Heute sind wir genau 3 Jahre in Hamburg.
Ähm. 'tschuldigung. Hambuich.
Aaaargh! Wir sind assimiliert!
Oder?
Manche Dinge hier sind uns immer noch fremd.
Z.B. sind wir immer noch hin und weg von der hanseatischen Höflichkeit. Bestes Vergleichsbeispiel waren meine Telefonate mit diversen Standesämtern in Nord und Süd.
Standesamt Süd 1: Wann wollen Sie heiraten? Im August? Da haben wir geschlossen. Im Juli übrigens auch.
Standesamt Süd 2: Naaa, für Auswärtige mach' ma koane Hochzeitn am Samstag.
Standesamt Süd 3: Also, Sie können nicht erwarten, dass ich Ihnen jetzt verschiedene freie Termine zur Auswahl nenne. Dafür hab ich wirklich keine Zeit.
Standesamt Nord 1: Sie wollen heiraten? Das ist ja schön! Kommen Sie einfach mal vorbei, wenn Sie Zeit haben, dann regeln wir das...
Soviel Freundlichkeit ist man als Bayer einfach nicht gewöhnt.
Genausowenig wie die Hamburger Arbeitswut. Vier Feiertage weniger ist schon schwer zu ertragen. Aber sich daran zu gewöhnen, dass es selbstverständlich ist, Freitags nach 14h noch im Büro zu sein... Ok, vielleicht vergleiche ich jetzt die falschen Jobs, aber wenn die Hamburger mit irgendeinem anderen Deutschen Volksstamm verwandt sind, dann mit den Schwaben: Schaffe, schaffe, Häusle baue und nur it zu viel schwätze. Die Bayern ticken da genau andersrum (und schon wieder schließe ich von mir auf ein ganzes Bundesland). Und ganz ehrlich: wenn Deine Hamburger Firma eine Filiale im Süden hat, und Du an einem Süd-Feiertag dringend was von denen brauchst, kann das schon mal ganz schön nervig sein.
Außerdem müssen wir noch ganz hart an unserer Wasserdichtigkeit (oder wie mein Uhren-herstellender Ex-Kunde sagte: Wasserdichte) arbeiten. Und an den Schwimmhäuten zwischen Zehen und Fingern. Und den Scheibenwischern für die Brille. Dafür spart man sich hier Wintermäntel und –reifen. Es sei denn, man hat die Ambition, zu Weihnachten immer mal wieder per Auto die Republik zu durchqueren.
Andere Sachen können wir schon gut, z.B. Brötchen statt Semmeln sagen, Berliner statt Krapfen, Apfelgrips und Brotknust auseinander halten, und gelegentlich sogar China mit ch statt mit k vorne aussprechen.
Nur eins scheint mir immer noch sehr schwer zu fallen: mich kurz zu fassen.
Also, schnelles Fazit von 3 Jahren. Die Zeit hier war bis jetzt für uns beide nicht ganz einfach. Was definitiv an den Umständen (Arbeitsbedingungen etc.) liegt. Aber die Hamburger, die vielen lieben Leute, die wir hier getroffen haben, machen das ganze mehr als erträglich, und ich würde die Zeit hier auf keinen Fall missen wollen. Ach, was red ich hier lang, am besten lass ich einfach die Eingeborenen (Fettes Brot) selber sprechen: hier gibt es nur Flachland, aber deshalb einen weiten Horizont.... Wir sind vielleicht nicht nordisch by nature, aber mindestens halbnordisch by choice!
1 Kommentar:
Seufz, ihr seit jetzt in HH und ich werd umziehen...
Aber ich bin wenigstens so weit ein Nachmacher, dass ich mir jetzt auch nen Blog zugelegt hab. :)
http://brittaundjoern.blogspot.com/
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