25 März 2009

Abschied

So, das war's.
Die Wohnung ist leer, frisch gestrichen und geputzt, und der Umzugswagen mit all unseren Besitztümern steht vor der Tür.
Wir sitzen hier zwischen den letzten Überresten unserer Zeit in Hamburg, und vor lauter Abschied ist uns ganz flau im Magen.
Eigentlich wollte ich für diesen Eintrag eine kleine Liste machen, was wir alles vermissen werden, aber wir beide wüssten nicht, wo wir damit aufhören sollten.
Also können wir nur in einem Wort zusammenfassen, was uns am meisten fehlen wird: Ihr.
Wieder mal hat jemand anders, genauer Suzanne Vega, sehr schön ausgedrückt, was ich sagen will, aber direkt darunter kommen dann sehr persönliche eigene Worte:

And please do not ever look for me
But with me you will stay
And you will hear yourself in song
Blowing by some day

14 März 2009

Liebe ist...

... wenn mein Mann für mich - erkältet, im Fieberwahn von der Joghurtwerbung im Fernsehen verführt - mitten im Geradenochwinter alle Umweltschutzbedenken über Bord wirft und frische Erdbeeren aus Marokko kauft. :)

12 März 2009

Arbeit, Arbeit, Arbeit

Wie könnte es anders sein: Kurz vor dem Umzug gibt's auf einmal so richtig viele Aufträge. Zum Glück (?) sind die alle wie immer dringend. D.h. ich muss, komme was wolle, so rechtzeitig damit fertig sein, dass fürs Kistenpacken noch locker Zeit bleibt. Dafür kann ich erst jetzt, wo ich alles abgegeben habe, innehalten und mir klar werden, welch lustige Blüten mein Arbeitsleben manchmal treibt.
Nicht nur durfte ich die letzten Wochen damit verbringen, Shakespeare aus dem Klingonischen über den Umweg Englisch ins Deutsche rückzuübersetzen. Nein, danach durfte ich mich auch eine Zeitlang damit beschäftigen, möglicht blumige Synonyme für 'Geschlechtsverkehr haben' zu finden. Mein Dank hierfür geht an Bruce Campbell, der mit diesen immer neuen Abweichungen vom Originalscript zahlreiche amüsante wie herausfordernde Outtakes produziert hat. :) Und zuletzt durfte ich noch für einen Fernsehserien-Trailer einen Song von Everlast übersetzen. (Hoffentlich hab ich jetzt nicht zu viel verraten!) Die Herausforderung dabei war nicht, den Text möglichst originalgetreu und doch einigermaßen poetisch ins Deutsche zu bringen. Wer mich kennt*, weiß, dass das quasi ein Hobby von mir ist. Das, was mich wirklich Mühe kostete, war, es nach ein paar Durchgängen bei einer nur mäßig verfeinerten Rohübersetzung zu belassen. Mich zu zwingen, nicht so lange daran rumzutüfteln, bis nicht nur der Ton stimmt, sondern sich auch noch alles im selben Schema wie das Original reimt. Aber ich war tapfer, habe daran gedacht, dass mir jede Zeile nur 0,23 USD (ups, schon wieder was verraten!) bringt, und bin betriebswirtschaftlich vernünftig mit meiner Zeit umgegangen. Gut, dass ich jetzt umziehen muss, sonst würd ich mich wahrscheinlich hinsetzen und es nur so zum Privatvergnügen machen.
Kurz gesagt: Mein Job macht einfach Riesenspaß! Und irgendwann in ferner Zukunft finde ich vielleicht auch mal Auftraggeber, die mich vernünftig bezahlen...

*Ok, nur in schwachen Stunden verrate ich, dass ich gerne Songs übersetze und auch mal Texte schreibe. Dazu gibt's aber demnächst noch ganz öffentlich mehr hier in diesem Kino.

08 März 2009

Facharzt-Alptraum

Da sind wir so auf unseren Umzug fixiert, dass diese kleine Neuigkeit fast untergegangen wäre: Ich (Leo) darf mich jetzt endlich Facharzt für Rechtsmedizin nennen. Und das war gar nicht so einfach.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass die Prüfung selbst nicht der im Titel angesprochene Alptraum war - tatsächlich war das alles recht entspannt und unproblematisch. Der Weg dorthin allerdings war es nicht immer...

Meine Weiterbildungszeit endete letztes Jahr im September - alle Bedingungen waren erfüllt, alle Zeugnisse vorhanden. Also flugs zur Ärztekammer und zur Prüfung angemeldet. Dort wurde festgestellt, dass man das Zeugnis über meine Psychiatriezeit in Günzburg (=Bayern) so nicht anerkennen könne. Ich also noch flugser in Günzburg angerufen und ein neues Zeugnis bestellt. Der erste mögliche Prüfungstermin rückte näher, das Zeugnis nicht. Wieder telefoniert, etwas Druck gemacht und schließlich die Nachricht: 'Zeugnis ist auf dem Weg.'

Nur: Es kam nicht an. Wieder telefoniert: 'Doch, wir haben es abgeschickt!'
Mehrere Flüche gegen die Hamburger Post, die gerne mal was verschlampt/zu spät/gar nicht liefert. Und danach frustriertes Warten und Hoffen, denn es müsste ja wohl jeden Tag ankommen - die Faxkopie aus Günzburg derweilen genügte der Ärztekammer nachvollziehbarerweise nicht.

Ein paar Tage später spiele ich mit der Katze - nur weil ich frustriert bin, muss das Getier ja nicht darunter leiden.
Beim Spielen schussert Kodama ihre Lieblingsnuss unter den Schrank gegenüber unserer Eingangstüre und das Ding verklemmt sich irgendwo. Herzzereißendes Gejaule bringt mich dazu, die Nuss zu befreien, und außerdem den Umschlag mit meinem Zeugnis zu finden, der seit Tagen seelenruhig unter dem Schrank liegt. Wohlgemerkt, dass erste Mal, dass Post von unserem Briefkastenschlitz in der Türe irgendwie bis unter den Schrank geschlittert ist, betrifft es das §$%&%$§§-Zeugnis.

Nichts wie zur Ärztekammer damit und TaDa! - man könne das Zeugnis, dass meine zweifelsfreie Ableistung der notwendigen Psychiatriezeit belegt immer noch nicht anerkennen, sondern müsse es erst einem Ausschuss vorlegen. Und nein, für den ersten Prüfungstermin im Oktober kommt meine Teilnahme nicht mehr in Frage. Der nächste Termin ist im November, aber der Ausschuss tagt da erst ein paar Tage vorher, sie können mir nicht zusichern, dass das noch alles klappt, aber ich könne ja vorsichtshalber mal was lernen...

Geklappt hat es natürlich nicht. Aber der Dezembertermin? Ja, der klappt, aber die Prüfer haben keine Zeit. Januar? Da sind Ferien. Aber Februar ginge! Und ging dann auch.

Immerhin war ich sowas von vorbereitet - ich hatte ja schon zwei mal mit dem Lernen begonnen, da ja zwei Prüfungstermine zumindest potentiell doch hätten klappen können. Da machte es ja auch fast gar nichts, dass ich Anfang Februar zum ersten Mal seit Jahren - richtig - krank wurde. Und während das ganze bis dato ein organisatorisch-bürokratischer Alptraum war, begann jetzt der Fieber-Alptraum: Wenn ich halbwegs wach war, habe ich Rechtsmedizin gelernt, wenn ich eingeschlafen bin (ca. alle 20 min) habe ich das gerade Gelernte in Alpträumen verarbeitet. Samt Bildern. Das tollste waren die etwas blutigen Träume zur defensiven Leichenzerstückelung und zur Bahnüberfahrung. Hatte was mit großen Puzzleteilen zu tun. Aber immerhin blieb es haften. Den Lernstoff meine ich natürlich. Im Gehirn. Nicht was ihr denkt. Also ehrlich.

27 Februar 2009

Kisten, Kisten, Kisten...

... stapeln sich mittlerweile überall in unserer Wohnung. Die ersten Regale stehen in ihre Einzelteile zerlegt an die Wand gelehnt im Weg rum. Alle nicht unbedingt dringend benötigten Dekogegenstände schlafen in einem Bett aus Zeitungspapier und Karton. (Bitte ab jetzt keine Blumen mehr schenken, falls jemand das vorhatte!) Strom, Gas und Telefon sind gekündigt. Und nächste Woche kommt Martin mit einem Umzugswagen.
Mit anderen Worten: Es wird ernst!
Das merken auch die Katzen ganz deutlich. Und offenbar sind sie ein bisschen besorgt, dass wir sie in der Hektik vielleicht nicht artgerecht verpacken oder gar komplett vergessen könnten. Aber selbst ist die Katze:

Hoffentlich vergessen wir nicht, in welche Kiste wir sie gepackt haben...

04 Februar 2009

Mysteriöse Ereignisse

Oder auch eine Falte im Raum-Zeit-Kontinuum? Eine Identitätskrise? Oder vielleicht nur ganz profane Altlasten...
Jedenfalls will mich das Universum wohl zur Zeit daran erinnern, dass man seinen Mädchennamen nicht so leicht loswird, und dass er gleichzeitig schon ganz weit weg und unerreichbar ist.
Darum hat es (oder jemand anderes) uns wohl ein Paket geschickt, wo sowohl Leos Name als auch mein ehemaliger draufstand. Und dazu einen Paketboten verwendet, der zu faul ist, bei mir zu klingeln. Vielleicht, weil er um die vielen Stufen weiß. Vielleicht auch, weil das Paket schon über eineinhalb Jahre (seit vor unserer Hochzeit) bei ihm rumliegt und er Angst hat, dass ich deswegen schimpfe. Oh, wenn er wüsste, wie ich schimpfen kann. Als erstes über seine Schreibweise des Wortes 'Beckerai', mit dem er mir auf der Benachrichtigungskarte wohl signalisieren wollte, dass unser Paket in einem nahegelegenen Backwarenfachgeschäft sei. Was nicht der Fall ist. Und als zweites, drittes und viertes (entspricht der Anzahl meiner Anrufe beim Callcenter seines Arbeitgebers) über die Tatsache, dass selbiger es nicht mal auf die Reihe kriegt, einen Kunden zurückzurufen, dessen Paket durch seinen Mitarbeiter verschlampt wurde.
Seither sitze ich und grüble, wer uns wohl was geschickt hat, und was, und wem ich vergessen habe mitzuteilen, dass wir geheiratet haben...
Einen davon kann ich zumindest benennen: Meine Telefongesellschaft. Als ich kurz nach der Hochzeit unseren Telefonbucheintrag ändern wollte, natürlich online, stand die Funktion 'vorübergehend nicht zur Verfügung'. Ok, ich hätte einen Brief schreiben können. Statt dessen beschloss ich gemäß dem Rat, den mir die Website des Anbieters gab, es 'später noch einmal zu versuchen'. Und vergaß.
Das könnte sich jetzt als verhängnisvoller Fehler herausstellen. Schon seit einigen Jahren wurde ich immer wieder telefonisch mit einer anderen, offenbar in Hamburg lebenden Tanja F. verwechselt, die im Gegensatz zu mir nicht im Telefonbuch steht. Dafür hat sie
- eine Tochter namens A.
- keine Versicherung für selbige, weswegen ihr Makler dringend mit ihr sprechen muss
- vergessen, ein bei Ebay verkauftes Gerät an den Käufer zu schicken
- offenbar keine Eltern mehr, über die alte Klassenkameraden sie erreichen könnten, was Aimee, die das Klassentreffen organisieren musste, sehr lästig fand
Allen diesen Anrufern (bis auf den Makler, der nur auf dem AB war, den hab ich nicht zurückgerufen) konnte ich mehr oder weniger glaubhaft versichern, dass ich nicht die Droi... äh, Tanja bin, die sie suchen.
Der Anruf neulich allerdings lässt mich etwas zweifeln, ob mir das auch in Zukunft gelingen wird. Denn die Frau am anderen Ende fragte mich, ob ich 'die Mutter von dieser A. sei, denn sie hätte da diese Sendung im Fernsehen gesehen'.
Seither sitze ich und grüble, was das wohl für eine Sendung war, und ob mein Alter Ego und ihr Kind darin vorkamen, ob sie dort entweder als völlige Rabenmutter oder als heilsbringende Supermammi dargestellt wurde, ob ihr Kind eine schreckliche Krankheit hat, die die Anruferin per Handauflegen/Karottensaft/Orgonstrahler wegzaubern wollte, oder umgekehrt, und vor allem, warum zum Henker die beiden namentlich und örtlich genannt wurden. Und wie viele andere Leute die Sendung gesehen haben und über genug Mitteilungsbedürfnis und ein Telefonbuch verfügen. Und wie viele davon mir glauben werden, dass ich gar nicht mehr so heiße und auch nicht im Fernsehen war und keine Tochter habe.
Und ob ich unser Telefon nicht einfach schon zwei Monate zu früh abmelde...

P.S. Sollte unter den geneigten Lesern also jemand sein, der uns entweder ein Paket geschickt hat oder weder unsere Handynummern noch eine unserer Emailadressen hat, so kontaktiere er uns bitte über die Kommentarfunktion!

30 Januar 2009

Keine Warnhinweise?

Berufsbedingt muss ich grade mal wieder öfters auf das Glossar eines allseits bekannten Betriebssystemherstellers zurückgreifen. Eigentlich ist das eine tolle Sache: Man kann einfach online und kostenlos nachgucken, wie deren Übersetzer sprachliche Höhepunkte der Menschheitsgeschichte wie 'wird gedownloadet' produzieren, oder einfach nur rausfinden, was 'Systemfehler' auf Georgisch heißt.
Auf diese praktische Website begab ich mich also auf der Suche nach einem passenden Wort für 'Warnhinweis'. Statt jedoch, wie vermutet, als erstes Ergebnis 'alert' oder wenigstens 'warning' zu finden, muss ich dort lesen: 'Panic'. Gleich fünfmal, einmal sogar mit Ausrufungszeichen.
Sitzen wir also alle einem großen Übersetzungsfehler auf? Hat Douglas Adams auf seinen unsterblichen Reiseführer nicht geschrieben, dass man sich nicht fürchten und durchdrehen soll, sondern dass das Buch einfach keine Warnhinweise enthält? Würde zumindest den Eintrag 'mostly harmless' erklären...

25 Januar 2009

Große Erwartungen

Einen großen Teil meines Lebens habe ich damit verbracht, die Erwartungen anderer Leute zu erfüllen. Dazu mussten die nicht mal sagen, dass sie irgendwas von mir erwarten. Die Vermutung einer Erwartung reichte, und ich fand, auf Basis wahrsagerisch-intuitiven Ratens, heraus, was die jeweilige Person wollte, und machte mich eifrig und glücklich ans Erfüllen der hypothetisch an mich gerichteten Wünsche und Ansprüche. Braves Mädchen. Warum bin ich trotzdem nicht in den Himmel gekommen?
Empathie, die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu erspüren, was sie fühlen und sich wünschen könnten, ist eine wundervolle und erstrebenswerte Fähigkeit.
Nur warum in aller Welt muss ich in vorauseilendem Gehorsam und blind alles tun, was ich da zu erspüren glaube (und was oft gar nicht da ist)? Und warum nehme ich mir nicht mal die Zeit, mich in mich selber hineinzuversetzen und mich zu fragen, was ich selber eigentlich will? Statt alles zu tun, um meine eigenen Träume zu verwirklichen, habe ich mich daran aufgearbeitet, immer das zu tun, was andere von einem netten, klugen, liebenswerten Mädchen erwarten könnten.
Seltsam, dass man mehrere Jahre Therapie braucht, um sich sowas mal zu fragen. Und wohl noch eine gefühlte Ewigkeit, um es zu ändern.
Fester, fester Vorsatz fürs neue und alle folgenden Jahre: Ich werde mir sehr genau überlegen, wem ich es gestatte, Erwartungen an mich zu haben. Ich werde nicht mehr die Mutter der Nation sein und das liebe, stille Mäuschen, das nichts sagt, selbst wenn mir jemand den letzten Scheiß erzählt. Ich werde nicht mehr in Situationen verharren, in denen ich mich ungut fühle, auch wenn der Situationsverursacher mich dann vielleicht nicht mehr lieb hat. (Ob ich irgendwann auf den Trichter komme, dass der mich ja wohl sowieso nicht so lieb haben kann, wenn er mich in solche Situationen bringt...?)
In diesem Sinne habe ich mich diese Woche schon bei einer Kellnerin über unreife Tomaten im Salat beschwert, bei einem Paketdienst über die Zustellung meines Pakets an eine nicht näher definierte 'Beckerai' statt an mich, die ich zu Hause war, und mich furchtbar, furchtbar über den Satz 'Von dir hätte ich das nicht erwartet' geärgert.
Und bemühe mich, stolz auf diese neue Geisteshaltung zu sein, und den Preis, den ich dafür bezahle - dieses gruselige Gefühl, dass nicht alle Welt mich bedingungslos liebt - nicht als Verlust, sondern als lohnende Investition zu sehen.

23 Januar 2009

Tuck mal, wie ein Tiger!

Nein, das ist keineswegs eine Aufforderung an halb-bis-dreiviertel-geschlechtsgewandelte Dschungelcamp-Teilnehmer. (No offense meant, jede/r soll das Geschlecht haben, das ihm/ihr am besten passt, nur den Dschungelcamp-Teil sollte man einfach weglassen, finde ich.) Sondern natürlich ein begeisterter Ausruf von Baby Yo, die gestern zu Besuch war. Unsere Katzen hat das nicht halb so sehr gefreut wie uns. Schließlich wissen die aus Erfahrung, dass kleine Kinder direkte Fressfeinde von Katzen sind. Entsprechend müssen wir Menschen verstehen, dass man als Katze erstmal faucht, wenn so ein Wesen auf einen zukommt. Aufs Bedrohlichste natürlich, mit angelegten Ohren, gerümpfter Nase und weit aufgerissenem Mäulchen, damit man die spitzen Zähne auch sieht. Bevor man dann ganz tapfer und tigergleich den Rückzug unters Bett antritt.
Yolanda musste sich auf den Schreck hin erstmal setzen, hat diesen rüden Empfang aber insgesamt gut weggesteckt (und den Versuch, die Katzen anzulocken nicht aufgegeben, bis Mu sich schließlich schicksalsergeben streicheln ließ). Im Verlauf des Abends versuchte Yo uns immer wieder mit vollem Körpereinsatz zu erzählen, wie die Katze gefaucht hat. Um das den Erwachsenen zu verdeutlichen, riss sie ihrerseits den Mund auf (wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sicher auch die Ohren angelegt), und guckte dann bedröppelt, weil gar kein fauchendes Geräusch dabei rauskam. Vor allem der Papa am Telefon wusste diese stumme Darstellung der Ereignisse sicherlich zu schätzen.
Um ihm und euch allen, die ihr nicht dabei ward, das ganze etwas plastischer zu machen, lass ich hier einfach mal ein Bild sprechen:Wallace (links): Yo versucht zu fauchen; Gromit (rechts): Es faucht ja gar nicht?!
Beim nächsten Mal, das haben die Katzen und ich uns fest vorgenommen, üben wir dann zusammen Schnurren...

13 Januar 2009

Übersetzung aus Angst

Nein, keine Sorge, ich werde nicht von fiesen Auftraggebern gezwungen, Sachen zu übersetzen, die ich gar nicht will. Sondern von fiesen Vertraulichkeitsvereinbarungen davon abgehalten, euch zu erzählen, für welches Computerspiel ich gerade übersetze. Aber wenn ihr den Titel dieses Posts in Englisch zurückübersetzt ("Translating for..."), und dann beim letzten Wort zwischen jeden Buchstaben einen Punkt setzt, und dann noch eine 2 dahinter, dann habt ihr den Namen des Spiels. Vor allem auf der zugehörigen Website werden sich da in Zukunft einige Texte von mir finden. (Momentan steht da nur 'bald kommen' - vermutlich verdanken wir diese brilliante Übersetzung von 'coming soon' einem humanly challenged colleague, auch Übersetzungsmaschine genannt.) Neben dem Spaß und Grusel, den mir diese Arbeit gebracht hat, habe ich noch einen weiteren Gewinn aus der Sache.
Viele Menschen fragen sich ja gelegentlich, was sie der Nachwelt hinterlassen, was die sie Überlebenden auf lange Zeit, wenn nicht für immer, an sie erinnern wird. U.a. aus diesem Grund schreibt man Bücher, baut tolle Häuser oder beginnt Kriege.
Bisher war ich in dieser Hinsicht eher unambitioniert, mein Roman schlummert auf der Festplatte, das einzige Haus, was ich gebaut habe, war für meine Barbiepuppen, und Kriege... naja, dazu mehr in einem anderen Post.
Aber jetzt... jetzt hatte ich die Chance, mich auf immer in den Köpfen der mir nachfolgenden Generation von Computerspielern zu verewigen, indem ich mir einen coolen Namen für eine ganze Monsterklasse ausgedacht habe. I will live on forever... in your nightmares! ;)

Dialog, zweisprachig

Leo und Tanja kochen. Tanja will eine Packung Nudeln aus dem Schrank holen und fängt an zu fluchen.
Leo: Was hast'n g'macht?
Tanja (beleidigt): Wie, was hab ich gemacht. Die blöde Packung ist gerissen, und...
Leo: Des war bayrisch. Da sagt ma des so, egal was passiert, ma sag, was hast g'macht...
Tanja (betont hochdeutsch): Ich habe nichts getan. Die Verpackung der Nudeln war in der Schublade eingeklemmt, und da es sich offenbar um minderwertiges Plastik handelt, ist sie schon gerissen, bevor ich sie überhaupt angefasst habe. Als ich in der Absicht, die Nudeln herauszuholen, danach griff, verteilten sich selbige über das innere des Schranks. Ich habe also nichts getan, sondern mir ist etwas widerfahren.
Leo: Sag's halt auf bayrisch.
Tanja (überlegt kurz): Drecksglump, verreckts?
Leo: Na also, geht doch.

24 Dezember 2008

Weihnachtsgedanken II

Weil Weihnachten ist, schreibe ich auch noch ein paar Gedanken.
Ich habe heute Dienst.
Wie gesagt, in meinem Beruf eher unweihnachtlich.
Und arbeitsreich: Misshandlungen, plötzlicher Säuglingstod, zwei Schwerkraftvergiftungen und div. Spurensicherungsmassnahmen.

Und wenn man an die menschlichen Schicksale hinter diesen Fällen denkt, so macht sich - gerade weil Weihnachten ist und niemand gerade an diesem Tag leiden sollte - natürlich leicht Traurigkeit breit.

Und dennoch. Die Straßen sind dunkel und leer, auf dem Weg zum Einsatz kommen schreckliche Weihnachtslieder (kurz) und ein herrliches Hörspiel über Beethoven (lang) und es ist irgendwie friedlich.

Diese Stimmung, gerade bei nächtlichen Einsätzen, ist etwas ganz Besonderes.
Irgendwie weihnachtlich.


Oder bin ich komisch?
Fröhliche Weihnachten!

Fehmarn ist nicht Helgoland

Manchmal hat man eine gute Geschenkidee, gegen die sich einfach alles verschwört, denn Fehmarn ist nicht Helgoland - aber immerhin sind beides Inseln am Meer.

Da ich am 24.12. Dienst habe, was ja in meinem Beruf garantiert unweihnachtlich ist, wollte ich Tanja am 23.12. zu einem Tag am Meer entführen, genauer gesagt nach Helgoland, Deutschlands einzige Hochseeinsel (ist zwar nautisch gesehen gelogen, marketingtechnisch aber geschickt).
Urlaub zu nehmen war das geringste Problem und Helgoland schien sehr nahe. Zwar fahren im Winter Fähren nur von Cuxhaven aus, aber mit einem Kleinflugzeug kommt man von Hamburg inerhalb von 1 Stunde auf die Insel. Und mit einem Sonderangebot von 79 Euro pro Person und Strecke für eine Entführung meiner Liebsten an das von ihr geliebte Meer durchaus im Rahmen von: "Dieses Jahr schenken wir uns nix" ;)

Dann noch schnell kryptisch Tanja aufgefordert, für den 23. keine Aufträge anzunehmen und zum Telefon gegriffen, um den Flug zu reservieren. Und ab da war mir der Weihnachtsmann übel gesonnen (vielleicht, weil ich bereits zu viele Schokonikoläuse erdolcht, erhängt oder erschossen habe?).

Denn es gab zwar noch Flüge nach Helgoland, aber der Flug zurück war ausgebucht. Mist. Und übernachten geht ja nicht, wegen Dienst.
Also den nächsten Flughafen bei Heide (ca. 100km) angerufen. Da gab es nur noch Rückflüge.
Aber wie denn aus der Pampa bei Heide wieder zurück nach Hamburg kommen, wenn das Auto in der Pampa des Hamburger Flughafens steht?

Mist.

Neuer Plan: Noch am 22. nach Cuxhaven fahren, dann am 23. mit der Fähre nach Helgoland und retour nach Hamburg. Da hätten wir zwar nur 3 Stunden auf Helgoland, aber das wäre den Spaß wert. Und Helgoland ist ja wirklich nicht groß. Also ein hübsches Hotel rausgesucht und dann vorsichtshalber bei der Reederei angerufen, die die Fähre betreibt. Und da teilt man mir mit, dass die Fähre (entgegen dem Fährplan im Internet) bereits 2 Stunden früher von Helgoland ablegt.

Mist.

550 km mit Auto und Schiff für eine Stunde Helgoland? Ich bin zwar für verrückte Sachen zu haben, aber eine gewisse Grunddauer sollten sie schon haben.

Aber bitte, das hat Helgoland jetzt davon. Dann suche ich halt eine Insel in der Ostsee, und flugs habe ich Tanja ins Auto gesammelt und bin mit ihr nach Fehmarn gefahren, wo wir vom 22. auf den 23. einen vorweihnachtlichen Tag am Meer verbracht haben.

Und der war schön.

Weihnachtsgedanken

So. Die Wohnung ist aufgeräumt, die letzten Geschenke von der Post geholt und verpackt. Ich habe meinen letzten Auftrag - ein völlig unweihnachtlich trashiges Computerspiel - abgegeben, Leo macht grade den letzten seiner Kunden zu, nachdem er den ganzen Tag in der Arbeit verbracht hat. Ich hab's sogar noch geschafft, mir eine klassische Weihnachtsliteraturverfilmung anzusehen: die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, mit sehr aktuellem Anlass. (Wie viele Investmentbanker den wohl dieses Jahr sehen und ihr Leben aus ähnlich egoistischen Motiven - Ich will nicht allein sterben! - wie Ebenezer Scrooge komplett umkrempeln?)
Die Katze versucht gerade zum wiederholten Male, das Adventsgesteck zu essen, zum Glück sind die Kerzen aus. Gleich gehen wir nämlich zum Italiener (warum haben Türken, Chinesen Koreaner und Vietnamesen an Weihnachten geschlossen, aber ausgerechnet Italiener nicht?), der Kühlschrank ist in Urlaubsvorbereitung schon total leer, und unser ursprünglicher Plan, uns stimmungsvoll eine Pizza mit Entenbrust und Blaukraut zu teilen, geht nicht auf, weil der Lieferservice schon zu hat.
Das klingt fast alles nicht besonders weihnachtlich. Jedenfalls nicht so, wie man sich's vorstellt. Ich schwanke ein bisschen zwischen: "Gott sei dank sind wir dem konventionellen Weihnachtskitsch dieses Jahr entgangen!" und "Als ich klein war, war das irgendwie besser."
Aber Moment - wurde da nicht auch noch im letzten Augenblick besorgt, gebastelt und verpackt? Sind wir nicht auch am 25. oder 26. ins Auto gestiegen und weit gefahren, um liebe Menschen wiederzusehen? Bestand nicht auch ein großer Teil des Tages auch aus Warten? Und vor allem: Wenn man immer alles genauso macht wie letztes Jahr, wo bleibt dann das Besondere?
In diesem Sinne, frohes Fest!

18 Dezember 2008

Marketing, neu definiert

Da studiert man jahrelang, sammelt mühevoll Erfahrung in diversen Marketingabteilungen, stellt Pläne auf und bastelt Strategien... dabei ist es ganz einfach:
Man nehme eine zweiwöchige Auftragsflaute, vorzugsweise in der Vorweihnachtszeit. Man erledige alles, was sonst ohnehin nebenbei gehen muss (Buchhaltung, Steuerunterlagen sortieren, Essen kaufen) und unternehme die üblichen Werbemaßnahmen (auf ausgeschriebene Jobs bewerben, alte Kontakte durchgehen und anfragen, sich schmissige Texte für die zu erstellende eigene Homepage ausdenken). Dann resigniere man und nehme sich für den nächsten Tag Dinge vor, die nicht so einfach nebenbei gehen. Man springe morgens motiviert aus dem Bett und beginne, die Wohnung von Grund auf zu schrubben und sich dabei gründlich eine Route für den nachmittäglichen Weihnachtsgeschenkeeinkauf zu überlegen. Dann, nur so kurz zwischendurch, aus reinem Pflichtbewusstsein, rufe man mal eben Mails ab, in einer Hand die Maus, in der anderen noch der nasse Putzlappen... und schon hat man einen Auftrag.
Ob ich wohl aufbauend auf der einfachen Erkenntnis, dass Aufträge grundsätzlich nur dann kommen, wenn's grad gar nicht passt, einen Bestseller schreiben kann, der die Werbe- und Verkaufsbranche revolutioniert...?

16 Dezember 2008

Lesestoff

Ich kann's ja nicht lassen. Neulich habe ich wieder mal einen dieser Online-Tests der Süddeutschen gemacht, trotz vergangener Demütigungen. Diesmal hat mich das Ergebnis aber besonders interessiert, denn es ging darum, welchen Bestseller ich 2009 schreiben werde. Sollte. Könnte. Möglicherweise. Wenn ich mich halt endlich mal auf meinen Hintern setzen täte... (War das jetzt ein Bavarizismus? Glaub schon.) Immerhin ist das Ergebnis ganz ermutigend: Ich gehöre zwar zu den ca. 10%, die die SZ als 'Harry-Potter-Typ' einstuft, aber die detaillierte Beschreibung dieses Typs scheint mir eigentlich ganz zutreffend. Wenn das mal kein Ansporn ist.
Weiteren Ansporn liefert mir mein soziales Umfeld, das sich nicht nur ausführlich schreiberisch betätigt, sondern auch erfolgreich veröffentlicht. Da ist Jana Eilers mit 'Gewittertage', einer Mischung aus DSA-Roman und Krimi, schön geschrieben und für einen Rollenspielroman erstaunlich vielschichtig und v.a. mit unerwartet offenem, gar nicht mal so heldenhaft-gutem Ende. (Ist da wohl eine Fortsetzung im Hinterkopf der Autorin? Oder darf ich doch als nächstes auf einen Vampire-Roman hoffen?)
Dann, sehr empfehlenswert, Astrid Moslers Kurzgeschichte 'Stille des Herzens' in 'Bitte mit Schuss', ebenfalls ein Krimi, ebenfalls ein unerwartetes Ende und gleichzeitig eine sehr intensive Schilderung des Berliner Großstadtlebens im Kleinen, sprich: des Biotops Hochhaus.
Und schließlich auf internationaler Ebene Regina Glei, die in Japan lebt, auf Englisch schreibt und offenbar in der Sprache der Krähen denkt. Ihre Kurzgeschichte 'As the crow flies' beschreibt für mich herrlich treffend Japan aus der Sicht eines Insiders, in der Sprache eines Ausländers, also für uns Westler les- und nachvollziehbar, aber trotzdem sehr authentisch. There's more where that came from - ich werde euch auf dem Laufenden halten, wenn wieder was veröffentlicht wird. Regina ist übrigens neuerdings auch unter die Blogger gegangen. Wer lustige Geschichten über U-Bahn-Fahren in Tokyo lesen will, der lese hier nach.
So, das sollte erstmal an Lesestoff für die Weihnachtsferien reichen. Und als Motivation, mich endlich mal auf den Hosenboden zu setzen...

07 Dezember 2008

Nikolausgeschichte

Gestern war also Nikolaus, ja? Soll ich dir sagen, was für mich gestern war? Ein Scheißtag war gestern. Der beschissenste Scheißtag in meinem ganzen Leben, um genau zu sein.
Dabei fing alles ziemlich gut an. Irgendeiner dieser hirnrissigen Riesen hat ein Fenster offengelassen, und das bei der Kälte. Lange genug, damit ich es sehen und reinfliegen konnte. 'Ne richtige Wohnung, Alter. Beheizt und alles. Mit Pflanzen. Nicht viele, 'n bisschen mickrig, aber genug für 'nen guten Futterverwerter wie mich. Die Teppiche hättest du sehen müssen. Was da allein an Futter drin hing... Für den Winter hätte ich ausgesorgt gehabt.
Da kriech ich also friedlich, unauffällig über den weißen Teppich - welcher Idiot hat denn *weiße* Teppiche, vor allem wenn er so ein Krümler ist?! - und dann steht auf einmal dieses Vieh vor mir.
Riesengroß, gelbgrüne Augen, Krallen wie Dolche und eine Unschuldsmiene wie ein kleiner Zweipunkter. Starrt mich an und tappt dann mit ihrer Riesenpfote auf mir rum. Eine von der 'ich will nur spielen'-Sorte. Das sind die Schlimmsten, übersättigt und gelangweilt und völlig ahnungslos und deswegen extrem grausam.
Ich denk schon, das ist das Ende, und ein langes, schmerzhaftes noch dazu. Da beugen sich plötzlich zwei von diesen Menschenweibern über mich. 'Ooooh, guck mal, wie süß', das übliche bedeutungslose Süßholz. Immerhin, kein hysterisches Gekreisch, also seh ich meine Chancen steigen. Nur weg von dem Katzenvieh. Ich krabbel auf die Stricknadel, die mir eine hinhält, während die andere das Fenster öffnet. Ob es mir draußen um die Jahreszeit nicht zu kalt wäre, spekuliert die eine laut. Mädels. Ihr seid Menschen. Ich bin ein Marienkäfer. Eure Hirne sind ungefähr 20 Millionen Mal größer als meines. Ich weiß die Antwort. Ihr offenbar nicht.
Ich klammere mich an der Nadel fest, aber dem gewaltigen Pusten des Menschenweibes halten meine Beine nicht Stand. Ich werde rausgeschleudert, in die Kälte, die feuchte Luft... und direkt ins Wasser.
Na toll. Als wäre es nicht schlimm genug, aus der warmen Wohnung zu fliegen, nein, ich lande direkt in der vollen Regenrinne. Können die Menschen ihre eigenen blöden Konstruktionen nicht mal sauber halten, so dass sich das Wasser darin nicht zu Käfer-Todesfallen staut? Das war's dann wohl, ich gehe unter, meine Flügel kleben zusammen, ich rudere verzweifelt mit den Beinen, die schon fast vor Kälte erstarren, aber ich gebe nicht auf, nicht so leicht, ich sehe den Rand der Regenrinne, gleich hab ich es geschafft, gleich bin ich hier raus...
Ein Seil fällt ins Wasser und treibt mich vom rettenden Regenrinnenrand weg. Einige Facetten meiner Augen sehen, wie sich die Rausschmeißer-Frau über mich beugt und wild mit dem Wollseil rudert. Es wieder aus dem Wasser zieht. Wieder reinwirft, endlose Zentimeter von mir entfernt, was aber eine unüberwindliche Strömung vom Rand weg erzeugt. Sagte ich vorhin was von größerem Hirn? Ich nehm alles zurück, das muss ein Gerücht sein. Wahrscheinlich haben die nur so große Köpfe, um irgendwie das Gleichgewicht zu halten, auf zwei Beinen stehen kann ja auch nicht so einfach sein.
Jetzt ist es also aus mit mir, nur wegen dieser blöden Tussis. Ich gebe das Strampeln auf, keine Kraft mehr, versuche, an die warme Wohnung zu denken, den schönen Winter, den ich dort hätte verbringen können, und nicht an das nasse, kalte Laub am Boden der Regenrinne...
Da kommt etwas auf mich zu. Ich lege die Fühler an, um besser sehen zu können. Das ist ein Löffel. In der Hand der Frau. Die bis zur Hüfte aus dem Fenster ragt. Die riskiert tatsächlich, selber abzustürzen, um mich zu retten. Vielleicht ist sie doch nicht so blöd.
Der Löffel taucht ins Wasser, fischt mich auf, ohne mir auch nur ein Bein abzuklemmen, das kalte Wasser tropft von mir ab. Vielleicht, wenn ich Glück habe, werde ich in ein paar Stunden sogar wieder fliegen können. Ich bleibe einfach ganz ruhig hier auf der Regenrinne sitzen, wo sie mich gleich absetzt... Mist, meine nassen Füße kleben an dem blöden Löffel. Sie schüttelt ihn. Mir wird schlecht. Sie schüttelt ihn heftiger, bis ich schließlich davon abrutsche, den Rand der Regenrinne knapp verpasse, und mit zusammengeklebten Flügeln in die leere Luft geschleudert werde - um vier Stockwerke, Menschenstockerke tief ins Nichts zu stürzen.
Das war also mein Scheiß-Nikolaustag. Und du, hast du auch was geschenkt bekommen, Schweinebacke?

03 Dezember 2008

Gordischer Knoten

Es kommt ja nicht oft vor, dass ich (immerhin der Erstgenannte in diesem Blog) selbst die virtuelle Feder  in die Hand nehme.
Eigentlich fast nie.

Das liegt unter anderem daran, dass ich dazu Zeit, Muße und Kreativität bräuchte und alle drei Dinge sind in meinem Leben eher eine Seltenheit geworden, seitdem ich Mitarbeiter in einem gewissen Institut bin.

Kreativität für einen Blogeintrag? Braucht man denn da so viel davon? So eine Meldung zwischendrin sollte doch auch Leo möglich sein, oder? 
Das mag ein Maß geben, was mit mir in den letzten 5 Jahren passiert ist.

Dafür gibt es viele Gründe, nicht zuletzt mein pathologisches Arbeitsverständnis und die im Institut vorherrschenden, auf starke Abhängigkeitsverhältnisse abzielenden Strukturen mit allenfalls geringsten Planungsmöglichkeiten. Aber darauf möchte ich jetzt gar nicht näher eingehen, ich denke, auch aus Tanjas Berichten sind die Auswirkungen unserer Situation in Hamburg bekannt.

Jetzt naht die Zeit, in der ich endlich mit meiner Ausbildung in dem von mir gewünschten Spezialfach ein Ende nahen sehe. Auch das geht nicht ganz ohne Probleme, denn von mir bei der Behörde eingereichte Zeugnisse aus Bayern seien 'formaljuristisch' problematisch, weil sie zwar einerseits die Güte meiner Ausbildung über das normale Mass der Erfordernisse bestätigen, darin aber zu viele (!) Unterschriften haben. Deswegen muss per Ausschuss über die Anrechenbarkeit entschieden werden (Dauer: 6 Wochen), so dass ein erster Prüfungstermin ins Land zieht und der nächste Termin erst 3 Monate später möglich ist.

Das ganze bedingt auch erhebliche Neuplanungen auf unserer Seite, die auf zahlreiche Probleme privater und beruflicher Natur Rücksicht nehmen müssen (siehe auch: starke Abhängigkeitsverhältnisse und allenfalls geringste Planungsmöglichkeiten). 
Nach 5 Jahren so kurz vor Schluss mit so zahlreichen Problemen kämpfen zu müssen, ist natürlich extrem frustrierend. Seit Wochen drehen sich meine Gedanken um verschiedenste Lösungsmöglichkeiten, die natürlich auch allen gerecht werden sollen: Mir, Tanja, den wirklich guten Kollegen im Institut, der sog. Leitungsebene, unseren Katzen und von mir aus auch meinen Kunden (die das wohl idR. eher schmerzbefreit sehen). Mit anderen Worten: Ein gordischer Knoten.
Ein akuter Zustand von Unglücklichsein ist die logische Folge, bzw. die Exarzerbierung der grundlegenden Stimmungslage. Schreibt sich leicht dahin, fühlt sich aber nicht so an.

Und doch schreibe ich jetzt hier einen Blogeintrag.
Denn nach einer Diskussion mit Tanja, die eigentlich nur zeigte, das es keine Lösung für das Problem gibt, habe ich eine Lösung gefunden. 

Heureka!

Und ja, genauso hat es sich angefühlt.

Ich habe einen Weg gefunden, der es mir ermöglicht, den vielen Anforderungen in einem vernünftigen Maß gerecht zu werden. Und eine Blockade, die ich seit Jahren immer wieder unterschwellig spüre, ist zumindest schwächer geworden und macht einem Gefühl der Erleichterung Platz.

Klar, kann trotzdem alles noch blöd laufen.
Aber ich kenne jetzt den Weg.

Und vielleicht schreibe ich demnächst auch mal wieder einen Blogeintrag

Euer Leo



 



21 November 2008

Be careful what you teach...

Gestern beim Psychiater. Ja, ich geh da noch ab und zu hin, nur um zu gucken, ob's mir auch gut geht. Während ich bei ihm drin sitze (Couch ist out, sowas gibt's da nicht), kommt zweimal die Sprechstundenhilfe rein, weil er irgendwelche Unterschriften vergessen hat.
Beim zweiten Mal verspürt er offenbar das Bedürfnis, sich zu entschuldigen: "Tut mir leid. Aber Sie sind ja stabil und gefasst, das stört Sie ja nicht, oder?"
Ich will schon lächeln und nicken, natürlich stört mich das überhaupt nicht, und er ist ja auch nur ein Mensch... Dann setzt plötzlich die Wirkung monatelanger Gehirnwäsche (zu Deutsch Psychotherapie) ein. Ich gucke ihn kritisch an: "Also, nach allem, was ich in meinen vielen Therapien gelernt habe, muss ich eigentlich sagen, dass mir das nicht recht ist. Ich möchte hier den Raum und die Aufmerksamkeit einnehmen, die mir zustehen, und verbitte mir weitere Unterbrechungen."
Er guckt mich entsetzt an. He, ich hab nur gesagt, was mir seine Kollegen immer wieder eingetrichtert haben! Ist das also nicht mal so wirklichkeitstauglich, dass es in den vier Wänden seines Sprechzimmers funktioniert, wo solches psychobabble herkommt?
Dummerweise kann ich mir schon lange das Grinsen nicht mehr verkneifen. Er lacht mit, aber eine kleine Spur Verunsicherung bleibt. Und ich komme mir schäbig vor. Als hätte ich die Waffe gegen meinen eigenen Lehrmeister erhoben... Aber spaßig war's doch! :)

14 November 2008

Ich mach gleich in die Hose...

Donnerstag Nachmittag, 14:15. Höchste Zeit zum Aufbrechen! Ich brauche zwar höchstens eine halbe Stunde, aber trotzdem, besser früh loskommen. Hab ich alles? Rucksack mit Klamotten zum Wechseln, feuchten Tüchern, Windeln. Plätzchenteig ist vorbereitet im Kühlschrank. Kindersitz ist schon eingebaut. Puh, ist das aufregend? Wollte ich nicht noch irgendwas? Egal, muss los.
Ich komme 15 Min. zu früh an. Vor dem Haus steht ein Polizeiauto, ein Uniformierter spricht gerade mit der Erzieherin. Es wird doch nichts passiert sein?! Im Geiste gehe ich alle Schrecklichkeiten durch, die einen Polizeieinsatz in einer Kita erfordern könnten. Leo wird mich später darauf aufmerksam machen, dass auch Polizisten möglicherweise ihre Kinder direkt von der Arbeit kommend abholen, noch bevor sie Outfit und Wagen wechseln.
Alle Sorgen sind vergessen, als ich im Gewusel Yolanda entdecke, die mir stolz ihren horizontalen Bauklötzchenturm präsentiert, während ihre Freundin (?) Selma sie eifrig darauf aufmerksam macht, dass sie jetzt heimgehen müsse. Yolanda guckt kurz kritisch, dann fällt ihr unser Gespräch von gestern ein: "Zu den Tatzen!"
Sehr praktisch, sie wird also keinen Widerstand leisten. Die nächste Sorge erledigt. Eine kurze Nasenprobe bestätigt mir auch, dass ich mich mit dem größten aller Sorgenthemen, Windelnwechseln, erstmal noch nicht beschäftigen brauche. Meine Entspannung scheint auf die Kleine abzufärben, kaum sitzt sie im Auto:
Ich schreibe schon jede Hoffnung auf Plätzchenbacken ab, aber das tut meiner Stimmung keinen Abbruch. Auf dem Weg zum Auto kamen wir an zwei Obdachlosen vorbei, die uns ob so viel scheinbarer Mutter-Kind-Harmonie gleich fröhliche Feiertage gewünscht haben. Wenn mich zwei so offensichtlich im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte befindliche Leute für die Mutter halten, und nicht für die hilflos-hysterische Tante, die keine Ahnung von Kleinkindern hat, dann wird sicher alles gut.
Kaum sind wir angekommen, ist Yolanda wieder hellwach, und wir machen uns ans Backen. Es empfiehlt sich folgende Versuchsanordnung auf der Arbeitsplatte: Links ausgerollter Teig, Mitte Kind, rechts zu belegendes Backblech, überall verstreut Mehl und Förmchen. Mit gelegentlichen Verwechslungen im Arbeitsablauf Ausstechen - Teig außenrum abmachen - Plätzchen auf Blech legen inklusive einigem Teigschwund zugunsten des Magens des Kindes muss gerechnet werden. Stolz und mehlig verlassen wir nach zwei fertigen Blechen die Küche auf der Suche nach den Katzen, die Yolanda schließlich unterm Bett entdeckt. Das Kind zeigt seelische Größe und krabbelt nicht hinterher, obwohl sie im Gegensatz zu mir durchaus klein genug dazu wäre. Statt dessen beschließen wir, nachdem wir Yolanda zusammen erfolgreich trocken gelegt haben, die Wohnung mittels Zimmerbrunnen unter Wasser zu setzen. Hier muss Yolanda dann doch mal ein Machtwort sprechen: Was interessiert es, ob die Möbel Flecken kriegen, wenn das Wasser so schön blubbert. Nur durch einen raffinierten Schachzug - das Ausschalten der Pumpe - bringe ich sie schließlich dazu, das Interesse zu verlieren. Oder so zu tun, um zu überspielen, dass sie beleidigt ist.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir damit, in meditativer Harmonie Legosteine von einem Behälter in den anderen und wieder zurück zu sortieren. Als der Papa sie schließlich abholen kommt, darf ich sogar auf dem Weg zum Auto noch ihre Hand halten.
Alles ist gut gegangen. Das Kind scheint müde aber zufrieden, es gab keine Tränchen und keine Windel- und andere Unfälle, und dank der Legosteine und der Katzen scheint sie sogar wiederkommen zu wollen. Ich bin nicht völlig unfähgi als Babysitter. Genau betrachtet hab ich meine Sache sogar recht gut gemacht. Hey, ich war richtig locker.
Hm, es kommt mir so vor als hätte ich irgendwas vergessen. Richtig: Als ich vor Stunden aus dem Haus ging, musste ich eigentlich dringend auf die Toilette, hab das aber seither glatt vergessen. Gleich mal gucken, ob meine Windel trocken geblieben ist...