17 April 2008

Bilder- und Worteklau

Heute bin ich traurig.
So hingeschrieben klingt das irgendwie sehr nach Schulaufsatz.
Aber mir wurde glaubhaft versichtert, dass es wichtig ist, meine Gefühle auszudrücken. Also werde ich die unsinnige Angst, dass sich jetzt alle bemüßigt fühlen, mich retten zu wollen, einfach beiseite schieben, und versuchen, ein Bild von meinem Innenleben zu zeichnen. (Unsinnig, weil mich das ja eigentlich freuen sollte; tatsächlich ist es mir aber eher unangenehm - es könnt sich ja jemand Sorgen machen, und das will ich doch nicht. Warum eigentlich?)
Ein Bild ist gar nicht so einfach; ich habe zwar irgendwo begabte Malergene in der Familie, aber sehr wenig Übung. Was meine Stimmung immer sehr schön ausdrückt, ist Musik. Und das ist auch gleich eine gute Gelegenheit, euch von meinen fantastischen Neuentdeckungen bei lastfm zu berichten. Unter meinen Favoriten sind zur Zeit Imogen Heap (nein, ich weiß auch nicht genau, wie man das ausspricht, und ja, die Musik ist genau so wie der Name klingt), Sarah Slean (ich steh einfach auf die girl-and-her-piano-Sache), Kate Havnevnik, Natalie Merchant und Sia. Kate Nash ist auch klasse, passt aber nicht so ganz in meine momentane Gefühlslage.
Seht ihr, wie geschickt ich jetzt abgelenkt habe? Eigentlich sollte die Musik ja dazu dienen, meine Stimmung zu verdeutlichen. Also:


Das trifft's schon ziemlich genau. Oder auch das hier:


Oder am besten das hier (bis zum Ende angucken, das wird am Schluss richtig stark):


Jetzt habe ich euch dazu gebracht, stundenlang Videos zu gucken, und mich elegant um Worte gedrückt. Dabei sollten doch Worte meine Spezialität sein. Und eigentlich kann ich ja auch ziemlich genau sagen, wie's mir geht: ich bin traurig.
Der Schwindel hat ziemlich nachgelassen und kommt nur noch ganz selten kurz durch. Eigentlich fühle ich mich emotional recht stabil, mit der Tendenz, mir etwas mehr Sorgen zu machen als zu den besten Alles-Egal-Zeiten, aber nicht annähernd so wie zu Depressionszeiten. Vielleicht fällt's mir nur mehr auf, weil ich eben jetzt beim Medizin-Absetzen besonders drauf achte.
Und heute bin ich eben traurig. Melancholisch. Ein bisschen unglücklich. Über nichts bestimmtes, einfach nur so. Angefüllt von einem Gefühl. Und wieder mal trifft jemand anders genau das, was ich sagen will, am besten mit einem Songtext:
I need the darkness
The sweetness
The sadness
The weakness
Oh, I need this...

1 Kommentar:

naiko hat gesagt…

hi tanja,
ich verstehe sehr gut, dass du darüber nachdenkst,dass du nicht willst, dass andere sich sorgen um dich machen - und muss natürlich erwidern, dass das unsinn ist. aber eigentlich finde ich das gar nicht, und zwar nicht, weil ich mitgefühl unpassend finde oder deine tendenz, deine freunde zu schonen sinnvoll... nein, einfach, weil ich die aussage "ich bin traurig" nicht im eigentlichen sinne besorgnis erregend finde. ich bin manchmal auch einfach traurig, in letzter zeit sogar nicht einmal selten. und dann bin ich eben traurig. das ist nicht beängstigend, und eigentlich auch nichts schlimmes, ein bisschen, finde ich, ist es auch schön, weil man dann etwas fühlt. melancholie ist erst dann ein problem, wenn sie einen gar nicht mehr verlässt und dann anfängt, einen zu lähmen, und das ist dann depression, aber traurig sein ist nicht dasselbe. finde ich.
ein bisschen gibt es mir auch das gefühl lebendig zu sein - nicht einfach immer gleich. und das ist doch gut so, oder?
liebe grüß
deine n.