier ist der Platz verbraucht, das Wachsen fällt mir schwer.
Bye Bye ich muss hier raus, die Wände kommen näher.
Die Welt mit Bauch bedeckt, doch ich will sehn wo’s hingeht.
Den Kopf schnell rausgestreckt, weil draußen frischer Wind weht.
Hey, es geht los, ich komm raus!
11 August 2011
Warten
Das Kinderzimmer ist neu hergerichtet, mit neuem Schrank ausgestattet, das Babybett ist aufgebaut, Babyklamotten (alle blau oder braun, auch wenn ich ganz sicher bin, dass Lenny sowas Winziges nie getragen hat) sind aus dem Keller geholt und nahe der Wickelkommode verstaut.
Letzte Hamsterkäufe sind erledigt, der neue Kühlschrank ist mit Tiefkühlware und Fertiggerichten gefüllt, die wahrscheinlich nochmal das gleiche wert sind wie das Gerät.
Sämtlicher Verwaltungskram, inklusive Ablage (!) ist erledigt.
Hebamme und Krankenhaus wissen Bescheid, entsprechende Telefonnummern sind in meinem Handy einprogrammiert.
Verschiedene Fahr-, Übernachtungs- und Babysitterszenarios für verschiedene Wochentage/Tageszeiten der Geburt sind durchgeplant.
Die Kliniktasche ist gepackt.
Vorbereiteter kann man nicht sein.
Und trotzdem sind es immer noch drei Wochen bis zum Geburtstermin.
Bitte bitte bitte liebes Kind, komm früher!
Letzte Hamsterkäufe sind erledigt, der neue Kühlschrank ist mit Tiefkühlware und Fertiggerichten gefüllt, die wahrscheinlich nochmal das gleiche wert sind wie das Gerät.
Sämtlicher Verwaltungskram, inklusive Ablage (!) ist erledigt.
Hebamme und Krankenhaus wissen Bescheid, entsprechende Telefonnummern sind in meinem Handy einprogrammiert.
Verschiedene Fahr-, Übernachtungs- und Babysitterszenarios für verschiedene Wochentage/Tageszeiten der Geburt sind durchgeplant.
Die Kliniktasche ist gepackt.
Vorbereiteter kann man nicht sein.
Und trotzdem sind es immer noch drei Wochen bis zum Geburtstermin.
Bitte bitte bitte liebes Kind, komm früher!
23 Juli 2011
Religiöses
Neulich nachmittag standen zwei Zeugen Jehovas vor meiner (Wohnungs!)Tür. Ich sagte ihnen ungewohnt rüde, dass ich keinerlei Interesse an ihnen hätte, und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu, noch bevor sie ihren ersten Satz beenden konnten. Dann ging ich mein fiebriges Kind wieder beruhigen, dass gerade kurz zuvor eingeschlafen war.
Prinzipiell habe ich nichts gegen Religion, ich finde, was man glaubt, ist Privatsache, und jeder soll glauben dürfen, was er will.
Momentan allerdings wünsche ich mir dringlichst die Vertreter einer eher neuen Glaubensrichtung an meine Tür. Ich würde sie gerne hereinbitten, und dann genüsslich, langsam und qualvoll foltern. Den wer auf die Idee kommt, dass hinter der menschlichen Rasse, insbesondere deren Fortpflanzungsprozess, ein intelligentes Design steckt, gehört einfach nur geschlagen.
So say we all.
Prinzipiell habe ich nichts gegen Religion, ich finde, was man glaubt, ist Privatsache, und jeder soll glauben dürfen, was er will.
Momentan allerdings wünsche ich mir dringlichst die Vertreter einer eher neuen Glaubensrichtung an meine Tür. Ich würde sie gerne hereinbitten, und dann genüsslich, langsam und qualvoll foltern. Den wer auf die Idee kommt, dass hinter der menschlichen Rasse, insbesondere deren Fortpflanzungsprozess, ein intelligentes Design steckt, gehört einfach nur geschlagen.
So say we all.
15 Juli 2011
Klare Ansage
Lenny kuschelt mit Mamas Bauch.
Mama: "Lenny, wo ist das Baby?"
Lenny (zeigt auf Bauch): "Da!"
Mama: "Freust du dich schon aufs Baby?"
Lenny (zögernd): "Ja."
Mama: "Stimmt schon, das Baby wird dich sicher manchmal nerven. Aber es hat dich bestimmt ganz lieb."
Lenny (erleichtert - oder resigniert?): "Ja."
Mama: "Soll das Baby denn bald rauskommen?"
Lenny: "Ampel rot!"
Mama: "Lenny, wo ist das Baby?"
Lenny (zeigt auf Bauch): "Da!"
Mama: "Freust du dich schon aufs Baby?"
Lenny (zögernd): "Ja."
Mama: "Stimmt schon, das Baby wird dich sicher manchmal nerven. Aber es hat dich bestimmt ganz lieb."
Lenny (erleichtert - oder resigniert?): "Ja."
Mama: "Soll das Baby denn bald rauskommen?"
Lenny: "Ampel rot!"
04 Juli 2011
Losers like me
Neulich war ich auf dem 20jährigen (!!!) Klassentreffen meines Abijahrgangs. Abgesehen von der astronomisch hohen Anzahl von Jahren, die seit der Schule vergangen zu sein scheinen, erstmal nichts so wahnsinnig Besonderes, sollte man meinen.
Aber ich bin mit sehr gemischten Gefühlen hingegangen. Es ist nicht so, dass ich die Schule und meine Zeit da generell gehasst habe. Meistens war es ganz ok, manches - einiges - hat sogar Spaß gemacht. Aber es gab auch eine Phase, in der ich von meinen Mitschülern extrem gemobbt wurde. Damals gab's das Wort Mobbing noch gar nicht, und es wäre wohl auch keinem eingefallen, von sexueller Belästigung/Nötigung zu sprechen (mir jedenfalls sicher nicht), auch wenn's genau das war. Und viele der Jungs, die sich damals einen Sport daraus machten, mir zwischen die Beine zu grabschen und danach der ganzen Klasse lauthals zu verkünden, ich hätte meine Tage, oder ähnlich Spaßiges, sind mir bis zum Abitur erhalten geblieben. Auch wenn das Interesse an diesem lustigen Spiel mit der Zeit nachließ, musste ich meine Peiniger doch täglich sehen. Und bestätigte mir täglich aufs Neue meine Macht- und Hilflosigkeit. Denn natürlich hatte das ganze für die Jungs keinerlei Konsequenzen, auch wenn manche Lehrer im Nachhinein sagten, sie hätten durchaus mitgekriegt, was da gelaufen ist.
Und jetzt, nach so langer Zeit, und nachdem ich mir in vielen mühsamen Therapiesitzungen erarbeitet hatte, was für fatale Konsequenzen diese Zeit für mein ganzes restliches Leben gehabt hat, sollte ich diesen Leuten gegenübertreten und einfach einen Abend Party mit ihnen machen?
Andererseits gab's ja auch nette Leute. Solche, die mich vielleicht nicht genug interessieren, dass ich aktiv Kontakt halte, von denen ich aber doch irgendwie gern wüsste, was sie jetzt machen.
Bin ich wegen denen hingegangen? Oder weil ich mir beweisen wollte, dass ich mich hintraue? Dass die Mobber keine Macht mehr über mich haben? Ich weiß es nicht.
Aber ich weiß, dass der Abend lange nicht so emotional besetzt war, wie ich mir vorgestellt hatte. Ich habe viele Leute getroffen, deren Gesichter mir stark bis vage bekannt vorkamen, und bei erstaunlich vielen ist mir sogar noch der Name eingefallen. Ich habe viele Lebensgeschichten im Superzeitraffer gehört (wo wohnst du jetzt, was arbeitest du, hast du Familie?) und meistens sofort wieder vergessen, während ich meine eigene Geschichte in ebenso verkürzter Form wiedergegeben habe. Die meiste Zeit habe ich draußen im "Rauchereck" mit anderen Leuten verbracht, die während der Schulzeit selbst nicht so richtig dazugehört habten. (Interessanterweise nicht mit den Streber-Losern, mit denen ich mich damals notgedrungen zusammengetan hatte. Denen hat das stickige Klima drinnen wohl nicht so viel ausgemacht wir mir Schwangerer.) Die einzig relevante Frage des Abends kam ausgerechnet von jemandem, der mir in der Schule total oberflächlich vorkam und der schon damals ziemlich verkorkst zu sein schien. "Bist du glücklich?", fragte der doch glatt meinen Nebenmann. Nicht, dass die Antwort darauf jemanden, mit dem man die letzten 20 Jahre mangels Interesse nichts zu tun hatte, etwas angehen würde. Aber tatsächlich wesentlich wichtiger als Beruf, Wohnort und was man schon alles Tolles erlebt hat.
Und - ich habe meiner Nemesis die Hand gegeben, ihn kurz begrüßt, ihn nach wie vor abstoßend gefunden, und werde ihn weiter fröhlich vor mich hin hassen. Meinetwegen bis an mein Lebensende. (Ich glaube nicht wirklich an die heilende Kraft des Verzeihens.)
Hat dieser Abend irgendetwas verändert? Nein. Aber er hat mir gezeigt, dass ich mutiger sein kann, als ich mir zutraue. Dass ich tatsächlich niemandem etwas beweisen muss. Und dass ich doch mindestens aus einem Grund froh sein kann, nach der großen weiten Welt wieder in G. gelandet zu sein: Weil ich dann den Tag (irgendwann in diesem Herbst) nicht verpassen werde, wo sie die alte Schule abreißen. Das wird für mich definitiv die größere Party. :)
Aber ich bin mit sehr gemischten Gefühlen hingegangen. Es ist nicht so, dass ich die Schule und meine Zeit da generell gehasst habe. Meistens war es ganz ok, manches - einiges - hat sogar Spaß gemacht. Aber es gab auch eine Phase, in der ich von meinen Mitschülern extrem gemobbt wurde. Damals gab's das Wort Mobbing noch gar nicht, und es wäre wohl auch keinem eingefallen, von sexueller Belästigung/Nötigung zu sprechen (mir jedenfalls sicher nicht), auch wenn's genau das war. Und viele der Jungs, die sich damals einen Sport daraus machten, mir zwischen die Beine zu grabschen und danach der ganzen Klasse lauthals zu verkünden, ich hätte meine Tage, oder ähnlich Spaßiges, sind mir bis zum Abitur erhalten geblieben. Auch wenn das Interesse an diesem lustigen Spiel mit der Zeit nachließ, musste ich meine Peiniger doch täglich sehen. Und bestätigte mir täglich aufs Neue meine Macht- und Hilflosigkeit. Denn natürlich hatte das ganze für die Jungs keinerlei Konsequenzen, auch wenn manche Lehrer im Nachhinein sagten, sie hätten durchaus mitgekriegt, was da gelaufen ist.
Und jetzt, nach so langer Zeit, und nachdem ich mir in vielen mühsamen Therapiesitzungen erarbeitet hatte, was für fatale Konsequenzen diese Zeit für mein ganzes restliches Leben gehabt hat, sollte ich diesen Leuten gegenübertreten und einfach einen Abend Party mit ihnen machen?
Andererseits gab's ja auch nette Leute. Solche, die mich vielleicht nicht genug interessieren, dass ich aktiv Kontakt halte, von denen ich aber doch irgendwie gern wüsste, was sie jetzt machen.
Bin ich wegen denen hingegangen? Oder weil ich mir beweisen wollte, dass ich mich hintraue? Dass die Mobber keine Macht mehr über mich haben? Ich weiß es nicht.
Aber ich weiß, dass der Abend lange nicht so emotional besetzt war, wie ich mir vorgestellt hatte. Ich habe viele Leute getroffen, deren Gesichter mir stark bis vage bekannt vorkamen, und bei erstaunlich vielen ist mir sogar noch der Name eingefallen. Ich habe viele Lebensgeschichten im Superzeitraffer gehört (wo wohnst du jetzt, was arbeitest du, hast du Familie?) und meistens sofort wieder vergessen, während ich meine eigene Geschichte in ebenso verkürzter Form wiedergegeben habe. Die meiste Zeit habe ich draußen im "Rauchereck" mit anderen Leuten verbracht, die während der Schulzeit selbst nicht so richtig dazugehört habten. (Interessanterweise nicht mit den Streber-Losern, mit denen ich mich damals notgedrungen zusammengetan hatte. Denen hat das stickige Klima drinnen wohl nicht so viel ausgemacht wir mir Schwangerer.) Die einzig relevante Frage des Abends kam ausgerechnet von jemandem, der mir in der Schule total oberflächlich vorkam und der schon damals ziemlich verkorkst zu sein schien. "Bist du glücklich?", fragte der doch glatt meinen Nebenmann. Nicht, dass die Antwort darauf jemanden, mit dem man die letzten 20 Jahre mangels Interesse nichts zu tun hatte, etwas angehen würde. Aber tatsächlich wesentlich wichtiger als Beruf, Wohnort und was man schon alles Tolles erlebt hat.
Und - ich habe meiner Nemesis die Hand gegeben, ihn kurz begrüßt, ihn nach wie vor abstoßend gefunden, und werde ihn weiter fröhlich vor mich hin hassen. Meinetwegen bis an mein Lebensende. (Ich glaube nicht wirklich an die heilende Kraft des Verzeihens.)
Hat dieser Abend irgendetwas verändert? Nein. Aber er hat mir gezeigt, dass ich mutiger sein kann, als ich mir zutraue. Dass ich tatsächlich niemandem etwas beweisen muss. Und dass ich doch mindestens aus einem Grund froh sein kann, nach der großen weiten Welt wieder in G. gelandet zu sein: Weil ich dann den Tag (irgendwann in diesem Herbst) nicht verpassen werde, wo sie die alte Schule abreißen. Das wird für mich definitiv die größere Party. :)
26 Mai 2011
Willkommen in der Leistungsgesellschaft
Da geht man mit seinem Kind ganz unschuldig zum Kinderturnen. Nur für den Spaß und um andere Kinder zu treffen und weil Mama ja auch mal rauskommen will. Und schwupps, auf einmal ist Olympiade, und schon muss man einen Platz an der Wand suchen, um die erste Urkunde in Lennys Leben aufzuhängen.
Immerhin, die meisten Teilnehmer waren noch zu klein, um ihre Ergebnisse hinterher zu vergleichen, und Lenny hat nichtmal mitgekriegt, dass es darum ging, verschiedene Stationen zu durchlaufen und dafür Punkte zu bekommen. Wahrscheinlich ist er deswegen die ganze Zeit nur bei der Rutsche hängengeblieben. Ich hab ihn dann mit Keksen, Versprechungen und Drohungen zu den weiteren Stationen getrie... Äh. Ich meine, ich hab ihn das machen lassen, was ihm am meisten Spaß macht, und heimlich ein paar Punkte mehr auf seine Urkunde gemogel... Äh. Ich meine, er hatte sieben Punkte.
Und großen Spaß.
:)
Immerhin, die meisten Teilnehmer waren noch zu klein, um ihre Ergebnisse hinterher zu vergleichen, und Lenny hat nichtmal mitgekriegt, dass es darum ging, verschiedene Stationen zu durchlaufen und dafür Punkte zu bekommen. Wahrscheinlich ist er deswegen die ganze Zeit nur bei der Rutsche hängengeblieben. Ich hab ihn dann mit Keksen, Versprechungen und Drohungen zu den weiteren Stationen getrie... Äh. Ich meine, ich hab ihn das machen lassen, was ihm am meisten Spaß macht, und heimlich ein paar Punkte mehr auf seine Urkunde gemogel... Äh. Ich meine, er hatte sieben Punkte.
Und großen Spaß.
:)
20 Mai 2011
Immer dasselbe
Wenn einem das Leben immer und immer wieder dieselben traurigen Geschichten serviert, könnte man meinen, dessen einziger Zweck sei es, uns die Lektion zu lehren, dass man sich auf nichts verlassen kann, darf und sollte. Und der einzige Zweck der menschlichen Existenz, diese Lektion zu ignorieren, nicht zu verstehen und abzulehnen, und es immer und immer wieder zu versuchen...
P.S. Das klingt viel verbitterter, als ich es bin, und gerade geht es hier auch gar nicht um mich, also bitte ich den geneigten Leser, sich keine Sorgen zu machen, sondern sich im schlimmsten Falle als Frustabladeplatz missbraucht zu fühlen und mir im besten Falle zu sagen, dass alles gut wird.
P.S. Das klingt viel verbitterter, als ich es bin, und gerade geht es hier auch gar nicht um mich, also bitte ich den geneigten Leser, sich keine Sorgen zu machen, sondern sich im schlimmsten Falle als Frustabladeplatz missbraucht zu fühlen und mir im besten Falle zu sagen, dass alles gut wird.
16 Mai 2011
Vergess-Dinge
Der Titel dieses Eintrags ist eine wörtliche Übersetzung des japanischen Worts für etwas, das man vergessen hat, oder in seiner Verbform auch für den Akt, ein Ding zu vergessen. Allerdings beschreibt das Wort meiner Meinung nach auch wunderbar meinen allgemeinen Geisteszustand. Vor allem wenn ich schwanger bin (was hoffentlich nicht mehr allzu oft vorkommen wird), fühle ich mich selbst wie ein einziges Vergess- und Verschussel-Dings.
Unter diesem Motto stand denn auch unser Urlaub.
Zuallererst habe ich in der Hektik des Packens übersehen, dass ich noch einen ausstehenden Auftrag abzuschicken hatte. Glücklicherweise habe ich das erst gegen Ende des Urlaubs bemerkt, so dass ich mir deswegen wenigstens nur ein paar Tage lang Gedanken machen musste. (Der Kunde hat mir auch mittlerweile verziehen und schickt weiter fleißig Aufträge.)
Mehr schlechtes Gewissen habe ich allerdings ob der Tatsache, dass ich - vor lauter Entspannung? - auch den Geburtstag meines Mannes übersehen habe. Nur dank des Tagesmenüs eines Restaurants ("Sag mal, ist das das Datum von heute...?") konnte ich ihm wenigstens noch am späten Nachmittag desselbigen gratulieren.
Eine ebenso wichtige Gelegenheit zum Gratulieren haben wir allerdings bereits am Anfang des Urlaubs noch gründlicher verpasst.
Denn eigentlich sind wir ja hauptsächlich nach Italien gefahren, um am Samstag um 16 Uhr an einem bestimmten Ort auf einem bestimmten Weingut die Trauung von Freunden mitzuerleben. Allerdings gab es da einige Hindernisse (Blockier-Dinge?), die das partout nicht zulassen wollten. Der Busfahrer beispielsweise, der alle anderen Gäste vom Hotel zum Weingut fuhr, teilte uns zwar mit, dass der Weg kompliziert sei und wir ihm am besten hinterherfahren sollten. Allerdings beschloss er dann spontan loszufahren, bevor wir die Gelegenheit hatten, unser Auto zu besteigen.
Aber wir hatten ja die Ortsangabe, den Namen des Weinguts und unser Navi. Also, so dachten wir, fahren wir halt ins Ortszentrum, suchen die Touristeninfo und fragen uns durch. Leider beschloss das liebe Navi, dass 'irgendwo im Ort X' gleichbedeutend mit 'auf der Autobahnaus-/-auffahrt des Ortes' sei. Also fuhren wir erstmal wieder ca. 20 km auf der autostrada aus dem Ort raus, bevor die nächste Ausfahrt uns erlaubte, umzudrehen und für läppische 1,10 EUR dieselbe schöne Strecke nochmal zurückzufahren.
Zurück im Ort ließ sich dann tatsächlich niemand finden, der uns sagen konnte, wo wir hinmüssen. Aber nicht umsonst habe ich mir ja grade erst ein schickes Smartphone besorgt. (Habe ich schon erwähnt, dass ich zwei Wochen nach dem Kauf mein verlorenes Handy wiedergefunden habe?) Also ab ins Internet und Anfahrtsskizze gesucht. Die zeigte uns auch eine passenden Autobahnausfahrt (die wir auf unser vorhergegangenen Autobahnexkursion nirgends gesehen hatten, so dass wir uns lieber nicht trauen wollten, nochmal denselben Umweg zu fahren) sowie einige Sehenswürdigkeiten, an denen wir uns unterwegs orientieren konnten. Leider allerdings alles ohne Ortsnamen, so dass das Navi absolut nichts mit unseren Angaben anfangen konnte.
Also konnten wir nur hoffen, dass wir uns grob in der richtigen Richtung befanden und irgendwann an einem dieser Landmarks vorbeikommen würden. Inzwischen sollte die Trauung schon seit einer halben Stunde laufen, wir waren - alle drei natürlich schon für die Hochzeit aufgebrezelt - völlig durchgeschwitzt und Lenny heulte nur noch verzweifelt, weil er es in seinem Autositz in der Hitze nicht mehr aushielt.
Normalerweise sind das Umstände, unter denen Ehen in die Brüche gehen und Eltern sich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Thema 'Gewalt gegen Kinder' auseinandersetzen müssen. Statt dessen haben wir es nicht nur geschafft, uns so gut wie nicht anzugiften und die blauen Flecken bei Lenny auf ein Minimum zu beschränken. Sondern es ist uns auch noch gelungen, uns mit Händen und Füßen bis zum Ort der Trauung durchzufragen. (Großes Dankeschön an alle italienischen Dorffriseure, die Samstag nachmittags geöffnet haben, alle mindestens 'rechts', 'links' und 'geradeaus' auf Englisch sagen können, sich in der Umgebung auskennen und uns gerettet haben!)
Als wir nach 1,5 h Fahrt, in denen wir effektiv 9 km zurückgelegt hatten, endlich das Weingut erreichten, waren von der Trauung nur noch ein paar leere Stühle und einsam im Wind flatternde Bänder übrig. In der Ferne sahen wir den Bus in Richtung Restaurant (Name und Adresse unbekannt) davonfahren.
Jetzt aber machte sich unsere Erkundungstour bezahlt: Der Fotograf, den wir noch beim Einpacken seiner Werkzeuge antrafen, wusste den Namen des Restaurants, und das hatten wir bereits mehrfach passiert.
10 Minuten später waren wir mit der Hochzeitsgesellschaft wiedervereint. Dachte ich. Bis ich den Fehler beging, die Toilette benutzen zu wollen. Die war zwar zum Glück gut ausgeschildert und daher selbst für mich leicht zu finden. Auch von der Tatsache, dass das Licht nicht ging, ließ ich mich nicht abschrecken. Schließlich bin ich genetisch bedingte Sitzpinklerin und somit in der Lage, auch im Dunkeln die Kloschüssel in den allermeisten Fällen zu treffen. Doch als sich dann nach getanem Werk die Türverriegelung auch nach mehrmaligen Versuchen nicht mehr öffnen ließ, ich also nun ohne Licht, von den Feiernden abgeschnitten, auf engstem, nichtklimatisiertem Raum quasi von der totalen Vergess-Dingensheit bedroht war, war meine Selbstbeherrschung dahin. Wäre ich nicht gerade erst auf dem Klo gewesen, ich hätte mir vor hysterischem Gelächter in die Hose gemacht.
Natürlich ist es mir dann doch noch gelungen, die Türe zu öffnen, und darüber hinaus ob der wirklich gelungenen Feier und der netten Gesellschaft meine verdorbene Laune innerhalb von Minuten aufs Gründlichste - zu vergessen...
Unter diesem Motto stand denn auch unser Urlaub.
Zuallererst habe ich in der Hektik des Packens übersehen, dass ich noch einen ausstehenden Auftrag abzuschicken hatte. Glücklicherweise habe ich das erst gegen Ende des Urlaubs bemerkt, so dass ich mir deswegen wenigstens nur ein paar Tage lang Gedanken machen musste. (Der Kunde hat mir auch mittlerweile verziehen und schickt weiter fleißig Aufträge.)
Mehr schlechtes Gewissen habe ich allerdings ob der Tatsache, dass ich - vor lauter Entspannung? - auch den Geburtstag meines Mannes übersehen habe. Nur dank des Tagesmenüs eines Restaurants ("Sag mal, ist das das Datum von heute...?") konnte ich ihm wenigstens noch am späten Nachmittag desselbigen gratulieren.
Eine ebenso wichtige Gelegenheit zum Gratulieren haben wir allerdings bereits am Anfang des Urlaubs noch gründlicher verpasst.
Denn eigentlich sind wir ja hauptsächlich nach Italien gefahren, um am Samstag um 16 Uhr an einem bestimmten Ort auf einem bestimmten Weingut die Trauung von Freunden mitzuerleben. Allerdings gab es da einige Hindernisse (Blockier-Dinge?), die das partout nicht zulassen wollten. Der Busfahrer beispielsweise, der alle anderen Gäste vom Hotel zum Weingut fuhr, teilte uns zwar mit, dass der Weg kompliziert sei und wir ihm am besten hinterherfahren sollten. Allerdings beschloss er dann spontan loszufahren, bevor wir die Gelegenheit hatten, unser Auto zu besteigen.
Aber wir hatten ja die Ortsangabe, den Namen des Weinguts und unser Navi. Also, so dachten wir, fahren wir halt ins Ortszentrum, suchen die Touristeninfo und fragen uns durch. Leider beschloss das liebe Navi, dass 'irgendwo im Ort X' gleichbedeutend mit 'auf der Autobahnaus-/-auffahrt des Ortes' sei. Also fuhren wir erstmal wieder ca. 20 km auf der autostrada aus dem Ort raus, bevor die nächste Ausfahrt uns erlaubte, umzudrehen und für läppische 1,10 EUR dieselbe schöne Strecke nochmal zurückzufahren.
Zurück im Ort ließ sich dann tatsächlich niemand finden, der uns sagen konnte, wo wir hinmüssen. Aber nicht umsonst habe ich mir ja grade erst ein schickes Smartphone besorgt. (Habe ich schon erwähnt, dass ich zwei Wochen nach dem Kauf mein verlorenes Handy wiedergefunden habe?) Also ab ins Internet und Anfahrtsskizze gesucht. Die zeigte uns auch eine passenden Autobahnausfahrt (die wir auf unser vorhergegangenen Autobahnexkursion nirgends gesehen hatten, so dass wir uns lieber nicht trauen wollten, nochmal denselben Umweg zu fahren) sowie einige Sehenswürdigkeiten, an denen wir uns unterwegs orientieren konnten. Leider allerdings alles ohne Ortsnamen, so dass das Navi absolut nichts mit unseren Angaben anfangen konnte.
Also konnten wir nur hoffen, dass wir uns grob in der richtigen Richtung befanden und irgendwann an einem dieser Landmarks vorbeikommen würden. Inzwischen sollte die Trauung schon seit einer halben Stunde laufen, wir waren - alle drei natürlich schon für die Hochzeit aufgebrezelt - völlig durchgeschwitzt und Lenny heulte nur noch verzweifelt, weil er es in seinem Autositz in der Hitze nicht mehr aushielt.
Normalerweise sind das Umstände, unter denen Ehen in die Brüche gehen und Eltern sich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Thema 'Gewalt gegen Kinder' auseinandersetzen müssen. Statt dessen haben wir es nicht nur geschafft, uns so gut wie nicht anzugiften und die blauen Flecken bei Lenny auf ein Minimum zu beschränken. Sondern es ist uns auch noch gelungen, uns mit Händen und Füßen bis zum Ort der Trauung durchzufragen. (Großes Dankeschön an alle italienischen Dorffriseure, die Samstag nachmittags geöffnet haben, alle mindestens 'rechts', 'links' und 'geradeaus' auf Englisch sagen können, sich in der Umgebung auskennen und uns gerettet haben!)
Als wir nach 1,5 h Fahrt, in denen wir effektiv 9 km zurückgelegt hatten, endlich das Weingut erreichten, waren von der Trauung nur noch ein paar leere Stühle und einsam im Wind flatternde Bänder übrig. In der Ferne sahen wir den Bus in Richtung Restaurant (Name und Adresse unbekannt) davonfahren.
Jetzt aber machte sich unsere Erkundungstour bezahlt: Der Fotograf, den wir noch beim Einpacken seiner Werkzeuge antrafen, wusste den Namen des Restaurants, und das hatten wir bereits mehrfach passiert.
10 Minuten später waren wir mit der Hochzeitsgesellschaft wiedervereint. Dachte ich. Bis ich den Fehler beging, die Toilette benutzen zu wollen. Die war zwar zum Glück gut ausgeschildert und daher selbst für mich leicht zu finden. Auch von der Tatsache, dass das Licht nicht ging, ließ ich mich nicht abschrecken. Schließlich bin ich genetisch bedingte Sitzpinklerin und somit in der Lage, auch im Dunkeln die Kloschüssel in den allermeisten Fällen zu treffen. Doch als sich dann nach getanem Werk die Türverriegelung auch nach mehrmaligen Versuchen nicht mehr öffnen ließ, ich also nun ohne Licht, von den Feiernden abgeschnitten, auf engstem, nichtklimatisiertem Raum quasi von der totalen Vergess-Dingensheit bedroht war, war meine Selbstbeherrschung dahin. Wäre ich nicht gerade erst auf dem Klo gewesen, ich hätte mir vor hysterischem Gelächter in die Hose gemacht.
Natürlich ist es mir dann doch noch gelungen, die Türe zu öffnen, und darüber hinaus ob der wirklich gelungenen Feier und der netten Gesellschaft meine verdorbene Laune innerhalb von Minuten aufs Gründlichste - zu vergessen...
04 Mai 2011
Es wird ein...
Ich hatte Recht.
Marlin hatte Recht.
Der Mondkalender meiner Schwiegermutter hatte Recht.
12 von euch hatten Recht.
Und ich muss mich jetzt wohl an die Farbe Rosa gewöhnen...
:)
Marlin hatte Recht.
Der Mondkalender meiner Schwiegermutter hatte Recht.
12 von euch hatten Recht.
Und ich muss mich jetzt wohl an die Farbe Rosa gewöhnen...
:)
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