16 März 2007

Bitte recht unfreundlich

Woher kommt eigentlich dieser Spruch? "Bitte recht freundlich", mein ich. Ich muss an einen ältlichen Fotografen für Passfotos aus den fünfzigern denken, der sowas zu seinen zu fotografierenden Kunden sagt, die daraufhin ihre Mundwinkel exakt 1,3 mm nach oben bewegen und dabei immens förmlich und alles andere als freundlich aussehen. Andere etymologisch inspirierte Theorien bitte per Kommentar an mich. :)
Aber da kommen wir auch schon genau zum Problem. Neulich war ich mal wieder bei meinem Psychiater (dem neuen, netten). Der guckte mich kurz an und meinte trocken "Sie lächeln auch immer nur freundlich, oder?", und klang dabei irgendwie gar nicht begeistert. Das habe ich mir natürlich gleich zu Herzen genommen (auch so 'ne Krankheit!), und drüber nachgedacht, ob es mir nicht eigentlich auch mal gut tun würde, sor richtig öffentlich und offiziell schlecht drauf zu sein.
Ich bin mir nicht sicher, ob und wie das funktioniert, aber ich versuch's einfach mal: ab heute beanspruche ich das Recht für mich, knatschig zu sein.
Zum Üben habe ich gleich Gelegenheit, weil ich mir eine kleine Grippe eingefangen habe, d.h. ich kann eh nur zu Hause rumhängen, meine Erkältung zelebrieren, und Leo vollknatschen. Gewonnen habe ich das Spiel, wenn ich entweder kein schlechtes Gewissen oder keine Freunde mehr habe.
Ich bitte um Geduld, und um ehrliche Kritik, falls ich zu einem von euch zu nett sein sollte. :) Ähm. >:-)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hi tanja,
hiermit unterstütze ich dich ganz offiziell in deinen bemühungen. hab ähnliches kürzlich probiert und habe dabei zweierlei erfahrungen gemacht. 1. wenn man sich ausnahmsweise mal seiner haut wehrt, bekommt man erstmal eins auf den deckel. 2. anschließend stellt man fest, dass es trotzdem ne menge leute gibt, die anderer leute a...verhalten auch als solches einstufen. immerhin. ermutigend?
allerherzlichste grüße, egal welcher laune du gerade bist
sendet dir deine n.
("naiko" - hab mein login vergessen-loren...)

Anke hat gesagt…

Hiyo,
na, das hat heute aber nicht funktioniert! Zumindest über Skype klangst du halbwegs fröhlich und nicht knatschig!
Vielleicht waren die Mundwinkel ja unten, aber am miesen Ton musst du dann noch arbeiten...

Hm... ich denke mir dazu zweierlei...
zum einen hat natürlich jeder das Recht, auch mal schlecht drauf zu sein. Man muss nicht IMMER, der Umwelt zuliebe, gut drauf sein.
Im Gegenteil, meine Erfahrung ist, dass zumindest meine Freunde es auch mitkriegen wollen, wenn ich z.B. traurig bin. Das habe ich auch jahrelang nicht gezeigt, wenn es mal so war (Selbstschutz, will ja nicht "vor allen anderen" am Ende losheulen). Aber ich bekam das Feedback, dass ihr das wissen wollt. "Immer nur fröhlich" nimmt einem nämlich keiner ab.
Und so hast Du, Tanja, mir vor ein paar Jahren eindrucksvoll gezeigt, dass es auch anders geht und gar nicht schlimm ist (als du uns bei MiB das erste mal erzählt hast, wie fies sie bei Zuken zu Dir sind).
Seitdem arbeite ich daran, und kann auch erste Erfolge verbuchen (jetzt, wo ich noch an der Trennung von Oli arbeite, habe ich ja ein frisches Übungsobjekt - war mir diese Woche gar nicht peinlich, vor zwei netten Kolleginnen in der Teeküche ein paar Tränen zu verdrücken!).
Ich denke, genauso ist es mit "Schlecht gelaunt sein". Wir wollen gerne wissen, wenn du mal nicht gut drauf bist. Zeig es uns nur! Das ist sicher gesünder, als sich zum Fröhlichsein zu zwingen.
Und dann können wir Rücksicht darauf nehmen.

Mein zweiter Punkt ist dagegen:
Weiss ja nicht, wie das bei Dir ist, aber wenn ich schlecht drauf bin und mir sage "ich darf auch mal mies gelaunt sein, und das können ruhig alle mitkriegen", dann komme ich leicht in einen Teufelkreis: ich bin dann miesepetrig, weil ich schlecht gelaunt bin. Dann schmolle vor mich hin und komm da nur schwer wieder raus.
Also die schlechte Laune natürlich nicht künstlich erhalten, und sich nicht reinsteigern. Denn schlecht drauf sein ist DOOF.

Mit unfreundlichen Grüssen,
Anke.

Britta hat gesagt…

Hi Tanja,

ich mag Dich!

Zu jedem von uns gehört ein riesen Spektrum an Emotionen und das heißt, auch zu Dir. Du darfst Deine gerne zeigen, denn das zeigt auch Deinen Freunden, dass Du zu ihnen offen bist und wenn Du auch mal knartschig drauf bist, dann freut einen ein glückliches Lächeln um so mehr man es geschafft hat Dich wieder aufzuheitern. :)

Tse, hast Du etwa nen Klischee-Japaner verschluckt? - Immer freundlich lächeln und nicken?! - Ich glaube nicht. ;)

LG
Britta

Andrea hat gesagt…

Liebe Tanja,
ich bewundere dich wirklich! Ich finde, dass du schon sehr viel Emotionen zeigen kannst. Euer Blog ist das beste Beispiel. Und du hast es geschafft, allen von deinen Deprisionen zu erzählen.
Schau dir doch mal unseren Blog an, da findest du sowas meistens nicht....jammerschade find ich.
Und was das schlecht drauf sein anbelangt geb ich dir recht. Es ist einfach in unserer Gesellschaft so, dass es verdrängt wird.
Ein gesundes zwischenmas ist das allerbeste. Und es sollte uns gelingen nichts davon verstecken zu müssen. Naja manchmal gehts nicht anders aber zumindest bei Familie und Freunden.
Dickes Bussi nach Hamburg
Drea

Anonym hat gesagt…

Hallo Tanja,

jeder geht anders mit seinen Launen um. Manche sperren sich ins Kämmerchen ein, wenn sie schlecht drauf sind. Andere stürzen sich erst recht ins Getümmel, um sich abzulenken.

Ich gehöre eher zur 2. Kategorie: wenn es mir schlecht geht, dann rufe ich meist die Burschens an. Im Gespräch mit den anderen relativieren sich die eigenen Sorgen schnell, die einem im Kämmerchen so überdimensional und unüberwindbar erscheinen.

Allerdings halte ich eher nichts davon, schlechte Laune nach außen zu tragen. Natürlich ist es okay, die anderen wissen zu lassen, dass es einem nicht so gut geht. Aber guten Freunden entgeht das ohnehin nicht und sie werden einem dann aufmerksam zuhören, wenn man etwas rauslassen will. Aber man muss ja nicht die anderen bestrafen, indem die ganze Zeit mit Schmollmund herumläuft. Die anderen haben ja auch ihre Probleme. Aber ich merke, wenn ich etwas mit den anderen unternehme, geht es mir selbst gleich besser.

Es ist schon was dran: wenn man lächelt, bessert sich auch die Laune. Wenn man knatschig ist, ärgert man sich nur über sich selber (wie Anke schon sagt) - und wenn man dann noch einen blöden Spruch von anderen zu hören kriegt, geht es einem erst recht mies.

Naja, soviel zu meinem Wort zum Montag. Hör einfach auf Dein Gefühl, dann machst Du es schon richtig.

Liebe Grüße,
"Mac" Markus (hab auch mein Login vergessen)