04 November 2008

Intelligent Design Albtraum

Manchmal kaufe ich bei meinem Lieblingsgemüseladen seltsame Dinge, nur weil ich sie noch nie vorher gekauft, zubereitet oder gar gegessen habe. Neulich z.B. Schwarzwurzeln. Die habe ich noch nie anderswo als in Kantinen gegessen. Nicht im Restaurant, und schon gar nicht privat. Warum auch immer, eigentlich schmecken die ja nicht schlecht und haben, wenn eingelegt, sogar . Vielleicht sind sie leicht zu verarbeiten, dachte ich mir. Mitnichten! Nach dem Schälen muss man das Zeugs sofort in eine Mehlbrühe einlegen, damit sie nicht, ähm, schwarz werden, und dann stundenlang kochen. Und 'nach dem Schälen' hat man schon das schlimmste hinter sich. Der Saft, der dabei aus den Wurzeln austritt, ist dermaßen klebrig, dass er auch mit der, ähm, Wurzelbürste nicht von der Haut abgeht. Ich musste schließlich einen großen Teil meines teuren Gesichtspeelings opfern, um meine Hände wieder sauber zu kriegen. (Ja, ja, ich komm jetzt gleich zum Punkt.)
Jedenfalls erinnerte mich dieses Mühsam-Gemüse sehr an Douglas Adams' Gedanken zur Kokosnuss. Beide Nahrungsmittel, ernährungstechnisch wünschenswert, aber sehr unpraktisch, sind eigentlich, so dachte ich mir flüchtig, ein Gegenbeweis dafür, dass unsere Erde von einem intelligenten Designer nur für uns gemacht wurde.
Aber halt! Wer sagt denn, dass der Designer so wahnsinnig intelligent sein muss? Dumm sicher nicht, aber vielleicht einfach nicht gut genug, um seine Produkte in Handhabung und Verpackung 100% kundengerecht zu gestalten? Wahrscheinlich ist es reines Glück, dass sich nicht die Banane durchgesetzt und die Schwarzwurzel verdrängt hat. Hm. Oder gutes Marketing? Vielleicht hatte die Schwarzwurzel ursprünglich die besseren Vertriebswege, oder sie war mal billiger, deswegen existiert noch eine gewisse Rest-Marktdurchdringung...
Moment mal. Warum gibt es überhaupt einen Konkurrenzkampf zwischen diesen Produkten, wenn sie vom selben Hersteller... OMG! Sie sind nicht vom selben Hersteller! Es gibt mehrere intelligente Designer! Die um uns konkurrieren. Uns ihr Design als das Beste verkaufen wollen. Uns am Ende noch mit Werbung manipulieren.
Wir sind gar kein Universum. Keine Welt, keine wunderbare Schöpfung. Wir sind ein Markt! Aaaaaaaaah!

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Heureka! *g

Endlich eine schlüssige Erklärung.

Amüsierten Gruß

Sandra

Anonym hat gesagt…

Wie Madmartigan im Film "Willow" schon treffsicher zu einer Baby-Prinzessin treffsicher meinte: 'Schwarzwurz gibt ordentlich Haare auffer Brust.' Obwohl das bis heute kein Wissenschaftler klar beweisen konnte, reichte doch die Drohung vor allem bei der weiblichen Hälfte der Bevölkerung, das Essen doch eher in die hinteren Ränge zu verbannen. Und deswegen kam die leckere Wurz ins Hintertreffen... :)

Chris hat gesagt…

Demnach gibt es auch kein Schicksal, sondern nur ein globales Gluecksrad als Determinationsquelle unserer Zukunft. Dann kaufe ich doch mal Glatt ein 'E'...

naiko hat gesagt…

grässlich, echt!pfui!

aber abgesehen davon: schwarzwurzeln sind delikat, vor allem aus der dose - und dann auch problemlos zu verarbeiten. wenn man selber kämpfen - äh - kochen will, nehme man petersilienwurzeln, die schmecken ähnlich (ok, nicht ganz so neutral) und sind vielviel leichter zu verarbeiten, ähnlich einfach wie kartoffeln - die sich ja bekanntlich in jeglicher form auf dem weltmarkt durchgesetzt haben, ok, erst, nachdem halb irland vergiftet war - aber wer braucht schon iren... und die sind ja dann ins ursprungsland ausgewandert und beherrschen seither gewissermaßen den weltmarkt, noch, oder nicht? oder nicht mehr lange? aus rache?
whatever...
bananen finde ich übrigens misstrauen-erregendes gemüse, vor allem in saftform... und begrüße deren weltmachtstellung demzufolge keineswegs. kokosnüsse, äh -früchte sind netter und nicht ganz so sexistisch. (oder datteln? wachsen auch auf palmen!)

beste grüße
n.

p.s. habe ich schon angemerkt,dass ich keine ahnung von weltwirtschaft habe?
p.p.s. nein, ich stehe nicht unter dem einfluss weltmachterhaltender drogen oder sowas. ich habe nur brokoli (schreibtmandasso? ne, oder?)gegessen... biobrokoli

Anonym hat gesagt…

N, wie kommst du drauf, daß Kosoknüsse nicht sexistisch wären?! Was ist mit den "Kokosnuß-bikinis", die gelegentlich zu Fasching (?) auftauchen?
So, du misstraust der Banane. Was war nochmal das leckere Gericht, daß du so gerne für uns zu Silvester kochst...? Sagt das irgendwas über Dein Verhältnis zu uns aus...?
;-)

Yuk, Schwarzwurzeln.
Hab ich nicht mehr gegessen, seit ich von zu Hause weggelauf- äh, ausgezogen bin.
Aber Petersilienwurzel ist lecker. Sollte ich mich nochmal an die S.wurzel wagen...? Vielleicht mag ich sie ja jetzt?
Igitt, NEE!

Britta hat gesagt…

Zur Banane, fragt meinen Mann, dann bekommt ihr zuerst sein Wort dafür zu hören: BaBUÄÄÄHH!

Naja, wer als Junge die Schiffskontainer leerschaufeln durfte, die zulange in der Sonne gestanden hatten... Der hegt verständlicherweise jetzt eine Abneigung gegen Babäh-Geruch.

Und mir fällt da auf, dass ich noch nie Schwarzwurzel gegessen hab. Danke für die Warnung, ich werde sie jetzt auch in der Dose kaufen und nicht frisch vom Markt, wie ich das sonst gerne tue.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht solltest du mal mit Amazon darüber reden. Die haben ein neues "Programm": Wrap rage. Das geht zwar nicht direkt auf Schwarzwurzeln ein, aber auf all jene von uns, die sich mit schwer zu öffnenden Verpackungen herumschlagen mussten...
www.amazon.com/frustration

Schöne Grüße aus Aburg
A.

naiko hat gesagt…

hey, anke!
bananenbällchen gelten nicht als bananen, weil sie nicht mehr bananenförmig sind - und das mit den kokosnuss-bikinis - ok, das hatte ich verdrängt. ich nehme also meine aussage zu den nichtsosexistischen kokosnüssen zurück - oje, mein armes weltbild, es wanket und schwanket...

wie ist es mit erbsen? sind die auch sexistisch? ich finde die eher niedlich: so klein, und grün und rund...
ok, i seem to be losing my mind.
seeya
n.

Birgit hat gesagt…

Hmmmm, vielleicht sind Schwarzwurzeln aber auch als eine Art Intelligenztest für uns gedacht gewesen; so 'ne Art Rattenlabyrinth in Gemüseform. ;-)

Aber mal im ernst, spricht eigentlich irgendwas dagegen die Dinger einfach, genau wie rote Beete, im ganzen zu kochen und sie erst hinterher zu schälen? Eventuell könnte man sich dann die Klebesaft- und Mehlpampenphase sparen.

Kulinarische Grüße aus Lüneburg!
Birgit