03 Dezember 2007

Die volle Wahrheit

Eine Parodie ist die überspitzte und übertriebene Darstellung eines Werkes, einer Person oder eines Sachverhalts; durch die Übertreibung soll auf (mehr oder weniger) humorvolle Weise auf Schwachstellen aufmerksam gemacht werden.
Wie aber nennt man eine Darstellung der reinen Wahrheit, ohne Übertreibung, die einen statt zum Lachen nur zum Weinen bringt? Tragödie? Nachrichten? Und ist dann die Wirklichkeit die Parodie?
Die Macher des Films, den uns Felix neulich geschickt hat, haben es einfach The Truth in Advertising genannt. In 12 Minuten stellen sie die klassischen Abläufe der Branche klar analysiert und realistisch dar, nicht wie sie sind, sondern wie sie wären, wenn alle Beteiligten sagen würden, was sie tatsächlich denken. Jeder, der nicht in der Werbung arbeitet, wird sich wahrscheinlich schieflachen. Ich konnte nur hinstarren wie auf einen besonders blutigen Unfall. Den meisten Personen konnte ich auf Anhieb Namen aus meinem früheren beruflichen Umfeld geben, und sogar Büros und Studios sahen ähnlich aus wie die Orte, an denen ich gearbeitet habe. Wenn ich meinen Kalender von 2005 noch hätte, könnte ich den einzelnen Situationen sogar konkrete Daten zuordnen.
Ich wünschte nur, ich könnte dieses Video mitnehmen zu meinem Termin beim Arbeitsamt, und an meine Versicherung schicken, um denen ein für allemal klarzumachen, dass ich sowas nicht mehr machen kann.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nicht nur wird es mir schlecht beim reinen Ertragen sondern weil der no skill Dialog auch auf die Unternehmensberatung zutrifft. Insbesondere auf eine mit Namen [Atre], die es bestens versteht, ständig nur bullshit von sich zu geben, alle anderen durch den Dreck zu ziehen, dann wie ein kleines Kind zu Jammern, mit dem Fingern auf andere zu zeigen und dann zu schmollen.
Und ich finde Anleihen aus dem Film an jeder Ecke des heutigen Tages in meinem Beruf und derzeitigem Projekt. Irgendwie würde ich gerne versteck un-satirische Kurzgeschichten über die Branche schreiben und an Universitäten und Informationsveranstaltungen jener ach so tollen (lies: skill-losen) Unternehmensberatung zu verteilen.

Britta hat gesagt…

Ach Tanja, ich wünsch dir so nen Job wie meinen jetzt. Ich kann in meinem Job arbeiten und habe nicht das typische Mobbing-gemauschel einer Werbeagentur.

... Wie ist deine Berufsbezeichnung noch gleich? hmmm, sucht meine Firma nicht Leute?
Tse, ich bin egoistisch und möchte gern meine Freunde aus HH wieder in der Nähe haben. ;) ... aber nachgucken kann man ja mal... ;)

Anonym hat gesagt…

Hi,
ja, auch mir kamen so einige Ausdrücke bekannt vor! Und zwar so bekannt, dass mir fast schon gar nicht mehr auffiel, dass die Leute ja im Film "Klarsprache" benutzen und nicht die üblichen Schleimer-etc ausdrücke ("can I see that again?" for "uh, I wasn't actually watching, because I give a shit").

Gottseidank hab ich damit im Job sehr wenig zu tun, und trotzdem kommt es mir schon so bekannt vor... ich glaube sofort, dass einen das wahnsinnig machen kann.

In den USA sind sie lt Zeugenaussagen besonders gut in solchen schwammigen und inhaltlosen, toll klingen Aussagen. Da würd ichs nicht lange aushalten!