Wochenende. Letztes. Da waren wir spontan in London. Anke besuchen. Und Matthias. OK. Telegrammstil Ende. Es war ein geniales Wochenende, wir hatten so viel Spaß, und ein bisschen von allem: Sehenswürdigkeiten, Pubs, Musical, Pubs, altehrwürdige Gebäude (viele davon Pubs), Ausstellungen, Rollenspiel, Pubs, und außerdem mehr Ale/Stout/Lager/Cider, als ich aufzählen kann. Ohnehin ist es ein Wunder, dass ich diese Woche überhaupt in der Lage war, irgendwas zu übersetzen. Eigentlich sollten meine Wort-Ressourcen völlig aufgebraucht sein, so viel wie ich die ganze Zeit geredet habe.
Es gab aber auch so viel zu kommentieren. Allein der ca. 500 Jahre alte Pub, in dem wir am ersten Abend gegessen haben, hat mindestens 20 verschiedene Geschichten inspiriert, natürlich komplett mit Mord, Totschlag, Ehebruch und Kreuzzug. Wer Details wissen will, muss sich gedulden, bis ich es schaffe, ein entsprechendes Buch zu schreiben.
Generell hatte ich das Gefühl, dass sich an dem Wochenende praktisch alles wie von selbst zusammengefügt (= korrekte Übersetzung für 'fall into place') hat. Zum Beispiel: Am ersten Tag sind Leo und ich zuerst in eine Ausstellung über "London at war" gegangen, die die Zustände während der deutschen Luftangriffe darstellte. Sehr eindrucksvoll, und interessant, den zweiten Weltkrieg mal aus einer nicht ausschließlich traurig-entsetzt-schamerfüllten Perspektive zu sehen. Danach spazierten wir ungefähr fünfmal über die Tower Bridge, wobei Leo mir erzählte, dass die Raben im Tower der Legende nach dem Königreich Glück bringen. Wenn sie jemals den Tower verlassen, wird das Königreich untergehen, heißt es. Das ist der Grund, warum die Raben Mitglieder der britischen Armee sind und als solche Sold beziehen. Royal Air Force, nehme ich mal schwer an. Da die Engländer sehr an ihren Sterling-Pfunden hängen, habe ich mich diesmal nicht getraut, danach zu fragen, in welcher Währung - vielleicht Sonnenblumenkernen? - die Vögel bezahlt werden. (Das letzte Mal, als ich im Pub einen Kollegen beiläufig fragte, ob England sich nicht auch irgendwann mal bequemen wollte, zum Euro überzulaufen, wäre ich beinahe von der Wirtin rausgeschmissen worden.)
Hinter dem Tower blieben wir stehen, um die informativen Schilder zu lesen (keineswegs, um das Königreich und sein berühmtestes Gefängnis in irgendeiner fiesen deutschen Weise zu bedrohen), flog schließlich eine Kamikaze-Möwe (Sah jedenfalls nicht nach Rabe aus. Entweder war sie ein bezahlter Söldner, oder ein vom Feuer der WWII-Luftangriffe schrecklich entstellter Veteran.) einen todesmutigen Luftangriff und traf Leo mitten ins Herz. Naja, zum Glück war die Jacke dazwischen und wir konnten die Sauerei unter Einsatz diverser Taschentücher einigermaßen beseitigen. Aber so war das das ganze Wochenende durch: alles passte irgendwie zusammen. Und inspirierte mich, jede Menge Blödsinn zu erzählen, wie ihr grade lesen konntet.
Danke für das schöne Wochenende, liebe Londoner!
London 2008 |