27 Dezember 2009

Alles eine einzige Demütigung!

Diesen auf die Schwangerschaft bezogenen Satz haben viele von euch schon zigmal von mir gehört, gefolgt von Beschwerden über allerlei Erniedrigendes, was frau in dieser Zeit so zu ertragen hat:

* Man kann seine Schuhe nicht mehr selbst binden/im Stehen anziehen/sehen.
* Man kann peinliche Körperfunktionen nicht mehr kontrollieren – der
Börpsknopf ist da noch ein harmloses Beispiel.
* Man muss laufend Urinproben abgeben, obwohl man kaum noch um seinen Bauch rumlangen, geschweige denn den Becher, den man treffen soll, noch sehen kann.
* Man kann keine drei Schritte mehr gehen oder gar zügig gehen (von laufen will ich ja gar nicht sprechen), ohne sofort aufs Klo zu müssen. Ich frage mich, wie das evolutionär zu erklären ist – hat man, statt vor dem Säbelzahntiger zu fliehen, ihn in Notwehr einfach angepieselt?
* Man fühlt sich aus reiner Verzweiflung dazu bemüßigt, andere laufend über peinliche Körperfunktionen zu informieren. Siehe oben. QED.

Diese Liste könnte ich endlos fortführen. Allein, die Schwangerschaft ist vorbei – und damit auch die Demütigungen?

Ich stehe im Bereitschaftsraum der Nachtschwester, der gleichzeitig der Stillraum und das Kinderzimmer ist, und somit jedem Patienten und theoretisch auch Besuchern des Krankenhauses zugänglich ist; die Tür zum Gang steht immer offen. Ich habe mein Nachthemd bis unter die Achseln hochgezogen, darunter trage ich nichts außer den sexy Krankenhaus-Klassiker: eine formschöne Netzunterhose, ausgestopft nicht mit einer, sondern mit drei dicken Windeln. Die Schwester bestreicht meine Brüste mit Quark und ich bin versucht, allen Göttern, an die ich nicht glaube, für den Segen des Quarkwickels sogar die Qualen der Geburt zu verzeihen.

Mir wird klar: Die Lektion in Demut hat gerade erst angefangen...

4 Kommentare:

naiko hat gesagt…

ach du je - also, wenn das so weiter geht, dann trägst du maßgeblich dazu bei, das aussterben der spezies "mensch" zu beschleunigen... denn wer um himmels willen sollte sich auf das alles sehenden auges einlassen wollen? naja - andererseits - damit wäre der welt ja nun langfristig geholfen ;-) - und es gibt ja noch sowas wie die biouhr oder sowas... ach ja - und ich hab rauen hören, dass das mit der demütigng irgendwann aufhört. und dann vergehen ein paar jahre und dann wirst du selbst zur demütigung - weil dein sohn dich dann eine zeitlang echt peinlich finden wird. und das legt sich dann auch wieder ;-)
ist eltern werden und sein nicht schön? sprichts aus der TOTAL UNBETROFFENEN perspektive... und ich bin mir meiner beschränktheit außerordentlich bewusst... ehem...

MamaJuana hat gesagt…

Glaub mir: Bald kommt der Moment, da stehst du da komplett drüber und wunderst dich über Aussagen wie: "Stört dich das gar nicht?"
"Möchtest du, dass ich dir einen Pulli leihe?"
"Deine Nerven möchte ich haben!"
;-)

naiko hat gesagt…

das ist ja immerhin was. aber ehrlich - so als nicht-mutter versetzt einen die ganze sache trotzdem in eine gewisse erschrockene panik...

Melanie Miller hat gesagt…

Das mit dem allen zugänglichen Bereitschaftszimmer ist wirklich demütigend. Aber immerhin hattest du da noch die Wahl, ob bzw. wann du da hineingehst. Ich war drei Tage lang nach dem Kaiserschnitt ans Bett gefesselt und durfte somit ständig meine Brüste vor dem Besuch der Zimmernachbarin entblößen. Und faszinierenderweise haben solche Leute dann immer nichts anderes zu tun als einem fasziniert beim Stillen zuzusehen. Das ist dann der Zeitpunkt, wann man von der Frau zur Milchkuh mutiert;-))