Das Warten hat ein Ende. Den ganzen Tag schon hört/liest/sieht man überall die Warnungen, dass Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h erwartet werden, und dass man soweit möglich das Haus nicht verlassen sollte.
Den ganzen Vormittag hat es nur geregnet, was die letzten Hamsterkäufe (Klopapier, Milch und Rohrreiniger) ziemlich unangenehm gemacht hat. Aber von Wind war keine Spur.
Ich fühlte mich schon sehr an meinen ersten Taifun in Tokyo erinnert. 1994 im Oktober. Taifun Nr. 24. (Die Japaner nummerieren die Dinger durch und fangen jedes Jahr neu an.) Im Fernsehen im versifften Gemeinschaftsraum unseres wackligen Holzhauses wurden schon morgens im 10-Minuten-Abstand Informationen über Stärke, Position und Bewegungsrichtung von No. 24 durchgegeben. Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. Das Wohnheim wackelte schließlich schon jedes Mal, wenn die Trambahn vorbeifuhr (d.h. ca. alle 5 Minuten bis Mitternacht). Als ich von der Arbeit heimkam, regnete es auch tatsächlich halbherzig und der Wind stülpte auch tatsächlich einmal meinen Schirm um. Und das war's. Der einzige Grund, warum ich nachts aufwachte, waren die vorbeirauschende Trambahn und div. Zimmernachbarn, die an meiner Tür vorbei aufs Klo gingen (beides brachte den Boden, auf dem ich auf meinem dünnen Futon schlief, in etwa gleich stark zum Vibrieren). Kein Sturm, höchstens ein etwas unentschlossener Wind. Und Taifun No. 25 und 26 waren genauso. Mehr Medien- als tatsächliche Präsenz.
Hier in Hamburg sieht das ganze schon etwas ernstgemeinter aus. Der Himmel hat sich grade rapide verdunkelt, und der Regen klingt, als würde jemand einen sehr großen Eimer Wasser von weit oben direkt auf unser Dach kippen. Wahrscheinlich ist der Fischmarkt mal wieder überschwemmt (passiert regelmäßig) - hoffentlich haben die Leute dran gedacht, ihre Autos da wegzufahren.
Wir wohnen hier zum Glück nicht in einem Überschwemmungsgebiet, d.h. so lange unser Auto den Wassermassen von oben standhält, sollte ihm nichts passieren.
Jetzt hat's grade zum ersten Mal geblitzt, und gleich darauf gedonnert. Weniger als 2 Sekunden Abstand. Und unsinnigerweise fühle ich mich gar nicht besorgt, sondern neugierig-gespannt. Genau wie damals in Tokyo. Die Sturmwarnung mag hier (wo die Leute nicht so übervorsichtig sind wie in Japan) mehr Gewicht haben. Aber die Steine, aus denen unsere Häuser gebaut sind, auch. Ich denke, ich setze mich jetzt ans Fenster und gucke den Blitzen zu.
4 Kommentare:
Hi ho,
hier in moosburg windet es lediglich wie die Hölle. Ab und an sieht man irgendwas am Fenster vorbeisegeln. Aber das war es dann auch. Bis auf dem Stromausfall gerade eben wärend 5 Minuten. Sowas hatten wir hier noch nie. Ja bin ich denn schon in Kiew oder was?
mich hats eine menge nerven gekostet. immerhin lebe ich hier im süden und nicht am meer, da mags ja ok sein, wenn es ab und an stürmt, aber hier zwischen all den bergen, also ehrlich. und dann ist die schule ausgefallen - das riecht nach katastrophe... so schlimm wars zwar dann nicht, aber die meerschweine saßen doch plötzlich im freien und mussten dann in einer kiste im keller übernachten, was sie nicht so toll fanden... und im stall hats eine 2,5x4-meter-plastik-scheibe aus der wand gerissen - also doch kein laues lüftchen. nun denn, hier weht es immer noch..
ihr habt hoffentlich alles überstanden? windigen gruß aus dem unterallgäu sendet n.
Ich schäme mich ja schon! Erstens ist sogar hier in der Straße was kaputt gegangen (ein Blumentopf, der dramatisch zerschmettert neben unseren Fahrrädern liegt), und zweitens sollte ich halt doch nicht von japanischen Nachrichten und deren Seriositätsgehalt auf deutsche schließen. Und ausserdem sind wir heute, leichtsinnigerweise fahrradfahrend, so richtig schön abgeregnet und fast weggeweht worden. Ich gelobe also mehr Demut und hoffe, der Sturm hat niemanden von euch zu hart getroffen!
...Ich hatte nur drei Stunden Verspätung. Wie gut, dass der Hamburger Flughafen aus jeder Richtung angeflogen werden kann. Wie gut, dass ich nicht mit der Bahn unterwegs war ;-)
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