25 Februar 2012

Fröhlich-therapeutisches Rumgezicke

Szene vor dem Supermarkt: Auf dem Eltern-Kind-Parkplatz stehen zwei typische Familienkutschen und, schön in der Mitte dazwischen, ein dottergelber Sportwagen, in den garantiert kein Kindersitz passt.
Während wir unsere Einkäufe einladen, kommt die Besitzerin des Wagens - etwa Ende 50 und offensichtlich ohne Kind - und legt ihre kleine Einkaufstüte in den Kofferraum. Als ich gerade Lenny ein seinen Sitz packe, will sie an mir vorbei - und klappt meine Wagentür, in der ich gerade stehe, etwas weiter zu, so dass ich mich nicht mehr bewegen kann.
Ich: Entschuldigung, ich muss hier noch mein Kind anschnallen.
Sie: Macht nichts, ich komm schon vorbei.
Ich: Das ist ja schön für Sie, aber ich habe keinen Platz mehr.
Sie: Ja, da haben Sie wohl etwas zu weit drüben geparkt.
Ich (deren Auto perfekt in der Mitte der Parkplatzmarkierung stand): Eigentlich ist das hier sowieso ein Eltern-Kind-Parkplatz.
Sie: Äh, ich hab einen Hund dabei.
Schlägt die Autotüre zu und fährt mit wummerndem Motor davon.

Vor nicht allzu langer Zeit wäre ich in dieser Situation spätestens nach ihrem 'Macht nichts' verstummt, hätte mich aber die ganze Autofahrt nach Hause lang geärgert. Aufgeregt habe ich mich heute natürlich auch über so viel Unverschämtheit auf einem Haufen. War aber dabei trotz allem seltsam gut gelaunt. Weil mindestens drei bis vier Therapeuten auf der Rückbank saßen, sich gegenseitig gratulierend die Hände schüttelten und mir auf die Schulter klopften.
Oberflächlich gesehen habe ich mit diesem Wortwechsel ja überhaupt nichts erreicht. Ich bin sicher, die Frau hat sich nicht mehr als drei Sekunden darüber Gedanken gemacht. Wenn ich aber über den unbezahlbaren Reichtum nachdenke, den ich gewonnen habe - meine Würde, meinen eigenen Raum, den sie mir gedankenloserweise zu nehmen versucht hat, mein Selbstbewusstsein - dann scheint mir der Preis für so ein Sportwagenei dagegen geradezu lächerlich.
Und nicht zuletzt ist da der kleine, schadenfrohe Triumph, das letzte sinnvolle Argument in einem Streitgespräch gehabt zu haben. Mal ehrlich: "Ich habe einen Hund dabei"? Wie hilflos ist das denn? Höchstens einen Vogel hast du, dämliche Sumpfdotterkuh! :)

7 Kommentare:

naiko hat gesagt…

wow, ich beneide dich um die fähigkeit, aus der puren gegenwehr so viel energie zu ziehen! wirklich. denn wie oft gibt es situationen, in denen das wehren eben objektiv betrachtet zu nichts führt. und daraus ziehen wir dann ja oft - meistens? - nur ich? - die konsequenz, es einfach sein zu lassen.
ich denke dann zusätzlich so lange über die konsequenzen der gegenwehr nach, dass ich gar nicht mehr dazu komme, sie einfach mal hinzukriegen. oder ich entscheide mich aus tausend gründen dagegen. seltsamer weise nur dann, wenn ich mich selber verteidigen soll...
ach und übrigens: im grunde hast du diesen konflikt doch tatsächlich objektiv gewonnen. :-)den hund als kind zu definieren, ist zwar ok, aber bezüglich der mutter-kind-parkplätze nicht unbedingt das schlagendste argument. hihi.

Mama arbeitet hat gesagt…

Sauber pariert - und die auf dem Rücksitz sich gegenseitig gratulierenden Therapeuten fand ich ganz köstlich! Liebe Gruss, Christine

Leo und Tanja hat gesagt…

Na, zugegebenermaßen hatte ich zwei große Vorteile: Ich war vorbereitet, weil ich das Auto zuerst gesehen und mich geärgert hatte, sprich schon in Kampfesstimmung war, bevor ich Kontakt mit der Besitzerin hatte.
Und ich war einfach sowas von unzweifelhaft im Recht. Dann fällt's mir immer etwas leichter, für mich einzustehen, als wenn's 'nur' um meine Gefühle oder etwas ähnlich ungreifbar-unberechtigtes geht.
Trotzdem: Ich bin stolz auf mich. :)

Tine hat gesagt…

Ja das darfst du auch sein. Ich habe auch die Leute, die Behinderten-Parkplätze oder Mutter-Kind-Parkplätze belegen um 2 Meter näher am Eingang zu sein gefressen. Dumme Planmtschkuh, dumme...

naiko hat gesagt…

darf ich etwas ketzerisch sein?
aber zuerst: damit nehme ich nicht zurück,was ich oben geschrieben habe! ich finde es bewunderns- und beneidenswert, dass du das mit der gegenwehr kannst und genießt! punktum!
aber mir geh der gendake nicht aus dem kopf, dass irgendwo in meinem system eine kleine stimme sagt: wie cool wäre es, wenn man sich über die dummheit anderer leute gar nicht mehr ärgern würde? dann würden einem solche szenen erstens nicht nachgehen und aufwühlen, und vor allem würde man wahrscheinlich immer sehr souverän reagieren. oder? keine ahnung - ich kann das nur bis zu 85% im auto. da regt mich fast nix auf. wenn ich gut drauf bin jedenfalls. und wenn nicht, dann war die laune ja vorher schon besch...en^^
in dingen, die mir wichtig sind - z.b. schule/schüler, geht's ganz schlecht. dummheit macht mich da rasend, schlechte manieren auch... (nicht die der schüler, die ihrer erzeuger zumeist...). tja, andererseits: enn wir keine ziele mehr haben, wird's langweilig ;-)

Anke hat gesagt…

Ah, wunderbar, Gratulation! :-)
Ich denke schon, dass es der Frau länger als 5 Minuten nachgeht, denn die Anwort "äh... Hund" - das sagt man doch nur aus Verlegenheit.
es war ihr peinlich, da sie sich auch im Unrecht gesehen hat. Sie wusste ja, dass sie hier nicht parken durfte.
Nur hatte sie gehofft, nicht darauf angesprochen zu werden, weil sich viele Leute eben nicht beschweren über das unverschämte Verhalten von anderen Leuten.
weiter so!

Britta hat gesagt…

Klasse, besonders nicht über das "hätt ich doch..." nach zu grübeln ist ein echter Lebensqualitätsgewinn.