08 Juli 2010

Die Unschuld ist weg

Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Ist das mit 38 nicht ein bisschen spät?
Aber natürlich meine ich was ganz anderes.
Ein Mitpatient aus der Klinik, der an einer Angststörung litt, brachte mich drauf: Selbst wenn er jemals seine Angststörung vollständig loswerden sollte, meinte er, könne er doch nie ganz sicher sein, dass sie nicht wiederkommt - denn Angst ist ja ein sehr alltägliches Gefühl, das jeder oft hat, und wie sollte er sicher sein, dass dieses Gefühl nicht der Beginn eines Rückfalls ist? Das fasste er sehr schön mit den Worten zusammen, die jetzt die Überschrift dieses Eintrags bilden.
Und jetzt spüre ich das gerade am eigenen Leib. Ich fühle mich überfordert. So, wie ich in der Schwangerschaft befürchtete, mich zu fühlen, wenn das Kind erst da wäre. Zuhause eingesperrt, nur noch auf meine Mutterrolle reduziert, von früh bis spät langweilige, lästige oder eklige Tätigkeiten verrichtend.
Das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Jedenfalls nicht durch Lenny. Allerdings sehr wohl durch Kodamas Diabetes. Und auch, wenn das sicher kein Dauerzustand ist - keiner sein kann - reicht es doch, dass ich mich immens überfordert fühle. Dass jede Kleinigkeit, die schiefgeht, mich zum Heulen bringen kann. Dass ich alles nur noch negativ sehe.
Dass ich den Schatten wieder in den dunklen Ecken hinter mir lauern spüre. Und obwohl mein Kopf weiß, dass ich deswegen jetzt nicht gleich wieder depressiv werden werde, schlägt mein Gefühl doch Alarm und will, dass ich weglaufe/mich heulend unter der Bettdecke verkrieche/wieder in Therapie gehe. Braucht wohl noch eine Menge 'richtige Gegenwart', bis ich mit diesem Unschuldsverlust leben kann...

6 Kommentare:

Britta hat gesagt…

Oh ja, das ist schrecklich. Wenn eine Frage oder Erkenntnis ersteinmal da ist kann man das nicht wieder rückgängig machen. Ich frage mich auch ständig woher kommt jetzt das ich XY fühle, weil ich grad z.B. einfach traurig bin oder...
Mir hilft es etwas dann was neues zu machen, z.B. einfach nen Eisbecher essen zu gehen, einfach irgendwie aus dem Schema auszubrechen. Erinner dich an die Momente, die dich Glücklich gemacht haben und machs einfach noch mal. Vielleicht hilfts.

Tine hat gesagt…

da stimme ich Britta absolut zu:

Mal was ganz anderes machen - vor allem was für sich selbst machen... Seele streicheln und so...

naiko hat gesagt…

soll ich dich morgen nachmittag besuchen? ich kann gleich nach der schule los fahren. dann bin ich zwischen 1 und 2 da! ich kann dir das kind halten oder die katze, oder beide? ich kann eis mitbringen, oder brownies, neue geschichten, alte themen, was immer du brauchst, um den schatten so weit ins licht zu rücken, dass er dünner wird? call me!!

MamaJuana hat gesagt…

mal ein Rat von Mutter zu Mutter:
Versuche dir zu verdeutlichen, dass dein kleiner Sonnenschein dich zwar auch Kraft kostet aber dir auch ganz viel wiedergibt. Etwas, was du früher nicht hattest als es dir so ging wie jetzt!
Mir hilft das sehr, wenn ich merke, dass ich denke, nichts mehr auf die Reihe zu kriegen, dann krieg ich es für Elena und Kilian auf die Reihe und kann danach stolz sein und dann gehts mir ne Weile besser!
Ansonsten bin ich dafür, dass man als Mutter (von Kindern und oder Katzen ;-) ) nicht vergessen darf, sich rechtzeitig um eine Therapie zu kümmern wenn sie (wieder) notwendig sein sollte. Ich erfahre gradam eigenen Leib was es bedeutet wenn man es nicht tut!
Stay strong und du kannst dich jederzeit gern melden wenn du dich mal von (depri) Mami zu selbigen ausquatschen möchtest!

Leo und Tanja hat gesagt…

Nur nochmal zur Klarstellung: Ich bin nicht dabei, gerade wieder eine Depression zu entwickeln. Zum Vergleich: Jemand, der mal einen Herzinfarkt hatte, der mit einem Stechen in der Brust begann, wird wahrscheinlich in Zukunft bei jedem Husten panisch werden, auch wenn's eben nur eine Erkältung ist. Und so geht's mir grade mit der Überforderung: Scheiß-Gefühl, aber nichts wirklich ernstes.
Danke für eure Kommentare + Anrufe + Besuche! Das hebt die Laune gleich immens!

Nicky hat gesagt…

Wir hatten auch mal einen Kater mit Diabetes und weis wie anstrengend es ist die Blutzuckermessungen zu machen, aber das lässt auch wieder nach. Der Anfang ist dafür eben da um um zu schauen wie hoch sie eingestellt werden muss und dann ist nur noch einmal die Woche messen angesagt.
Bloss kein Stress machen Tanja.

Liebe Grüße vom Opti und der Nicky