28 Oktober 2008

Innerliches Fett

Es gibt Dialoge, die muss man einfach für die Nachwelt festhalten.
Gestern rief mich ein Mensch von einem 'Gesundheitszentrum' an und wollte mir anbieten, mich kostenlos durchchecken zu lassen. Normalerweise würge ich solche Leute schnell ab, aber der hier hörte sich einfach so gar nicht nach Call Center an und wirkte auf schusselige Weise nett. Meine Geduld wurde belohnt.
Ich: Ich glaub, das ist nicht interessant für mich.
Er: Aber da können Sie sich von oben bis unten durchchecken lassen. Der Computer sagt Ihnen dann genau, wie Sie drauf sind.
Ich (in vollem Bewusstsein, dass diese Antwort dem vorigen Blogeintrag widerspricht): Dazu brauche ich keinen Computer.
Er: Das hat neulich auch eine Dame zu mir gesagt. Die war gertenschlank, wie ein Model. Dann haben wir sie durchgecheckt, und stellen Sie sich vor, bei der ist das ganze Fett nach innen gegangen.
Ich (ein Lachen unterdrückend): Nach innen. Aha.
Er: Ja, schrecklich, nicht?
Ich (immer noch völlig verblüfft über so viel Blödsinn, leichtsinnigerweise glaubend, dass etwas medizinische Autorität ihn vielleicht abschreckt, den Zahnarztfrauenjoker ziehend): Wissen Sie, ich bin mit einem Arzt verheiratet, und wenn Sie mir was von innerlichem Fett erzählen wollen...
Er: In letzter Zeit bin ich auch öfters im Krankenhaus zu Besuch, und wissen Sie was? Der Chefarzt dort hat Übergewicht! Da war ich schon enttäuscht, als ich das gesehen habe.
Ich: Mag ja sein, aber innerliches Fett ist einfach reiner Blödsinn.
Er: Und die Krankenschwestern da können einem auch leid tun. 16 Stunden müssen die arbeiten.
Ich (unfähig, das Lachen noch länger zu unterdrücken): Da haben Sie recht. Und da die Ärzte auch so lange arbeiten, meiner aber grade da ist, würde ich gern ein bisschen Zeit mit ihm verbringen. Dankeschön. Wiederhören.
Innerliches Fett. Und ich dacht immer, ich hätt schwere Knochen...

Die Verbindlichkeit der Kreuzschlitzschraube

Gestern habe ich unseren Schreibtisch umgebaut. (Sowas passiert, wenn man als Freiberufler mal mehr als einen Tag lang nix zu tun hat.) Eigentlich wollte ich ihn nur etwas niedriger stellen, um zu testen, ob das besser für den Rücken ist. Dazu musste ich dummerweise die Tischbeine komplett abschrauben. Merke: Niemals Ikea-Anleitungen wegwerfen, schon gar nicht für kleine, unbedeutende Möbelteile, die nicht wichtig genug für die Website sind. Jedenfalls hab ich den Bohrer samt Kreuzschlitz-Bit verwendet, weil einige Schrauben ziemlich fest saßen. Bei einer Schraube hat der Bohrer nicht richtig gegriffen und immer wieder durchgedreht. Während ich so kopfunter unterm Tisch saß und hartnäckig die Schraube ruinierte, ertappte ich mich bei dem Gedanken, welche Möglichkeiten es denn gäbe, wenn das Ding endgültig hin wäre. Wenn ich sonst ein technisches Problem zu lösen habe, lässt sich das, wenn der normale Weg nicht funktioniert, meistens durch Neustart, Neuinstallation oder schlaue Tipps/Patches aus dem Internet beheben. Allein, für die Schraube wollte mir nichts anderes einfallen als - entweder du kriegst sie rausgedreht, oder du musst den Tisch für immer und ewig so lassen wie er ist. Kein Undo-Knopf. Keine herunterladbare Aktualisierung für den Bohrer.
Vorsichtshalber hab ich dann den Schraubenzieher genommen, die widerspenstige Schraube bezwungen - und weggeworfen. Und bin mir nicht sicher, ob ich es befriedigend oder beängstigend finden soll, dass manche Dinge einfach verbindlich und endgültig und ohne Hintertür sind, und vor allem, wie wenig selbstverständlich das für mich mittlerweile geworden ist. Nerdalarm! :)

26 Oktober 2008

Mein Handy verloren hab ich

Man verzeihe mir die ungewöhnliche Formulierung - nach einer Woche mit meinem Neffen kann ich gar nicht anders, als seine yoda-eske Satzstellung zu übernehmen. Wer noch ein paar Beispiele will: "Nimmer mach ich des jetzt." (Wenn er mich testweise gehauen, mir Wasser über den Kopf geschüttet oder eine Flasche ins Gesicht geschlagen hat und ich ihn geschimpft habe.), "Weiße Haare hast du." (Nachdem ich meine Friseuse wiedergefunden hatte.) oder auch "Zum Spielplatz gehn wir jetzt." (Immer wenn es regnet.) Aus dieser repräsentativen Auswahl ist unschwer zu erkennen, dass ich die Woche mit meinen beiden Neffen sehr genossen habe. Die zwei sind wirklich zum Auffressen süß, und ich hatte jede Menge Spaß. Tim kann auch schon sprechen ("haugl" und "bläh" sind zwei Lieblingswörter), hat einen wunderbar melancholischen Blick und übt grade alle anderen Gesichtsausdrücke, vorzugsweise gleichzeitig oder zumindest in verwirrend schneller Abfolge. Marlin genießt in vollen Zügen den Oma-Effekt, sprich er lässt sich von vorn bis hinten verwöhnen, und ich durfte, anders als bei Yolanda, die strenge Tante spielen. Was erstaunlich gut klappte. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich es aushalten und hart bleiben konnte, wenn er auf mein 'nein' in herzzerreißende Tränchen ausbrach - hätte ich mir nicht zugetraut. Für die Zukunft unserer zukünftigen Kinder besteht also noch Hoffnung. Und unserer (Marlins und meiner) Beziehung scheint's nicht geschadet zu haben: Immerhin hat er gefragt, wann ich wiederkomme. ("Eine ganze Weile dauert des noch.") Vor lauter vorauseilender Sehnsucht hab ich dann wohl unbewußt mein Handy irgendwo am Münchner Bahnhof liegen lassen, quasi als Verbindungsanker zu meinen Knuddelneffen (und allen anderen lieben Leuten). Dummerweise hat das aber jemand gefunden und mit nach Düsseldorf genommen. Jetzt überleg ich, ob ich's mir doch wieder schicken lasse, weil der bestimmt nicht so gut bläh und haugl sagen kann und auch die Sätze nicht so lustig verdreht.
Wer mich bis dahin erreichen will und weder meine Festnetznummer, meine Skype-ID noch meine Email-Adresse hat, der hinterlasse mir einfach hier einen Kommentar und bald melden werde ich mich. :)

09 Oktober 2008

Winter

Woran erkennt man, dass es Winter wird?
Daran, dass Taschentücher und Mandarinenschalen herumliegen.